261 kB 22.01.2016 21.01.2016, Nachwuchsrate des Königs der

Printausgabe der Tiroler Tageszeitung vom Do, 21.01.2016
OSTTIROL
Nachwuchsrate des Königs der Lüfte ist
stabil
Seit 2003 war man im Nationalpark Hohe Tauern in zwei
Projektphasen dem Bruterfolg der Steinadler auf der Spur. Das
Ergebnis ist erfreulich: Die Bestandsgröße des imposanten
Beutegreifers blieb konstant.
Der Abschuss von Steinadlern ist alpenweit verboten.Foto: NPHT/Greßmann
© NPHT/Greßmann
Von Claudia Funder
Matrei i. O. – Er ist Kosmopolit auf der gesamten Nordhalbkugel, gilt als
Freiheitssymbol und ist weltweit das zweithäufigste Wappentier: der Adler. Einst
unkontrolliert bejagt und gehörig dezimiert, zählt er heute zu den besonders
geschützten Vogelarten. „Im Nationalpark Hohe Tauern hat der Steinadler einen
besonderen Stellenwert, denn 12 bis 13 Prozent des österreichischen Bestandes
leben in den Hohen Tauern“, weiß der Wildbiologe Gunther Greßmann. Grund
genug, den Bestand mittels Monitoring unter die Lupe zu nehmen. „2003 bis
2005 wurde erstmals im Zuge eines Interreg­Projektes die Höhe der Adlerdichte
im Nationalpark erhoben“, erzählt Greßmann. Man ging auf die Suche nach
Horsten, grenzte Adler­Reviere ab und dokumentierte penibel den
Fortpflanzungserfolg. „Die ungefähre Bestandsdichte lag bei 42 Adlerpaaren,
deren Reviere rund 40 Quadratkilometer umfassten. Man kam auf eine
Reproduktionsrate von 0,48. Das heißt, im Schnitt bringt ein Adlerpaar, das
brütet, nicht ganz jedes zweite Jahr erfolgreich einen Jungvogel zum Ausfliegen.
Allerdings brüten nur etwa 80 Prozent der Adlerpaare jährlich“, erklärt
Greßmann, der die Projektleitung für das Steinadler­Monitoring im Nationalpark
Hohe Tauern innehat. Die Erhebungen der Ranger wurden durch Hinweise von
Jägern, Förstern und Mitarbeitern der Nationalparkverwaltungen unterstützt.
Für die zweite Untersuchungsphase von 2011 bis Ende 2015 liegen die
Ergebnisse nun auf dem Tisch. „Es gibt keinen nennenswerten Unterschied zu
den ersten Jahren, im Mittel ist der Nachwuchserfolg gleich groß. Die Adlerdichte
scheint stabil zu sein“, freut sich Greßmann.
Der Ausfall in den ersten vier Lebensjahren ist bei Adlern groß, rund 65 Prozent
der Jungvögel gehen ein – etwa wegen mangelnder Erfahrung, auf Reviersuche,
bei Revierkämpfen oder durch andere Umwelteinflüsse wie Bleivergiftungen.
Schafft er es aber zum Reviervogel, kann er in freier Natur das Alter von etwa 25
Jahren erreichen.
Auch in Zukunft wird ein versiertes Auge auf den Adlerbestand geworfen: „Das
Monitoring­Projekt wird weitergeführt“, verrät Greßmann.