Bayerische Küche in asiatischer Hand

Bayerische Küche in asiatischer Hand
20.04.2016 18:57
Riedenburg
(ksm)Uhr
George und Ricky ziehen das voll durch. Seit halb sieben. Hochkonzentriert und mit schnellen
Handbewegungen lassen die beiden Chefköche aus China Breze um Breze auf das Blech gleiten - fast so, als
hätten sie nie etwas anderes gemacht, als in Riedenburg Brezen zu drehen.
Die beiden Chefköche aus China, George (rechts) und Ricky, üben sich in
Riedenburg beim Brezendrehen. Vier Wochen lernen sie im Altmühltal die
typisch bayerischen Küchenkniffe. - Foto: Schmied
Teigling rollen, Teigling in Form bringen, Teigling ablegen. Blech füllen, Blech
wegbringen. Von vorne. "Das ist doch einfach", meint George. Er blickt nur kurz
auf, um das zu sagen, und widmet sich dann lieber wieder der bayerischen
Backware. Wie viele Exemplare die beiden wohl bis 10 Uhr schaffen? "Danach
machen sie auf jeden Fall Apfelstrudel mit der Waltraud", sagt Stefan Hecht.
Hecht ist an diesem Tag der Begleiter der beiden Köche aus Asien. George und Ricky: Das seien zwar in gewisser
Weise Künstlernamen, erklärt Hecht, der bei der Kelheimer Brauerei Schneider im Export tätig ist. "Aber für
Nicht-Asiaten sind sie leichter auszusprechen." So heißt auch der Chef der beiden Chinesen für seine Geschäftspartner
Michael. Und hier kommt die Brauerei ins Spiel, denn Michael will Ende des Jahres im Norden Chinas ein Weißes
Brauhaus eröffnen - mit Bier aus Bayern und authentischen Speisen.
Vier Wochen lang sind George und Ricky also in den Landkreis Kelheim gekommen. Vormittags steht Wursten auf dem
Programm. Nachmittags helfen sie dabei, Schnitzel zu braten und Knödel zu kochen. Alles Dinge, die in Asien so gar
nicht zum Küchenalphabet gehören. "Das sind für asiatische Menschen ungewohnte Geschmacksrichtungen", sagt
Hecht. Aber gerade darauf setzt Michael, der im Norden Chinas bereits 15 Restaurants betreibt. Für die bayerischen
Speisen, die in der geplanten Gaststätte auf den Tisch kommen sollen, will er darum die Zutaten auch importieren, um in
kulinarischer Hinsicht authentisch zu sein. George und Ricky sollen die entsprechenden handwerklichen Kniffe von ihrer
Reise mitbringen.
Der erste Aufenthalt fernab der Heimat ist der Abstecher an den Main-Donau-Kanal für die beiden aber keineswegs. In
München haben George und Ricky erste Erfahrungen in der hiesigen Gastronomie gesammelt. Fremd sind ihnen
bayerische Schmankerl darum nicht. Das mit dem Genuss ist aber trotzdem so eine Sache. "George mag kein Bier,
Ricky dagegen schon", verrät Hecht. Und die perfekte Menge Salz auf der Breze sorgt mitunter auch hierzulande für
Diskussionen.
Zumindest die richtige Drehung haben George und Ricky in kürzester Zeit verinnerlicht. Daniel Frank, der seine
Backstube zum Übungsareal erklärt hat, ist begeistert. "Die beiden sind handwerklich gut. Die könnte man schon
einspannen", sagt er, lacht und drückt ihnen zum Abschied eine frische Breze in die Hand.
Von Kathrin Schmied
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