FAHRBERICHT Der neue Touareg Expedition Erstmals stellt

FAHRBERICHT Der neue Touareg Expedition
abenteuerlust
FOTOS: schinkER (4)
Erstmals stellt Volkswagen einen einsatz­
bereiten Expeditions-Touareg direkt ab
Werk auf die Räder. Was kann der Offroader
besser als der Serien-SUV? Wir haben es
in anspruchsvollem Gelände ausprobiert
Der Metalldachträger nimmt ein bequemes und robustes Dachzelt auf
90
GUTE FAHRT 3/2005
Dank modifiziertem Fahrwerk ist
der veränderte Schwerpunkt durch
die Dachaufbauten kaum spürbar
M
Der massive siebenteilige Unterfahr­
schutz ist geschraubt und deckt
fast den gesamten Unterboden ab
ehr Gas, mehr Schwung!“ Die Tipps, die von meinem
drau­ßen wild dirigierenden Kollegen in den gewohnt luxuri-ösen Innenraum des Touareg dringen, kann ich sehr
wohl hören. Sehen wohin es gerade geht, kann ich indes nicht. Mit
der Fahrzeugschnauze fast vertikal gen Himmel steuere ich die
Steigung an. Eigentlich ist es eher eine ausgewachsene, schlammige
braune Wand, die ich gerade zu bezwingen versuche. Mit etwas mulmigem Gefühl trete ich also das Gaspedal voll durch – und siehe da,
das neue Sondermodell Touareg „Expedition“ erklimmt auch dieses
scheinbar unbezwingbare Hindernis. Die anschließende hüfttiefe
Schlammdurchfahrt und die üble Verschränkungspassage sind da
nur noch schmückendes Beiwerk einer glänzenden Offroad-Performance. Volkswagen Individual hat, gut zwei Jahre nach der Präsentation des Touareg, aus dem lifestyligen Sport Utility Vehicle (SUV)
einen veritablen Geländewagen für die ganz harte Tour gezaubert.
Ausgangsbasis des mindestens 50 800 Euro teuren, ausschließlich in Offroadgrey Metallic erhältlichen „Expedition“ ist der bekann­
te R5 TDI mit Sechsgang-Schaltgetriebe und 174 PS Leistung. V6 TDI
(225 PS) und V6 Benziner (241 PS) sind ebenso erhältlich, die V8- und
V10-Modelle hingegen nicht. Das Sondermodell ist in allen drei Fällen knapp 11 000 Euro teurer als die Standard-Pendants. Auffälligste
Änderungen sind 235er AT (All Terrain) Geländereifen auf 17 ZollAlurädern, ein um 25 Millimeter höher gelegtes, sportlich straff abgestimmtes und speziell gekapseltes Fahrwerk, das Reserverad am
Heck und der mächtige Dachgepäckkorb. Daran montiert sind zwei
ultrahelle Fernscheinwerfer und spezielle Halterungen für Spritkanis­ter, Anfahrbleche und ein zweites Reserve­rad. Die weiteren Expedition-Zutaten sind weniger augenfällig, aber nicht minder wertvoll:
Hinterachsdifferen­zialsperre, abnehmbare Anhängerkupplung,
fest unterm Beifahrersitz installiertes Reifenfülldrucksystem, Nebelscheinwerfer, abgedunkelte Heck- und Seitenscheiben, zweite Batterie, Netztrennwand, heizbare Sitze, kristallgraues Cricketleder.
Optional offeriert Volkswagen dem Kunden noch eine Fülle
weitere spezielle Expeditionsequipments: Ein Zweipersonen-Dachzelt mit großem Vorzelt, hydraulisch entkoppelbare Stabilisatoren
für eine größere Maximalverschränkung und eine im Stoßfänger
integrierte elektrische Seilwinde (2900 Euro) mit einer Zugkraft von
3600 Kilogramm. Empfehlenswert ist der mehrteilige Unterfahr-
Die Verschränkung lässt sich mit
entkoppelbaren Stabilisatoren (1910
Euro Aufpreis) merklich erhöhen
schutz aus 20 Millimeter starken Alu-Platten, die für 3200 Euro alle
wichtigen Fahrzeugteile (Motor, Getriebe, Tank, Hinterachsdifferenzial und hintere Quer­lenker) schützen und bei der Rallye Dakar bereits ihre Feuertaufe bestanden haben. Um den Lack zu schonen, gibt’s
trans­parente Schutzfolien (1600 Euro). Die meisten dieser Goodies
können übrigens auch nachträglich an „Normaltouaregs“ adaptiert werden.
Das Sondermodell „Touareg Expedition“ ist ein wirklich gelungenes Gesamtpaket, für alljene gemacht, die keinem Abenteuer
abgeneigt sind und ihren Geländegänger gerne mal richtig fordern
möchten. Kurvenfahrten auf Asphalt erweisen sich trotz des hohen
und schweren Aufbaus (mit Dachzelt knapp 100 Kilogramm) als
erstaunlich neutral, Geradeauslauf und Lenkpräzision sind noch
immer top. Der Kompromiss aus On- und Offroadfähigkeiten ist
also geglückt und toppt abseits befestigter Straßen seine zivileren
MICHAEL BLUMENSTEIN
Brüder um Längen. Dach und Spie­gel des „Expe­
dition“ sind stets mit silber­
farbener Schutzfolie beklebt