Bibel–verstehenundkommunizieren In dieser Unterrichtseinheit erwerben Sie Kompetenzen im Umgang mit der Bibel: Sie lernen Methoden, die bei der historisch-kritischen Auslegung der Bibel helfen. Sie lernen, die Entstehung derBibelnachzuvollziehen.UndSielernen,anhandzentralerBibeltextediewesentlichenPositionen desChristentumswiedergebenundimDialogmitanderenReligionenvertretenzukönnen. Kompetenzraster„Bibel“ MitHilfedieserTabellekönnenSieüberprüfen,wasSienachderUnterrichtseinheit„Bibel“können sollen. Bitte machen Sie bei jeder Kompetenz in der Spalte „Selbsteinschätzung“ ein Kreuz, wenn Sie der Meinung sind, über die genannte Kompetenz zu verfügen. Markieren Sie die nächste Spalte, wenn Sie noch einen Input durch Ihre/n Lehrer/in benötigen und lassen Sie sich abzeichnen, wenn der Inputerfolgtist.InderletztenSpaltezeichnetIhr/eLehrer/inab,wennSiedieKompetenztatsächlich erlangthaben. Input benötigt Kompetenz erlangt problemlos jede Bibelstelle finden und die Hilfsmittel in der Bibel benutzen. 10wichtigebiblischeGeschichtendemInhaltnachwiedergeben. 7 wesentliche Fakten der Geschichte und Religionsgeschichte Israels benennen. 7 wesentliche Fakten der Geschichte des NT und Religionsgeschichte desUrchristentumsbenennen. KriterienfürBibelübersetzungenentfalten. Problemstellung sowie das Ziel der exegetischen Methode der Textkritik erläutern sowie diese Methode an unbekannten Beispielen anwenden. Problemstellung sowie das Ziel der exegetischen Methode der Literarkritik erläutern, diese Methode an unbekannten Beispielen anwendenunddieEntwicklungdesPentateuchwiedergeben. Problemstellung sowie das Ziel der exegetischen Methode der FormkritikerläuternsowiedieseMethodeanunbekanntenBeispielen anwenden. Problemstellung sowie das Ziel der exegetischen Methode der Traditionsgeschichte erläutern sowie diese Methode an unbekannten Beispielenanwenden. dieArgumentationdesGalaterbriefswiedergeben. das Problem der Hermeneutik anhand des hermeneutischen Zirkels beschreiben. die Grundlagen alternativer Auslegungsmethoden wie feministische, befreiungstheologischeundtiefenpsychologischeExegeseentfalten. Selbsteinschätzung Ichkann... 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Einstieg:HistorischesundUnhistorischesinderBibel Aufgaben SuchenSiedreibiblischeGeschichtenIhrerWahl: 1.Eine,beiderSiesichersind,dassdasBerichtetehistorischpassiertist. 2.Eine,beiderSiesichersind,dassdasBerichtetenichthistorischist. 3.Eine,dieSiefürteils-teilshistorischhalten. SchreibenSieIhreAuswahlindreiSpaltenandieTafel. Diskutieren Sie in der Klasse darüber, ob die Geschichten in der richtigen Spalte stehen. Wenn Sie IhreÜberlegungenabgeschlossenhaben:BittenSieIhre/nReligionslehrer/inumeineEinschätzung. WichtigeBibelstellen ((Bildvorschlag:BildmitAusrufezeichenoderähnlichem,dasdieWichtigkeitsymbolisiert)) Es ist empfehlenswert, zur Geschichtenkenntnis beispielsweise eine Kinderbibel zu nutzen – damit lernt man die Geschichtsinhalte. Hilfreich ist auch, wenn man mit Bleistift die Fundstellen der Geschichten in die Bibel hinein schreibt. Insbesondere für die Geschichten des AT, die im Original rechtausführlichsind,sindKinderbibelneineguteHilfe. EmpfehlenswerteKinderbibelnsinddie„NeukirchenerKinderbibel“vonIrmgardWethunddie„Bibel fürKinderundalleimHaus“vonRainerOberthür. FolgendeBibelstellensindbesonderswichtig–esempfiehltsich,siesichimLaufederOberstufenzeit zuerarbeiten.DerStern*bedeutet,dasseinKapitelbiszumEndezulesenist. AltesTestament Gen1-2*(Schöpfung;wichtigistderVergleichderbeidenSchöpfungsgeschichten1,1-2,4aund2,4b2*) Gen3(Sündenfall) Gen4,1-16(KainundAbel) Gen7-9(ArcheNoahàKinderbibel!) Gen11,1-9(TurmbauzuBabel) Gen12,1-9(BerufungAbrahams) Gen22(AbrahamsVersuchung) Gen37ff.(JosefsgeschichtenàKinderbibel!) Ex2ff.(AuszugausÄgyptenàKinderbibel!) Ex20,1-17(10Gebote) Dtn6,4-5(HöreIsrael)imVergleichzuMk12,29-31 1Sam9,15-1Kön11*(GeschichtenvonSaul,David,SalomoàKinderbibel!) 1Kön17-21(Elia-GeschichtenàKinderbibel!) Hiob1-5;18+19;38-42 Ps23 Ps90 Pred3 Hld4 Jes9,1-6 Jes53,1-7 Amos Wenigerabiturrelevant,aberinteressantzulesen,istderProphetDaniel. NeuesTestament Jesus-GeschichtenàKinderbibel Mt5-7(Bergpredigt) Mt28,18-20(Taufbefehl) Mkkomplett Lk15(das„verloreneKapitel“) Joh1,1-14(WortGottes) Joh8,12(JesusalsLichtderWelt) Joh11(Lazarus) Joh18,33-40(JesusvorPilatus) Apg2,1-13(Pfingstwunder) Briefliteratur–Vorsicht:HierhandeltessichumschwierigeThemen,diemangenaulesenmuss.Die Textesindkurz,abermissverständlichundsehrinhaltsreich) Röm1,16f. Röm3,28(GerechtigkeitausdemGlauben) Röm 7 (Achtung kompliziert: Redet Paulus von sich selbst oder von allen Menschen? Redet er von derZeit,woerbereitsChristwarodervonderZeitdavor?–vielleichtdas„wichtigsteKapitel derBibel“;ggf.Röm6Endevorherlesen,umdenAnschlusszuhaben) Röm13,1-7(Obrigkeit) 1Kor11,17-34(EinsetzungdesAbendmahls) 1Kor13(dasHoheliedderLiebe) 1Kor15,1-28(Auferstehung) Gal komplett (Pause nach Kap 2 – bis dahin beschreibt Paulus die Geschichte des frühen Christentumsundtheol.Auseinandersetzungen,abKap.3fassteraufrundzweiSeitenseine gesamteTheologiezusammen). 1Joh4,7-21 Offb21,1-8 Empfehlung:ÄhnlicheinerVokabelkarteilohntessich,dieinderBibelfettgedrucktenStellendieser Liste aufzuschreiben und Inhalt und Fundstelle zu kennen. Die Stellen im Wortlaut auswendig zu können,istnichtnötig! GeeigneteÜbersetzungenundApps GedruckteÜbersetzungen ((Bild,aufgeschlageneBibel)) Die Bibel ist im Original (Urtext) Hebräisch und Griechisch. Sie wurde mehrfach auf Deutsch übersetzt. Für die Oberstufe geeignet sind vor allem Übersetzungen, die nah am Urtext sind. Daneben gibt es vereinfachte Übersetzungen wie die „Gute Nachricht“, „BasisBibel“ oder die „Hoffnung für alle“, die leichter lesbar sind, aber zuweilen ungenau. Die „Volxbibel“, „Bibel in gerechterSprache“etc.sindkeineÜbersetzungen,sondernÜbertragungenuntereinembestimmten AspektunddaherfürdieOberstufeungeeignet. FürdieOberstufesindfolgendeÜbersetzungengeeignet: 1. Lutherbibel.DieLutherbibelwurdeseit1521mehrfachüberarbeitet,zuletzt1984und2017. Siegiltalsdiesprachlich„schönste“Übersetzung. 2. Einheitsübersetzung. Die Einheitsübersetzung ist die von den katholischen Bischöfen genehmigte,„katholische“Bibelübersetzung. 3. Zürcher Bibel. Die aktuelle Ausgabe der Zürcher Übersetzung zeichnet sich durch relativ großeGenauigkeitaus. Apps:((Bildvorschlag:einApp-Symbol)) Optimal sind die Lutherbibel-App oder die Zürcher-Bibel-App der Deutschen Bibelgesellschaft. Sie kostenallerdingsüber10Euro. KostenloseBibelappshabendenNachteil,dasssieaufdieurheberechtlichfreienÜbersetzungender Vergangenheit zurückgreifen, also beispielsweise die Lutherübersetzung von 1912. Die zuweilen etwas altertümliche Sprache liest sich allerdings schwieriger, als die überarbeiteten Versionen. Die meistenkostenlosenAppsverzeichnenkeineParallelstellenähnlicherTexte,wasdieArbeiterheblich erschwert. In Klassenarbeiten ist der Gebrauch von Apps in der Regel verboten – hier muss mit einer gedrucktenAusgabegearbeitetwerden! WiearbeiteichmitderBibel? ((Bildvorschlag:mitBibelarbeitenderJugendlicher)) HilfsmittelzumGebrauchderBibel,diedieBibelselbstzurVerfügungstellt Inhaltsverzeichnis AmAnfangderBibelfindensichInhaltsverzeichnisse.DieBibelisteineSammlungvoninsgesamt66 Büchern,dieineinemZeitraumvonetwa1200v.Chr.bisetwa140n.Chr.entstandensind.DieBibel wurde von vielen Autoren geschrieben. Erst lange nach der Abfassung der Bücher wurden sie gesammeltundzuunsererheutigenBibelzusammengestellt. WereinbestimmtesBuchsucht,wirdimInhaltsverzeichnisfündig. Vorsicht: Die Bibel besteht aus zwei Teilen, dem Alten Testament und dem Neuen Testament. Die SeitensindinbeidenTeilenneunummeriert. Wofindeichwas? Wichtige Texte und Bibelstellen sind in der Übersicht „Wo finde ich was?“ zu finden. Hier sind die BelegstellenfürdiewichtigstenkirchlichenFeste,Gebete,dieGeschichteIsraels,TatenJesuunddas LebendererstenChristenzufinden. Abkürzungsverzeichnis DasAbkürzungsverzeichnisbieteteineAufschlüsselungderAbkürzungenderbiblischenBücher. Maße,Gewichtseinheiten,Geldwerte Am Ende der Bibel befindet sich eine Übersicht über in der Antike zu findende übliche Maße, GewichtseinheitenundGeldwerte. Sach-undWorterklärungen EineausführlicheListemitSach-undWorterklärungenstehtamEndederBibel. ZeittafelzurbiblischenGeschichte FürdenheutigenLeseristesoftschwierig,nachzuvollziehen,woraufsichdiehistorischenAngabenin der Bibel beziehen. Hier ist die Zeittafel eine nützliche Hilfe. Hier werden nicht nur die biblischen Ereignisse in chronologischer Reihenfolge dargestellt, sondern auch parallel die Geschichte der sonstigenhistorischenEreignisse,sodasseinezeitlicheEinordnungmöglichist. Karten InjederBibelbefindensichzumindest4Karten:PalästinazurZeitdesAltenTestaments,Palästinazur ZeitdesNeuenTestaments,derAlteOrientzurZeitdesAltenTestamentsunddieReisendesPaulus. Diese Karten sollen helfen, die oftmals verwirrenden geographischen Namen wiederzufinden und bessereinordnenzukönnen. EinteilungderBibel Aufgabe:SchlagenSieinderBibeldasInhaltsverzeichnisauf.BenennenSiediebeidenTeilederBibel unddieUntergliederungderBücher. NebendiesenBücherngibtesnochdiesogenannten„Apokryphen“.Dabeihandeltessichumspäten Schriften des Alten Testaments in griechischer Sprache (also nicht Hebräisch!), die in der Zeit zwischen300v.Chr.und100v.Chr.entstandensind.InderkatholischenEinheitsübersetzungsind diese Schriften enthalten, weil die katholischen Christen sie als verbindlich anerkennen. Für Luther hingegenwarensie„gutundnützlichzulesen“,habenabernichtdengleichenRangwiedieübrigen BücherderBibel.DahersindsienichtinjederAusgabeenthalten.Inhaltlichenthaltensievorallem dieweitereGeschichtedesVolkesIsraelinderZeitbis100v.Chr. Konkret handelt es sich um folgende Bücher: Judit, Weisheit Salomos, Tobit, Jesus Sirach, Baruch, 1./2.Makkabäer,ErgänzungenzumBuchEster,ErgänzungenzumBuchDaniel,dasGebetManasses Johannes 13,3 oder: Joh 13,3 8 4 Die kleinen Zahlen sind die Versangaben. Zusammen sieht das folgendermaßen aus: 1 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 5 2 6 3 Ps 18,37 (4.Wort/ Singular) Röm 8,31a (3.Wort) Ps 57,7 (4.Wort/ Singular) 2.Mo 20,3 (5.Wort) Neh 6,4 (1.Wort) Lk 2,1 (1.Wort) Joh 16,7 (9.Wort) 1.Tim 4,4 (5.Wort/ Präteritum) 7 Schlagen Sie die genannten Bibelstellen auf und finden Sie jeweils im richtigen Vers das gesuchte Wort. Schreiben Sie alle Wörter in der richtigen Reihenfolge in die freien Kästchen. Die Wörter ergeben einen Lösungssatz. Machen Sie nun folgende Übung: Die große Zahl zeigt das Kapitel an. Hier steht der Name des Buches. Und so finden Sie sich darauf zurecht: So sieht eine Seite der Bibel aus. Wie finden Sie eine Bibelstelle? ZitiereneinerBibelstelle DieEntstehungderBibel Aufgabe:VollziehenSiedieGeschichteIsraelsunddieEntwicklungdesNeuenTestamentsjeweilsan einem Zeitstahl nach. Recherchieren Sie Begriffe, die Sie nicht kennen, im Internet. Beziehen Sie sowohldieEreignisgeschichtewieauchdieReligionsgeschichtemitein. GeschichteIsraelsunddieEntstehungdesAltenTestaments Das Alte Testament entstand in der Zeitvonetwa1200vorChr.bis300v. Chr. an verschiedenen Orten, vor allem aber in Palästina und in Babylon (in der Nähe des heutigen Bagdad). Palästina ist ein Durchgangsland, das zwischen den Großreichen am Nil (Ägypten) sowie an Euphrat und Tigris (Assyrisches Reich, Babylonisches Reich) liegt. Geographisch liegt es eingeklemmt zwischen Meer und Wüste. Auf dieserengenfruchtbarenLandbrücke sind im Lauf der Geschichte immer wieder unterschiedliche Staaten entstanden, die Pufferstaaten zwischen den Großreichen bildeten. Da diese Kleinstaaten strategisch bedeutsam waren, ist die Geschichte Palästinas immer wieder von Konflikten mit den Großmächten geprägt. Für die Entstehung des Alten Testaments ist diese Situation von großer Bedeutung: Die Schriften des AT befinden sich in ständiger Auseinandersetzung mit den Religionen der umliegenden Länder, vor allem aber mit der ägyptischen undderbabylonischenReligionsowie mit den Gottheiten der Nachbarländer,beispielsweiseBaal. DieGeschichteIsraelswirdindenGeschichtsbücherndesATberichtet.DasATbildeteinewichtige Quelle ihrer Erschließung; daneben gibt es aber auch Quellen aus anderen Staaten der damaligen ZeitundmittlerweileeineVielzahlvonarchäologischenFunden,dieunsgenauerenAufschlussüber dieGeschichteIsraelsgeben. ZwaristesfürSchülernichtnotwendig,alleDetailszukennen–einpaarZahlenundFaktensindaber unerlässlich. Zeit (vorChr.) Biblische Personen Bibelstellen HistorischeEreignisse um2000v. Abraham, Chr. Isaak, Jakob Gen12-36 Erzväter / Patriarchen. Die Existenz dieser Personen ist nicht gesichert. Es könnten reine Legendengestalten sein. Auch möglich wäre, dass unterschiedliche Traditionen später zusammengefügt wurden, d.h. dass Abraham und Isaak unterschiedliche, nicht verwandte Vätergestalten von unterschiedlichenGruppenwaren. danach Josef Gen37-50 DieJosefsgeschichteerklärt,wiedieIsraelitennachÄgypten gekommen sind. Tatsächlich wissen wir nur von den Vorfahren der Hebräer, ägyptisch „Hapiru“, die im Pharaonenreich die Unterschicht bildeten. Woher diese kamen und ob sie eine einheitliche Ethnie bildeten, ist unbekannt. um1200 Mose Exodus Auszug aus Ägypten. Der Bibel nach führt Mose, ein Hebräer, das Volk Israel aus Ägypten, von wo es nach Palästina (Kanaan) einwandert. Die Gestalt des Mose ist außerhalbderBibelnirgendsbelegt.Auchsagenägyptische Quellen nichts über den Exodus. Fest steht allerdings, dass in dieser Zeit Kanaan unter ägyptischem Einfluss stand. Ägyptologen spekulieren, dass die Exodus-Geschichte auf Thronwirren und dynastische Streitigkeiten nach dem Tod Ramses II. in Ägypten zurückgeht; Mose wäre dann ein ranghoherÄgyptergewesen.Sicheristdasaberauchnicht. Sicher ist wiederum: Die Mose-Gruppe war eng mit dem Volksstamm der Midianiter verbunden. Diese waren die ersten, die an den Gott Jahwe glaubten. Den Glauben an JahwebrachtedieseGruppedannnachPalästinamit. danach Josua Josua Landnahme. Das Buch Josua suggeriert, dass die Israeliten aus Ägypten eingewandert sind und das Land Kanaan von dendortansässigenVölkerneroberthaben.Tatsächlichsind NomadenausdemSüdennachPalästinaeingewandert.Die Landnahme ging allerdings weniger kriegerisch vonstatten, sondern in längeren Zeiträumen durch Vermischung der Bevölkerung. Hierbei kam es auch zur Vermischung der Religionen. um1000 Saul David Salomo 1Sam 1Kön11 - Groß-Israel. Da sich das neuassyrische Reich bildet, hat Palästina eine Phase der relativen Ruhe vor den Großreichen. Die Bibel berichtet, dass Israel in dieser Zeit ein Königtum wird, das von David zu einem Großreich ausgeweitet wird. Archäologisch haben diese Reiche nur geringe Spuren hinterlassen, so dass wir wenig Genaues wissen. Schon während dieser Zeit beginnt sich ein Nord-SüdGefälle abzuzeichnen: Der Norden und die Küstenregion urbanisierenunderwirtschafteneinengewissenWohlstand; das Bergland um Jerusalem gerät wirtschaftlich ins Hintertreffen. 926 Jerobeam 1Kön12 Rehabeam Amos 722/701 Israel: Hoschea Juda: Hiskia 638-609 Reichsteilung / Königszeit. Nach dem Tod König Salomos zerfällt das Reich Israel in zwei Teile, in einen Nordteil (Israel) und in einen Südteil (Juda). Historisch gesichert ist: Tatsächlich gab es diese beiden Staaten. Fraglich ist allerdings,obdieseDoppelexistenzeinProduktdesZerfalls einesGroßreichesnachdemTodSalomosist,wiedieBibel suggeriert. Ägyptische Textfunde lassen darauf zurückschließen, dass zur fraglichen Zeit (926 v. Chr.) kein größererStaataufdemGebietPalästinasexistierte,sondern nureineFüllevonmilitärischschwachenStadtstaaten. Die wirtschaftliche Entwicklung geht weiter in der oben beschriebenenRichtung:DerNordenprosperiert,allerdings verbunden mit starken sozialen Verwerfungen, gegen die derProphetAmosangeht. 2 Kön 16-19, Ende des Nordreichs. Israel wird durch das Reich der Jes 7, Jes 36- Assyrererobertundzerfällt.DieOberschichtdesNordreichs 39,Hos5 wurdedeportiertunddurchandereVölkerersetzt. Juda kann sich durch kluge Bündnispolitik der Könige Ahas undHiskiahalten.HiskiaistderersteKönig,derauchdurch nichtbiblischeQuellenbelegtist.701jedochkommteszum Streit mit den Assyrern, die Juda zerstören und Jerusalem belagern. Die Belagerung wird abgebrochen – nach biblischem Bericht durch das Eingreifen Gottes, vermutlich abernacheinerTributzahlungdurchHiskia. Juda:Josias 2Kön22f. Dtn Kultreform des Josias. König Josias unternimmt eine umfangreiche Kultreform (vgl. unten). Angeblich hat Josias das Deuteronomium aufgefunden und als maßgebliches Gesetzbuchbehandelt.JosiaskommtdaherbeidenAutoren desAT,dievomDeuteronomiumgeprägtsind,„gutweg“– er ist eine der Lichtgestalten in der Wertung vieler Bücher desAT. Während seiner Regierungszeit fällt Ninive als Hauptstadt des assyrischen Reiches. Mit Babylon kommt eine neue GroßmachtaufdenPlan. 597/87539 2 Kön 24, Exil in Babylon. Die Babylonier erobern Jerusalem und Hes, Jes deportieren rund 20% der Bevölkerung in ihre Hauptstadt 40ff., Babylon. Dort lebten die Vertriebenen frei und vergleichsweise komfortabel. Dies führt dazu, dass sie zunehmend beginnen, sich an die Babylonier und ihre Religion zu assimilieren. In dieser Zeit entstehen viele Schriften des Alten Testament, vor allem weite Teile der 5 Bücher Mose: Die Priester wollen verhindern, dass sich die Jugend den Babyloniern anpasst. Auch die Propheten HesekielundDeuterojesajawirkenindieserZeit. nach539 Esra, Esra,Neh Wiederaufbau.MitderEroberungdesBabylonischenReichs Nehemia 400-0 durch die Perser 539 dürfen die Juden nach Jerusalem zurückkehren. Viele gehen unfreiwillig, weil es für sie eine wirtschaftliche Verschlechterung bedeutet. In Jerusalem werden der Tempel und die Stadtmauer wieder aufgebaut. Das Judentum entwickelt sich erst in dieser Zeit zu einer religiös festen Größe. Die Entwicklung des AT ist um 400 abgeschlossen. Makk ZwischentestamentlicheZeit.DasJudentumentwickeltsich weiter: Messianische Hoffnungen steigen auf, die Idee der Auferstehung gewinnt an Zulauf. Palästina steht kulturell unterdemEinflussderGriechen(Hellenismus),dasATwird auf Griechisch übersetzt („Septuaginta“, abgekürzt LXX). Jüdische Gemeinden bilden sich im gesamten Mittelmeerraum. Sie werden später den Ausgang für die MissiondesChristentumsbilden.DasJudentumspaltetsich in unterschiedlich hellenisierte Gruppen auf (z.B. Pharisäer und Sadduzäer),dieaber,wiewir heutewissen,nichtganz sofestabgeschlossensind. Palästina wird von unterschiedlichen Gruppen beherrscht. Weil das Land politisch immer wieder fremd beherrscht wird,gewinntderHohepriesteramTempelinJerusalemfür das Judentum mehr Bedeutung. Es gibt oft Aufstände, z.B. denMakkabäeraufstand164.Ab63v.Chr.stehtJudäaunter römischerHerrschaft. Die Menschen interessieren sich für die möglichen Ereignisse am Ende der Welt. Eine neue Textgattung entsteht:dieApokalyptik. ReligionsgeschichteIsraelsundTheologiedesAT Die Religion des Volkes Israel hat sich über lange Zeiträume entwickelt. Das gilt insbesondere für den Glauben an den GottJahwealseinzigenGott. DieVölkerinderUmweltIsraelsverehrtenvieleGötter.Diese Form von Religion nennt man Polytheismus. Wie man aus zahlreichen archäologischen Funden, zum Beispiel Götzenstatuen in Häusern (vgl. Bild mit einer Statue des GottesBaal),weiß,habenauchdiealtenIsraelitenamAnfang mehrere Götter verehrt. Im Prinzip hatte jeder seinen privaten „Haus-Gott“ bzw. mehrere Haus-Götter, den/die er als Glücksbringer verehrte, z.B. Baal, Stierfiguren oder die FruchtbarkeitsgöttinAschera,dieauchals„Frau“desJahweauftaucht.Nebendem„offiziellen“Kult des Staates gab es im Volk Israel eine Vielzahl von kultischen Praktiken, die sich stark voneinander unterschieden. Nachundnachsetzteessichaberdurch,nureinenGottzuverehren.DabeierkanntendieIsraeliten an,dassesverschiedeneGöttergibt – abernureinem,Jahwe,kamihreVerehrungzu.DieseForm derReligionnenntmanMonolatrie.ZeugnissediesermonolatrischenZeit(vermutlichzwischen1000 v.Chr.unddemBeginnderReformendesJosias;vgl.unten)sindbeispielsweisePs82undPs89,6-8. SchlussendlichsetztesichinIsraelderMonotheismusdurch–dieFormderReligion,dienureinen Gott als existent akzeptiert und die Existenz anderer Götter abstreitet. Auf dem Weg von Polytheismus über Monolatrie zum Monotheismus hat Jahwe immer facettenreicher die Züge anderer altorientalischer Götter und Göttinnen absorbiert, so dass sich heute in der Bibel ein sehr vielfältigesBildvonGottergibt. Die Entwicklung zum Monotheismus ist von Rückschlägen gekennzeichnet. Die Bibel berichtet ausführlich, dass das Volk Israel immer wieder von Gott Jahwe abfiel und andere Götter verehrte. WesentlichwurdedieEntwicklungdurchzweiEreignissebefördert:DieKultreformdesJosias(640609). Josias strebte an, alle übrigen noch in Israel existierenden Kulte (wie die Baals-Verehrung) abzuschaffen und den Kult am Jerusalemer Tempel zu zentralisieren. Diese beiden Maßnahmen werden als Kultuseinheit und Kultusreinheit bezeichnet. Vollkommen durchsetzen konnten sich diese Maßnahmen allerdings nie, wie der im Jahr 410 mit Wissen Jerusalems aufgebaute JahweTempel auf der Nilinsel Elephantine oder das Heiligtum der Samaritaner auf dem Berg Garizim beweisen. Das zweite für die Religionsgeschichte Israels zentrale Ereignis ist das Exil in Babylon (597-539). Nachdem die Babylonier das Reich Juda erobert hatten, wurden die „oberen 10.000“ des Volkes Israel nach Babylon verschleppt. Als die Exulanten in der 3. Generation anfingen, sich der babylonischenReligionzuzuwenden,habenPriesterdenBestandderReligionIsraelsaufgeschrieben, umihnzusichern.IndieserZeitsindvielewichtigeTextedesATentstanden. AlsdasVolkIsraelausdemExilzurückkehrt,istdieEntwicklungderReligionvorläufigabgeschlossen –abetwa400v.ChristusgibteseinpraktiziertesJudentummitunseremheutigenAltenTestament als Heiliger Schrift, das im Kern bis heute existiert. Selbstverständlich ist die Entwicklung im Judentumnichtstehengeblieben–genausowiedasChristentumhatdasJudentumauchimLaufeder Zeit auf neue Herausforderungen reagiert und Antworten gefunden – zum Beispiel bereits in der Antike auf die griechische Kultur des Hellenismus. Wie beim Christentum aber auch haben diese nichtmehrEinzugindieHeiligenSchriftengefunden,sondernwurdenBestandteildertheologischen Diskussion. GeschichtedesUrchristentumsundEntstehungdesNeuenTestaments Das NT entsteht in einem deutlich kürzeren Zeitraum als das AT. Die ältesten Schriften sind der 1. Thessalonicherbrief und (möglicherweise) der Galaterbrief, geschrieben um 48 n. Chr. Die jüngsten Schriften wie die Johannesbriefe oder 1/2 Tim sind um 120 n. Chr. geschrieben. Die Evangelien entstehenzwischen70n.Chr.und100n.Chr. VondenAutorendesNThatkeinerJesuspersönlichgekannt.AlleAutorenwarenaufBerichteüber JesusangewiesenundnutztenfrühereschriftlicheQuellen,dieabernichtmehrerhaltensind.Einige Autoren, wie beispielsweise Paulus, geben an, eine Offenbarung Jesu gehabt zu haben. Eine Reihe von Schriften trägt die Namen bedeutender Verfasser, z.B. die Petrusbriefe – tatsächlich aber stammen sie von uns unbekannten Christen und sind weit nach dem Tod der jeweiligen Apostel entstanden.DiesesPhänomen,BriefeinfremdenNamenzuverfassen,nenntmanPseudepigraphie. Die Entstehung der Schriften des NT hängt sehr eng zusammen mit der Entwicklung des Urchristentums. Zeit Chr.) (n. Personen um30 Jesus Bibel– HistorischeEreignisse stellen / außerbib– lische Schriften Mk16parr. Tod und Auferstehung Jesu. Bildung der Urgemeinde in Jerusalem: Die Jünger Jesu sind sich sicher, dass seine Sache auchnachseinemTodweitergehensoll.UnterderLeitungvon Petrus und Jakobus, dem Bruder Jesu, entsteht in Jerusalem dieUrgemeinde. Apg6ff. Q, EvThom? RechtbaldtauchteinsozialesProblemauf:DieVersorgungder WitwenundWaisen.DieUrgemeinde„erfindet“dieDiakonie alskirchlichesWerkzurLinderungderNotderMenschen. Menschen sammeln Aussprüche Jesu und schreiben sie auf. DiesbildetdieGrundlagefürdiespäterenEvangelien.Obdas nicht in der Bibel enthaltene Thomasevangelium in diese Zeit gehört,istunterForschernumstritten. vor48 Apg 9, Paulus,derursprünglichdieChristenverfolgte,wirdChrist.Er Apg11 missioniertinvielenStädtenKleinasiens.InAntiochiawirddie neue Gemeinde erstmals als „Christen“ bezeichnet. Paulus missioniertso,dasseranfängt,indenSynagogenzupredigen. Christ kann nach seiner Auffassung aber jeder werden, nicht nurJuden. 48 Petrus, Paulus Apg15 Gal1-2 Auf dem „Apostelkonzil“ in Jerusalem beschließen Petrus, Jakobus und Paulus, dass Paulus für die Mission der Heiden zuständigist;PetrusundJakobusinJerusalemfürdieJuden. Apg16ff. Aufgrund der großen Erfolge des Paulus bei seinen nächsten Missionsreisen (vgl. Karte in der Bibel) schwindet die Briefe des Bedeutung der Jerusalemer Urgemeinde immer mehr. Paulus Paulus: schreibt seine Briefe und zieht damit die Konturen für die Theologie des Christentums und damit des NT fest: Röm, 1/2 Kor,Gal,Phil,Phlm,1Thess. ab70 Evangelisten Nach einem Aufstand zerstören die Römer den Tempel in Jerusalem.DadieEvangelienhieraufBezugnehmen,istdavon auszugehen,dasssieerstdanachgeschriebenwurden.Um70 entsteht Mk, um 90 Lk und Mt, um 100 Joh. Dass die Evangelien entstehen, ist dem Umstand geschuldet, dass die Augenzeugen Jesu aussterben. Die Gemeinden in Syrien und Kleinasien hatten das Bedürfnis an einer Darstellung des Wirkens Jesu. Gleichzeitig sind die Evangelien aber keine historische Nacherzählung des Lebens Jesu – in ihnen steckt bereitseinetheologischeReflexion,dieJesusalsdenChristus, alsodenRetterverkündigt. IndenGemeindenbildensichnachundnachfesteStrukturen, nochistaberallessehrflexibel. 96 Domitian 1Petr Christenverfolgungen. Christen geraten in Konflikt mit dem Römischen Reich, weil sie die römische Staatsreligion nicht anerkennen.FürdieChristenistesunmöglich,denrömischen Kaiser als Gott zu verehren, sie erkennen ihn „nur“ als Staatschef an. Daher gehen Christen für ihren Glauben als MärtyrerindenTod. 1 / 2 Tim, MittlerweilehabensicheinigermaßenfesteStruktureninden Gemeindenetabliert.EsgibtfesteÄmterund„hauptamtliche Tit, Mitarbeiter“.AusdenGemeindenwirdzunehmenddieKirche, dieAbnabelungvomJudentumistendgültigerfolgt.Diesging nicht ohne Auseinandersetzung vor sich – gerade das Joh JohannesevangeliumunddieJohannesbriefeweisendeutliche KritikamJudentumauf. um100 Didache, Ignatius um120 Offb AußerbiblischeSchriftengebenunsAufschlussüberdasLeben dieser frühen Gemeinden, so z.B. die Didache, eine GemeindeordnungoderdieBriefedesIgnatiusvonAntiochia. Das Christentum setzt sich intensiv mit der Apokalyptik auseinander. Mit der Offenbarung entsteht ein Buch, das untypisch ist und dem sonstigen Christentum vergleichsweise wesensfremd. Es ist am Anfang sehr umstritten, ob es überhaupt in die Bibel aufgenommen werden soll. Nichtsdestotrotz hat es große Nachwirkungen, vor allem im Mittelalter. ReligionsgeschichtedesUrchristentumsundTheologiedesNT Die Religionsgeschichte des Urchristentums und die Theologie des NT sind umstritten. An dieser Frage scheiden sich die Konfessionen untereinander und wiederum die Forscher innerhalb der Konfessionen. FolgendeFragenwerdendiskutiert–esistandieserStellevollkommenunmöglich,Entscheidungen zutreffen. 1. Rolle Jesu. Ist Jesus bewusster Gründer einer neuen Religion oder nur Rabbi in einer jüdischenSekte?FassteersichselbstalsMessiasaufoderwurdeernachseinemToddazu gemacht?IstdieTheologieJesuähnlichzurTheologiedesPaulusodergibteseinejüdischpalästinensischgeprägteTheologie,diemitJesusundeinehellenistischgeprägteTheologie, diemitPaulusinVerbindungsteht?WasistderKernderVerkündigungJesu–predigterdas endzeitliche Reich Gottes oder ist ihm an einer sozialen Revolution gelegen? Welche Rolle spieltdieEthikinbeidenKonzepten? 2. Theologie des Paulus. Kern der Theologie des Paulus ist der Umstand, dass das Verhältnis Gott-Mensch nicht vom Halten des Gesetzes abhängig ist, sondern von der Gnade Gottes, derdieSündenvergibt.Umstrittenistallerdings,obundwiesichderMenschandieGesetze Gottes halten soll oder muss. Zielt die Gesetzeskritik des Paulus auf das ganze Gesetz oder nuraufKultgeboteab?WelcheRollespieltChristusfürPaulus–isterSühnopferodergibter Versöhnung? Ist die Theologie des Paulus stärker von hebräischem Denken oder von hellenistischemDenkengeprägt?RechnetPaulusmiteinerErrettungIsraelsunabhängigvon Christus–odergrenztersichscharfvomJudentumab? IstdieBibeldas„WortGottes“? „Die Schrift ist in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen. ... Sie ist ihren Autoren wortwörtlich von Gott eingegeben (Verbalinspiration)“ (ChicagoerErklärungzurIrrtumslosigkeitderHeiligenSchrift1978) „Jesus Christus ist das geoffenbarte Wort Gottes. Die Bibel ist Wort Gottes, insofern sie Jesus Christusbezeugt.“(KarlBarth) „Die Bibel ist Gottes Wort in Gestalt menschlicher Worte.“ (Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland) „Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und WunderweltdesNeuenTestamentsglauben.“(RudolfBultmann) „WiekannmanvernünftigerweiseGottalsQuelle,alsKommunikatoreinerBotschaftansehen,dieso schlecht bei ihrem Empfänger ankommt, dass über ihren Inhalt so chaotische Uneinigkeit besteht, dass seit der Frühzeit des Christentums bis heute die verschiedensten Kirchen und sonstigen konfessionellen Gruppen sich darüber streiten, was eigentlich mit dieser Botschaft gemeint sei?“ (FranzBuggle) DieDeutscheBibelgesellschaftschreibtzudieserFrage: „Judentum und Christentum nennen die Bibel auch „Wort Gottes“, „Heilige Schrift“ oder „vom heiligen Geist durchdrungen“. Das führt manchmal zu dem Missverständnis, Gott habe die Bibel sozusagenWortfürWort„diktiert“.DieBibelselbstzeichnethierjedocheinganzanderesBild. So erzählt z.B. der Anfang des Lukasevangeliums ganz offen von dem komplizierten und offensichtlichnichtimmerimgewünschtenMaßzuverlässigenProzessderWeitergabederBotschaft Jesu, der den Verfasser des Evangeliums dazu gebracht hat, „all diesen Überlieferungen bis hin zu denerstenAnfängen“selbst„sorgfältignachzugehen“,umsiesodann„inderrechtenOrdnungund Abfolgeniederzuschreiben“(Lk1,3).Wasistesalso,dasdieBibelzum„WortGottes“,zur„Heiligen Schrift“macht? Es gibt Erfahrungen, die wie Fenster sind, in denen unsere „normale“ Lebenswirklichkeit plötzlich ganzanderserscheintalszuvor,indenensieaufeinmaldurchsichtigwirdaufeinenGrund,dersie trägt,aufeinenSinn,derunverlierbarist:aufdieHandGottes,inderdieWeltundallesLebensteht. SolcheErfahrungensindnichtnurangenehm.VieleMenschenhabenGottesNähegeradeinZeiten derNoterfahren–mitunterauchsolche,diezuvormitderBotschaftderBibelgarnichtvielanfangen konnten. Die Bibel erzählt an vielen Stellen von solchen Erfahrungen– und mehr noch: Wer sich intensivaufihreBotschafteinlässt,kannselbstdieErfahrungmachen,dasshierGottzuihm,zuihr spricht. Dann werden die Worte der Bibel zum erlösenden Wort, das aus Ängsten und Zweifeln befreit,zumSinnstiftendenWort,dasdemLebenHaltgibt.SogesehenistdieBibelGottesWort,ist sieHeiligeSchrift.AberdiesesWortwirdhörbarunderfahrbarinMenschenworten.“ Aus:http://www.die-bibel.de/bibelwissen/ist-die-bibel-noch-aktuell/gottes-wort/ Aufgaben 1. GebenSiedieArgumentationdesTextesineigenenWortenwieder! 2. NehmenSieanhanddesTextesundderZitateStellung,obundwennjainwieferndieBibel „WortGottes“ist!DiskutierenSiedieseFrageineinerKleingruppe! Bibelübersetzungen ((Bildvorschlag: entweder Bibelcover von den einzelnen Bibeln oder eine Statistik über die meistverkaufteÜbersetzungetc.)) Aufgabe VergleichenSieGen1(Schöpfung),Gen2,4-3,*(DerSündenfall)undJoh2(dieHochzeitvonKana)in verschiedenenÜbersetzungen. BeginnenSiezunächstmitdemTextderLuther-undderEinheitsübersetzung. Danach lesen Sie die folgenden Übersetzungen. Versuchen Sie dabei, möglichst genau die EigenheitenderjeweiligenÜbersetzungherauszuarbeiten. BibelübersetzungvonMartinBuberundFranzRosenzweig Gen1,1ff.ImAnfangschufGottdenHimmelunddieErde. Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal. Finsternis über Urwirbels Antlitz. Braus Gottes schwingend überdemAntlitzderWasser.Gottsprach:Lichtwerde!Lichtward.GottsahdasLicht:daßesgutist. GottschiedzwischendemLichtundderFinsternis. GottriefdemLicht:Tag!undderFinsternisriefer:Nacht!AbendwardundMorgenward:EinTag. Gott sprach: Gewölb werde inmitten der Wasser und sei Scheide von Wasser und Wasser! Gott machte das Gewölb und schied zwischen dem Wasser, das unterhalb des Gewölbs war und dem Wasser, das oberhalb des Gewölbs war. Es ward so. Dem Gewölb rief Gott: Himmel! Abend ward undMorgenward:zweiterTag. Gottsprach:DasWasseruntermHimmelstauesichaneinemOrt,unddasTrocknelassesichsehn! Eswardso.DemTrocknenriefGott:Erde!undderStauungderWasserriefer:Meere!Gottsah,daß esgutist. Gottsprach:SprießenlassedieErdeGesproß,Kraut,dasSamensamt,Fruchtbaum,dernachseiner ArtFruchtmachtdarinseinSameist,aufderErde!Eswardso.DieErdetriebGesproß,Kraut,das nachseinerArtSamensamt,Baum,dernachseinerArtFruchtmachtdarinseinSameist.Gottsah, daßesgutist.AbendwardundMorgenward:dritterTag. GuteNachricht Gen2,4bAlsGott,derHERR,ErdeundHimmelmachte, 5 gab es zunächst noch kein Gras und keinen Busch in der Steppe; denn Gott hatte es noch nicht regnenlassen.Eswarauchnochniemandda,derdasLandbearbeitenkonnte. 6NurausderErdestiegWasseraufundtränktedenBoden. 7 Da nahm Gott, der HERR, Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den LebensatemindieNase.SowurdederMenscheinlebendesWesen. 8DannlegteGottimOsten,inderLandschaftEden,einenGartenan.ErließausderErdealleArten vonBäumenwachsen.EswarenprächtigeBäumeundihreFrüchteschmecktengut.Dorthinbrachte GottdenMenschen,denergemachthatte. 9InderMittedesGartenswuchsenzweibesondereBäume:derBaumdesLebens,dessenFrüchte Unsterblichkeitschenken,undderBaumderErkenntnis,dessenFrüchtedasWissenverleihen,was fürdenMenschengutundwasfürihnschlechtist. 10InEdenentspringteinStrom.ErbewässertdenGartenundteiltsichdanninvierStröme. 11DerersteheißtPischon;erfließtrundumdasLandHawila,woesGoldgibt. 12 Das Gold dieses Landes ist ganz rein, außerdem gibt es dort kostbares Harz und den Edelstein Karneol. 13DerzweiteStromheißtGihon;erfließtrundumdasLandKusch. 14DerdritteStrom,derTigris,fließtöstlichvonAssur.DervierteStromistderEufrat. 15Gott,derHERR,brachtealsodenMenschenindenGartenEden.ErübertrugihmdieAufgabe,den Gartenzupflegenundzuschützen. 16Weitersagteerzuihm:»DudarfstvonallenBäumendesGartensessen, 17nurnichtvomBaumderErkenntnis.Sonstmusstdusterben.« BibelingerechterSprache Gen2,4bff. DasFolgendeistdieGeschichtederKindervonHimmelundErde,seitdieseerschaffenwurden.Am Tage,alsAdonaj,dasistderNameGottes,ErdeundHimmelmachte,-nochgabesdieSträucherdes FeldesnichtaufderErdeunddasGründerFelderwarnochnichtaufgesprossen,dennAdonaj,also Gott,hatteesnochnichtregnenlassenaufdieErde,undesgabauchnochkeineMenschen,umden Ackerzubearbeiten,nureinQuellstiegausderErdeaufundtränktedieganzeFlächedesAckers.Da bildeteAdonaj,alsoGott,Adam,dasMenschenwesen,ausErdevomAckerundbliesinseineNase Lebensatem.DawurdederMenschatmendesLeben. GütersloherErzählbibel Gen2,4bff. AlsGottErdeundHimmelmachte,warnichtsGrünesaufderErde,weileresnochnichthatteregnen lassen. Es war aber auch kein Mensch da, um den Erdboden zu bebauen. Der Nebel stieg vom Erdboden auf und bewässerte ihn. Da handelte Gott als Töpferin, formte aus Lehm ein Menschenwesen und blies ihm göttlichen Atem in die Nase – so wurde das Menschenwesen lebendig.EswarnochnichtMannundnochnichtFrau.... Darum ließ Gott das Menschenwesen in einen tiefen Schlaf fallen. Sie nahm ein Stück von ihm, werkeltealsBaumeisterinundbauteeineFrau,diesiezudemMenschenwesenbrachte. GuteNachricht Joh2DieHochzeitinKana 2,1AmdrittenTagwurdeinKanainGaliläaeineHochzeitgefeiert.DieMuttervonJesuswardabei, 2undauchJesuswarmitseinenJüngerndazueingeladen. 3AlsderWeinvorratzuEndewar,sagteseineMutterzuihm:»SiehabenkeinenWeinmehr!« 4 Jesus erwiderte ihr: »Frau, das ist meine Sache, nicht deine! Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« 5DawandtesichseineMutterandieDienerundsagte:»Tutalles,wasereuchbefiehlt!« 6 Im Haus standen sechs Wasserkrüge aus Stein, von denen jeder etwa hundert Liter fasste. Man brauchtesiewegenderReinigung,diedasGesetzvorschreibt. 7JesussagtezudenDienern:»FülltdieseKrügemitWasser!«SiefülltensiebisandenRand. 8 Dann befahl er ihnen: »Jetzt nehmt eine Probe davon und bringt sie dem Mann, der für das Festessenverantwortlichist.«SiebrachtenihmeineProbe, 9underkostetedasWasser,daszuWeingewordenwar.Erwusstenicht,woherdieserWeinkam; nurdieDiener,diedasWassergeschöpfthatten,wusstenes.ErriefdenBräutigamzusich10und sagte:»JederbringtdochzuerstdengutenWeinaufdenTisch,undwenndieGästeschonreichlich getrunkenhaben,folgtderschlechtere.AberduhastdengutenWeinbiszuletztaufgehoben!« 11 So vollbrachte Jesus in Kana in Galiläa sein erstes Wunderzeichen und offenbarte seine Herrlichkeit.UndseineJüngerkamenzumGlaubenanihn. 12DanachgingermitseinerMutter,seinenBrüdernundseinenJüngernnachKafarnaumhinunter undbliebeinigeTagedort. Volxbibel Joh1,1-12AufeinerHochzeitsparty AmübernächstenTagwareinefetteHochzeitspartyindemDorfKanainGaliläaangesetzt.Unterden GästenwarauchMaria,dieMuttervonJesus,aberauchJesuswarmitseinenFreundengekommen. MitteninderPartystelltesichheraus,dasszuwenigWeinbestelltwordenwar.Mariagingdannzu Jesusundsagte:„AchJesus,übrigens,derWeinistgleichalle!“.Jesuswarsichtlichgenervt.„Wassoll das?DieZeit,woichsolcheSachenbringensoll,istnochnichtda!“.Siebliebaberdabeiundsagte sogarzudenServicekräften:„Egal,wasereuchsagt,tuteseinfach!“. ImHauswarensechsriesigeFässer,diemanfürirgendwelchereligiösenWaschritualebrauchte.In jedes Teil passten ungefähr 500 Liter rein. Jesus sagte zu den Servicekräften: „Füllt die Teile mal randvollmitWasser!“Nachdemsiedasgetanhatten,sagteer:„UndjetztlasstdemKüchenchefmal neKostproberüberwachsen!“.DerKüchencheftrankeinenSchluckvondemWasser,dasjetztWein gewordenwar.ErhattekeineAhnung,woherderWeinkam,nurdieServicekräftewusstendas.Er trafsichsofortleichtgenervtmitdemBräutigamundsagtezuihm:„AlsoEntschuldigung,aberjeder normaleGastgeberbietetdochseinenGästenzuerstdengutenTropfenan!Understspäter,wenn alle betrunken sind, kommt der billige Fusel. Aber Sie haben ja den besten Wein bis zum Schluss aufgehoben!“.DieseirreGeschichtepassierteinKanainGaliläa.DaswardasersteMal,dassJesus durchsoeinWunderzeigte,dasserwirklichvonGottgeschicktwordenwar. Wiesollmanüberhauptübersetzen? MartinLuthererläutertaneinemBeispielseineArt,dieBibelzuübersetzen(ausdem„Sendbriefvom Dolmetschen“,1530,WA30II,638): „Also:DaderEngelMariagrüßtundspricht:„GegrüßetseistDu,MariavollGnaden,derHerr mit Dir“ [Lk 1,28]. Wohlan, so ist es nach dem lateinischen Buchstaben verdeutscht [gratia plena].Sagemiraber,obsolchesauchgutesDeutschsei?WoredetderDeutscheMannso: „Du bist voll Gnaden“? Und welcher Deutscher versteht, was damit gemeint ist – „voll Gnaden“?ErmussdenkenaneinFassvollBieroderBeutelvollGeldes!Alsohabeichmich entschieden, zu verdeutschen: „Gott grüße dich du liebe Maria“, denn das will der Engel sagen und so würde er geredet haben, wenn er sie auf Deutsch hätte grüßen wollen. Wer Deutschkann,derweiß,welcheinherzlichWortdasist,dieliebeMaria,derliebeGott,der liebe Kaiser, der liebe Mann, das liebe Kind. Und ich weiß nicht, ob man das Wort „liebe“ auchsoherzlichinLateinischeroderanderenSprachenredenkann. Aufgaben 1. BeschreibenSie,welchePrinzipienLutherseinerBibelübersetzungzugrundelegt. 2. Erstellen Sie Kriterien: Was muss eine Übersetzung leisten, damit sie als „gut“ bezeichnet werdenkann?WelcheÜbersetzungwirddiesenKriteriengerecht? Textkritik–denUrtextderBibelherausfinden Problem:KeineinzigesBuchderBibelexistiertnochindervomVerfassergeschriebenenFassung.Die Textewurdenvielfachabgeschrieben,derUrtextistverlorengegangen.BeimAbschreibenhabensich Fehler eingeschlichen, die ganz unterschiedliche Ursachen haben können. Die wissenschaftliche Disziplin,diedieAufgabehat,austausendenvonHandschriftendenUrtextzurekonstruieren,nennt manTextkritik. DieSprachenderBibel DasAlteTestamentistaufHebräischverfasst,dasNeueTestamentaufGriechisch. Hebräisch wird nicht nur von rechts nach links gelesen, sondern ist auch eine reine Konsonantenschrift. Der Text des AT wurde daher erst ohne Konsonanten geschrieben, erst im 4. Jahrhundertn.Chr.hatmandieVokaleinFormvonkleinenPunktenüberundunterdenBuchstaben ergänzt.DasschafftProbleme:Wörterkönntenprinzipiellunterschiedlichgelesenwerden.Manweiß nicht, ob die Vokale, die erst Jahrhunderte nach der Entstehung des Textes nachträglich eingefügt wurden,auchdiesind,dieursprünglichgemeintwaren. BeispieleimDeutschen:„SCHN“kann„SUCHEN“,„SCHNEE“,„SCHEUNE“,„SACHEN“oder„SCHÖN/E“ heißen. „HT“ kann „HUT“, „HÜTTE“, „HAT“, „HATTE“, „HÄTTE“, „HIT“ oder „HEUT/E“ heißen. Nicht immeristganzgenausicher,waseigentlichgemeintist. SosiehtderAnfangdesAltenTestamentsaus,manliestdenTextvonrechtsnachlinks: .CrE)F|ha t)'w: MyimA#$F%hA t)' Myh3Il&)V )rFb@F ty#$I)r'b| .w%hb&wf w%ht& htfy:h\f CrE)F|ha'w: Leserichtung IndeutscherUmschriftwürdemanessolesen: Bereschítbaráelohímethaschamájimwe’étha’árez.Weha’árezhajetátohuwabóhu. (AmAnfangschufGottHimmelundErde.UnddieErdewarwüstundleer.) Aufgabe:LesenSiediedeutscheUmschriftlaut,umeinGefühlfürdenTextzubekommen! SosiehtderBeginndesJohannes-EvangeliumsimNTaus: )en a)rxh?= h)=n o( lo/goj, kai o( lo/goj h)=n pro_j to_n qeo_n, kai_ qeo/j h)=n o( lo/goj. IndeutscherUmschriftwürdemanessolesen: Enarchäänhológos,kaihológosänprostontheón,kaitheósänhológos. (ImAnfangwardasWortunddasWortwarbeiGottundGottwardasWort.) Aufgabe:LesenSiediedeutscheUmschriftlaut,umeinGefühlfürdenTextzubekommen! DashebräischeunddasgriechischeAlphabet: Aufgabe:SchreibenSieIhrenNamenmitgriechischenundhebräischenBuchstaben! HandschriftentypenundihreProbleme ÄltereHandschriftenbestehenausschließlichausGroßbuchstaben(Majuskel-Handschriften),jüngere ausKleinbuchstaben(Minuskel-Handschriften).Schreibmaterialwarsehrteuer,deshalbschriebman fortlaufend, d.h. ohne Abstand zwischen Wörtern und Sätzen (scriptio continua). Auch konnte ein WortohneTrennstrichaufzweiZeilenverteiltwerden. DasbirgtVerständnisprobleme:Nichtimmeristklar,wieSätzeaufzuteilensind.Amos6,12kannman lesen„RennenPferdedennaufFelsen,oderpflügtmandaraufmitRindern?“oder„RennenPferde denn auf Felsen oder pflügt man mit dem Rind das Meer?“. In Mk 10,40 steht ALLOISHTOIMASTAI–daskannaufgelöstwerdenina)/ll’ o(ij h(toima/stai (sondernfürdie,für dieesbereitetist)oderina)/lloij h(toima/stai(anderenistesbereitet). ImDeutschenkennenwirsolchePhänomeneauch: URINSTINKT:Ur-Instinktvs.Urinstinkt WACHSTUBE:Wachs-Tubevs.Wach-Stube Aufgabe: Stellen Sie von diesem Text (Mt 13,44-46) die sogenannte Normalform her, indem Sie Wörter mit einem Strich trennen! Markieren Sie mit einer anderen Farbe andere Trennmöglichkeiten! DASHIMMELREICHGLEICHTEINEMSCHATZVERBORGENIMACKERDENEINMENSCHFANDUNDVERBARG UNDINSEINERFREUDEGINGERHINUNDVERKAUFTEALLESWASERHATTEUNDKAUFTEDENACKERWIEDER UMGLEICHTDASHIMMELREICHEINEMKAUFMANNDERGUTEPERLENSUCHTEUNDALSEREINEKOSTBARE PERLEFANDGINGERHINUNDVERKAUFTEALLESWASERHATTEUNDKAUFTESIE. WeitereFehlerquellen Weitere Fehlerquellen beim Abschreiben sind zunächst unbewusste Veränderungen: ähnlich aussehende Buchstaben wurden verwechselt, Wörter versehentlich doppelt geschrieben, ganze Zeilen wiederholt oder ausgelassen. Wenn beim Übersetzen diktiert wurde, konnten Hörfehler zu Veränderungenführen–imNeugriechischenhörensichvieleVokaleanwie„i“,sodassdieWörter „wir“und„ihr“beimHörennichtzuunterscheidensind. Manche Abschreiber haben die Texte aber auch bewusst verändert: Sie haben kurze Kommentare eingefügtoder(vermeintliche)Fehlerkorrigiert. MethodikderTextkritik Allein zum NT existieren 5664 bekannte Handschriften und Fragmente. Das älteste von ihnen, Papyrus 52 (P52), stammt aus dem Jahr 125 n. Chr. und enthälteinenAusschnittausdemJohannesevangelium. Man könnte meinen, dass die Vielfalt der Handschriften zu größerer Unsicherheitführt.DasGegenteilistjedochderFall:Geradeweilessoviele Handschriften gibt, kann der Text sehr sicher rekonstruiert werden. Zum Vergleich: Insgesamt existiert nur eine einzige Handschrift zu Ciceros „de re publica“,siestammtausdem9.Jahrhundert.Niemandkanngenausagen,ob darin–nachrund1000JahrendesAbschreibens-nichtvieleFehlersindund was Cicero wirklich schrieb. Vom NT sind hingegen die ältesten Abschriften desgesamtenTextesvielälter,soz.B.der Codex Sinaiticus ()): 4. Jahrhundert, enthält das ganze NT, aufgefunden auf demSinai. CodexAlexandrinus(A):5.Jahrhundert,Alexandria,NTbisaufMtundTeiledesJoh. CodexVaticanus(B):4.Jahrhundert,wirdimVatikanaufbewahrt.Enthältaucheinegr.Übersetzung desAT. DanebengibteszahlreichePapyrushandschriften,vondenenvielebisins3.undeinigesogarbisins 2.Jahrhundertzurückreichen.SiesindnummeriertundwerdenmitP123abgekürzt. DasNTistdamitderambestenüberlieferteTextdergesamtenAntike. RegelnderTextkritik WelcheVarianteistrichtig?WelcheHandschrifthatRecht?DiewissenschaftlicheTextkritikwendet vorallemzweiRegelnan: 1. Äußere Kritik: Wie viele Handschriften unterstützen eine Lesart, wie viele eine andere? Zeigen bspw. nur wenige Schriften eine bestimmte Lesart, eine überwältigende Mehrheit jedoch eine andere,istdieersteunwahrscheinlich.GleichzeitigmussaberdieGüteeinerHandschriftbeachtet werden: Ist die Handschrift, die eine abweichende Lesart hat, sonst zuverlässiger? Ist sie besondersalt? Beispiel: Sprechen 5 sehr alte Handschriften, die für ihre Zuverlässigkeit bekannt sind, für eine Lesart, dagegen 200 jüngere Fragmente aus der gleichen Region für eine andere, ist die ältere vorzuziehen, auch wenn sie viel seltener ist: Wahrscheinlich sind die jüngeren von einer fehlerhaftenVorlageunddannwiedervoneinanderabgeschrieben. 2. Innere Kritik: Sofern die äußere Kritik nicht zu einem sicheren Urteil verhilft, muss man nach Möglichkeiten suchen, eine Entscheidung innerhalb des Textes zu machen. Dazu vergleicht man dieLesartenmitdenFehlerquellen(vorigeSeiten):KönnteeinefalscheTrennungverantwortlich sein?EinHörfehler?EinRechtschreibfehler?Usw. DieinnereKritikverfährtnachzweiRegeln: a. Jekürzer,destoursprünglicher:Ergänzungensindwahrscheinlicher,alsStreichungen. b. Je schwieriger, desto ursprünglicher: Abschreiber neigen dazu, schwierige Texte zu vereinfachen.DieschwierigeVarianteistdahervorzuziehen. TextkritischeBibelausgaben EinetextkritischeBibelausgabeverfügtübereinensog.„textkritischenApparat“.D.h.,dassuntenauf jeder Seite alle (!) Varianten angegeben sind. Jeder Bibelleser kann sich selbst ein Bild machen, sofern er die Sprachen beherrscht und die vielen Symbole und Zeichen, die der Apparat enthält, deutenkann.DafürgibteseigeneBücher,diedasVorgehenerklären. Die weltweit wichtigsten textkritischen Bibelausgaben wurden von deutschen Wissenschaftlern herausgegebenundwerdenständigüberarbeitet.Diessind: - für das AT die „Biblia Hebraica Stuttgartensia“, herausgegeben von Wissenschaftlern der DeutschenBibelgesellschaftinStuttgart. - fürdasNTdas„NovumTestamentumGraece“,HerausgegebenvoneinerForschergruppein Münster;ursprünglichunterderLeitungderProfessorenEberhardNestleundKurtAland. AufgabenzurTextkritik: FürSchüleristTextkritikeineinderRegelnichtlösbareAufgabe,weildienötigenSprachkenntnisse fehlen.AneinigenBeispielenkönnenSieestrotzdemprobieren.DieAufgabeistbeiallen:TreffenSie bei den folgenden Beispielen mit den oben genannten Regeln eine textkritische Entscheidung, welche Variante der Urtext ist! Nehmen Sie dazu die Liste der wichtigen Handschriften oben ((QuerverweisS.27))zurHilfe. Aufgabe1(Plenum):Joh7,53-8,11–DieGeschichtevonderEhebrecherin Die Geschichte fehlt in ), A, B sowie sämtlichen Papyrus-Handschriften des 3. und 4. Jahrhunderts. Aufgabe2:Mt6,13(Vaterunser):Nach„sondernerlöseunsvondemBösen“endetderTextinden Codizes und Papyrushandschriften des 3. und 4. Jahrhunderts. Zahlreiche jüngere Handschriften haben danach die Ergänzung „Denn dein ist das Reich, und die Kraft und die HerrlichkeitinEwigkeit.Amen.“ Aufgabe 3:Joh10,7:„WiederumsagtJesus°zuihnen:Amen,Amen,ichsageEuch,ichbin[dieTür] derSchafe.“ ° Das Personalpronomen ist belegt in ), zwei Papyrushandschriften aus dem frühen 3. Jahrhundert sowie in zahlreichen lateinischen Übersetzungen. Es ist ausgelassen in B und einemanderenPapyrusdes3.Jahrhunderts. [...] Eine Papyrushandschrift vom Beginn des 3. Jahrhunderts liest hier statt „die Tür“ „der Hirte“.Ebensolesenmehrerealtägyptische(koptische)Überlieferungen. LiterarkritikundRedaktionsgeschichte–dieQuellenderTexteherausfinden DieBibelstelltdasEndprodukteinerkomplexenEntwicklungdar.Textewurdenverfasst,ausgewählt, bearbeitet,ergänztundingrößereZusammenhängeeingefügt,ehesieschließlichkanonisiert(alsozu einemeinfüralleMalverbindlichenTexterklärt)wurden.Danachunterlagensiekeinerproduktiven Weiterentwicklung mehr, sondern wurden nur noch ausgelegt, abgeschrieben und übersetzt. Ein Begleitphänomen dieser literargeschichtlichen Dimension der Texte ist, dass der Endtext in vielen FälleninseinerKohärenzgestörtist.Gemeintist:WaswiralsEndtextvorliegenhaben,istnichtder Text,denderAutorverfassthat,sonderneinSammelsuriumvonTextbausteinen,dievieleMenschen eingefügt haben. Dabei sind diejenigen, die die biblischen Texte geschrieben und verändert haben, nichtsystematischvorgegangen.DahersindimEndtextanvielenStellenDopplungen(z.B.Gen1,12,4und2,4bis3*)undWidersprüchezufinden.EsistdieAufgabederLiterarkritik,denliterarischen EntstehungsprozessderTextezurekonstruieren.DieIdeeistdabeifolgende:DervorliegendeTextist möglicherweiseausmehrerenQuellenzusammengesetzt.IneinemerstenSchrittgiltes,dieQuellen zuerkennenundherauszufiltern. 1.Feststellungvonsogenannten„literarkritischenBrüchen“(Analyse) Zuerst wird der Text in die Einheiten zerlegt, die in sich eine literarische Einheit bilden. Man muss sich das ähnlich wie ein Puzzle vorstellen: Das fertige Puzzle wird in seine Bestandteile zerlegt. Gesuchtwerdendie„Bruchstellen“:Wogehtesnichtsinnvollweiter,woistetwasdoppelt,woistein Widerspruch?DabeisindgrundsätzlichzweiVerfahrenüblich: Verfahren1:VergleichzweierTexte BeiÄhnlichkeitengibteszweiMöglichkeiten: - Beide Texte haben eine gemeinsame Vorlage, eine gemeinsame Quelle, die sie je auf ihre eigene Weise bearbeiten, d.h. weglassen, umformulieren, zusätzliche Abschnitte einfügen undinandereKontexteeinbetten. DereineTexthatdenanderendirektalsVorlagebenutzt,alsoabgeschrieben. Beispiel: Ein Lehrer stellt fest, dass zwei Arbeiten von Schülern sehr ähnlich sind. Es bestehen zwei Möglichkeiten: a) beide haben unabhängig voneinander aus der gleichen Vorlage abgeschrieben,z.B.ausWikipediaoderb)dereinehatvomanderenabgeschrieben.DerLehrer möchte natürlich wissen, was genau passiert ist. Daher wird er versuchen, zunächst einmal herauszufinden,wasüberhauptabgeschriebenistundwaseineLeistungdesSchülersist. Verfahren2:Kohärenzstörungen(literarkritischeBrücheimengerenSinn) EswirdinnerhalbeinesTextesgesucht,woBrüchevorliegen;derTextwirddannnachFeststellung derBrücheinseineEinzelteilezerlegt.DiesekönnendannmittelsderForm-undderTraditionskritik (vgl. unten) weiter untersucht werden: liegen hier bspw. ältere Traditionen vor oder signalisieren bestimmteliterarischeFormendenBruch?(letztererSchrittistfürSchülerkaumzuleisten!) 2.Schichtzuweisung(ZuordnungderTextsegmente) DiegefundenenkleinenEinheitenwerdeneinanderzugeordnet.DieFrageist:Gehörenmancheder ermittelten literarischen Einheiten zur selben Schicht? Es kann vorkommen, dass die in Schritt 1 herausgefundenen Einzelteile irgendwie untereinander zusammengehören, obwohl sie möglicherweiseanganzunterschiedlichenStellenstehen. Beispiel:EinSchülerschreibtfüreineschriftlicheAufgabevonzweiInternetseitenab.Dabeischreibt ernichtzuerstvollständigvondereinenunddannvonderanderenab,sondernmaleinenSatzvon dieser, mal einen Satz von jener Internetseite. Die Lehrerin würde versuchen, herauszufinden, welcheSätzevonwelcherInternetseiteabgeschriebensind.DasgehtheutemitSuchmaschinensehr leicht–beimbiblischenTextistdieArbeitdeutlichkomplizierter! 3.RelativeChronologie BesonderswichtigistdierelativeChronologie,d.h.dieBestimmung,wiedieSchichtenzeitlichnach einandereinzuordnensind.Oftisterkennbar,dasseineSchichteineanderevoraussetzt,z.B.weilsie ohnedievorausgesetzteSchichtkeinenSinnergibt. Beispiel:EinSchülerschreibteineHausaufgabeteilweisevonseinerälterenSchwesterab,teilweise aus dem Internet. Der Lehrer merkt, dass abgeschrieben wurde. Er stellt fest, dass einige Informationen veraltet sind. Daher vermutet er, dass der Schüler von seiner Schwester abgeschriebenhat. 4.RekonstruktionderAbsichtenderRedaktoren-Redaktionsgeschichte(Synthese) Nachdem die analytische Arbeit geleistet ist, geht es an die Rekonstruktion der Redaktionsgeschichte: Zuerst wird in der Literarkritik der Text „auseinandergenommen“ (Analyse), dannwieder„zusammengesetzt“(Synthese). Wichtige Fragen in diesem Schritt: Warum hat welche Schicht welche andere Schicht wie überarbeitet?WelchereligiösenErfahrungenspiegeltdieserliterarischeProzesswieder?Undwieist derentstandeneEndtextaufdemHintergrunddieserEntwicklungzuverstehen? Die Evangelisten beispielsweise waren nicht nur als „Schriftsteller“ tätig, sondern haben in erheblichemMaßGeschichten,dieesschonlangegab,gesammeltundverbunden.DieKenntnisder Vorgeschichte des Textes ist daher aufschlussreich: Man kann erkennen, wo im Text lediglich vorformuliertesMaterialübernommenwirdundwoÄnderungenvorgenommenwurden.Geradedie Aussagen, die die Vorlage signifikant verändern, erlauben einen Rückschluss auf die eigentliche ProblemstellungunddieIntentiondesTextes.DieserSchrittistzuweilenspekulativ–alsoVorsicht! Beispiel:InunseremBeispielwürdederLehrerversuchen,herauszufinden,wasderSchülersichdabei gedacht hat, als er bestimmte Teile abgeschrieben hat. Welche Gedanken des Schülers sind erkennbar?DerLehrermussdasherausfinden,weilnurdieseGedankenbenotetwerdenkönnen. Aufgaben 1. Vergleichen Sie die beiden Schöpfungsberichte Gen 1,1-2,4a und 2,4b-25! Welche Unterschiede fallenIhnenauf?AchtenSiebesondersdarauf,wieGottbeschriebenundbezeichnetwird! 2.ÜberprüfenSieineinerLerngruppefolgendeThese:„InEx14sindzweivoneinanderunabhängige Geschichtenenthalten!“ Lesen Sie zunächst Ex 14 komplett in Ihrer Bibel! Im Folgenden sind die Verse dieser Geschichte normal bzw. kursiv gedruckt. Versuchen Sie, zwei in sich logische Geschichten zu rekonstruieren. Überprüfen Sie die Richtigkeit Ihres Ergebnisses anhand des Bibeltextes. Welche der beiden ist glaubwürdiger? AusschnitteausEx13-14 1.Undsiefürchtetensichsehr.DasprachMosezumVolk:Fürchteteuchnicht,stehetfestundsehetzu,wasfür ein Heil der HERR heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen.DerHERRwirdfüreuchstreiten,undihrwerdetstillesein. 2.UnddieIsraelitengingenhineinmitteninsMeeraufdemTrockenen,unddasWasserwarihneneineMauer zurRechtenundzurLinken.UnddieÄgypterfolgtenundzogenhineinihnennach,alleRossedesPharao,seine WagenundMänner,mitteninsMeer. 3.DawurdeseinHerzverwandeltunddasHerzseinerGroßengegendasVolk,undsiesprachen:Warumhaben wirdasgetanundhabenIsraelziehenlassen,sodasssieunsnichtmehrdienen?UnderspannteseinenWagen an und nahm sein Volk mit sich und nahm sechshundert auserlesene Wagen und was sonst an Wagen in ÄgyptenwarmitKämpfernaufjedemWagen.UnddieÄgypterjagtenihnennachundholtensieein,alssiesich gelagerthattenamMeer 4.AlsnunMoseseineHandüberdasMeerreckte,teiltensichdieWasser 5.UnddieWolkensäulevorihnenerhobsichundtrathintersie 6.AberderHERRsprachzuMose:ReckedeineHandausüberdasMeer,dassdasWasserwiederkommeund herfalleüberdieÄgypter,überihreWagenundMänner.DareckteMoseseineHandausüberdasMeer, 7.SozogensieausvonSukkotundlagertensichinEtamamRandederWüste.UndderHERRzogvorihnenher, amTageineinerWolkensäule,umsiedenrechtenWegzuführen,undbeiNachtineinerFeuersäule,umihnen zuleuchten,damitsieTagundNachtwandernkonnten.NiemalswichdieWolkensäulevondemVolkbeiTage nochdieFeuersäulebeiNacht. 8.UndderHERRsprachzuMose:Wasschreistduzumir?SagedenIsraeliten,dasssieweiterziehen.Duaber hebedeinenStabaufundreckedeineHandüberdasMeerundteileesmittendurch,sodassdieIsraelitenauf demTrockenenmittendurchdasMeergehen.Siehe,ichwilldasHerzderÄgypterverstocken,dasssiehinter euchherziehen,undwillmeineHerrlichkeiterweisenandemPharaoundallerseinerMacht,anseinenWagen undMännern.UnddieÄgyptersolleninnewerden,dassichderHERRbin,wennichmeineHerrlichkeiterweise andemPharaoundanseinenWagenundMännern. 9.ließesderHERRzurückweichendurcheinenstarkenOstwinddieganzeNachtundmachtedasMeertrocken, AlsnundieZeitderMorgenwachekam,schautederHERRaufdasHeerderÄgypterausderFeuersäuleundder Wolke und brachte einen Schrecken über ihr Heer. Da sprachen die Ägypter: Lasst uns fliehen vor Israel; der HERRstreitetfürsiewiderÄgypten. 10.UndderHERRverstocktedasHerzdesPharao,desKönigsvonÄgypten,dasserdenIsraelitennachjagtemit Rossen,WagenundihrenMännernundmitdemganzenHeerdesPharaobisPi-HahirotvorBaal-Zefon. 11.unddasMeerkamgegenMorgenwiederinseinBett,unddieÄgypterflohenihmentgegen.Sostürzteder HERRsiemitteninsMeer.SoerrettetederHERRanjenemTageIsraelausderÄgypterHand.Undsiesahendie Ägypter tot am Ufer des Meeres liegen. So sah Israel die mächtige Hand, mit der der HERR an den Ägyptern gehandelthatte.UnddasVolkfürchtetedenHERRN,undsieglaubtenihmundseinemKnechtMose. 12. Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgtwarinsMeer,sodassnichteinervonihnenübrigblieb.AberdieIsraelitengingentrockenmitten durchsMeer,unddasWasserwarihneneineMauerzurRechtenundzurLinken. 13.UndalsderPharaonaheherankam,...schriensiezudemHERRN 14. und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels. Und dort war die Wolke finster, und hier erleuchtetesiedieNacht,undsokamendieHeeredieganzeNachteinandernichtnäher. 15.UndderHERRredetemitMoseundsprach:RedezudenIsraelitenundsprich,dasssieumkehren und sich lagern bei Pi-Hahirot zwischen Migdol und dem Meer, vor Baal-Zefon; diesem gegenüber solltihreuchlagern.DerPharaoaberwirdsagenvondenIsraeliten:SiehabensichverirrtimLande; dieWüstehatsieeingeschlossen.UndichwillseinHerzverstocken,dasserihnennachjage,undwill meine Herrlichkeit erweisen an dem Pharao und aller seiner Macht, und die Ägypter sollen innewerden,dassichderHERRbin.-Undsietatenso. EntwicklungdesPentateuch ((Bild,Darstellung5BücherMosebzw.einerThorarolle)) Die 5 Bücher Mose werden auch als der „Pentateuch“ bezeichnet – griechisch für „das fünfteilige Buch“.DiejüdischeTraditionsprichtvonTora,„Weisung“bzw.„Gesetz“. Anhand der letzten Übung ist ersichtlich: Der Pentateuch besteht aus mehreren Quellen, die von Redaktoren planvoll zusammengesetzt wurden: Der Endtext ist so zusammengesetzt, dass in der RegeleinesinnvolleLektüremöglichist. Der Pentateuch gehört in den Zusammenhang der Erzählung der Geschichte Israels, die sich vom Buch Genesis bis zum 2. Königebuch erstreckt. In der Forschung wurde viel darüber gerätselt, aus welchenQuellendieseBücherbestehenundwiesieabzugrenzensind. Einigkeit besteht heute in der Forschung über drei Punkte (vgl. Gertz, Jan: Grundinformation Altes Testament, Göttingen 42010, S. 201ff.). Der Zusammenhang ist anhand des folgenden Schaubilds verdeutlicht. 1. DasDtnbildeteinevollständigeigenständigeQuelleundstehtinengemZusammenhangmit denBüchernDtnbis2Kön,diedassogenannte„DeuteronomistischeGeschichtswerk“DtrG bilden.DieAnfängedesDtnliegeninderspätenKönigszeit(KönigJosias),seineAusführung während der Exilzeit nach 597 v. Chr., allerdings in Palästina. Das DtrG besteht seinerseits wieder aus unterschiedlichen Quellen, die aber eine große theologische Nähe zueinander aufweisen. 2. Ein erheblicher Teil der ersten vier Bücher Mose ist die sogenannte „Priesterschrift“ „P“. HierbeihandeltessichumSchriften,dieebenfallswährendderZeitdesExilsvonPriestern aufgeschrieben wurde, und zwar in Babylon. Die Priester befürchteten, dass sich die dritte Generation der Exulanten vom Jahwe-Glauben abwenden und zur babylonischen Religion zuwenden könnte und versuchten, dies durch Verschriftlichung der Überlieferungen des VolkesIsraelunddurchAuseinandersetzungmitderbabylonischenReligionzuverhindern.P benutzt bis Ex 3,14 „Elohim“ für Gott, danach „Jahwe“. Ein prominenter Text ist beispielsweisedieSchöpfungsgeschichteinGen1,1-2,4a. 3. Neben der Priesterschrift enthalten die ersten vier Bücher Mose nichtpriesterliche Teile („NP“),vondeneneinigevermutlichältersindundbisins8.JahrhundertvorChristuszurück reichen. Charakteristisch ist, dass hier von vornherein der Gottesname „Jahwe“ verwendet wird. Ob sich diese Quelle in weitere Quellen aufspalten lässt („Jahwist“, abgekürzt „J“, „Elohist“), ist umstritten und wird heute eher verneint. Vermutlich hat die Redaktion alte, vorpriesterliche Quellen, die aber in sich keinen geschlossenen Zusammenhang bildeten, aufgenommenundverarbeitet. NP P D Redaktion Torah (5 Bücher Mose) Nichtpriesterliche Überlieferung Deuteronomistisches Geschichtswerk (Dtr, Jos, Ri, 1/2 Sam, 1/2 Kön) 9. Jhdt. / Südreich / Situation: Trennung vom Nordreich 926 8. Jhdt. / Nordreich / Situation: Reichtum, Gerechtigkeit: Amos Untergang des Nordreichs 722, Jesaja; später Jeremia Priesterschrift Exil 587-538, Oberschicht in Babylon. Probleme: Sicherung der Religion und des Gesetzes, Hesekiel Deuteronomist / Deuteronomistisches Geschichtswerk Aus dem Exil zurückgebliebene: Probleme: Schuldfrage. --> historische Sünde, Kultuseinheit / -reinheit nachexilische Schriften Wiederaufbau. Apokalyptik: Dan, Sach Formgeschichte–dieVerwendungderTexteverstehen WillmaneinenTextverstehen,mussmandieliterarischeGattungdesTexteskennen.Zunächstzwei BeispielefürunterschiedlicheTextsorten: Es war einmal ein reicher Mann, dem wurde seine Frau krank, und als sie fühlte, dass ihr Ende herankam,riefsieihreinzigesTöchterleinzusichansBettundsprach:„LiebesKind,bleibefrommund gut,sowirddirderliebeGottimmerbeistehen,undichwillvomHimmelaufdichherabblicken,und willumdichsein.“ EineHochdruckzone,diesichvomAtlantikbisnachMitteleuropaerstreckt,bestimmtmitzunehmend warmerundtrockenerLuftdasWetterinDeutschland.Sonnigundtrockenbei26bis31Grad;nachts 17bis13Grad.EinzelneWärmegewittermöglich.ZeitweiseschwacheWindeumWest… MankannbeibeidenTextsortenleichtdieliterarischeGattungbestimmen,dennjederweiß,dasser einMärchenzuerwartenhat,wennderTextmitdenWorten„eswareinmal…“beginnt.Niemand würde diesen Text für eine wahre Geschichte halten und sich überlegen, ob es Aschenputtel (das Märchen, aus dem der obige Text entnommen ist) wirklich gab. Und wenn im Radio der Wetterberichtbeginnt,wissenwirnachdenerstenWorten,waskommtundobwirjetztweghören oderbesondersgutaufpassen,jenachdem,obunsderWetterberichtinteressiert. BeidenbiblischenTextenistesvielschwieriger,dierichtigeTextsortezuerkennen.Waswirheute unter dem Stichwort „biblische Geschichte“ zusammenfassen, besteht in Wirklichkeit aus einer VielzahlvonTextsorten.VertutmansichinderTextsorte,wirdeinTextleichtmissverständlich.Man hältDingefürwahrbzw.historisch,dieniesogemeintgewesensind.EintypischesBeispielfürein Missverständnis ist der Versuch, naturwissenschaftliche Informationen aus dem Bibeltext zu entnehmen (beispielsweise die Erschaffung der Welt in sieben Tagen) – die Bibel war nie ein naturwissenschaftlichesLehrbuch,wasihrenzeitgenössischenLesernauchklarwar.DieBehauptung, dass beispielsweise die Welt unter Verweis auf Gen 1 tatsächlich in sieben Tagen entstanden sein müsse,istbloßeinProduktmittelalterlicherPhantasie,alsoerstlangenachderEntstehungderBibel selbst.EinBeispieleinerbestimmtenGattungsollverdeutlichen,wasdamitgemeintist: Aufgabe LesenSieinderBibelGen19,1–26! HierhandeltessichumdieGattung„Ätiologie“,einebesondereFormeinerSage.EineÄtiologiesoll dieHerkunfteinerbestimmtenLandschaftsform(hierdieSalzsäulen)erklären.MitÄtiologiensollen auch bestimmte Bräuche oder Kulte erklärt werden. Dem antiken Hörer war klar, dass es sich um eine Sage handelt – daher wäre es ein Missverständnis, wenn wir der Geschichte heute eine historische Wahrheit unterstellten (Lots Frau sei tatsächlich zur Salzsäule geworden), die sie nie beanspruchte. Aufgabe Finden Sie Beispiele für ätiologische Sagen, die Landschaftsformen Ihrer Umgebung bzw. Ihres Bundeslandeserklären. DenFormenreichtumderBibelzuergründenunddieAussageabsichtderTexteherauszufinden,ist AufgabederFormkritik. SiestelltaneinenbiblischenTextfolgendeFragen: WelcheTextsorte(literarischeGattung)liegtvor?AnwelchenMerkmalenkannmansieerkennen? WelchenSitzimLebenhatderText?Manfragtalso:WannundbeiwelcherGelegenheitwurdesolch einTexterzähltodergeschrieben?UndwelchenreligiösenGehalthatderText? WasistdemnachdieAussageabsichtdesTextes? WeitereAufgabenzurFormgeschichte 1.Textsortenerkennen Schlagen Sie die angegebenen Texte nach und versuchen Sie, die literarische Gattung,den „Sitz im Leben“ und die Aussageabsicht zu bestimmen. Erstellen Sie eine Tabelle! Zur Erleichterung einige VorschlägefürSpaltezwei,dieallerdingsrichtigzugeordnetwerdenmüssen! Liebeslied–Gleichnis–Chronik–Wundererzählung–Reisetagebuch–Fabel Fundort Gattung,Textsorte Sitz im Leben: Wann, wo Aussageabsicht geschriebenodererzählt? Ri9,8-15 2Kön18,9–10 Hld2,10–13 Mk1,40–45 Mk4,26–29 Apg21,1–10 2.EineschwierigeTextsorte:„ProphetischeGeschichtsschreibung“ HiersollaneinembekanntenTextdiehistorischeZuverlässigkeitderEvangelistenüberprüftwerden. Das„Weihnachtsevangelium“beiLukasvermitteltaufdenerstenBlickdenEindruck,eshandelesich hierbeiumeineechteBiographie. Lesen Sie zunächst den Text in Lk 2,1–20. Überlegen Sie nun, welche Aussagen des Textes besondershistorischklingen. HistorischeNachprüfungenergaben: EinersterallgemeinerZensusimganzenrömischenReichistnichtbelegbar. QuiriniuswarinderfraglichenZeitnichtStatthaltervonSyrien.DaLukasdasEvangeliumlangenach der fraglichen Zeit schrieb (ca. 90 n.Chr.), war er wohl mit den historischen Tatsachen nicht mehr vertraut.DieFrageistaber,oberüberhaupteinenhistorischenBerichtschreibenwollte.Esscheint eherso,alswürdeerseineAussageinAntithesenhervorhebenwollen.FüllenSiedazudenfolgenden Lückentextaus,umdieAussageabsichtdesLukasbesserzuverstehen! Nicht sondern istdervonGottauserwählteOrt. Nicht sondern istderMessias. Nichtzu sondernzu kommtzuerstdieFroheBotschaft. Lukas stellt damit die Geburt Jesu in einen heils- und weltgeschichtlichen Rahmen, auf eine exakte Historizitätkamesihmgarnichtan.Hieransiehtman,dassmanbeiderBestimmungderTextsorte aufpassen muss, denn manchmal wird eine literarische Gattung (hier Biographie) in ganz anderem Zusammenhangverwendet,alsoverfremdet(hierprophetischerText). Traditionsgeschichte – die Auseinandersetzung der Bibel mit ihrer Umwelt nachvollziehen Problem(imAT):AlsdasVolkIsraelimExilinBabylonwar(584-538v.Chr.),drohtespätestensinder drittenGenerationdievölligeAssimilierungderIsraelitenandieBabylonier.DiePriesterwolltenden Bestand ihrer Religion sichern und sich mit der Religion der Babylonier auseinandersetzen – so entstand die „Priesterschrift“, die unter anderem die Erzählung von der Erschaffung der Welt in 7 Tagen(Gen1,1-2,4a)unddieGeschichtevonNoahundderSintflut(Gen6-9)beinhaltet. Heutewissenwir,dassdiePriesterdesVolkesIsraelfürihrAnliegenbabylonischeTexte,vorallem religiöse Mythen, benutzt haben. Manches haben sie einfach abgeschrieben, manches haben sie verändert.SiehabenalteTraditionenaufgenommenundneueAkzentegesetzt. Die Methode der Traditionsgeschichte: Die traditionsgeschichtliche Untersuchung eines biblischen TextesistderVersuch,diesenProzessderÜbernahmeundderVeränderungvonsolchenTraditionen zuverstehenundnachzuvollziehen. Da eine Tradition selten in detaillierter Breite in einem Text aufgenommen wird, stützt sich das Erkennen einer Tradition zumeist auf auffällige Leitbegriffe, Bilder, Redewendungen oder Wortensembles, die den Interpreten an Inhaltskomplexe erinnern und die ihn auf Parallelen in anderenTextenaufmerksammachen. FolgendeFragengebendieRichtungfüreinetraditionsgeschichtlicheUntersuchungvor: a)GreifteinTexteineVorstellungauf? b)InwelchengrößerenZusammenhanggehörtdieseVorstellung? c)MitwelcherIntentionwirddieVorstellungineinembestimmtenTextaufgenommen? d) In welcher Weise schreitet der Text gegebenenfalls über seine vorgegebene geistige Welt hinaus?InwieweitisteinGedankenfortschritterkennbar? IndieserWeisewirdderSchatzanWissenundKenntnissenanalysiert,dereinemVerfasserbekannt war und den er bei der Abfassung seines Textes verwendete. Gerade im Alten Testament kann die ErfassungundBeschreibungderTraditionen,diedieTextespeisen,einenwesentlichenBeitragzum Textverständnisleisten. DabeigibtesauchüberraschendeErgebnisse:Z.B.zeigtessich,dassTraditionenimmerwiederneu aktualisiert und auch uminterpretiert werden. So wird z.B. in Ps 78,7f. die Wüstenwanderung der Väter zu einem Negativbeispiel für halsstarrigen Ungehorsam, während bei Hosea dasselbe Traditionsgut aufgenommen wird, um die Wüstenwanderung als Zeit der noch guten Beziehung zwischen Gott und seinem Volk zu beschreiben (Hos 2,16-17). Bei Traditionsgut, das sich im gesamtenaltorientalischenRaumfindet,kanneintraditionsgeschichtlicherFokusauchdazudienen, dieSpezifika„hebräischenDenkens“inseinemzeitgenössischenUmfeldherauszustellen. Aufgabe: Beschreiben Sie mit eigenen Worten das Problem, das Ziel und den Nutzen der Traditionsgeschichte! DasaltorientalischeWeltbild Betrachten Sie zunächst traditionsgeschichtliche Parallelen zum priesterschriftlichen Schöpfungsbericht(Gen1,1-2,4a): In einem sumerischen Mythos heißt es zurErschaffungderErde: „Enlil [der „Obergott“], beeilte sich, den HimmelvonderErdezutrennen So dass die Saat vom Feld aufsprießen konnte, SodassdieerstenMenschenhervorgehen konnten...“ Die wichtigste Parallele zur Bibel ist der um 650 v. Chr. aufgeschriebene babylonische Mythos „Enuma Elisch“, wasaufDeutschbedeutet„Alsoben“.So fängtdasEnumaElischan: „Als oben der Himmel noch nicht existierteunduntendieErdenochnichtentstandenwar... alsdieWasserdesuraltenApsu[=Süßwasserozean],ihresVaters, undderMutterTiamat[=derUrozean],diesieallegebar,nochvermischtwaren...“ AusApsuundTiamatentstehenweitereGötter.InderFolgezeitkommteszumKampfzwischenden Göttern;imVerlaufdessenwerdenApsuundTiamatvonihrenKindern,denGestirngöttern,getötet. NunerschafftderGottMarduk,derSonnengott,dieWelt: „EsruhtederHerr(Marduk),TiamatsLeichnamzubetrachten, denRumpfzuteilen,Kunstvolleszuschaffen. ErhälftetesiewieeineMuschelinzweiTeile undsetzteihreHälftehin,denHimmeldeckteerdamit.“ Aufgabe: 1. Vollziehen Sie nach, durch welchen Akt die Erde in diesen Vorstellungen entsteht! Neben den TextenbefindetsicheineGraphik,dieverdeutlicht,wiemansichimaltenOrientdieBeschaffenheit derWeltvorstellte.BeschreibenSiedieGraphik! Hilfe: Beschreiben Sie zunächst den Zustand vor der Erschaffung der Erde, dann den Zustand nach derErschaffung. 2.AuszugausGenesis1,1.2.6-8: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer und der Geist Gottes schwebteaufdenWassern. UndGottsprach:EswerdeeineFestezwischendenWassern,diedascheidezwischendenWassern. DamachteGottdieFesteundschieddasWasserunterderFestevondemWasserüberderFeste.Und esgeschahso. UndGottnanntedieFesteHimmel.“ BearbeitenSiedenTexttraditionsgeschichtlichmitHilfederobenangegebenenFragena,bundd! (Anmerkung:FragecistfürunsimMomentnochnichtsinnvollzulösen) SosiehtderBeginndesEnumaElischinKeilschriftaus DieErschaffungdesMenschen AuseinemsumerischenMythos: DasWesen,dasdu[Enki,eineweiblicheGottheit]nanntest,istda: VerbindemitihmdasBildderGötter MischedenKerndesLehmsüberdemUrozean. DieGötterundfürstlichenGestalterwerdendenLehmeindicken. DuaberversiehdieGliedermitLeben Ninmach[einGott]wirddirdabeihelfen, DieGottheitenwerdendirbeimFormenbeistehen, Bestimmesein(desneuenWesens)Geschick. AusdemEnumaElisch Zu allerletzt wird nach dem großen Kampf der Götter der Mensch geschaffen. Vielleicht hat ein verlorenes Stück des Gedichts berichtet, dass den Göttern alles zu schwer geworden sei. Um den Menschenzuschaffen,wirdderGottKingu,derderFeldherrderTiamatundderAnstifterzumKrieg gewesenwar,getötetunddieMenschendarausgeformt.WeilsieausdemBlutundGewebeeines bösenGottesbestehen,sindsieabersterblich. „BlutwillichbindenundKnochenherrichten, einWesenwillichbilden, seinNameseiMensch. Wahrlich,einWesenwillicherschaffen,damiterdenGötterndieneundsieesbequemhaben.“ Aufgaben 1. Bearbeiten Sie Gen 2,7 und Gen 1,26-28 traditionsgeschichtlich! Achten Sie dabei auch auf die UnterschiedezwischenTraditionundBibeltext! 2. Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit Mitschüler/innen in einer Lerngruppe! Arbeiten Sie die Unterschiede zwischen den beiden Bibeltexten heraus: Worin besteht der Gedankenfortschritt zwischendemälteren(nichtpriesterlichen)BerichtGen2,7unddemjüngeren(priesterschriftlichen) BerichtGen1,26-28? TraditionsgeschichtedespriesterschriftlichenSchöpfungsberichtsGen1,1-2,4a Aufgabe(Lerngruppe) NunsollderganzepriesterschriftlicheSchöpfungsberichttraditionsgeschichtlichanhandder4Fragen bearbeitet werden. Benutzen Sie zur Vorarbeit folgende Tabelle, die Gemeinsamkeiten und UnterschiedezwischenaltorientalischerTraditionundBibeltextverdeutlicht. EnumaElisch Genesis1,1-2,4a 1.WieentstehtdieWelt? 2.WelcheRollespielen dieSterne? 3.WiewirdderMensch geschaffen? 4. Welche Aufgabe hat der Mensch? / Wie ist sein Verhältnis zu Gott bzw. denGöttern? BearbeitenSienundenTexttraditionsgeschichtlich(4Fragenoben)! AlternativeAuslegungsmethoden Während die historisch-kritische Exegese ein immer deutlicheres Bild von der Bibel zu erforschen wusste,gabesEinsprücheaussehrunterschiedlichenRichtungen.Gemeinsamistdiesenvorallem, dassdiehistorisch-kritischeExegesezuabstraktsei,dabeiaberbesondereAspekteundBedürfnisse der Menschen nicht ausreichend berücksichtige. Insbesondere wurde beklagt, dass die Perspektive von Frauen und von Armen zu kurz komme – so entstanden die feministische und die befreiungstheologische Auslegung. Daneben gibt es die tiefenpsychologische Exegese, die die Bibel imLichtderErkenntnissederPsychologenSigmundFreudundCarlGustavJungliest. FeministischeExegese DiefeministischeExegesegehtdavonaus,dassdieBibelvorrangigeinergesellschaftlichenOrdnung entspricht, die die Perspektive einer Höherwertigkeit der Männer einnimmt (Patriarchat). Diese Strukturen sollen aufgedeckt werden. Gleichzeitig gibt es in der Bibel auch viele Hinweise auf die GleichwertigkeitvonFrauenundMännernalsEbenbilderGottesbzw.alsGliederderGemeindeJesu Christi.DamittragedieBibelauchdasPotentialzurBefreiungderFraueninsich. „Jesu radikales Miteinschließen der Frauen ist auch aus der Geschichte von Martha und Maria ersichtlich. Maria nimmt ihren Platz zu Jesus Füßen ein, der Platz, der traditionell von Rabbinerstudenten eingenommen wird. Martha (wie das sogar heute noch so oft unter Frauen geschieht, wenn die Traditionen des Patriarchats in Frage gestellt werden) protestiert. Doch Jesus lobt Marias Wissensdrang nach Gott: "Maria hat das gute Teil erwähnt; das soll nicht von ihr genommen werden" (Lk 10,38-42). Im ganzen Evangelium sehen wir, wie Jesus tief eingesessene patriarchale Gegebenheiten in Frage stellt. Stattdessen werden die Männer aufgefordert, ihren SchuldanteilbeimEhebrucheinzugestehen.“ Aus:https://futurechurch.org/jesus-und-frauen Befreiungstheologie DieBefreiungstheologiewurdevonkatholischenTheologeninderArbeitmitArmeninLateinamerika entwickelt. Ihnen kommt es vor allem darauf an, die befreiende und soziale Botschaft des Evangeliumsals„OptionfürdieArmen“starkzumachen.DieBibelredevorallemvonderBefreiung derUnterdrückten–unddamitistganzkonkretauchdieBefreiungvonsozialerUnterdrückung,von Armuthierundheutegemeint.DabeigehtdiebefreiungstheologischeExegeseineinemDreischritt vor: Sehen – urteilen – handeln. Insbesondere der letzte Punkt ist wichtig: Die Bibel fordere den Menschenauf,hierundheutezuhandelnundsichfüreinegerechtereWelteinzusetzen.Innerhalb der Befreiungstheologie gab es radikale Strömungen, heute haben sich aber gemäßigte Vertreter/innendurchgesetzt. „InderGegenwartkönnenauchwirimEvangeliumdieSchlüsselfinden,dieesunsmöglichmachen, uns den aktuellen Herausforderungen zu stellen, indem wir die Unterschiede schätzen, den Dialog unddieBeteiligungohneAusgrenzungenfördern,sodassdieErfolgeinFortschrittundEntwicklung, die gerade erzielt werden, sich festigen und eine bessere Zukunft für alle garantieren. Hierbei ist besonderes Augenmerk auf unsere schwächsten Brüder und Schwestern zu legen und auf die am meistenverletzlichenMinderheiten.“ Aus:PapstFranziskus2015,vgl.http://www.kath.net/news/51233 TiefenpsychologischeExegese Die tiefenpsychologische Exegese geht davon aus, dass sich die Schriften der Bibel leichter interpretieren lassen, wenn man sie als Zeugnisse der menschlichen Psyche liest – und wenn man psychologische Erkenntnisse mit einbezieht. Ein wichtiger Vertreter der tiefenpsychologischen Exegese in Deutschland ist der Theologe Eugen Drewermann. Er schreibt über die Geschichte des 12jährigenJesusimTempel(Lk2,41ff): „Gewiss soll mit Erzählungen solcher Art zunächst die absolute Unvergleichlichkeit des heranwachsenden Gottessohnes gegenüber seinen Zeitgenossen demonstriert werden. Aber man darf auf dem Vordergrund derartiger scheinbar biographischer Legenden den uralten mythischen UrsprungdesMotivsselbstnichtvergessen:UrsprünglichwirdimMythosvonderSonnebzw.vom Mond erzählt, wie schnell sie nach ihrer Geburt (am Himmel) zu ihrer eigentlichen Größe heranwachsen[...].KehrtmandiesemythischeProjektiondesPsychischenindieNaturwiederum, so wird man in dem schnellen Wachstum des Lichtgestirns ein Symbol für die Entfaltungskraft des Bewusstseinssehenmüssen,dieinderGestaltdes„Erlösers“,deswahrenIchseinesMenschen,die NachtderBewusstlosigkeitvertreibtunddieseelischeWeltmitgeistigerKlarheitdurchströmt.“ In:Drewermann,Eugen:DeinNameistwiederGeschmackdesLebens.TiefenpsychologischeDeutungder KindheitsgeschichtenachdemLukasevangelium.Freiburg:Herder,3.Aufl.1995.S.174f. Aufgaben 1. Beschreiben Sie die drei Formen der alternativen Exegese! Begründen Sie, ob und welche Ihnenbesonderszusagt! 2. Der Vatikan schreibt über die Befreiungstheologie – und Ähnliches auch über feministische undtiefenpsychologischeExegese: „HierunddakannsiewohletwasvoreingenommenseinundnichtallenTextenderBibelihre gleiche Aufmerksamkeit schenken. Die Exegese kann nie ganz neutral sein; sie muss sich jedochvorEinseitigkeithüten.AußerdemgehörtdassozialeundpolitischeEngagementnicht direktzudenAufgabendesExegeten“. (Quelle: http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/pcb_documents/rc_con_cfaith_doc_19930415_interpretazione_ge.h tml). NehmenSieanhanddieserEinschätzungkritischzudenalternativenExegese-Methoden Stellung! LektüreundInterpretationwichtigerBibelstellen WichtigeAT-Texte Im Alten Testament gibt es eine Fülle von wichtigen Texten: Geschichten, Gebete, Prophetentexte. Viele haben Einzug in die Weltliteratur und die Weltkulturgeschichte in Kunst und Musik gehalten. SchonalleinumamkulturellenLebensinnvollteilhabenzukönnen,isteinegrundsätzlicheKenntnis biblischerGeschichtenunerlässlich. ImFolgendenstehenAT-Texte,dieinbesondererWeisemitdemNTzutunhaben.Geschichten,von denendieAutorendesNeuenTestamentsderAuffassungwaren,dasssieganzunmittelbaraufdas bezogensind,wasinunddurchJesusChristuspassiertist. Gen18,1-15undGen21,1-19 LesenSiedieobenstehendenGeschichten.VersuchenSie,beideGeschichtendurcheinSchaubildzu visualisieren.ImMittelpunktdesSchaubildessollteAbrahamundseinVerhältniszuGottstehen. Gen22,1-19 Eine Geschichte, die „unter die Haut geht“. Versetzen Sie sich in die beteiligten Personen: Was mögenAbrahamundIsaakgedachthaben?WashatsichGottbeiderGeschichtegedacht? Ex19,1-20,21 HierhandeltessichumdieRahmengeschichtezuden10Geboten.AchtenSiehierbesondersaufdie Begleitumstände. Erzählen Sie die Geschichte nach, indem Sie auf so viele Details wie möglich eingehen!VersuchenSie,Schlussfolgerungenzuziehen–welchesGottesbildstecktdahinter? Jes7,14;Sach9,9undJes53,4-12 Hierbei handelt es sich um Stellen, die von neutestamentlichen Autoren unmittelbar auf Jesus Christusbezogenwurden.ErläuternSie,warumdasnahelag! WichtigeTextedesNT Vorbemerkung: Einige äußerst wichtige Evangelientexte werden in der Unterrichtseinheit „Jesus“ behandelt. Die Evangelien sind erst lange nach dem Tod Jesu (etwa 30 n. Chr.) entstanden. Das Markusevangeliumistdasälteste(entstandenum70n.Chr.),gefolgtvonMatthäusundLukas(um 90n.Chr.)undschließlichJohannes(um100n.Chr.).DieEvangelistenhattennichtdieAbsicht,eine Biographie Jesu zu schreiben, sondern die Gute Nachricht vom Messias (griechisch: Christus) zu verkünden. LesenSiediefolgendenBibelstellenundmachenSiesicheinigeNotizendazu: LesenSieMt16,13-16! Mk10,32-34 Mk13,24-27 Lk24,36-* Joh1,1-17 Joh10,1-30 Galaterbrief Der Galaterbrief ist eine der wichtigsten Schriften der Bibel, weil hier in wenigen Kapiteln zusammengefasstist,worumesimChristentumgeht. DieEmpfängersindChristeninGalatien,einTeilderheutigenTürkei.Umstrittenist,obessichum ChristeninderLandschaftGalatiengehaltenhatoderumChristeninderrömischenProvinzGalatien. Faktumist:PaulushattedieGemeindengegründet.DasMissionsprinzipdesPauluswarso,dasserin die Großstädte ging und dort in den Synagogen Werbung für das Christentum machte. Einige Zeit nach seiner Abreise gibt es Probleme: Juden bzw. Judenchristen wollen die Heidenchristen dazu bringen,jüdischeGesetzeeinzuhaltenundsichbeschneidenzulassen.DieslehntPaulusstriktab.Es ist umstritten, ob Juden von den Christen die Reintegration in die Synagoge verlangen oder ob JudenchristenvonHeidenchristeneineengereAnbindunganjüdischeSittenfordern. 3 vgl.dazu:Schnelle,Ulrich:EinleitungindasNeueTestament,Göttingen 1999,106ff. Aufgaben LesenSieGal1-2underarbeitenSieeineChronologiederEreignisse! Den Mittelpunkt der Chronologie bildet das Treffen von Paulus mit den Jerusalemern, das sogenannte„Apostelkonzil“.EsfandimJahr48statt. LesenSieGal3,1-14underklärenSie: WoherkommtderGeist? WasistdasGesetz?Wozuführtes? WasistdieTatChristi? LesenSieGal3,15-4,7. WoraufbeziehtsichdieVerheißung?WarumistsiewichtigeralsdasGesetz? WasistdieAufgabedesGesetzes? VersuchenSie,dieArgumentationvon4,1-7mitdemvorherGesagteninVerbindungzubringen! LesenSie5,1-6,2. WarumsprichtsichPaulussovehementgegendieBeschneidungaus? Interpretieren Sie Vers 5,1! Beziehen Sie in Ihre Überlegungen auch 5,16-6,2 ein – was heißt christlicheFreiheit? ErstellenSieeinSchaubildzumThema:„DiechristlicheFreiheitnachdemGalaterbrief“. NeueZugängezurBibel:TextraumerkundungundBibliolog IndenletztenJahrenhabensichStimmengehäuft,dieeinenanderenZugangzurBibelforderten:Das Erleben, das eigene Mitmachen, kämen bei der bloßen Lektüre zu kurz. Zwei Methoden haben als niederschwelligeZugängebesondereVerbreitungempfunden:DieTextraumerkundungundderaus denUSAstammendeBibliolog. Textraumerkundung DieTextraumerkundungbasiertaufvierSchritten,dieunterAnleitungeinesModeratorsausgeführt werden: 1. 2. 3. 4. DenTextvorlesenwieeinSchauspieler ImText„spazierengehen“ StandbildausdemText WiegehtesmirmitdemText? Erklärung: 1. Stellen Sie sich vor, Sie bewerben sich auf einer Schauspielschule. Sie sollen einen Text so überzeugendwiemöglichvortragen.NehmenSiealsBeispielApg9,1-9. 2. Lassen Sie sich von Ihrer/m Lehrer/in zum Text befragen und assoziieren Sie mit Ihrer Phantasie.Beispiele:WieschnaubtePaulus?WiegingerzumHohepriester?Usw. 3. StellenSiemitmehrerenPersoneneinStandbilddar. 4. ErläuternSiedenanderen:WiegehtesmirmitdemText? Bibliolog Der Bibliolog dient dazu, dass Menschen sich in einen Text hineinversetzen. Das Prinzip ist dabei, dasseinModeratoreinenTextverliestunddieTeilnehmeranbestimmten,vorherwohlüberlegten Stellen bittet, sich in eine Person oder auch einen Gegenstand hineinzuversetzen und einen KommentarausderenPerspektivezuformulieren. DerhermeneutischeZirkel Hermeneutik ist das Fachwort für die Kunst der Auslegung (Interpretation von Texten, Situationen etc.). Seit gut 200 Jahren wird in der Philosophie und Theologie heftig diskutiert, wie Texte angemessenzuinterpretierensind. Ein wesentlicher Punkt ist die Frage der Subjektivität der Interpretation. Rudolf Bultmann, ein bedeutender Theologe des 20. Jahrhunderts, führte in seinem berühmten Aufsatz „Ist voraussetzungsloseExegesemöglich?“(in:GlaubenundVerstehenIII,Tübingen31965,142-150)aus: „Die Frage, ob voraussetzungslose Exegese möglich ist, muss mit Ja beantwortet werden, wenn „voraussetzungslos“meint:ohnedassdieErgebnissederExegesevorausgesetztwerden.Indiesem SinneistdievoraussetzungsloseExegesenichtnurmöglich,sonderngeboten.IneinemanderenSinn ist freilich keine Exegese voraussetzungslos, da der Exeget keine tabula rasa ist, sondern mit bestimmten Fragen bzw. einer bestimmten Fragestellung an den Text herangeht und eine gewisse VorstellungvonderSachehat,umdieessichimTextehandelt.“ Aufgabe: Lesen Sie Lk 7,36-39. Was für eine Sünde hat die Frau wohl begangen? Was ist der PharisäerfüreinTyp?WashatergegendieFrau? DasBeispieldesTexteszeigt:WirgehenallemitunterschiedlichemVorverständnisanTexteheran.Je nachdem, wie unser Vorverständnis ist, ändert sich das Textverständnis. Es ist unmöglich, das Vorverständnisauszublenden.JedeInterpretationistsubjektiv.EineobjektiveInterpretationgibtes nicht. Schlimmer noch: Tritt eine Textauslegung mit dem Anspruch auf, den Text oder den Autor objektivzuverstehen,heißtdasnichtsanderes,alsdasssichderInterpretnichtüberdiesesProblem bewusstist.EinesolcheAuslegungistinallerRegelunseriös. Konkret bedeutet das: Man kann eine seriöse Interpretation nur durchführen, wenn man in einen ständigenDialogmitdemTexteintritt;sichmitihmineinerständigenKreisbewegungbefindet.Diese KreisbewegungnenntmandenhermeneutischenZirkel. Gemeintist,dassmaneinenTextmitseinemVorverständnisinterpretiert.DanndieseInterpretation wiedermitdemTextvergleichtundkorrigiertusw. Aufgabe:BeschreibenSiedasSchaubildmiteigenenWorten! WiekannmannundasProblemdessubjektivenAnteilsderExegeseüberwinden?Natürlichhilftdie historisch-kritischeMethode,damanhierFaktensichernkann.AberauchdannwirddasVerstehen eines Textes nie vollkommen sein. Bultmann erkannte: Historisches Verstehen setzt über die Methode hinaus ein Verhältnis zur Sache voraus, um die es geht. Man kann beispielsweise das Kommunistische Manifest von 1848 nicht verstehen, ohne die Prinzipien von Sozialismus und Kapitalismus zu kennen. Nur wer ein Verhältnis zur Musik hat, kann einen Text, der über Musik handelt,verstehen.DiesesVerhältniszueinerSache,dasistdasangemesseneVorverständnis. InBezugaufdieBibelheißtdas:ZueinemangemessenenVerständniswirdnurderjenigekommen, der einen Bezug zu Religion hat und bereit ist, sich –abseits des Historischen- auf der religiösen Ebenebereichernzulassen.Dabeimussmanaberoffensein,seinVorverständniszukorrigieren.Der Text,soBultmann,zwingtdenLeserzueinerEntscheidung.AndersalsbeieinemRoman,denman gut oder schlecht finden kann oder der einem egal sein kann, nötigt die Bibel dem Leser die Entscheidungauf:Glaubstduoderglaubstdunicht? BultmannfasstdasinfolgendenThesenzusammen: 1. DieExegesederbiblischenSchriftenmusswiejedeInterpretationeinesTextesvorurteilslos sein. 2. Die Exegese ist aber nicht voraussetzungslos, weil sie als historische Interpretation die Methodehistorisch-kritischerForschungvoraussetzt. 3. VorausgesetztistfernerderLebenszusammenhangdesExegetenmitderSache,umdieesin derBibelgeht.DasnenntBultmann„Vorverständnis“. 4. Das Vorverständnis ist kein abgeschlossenes, sondern ein offenes, so dass es zur existentiellen Begegnung mit dem Text kommen kann und zu einer existentiellen Entscheidung. 5. Das Verständnis des Textes ist nie ein definitives, sondern bleibt offen, weil der Sinn der SchriftsichjederZukunftneuerschließt. Kanonbildung Mitder„Kanonbildung“bezeichnetmandenProzessderZusammenstellungderbiblischenSchriften, alsodieFrage,wieausdeneinzelnenSchrifteneinvollständigesBuchwurde.DabeiwarderUmfang sowohldesATwieauchdesNTimLaufderZeitheftigumstritten. AltesTestament Längst nicht alle religiösen Schriften, die zur Zeit der Bibelentstehung vorlagen, wurden in die Sammlung der »heiligen Schriften« aufgenommen. Bei ihrer Abgrenzung spielten verschiedene KriterieneineRolle:DasBuchEsterwarsehrumstritten,weildarinkaumvonGottdieRedeist. DieEntstehungdesalttestamentlichenKanonshatsichinfolgendenEtappenvollzogen: AlsErsteswardieToraabgeschlossen.InderZeitvon400bis100v.Chr.wurdendanndierestlichen Bücher der Hebräischen Bibel vervollständigt. Zunächst eine Sammlung prophetischer Schriften– dazugehörtaucheinTeilderspätersogenanntenGeschichtsbücher(JosuabisKönige)–,danachdie »Schriften« (Ketubim), sehr unterschiedliche Bücher wie das Hohelied, Ester, Judit, Daniel, die MakkabäerbücherunddieweisheitlichenSchriften(Weisheit,JesusSirach,Sprichwörter). Grundsätzlichentstehensolche„Kanones“immerdann,wenndiedarinthematisiertenZeitepochen vorbei sind, also z.B. der Prophetenkanon, nachdem es keine Propheten mehr gibt, das Neue TestamentnachdemToddererstenApostelgeneration. Jesus konnte auf diesen Kanon zurückgreifen. Er kannte aber neben den in den biblischen Kanon aufgenommenenSchriftennochweitereundzitiertesie. Quelle:www.die-bibel.de NeuesTestament MancheBücherdesNT,wiederHebräerbriefoderdieOffenbarungdesJohanneswurdenvonvielen TheologenalsBestandteilderBibelabgelehnt.AuchgibtesvieleSchriften,dienichtimNTenthalten sind, obwohl darüber diskutiert wurde, so z.B. der 1. Klemensbrief, die Briefe des Ignatius von Antiochia oder das Thomasevangelium. Die Zusammenstellung des Kanons war entsprechend kompliziertundstrittig. DieKriteriendafür,einenKanonzusätzlichzumAltenTestamentzusammenzustellen,waren: 1. Apostolizität. Es ging darum, dass die Texte entweder von einem Apostel selbst verfasst warenoderaberzumindestindergeistigenTraditionderApostelstanden. 2. Katholizität.DieSchriftenmusstenallgemeinalsheiliganerkanntsein. 3. Inspiration.EsmusstedieÜberzeugungherrschen,dassdieSchriftenvomHl.Geistinspiriert sind. DerProzessderKanonbildungbegannim2.JahrhundertnachChristusundisterstim4.Jahrhundert abgeschlossen. Den ersten Anstoß gab der Theologe Markion, der eine christliche Sekte gründete. Für ihn wesentlich war die scharfe Abgrenzung zum Judentum – seine „Bibel“, die er um 150 vorlegte, bestand aus den Briefen des Paulus und einem leicht veränderten Lukasevangelium. Das AlteTestamentlehnteerab. 367 n. Chr. wird der heute feststehende Kanon mit 27 Schriften von Patriarch Athanasius von Alexandrienfestgelegt.382n.Chr.wirddieseFestlegungauchvonderKircheimWestendurcheine SynodeunterPapstDamasusakzeptiert. HeiligeSchriften ((BildervondenverschiedenenheiligenSchriften)) DasChristentumhatmitdemJudentumunddemIslamgemeinsam,dassalsGrundlageundMaßstab ihrerTheologieeineHeiligeSchriftsteht:FürChristendieganzeBibel,fürJudender„Tanach“,also derTeilderBibel,denChristenalsdasAlteTestamentbezeichnenundfürMuslimederKoran.Aber dieBedeutungderHeiligenSchriftenindenReligionenistunterschiedlich. DerTanach Das Wort „Tanach“ ist eine Abkürzung aus den Buchstaben T, N und K/Ch und steht für die BestandteilederhebräischenBibel:DieThora(Gesetz,5BücherMose),diePropheten(Nebiim)und dieübrigenSchriften(Ketuvim).FürdieJudenistdasGesetzGottesunmittelbareOffenbarungund Gnade Gottes. Die Propheten haben ihr Wort im Namen Gottes erhoben, wenn das Gesetz gebrochenwurde.ImJudentumistdieHaltungzumTanachähnlichvielfältig,wieimChristentumzur Bibel:EsgibtorthodoxeJuden,dievonderGöttlichkeitjedeseinzelnenWortesausgehenebensowie liberaleJuden,dieeinenhistorisch-kritischenZugangzumTanachbevorzugen. DerKoran „Die Muslime glauben, dass der Koran dem Propheten Mohammed durch den Engel Gabriel in arabischer Sprache offenbart wurde und Gottes authentisches Wort ist. Das bedeutet, dass jeder Buchstabe ihrer heiligen Schrift direkt von Gott kommt und verbalinspiriert ist. Demnach ist der Koranunverfälscht,unveränderbarundewiggültig.ErenthältsämtlicheAnweisungenundHilfen,die sie benötigen, um ein Gott wohlgefälliges Leben führen zu können. Nicht-muslimische Wissenschaftler dagegen betrachten den Koran als eine von Mohammed verfasste Schrift. ... Der Koranbestehtaus114Suren,dievonderlängstenbiszurkürzestenhintereinandergeordnetsind.... Der Koran muss von Muslimen mit allerhöchster Ehrfurcht behandelt werden. ... Einen Koran absichtlich zu beschädigen oder gar zu zerreißen kommt einer Kränkung Gottes und damit der Gotteslästerung gleich; ein Koranexemplar gilt schließlich als konkret gewordenes, in zwei BuchdeckeleingebundenesWortGottes.“ 3 Aus:Spuler-Stegemann,Ursula:Islam.Die101wichtigstenFragen,München 2014,S.44ff. Aufgaben 1. Beschreiben Sie möglichst genau, wo der Unterschied im Verständnis des Korans durch MuslimeimVergleichzumVerständnisdesTanach/derBibelinJudentumundChristentum liegt! Beachten Sie dabei: Was ist in den jeweiligen Religionen Offenbarung Gottes? 2. DiskutierenSie:WoisteinDialogzwischendendreiReligionensinnvoll?Warumfällteruns oftsoschwer?
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