swissICT Magazin Ausgabe 09/2018 01-02/2014 vom vom 7. September 10. Februar2015 2014 xxxx Das Schweizer Internet of Things in der Praxis 34 xx luzernischen Horw wird erforscht und getestet, was das IoT kann. Im xxxx Für angemessene Löhne: die Salärumfrage 2015 31 xxxx Lehrplan 21: neue Informatik-Lektionen von swissICT 32 xxxx So bleiben Informatiker gesund und agil 33 xxxx 6 Fragen an einen IT-Personalberater 36 Seitenblick Wie Strategien gestern falsch waren und heute richtig sind Wir schreiben den 24. August 2015, und die NZZ Online-Redaktion hat die dpa Meldung entdeckt. Es hat jemand Geburtstag: «Start me up» sangen die Rolling Stones damals zur Geburt im Werbespot und die Welt war in Aufregung. Nun ja, fast alle waren in Aufregung, ausser ein paar Unverbesserliche. Ich war einer von ihnen. Jahrelang durfte ich mich in User Groups und an Insiderparties darüber streiten, wieso eine grafische Benutzeroberfläche effizienter, besser und einfach cooler ist als eine Command Line. 1995 geschah das Unfassbare: ich kaufte mir meine erste eigene Wintel Machine. Nachdem ich mich vom Apple II über fast die ganze «Mac»- Modellpalette hochgearbeitet habe. Warum ich untreu wurde? Sie waren zu perfekt. Bei den Wintel Maschinen war das anders. Verschiedene Boot Konfigurationen waren notwendig, je nachdem welche Software funktionieren sollte. Hardware war richtig schön inkompatibel und nur richtige Nerds brachten die Dinge zum Laufen (das «Plug & Play»-Konzept von Windows 95 war eine der grössten Errungenschaften von Microsoft). Bis 1995 aber war die Funktionalität und Stabilität von MacOS in Kombination mit streng definierter Hardware und linearem Adressraum bei den 680x0 und PowerPC Prozessoren ungeschlagen. Einschalten und losarbeiten. Netzwerkboxen zusammenstecken und kommunizieren (AppleTalk seit 1985!). Es hat einfach funktioniert. Trotzdem war der Mac und damit Apple mit seiner exotischen neuen CPU, seinem in die Jahre gekommenen Betriebssystem und den tiefen Stückzahlen im Markt dem Untergang geweiht. Das Konzept eines geschlossenen, von Apple streng kontrollierten und dafür funktionierenden Systems war gescheitert. Obwohl mein Mac IIfx von 1991 immer noch Klassen besser war als mein neuer PC mit Windows 95. Heute ist es mein iPhone, von dem ich mich nicht mehr trennen will. Mit dem iPhone waren die Leute von Apple die Ersten (fast), sie waren die Innovativsten, die Besten und sie haben heute die höchsten Margen. All dies war Apple mit dem Macintosh auch. Die Offenheit der Wintel Architektur hat aber trotz allen Kinderkrankheiten gewonnen. Heute, 20 Jahre später, glaube ich, könnte es für Apple funktionieren. Die Zeit der Bastler ist vorbei und das Telefon – so sehr es ein Computer ist – muss einfach funktionieren, schön aussehen und cool sein. Und cool, das waren die Apple Produkte schon immer. Herzliche Gratula tion zum Geburtstag, Windows 95. Dr. Thomas Flatt ist Präsident swissICT, Unternehmer, Berater und Verwaltungsrat 30 Ihre Stimme zählt! Ab sofort können Sie unter den 10 Finalisten zum Swiss ICT Award 2015 Ihren Sieger wählen. Beachten Sie Finalisten-Porträts in diesem Swiss IT Magazine sowie www.swissict-award. ch. Die Preisverleihung findet am 11.11.2015 statt und swissICT-Mitglieder haben in diesen Tagen eine persönliche Einladung zum laut Medien «wichtigsten ICT-Event des Jahres» erhalten. IT-Beschaffungskonferenz Mit rund 300 Teilnehmern stiess die vierte – erneut von swissICT mitorganisierte – Konferenz zur IT-Beschaffung der öffentlichen Hand auf grosses Interesse bei Beschaffenden wie Anbietern. Der Link zu den Präsentationen: www. swissict.ch/beschaffungskonferenz/. Im Team zum Erfolg Die diesjährige «Lean, Agile, Scrum»-Konferenz der gleichnamigen Fachgruppe ging mit positivem Feedback zu Ende. Die Dokumentationen zu den Referaten und Workshops rund ums Thema «Erfolg im Team»: www.leanagilescrum.ch Gratulation! Die Schweizer ICT hat einen Weltmeister: Lars Tönz war in Sao Paulo der Beste in «IT Software Solutions for Business» und hat als «Best of Nation» für die Schweiz Doppel-Gold geholt, er arbeitet für das swissICT-Mitglied VRSG. Aber auch Thushjandan Ponnudurai (Systemtechnik), Mitarbeitender des Mitglieds Universität Bern, hat eine weltmeisterliche Leistung abgerufen. Herzliche Gratulation! Tag der offenen IT-Tür Am 3. und 4. Juni 2016 werden im Kanton Zürich die Türen geöffnet und gezeigt, wie spannend und inspirierend Informatik sein kann. Zielgruppen sind alle Interessierten. Die Koordination dieses «eZürich»-Events liegt bei der Standortförderung des Kantons Zürich. Mehr Informa tionen: www.ezuerich.ch. swissICT Magazin 7. September • 09/2015 Für angemessene und faire Löhne Die umfassendste Salärumfrage der Schweizer Informatik bietet aktuellste Lohnzahlen. Sie ist ab sofort erhältlich. Es ist für jeden Arbeitgeber und -nehmer wichtig, marktgerechte und aktuelle Löhne zu kennen. Dies ist aber nicht immer einfach, das zeigt sich gerade im dynamischen Informatik-Arbeitsmarkt. Entsprechend beliebt ist die jährliche Publikation «Saläre der ICT». Die Ausgabe 2015 erscheint dieser Tage und unterscheidet sich mehrfach von andern Lohnstudien und Lohnrechnern. Im Unterschied zu bspw. «Salarium» des Bundes bietet die swissICT-Umfrage aktuelle Daten von 24'181 Informatikern und Fachkräften der Telekommunikation, die KMUs und Grossbetriebe der ganzen Schweiz genannt haben (keine angenäherten Daten basierend auf Stichproben). Dies sind ca. 15% aller ICTLöhne der Schweiz und die grösste Datenbasis überhaupt. Und die Nennungen sind branchenspezifisch und detailliert: sie zeigen die 42 Berufsbilder – vom Applikations-Entwickler bis zum Wirtschaftsinformatiker – in den Kompetenzstufen «Junior», «Professional», «Senior». Weitere lohnrelevante Faktoren sind ebenfalls analysierbar: So die Unterschiede nach Region, Alter, Branche, Unternehmensgrösse sowie Grösse der Informatikabteilung. Dies macht individuelle Auswertungen möglich. «Saläre der ICT 2015» ist erhältlich als Buch und PDF («Standardauswertung 2015»), zudem die PDF-Auswertung aller einzelnen Berufe («Standardauswertung 2015», drei Kompetenzstufen). Die Detailauswertung inklusive Führungsstufen ist den teilnehmenden Firmen vorbehalten. Marcel Gamma Bestellung und Verlosung Jetzt bestellen: swissict.ch/lohn2015/ (Rabatt für swissICT-Mitglieder) Verlosung Wir verlosen 10 «Saläre der ICT 2015» (Standardauswertung aller Berufe, Buch): Einsendeschluss: 4.10.2015 Teilnahme: swissict.ch/verlosung/ Veranstaltungskalender swissICT Datum Titel / Thema Ort 17.09.2015 Agile Breakfast Basel Die 5 grössten Missverständnisse in Scrum. Referent: Urs Enzler, Softwarearchitekt bei bbv Software Services AG. Er unterstützt zudem Unternehmen bei der Einführung agiler Entwicklungsmethoden wie Scrum oder Test-driven Development. Basel Lean & Agile Measurements forswissICT Customer-Driven Products international software metrics experts will present how software Veranstaltungskalender measurements help organizations to cope with the complexity of today’s software development, testing and maintenance. 25.09.2015 Speakers: Eberhard Kranich (Duisburg), Luigi Buglione (Rome), Thomas Fehlmann (Zurich), Thimoty Barbieri (Pavia), Ton Dekkers (Amsterdam). Joint Event Metrico swissICT – GUFPI-ISMA. Lugano 30.09.2015 Agile Breakfast Bern Agile IPMA-Zertifizierung. Im Projekt-Management und der Unternehmensführung mit agilen Prinzipien (Agile at Scale) ist ein spannender Methoden-Streit im Gange. Eine Zertifizierung nach IPMA prüft das Verständnis und die Erfahrung eines Projektleiters in vorgegebenen Kompetenzen. Referent: Thomas Haas, Berater, Trainer, Coach bei Inventique GmbH, spezialisiert auf Agile in nicht-agilem Umfeld, zertifiziert nach IPMA Level B. Bern 07.10.2015 Agile Breakfast Zürich Erfahrungsbericht der comparis.ch von Dejan Milosavljevic, Head of Software Development und Scrum Master bei comparis.ch Zürich 10./11.11.2015 Swiss ICT Symposium 2015 Ein einzigartiger Mix von Referenten aus Wirtschaft, Forschung, Politik und Gesellschaft bietet Inspiration und Know-how. Thema: IT 2020. Exklusive Keynotes: Sven Gábor Jánszky (Deutschlands innovativster Trendforscher, 2b AHEAD ThinkTank), Christoph Brand (Tamedia-Unternehmensleitung), Bernhard Heusler (Präsident FC Basel), Sascha Lobo (SPIEGEL Online-Kolumnist, Querdenker) Luzern Detail-Informationen und weitere Veranstaltungen: www.swissict.ch/veranstaltungen, [email protected] swissICT Magazin 7. September • 09/2015 31 Ideen für den Informatik-Unterricht Der Lehrplan 21 integriert erstmals richtigen Informatikunterricht. Rechtzeitig zur Einführung publiziert swissICT passende Unterrichts einheiten. Von Marcel Gamma I n diesen Tagen führen erste Kantone den «Lehrplan 21» ein, den ersten gemeinsamen Lehrplan für die Volksschule in 21 deutschund mehrsprachigen Kantonen. Er soll erstmals «richtige» Informatik – nicht Word und Facebook – in der Volksschule lehren. swissICT-Präsident Thomas Flatt freut sich: «Das wird viel mehr Junge für die ICT begeistern oder sie zumindest mit den notwendigen Grundkenntnissen aus der Schule entlassen!» Der neue Informatik-Unterricht ist ebenso wie andere Neuerungen nicht bereits auf Tag 1 umzusetzen, weiss z.B. der Kanton Bern: «Die Einführung des Lehrplans 21 ist ein mehrjähriger Prozess der Schul- und Unterrichtsentwicklung.» Nicht ausreichend vorhanden ist aktuelles und bewährtes Lehrmaterial. Diese Lücke will swissICT schliessen helfen und mit Unterrichtsideen die sorgfältige Einführung von Informatik in der Schulpraxis unterstützen. Logische Operatoren und Algorithmen kennenlernen Gemeinsam mit dem auf Lehrmaterial spezialisierten Partner «kiknet» bietet swissICT kostenlose Informatik-Unterrichtseinheiten für die Sek 1, die von Lehrpersonen konzipiert wurden und im Einklang mit den Lehrplanzielen stehen. Die Lektionen vermitteln geforderte Kompetenzen wie logische Operatoren, Algorithmen und die Formulierung von Lösungswegen. Als Programmierumgebung wurde aus einer relativ grossen Anzahl von Optionen «Scratch» gewählt, die auf Informatik spezialisierte Didaktiker als geeignet für Schweizer Schulen halten. Die Umgebung ist international erprobt, erfreut sich in der Schweiz wachsender Beliebtheit und wird auch an Universitäten zur Einführung von Nicht-Informatikern in die Programmierung verwendet (bspw. Universität Berkeley). Speziell für den Erstkontakt mit Informatik eignet sich «Scratch», weil es nicht nur textliche, sondern grafische Programmierung einsetzt (vermeidet Syntaxprobleme) und für intuitives Lernen entwickelt wurde. Es ist «offen und ermöglicht neben dem rein analytischen auch weitere Zugänge zur Programmierung, 32 bleibt dabei objektorientiert, ereignisorientiert und führt ‚Parallele Programmierung‘ ein» (Wikipedia). Erfolgserlebnisse ermöglichen «Didaktisch ist wichtig, dass jeder Schüler sehr schnell ein Resultat erzielt und dass individuelle Resultate möglich sind. Ein geschickter Schüler kann etwas Ausgefeiltes entwickeln, aber auch ein eher haptisch Begabter hat ein Erfolgserlebnis», erklärt Reto Braun, Projektverantwortlicher bei kiknet. «Wir wollen beim Erstkontakt für «richtige Informatik» begeistern und so erreicht man das Optimum», sagt Braun. «Anschliessend kann man den Unterricht schrittweise weiterentwickeln, denn manche Schüler wollen sofort wissen, was steckt noch dahinter?» «Scratch» erlaubt die einfache Einbindung von Sensoren und Aktoren (Makey Makey, PicoBoard oder Lego WeDo Roboter) für attraktive interdisziplinäre Projekte und man könnte entsprechend einen grossen Bestandteil einer Projektwoche bestreiten, glaubt der ausgebildete Lehrer Braun. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten Im Vordergrund stehen aber fünf Lektionen für alle Sek 1-Stufen, die Nutzung in «Natur und Technik», in Mathematik oder gar im «Zeichnen mit dem Computer» wäre denkbar. Entsprechend ist kein spezielles Vorwissen für eine spannende methodische Umsetzung nötig und die Lektionen wurden gemäss der kiknet-Philosophie «in einer Weise erarbeitet, dass die Lehrpersonen mit gutem Gewissen und ohne Angst vor versteckten Werbebotschaften die Arbeitsblätter im Unterricht einsetzen können.» Auf eine implizite Werbebotschaft hofft swissICT: Informatik ist spannend und bietet viel mehr, als das verbreitete Clichée des skurrilen «Nerds». 23‘000 registrierte Lehrer werden nun über das neue Gratis-Angebot informiert, bei der Weiterentwicklung sind dann auch die pädagogischen Hochschulen gefragt. Ob, wann und wie genau alle Kantone den Lehrplan 21 umsetzen, ist ihnen überlassen, doch swissICT-Präsident Flatt stellt klar: «Ich bin überzeugt, dass die Basiskenntnisse und die Prinzipien der Informatik künftig Teil eines jeden Hochschul-Curriculums sein müssen. Oder als etwas salopp formulierter Slogan für die Volksschule: Nicht nur Arithmetik sondern auch Algorithmik gehört in den Rucksack des Allgemeinwissens.» Marcel Gamma ist Kommunikationsleiter swissICT, Leiter dieses Projekts und nebenamtlicher Dozent an der Pädagogischen Hochschule der FH Nordwestschweiz Weitere Informationen swissICT-Lehrmaterial: www.kiknet-swissict.org «Scratch»: https://de.wikipedia.org/wiki/ Scratch_%28Programmiersprache%29 swissICT Magazin 7. September • 09/2015 Agil bleiben in einer schnellen Wirtschaft Wir haben das Gefühl, unsere Welt drehe sich immer schneller, Wege wer den immer kürzer, Daten häufen sich und die Ansprüche an Mitarbeitende steigen auf ein unerfüllbares Mass an. Wie schaffen wir es, diesen Um ständen zu begegnen, uns vor uns selbst zu schützten und dem Druck von aussen standzuhalten? Einige Tipps. Von der AG Redaktion swissICT Magazine W ie können wir, egal in welchem Job, in welcher Position oder mit welcher Verantwortung unsere Arbeitsumwelt so gestalten, dass wir ein langes Arbeitsleben gesund bleiben und mit einer gewissen Stabilität eine Lebensbalance erreichen? Das swissICT-Redaktionsteam hat dies intensiv diskutiert und wir möchten der geschätzten Leserschaft unsere Tipps aus der «Froschperspektive» nicht vorenthalten. Stagilität als Grundsatz für Entscheide Stagilität, eine Wortkreation aus «Stabilität» und «Agilität», geht davon aus, dass bei aller Agilität eine solide Basis vorhanden sein muss! Entsprechend gibt es langfristige Ziele (berufliche, private und Ausbildungsziele), die vorhanden sein müssen. Der Weg zu diesem Ziel darf agil erfolgen: kleine Etappen mit Reflektion und Korrektur; ein bewusster Umweg zur Erweiterung des Horizonts. The Trend Is Not Your Friend Heutige Trends werden sofort zum Mainstream und alle müssen danach hüpfen. Warum nicht einmal bewusst das Gegenteil des Trends machen? Anstatt grauer Anzug eine knallige Farbe, anstatt Sushi ein Insekten-Burger oder swissICT Magazin 7. September • 09/2015 anstatt Diplomlehrgang ein Workshop zu mehr Gelassenheit. Es soll versucht werden, im Alltag die Alternative zu suchen. Nicht Radiokonserven, die täglich dieselben 15 Songs spielen, stattdessen ein feines Internetradio, das noch nie gehörte Musik spielt und von dem man sich inspirieren lassen kann. Gezieltes Hinterfragen des Bestehenden Als im Business Aktive neigen wir dazu, funktionierende Lösungen zu wiederholen und dabei den Aufwand zur Erbringung der Lösung zu reduzieren. Die gefundenen Ansätze werden dann auf das Schlagwort «Best Practice» eingedampft und so lange heruntergeleiert, bis wir mit Erstaunen feststellen, dass sich die Ausgangslage längst geändert und die bestehende «Practice» wohl vieles ist, aber längst nicht mehr «Best». Dem kann jeder folgendermassen begegnen: ➤Sich gezielt neuen Einflüssen aussetzen, um zu verstehen, welche Strategien Kollegen ausserhalb der IT zur Lösung ihrer Aufgaben anwenden. Ein Redaktionsmitglied bekam seine letzten zwei grossartigen Inputs von einem Zimmermann und seiner fünfjährigen Tochter. ➤ In unregelmässigen Abständen die Grundsätze hinterfragen, von denen man beinahe dogmatisch überzeugt ist: Was wäre, wenn die fixe Idee X sich als total falsch erweisen würde? Welches wäre die nächstliegende Annahme und wie würde dies die Lösungsansätze beeinflussen? ➤ Sich in Geduld üben. Das ist am Schwersten. Neue Ideen und Ansätze entstehen nur sehr selten über Nacht, sondern als Resultat der Auseinandersetzung mit Anderen und Anderem. «Innovativ Mit-Denken, qualitativ handeln» Innovativ bleiben, interessiert sich informieren und auch selber à jour halten, Ideen und adaptierbare Innovation aktiv einbringen. Mit-Denken, voraus-denken und vor allem zu-Ende-denken von A bis Z damit Nachhaltigkeit entsteht. Qualität für den Kunden als ein zunehmend wichtiges Unterscheidungsmerkmal im Markt anstreben, dann wird Vertrauen gewonnen. «Share to Evolve» Nicht zuletzt ist es sinnvoll, nicht allein zu bleiben, sondern Erfahrungen und Wissen offen teilen und vermehren, um sich dadurch gemeinsam weiterzuentwickeln. Die AG Redaktion swissICT Magazine setzt sich zusammen aus Marcel Gamma, Barbara Jasch, Dominic Loher, Fridel Rickenbacher, Thomas Winkelmann, Stefan Züger Arbeitswelt und Agilität Das Redaktionsteam hat an einer Redaktionssitzung sehr intensiv zu diesem Thema diskutiert, dass wir zum Schluss gekommen sind, dass dies allenfalls auch viele andere Menschen beschäftigt. Die Leserschaft ist herzlich eingeladen, ihre Tipps an redaktion@ swissict.ch zu melden. Wir werden diese gerne publizieren. 33 Das Internet of Things in der Praxis erforschen Was haben Energie und Pflegekräfte gemeinsam, was hat das alles mit dem Internet of Things zu tun? Die Antworten dazu finden sich im iHomeLab, dem intelligenten, komplett vernetzten Gebäude auf dem Campus der Hochschule Luzern in Horw. Von Judith Wirth A m iHomeLab, welches sich offiziell «Denkfabrik und Forschungszentrum für Gebäudeintelligenz» nennt, erforscht ein Team mit rund dreissig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor Alexander Klapproth wie man dank Internet of Things Technologie im vernetzten Gebäude Energie flexibilisieren oder älteren Menschen ein längeres unabhängiges Leben in ihrer gewohnten Umgebung ermöglichen kann. James, der virtuelle Butler des iHomeLab, empfängt Besucher direkt beim Eingang und begleitet sie auf ihrem Besuch. miteinander kommunizieren von überall her gesteuert und überwacht werden. «Die Anwendungsmöglichkeiten von Gebäudeintelligenz sind sehr breit gestreut. Die Forschung am iHomeLab konzentriert sich auf zwei Themen, bei denen wir einen grossen Nutzen für die Gesellschaft sehen: «Uns interessiert, wie man in Zukunft dank einem intelligenten Gebäude Energie flexibilisieren kann, und wie ältere Menschen länger unabhängig zu Hause leben können», erklärt Alexander Klapproth, der das Forschungszentrum im Jahr 2000 gegründet hat. Ein Gebäude denkt mit Energieverbrauch: ambitionierte Vorgaben Intelligente Gebäudetechnik bedeutet, dass das Gebäude die Bedürfnisse seiner Benutzer erkennt und daraus lernt. Dank künstlicher Intelligenz passt es sich mit der Zeit den Gewohnheiten des Benutzers an und macht situativ passende und nützliche Angebote. Die Grundvoraussetzung dazu liegt in der Vernetzung von Alltagsgegenständen und Gebäudekomponenten (auch «Internet of Things», kurz IoT genannt). Sie macht das Gebäude wahrnehmungsfähig. Sei es das Raumklima oder Haushaltsgeräte – dank Vernetzung können diese IoT 2020 Am 35. Swiss ICT Symposium werden diverse Referenten das Thema «IoT» aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Hinzu kommen Themen wie der Euro-Franken-Kurs und die Digitalisierung von Kunden. Das Swiss ICT Symposium ist seit 35 Jahren der Treff von IT-Entscheidern und Managern mit persönlichem Austausch im exklusiven Kreise und bietet Inspiration und Know-how. www.Swissict-symposium. 34 1/3 weniger Energieverbrauch! Das ist das Ziel des Bundes bei der Energiewende. Eine ambitionierte Vorgabe. Und hier kommt wieder Butler James ins Spiel: Er hilft den Besuchern des iHomeLab dabei, ein Gefühl für den Energieverbrauch des Gebäudes zu entwickeln: Er schlüsselt den gesamten Energieverbrauch auf und stellt diesen grafisch auf einem grossen Bildschirm im iHomeLab dar. So hilft er den Besuchern, Stromfresser zu identifizieren und empfiehlt, diese durch energiesparende Geräte zu ersetzen. Diese Energievisualisierung ist das Resultat eines Forschungsprojektes, welches vom Bundesamt für Energie mitfinanziert wurde. Klapproth und sein Team haben die ursprünglich sehr technische Lösung für die Präsentation im iHomeLab so angepasst, dass sie für jedermann verständlich ist. «Die Ergebnisse unserer Forschung werden im iHomeLab so präsentiert, dass auch Frau Muster und Herr Meister nachvollziehen können, wie Gebäudeintelligenz ihr Leben in Zukunft verbessern kann», erklärt Klapproth. Ohne bauliche Massnahmen, allein durch automatisierte Regulierung und durch Sensibilisierung der Nutzer für Energieschleudern – vom Stand-by bis zum offenen Fenster –, liesse sich Im iHomeLab wird die Geschichte der Puppe Anna gezeigt, die nach einem Sturz dank des vernetzten Gebäudes schnell Hilfe erhält. Das Gebäude erkennt den Unfall, benachrichtigt einen Angehörigen per Video und dieser löst bei einer Notrufzentrale Alarm aus. Die Geschichte wurde mit Technologie aus der AAL Forschung umgesetzt. Bild: HSLU/Ralph Eichenberger bis zu 25 Prozent Energie sparen, schätzen die Wissenschaftler. Zudem sorgt James mit cleveren Automatismen dafür, dass elektrische Verbraucher möglichst dann betrieben werden, wenn neue erneuerbare Energie im Überfluss vorhanden ist. Also dass beispielsweise eine Waschmaschine über Mittag wäscht, wenn die Sonne auf die Solarpanels scheint. Damit wird der Energiekonsum flexibel und dynamisch an die fluktuierende Energieproduktion angepasst, ohne dass der Benutzerkomfort darunter leidet. «Ohne solche smarten Automatismen ist die Energiewende nicht machbar», ist Klapproth überzeugt. swissICT Magazin 7. September • 09/2015 Im iHomeLab der Hochschule Luzern erleben Besucher die zukünftigen Möglichkeiten intelligenter Gebäudetechnik. Bild: HSLU/Ralph Eichenberger Ein Butler für ein gutes Leben im Alter Der demografische Wandel wird in den kommenden Jahrzehnten dazu führen, dass rund ein Drittel aller in der Schweiz lebenden Menschen 65 Jahre oder älter sein werden. Die Pflegekräfte, um diese Menschen zu betreuen, fehlen schon heute. Am iHomeLab erforscht man Produkte und Dienstleistungen, die älteren Personen das unabhängige Leben ermöglichen sollen. Sei es bei beginnender Demenz oder anderen Altersgebrechen – das intelligente Haus unterstützt dank ausgeklügelter Technologien. Der virtuelle Butler James hilft bei der Schlüssel-Suche, kontrolliert ob der Kochherd ausgeschaltet ist und alarmiert Angehörige oder den Rettungsdienst wenn die Bewohnerin nach einem Sturz verletzt liegen bleibt. Thematisch nennt sich dieses Forschungsgebiet «Ambient Assisted Living», kurz AAL. Dank neuer Kommunikationsmittel können ältere Menschen in Zukunft nicht nur sicherer wohnen, sie können diese auch nutzen, um mit ihrem Umfeld in Kontakt zu bleiben. So ent wickelt das Team momentan im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes die Smartphone-App «Confidence». Diese soll Menschen mit leichter bis mittlerer Demenz unterstützen, indem sie im Falle eines Orientierungsproblems einfach Kontakt mit einer angehörigen Person aufnehmen können. Die verschiedenen Sensoren und Möglichkeiten heutiger Smartphones werden dabei sinnvoll genutzt. So kann sich beispielsweise die unterstützende Person durch die Smartphonekamera ein Bild der Umgebung verschaffen und Orientierungshilfe bieten. Alle Forschungsprojekte des iHomeLab werden in enger Zusammenarbeit mit Wirtschaftsund Industriepartnern durchgeführt und sind durch nationale oder europäische Fördermittel mitfinanziert. Das interdisziplinäre Forscherteam verfügt über die erforderliche Hightech Expertise, kennt in enger Zusammenarbeit mit den Benutzern deren Bedürfnisse und unterstützt seine Partner bei der Erschliessung neuer Geschäftsfelder. Damit ist sichergestellt, dass Forschungsergebnisse nicht in der Schublade landen, sondern neue Produkte und Services daraus entstehen. Sich selbst ein Bild machen Das iHomeLab – Hochschule Luzern ist eine Plattform für interdiszipli näre Netzwerke. Hier werden innovative Szenarien diskutiert und überprüft. Bild: HSLU/Ralph Eichenberger swissICT Magazin 7. September • 09/2015 Das iHomeLab ist auf Anmeldung hin zu besichtigen und bietet mit dem Besucherzentrum ein exklusives und attraktives Schaufenster, um die Ergebnisse von Joint Venture-Forschungsprojekten zu sehen und zu präsentieren. In einem interdisziplinären Netzwerk wer- den innovative Szenarien diskutiert und validiert. Das iHomeLab Visitors Center ist mit über 300 Veranstaltungen und rund 4000 Besuchern pro Jahr eine sehr intensiv genutzte Event- und Netzwerkplattform. Mit zahlreichen Anlässen, Workshops, Publikationen und Medieninformationen sensibilisiert das iHomeLab Fachleute und die Öffentlichkeit für den Nutzen smarter Technologien im und ums Gebäude. Judith Wirth ist Mitarbeitende des iHome LabTeams Die Oberfläche der App «Confidence» ist bewusst einfach gestaltet. Im Hintergrund: Das iHomeLab auf dem Campus der Hochschule Luzern in Horw. Bild: HSLU/Ralph Eichenberger Zum iHomeLab Leitung: Prof. Alexander Klapproth Website: www.ihomelab.ch Neugierig geworden? Besuchen Sie eine der kostenlosen öffentlichen Besichtigungen! Anmeldung unter www.ihomelab.ch/besuchen. 35 6 Fragen an Paul Brodmann Der IT-Personalberater und Leiter der AG «Saläre» über sich ändernde Berufsbilder und Löhne. Von Marcel Gamma 1. Warum engagieren Sie sich in der Informatik-Branche? 5. Als Leiter der Arbeitsgruppe «Saläre»: was fiel Ihnen an der Umfrage 2015 speziell auf? Ich hatte die Chance als Quereinsteiger in unser Familienunternehmen CBA Computer Brainware Advisors einzusteigen, das Informatik-Personal rekrutiert. Besonders fasziniert hat mich die enorme Vielseitigkeit der Informatik, aber auch der Kontakt zu unterschiedlichsten Menschen und Firmen, die meine Tätigkeit mit sich bringt. Hardware und Software brauchen Brainware resp. Menschen, um zu funktionieren. In den letzten Jahren haben die Saläre bei den höheren IT-Führungspositionen etwas abgenommen, möglicherweise aus wirtschaftlichen Gründen. Sonst sind die IT-Saläre recht stabil geblieben. 6. Informatik wird immer mehr zur Standard- und Routine-Dienstleistung. Der Kostendruck steigt, die Margen sinken vielerorts. Geraten bald auch die Löhne unter Druck? 2. Was freut oder ärgert Sie am meisten in der IT? Als IT-Personalberater freue ich mich, wenn ein Arbeitgeber viel Wert auf die persönli-chen Eigenschaften der künftigen Mitarbeitenden legt, auf das Potenzial, die Motivation und Erfahrung und nicht nur auf die spezifischen Fachkenntnisse achtet. Ich staune, wie schwierig es für IT-Fachspezialisten ab 50 oft ist, eine neue Stelle zu finden. Selbst bestens qualifizierte Personen mit Hochschulabschluss und Kenntnissen aktueller Technologien sind oft etliche Monate auf Stellensuche. 3. Was halten Sie für die grössten Herausforderungen? Im kleinen Persönlichen: Aus der Flut von Möglichkeiten, welche der rasante Fortschritt der IT mit sich bringt, die wirklich sinnvollen zu finden. Im grossen Übergeordneten z.B.: Schlüssige Antworten zu finden auf Fragen zu Datenschutz oder Informationssicherheit bis hin zu Lösungen gegen organisierte Cyberkriminalität. 4. Wie wird die IT unser Leben künftig verändern? Die Digitalisierung und Automatisierung wird in allen Lebensbereichen noch viel weiter fort- Paul Brodmann Paul Brodmann studierte an der Universität Zürich Biologie und schloss ein betriebswirtschaft-liches Nachdiplomstudium an der Hochschule St. Gallen ab. 1996 trat er in das 1972 gegründete Familienunternehmen CBA ein und übernahm einige Jahre später deren Leitung. Seit 2002 leitet er die Arbeitsgruppe Saläre von swissICT, die jedes Jahr eine Erhebung der ICT-Saläre in der Schweiz durchführt. schreiten. Aktuelle Berufe werden sich ändern oder verschwinden und neue Berufe entstehen. In der Personalrekrutierung beispielsweise wird es aufgrund von Matching-Tools und Informationen in Bewerberdatenbanken, sozialen Medien, Blogs usw. immer einfacher werden, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten ausfindig zu machen. Die Löhne werden weiterhin von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt abhängen. Informatiker, die ein gefragtes Wissen haben, werden weiterhin überdurchschnittlich hohe Saläre haben. Die Saläre von Informatikern, die «nur Standard-Dienstleistungen» anbieten können, werden wohl unter Druck kommen, weil die Auswahl steigt und IT-Dienstleistungen vermehrt auch international bezogen werden können. Der IT-Check Ich nutze privat … ❍ Open Source ✔ proprietäre Software ❍ ❍ Cloud ✔ Festplatte ❍ ✔ Buch ❍ ❍ eReader ✔ E-Mail ❍ ✔ Telefon ❍ ✔ Online-Shop ❍ ✔ Fachgeschäft ❍ Impressum swissICT Magazin Herausgeber, Redaktion: swissICT • Redaktion: Marcel Gamma (Ltg., mga), Dominic Loher, Fridel Rickenbacher, Thomas Winkelmann. Regelmässige Mitarbeit: Barbara Jasch • Adresse: Vulkanstr. 120, 8048 Zürich, 043 336 40 20, www.swissict.ch, [email protected] • Erscheinungsweise: 10x Jahr in Swiss IT Magazine • Für unverlangt eingesandte Manuskripte/Bilder übernimmt swissICT keine Haftung. Nachdruck u. elektron. Wiedergabe mit Genehmigung swissICT. • Quelle Bilder: zvg © swissICT, Zürich • Copyright: © swissICT, Zürich 36 swissICT Magazin 7. September • 09/2015
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