Stress und Entspannung…

Stress und Entspannung…
… und der Einfluss von auf die Anfallssituation
30. Oktober 2015
Dr. N. Kuhnke, Sektion Epilepsiediagnostik des Kindes- und Jugendalters
Anfallsentstehung und mögliche Auslöser
Vereinfachtes Modell
www.famoses.de
2 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Mögliche Auslöser für Krampfanfälle
Traurigkeit
Zu wenig
Schlaf
fauliger Geruch
am Tag vorher
Tabletten
vergessen
Aufzug
fahren
etwas nicht
finden können
einen
schwierigen
Text lesen
kaltes Wasser
auf der Haut
müde
sein
frieren
aufgeregtes
Atmen
Alkohol oder
Alkoholentzug
laute
Geräusche
Aufregung
angestoßen
werden
3 · 30. Oktober 2015
Weckerrasseln
sich
erschrecken
Drogen
einnehmen
Angst
Auto fahren
Dämmerlicht
Lasershow
sich schnell
drehen
eine bestimmte
Musik hören
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Freude
Mögliche Auslöser für Krampfanfälle
Traurigkeit
Zu wenig
Schlaf
fauliger Geruch
am Tag vorher
Tabletten
vergessen
Aufzug
fahren
etwas nicht
finden können
einen
schwierigen
Text lesen
kaltes Wasser
auf der Haut
müde
sein
frieren
aufgeregtes
Atmen
Alkohol oder
Alkoholentzug
laute
Geräusche
Aufregung
angestoßen
werden
4 · 30. Oktober 2015
Weckerrasseln
sich
erschrecken
Drogen
einnehmen
Angst
Auto fahren
Dämmerlicht
Lasershow
sich schnell
drehen
eine bestimmte
Musik hören
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Freude
Mögliche Auslöser für Krampfanfälle
Traurigkeit
Zu wenig
Schlaf
fauliger Geruch
am Tag vorher
Tabletten
vergessen
Aufzug
fahren
etwas nicht
finden können
einen
schwierigen
Text lesen
kaltes Wasser
auf der Haut
müde
sein
frieren
aufgeregtes
Atmen
Alkohol oder
Alkoholentzug
laute
Geräusche
Aufregung
sich schnell
drehen
angestoßen
werden
sich
erschrecke
n
Drogen
einnehmen
Angst
Auto fahren
Dämmerlicht
Lasershow
5 · 30. Oktober 2015
Weckerrasseln
eine bestimmte
Musik hören
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Freude
Hochwasser in Gelderland/Niederlande 1995
Stress durch Hochwasser und Evakuierung von 250.000 Einwohnern
• 30/ 117 Epilepsiepatienten nahmen an der Studie teil
• Anfallskalender + Selbsteinschätzung (Anfallssituation und empfundener Stress)
 9/ 30 Änderung der Anfallssituation (8 / 1 )
 3/ 9 Patienten mit veränderter Anfallssituation, 8 /21 Patienten mit unveränderter
Anfallssituation gaben subjektiven Stress an
 Nur bei einer Minderheit führt ein mit Stress einhergehendes Ereignis zu einer
Veränderung (meist Zunahme) der Anfallsfrequenz.
 Kein Zusammenhang zwischen dem gefühlten Stress und der Änderung der
Anfallsfrequenz.
 Änderung der Anfallsfrequenz direkt bedingt durch Stress oder indirekt über
Schlafmangel, vergessene Tabletteneinnahme oder andere Begleitumstände?
Swinkels, W. A., M. Engelsman, et al. (1998). "Influence of an evacuation in February 1995 in The Netherlands on the
seizure frequency in patients with epilepsy: a controlled study." Epilepsia 39(11): 1203-7.
6 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
„Objektiver Stress“
Auswirkungen von „stressigen Ausnahmesituationen“ auf die Anfallshäufigkeit
irakische Scud-Raketen auf Israel im ersten Irakkrieg (1992):
• Befragung von 100 israelischen Patienten
• 8/100 Patienten: erhöhte Anfallsfrequenz
• 4/100 in direktem zeitlichen Zusammenhang mit den Raketenangriffen.
Terroranschläge 11.09.2001 (Pentagon):
• 8/66 (12%) Patienten: erhöhte Anfallsfrequenz
• 27/66 (42%) Patienten fühlten sich gestresst
 Anfallszunahme durch „stressige“ äußere Ereignisse nur bei einer Minderheit
der Patienten.
 Ausschlaggebend war jeweils der subjektiv empfundene Stress.
Neufeld et al. (1994): Stress and epilepsy: the Gulf war experience. Seizure; Klein und Passel (2005).
"Effect of stress related to the 9/11/2001 terror attack on seizures in patients with epilepsy." Neurology.
7 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Berichtete Anfallsauslöser…
…bei verschiedenen Patientengruppen
Frucht, Epilepsia 2000
8 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Subjektiver Stress
„ der ganz normale Alltagswahnsinn“
• 71 erw. Patienten führten zusammen über 15.000 Tage Tagebuch
• Abgefragt:
-
Medikamenteneinnahme
Schlafdauer
empfundener Stress (Skala 1-10)
Empfundene Sorge (Skala 1-10)
Alkoholkonsum
Menstruation
Gefühlte Wahrscheinlichkeit, innerhalb der kommenden 24 h einen
Krampfanfall zu erleiden (1- sehr wahrscheinlich, .., 4 – sehr
unwahrscheinlich)
Haut et al.: Seizure occurrence: precipitants and prediction. Neurology 2007
9 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Subjektiver Stress
Haut SR et al.: Seizure occurrence: precipitants and prediction. Neurology. 2007
Haut et al.: Seizure occurrence: precipitants and prediction. Neurology 2007
10 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Subjektiver Stress
Haut SR et al.: Seizure occurrence: precipitants and prediction. Neurology. 2007
 Risikofaktoren für einen
epileptischen Anfall:
- Empfundener Stress und Sorge,
- Schlafentzug
- Selbsteinschätzung/Erwartung
Haut et al.: Seizure occurrence: precipitants and prediction. Neurology 2007
11 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Reduktion der Anfallshäufigkeit
durch Reduktion des empfundenen Stress
Epileptische Anfälle treten oft im zeitlichen Zusammenhang auf mit plötzlichen
Veränderungen der Hirnrindenaktivität und Wachheitszuständen
 Anfallskontrolle durch Modulation
www.famoses.de
12 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Verhaltenstherapeutische Ansätze (1)
Progressive Muskelentspannung (PME) nach Jacobson
•
•
•
Erreichen eines Entspannungszustands durch die willentliche und
bewusste An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen.
Aufmerksamkeit auf den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung /Empfindungen bei diesen unterschiedlichen Zuständen.
Ziel: Willentliche Herbeiführung von Entspannung jederzeit.
Auswirkungen auf die Anfallshäufigkeit:
• 24 Epilepsiepatienten
• 13 erhielten 6 Einheiten PME; 11 (Kontrollgruppe) 6 Einheiten „in Ruhe Sitzen“
Rückgang der
Anfallshäufigkeit
(11/13) um Ø 29%
Rückgang der
Anfallshäufigkeit
(07/11) um Ø 3%
Puskarich et al.: Controlled examination of effects of progressive relaxation training on seizure
reduction. Epilepsia 1992
13 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Verhaltenstherapeutische Ansätze (2)
Yoga
• Alte, indische, traditionelle psychologisch-philosophischkulturelle Lehre, die verschiedene körperliche (z.B.
Atemtechnik) oder geistige Übungen (z. B. Meditation)
beinhaltet
• Ziel: Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen
 multiple günstige Auswirkungen auf die Gesundheit:
Schmerzlinderung, Reduktion des empfundenen Stresses,
Blutdrucksenkung etc.
Auswirkungen auf die Anfallshäufigkeit:
Sign. Rückgang der Anfallshäufigkeit in 2 randomisierten und kontroll. Studien
 Ca. 70% nach 3 Monaten, 85% nach 6 Monaten (32 Patienten mit idiopathischer Epilepsie)
 Sign. Rückgang der Anfallshäufigkeit und -Dauer, Zunahme der Lebensqualität (18
Patienten mit pharmakoresitenter Epilepsie)
Panjwani et al.: Effect of Sahaja yoga practice on seizure control & EEG changes in patients of epilepsy,
Indian J Med Res, 1996), Lundgren et al Acceptance and Commitment Therapy and yoga for drugrefractory epilepsy: a randomized controlled trial. Epilepsy Behav, 2008.
14 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Verhaltenstherapeutische Ansätze (3)
Bio-Feedback
• Methode, Veränderungen von Zustandsgrößen biologischer Vorgänge mit
technischen Hilfsmitteln beobachtbar/ dem eigenen Bewusstsein zugänglich
und damit beeinflussbar zu machen.
• Beispiele:
− Akustisches Signal für die eigene Herzfrequenz oder den Blutdruck
− Optische Rückmeldung entsprechend der eigenen EEG-Aktivität
− Veränderung des Hautwiderstands als Maß der Aktivität des vegetativen
Nervensystems
15 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Verhaltenstherapeutische Ansätze (3)
Bio-Feedback
•
•
•
•
Kontrolliert
Randomisiert
verblindet
Medikamentös nicht
kontrollierbare Epilepsie
• 10 Patienten
 Biofeedback
• 8 Patienten
 Schein-Biofeedback
(Kontrollgruppe)
Nagai et al.: Clinical efficacy of galvanic skin response biofeedback training in reducing seizures in adult
epilepsy: a preliminary randomized controlled study. Epilepsie & Behavior 2003.
16 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Verhaltenstherapeutische Ansätze (3)
Bio-Feedback
Die Reduktion der Anfallshäufung fiel umso größer aus, umso besser die Probanden
lernten, ihren Hautwiderstand zu beeinflussen.
Nagai et al.: Clinical efficacy of galvanic skin response biofeedback training in reducing seizures in adult
epilepsy: a preliminary randomized controlled study. Epilepsie & Behavior 2003.
17 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Wirksamkeit von Biofeedback im Langzeitverlauf
Nachuntersuchung von zwei Patienten
Patient 1:
Epilepsie als Folge einer Meningitis
16 komplex-fokale Anfällen/ Monat
Anfallsursprung links-okzipital, keine
operative Therapieoption
Therapie mit VPA und PHE
Subj. Anfallsauslöser: Nahrungsaufnahme
und Stress
Patient 2:
Temporallappenepilepsie
10 komplex-fokale Anfälle /d
Therapie mit LEV und VPA, OP abgelehnt
Subj. Anfallsauslöser: Ängstlichkeit und
thermischer Stress
- Weniger Hilflosigkeit im
Umgang mit der Epilepsie
- Auren konnten
unterbrochen werden
Nagai et Trimble: Long-term effects of electrodermal biofeedback- training on seizure-control in patients with
drug-resistant epilepsie: two case reports. Epilepsy research, 2014
18 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Zusammenfassung
Verhaltenstherapeutische Ansätze zur Anfallsreduktion
-
-
-
19 · 30. Oktober 2015
Bei 20-30% aller Epilepsie-Patienten kann durch
medikamentöse oder chirurgische Therapie keine
ausreichende Anfallskontrolle erzielt werden
Entspannungstechniken und BiofeedbackTechniken sind relativ einfach zu erlernen
Relativ wenig ressourcenaufwendig und
kostengünstig
Können als zusätzliches Therapieelement die
Anfallskontrolle und damit die Lebensqualität
verbessern
Z. B. im Rahmen einer epileptologischen
Komplexbehandlung für Kinder oder Erwachsene.
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen
Vielen
Dank!
20 · 30. Oktober 2015
Tag der Epilepsie - für Patienten und Selbsthilfegruppen