13 Die Hirtin Magdalene Die Hirten waren dem Wort des Engels gefolgt und suchten das Kind im Stall. Als sie in später Nacht aus dem Stall traten um zu ihren Schafen zurück zu gehen, sagte der Vater von Magdalena, sie sollen schon voraus gehen. Er würde seiner Tochter noch von dem großen Wunder erzählen. Magdalena besorgte ihrem Vater den ärmlichen Haushalt. Ihre Mutter war schon lange gestorben. Als die Hirten in der Nacht zum Gotteskind aufgebrochen waren, schlief sie schon und der Vater wollte sie nicht wecken. Nun aber konnte er nicht anders. Und als Magdalena den wunderbaren Bericht vernommen hatte, dachte sie: „Könnt ich nur für einen Augenblick durch eine Spalte des Stalls sehen. Ich würde mich mein Lebtag an dem Anblick des Gotteskindes freuen.“ Bevor der Tag dämmerte, stand sie auf, verließ das Haus und eilte über die Felder. Sie fand sich auch bei Nacht zurecht, auch wenn der Weg weit war. Endlich kam sie zum Stall und suchte in der Türe nach einer Ritze. Mit klopfendem Herzen schaute sie ins Innere. Da sah sie die Heilige Familie still schlafend und ein leuchtender Engel war mit im Stall. Magdalena dachte: „So arm und ohne jeden Schmuck liegt das Kind da. Hätte ich doch nur etwas, was ich ihm schenken könnte.“ Traurig schaute sie auf ihre leeren Hände und trat den Rückweg an. Tränen fielen aus ihren Augen auf das winterliche Feld. Plötzlich stand ein Engel neben ihr und fragte: Kind, warum weinst du?“ Magdalena erschrak zunächst und war von der herrlichen Erscheinung ganz angerührt. Schüchtern hielt sie dem Engel ihre leeren Hände entgegen. Dieser beugte sich und berührte die Erde, worauf gerade eben ihre Tränen gefallen waren. Vor dem erstaunten Blick Magdalenas wuchsen seltsam schöne Blumen aus dem winterlichen Feld. Sie kniete nieder und pflückte die silberhellen Blüten. Dann folgte sie dem Engel in den Stall und schmückte damit die Krippen, während die Heilige Familie noch still schlief. Christrosen waren es, wie sie noch heute zum Fest der Christgeburt aus winterlichem, beschneitem Boden erblühen. nach Jakob Streit
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