Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium
Projektunterricht nach Maria Montessori (PROM)
Schuljahr 2014/2015
Lehrer: Herr Gräbner
Betreuender Fachlehrer: Herr Gräbner
Die außerschulische Erziehung im Nationalsozialismus
Am Beispiel von den Jugendorganisationen „Hitlerjugend“ und „Bund
Deutscher Mädel“
Vorgelegt von:
XXX (Klasse 9b)
Inhaltsverzeichnis
Thema
Seite
1. Einleitung
3
2. Was waren Hitlerjugend (HJ) und Bund Deutscher Mädel (BDM)?
4
2.1 Wie entstanden sie?
5
2.2 Tätigkeiten
7
2.3 Unangepasste Jugend
8
3. Erziehung
9
3.1 Erziehungsmethoden und Erziehungsziele
9
3.2 HJ und BDM während des Krieges
11
4. Fazit
13
5. Literaturverzeichnis
14
2
1. Einleitung
In meiner wissenschaftlichen Arbeit habe ich mich mit dem Thema „Außerschulische Erziehung im
Nationalsozialismus am Beispiel von den Jugendorganisationen „Hitlerjugend“ und „Bund Deutscher
Mädel“ auseinandergesetzt.
Ich habe mir dieses Thema ausgesucht, da es mich sehr interessiert, wie die Jugendlichen früher
gelebt haben und wie Hitler es damals geschafft hat, die Jugendlichen mit Hilfe einer
Jugendorganisation und seiner nationalsozialistischen Ideologie in ihrem Denken zu beeinflussen und
sie so zu erziehen, dass sie seiner Ideologie gefolgt sind, weil ich mir nicht erklären kann, wie man
jemanden von solch einer rassistischen Weltanschauung überzeugen kann.
Normalerweise bin ich bei geschichtlichen Themen der Meinung, dass sie „Geschichte sind“ und man
nicht mehr zwingend darüber reden muss. Allerdings ist die Zeit des Nationalsozialismus eine
wichtige Etappe der deutschen Geschichte, die immer mit Deutschland in Verbindung gebracht wird
und man sie daher niemals vergessen sollte. Deshalb glaube ich, dass man sich dessen bewusst sein
sollte, was damals passiert ist und wie Hitler es geschafft hat den Kindern von klein an, seine Sicht
von der Welt einzutrichtern.
Zu Beginn meiner Arbeit werde ich erläutern, um welche Jugendorganisationen es sich handelt, wie
sie endstanden und was man dort machte. Anschließend folgt die Erziehung, wobei ich näher auf die
Methoden und eigentlichen Ziele eingehen werde und erläutere, wie sich die HJ während des
zweiten Weltkrieges verändert hat. Bevor ich zum Schluss mein Fazit daraus ziehe, werde ich kurz
darauf eingehen, was der Rassismus für Auswirkungen hatte und wie man gegen die Jugendlichen
vorgegangen ist, die sich der HJ widersetzten.
Ich erhoffe mir mit dieser Arbeit in erster Linie neuerlangtes Wissen meinerseits, aber auch
erweitertes Wissen seitens meiner Leser oder Zuhörer, die noch nicht allzu viel über dieses Thema
wussten.
3
2. Was waren Hitlerjugend (HJ) und Bund Deutscher Mädel (BDM)?
Die HJ und der BDM, eine Teilorganisation der HJ1, waren Jugendorganisationen der
Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP), der Partei Adolf Hitlers, die zur Zeit des
Nationalsozialismus gegründet wurden. Diese Organisationen wurden wie folgt nach Geschlecht und
Alter gegliedert:
Die HJ bestand aus dem „Deutschen Jungvolk“ für die 10- bis 14-Jährigen und der „Hitlerjugend“ für
die 14- bis 18-Jährigen Jungen. Der BDM hingegen bestand aus dem „Jungmädelbund“ für die 10- bis
14-Jährigen und dem „Bund Deutscher Mädel“ für die 14- bis 18-Jährigen Mädchen2.
Es gab viele Gründe, warum die Jugendlichen den Organisationen beigetreten sind. Einige wurden
wegen der Gleichschaltung von anderen Jugendverbänden übernommen bzw. sind durch den Druck
seitens des Staates oder seitens der anderen Jugendlichen dazu „gezwungen“ worden, den
Organisationen beizutreten, denn wer nicht in einer dieser Jugendorganisationen war, war
automatisch ein Außenseiter.
Andere hingegen wurden von der attraktiven Freizeitgestaltung gelockt, erhofften sich Vorteile für
ihre berufliche Zukunft oder suchten eine Möglichkeit, um eine Pause von Schule oder Elternhaus zu
bekommen3.
Allerdings waren nicht alle Kinder und Jugendliche in den Jugendorganisationen willkommen.
Menschen
mit
Behinderung,
Schwache
oder
Menschen
mit
anderen
nichtchristlichen
Glaubensrichtungen wurden von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen, da sie nicht dem
Idealbild Hitlers entsprachen4.
Alle Mitglieder mussten eine Uniform tragen, so dass man sie nicht mehr nach Schichten oder
Klassen trennen konnte, sondern die Zugehörigkeit zu einer Gruppe sichtbar gemacht wurde5.
Die sportlichen Tätigkeiten innerhalb der Jugendorganisation waren allerdings nicht ganz
ungefährlich, was bis 1939 zu hunderten Todesfällen durch Ertrinken, Sportunfälle, Erkältungen und
Schussverletzungen führte6.
1
Hg. Stadt Köln: Hitlerjugend (HJ).
Hg. NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln: Gliederung.
3
Krentz, Natalie 2002: Der Bund Deutscher Mädel (BDM).
4
Maier-Bode, Sine 2014
5
Lebensstationen in Deutschland 1900 bis 1993.
6
Van Rees Velinga, Fiona: Die Hitlerjugend.
2
4
2.1 Wie entstanden sie?
Der erste Versuch der NSDAP in München, einen Jugendbund zu gründen, scheiterte gleichzeitig mit
dem Verbot und der Auflösung der Partei im Jahre 1922. Ab 1923 existierte dann die
„Nationalsozialistische Arbeiterjugend“ in Wien. Daraufhin entstanden weitere Organisationen, die
allerdings nicht von großer Bedeutung für die spätere Hitlerjugend waren.
Als die NSDAP im Jahre 1925/26 neu gegründet wurde, wurden Jugendgruppen der Partei zur
„Großdeutschen Jugendbewegung“ zusammengefasst. Der nationalsozialistische Politiker Julius
Streicher, nannte sie zur „Hitlerjugend, Bund Deutscher Arbeiterjugend“ um und äußerte sich zu dem
Verhältnis zwischen Partei und Jugendorganisation wie folgt:
„Alle Mitglieder der HJ, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, müssen Mitglieder der NSDAP sein
[…] Die Führer der HJ vom Ortsgruppenführer aufwärts dürfen nur bestätigt werden, wenn ein
entsprechendes Einverständnis des entsprechenden NSDAP-Leiters vorliegt.“
Ein neuer Erlass der Parteileitung der NASDAP hingegen bestimmte 1927, dass alle 18-Jährigen in die
Sturmabteilung7 (SA), eine Kampforganisation der NSDAP, die unter Hitler auch als „Hilfspolizei“
eingesetzt wurde8, übertreten sollten.
Baldur von Schirach, ein Politiker der NSDAP, wurde Reichsjugendführer, nach dem Rücktritt Kurt
Grubers und der Zentralisierung der NS-Jugendarbeit durch die Verlagerung von Plauen nach
München. Im März 1932 drohte der SA das Verbot, so dass die HJ versuchte, sich formell
auszugliedern und sich somit vor dem Verbot zu schützen. Dennoch war sie davon betroffen und
wurde kurzzeitig verboten, wodurch sie illegal weiterarbeitete.
Nach der Machtübernahme der NSDAP am 30. Januar 1933 verkündete Baldur von Schirach: „Wie die
NSDAP nunmehr die einzige Partei ist, so muss die HJ die einzige Jugendorganisation sein“.
Um dieses Ziel erreichen zu können, mussten alle anderen, in Konkurrenz zur HJ stehenden
Jugendbewegungen, verdrängt werden. Schirach übernahm die Leitung der Geschäftsstelle des
„Reichsausschusses“, zuständig für die Jugendorganisationen. Daraufhin schloss er die jüdischen und
sozialistischen
Jugendverbände
aus.
Zur
gleichen
Zeit
lösten
sich
auch
politische
Jungenorganisationen auf und nicht nur Gruppen rechtsstehender Organisationen, sondern auch
Jugendliche aus bestehenden Gruppen gingen in die HJ über, was die Mitgliederzahl der HJ weiterhin
in die Höhe schnellen ließ.
7
8
Klönne, Arno 1982: Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre Gegner. Düsseldorf, Köln., S.15 ff.
Hg. Kids Kultour: Die SA - Die Sturmabteilung.
5
Auch andere bedeutungsvolle Jugendwerke wurden in Besitz genommen, wodurch dir Eingliederung
der berufsständischen Jugendarbeit und der Sportjugend, kein Problem mehr darstellte.
Noch wichtiger war es, die konfessionellen Jugendverbände und die Verbände der bündischen und
freien Jugendorganisationen zu kontrollieren. Infolgedessen wurde Schirach am 17. Juni 1933 von
Hitler zum „Jugendführer des Deutschen Reiches“ befördert, damit er von diesem Zeitpunkt an, die
Aufsicht über die gesamte Jugendarbeit Deutschlands hatte und die Jugendarbeit unter Kontrolle und
Lenkung der HJ stand.9
Bis 1934 wurden dann auch die bündischen, freien Jugendverbände und schließlich alle anderen
aufgelöst oder gar verboten. Wer nicht Mitglied der HJ war, durfte auch nicht Mitglied des
evangelischen Jungendwerks sein10.
Die katholische Jugendbewegung tat sich zunächst schwer mit den Einschränkungen, konnte aber
durch Terrorakte, regionale Verbote, propagandistische Maßnahmen und vielem mehr, letztendlich
doch beeinträchtigt werden11.
Durch diese Verdrängung der anderen Jugendbewegungen, stieg die Mitgliederzahl immer weiter an.
Mitgliederbewegung des Obergebietes West:
Jahr
Mitgliederzahl
1925
100
1926
200
1927
500
1928
800
1929
1200
1930
1800
1931
2400
1932
3600
1933
15000
1934
1,5 Millionen
Am 16. März 1935 wurde die Wehrpflicht und am 26. Juni 1935 die Arbeitsdienstpflicht in
Deutschland eingeführt, was ein verpflichtendes System für die männliche Jugend schaffte. Mit dem,
9
A.a.O., S.20 ff.
Siehe dazu Baldur von Schirach, S.39
11
Vgl. Das junge Deutschland, Jahrgang 1934, S.430
10
6
am 1.Dezember 1936, erlassenen „Gesetz über die Hitlerjugend“ hatte Hitler mit der HJ schließlich
sein Ziel erreicht, da er von diesem Zeitpunkt an, über die gesamte Jugendbewegung Deutschlands
bestimmen konnte. Nachdem er dies erreichte, widmete er sich den Schulen und verpflichtete 1937
die Entstehung von HJ-Heimen und die Errichtung von Adolf-Hitler-Schulen12. 1939 wurde außerdem
die Teilnahme an allen Veranstaltungen der HJ zur Pflicht.
Bereits im Jahre 1923 schlossen sich Mädchen zu „Mädchenschaften“ zusammen, bevor sie 1931 in
die HJ eingegliedert und zum „Bund Deutscher Mädel“ umbenannt wurden13. Die Machtübernahme
sorgte dafür, dass die Arbeit des BDM erweitert und ergänzt wurde. Durch das Gesetz über die HitlerJugend, stieg jedoch das Desinteresse einiger älterer Mädchen am allgemeinen BDM-Dienst,
wodurch das Werk „Glaube und Schönheit“ am 19.Januar 1938 für die 17- bis 21-Jährigen geschaffen
wurde, um dem entgegenzuarbeiten14. Für die eigenverantwortliche Leitung der Organisation war
eine sogenannte Reichsreferentin zuständig, die zudem den Bund bei der Reichsjugendführung, die
für die Richtlinien in HJ und BDM verantwortlich war15, vertrat16.
2.2 Tätigkeiten
Die HJ und der BDM dienten der Freizeitgestaltung der Jugendlichen und als Erziehungsinstitution
neben Elternhaus und Schule.
Doch obwohl beide Organisationen denselben Leitsatz „Jugend soll Jugend führen“ hatten, waren die
Tätigkeiten verschieden:
In der HJ spielten Wochenend- und Ferienfahrten, Sportveranstaltungen, und verschiedene
Feierstunden eine große Rolle17. Außerdem standen teilweise soziale Aufgaben auf dem Programm,
wie beispielsweise die Nachbarschaftshilfe oder das Helfen bei der Polizei (HJ-Streifendienst)18.
Einmal wöchentlich gab es zudem die sogenannten „Heimabende“, bei denen hauptsächlich Lieder
gesungen und Geschichten erzählt wurden19.
12
A.a.O., S.31
Weihs, Arco 2009-2015 : Hitlerjugend – HJ, Bund Deutscher Mädel – BDM.
14
Hg. NS-Dokumentationszentrum der Satd Köln: Die Entwicklung des BDM.
15
Reichsjugendführung (RJF).
16
Ebd.
17
Weihs, Arco 2009-2015 : Hitlerjugend – HJ, Bund Deutscher Mädel – BDM.
18
Hg. Stadt Köln: Hitlerjugend (HJ).
19
Krentz, Natalie 2002: Der Bund Deutscher Mädel (BDM).
13
7
In dem BDM hingegen galt die meiste Zeit der hauswirtschaftlichen Ausbildung, also der
„Rassenlehre“ und der „Erbgesundheit“20. Diese weltanschaulichen Schulungskurse, das Singen von
Liedern und das Tanzen von Volkstänzen fanden hauptsächlich an den „Heimabenden“ statt. Sonst
stand ziemlich viel Sport auf dem Programm der BDM-Mädel, darunter vor allem Leichtathletik,
Sportspiele und Gymnastik21. Sehr beliebt waren zudem Erzählnachmittage, Parteischulungen und
Bastelstunden22.
2.3 Unangepasste Jugend
Trotz des Gesetzes über die Hitlerjugend, gab es einige Jugendliche, die nicht in der HJ waren und
auch nicht hinein wollten. Sie gehörten zu dem Teil der „Unangepassten Jugend“, die Hitler versuchte
möglichst zu vermeiden.
Es waren Gruppen, die sowohl das weibliche, als auch das männliche Geschlecht vertraten und meist
in den Großstädten Deutschlands entstanden. Sie teilten alle denselben Wunsch: eine
selbstbestimmte Freizeit, ausgeschlossen von dem militärischen Drill und der Gleichschaltung
innerhalb der HJ. Wanderkluft und Abzeichen dienten dabei zur Abgrenzung, mit der sie sich deutlich
von den uniformierten HJ-Mitgliedern unterscheiden konnten.
Sie trafen sich meist mit Freunden und Bekannten nach Feierabend, weil fast alle von ihnen aus
Arbeiterfamilien stammten und bereits eine Ausbildung machten, in Parks oder an öffentlichen
Plätzen, um gemeinsam zu musizieren und zu singen. Die gesungenen Fahrten- und Wanderlieder
stammten hauptsächlich aus der bündischen Jugend oder auch aus der Hitlerjugend, über die sie sich
gerne mit eigenen „Versionen“ lustig machten. Doch obwohl sie dieser nicht angehören wollten,
ähnelten sich ihre Tätigkeiten zum größten Teil, da sie beispielsweise ihre Wochenenden oder
Feiertage, wie die Hitlerjugend, dazu nutzten um mehrtätige Ausflüge in andere Städte oder gar in
das benachbarte Ausland zu machen.
Generell unterschieden sich die HJ und die sogenannte „wilde Jugend“ nur in dem Sinne, dass sie zur
Freizeitgestaltung und nicht als Erziehungsinstitution diente23.
20
Hg. Stadt Köln: Hitlerjugend (HJ).
Ebd.
22
Hg. Schulmuseum Bergisch Gladbach Sammlung Cüppers 2012: „Wie wir in Reih und Glied marschieren
lernten“ – Schule im Nationalsozialismus. S.42
23
NS-Dokumentationszentrum Köln: Unangepasste Jugend. „Einst wird kommen der Tag, dann ist´s so weit:
Wir wieder frei, unsere Ketten entzwei, wo wir wieder auf Walz, ohne Geh. Staatspolizei aufm Hals.“.
21
8
3. Erziehung
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Kinder und Jugendliche nicht nur in der Schule auf das
spätere Leben vorbereitet, sondern auch in den zuvor genannten Jugendorganisationen, in denen sie
nach dem Idealbild Hitlers ideologisch erzogen werden sollten24. Dies sorgte dafür, dass dem Staat
eine Anhängerschaft gesichert werden konnte, in dem sie besonders an das Regime gebunden
wurden25. Die Bildung einer eigenen Meinung oder die Entwicklung besonderer Positionen wurden
damit ausgeschlossen26.
3.1 Erziehungsmethoden und Erziehungsziele
Alle zuvor angeführten Tätigkeiten hatten dasselbe Ziel – Die Einflößung der NS-Ideologie, die durch
die Erziehungsinstitutionen erreicht werden sollte. Da die Männer auf ein Leben als späterer
„Deutscher Soldat“ und die Frauen auf in Leben als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden sollten,
lief die Erziehung je nach Geschlecht anders ab, weshalb es nicht nur die Hitlerjugend, sondern auch
den Bund Deutscher Mädel gab. Allgemein kann man allerdings sagen, dass beide Organisationen in
erster Linie auf eine Erziehung zu Gehorsam, Disziplin, Pflichterfüllung und Opferbereitschaft
ausgerichtet waren. Diese Ziele galten als Grundlage für die ideologische Erziehung27.
Bei allen Aktivitäten innerhalb der HJ lässt sich der Bezug zum Militär herstellen, da dies dem Leitbild
des typischen HJ-Jungen entsprach. Er sollte körperlich leistungsfähig, aktiv, beruflich tüchtig, an
Organisationsdisziplin gewöhnt sein und die Normen der Organisation von der Disziplin bis zu der
Ideologie einhalten. Daraus lässt sich schließen, dass er keineswegs einen „romantischen“ oder ein
„problematischen“ Typ darstellen sollte28.
Die Disziplinierung war daher ein wichtiger Teil. Die HJ-Jungen sollten Disziplin haben, wie ein
richtiger Soldat sie braucht. Dazu dienten die einzelnen Einheiten und Dienste der HJ, beispielsweise
die
Motor-HJ,
Nachrichten-HJ
oder
die
Marine-HJ.
Auch
die
Teilnahme
an
Propagandaveranstaltungen der Partei sorgte für die gewünschte Disziplinierung.
Von großer Bedeutung waren außerdem die gemeinsamen Fahrten und Lagerausflüge zur
Freizeitgestaltung, da sie dort gelände- und wehrsportlich ausgebildet wurden. Dieses anstrengende
und harte Programm wurde durch Gesang und ein abendliches Lagerfeuer aufgelockert. Fern von
24
Hg. Stadt Köln: Hitlerjugend (HJ).
Keller, Michael 2013: Jugend und Erziehung im Nationalsozialismus – Vom Kinde zum Nazi?.
26
Klönne, Arno: Jugend im Dritten Reich. S.121 f.
27
Hg. Stadt Köln: Hitlerjugend (HJ).
28
A.a.O., S. 81 f.
25
9
Familie und Elternhaus, konnte man die Jugendlichen am einfachsten beeinflussen und nach der
eigenen Pfeife tanzen lassen, was als Vorteil dieser Ausflüge zählte.
Neben den zuvor genannten Methoden, standen außerdem wöchentliche Heimabende auf dem Plan,
die ein Drittel der Erziehungsarbeit ausmachten. Diese Abende sind mit dem schulischen Unterricht
vergleichbar, mit dem Unterschied, dass nicht die weltweiten Themen von Bedeutung waren,
sondern ausschließlich sie nationalsozialistische Weltanschauung und somit alle Themen über
Deutschland, darunter Legenden der deutschen Geschichte, die Geschichte der NS-Bewegung,
Rassenkunde, Grenz- und Auslandsdeutschtum, allgemeines Lesen und Theaterarbeit. Besonders die
Rassenkunde hatte für die Nationalsozialisten höchste Priorität, da sich ausschließlich die deutsche
Volksgemeinschaft, also keine Juden, Menschen mit Behinderung oder Krankheiten, fortpflanzen
sollten.
Um die Jugendlichen für den Sport zu begeistern, gab es die Möglichkeit zur Belohnung
Leistungsabzeichen zu erhalten. Der eigentliche Hintergedanke der Körperertüchtigung, die aus
Sprung-, Lauf- und Wurftraining, Tarnen und Anschleichen oder auch Schießübungen bestand, war
allerdings die Rassenideologie, da ein gesunder Körper als ein Zeichen der edlen Rasse angesehen
wurde. Die erwähnten Arten der Körperertüchtigung wurden jedoch später durch militärwirklichere
Tätigkeiten abgelöst29.
Die Aktivitäten innerhalb des BDM hingegen sollten bezwecken, dass nur der Dienst an der
Volksgemeinschaft als wichtig erachtet wurde, da dies dem Leitbild des typischen BDM-Mädels
entsprach. Es sollte hauswirtschaftlich und körperlich ertüchtigt, stark und tapfer sein, um auf die
künftige „Mutter-Funktion“ vorbereitet zu sein30.
Individualität wurde dabei nicht geduldet, da sich alle in die NS-Gemeinschaft eingliedern sollten,
weshalb es eine einheitliche Tracht gab, die keinen Platz für Schmuck oder Ähnliches bot. Körper,
Geist und Charakter sollten, durch die körperliche Ertüchtigung, die weltanschauliche Schulung und
die soziale Einsatzbereitschaft, eine Einheit bilden. Traditionen, Hauswirtschaft und die
Rassentheorie gehörten zu den wichtigsten Themen, mit denen sich die BDM-Mädchen
beschäftigten.
Wie bei den Jungen auch, galt die körperliche Ertüchtigung zu einem bedeutenden Bestandteil der
Erziehungsmethoden, um die Körperbeherrschung und unbedingte Disziplin abzuverlangen.
Allerdings unterschieden sich die Inhalte der HJ dahingehend, dass dessen Schwerpunkte bei
Volkstänzen, Rhythmik, Spiel und Gymnastik lagen. Der eigentliche Hintergedanke dieser
29
30
Braun, Katrin 2013: Jungenerziehung in der NS-Zeit.
Klönne, Arno: Jugend im Dritten Reich. S.81 f.
10
Ertüchtigung lag dennoch bei der Vorbereitung auf spätere Kriegseinsätze in Militärkrankenhäusern
oder Ähnlichem.
Die später zu verrichtende Arbeit sollte nicht der beruflichen Karriere der Mädchen dienen. Sie
sollten nur im Dienst der Volksgemeinschaft arbeiten, wodurch großen Wert auf mädchenspezifische
Berufe des Heilens, des Erziehens oder der Hauswirtschaft gelegt wurde31. Ihnen wurde vermittelt, so
viele Kinder wie möglich zu bekommen, da sie das zukünftige deutsche Volk bildeten und dafür
sorgte, dass die NS-Ideologie weitergeführt wird32.
Daraufhin wurde ein Pflichtjahr für alle ledigen Frauen unter 25 Jahren für eine einjährige Tätigkeit
im Haushaltsdienst, bei der Soldatenbetreuung, bei der Erntehilfe, im Luftschutz oder im
Nachrichtenwesen eingeführt33, um ihnen das Gefühl des Helfens zu vermitteln und die Freude an
der Arbeit auf deutschem Boden zu geben34.
„Der Typ der deutschen Frau tritt ergänzend neben den Typ des deutschen Mannes, ihre Vereinigung
bedeutet die rassische Wiedergeburt unseres Volkes“ So beschrieb ein HJ-Theoretiker die Funktion
der deutschen Frau35.
3.2 HJ und BDM während des Krieges
Während des zweiten Weltkrieges wurden viele neue Funktionen eingeführt: Partei-Einsätze,
Einsätze für den Staat und für die Kommunen, die sogenannte technische Nothilfe, Hilfsdienste bei
der Post oder bei der Bahn, Einsätze bei der Wehrmacht, in Wirtschaftsbetrieben und
Arbeitskommandos, auf dem Land und bei der Ernte, der NSV-Dienst und die „kulturelle
Betreuung“36.
Außerdem änderten sich einige Tätigkeiten der BDM- und HJ-Mitglieder. Im BDM kümmerte man sich
hauptsächlich um die Soldaten, indem sie Speisen und Getränke verteilten. Sogar die Heimabende
wurden zu dieser Zeit verändert. Es wurden vermehrt Briefe an Soldaten geschrieben und Pakete
gepackt37. Außerdem leisteten sie andere Hilfsdienste, wie beispielsweise als Krankenschwester,
Telefonistinnen oder bei der Kinderlandverschickung als „Lagermädelführerinnen“38. Letzteres
31
Braun, Katrin 2013: Mädchenerziehung in der NS-Zeit.
Van Rees Velinga, Fiona: Die Hitlerjugend.
33
Krentz, Natalie 2002: Der Bund Deutscher Mädel (BDM).
34
Ebd.
35
Wilhelm Heußler, auch Jutta Rüdiger, Der Bund Deutscher Mädel in der HJ, in: Paul Meier-Benneckenstein
(Hrsg.), Das Dritte Reich im Aufbau, Bd. 2 Berlin 1939
36
A.a.O., S.38 ff.
37
Ebd.
32
38
Hg. Stadt Köln: Hitlerjugend (HJ).
11
bezeichnet gesundheitlich begründete Fernreisen von Stadtkindern in ländliche Gebiete, bei von
Bomben bedrohten Städten39. Zudem kümmerte man sich dort um die Aufräumarbeiten nach
Bombenangriffen oder sammelten Kleider und Altmetall für das Kinderhilfswerk40.
In der HJ hingegen waren sie bei dem Luftschutz oder auch bei der Kinderlandverschickung als
„Lagermannschaftsführer“ tätig41. Als die alliierten Armeen zum Ende des zweiten Weltkrieges
jedoch näher kamen, wurden tausende Jugendliche mit Panzerfäusten, Gewehren und
Flugabwehrkanonen an die Front gebracht, obwohl es feststand, dass diese Armeen den deutschen
Truppen deutlich überlegen waren42. Unter ihnen waren meist Jugendliche unter 17 Jahren ohne
militärische Erfahrung, was den meisten von ihnen ihr junges Leben kostete43. Allerding stieg derweil
der Unwille vieler Jugendlicher gegenüber der Dienstpflicht, wodurch die HJ-Führung einerseits
stärkere Disziplinarmittel einsetzte und andererseits das Jugendarrest ausweitete und die Kontrollen
des Streifendienstes verschärfte44. Nach Kriegsende im Jahre 1945, verschwand die HJ schließlich mit
all ihren Betätigungen von der Bildfläche45.
39
Hg. NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Van Rees Velinga, Fiona: Die Hitlerjugend.
41
Hg. Stadt Köln: Hitlerjugend (HJ).
42
Ebd.
43
Hg. Stadt Köln: Hitlerjugend (HJ).
44
Klönne, Arno: Jugend im Dritten Reich. S. 38 ff.
45
A.a.O., S.42
40
12
4.Fazit
Abschließend ist festzuhalten, dass die früheren Jugendorganisationen keineswegs nur der
Freizeitgestaltung dienten und nicht im Sinne der Jugendlichen entstanden, sondern sehr
durchdachte Hintergründe hatten. Alle Tätigkeiten trugen dazu bei, den nationalsozialistischen
Gedanken weiterzuführen und im Kopf der Jugendlichen zu verankern. Dies tarnten die
Nationalsozialisten, indem sie mit einer vielversprechenden Freizeitgestaltung warben und die
Jugendlichen somit anlocken konnten.
HJ und BDM sollten die einzige Jugendbewegung werden und neben der Schule und dem Elternhaus
als größte Erziehungsquelle fungieren. Es wurde sogar dafür gesorgt, dass das Elternhaus keinen
großen Einfluss mehr auf die eigenen Kinder hatte, wofür Wochenend- und Ferienfahrten sorgten.
Jugendliche konnten sich dem kaum entziehen, da die Teilnahme verpflichtend war und es keine
Alternativen gab. Wer kein Mitglied war, galt als Außenseiter und musste mit Nachteilen rechnen.
Alle, die den Idealen nicht entsprachen, wurden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass sich die Jugendlichen schnell für die Hitlerjugend begeistern
konnten, da es früher nicht so viele andere Möglichkeiten gab, seinen Hobbies nachzugehen und
gemeinsam mit Freunden etwas zu unternehmen. Ich glaube nicht, dass jemand gerne ein
Außenseiter ist und sich trotz Gruppenzwang dem wiedersetzt.
Wenn einem von klein an, diese Weltanschauung eingetrichtert wird, kann ich mir kaum vorstellen,
dass sie von vielen hinterfragt oder als falsch bezeichnet wurde. Dafür gab es zu viele Deutsche, die
die nationalsozialistischen Gedanken befürworteten und nichts an der Verfolgung Andersdenkender
auszusetzen hatten.
Die Überzeugung vieler Jugendlicher war daran zu erkennen, dass es während des Krieges Jungen
gab, die an die Front gegangen sind und bereit waren für ihr Volk zu sterben.
Man kann diese Ereignisse meiner Meinung nach auch nicht mit den heutigen Gegebenheiten
vergleichen. Gruppenzwang ist zwar auch heute noch ein allgegenwärtiges Phänomen, was
Jugendliche davon überzeugt das zu machen, was alle anderen machen, aber eine solch rassistische
Erziehung ist heutzutage glücklicherweise nicht mehr vorstellbar.
13
5. Literaturverzeichnis
Bild: http://www.annefrankguide.net/en-US/content/Bdm2.jpg
Braun, Katrin 2013: Jungenerziehung in der NS-Zeit URL: http://suite101.de/article/jungenerziehungin-der-ns-zeit-a40066#.VRLwUnk5DIU [25.03.2015]
Braun,
Katrin
2013:
Mädchenerziehung
in
der
NS-Zeit.
URL:
http://suite101.de/article/maedchenerziehung-in-der-ns-zeit-a39849#.VRL3UHk5DIU [25.03.2015]
Hg.
Kids
Kultour:
Die
SA
-
Die
Sturmabteilung.
URL:
http://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/politik/organisationen/die-sa-diesturmabteilung/ [21.03.15]
Hg.
NS-Dokumentationszentrum
der
Stadt
Köln:
Die
Entwicklung
des
BDM.
URL:
http://www.jugend1918-1945.de/thema.aspx?s=5370&m=3448&open=5370 [21.03.15]
Hg. NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln: Gliederung. URL:
http://www.jugend1918-
1945.de/thema.aspx?s=5387&m=3448#_ftnref1 [21.03.2015]
Hg.
NS-Dokumentationszentrum
der
Stadt
Köln:
URL:
http://www.jugend1918-
1945.de/themen.asp?=5000&m=1788&open=5000#!prettyPhoto[iframe]/1/ [25.03.2015]
Hg.
Stadt
Köln:
Hitlerjugend
(HJ).
URL:
http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss/db_inhalt.asp?L=47 [11.03.2015]
Hg.
Stadt
Köln:
Hitlerjugend
(HJ).
URL:
http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss/db_inhalt.asp?L=8 [11.03.2015]
Keller, Michael 2013: Jugend und Erziehung im Nationalsozialismus – Vom Kinde zum Nazi?. URL:
http://suite101.de/article/jugend-und-erziehung-im-nationalsozialismus---vom-kinde-zum-nazia102492#.VQ8eE3k5Cd5 [12.02.2015]
Klönne, Arno 1982: Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre Gegner.
Krentz, Natalie 2002: Der Bund Deutscher Mädel (BDM). URL: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/nsregime/ns-organisationen/bund-deutscher-maedel.html [19.03.2015]
14
Lebensstationen
in
Deutschland
1900
bis
1993.
URL:
http://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/lebensstationen/2_53-55.htm [21.03.15]
Maier-Bode,
Sine
2014:
URL:
http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/drittes_reich/kindheit_im_zweiten_weltkrieg/kindh
eit_unter_hitler.jsp [21.03.2015]
Reichsjugendführung
(RJF).
URL:
http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss/db_inhalt.asp?L=51 [21.03.15]
Schulmuseum Bergisch Gladbach Sammlung Cüppers 2012: „Wie wir in Reih´ und Glied marschieren
lernten“ – Schule im Nationalsozialismus.
Van
Rees
Velinga,
Fiona:
Die
Hitlerjugend.
URL:
http://www.annefrankguide.net/de-
AT/bronnenbank.asp?oid=3657 [18.03.2015]
Weihs, Arco 2009-2015 : Hitlerjugend – HJ, Bund Deutscher Mädel – BDM. URL:
http://www.ehrenzeichen-orden.de/c/nationalsozialismus/hitlerjugend-hj [13.03.2015]
Wilhelm Heußler, auch Jutta Rüdiger, Der Bund Deutscher Mädel in der HJ, in: Paul MeierBenneckenstein (Hrsg.), Das Dritte Reich im Aufbau, Bd. 2 Berlin 1939
15