Der grosse Vorteil sind die un zähligen praktischen

LEHREN UND FORSCHEN
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Interview mit Praxisassistent Dr. Dominic Staudenmann
«Der grosse Vorteil sind die un­
zähligen praktischen Erfahrungen»
Dominic Staudenmann, Gabriela Rohrer
Dr. Dominic Staudenmann absolvierte eine Praxisassistenz in der Praxis von Dr.
Cuno Wetzel in Schönbühl. Unsere Redaktorin Gabriela Rohrer hat ihn zu seinen
bisherigen Erfahrungen befragt.
Gabriela Rohrer: Warum machst du eine Praxis­
Abläufen sowie der Zusammenarbeit des Praxisteams.
assistenz? Notfallmedizin Kategorie IV würde doch
Ich wurde vom Lehrarzt sowie von den MPA sehr herz-
auch reichen für den Facharzttitel ...
lich empfangen. Auch die Resonanz der Patienten war
Neben der sicherlich klinisch sehr relevanten Ausbil-
sehr erfreulich. Viele ermuntern mich und hatten
dung in den Spitälern war für mich von Anfang an klar,
Freude, von einem jungen Arzt mitbetreut zu werden.
dass ich unbedingt eine Praxisassistenz absolvieren
Natürlich musste ich auch lernen, dass der Diagnose-
möchte. Ich wollte nach der Basis-Weiterbildung mög-
weg und der Entscheidungsfindungsprozess, der durch
lichst früh in eine Hausarztpraxis, um zu schauen, ob
die Prävalenz und Inzidenz von Krankheit in der Be-
Hausarzt für mich das richtige Berufsziel ist, aber auch,
völkerung bestimmt wird, oft ganz anders sind als im
um das Weiterbildungs-Curriculum entsprechend
Spital.
meinen Stärken und Schwächen zu planen.
Des Weiteren bietet die Hausarztmedizin ganz andere
GR: Hattest du einen «Praxisschock»?
Aspekte. Sie stellt normalerweise den ersten, unvor-
Da ich im Spital bereits Erfahrungen in der ambulan-
eingenommenen medizinischen Kontaktpunkt im
ten Medizin (Notfall, ambulante Patienten) sammeln
Gesundheitssystem dar und kann sich über eine grosse
konnte, hatte ich keinen Praxisschock. Nichtsdesto-
Diversität verschiedener Gesundheitsprobleme, un-
trotz war die Umstellung anfänglich anstrengend, da
abhängig von Alter, Geschlecht oder Sozialstatus, pro-
der Patientenload in der Hausarztpraxis grösser ist als
filieren.
im Spital. Zusätzlich ist die theoretische Weiterbildung
im Praxisalltag deutlich schwieriger (im Spital gibt es
GR: Wie bist du zu deinem Lehrarzt gekommen,
täglich organisierte Fortbildungen); es braucht ein
warum hast du dich ausgerechnet für diese Praxis
hohes Mass an Eigeninitiative, sich am Abend nach ei-
entschieden?
nem ausgefüllten Praxisalltag noch hinter die Bücher/
Um einen möglichst breiten Einblick in die hausärzt-
Journals zu machen. Demgegenüber steht natürlich
liche Tätigkeit und die Fertigkeiten zu erwerben, wollte
der grosse Vorteil unzähliger praktischer Erfahrungen
ich in eine ländliche Praxis. Zusätzlich fasziniert mich
und Beispiele.
die Sportmedizin. So hatte ich natürlich eine riesige
Möglichkeit, vom grossen Wissen von Dr. Cuno Wetzel
(Teamarzt BSC Young Boys und der Schweizer FussballNationalmannschaft) zu profitieren.
GR: Bist du in einem kantonalen Programm?
Ich bin am Praxisassistenzprogramm des Kantons
Bern angeschlossen.
GR: Wie ist es dir in deiner ersten Woche ergangen,
wie wurdest du in der Praxis empfangen, vom
Lehrarzt,von den MPA, den Patienten?
Wie jeder Anfang, waren natürlich die ersten paar Wochen geprägt vom Kennenlernen des Praxisalltags, den
PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN
2016;16(6):107–108
Dr. med. Dominic Staudenmann
ist 1984 geboren. Er hat in
Fribourg und Lausanne Medizin
studiert und 2011 mit dem
Staatsexamen abgeschlossen.
Nach Assisntenzen in Anästhesie/Intensivmedizin, Radiologie
und Innerer Medizin arbeitete er
2015 für ein halbes Jahr als
Praxis assistent bei Dr. Cuno
Wetzel in Schönbühl.
LEHREN UND FORSCHEN
Korrespondenz:
Dr. med. Gabriela Rohrer
Flurweg 22a
CH-3250 Lyss
garielarohrer[at]bluewin.ch
108
GR: Wie bist du zufrieden mit den Arbeits­
nalen Praxisassistenzprogramms – auch die Ent-
bedingungen, und könntest du dir vorstellen, später
löhnung gut. Jeden Abend, wenn ich die Praxis verlasse
in die Praxis deines Lehrarztes einzusteigen?
und mit dem Rennvelo Richtung Bern fahre, habe
Im Gegensatz zum Spital bietet die Arbeit in der Praxis
ich das Gefühl, einen sehr abwechslungsreichen, an-
einen ziemlich geregelten Berufsalltag, ohne Nacht-
spruchsvollen und erfüllenden Beruf ausüben zu
oder Wochenendschichten. Die Wertschätzung der
können. Daher kann ich mir gut vorstellen, vielleicht
Hausarztpatienten ist tendenziell sehr hoch (sicherlich
einmal in die Praxis von Dr. Wetzel einzusteigen.
hilft die oft jahrelange Arzt-Patient-Beziehung). Neben
der grossen Arbeitsbefriedigung ist – dank des kanto-
PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN
2016;16(6):107–108
GR: Vielen Dank für dieses Interview!