Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Gotthard-Basistunnel – Der längste Eisenbahntunnel der Welt Der Gotthard-Basistunnel in der Schweiz ist ein im Bau befindlicher Eisenbahntunnel. Er verbindet Erstfeld im Urner Talboden mit Bodio bei Biasca im Kanton Tessin. Nach seiner Fertigstellung wird er mit 57 km (Weströhre: 56 978 m, Oströhre: 57 091 m) der längste Eisenbahntunnel der Welt sein. Mit allen Querund Verbindungsstollen werden insgesamt 153,5 km Tunnelstrecke angelegt. Beide Röhren erhalten je ein durchgängiges Gleis. Im Personenverkehr soll der Gotthard-Basistunnel in Verbindung mit dem Ceneri-Basistunnel die Fahrzeit Zürich–Mailand um ca. eine Stunde verkürzen (von 3 h 40 min auf ca. 2 h 40 min). Insgesamt arbeiten 2200 Unternehmen am Gotthard-Basistunnel. Das Projekt ist dem Zeitplan sogar etwas voraus – Die feierliche Eröffnung ist für den 1. Juni 2016 geplant. Der fahrplanmäßige Betrieb soll zum 11. Dezember 2016 aufgenommen werden. Beim Bau des Gotthard-Basistunnels ist der WinCC OA Partner jm systems mit umfangreichen Leistungen und Hardwareinstallationen in zahlreichen Gewerken eingebunden. In insgesamt elf Teilprojekten werden neun redundante Kopfrechnersysteme und fünfzehn unterlagerte Gruppenrechner eingesetzt, die alle auf dem SCADA-System SIMATIC WInCC Open Architecture (WinCC OA) basieren. 400 Scalance-Router S602 und 800 Scalance-Switches XB005/008 strukturieren das Ethernet-Netzwerk, worüber die ET200S-Peripheriemodule angesteuert werden. Lokale Aufgaben werden durch eine SIMATIC S7-300 gesteuert. In der Bauphase überwachten rund 200 ET200S die Mittel- und Niederspannungsschaltanlagen. Im definitiven Ausbau wurden die Anbindung von Niederspannungsanlagen, Lasttransfermodulen, NoBreak-Anlagen, Beleuchtung und Fluchtwegsignalisierung über 400 SIMATIC S7-Steuerungen (ET200S) installiert. Hundert weitere Steuerungen binden die Mittelspannungsschutzgeräte mit SIPLUS RIC ein. 2500 Interface-Module (IM151-3) werden für diverse Remote-I/O‘s genutzt. Mit der Bahn- und Tunnelleittechnik (TCC) kommuniziert das System über OPC UA, mit dem Elektrizitätswerk über IEC60870-5-101/104 und mit den Schutzgeräten auf der Mittelspannungsebene mit IEC60870-5-103/104. Die Lasttransfermodule, die bei einem Stromausfall automatisch auf ein Ersatznetz umschalten, werden über SNMP eingebunden, die Notstromdiesel über Modbus TCP. siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Das Megaprojekt wurde in folgende Teilprojekte aufgeteilt: • Stromversorgung 50 Hz (LP 44) • Hebeeinrichtung (Los D) • Bahntechnikgebäude Bodio (HTRB) • Spurwechseltore (Los B3) • Nothaltestellentüren (Los A) • Querschlagtüren (Los A) • Abschlusstore (Los B7) • Türen und Tore (Los E) • Einbaulüftung / Einbaukühlung (LP 21) • Baustromversorgung (LP 22) • Betriebslüftung (Los C) • Kleinwasserkraftwerk Sedrun (Los K) Endkunde AlpTransit Gotthard AG Die AlpTransit Gotthard AG ist Bauherrin der neuen Eisenbahn-Alpentransversale Achse Gotthard mit den Basistunnels am Gotthard und Ceneri. 1998 gegründet, beschäftigt die Tochtergesellschaft der SBB (Schweizerische Bundesbahnen) heute am Hauptsitz in Luzern und an den Außenstellen in Altdorf, Sedrun, Faido und Bellinzona rund 160 Mitarbeiter. Systemintegrator jm systems GmbH jm systems Ist WinCC OA Premium Solution Partner in der Schweiz und sein Hauptgeschäftsbereich besteht in der kundenspezifischen, objektorientierten Planung, Programmierung und Inbetriebnahme von gebäudetechnischen und industriellen Automatisierungssystemen. Hierzu zählen neben klimatisierungstechnischen Steuerungs- und Regelungsanwendungen auch die Integration von Fremdsystemen und -gewerken zur einheitlichen Bedienung durch den Betreiber. Hinzu kommen eine Vielzahl von speziellen Anwendungen, wie z.B. automatische Beleuchtungssteuerung, Prüfstandsteuerung oder Zutrittskontrollsysteme. Realisierungszeitraum 2008 – bis dato siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Technische Daten Komplette Stromversorgung 50 Hz (LP 44) Das Leitsystem besteht aus einem redundanten Hot-Standby Serversystem WinCC OA mit mehr als 60.000 Datenpunkten, mit zwei räumlich getrennten Kopfrechnern und 14 unterlagerten Gruppenrechnern sowie einem Ersatzgruppenrechner, der die Funktion jedes beliebigen Gruppenrechners ohne Betriebsunterbrechung garantiert. Die PC-Systeme besitzen eine hohe Ausfallsicherheit und Verfügbarkeit durch redundante Netzteile, RAID5-Festplattensystem, redundante Gehäuselüftung, redundante Netzwerkanbindung/Teaming sowie einer Einbindung in die Zentrale IT. Das System wurde styleguide-konform zum übergeordneten Tunnelleitsystem und den Leitsystem-Standards der SBB (Schweizerische Bundesbahnen) erstellt. Dieses System ist für den Normal-, Erhaltungs-, Ereignis-, Dauer- und Testbetrieb aller Mittel- und Niederspannungsanlagen, NoBreak-Anlagen, Beleuchtungen, Überwachung und Klimatisierung der Schaltschränke sowie Fluchtwegsignalisierungen zuständig. Mehr als 400 SIMATIC S7- Steuerungen sorgen für die Anbindung der notwendigen Hardware. Weitere 100 SIMATIC S7-Steuerungen sind für die Anbindung der Mittelspannungsschutzgeräte mit SIPLUS RIC, 2500 InterfaceModule für Remote I/O, 450 lokale HMI, 400 Scalance S602, sowie 800 Scalance XB005/008 Switches zuständig. Kommunikation: • Tunnelleittechnik, Bahnleittechnik, an deren Kopfrechner und Unterstützung der Tunnelreflexe angebunden über OPC UA AC • Elektrizitätswerken Altdorf, Sedrun und AET angebunden über IEC 60870-5101/104 • Mittelspannung angebunden über IEC 60870-5-103/104 • Lasttransfer-Module angebunden über SNMP • NoBreak Anlage angebunden über ModbusTCP • Dezentrale I/O’s angebunden über Ethernet-(TCP/IP) und ProfiNet siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Einbaulüftung / Einbaukühlung (LP 21) Das Leitsystem besteht aus einem redundanten Kopfrechner-System WinCC OA mit zwei räumlich getrennten Serverstationen und mehr als 40.000 Datenpunkten. Angebunden sind: • 8 große Lüfterstationen • 92 Wetterkühlmaschinen deren Standorte und Anbindungen nach Bedarf kontinuierlich geändert werden • 2 Rückkühlwerke und Kühlwasserregelung • 4 große Spurwechseltore • 4 Bahntunneltore • 374 Querschlagstüren • 100 Querschlagslüftungen • Zahlreiche Schleusen, Wetterwände, Türen und Klappen • Baustromversorgung LP 22 Die vollautomatische Steuerung der Lüftung im Ereignisfall (Brandfall) war zwingende Bedingung der SUVA für den Betrieb der Baustelle. Egal in welchem Bereich des Tunnels ein Ereignisfall eintritt, wird die gesamte Belüftung vollautomatisch durch geeignete Zuschaltung und Drehrichtung der Ventilatoren und angepasste Stellung vorhandener Tore, Türen, Luftschleusen und Klappen gesteuert. So wird durch individuelle Luftüberdruckregelung in nicht betroffenen Bereichen ein Ausbreiten gefährlicher Gase verhindert. Hebeeinrichtung (Los D) In der Multifunktionsstelle Sedrun gibt es ein überwachtes Hebe/Liftsystem durch einen 800m tiefen Schacht an die Oberfläche. Es besteht aus einem redundanten Kopfrechner mit WinCC OA mit ca. 200 S7-Datenpunkte und ist an das übergeordnete Tunnelleitsystem angebunden. Baustromversorgung (LP 22) Integration und Visualisierung aller LP22 Anlagen im Leitsystem von LP21 sowie Überwachung von mehr als 200 SIMATIC ET200S für die Steuerung und Überwachung aller Mittelspannungs- und Niederspannungsanlagen (ca. 200 USVAnlagen und UV-Verteilungen in Querschlägen und Nebenstollen). siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Bahntechnikgebäude Bodio (Haustechnische Räume Bodio) Die Gebäudeleittechnik im Bahntechnikgebäude in Bodio wurde mit einem redundanten Kopfrechner mit WinCC OA mit ca. 200 BACnet-Datenpunkten als BACnet-Gateway an das übergeordnete Tunnelleitsystem angebunden. Betriebslüftung (Los C) + Kleinwasserkraftwerk Sedrun (Los K) Für die Betriebslüftung und das Kleinwasserkraftwerk in Sedrun wurde eine Klimaüberwachung für druckfeste Schaltschränke realisiert. Querschlagtüren (Los A) Jeder Querschlag dichtet mit zwei gesteuerten Türen die beiden Tunnelröhren luftdicht gegeneinander ab. Würde jemand im falschen Moment eine der Schiebetüren öffnen, würde er vom Luftdruck auf das gegenüberliegende Gleisbett geblasen. Öffnet sich eine Türe, stoppt dies den Zugbetrieb umgehend. Das Leitsystem besteht aus redundanten Kopfrechnern mit WinCC OA mit ca. 7.000 Modbus TCP-Datenpunkten. Das System ist an das übergeordnete Tunnelleitsystem und auch temporär an das Leitsystem LP21 angebunden. Abschlusstore (Los B7) Die druckbelasteten Abschlusstore in den Seitenstollen werden ebenfalls überwacht, da sie für die Lüftungsziele relevant sind. Das Leitsystem besteht aus redundanten Kopfrechnern mit WinCC OA mit ca. 300 Modbus TCP / S7-Datenpunkten und ist an das übergeordnete Tunnelleitsystem angebunden. Spurwechseltore (Los B3) In den Multifunktionsstellen in Sedrun und Faido gibt es insgesamt vier große Spurwechseltore, die über acht hochverfügbare redundante SIMATIC S7-400 Steuerungen gesteuert werden. Je Torflügel wird eine Steuerung verwendet. Das Leitsystem besteht aus redundanten Kopfrechnern mit WinCC OA mit ca. 1.000 S7-Datenpunkten. Das System ist an das übergeordnete Tunnelleitsystem und auch temporär an das Leitsystem LP21 angebunden. Türen und Tore (Los E) Die Türen, Tore und Schleusen werden ebenfalls überwacht, da sie für die Lüftungsziele relevant sind. Das Leitsystem besteht aus redundanten Kopfrechnern mit WinCC OA mit ca. 1.000 Modbus TCP / S7-Datenpunkten und ist an das übergeordnete Tunnelleitsystem angebunden. Nothaltestellentüren (Los A) In den Multifunktionsstellen gibt es je zwei Nothaltestellenbereiche mit gesteuerten Türen als Fluchtwege und für Lüftungsstrategien. siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Das Leitsystem besteht aus redundanten Kopfrechnern mit WinCC OA mit ca. 850 Modbus TCP-Datenpunkten. Das System ist an das übergeordnete Tunnelleitsystem und auch temporär an das Leitsystem LP21 angebunden. Besondere Merkmale Lange vor dem Einbau der eigentlichen Leittechnik für den Tunnel realisierte jm systems ein temporäres Leitsystem für die Belüftung und die Energieverteilung in der Bauphase. Das Gestein in dieser Tiefe würde die Luft auf 50°C erhitzen. Ventilatoren und sogenannte Wetterkühlmaschinen, groß dimensionierte Klimaanlagen, kühlen die Luft auf ca. 30°C ab. Mittels gezielter Öffnung oder Schließung von Toren, Schleusen oder Wetterwänden werden die Luftströme bedarfsgerecht gelenkt. Die gesamte Programmierung, sowohl der eingesetzten SPSen als auch der Leitsysteme, erfolgt auf Basis einer gemeinsamen Datenbank. Das heißt, dass die Steuerungsprogramme und die Leitsysteme eine gemeinsame Quelle haben. Mittels selbstentwickelter Tools werden automatisiert die notwendigen Programmbestandteile und Objekte, sowohl auf SPS, wie auch auf Leitsystemebene, generiert. Ebenso werden aus dieser gemeinsamen Datenquelle Arbeitsanweisungen erstellt und alle notwendigen Prüfverfahren und Prüfdokumentationen generiert. Eine möglichst effiziente und fehlerfreie Erstellung und Inbetriebnahme der Anlagen und Systeme ist dabei das angestrebte Ziel. Alle Lose setzen immer auf dem gleichen Standard-Projekt auf. In diesem Standard-Projekt sind alle grundsätzlichen technischen Anforderungen realisiert und implementiert. Lediglich die losspezifischen individuellen Anforderungen werden getrennt von anderen Losen entwickelt. Durch eine von jm systems entwickelte Lösung, einer Kombination aus SingleSign-On und Trusted Domains, ist es möglich, dass definierte Nutzer aus dem Netz der SBB, bei Bedarf direkt bis auf die Anlagen des GBT durchgreifen können, ohne sich nochmals gesondert zu legitimieren. Ein weiteres Merkmal ist eine von jm systems entwickelte Lösung zur SMSBenachrichtigung, die sich eng an den Bedürfnissen des Betreibers orientiert. Vorteile / Nutzen Die übergeordnete Tunnelleittechnik und die gesamte schweizweite Überwachung der SBB Anlagen wurden ebenfalls mit WinCC OA realisiert. Da die SBB späterer Betreiber des Tunnels ist, war es naheliegend, ein System auszuwählen, was in Handhabung und Optik bei der SBB bekannt ist. Somit war es möglich, dem Kunden ein durchgängiges Look and Feel über alle Ebenen der Leittechnik zu bieten. Notwendige Entwicklungen und Standards mussten so nicht für mehrere Software-Produkte erarbeitet werden und jm systems wurde in die Erarbeitung des projektspezifischen Styleguides, der für alle Lose gilt, eingebunden. siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Anlagenbilder siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Screenshots Systemübersicht LP44 Übersicht WinCC OA System siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Tunnelübersicht LP44 Tunnelreflex Querbeziehungsübersicht LP44 siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Übersicht Querschläge Schaltschrank Querschlag siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Steuerung Rückkühlwerk Amsteg Fluchtweg Faido siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Gebäudeübersicht LP44 Mittelspannung Übersicht LP44 siemens.de/wincc-open-architecture Referenzbericht Verkehr & Transport Gotthard-Basistunnel Nordabschnitt LP44 Niederspannung Querschlag Quelle: Bilder Transtec Gotthard ©2015 siemens.de/wincc-open-architecture
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