21 DONNERSTAG, 3. SEPTEMBER 2015 GELD & GESCHÄFT GELD & GESCHÄFT Arbeiten in riesiger Halle: Und es ist mucksmäuschenstill „Für Konzentration brauche ich Ruhe“ Büroexperte: Schallschutz oft sehr komplex VON ALEXANDER KLAY OSNABRÜCK. Im Büro kann es schon einmal laut werden – vor allem, wenn viele Menschen in einem großen Raum sitzen. Andreas Stephan, Leiter des Präventionsfelds Büro bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft VBG, der gesetzlichen Unfallversicherung, spricht über die Gefahren und Maßnahmen gegen ein zu lautes Büro. Unternehmen entdecken den Wert von Schallschutz für ihre Mitarbeiter Jeder Zweite wünscht sich mehr Ruhe am Arbeitsplatz. Mit klugen Ideen lassen sich auch große Räume ruhig gestalten. Callcenter-Betreiber buw testet 3-D-Elemente, die Schall mindern. VON ALEXANDER KLAY ESPELKAMP/OSNABRÜCK. Wer sitzt schon gerne in einem Großraumbüro? Kollegen rücken einem auf die Pelle, alle sprechen laut durcheinander, und so wirklich konzentriert arbeiten kann niemand mehr. Oder doch nicht? Beispiele aus der Region zeigen, wie es besser geht. Im 5000 Quadratmeter großen Harting Qualitäts- und Technologiecenter (HQT) in Espelkamp wird geforscht und getestet – in einer riesigen Büro-Halle. Hier arbeiten Physiker, Informatiker, Maschinenbauer an Technologien, die in künftigen Produktlinien zum Einsatz kommen könnten. Und sie testen die Erzeugnisse auf Herz und Nieren, was selten leise ist. Trotzdem ist es in dem Neubau, der die Anmutung eines Campus’ vermitteln soll, ruhig. Das mag daran liegen, dass die wirklich lauten Apparate wie eine Klimakammer hinter Glaswänden in abgetrennten Räumen liegen. „Einige Tests machen halt richtig Lärm“, sagt Stephan Middelkamp, Leiter des akkreditierten Labors der Harting Technologiegruppe. Es liegt wohl aber auch daran, dass sich das weltweit operierende Unternehmen vor dem Bau viele Gedanken darum gemacht hat, wie sich ein Großraumbüro besser gestalten lässt. Middelkamp ist stolz auf das Gebäude. Er zeigt Besuchern gerne das Prunkstück des Unternehmens. Auch anderthalb Jahre nach dem Einzug. Er zeigt auf zwei Mitarbeiter. Ein paar Schritte entfernt sprechen sie quer über einen Tisch hinweg über ein Bauteil. „Sehen Sie: Die unterhalten sich. Aber man kriegt eigentlich nichts davon mit.“ So hatten sich das die Planer bei Harting gewünscht. Vor dem Einzug gab es viele Vorbehalte gegenüber dem Großraumbüro, erzählt Middelkamp. Zuvor saßen die 80 Mitarbeiter zwar in alten Gebäuden, teils Baracken aus den 1950er-Jahren, aber sie hatten Einzelbüros. Sie fürchteten zu laute Gespräche unter Kollegen und Telefonate, bei denen jeder mithören kann. Davon ist wenig geblieben. Im 1000 Quadratmeter großen Atrium, das das Zentrum des Neubaus bildet, ist es mucksmäuschenstill. Während Middelkamp durch die Halle führt, könnte man fast den Eindruck gewinnen, in einer Blase durch den Raum zu schreiten. Trotzdem stehen und sitzen überall Mitarbeiter, die miteinan- „Die unterhalten sich. Aber man kriegt eigentlich nichts davon mit.“ Stephan Middelkamp, Harting Technologiegruppe der reden. Die Kommunikation im Technologiezentrum ist gewünscht. „Guckt euch an, redet miteinander“, sagt Middelkamp über die Philosophie, die hinter dem Neubau steht. Die Harting Technologiegruppe mit weltweit rund 4200 Mitarbeitern und fast 550 Millionen Euro Jahresumsatz will sich ihren Mitarbeitern in der Provinz zwischen Ostwestfalen und Niedersachsen als innovatives Unternehmen präsentieren, das sich um gesunde Arbeitsplätze kümmert. An den Tischen hat jeder Mitarbeiter einen Computer-Arbeitsplatz und eine kleine Werkbank. Mittendrin steht ein Computertomograf für Materialtests. Der wuchtige, mit schwarzen Metallplatten verkleidete Apparat brummt deutlich vernehmbar vor sich hin. Zumindest, wenn man direkt neben ihm steht. Einige Schritte weiter, und der Schall der ununterbrochen surrenden Kühlungsanlage ist kaum noch zu vernehmen. Hier haben die Techniker schallmindernden Stoff eingebaut, zusätzlich langsam laufende Lüfter. Nicht nur bei dem Computertomografen hat das Unternehmen auf Lärmminderung gesetzt. Das Technologiezentrum sollte mit seiner Struktur, viel Glas und viel offener Raum, nicht nur optisch etwas hermachen. Auch den Mitarbeitern sollte etwas geboten werden. Beim Griff in die Trickkiste hat Harting so ziemlich alles ausgenutzt, was machbar ist. Für den Schallschutz sind die mitten im Raum stehenden Schränke mit einer perforierten Oberfläche versehen. Selbst die offen und mitten im Raum stehende Teeküche ist damit versehen. Von oben herab hängen sogenannte Deckensegel, die knapp über den Köpfen der Mitarbeiter Geräusche dämpfen sollen. Die Decke selbst ist mit Akustikplatten bestückt. Stellwände und Sitzecken sind mit einem Stoff überzogen, der Schall besonders gut schlucken soll. Ein paar grüne Pflanzenbilder an den Glaswänden bringen zwar in Sachen Schallpegel keinen weiteren Vorteil – tragen aber zur Harmonie bei. Herr Stephan, kann die Geräuschkulisse in einem Büro krank machen? Bei Lärm denkt man erst einmal an einen Gehörschaden. Das ist in einem Büro natürlich nicht möglich. Was wir aber kennen, sind Stressreaktionen: Erhöhter Blutdruck, Nervosität und Verdauungsprobleme können eine Folge sein. Der Stoffwechsel kann durchaus massiv in Unordnung geraten. Wie wirkt Lärm im Büro? Wenn ich eine hohe Konzentrationsfähigkeit brauche, brauche ich Ruhe dazu. Da fühle ich mich durch Sachen, die irgendwie auf mich einfließen, gestört. Die Augen kann ich zumachen, um mich vor Licht zu schützen, die Ohren nicht. Für geistige Tätigkeiten wie schöpferische Aufgaben, Entwicklungs- und Planungsarbeiten gilt ein Grenzwert von 55 Dezibel. In einem Büro werden Sie heute fast nur noch solche Tätigkeiten finden. Für Routineaufgaben wie die Erfassung von Daten sind es 70 Dezibel. Solche Arbeitsplätze gibt es aber kaum noch. Großes Büro, kaum Lä L rm: Das 2014 eingeweihte Hart r ing Qualitäts- und Technologiecenter im ostw t estfälischen Espelkamp bietet den Mitarbeitern eine off f ene Arbeitsumgebung,die nicht auf die Ohren schlägt g. Foto: Hart r ing/Manfred Zimmermann Dabei hätte Harting beim Bau noch einiges mehr gegen laute Geräusche in der großen Halle unternehmen können. Die zum Atrium liegende Brüstung im ersten Stock etwa sollte einmal hochgezogene Schallschutzelemente erhalten. „Das haben wir verworfen, es wäre zu ruhig geworden“, sagt Middelkamp. Stattdessen gibt dort nun Glas den Blick auf die Arbeitsplätze frei. „Das haben wir gemeinsam mit den Mitarbeitern entschieden.“ Tatsächlich ist der Wunsch nach mehr Ruhe in der Gesellschaft groß: Nirgendwo sehnen sich die Deutschen mehr danach als am Ar- 3 2 4 5 6 1 Es gibt viele Möglichkeiten, mehr Ruhe ins Büro zu bringen. Experten raten zu einem umfassenden Konzept für den Schallschutz, statt unkoordinierte Aktionen zu starten. Problematisch sind Oberflächen ohne schallabsorbierende Wirkung. Sie tragen zu einer lauten Umgebung bei. Schallreduzierend wirken können: 1 Mobiliar, 2 Wand, 3 Akustikplatten, 4 Deckensegel, 5 Lamellen, 6 Bild, 7 Boden, 8 Abschirmungen, Stellwände, Trennwände 8 7 Quelle: VerwaltungsBerufsgenossenschaft (VBG) Grafik: Colourbox.de, M. Michel beitsplatz. So lautet das Ergebnis einer Anfang August vorgestellten Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Bundesforschungsministeriums. So sind 48 Prozent der Befragten genervt von der Geräuschkulisse am Arbeitsplatz – gefolgt vom Straßenverkehr (43 Prozent) und dem eigenen Heim. Überraschend: Nicht die ältere Ü-60-Generation habe sich am ehesten über Lärm beschwert – sondern die, die gerade in der Reife ihres Lebens stehen. Die 30- bis 44-Jährigen. Befragt wurden 1003 Menschen in Städten mit mindestens 20 000 Einwohnern. Dass es bei der Kommunikation nicht zu laut wird, ist für den Callcenter-Betreiber buw aus Osnabrück eine Selbstverständlichkeit. Beim Schallschutz im Büro geht es nicht allein um das Wohl der Mitarbeiter. Auf keinen Fall darf ein Anrufer mitbekommen, welches Anliegen gerade am Nachbartisch mit einem anderen Kunden besprochen wird. „Das darf nicht passieren, das wäre eine Katastrophe“, sagt Firmensprecher Gero Keunecke. buw ist etwa als Dienstleister für die Kundenbetreuung für Vodafone, die Telekom oder den regionalen Anbieter Osnatel tätig. Bei die- sen sogenannten Inbound-Tätigkeiteen geht es oft um sensible Kund dendaten. Das Unternehmen ist mit 5400 M Mitarbeitern und einem Umsatz v 137,5 Millionen Euro der drittvon g größte Kommunikations-Dienstleisteer in Deutschland. Gerade ist der 14 4. Standort in Wuppertal eröffnet w worden. In der Regel befinden sich d neuen Räumlichkeiten nicht in die d dem Zustand, wie sie buw braucht. W Wenn der Standort nicht von einem W Wettbewerber übernommen wird, h heißt das in der Regel: Neue Möbel m müssen rein, eine neue Decke, neue Fußboden – alles in schallabsorer bierender Ausführung. „So, wie wir es brauchen“, sagt Keunecke. Die speziellen Deckenelemente sind dabei etwa viermal teurer als die Standardausführung fürs normale Büro. Zudem werden die Mitarbeiter geschult. „Fängt einer im Raum an laut zu sprechen, schaukelt sich das sofort hoch“, sagt der Firmensprecher. Für den Schallschutz ist bei buw der Facility Manager zuständig. Und der probiert regelmäßig Neues aus. Am Standort Halle/Saale hängen schallbrechende 3-D-Elemente von der Decke, die aussehen wie eine Poolnudel. In Osnabrück hängen sogenannte Akustikbilder an der Wand – sie sollen den Schall schlucken. Während in den Callcentern bei buw kein Weg am Gruppenbüro vorbeiführt, hatten die Mitarbeiter bei Harting in Espelkamp zwischenzeitlich die Wahl. Als zwischenzeitlich eine Umstrukturierung im Raum stand, wurden sie von ihrem Unternehmen gefragt: Im neuen Großraumbüro bleiben? Oder wieder zurück ins kleine, heimelige Büro? Offenbar war das für die Mehrheit keine Frage. „Die Leute wollten lieber hier bleiben“, sagt Stephan Middelkamp. Für das ostwestfälische Technologieunternehmen soll der Neubau nun Pate stehen für weitere Projekte. So dürfte der Wunsch nach mehr Ruhe in den Großraumbüros tatsächlich bald für weitere Mitarbeiter in Erfüllung gehen. „Die Erfahrungen werden wir in die nächsten Gebäude einbringen“, sagt Unternehmenssprecher Michael Klose. Als Nächstes steht eine Erweiterung des Ausbildungszentrums an – auch dieses ist an einen offenen Campus angelehnt, auch dort wird in einem großen Raum zugleich nachgedacht und nebenan gewerkelt. Das Vorbild macht Schule. Musik am Arbeitsplatz: Ausblen nden der Geräuschkulisse oder Konzentrationskiller? Streamingdienste werben mit speziellen Angebo oten – Psychologin sieht negative Folgen für geistige Leistung aky OSNABRÜCK. Der Geräuschpegel im Büro kann einem schon mal auf die Nerven gehen. Hilft da Musik auf den Ohren? Streamingdienste haben darin längst ein Geschäft gewittert und werben mit Angeboten für mehr Konzentration. Wissenschaftler sehen das jedoch kritisch. Geht es nach dem Musik-Streamingdienst Spotify, dann gibt es kaum etwas Besseres als Musik bei der Arbeit. Dabei beruft sich der Anbieter auf die Wissenschaft – Musik helfe, Stress vorzubeugen und die Konzentration zu verbessern. Laut einer Stu- die im eigenen Auftrag sieht sich ein Drittel der befragten Arbeitnehmer durch Musik bei der Bewältigung von Stress unterstützt. Ein Fünftel sieht sie als Ablenkung von langweiligen Jobs. Aber nur 16 Prozent sehen sich in ihrer Produktivität gesteigert. Und der Anbieter will ganz genau wissen, mit welchen Songs sich welche Wirkung erzielen lässt: Zum Ausblenden von Hintergrundgeräuschen der Kollegen sei „Do I Wanna Know?“ von den Arctic Monkeys ideal, „We Can’ t Stop“ von Miley Cyrus fördere die Motivation, „Drunk in Love“ von Beyoncé trage zur besseren Konzentration bei. Das sehen nicht alle so. Psychologgin Maria Klatte warnte in der „Zeit“ v negativen Folgen für die Konzenvor trrationsfähigkeit. „Sprache und flotte M Musik wirken sich besonders störend a geistige Leistungen aus – sogar auf w wenn man sie nur leise hört oder w wenn es eine Fremdsprache ist, die m man überhaupt n nicht verstehen k kann“, sagte sie. Verteufeln will sie d das Musikhören für m mehr Konzentration a aber nicht generell. Langsame Instrumentalstücke, wie Meditationsmusik, habe zumindest keine negativen Auswirkungen. „Solche Musik schafft eine Klangkulisse, die vielen Menschen angenehmer ist als absolute Stille und zudem auch störende Geräusche maskieren kann“, sagte sie der „Zeit“. Das Technikmagazin „t3n“ listet teils kostenpflichtige Angebote auf, die angeblich mehr Produktivität am Arbeitsplatz versprechen: Focus at Will: Der Streamingdienst verspricht, mit nach neurowissenschaftlichen Erkenntnis- sen komponierter Musik die Aufmerksamkeitsspanne zu vervierfachen. Noisli: Mit einer natürlichen Geräuschkulisse soll die Produktivität steigen – Knistern eines Lagerfeuers, Meeresbrandung, Gewitter. Coffitivity: Jung und dynamisch: Die Gründerszene trifft sich gerne im Kaffeehaus. Wer seinen Arbeitsplatz nicht dahin verlegen kann, findet hier die passende Klangkulisse. Spotify: Der weltweit populärste Streaming-Dienst bietet spezielle Playlists, die gut für die Produktivität am Arbeitsplatz sein sollen. Rainy Mood: Regen- und Gewittergeräusche in Endlosschleife sollen für Entspannung sorgen. Per kostenpflichtige App können Nutzer ihr eigenes Unwetter kreieren. MoodTurn: Auch dieser Anbieter hat sich auf natürliche Geräuschkulissen spezialisiert. Get Work Done Music: Temporeiche Songs, wenn es schnell gehen muss. Hier besteht nur die Wahl zwischen „fast“ und „faster“. Wird der Lärm unterschiedlich wahrgenommen? Ich mache das bei Seminaren mit Hörbeispielen deutlich. Einmal spiele ich das Stück „Die Moldau“ von Bedrich Smetana an, danach den Anfang eines Stücks der Metal-Band Metallica. Beide sind gleich laut abgemischt – und da sehen Sie dann unterschiedliche Reaktionen. Die einen finden Klassik blöd, die anderen Metallica nervig und stressig. Das liegt im Auge des Betrachters. Es lässt sich nicht eindeutig sagen, dass ein Mensch bei 55 Dezibel mit diesem und jenem Symptom reagiert. Ist es denn gesund, sich mit Musik auf dem Kopfhörer von der Umgebung abzukapseln? Unter Umständen treiben Sie dabei den Teufel mit dem Beelzebub aus. Da ist die Frage: Was hauen Sie sich gerade aufs Ohr? Wenn ich das zur Entspannung mache und Hintergrundgeräusche unterdrücke, ist es vielleicht noch akzeptabel. Aber sehr häufig treten beim Musikhören Spitzen von mehr als 85 Dezibel auf, die als Lärm zu bezeichnen sind. Das wäre kontraproduktiv. Ist das Thema Lärm im Büro in den Köpfen von Unternehmern präsent? Ich denke schon. Wir erleben, dass es öfter Nachfragen gibt. Vor einigen Jahren haben wir der Ar- beitsschutz-Messe in Düsseldorf den Schallschutz im Büro in einem kleinen Raum erlebbar gemacht. Vielleicht haben wir das Thema damit angefeuert, vielleicht ist es generell in die Köpfe gekommen. Der Trend geht zum Großraumbüro, das als laut gilt. Ist das tatsächlich so? Natürlich ist da ein subjektives Empfinden mit dabei. Wenn Sie in einem Ein- oder Zweipersonenbüro gesessen haben, sich da ganz wohl gefühlt haben und dann alle Wände herausgerissen werden, ist bei den meisten Leuten die Reaktion: Das mag ich nicht. Objektiv kann ein Großraumbüro leiser sein, wenn die Abschirmung der Geräuschkulisse stimmt. Das ist aber ein sehr vielschichtiges Thema. Lässt sich ein Büro mit kleinen Mitteln gut umgestalten? Mit kleinen Mitteln ist das meist schwierig. Sie müssen schauen: Wie ist das Büro gestaltet? Je mehr schallharte Oberflächen Sie haben, desto länger hält sich der Schall im Raum, und desto problematischer wird das. Das läuft häufig im Trialand-Error-Verfahren: Es werden ein paar Bilder an die Wand gehängt – und hinterher heißt es, es bringt nichts. Sie müssen sich Gedanken machen, was Sie tun. Das Material dafür ist nicht teuer. Der Kostenfaktor ist das Know-how: jemand, der weiß, was er machen muss. Was ist dabei so schwierig? Das hört sich erst einmal paradox an: Wenn der Raum eine gute Akustik und damit eine gute Sprachverständlichkeit hat, verstehen Sie jedes Wort. Dann können schon 40 Dezibel störend sein. Sie müssen den Raum also so optimieren, dass er eine schlechte Sprachverständlichkeit hat. Also Materialien einbauen, die viel Schall im Frequenzbereich der Sprache, 250 bis 2000 Hertz, absorbieren. Dafür brauchen Sie jemanden, der das vernünftig plant. Wo liegen die Fallstricke? Bei den Schlagworten Sichtbeton, Glas, Betonkernaktivierung (Klimatisierung durch Betondecken, d. Red.) kann man meist sagen: akustisch eine Herausforderung. Da haben Sie überall reflektierende Flächen, die den Schall lange im Raum halten. Da können Sie einen Teppichboden reinlegen oder ein bisschen schallabsorbierendes Material an die Wand hängen, das bringt fast nichts. Mit einer abgehängten Decke wird es nachträglich schwer, weil Leitungen im Weg sind. Wenn es doch klappt, wird die Klimatisierung versperrt. Bei Neubauten muss man das also alles in der Planung berücksichtigen. Inzwischen gibt es Deckensegel, die eine Klimatisierung per Betonkernaktivierung zulassen und eine gute Wirkung in der Akustik erzielen. Außerdem ist auf Möbel mit schallabsorbierendem Material zu achten. Normales Gespräch kann zu laut sein Überblick über Lautstärken verschiedener Geräusche nahes Flüstern, ruhige Wohnstraße 40 dB(A) ziemlich leise Unterhaltungssprache 50 dB(A) normal Unterhaltungssprache (1 m Abstand), Bürolärm 60 dB(A) normal bis laut laute Unterhaltung, Rufen, Pkw (10 m Abstand) 70 dB(A) laut bis sehr laut Straßenlärm bei starkem Verkehr Flugzeugtriebwerk 80 dB(A) sehr laut 120 dB(A) unerträglich/schmerzhaft Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit · Grafik: Matthias Michel
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