Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch: „Welche Welt steckt zwischen diesen Buchdeckeln?“ Referentin: Birgit Mehrmann Bearbeitete Bücher Michael De Cock (Text) Judith Vanistendael (Illustration) Rosie und Moussa. Der Brief von Papa Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf Beltz & Gelberg Ab 7 David Almond (Text) Oliver Jeffers (Illustration) Der Junge, der mit den Piranhas schwamm Aus dem Englischen von Alexandra Ernst Ravensburger Verlag Ab 9 Pam Muñoz Ryan (Text) Peter Sís (Illustration) Der Träumer Aus dem Englischen von Anne Braun Aladin Verlag Ab 10 Jan Paul Schutten (Text) Floor Rieder (Illustration) Evolution oder Das Rätsel von allem, was lebt Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer Gerstenberg Verlag Ab 8 Martin Heckmanns (Text) Stefanie Harjes (Illustration) Konstantin im Wörterwald mixtvision Verlag Ab 10 Material zum Download - „Rosie und Moussa“ – Kopiervorlage Bildüberschriften - „Konstantin im Wörterwald“ – Übersicht Text- und Bildzitate - „Der Träumer“ – Kopiervorlage „Typische Sätze“ - „Evolution“ – Übersicht und Kopiervorlage – Kapitelüberschriften und Fragen 1 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Rosie und Moussa. Der Brief von Papa Nominierung in der Sparte Kinderbuch Michael De Cock (Text) Judith Vanistendael (Illustration) Rosie und Moussa. Der Brief von Papa Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf Beltz & Gelberg ISBN: 978-3-407-82045-7 € 9,95 (D), € 10,30 (A), sFr 14,40 Ab 7 Rosies Vater ist abwesend. Die Mutter hat den Kontakt zu ihm abgebrochen. Rosie findet erst nach und nach heraus, dass der Vater im Gefängnis sitzt. Mit Hilfe ihrer Freunde entwickelt Rosie trotz aller Verbote und Heimlichtuerei ihre eigene Haltung dem Vater gegenüber. Jurybegründung Die Reihe über Rosie und Moussa erzählt in herzlichem und amüsantem Ton den Alltag zweier Nachbarskinder und ihrer Familien. Zwischen den Zeilen scheinen dabei Themen durch, die den Geschichten Tiefgang geben. Dies trifft vor allem auf den zweiten der drei bisher erschienenen Bände zu. In ihm erfahren wir, warum Rosies Vater nicht mehr mit der Familie lebt: Er sitzt im Gefängnis. So wirft der Autor einen genauen Blick auf das ElternKind-Verhältnis. Er beschreibt Rosies Dilemma, sich loyal gegenüber ihrer Mutter verhalten zu wollen, die keinen Kontakt mehr mit dem Vater wIllustration Dennoch möchte Rosie aber ihrem Papa weiterhin einen Platz in ihrem Leben geben. Trotz der anspruchsvollen Thematik verstört dieses Buch nicht, weil es gekonnt die Balance zwischen dem ernsten Hintergrund und der leichten Erzählweise hält. Rosie ist ein mutiges und kluges Kind, aber keines dieser übertrieben starken und begabten Mädchen, die uns in letzter Zeit so oft in der Kinderliteratur begegnen. Das macht das Buch so lebensnah und gibt Raum für eine intensive Auseinandersetzung mit Rosies Bemühungen, einen eigenen Weg in ihrem Verhältnis zu beiden Elternteilen zu finden. Die Schwarz-Weiß-Illustrationen von Judith Vanistendael unterstreichen die lockere Atmosphäre und ergänzen den Text mit leichtem Strich. Michael De Cock, geboren 1972, ist Journalist, Regisseur, Schauspieler, Autor und Leiter des Theaterprojekts Arsenaal in Mechelen / Belgien, wo er mit seiner Familie lebt. Judith Vanistendael, geboren 1974, ist eine flämische Comic-Künstlerin. Zweimal hintereinander wurde sie für den Grand Prix des Angoulême Festivals vorgeschlagen. Sie lebt mit ihrer Familie in Brüssel / Belgien. Rolf Erdorf, 1956 geboren, studierte Germanistik und Niederländische Philologie. Heute arbeitet er hauptberuflich als Übersetzer aus dem Niederländischen. 2006 wurde er mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. 2 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Idee für die kreative Umsetzung Mögliche Zielgruppe: Ab sieben Jahre. Idealer Zeitrahmen: 90 Minuten. Teilnehmerzahl: Maximal 30 Personen. Material Zwei Würfelpuzzles à zwölf Würfel, je eins mit Bildern (Kopien aus dem Buch) zum Thema Mutter bzw. Vater beklebt, alle zwölf auf den beiden Spielen verklebten Bilder als Kopie, Papierstreifen mit Überschriften zu den Bildern (s. Download-Material) Ablauf Aufgabe 1: Würfelpuzzle Zielsetzung: Genaue Bildbetrachtung Die Kinder werden in zwei Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe bekommt auf einen Tisch ein Würfelpuzzle. Jede Gruppe puzzelt gemeinsam eins der sechs Bilder. Wenn ausreichend Zeit ist, mehrere Bilder. Zu dem Bild / den Bildern, die fertig gepuzzelt sind, werden die Puzzlevorlagen ausgelegt. (Wenn eine Gruppe nach der Vorlage puzzeln will, wird diese als Hilfestellung bereits während des Puzzelns ausgelegt). Bildbetrachtung: Wonach wurden die Bilder sortiert? Welche Maltechnik ist aufgefallen? Welche Farben? Welche Motive? Warum lassen sich manche Bilder leicht zusammensetzen? Manche schwerer? Worum kann es in dem Buch gehen? Variation: Statt die Illustrationen aus dem Buch auf ein Würfelpuzzle zu kleben, können die Bilder einfach in drei bis fünf Teile geteilt werden. Aufgabe 2: Rosie in Mamas Welt, Rosie in Papas Welt Zielsetzung: Bildbetrachtung, Überschriften und geleitetes Gespräch, Rosie zwischen den Welten sehen, Einstieg in die Geschichte Alle sechs Puzzlevorlagen zum Thema Mutter sowie alle sechs Puzzlevorlagen zum Thema Vater getrennt auf zwei Tischen auslegen. Die Tische zur Betrachtung näher zusammen schieben. Durch gelenkte Fragen und ein moderiertes Gespräch in die Geschichte einführen, dabei die Papierstreifen mit den Überschriften (s. Material) den Bildern zuordnen. Foto © AKJ Mögliche Fragen: Worum geht es auf den Bildern? Thema: Mama, Thema: Papa herausarbeiten. Zu welchem Bild passt die Überschrift: „Ein wichtiger Anruf“? Was ist ein wichtiger Anruf? Warum ist „Der Brief“ so groß gezeichnet? Was kann darin stehen? Was erlebt Rosie in Mamas Welt? Was erlebt sie in Papas Welt? Zu welchen Bildern passt die Überschrift „Zärtlichkeit“? Kommt sie in beiden Welten vor? Ja, Rosie erfährt von Mama und von Papa Zärtlichkeit. Kommt Mama in Papas Welt vor? Kommt Papa in Mamas Welt vor? Nein! Beispiel aus dem Seminar: Würfelpuzzle und Illustrationen zu „Rosies und Moussa. Der Brief von Papa“ 3 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Was könnte bei den Bildern zum Thema Papa, die Geschichte sein? Was bei den Bildern zum Thema Mama? Wie haben Mama und Papa sich kennengelernt? (Bild Autounfall) Mit Mama erlebt Rosie Alltag. Und mit Papa? Was möchten wir noch wissen? Was hat Papa gemacht? Warum ist er im Gefängnis? Was wäre schlimm? Er ist „Autoschieber“. Ist es ein Grund, ihn nicht zu lieben? Zu welchem Bild passt die Überschrift: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“? Wer kann zwischen Mama und Rosie vermitteln? Aufgabe 3: Freunde und Helfer: Moussa und Frau Himmelreich Zielsetzung: Vermittler für Konfliktsituationen benennen Thema: Konflikte, Blöde Geheimnisse. Das Buch behandelt die Trennung der Eltern und die Tatsache, dass Rosies Vater im Gefängnis ist. Rosies Mutter hielt dies vor ihr geheim. Rosie hingegen hält ihren Besuch im Gefängnis vor der Mutter geheim. Wen braucht es in dieser Situation? Thema: Freundschaft, Vertrauen, Hilfe holen: Im Buch stehen Rosie ihr Freund Moussa (auf der Kinderebene) und die Nachbarin Frau Himmelreich (auf der Erwachsenenebene) zur Seite. Das auf S. 82/83 aufgeschlagene Buch zwischen die Tische mit den Bildern Mama/Papa legen. Auf dem Bild ist die Figur der Frau Himmelreich. Überschrift des Bildes: „Ich konnte nichts sagen“ Welchen Konflikt haben Rosie und Mama hier? Rosie hat Mama angelogen, sie hat ihr gesagt, sie sei bei der Theaterprobe, dabei war sie bei Papa im Gefängnis. Mama hat das herausbekommen. Jetzt sind beide sprachlos. Wenn zwei nicht miteinander reden können, wer kann vermitteln? Wer traut sich in die Mitte? Die Szene eventuell vorlesen und szenisch nachspielen. Zum Hintergrund der Persönlichkeit von Frau Himmelreich: Konflikt: S. 30-36 „... alles Mögliche versteht.“ Hilfe: S. 46/47 „... Treppenhaus.“ Frage an die Kinder: Hast Du auch einen Moussa und/oder eine Frau Himmelreich? Variation: Was sind typische Konflikte zwischen Töchtern und Müttern. Wer schlichtet noch Streits? In der Schule: Streitschlichter. Beim Sport: Schiedsrichter. Gibt es noch weitere Situationen? Spielt sie nach! Abschluss Die wichtigste Frage zum Schluss. Werden sich Mama und Papa wieder verlieben? Wer wünscht sich das? (Abstimmen...) Im Leben ist das nicht immer so – und in der Geschichte? 4 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Der Junge, der mit den Piranhas schwamm Nominierung in der Sparte Kinderbuch David Almond (Text) Oliver Jeffers (Illustration) Der Junge, der mit den Piranhas schwamm Aus dem Englischen von Alexandra Ernst Ravensburger Verlag ISBN: 978-3-473-36872-3 € 14,99 (D), € 15,50 (A), sFr 24,90 Ab 9 Stans geordnete Welt gerät aus den Fugen, als sein Onkel ihr Zuhause in eine Fischfabrik verwandelt. Die Situation eskaliert, Stan nimmt Reißaus und schließt sich einer Jahrmarktstruppe an. Dort lernt er den Piranha-Flüsterer Pancho Pirelli kennen, der Stan zu neuem Selbstvertrauen verhilft. Ob Stan wohl selbst ins Becken steigen wird? Jurybegründung Nichts weniger zeigt David Almond in seinem Roman als das Wunder, Unmögliches möglich zu machen – nämlich in ein Becken mit lebensgefährlichen Piranhas zu steigen und dieses Unterfangen auf magische Weise unbeschadet zu überstehen. Stan Potts wagt es, weil der Knirps ein unerschütterliches Vertrauen in sich selbst und die Menschen hat, weil er zwar unbekümmert, aber nicht unaufmerksam durchs Leben geht. Nach dem Tod seiner Eltern wird er von Onkel und Tante aufgenommen. Als aber der Onkel seine Arbeit verliert, verändern dessen verrückte Geschäftsideen das glückliche Familienleben. Auf einem scheinbar magischen Rummelplatz findet Stan neue Freunde und kurzzeitig ein neues Zuhause. Dort lernt er auch den legendären Pancho Pirelli kennen, der die Fähigkeit besitzt, gefahrlos mit Piranhas zu schwimmen. Stan wird Pirellis Schüler und er kann beweisen, was in ihm steckt. In vielen kleinen Episoden entwickelt sich die Geschichte, die voller literarischer Bezüge, Sprachspielereien und eindrücklicher Motivik ist. Immer wieder wendet sich der Erzähler direkt an seine Leser und eröffnet somit einen literarischen Dialog. Er fordert sie zum Nach- und Weiterdenken auf, und schafft damit Raum für eigene Positionierungen. Die witzig gestalteten Strichzeichnungen von Oliver Jeffers fangen die besondere Stimmung dieser schrägen Geschichte ein. David Almond, 1953 in Newcastle / England geboren, arbeitete einige Zeit als Lehrer, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er wurde u.a. 2010 mit dem Hans Christian Andersen-Preis ausgezeichnet. Oliver Jeffers, geboren 1977, ist Designer, Illustrator und Maler. Jeffers reist viel durch die Welt und lebt zurzeit in New York / USA. Alexandra Ernst studierte Literaturwissenschaften und ist seit 1993 in der Kinder- und Jugendliteratur aktiv. Zwei Jahre arbeitet sie als Presse- und Werbeleiterin in einem Verlag und ist derzeit als Journalistin, Übersetzerin, Gutachterin und Buchkritikerin tätig. 5 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Idee für die kreative Umsetzung Mögliche Zielgruppe: Ab neun Jahre. Idealer Zeitrahmen: Drei Stunden. Teilnehmerzahl: Maximal 26 Personen. Material Wäscheleine, 26 Wäscheklammern, an einer Leine 26 gemalte, mit Seitenzahlen nummerierte, laminierte Goldfische mit Textausschnitten auf der Rückseite (13 Paare mit folgenden Textauszügen: S. 19, 22, 35, 62, 71-73, 87, 89, 95, 131, 149, 155, 160-161, 168), 26 paarweise nummerierte Gummi-Enten mit Magnet (entsprechend der Seitenzahlen der Goldfische, Tipp: eine Schraube im Entenkopf reicht als magnetischer „Anker“ aus), sechs Angeln mit Magnet, Filmklappe Mögliches Zusatzmaterial: Kopien oder Bücher mit Informationen zu Kamera-Perspektiven und Filmsprache: Weit, Totale, Halbtotale, Halbnah, Nah, Groß, Detail, Zoom, Fokus, Schwenk, Cut – neues Bild, Black, Blende auf / zu, Schnitt / Gegenschnitt Ablauf Aufgabe 1: Entenangeln Zielsetzung: Spielerisch paarweise zu Textausschnitten finden Foto © AKJ Die mit Seitenzahlen paarweise nummerierten Enten stehen zum Angeln bereit. Jedes Kind angelt sich eine Ente und merkt sich die Seiten-Zahl (nur so viele Enten paarweise aufstellen, wie Kinder in der Gruppe sind). Hintergrund: Auf dem Jahrmarkt hilft Stan zunächst bei einem Stand aus, an dem man Gummienten angelt, um Goldfische zu gewinnen. Beispiel aus dem Seminar: Das Gummienten-Angeln erleichtert die Paarfindung und macht neugierig auf die Geschichte. Aufgabe 2: Zoom – Kino im Kopf Zielsetzung: Mit der Zoom-Technik des Autors in die Geschichte einsteigen und erste Bilder in der Vorstellung entstehen lassen. Die Kinder schließen, wenn sie mögen, die Augen. Sie setzen sich gemütlich hin. Sie lauschen dem Text und lassen ihre persönlichen Bilder in ihrer Vorstellung entstehen. Film ab für das Kino im Kopf! Lesen der S. 243 „... höher hinauf“ bis S. 244 „... Schaut nur!“ Der Autor fokussiert mit uns aus vielen möglichen Geschichten auf EINE Geschichte. Prolog: Der Autor richtet sich an das Publikum. Lesen der S. 9-11. Kurze Einführung in die Geschichte. Orte und Haupt-Figuren klären: I. Fabrik: Stan, Annie, Ernie II. Jahrmarkt: Stan, Dostojewski, Nitascha, Wahrsager Rosie, Lagerfeuermenschen, Pancho Pirelli III. Das Piranha-Becken: Stan, Nitascha, Dostojewki, Pancho Pirelli 6 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Variation: „Was wäre, wenn...“-Methode Mögliche Varianten einer Geschichte durch Fragestellungen erkunden: z.B. Was wäre, wenn ... der Autor uns mit auf einen anderen Kontinent genommen hätte?; Was wäre, wenn ... Stanley Potts eine Ameise wäre?; Was wäre, wenn ... Onkel Ernie seine Arbeit nicht verloren hätte? usw. Die Fragen evtl. auf kleinen Zetteln vorbereiten und die Antworten von den Kindern in Kleingruppen finden lassen. Aufgabe 3: Film-Cuts Zielsetzung: Einen Textausschnitt in Partnerarbeit in eine Filmsequenz umsetzen Foto © AKJ Die Kinder nehmen entsprechend der Seitenzahl ihrer geangelten Ente den Goldfisch von der Leine. Die Kinder, die Goldfische mit derselben Seitenzahl von der Leine genommen haben, finden sich paarweise zusammen. Beide lesen den Text. Nun versuchen sie den Textausschnitt so zu beschreiben, als handele es sich um eine Filmsequenz im Kino. Beispiel: „Wir sehen ein großes durchsichtiges Wasserbecken auf einem Wagen. Darin sind Fische. Sie haben spitze Zähne. Es sind Piranhas. Jetzt sehen wir einen kleinen Jungen auf einer Leiter. Er trägt stolz einen Umhang. Seine Augen signalisieren höchste Konzentration (...)“ Beispiel aus dem Seminar: Goldfisch mit Textausschnitt auf der Rückseite an der Leine Variante: Textausschnitt mit Begriffen aus der Filmsprache vorstellen Mögliche Kameraperspektiven: Weit, Totale, Halbtotale, Halbnah, Nah, Groß, Detail, Zoom, Fokus, Schwenk, Cut- neues Bild, Black, Blende auf/zu, Schnitt / Gegenschnitt Beispiel: „Kamerablende auf: Wir sehen ein großes durchsichtiges Wasserbecken auf einem Wagen. Darin sind Fische. Die Kamera zoomt nahe an einen Fisch heran: Er hat spitze Zähne. Es ist ein Piranha. Kameraschwenk auf einen kleinen Jungen auf einer Leiter. Er trägt stolz einen Umhang. Seine Augen signalisieren höchste Konzentration (...) Schnitt. Gegenschnitt: Wir sehen ein Paar weit aufgerissener Augen. Zoom auf das ganze Gesicht: Es ist Tante Annie, die zusieht, wie Stanley in das Becken steigen will (...)“ Aufgabe 4: Piranhas, Klappe die ... erste! Zielsetzung: Zu zweit werden die erdachten Filmsequenzen dem Publikum präsentiert. Angekündigt werden sie mit einer Filmklappe. Paarweise kommen die „Filme-Erfinder“ nach vorne und stellen ihre Ideen für ihre Filmsequenz vor. Die Reihenfolge der Präsentation kann beliebig oder nach der Reihenfolge der Seitenzahlen (auf den Goldfischen) sein, dann bewegen wir uns chronologisch durch die drei Kapitel des Buches: Kapitel Seitenzahlen 1. Die Fabrik: 19, 22, 35, 62, 71-73 2. Der Jahrmarkt: 87, 89, 95, 131 3. Das Piranha-Becken: 149, 155, 160-161, 168 7 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Variante: Was siehst Du gerade? Die „Filme-Erfinder“ werden vertiefend zu einzelnen Bildern ihrer Sequenz befragt: z.B. Welche Farbe hat die Leiter, die zu dem Piranhabecken führt? Welche Gerüche liegen in der Luft? Gibt es noch weitere Personen? Wie sieht das Gesicht von Pancho Pirelli aus? Wie ist das Wetter in der Sequenz? etc. Aufgabe 5: Mutproben im Fokus: Mit den Piranhas schwimmen? Zielsetzung: Der Sinn von Mut und der Unsinn mancher Mutproben. Lesen der S. 176 „,Der Feind‘, sagt Pirelli, ,sind nicht die Piranhas. Der Feind ist deine Angst. Verstehst du das?‘“ bis S. 179 „,Genau wie meine‘, wirft Stan ein.“ Was fällt Euch zum Thema „Mutprobe“ ein? Mit den Kindern Begriffe sammeln, evtl. auf einzelne Zettel schreiben und sortieren nach Sinn/Unsinn. Verschiedene Mutproben beschreiben lassen: Welche kennen wir? Was ist wirklich mutig? Und sinnvoll? Und hilfreich? Warum? Warum nicht? Der kreative Unterschied: Lüge oder Mythos? Lesen der S. 190 „,Es gibt noch ein Geheimnis“, sagt Pancho plötzlich“ bis S. 191 „Du bist ein Künstler.‘“ Ein Künstler lügt nicht, er schafft Mythen. So auch der Autor. Und alle, die Fantasie haben. Und wer Fantasie hat, kann den Fortgang einer Geschichte mit entscheiden. Lesen der S. 242 „Es ist eure Entscheidung. ... eurer Fantasie.“ Zitat aus der Jurybegründung: „Immer wieder wendet sich der Erzähler direkt an seine Leser und eröffnet somit einen literarischen Dialog. Er fordert sie zum Nach- und Weiterdenken auf, und schafft damit Raum für eigene Positionierungen.“ Vielleicht braucht es nicht immer eigenen Mut. Vielleicht ist man manchmal nach dem Lesen einer Geschichte schon etwas mutiger. Manchmal will man auch gar nicht mutig sein. Manchmal will man einfach nur „frühstücken“. S. 171 „,Also, was willst du?‘ (...) ,Ich will frühstücken.‘“ Und das ist ganz normal. So normal, wie das Leben, das nicht immer Abenteuergeschichten hat, sondern auch mal Alltag. Fragen an die Kinder: Wenn Du Lust auf ein Abenteuer hast: Wie wäre Deine Geschichte? Über Deinen Mut? Wie wäre Deine Mut-Geschichte für eine andere Person? Gemeinsam können die Kinder eine abenteuerliche, mutige Geschichte erfinden. 8 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Konstantin im Wörterwald Nominierung in der Sparte Kinderbuch Martin Heckmanns (Text) Stefanie Harjes (Illustration) Konstantin im Wörterwald mixtvision Verlag ISBN: 978-3-944572-11-6 € 17,90 (D), € 18,40 (A), sFr 25,30 Ab 10 Konstantin stottert. Und doch oder gerade deshalb erkennt er die Kraft der Worte und der Poesie und bricht auf zu einer Reise in den Wörterwald. Der Band ist reich an Sprachspielereien und klangvollen Momenten. Weiterentwickelt werden diese in den abstrakt-symbolischen Zeichnungen von Stefanie Harjes. Jurybegründung Martin Heckmanns erzählt auf ruhige und eindrückliche Weise über einen wundersamen Ausflug des kleinen Konstantin, der sich in der Welt der Geschichten zu Hause fühlt. Im Mittelpunkt steht die Sprache, die Konstantin liebt, mit der er aber oft Schwierigkeiten hat: Wenn er Wörter über seine Lippen bringen soll, beginnt er zu stottern. Dennoch hat er ein ausgeprägtes Sprachbewusstsein und hinterfragt die Bedeutung von Worten und Erzählungen. Der schmale Band thematisiert Sprache und macht sie selbst zur Figur. Er lebt von Konstantins sensiblen und tiefgründigen Gedanken, seinen Reflexionen über das Wesen von Geschichten und dem Anspruch, innere phantasievolle Welten als einen Teil der eigenen Realität zu verstehen. Auf diesem hohen und zugleich leicht anmutenden Erzählniveau bewegt sich auch die Illustrationskunst von Stefanie Harjes. Die künstlerisch herausragenden Bilder machen durch die zarten Collagen, feinen Zeichnungen und vorsichtigen Raumgestaltungen Konstantins Welt noch zauberhafter. Diese Bilder und die besondere Haptik des Buches mit seinem dicken Papier und dem schlichten Einband aus Pappkarton machen „Konstantin im Wörterwald“ zu einem echten Bücherschatz. Martin Heckmanns, geboren 1971 in Mönchengladbach, hat Philosophie, Geschichte und Komparatistik studiert. Die Theaterstücke des erfolgreichen Dramatikers sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Stefanie Harjes, geboren 1967 in Bremen, studierte in Hamburg und Prag / Tschechien. Seit 20 Jahren arbeitet sie in ihrem Hamburger Atelier als Illustratorin und Buchkünstlerin, veranstaltet weltweit Workshops, Seminare und Vorträge. 9 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Idee für die kreative Umsetzung Mögliche Zielgruppe: Ab zehn Jahre. Idealer Zeitrahmen: Mindestens 45 Minuten. Teilnehmerzahl: Maximal 30 Personen. Rahmenbedingungen, Ausstattung, Technik Arbeitstische und Stühle für max. zehn Dreiergruppen, Pinnwände Material Kopien von zehn markanten Textstellen mit entsprechenden Illustrationen und Überschriften (Übersicht s. Material), Stifte, Zettel in Form eines Baumblatts, Din A4-Papier, Riesenkugelschreiber (einen pro Dreiergruppe), Pinn-Nadeln, Tesafilm Ablauf Einstieg „Falten, knicken, rollen...“ – Stimmungen mit einem Blatt Papier ausdrücken. Jedes Kind erhält ein Blatt DIN-A4-Papier und soll damit eine Stimmung ausdrücken: die eigene Stimmung, ängstlich oder verliebt. Dabei arbeiten die Kinder ausschließlich mit dem Papier, ohne Stifte o.ä. und drücken die Gefühle nur durch Knicken, Falten oder Zerknüllen des Papiers aus. Hintergrund: Der Junge im Buch „Konstantin im Wörterwald“ wandelt im Schreiben seine Stimmung von ängstlich zu mutig und verliebt sich in das Mädchen O ... Aufgabe 1: Einstieg in das Buch Zielsetzung: Geschichte, Sprache, Bilder und Bildsprache des Buches vorstellen Zunächst wird die Geschichte des Buches kurz erzählt: Konstantin stottert. Nur, wenn er liest oder seine eigene Geschichte schreibt, stottert er nicht. Als er auf das Mädchen O trifft, verliert sich sein Stottern ganz und gar. Der Autor serviert uns dieses Buch poetisch, lautmalerisch und philosophisch. Er spielt mit Worten. Mögliche Beispiele aus dem Buch: - S. 21. „Ein Schriftsteller stellt die Schrift.“ - S. 52/53 „Und als er nichts mehr sehen konnte, schrieb er, hörte er sie wieder. Er schloss die Augen und sah sie singen.“ Autor und Illustratorin spielen mit Bildern und Worten. Mögliche Beispiele aus dem Buch: - S. 26/27 „Der Fluss fließt, der Strom strömt.“ - S. 34/35 Konstantin mit Schirm, „trocken“ - S. 70/71 „Gebt 8“, Unendlichkeitsschleife/Tod der Eintagsfliege Aufgabe 2: SchreibEmpfinden Zielsetzung: Schreiben als Prozess erleben: intuitiv, kreativ, sinnlich Es werden Dreiergruppen gebildet. Jede Gruppe erhält eine Textkopie aus dem Buch (s. Material). Zunächst teilt jede Gruppe auf, wer A, B und C ist. Jeder wählt ein aussagekräftiges (Haupt-)Wort, das ihn spontan in der Textpassage anspricht und notiert es, ungesehen von den anderen, auf ein „kleines Blatt“. A und B bekommen einen großen Stift und ein Blatt DIN-A4-Papier. A (sehend) führt B (blind) und schreibt sein eben aus der 10 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Foto © AKJ Textpassage übernommenes Wort. Wenn B das Wort nicht erkennt, kann C verbal (wie bei Tabu) Hilfestellung geben, wenn B das Wort erkennt, schaut C einfach zu. Wechsel: B führt C blind mit seinem Wort aus dem Text. Wechsel: C führt A blind mit seinem Wort aus dem Text. Mögliche Variante: In Partnerarbeit erkunden, ob Worte sich gemeinsam blind schreiben lassen? Aufgabe 3: „... ist wie ...“ - Vergleiche finden Zielsetzung: Durch den Vergleich ein Bild, eine Metapher zum Wort finden Beispiel aus dem Seminar: Schreibsituation beim geführten Blindschreiben Jede/r gibt sein kleines „Blatt“, auf dem er das Wort zu Beginn geschrieben hatte, zur linken Partner/in weiter. Jede/r ergänzt das jetzt vorliegende Wort mit einem Vergleich (Metapher): „... ist wie ...“. Beispiele: Eine Eintagsfliege ist wie ein Tautropfen in der Morgensonne. Ein Ungeheuer ist wie ein riesengroßer, lebendiger Berg. Aufgabe 4: Lautmaler Zielsetzung: Text und Metapher lautmalerisch, bildsprachlich gestalten Jede/r gibt das Wort und die Ergänzung „... ist wie ...“ weiter zur Partner/in nach links. Jede/r nimmt ein DIN-A4-Blatt und fertigt zum vorliegenden Wort und dem „... ist wie ...“ -Vergleich eine spontane kleine lautmalerische Notiz/Zeichnung an (Erinnern an die Beispiele aus dem Buch, die zu Beginn gezeigt wurden). Aufgabe 5: Collage Zielsetzung: Sammlung der Ideen und Bilder zum Text Eine vorbereitete Collage mit Überschriften und Bildern (s. Material) an Pinnwänden aufstellen. Die Kinder hängen die Textpassagen, die zu Beginn verteilt wurden, unter die passende Überschrift. Aus jeder Gruppe hängen alle Kinder ihre Ergebnisse (1. „Blatt“ mit Wort +... ist wie ...-Vergleich und 2. Zeichnung) unter die passende Überschrift. Das ist der Grundriss der Geschichte. Diese Methode können wir endlos wiederholen mit vielen Seiten aus dem Buch... So nähern wir uns Seite um Seite im Literatur-Team dem Buch. Fotos © AKJ Beispiel aus dem Seminar: Arbeitsergebnisse zu „Konstantin im Wörterwald“ 11 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Der Träumer Nominierung in der Sparte Kinderbuch Pam Muñoz Ryan (Text) Peter Sís (Illustration) Der Träumer Aus dem Englischen von Anne Braun Aladin Verlag ISBN: 978-3-8489-2007-5 € 16,90 (D), € 17,40 (A), sFr 25,40 Ab 10 „Der Träumer“ ist ein Appell, eigene Talente und Bedürfnisse zu erkennen und entgegen äußerer Widerstände dafür zu kämpfen. Erzählt wird die Kindheit des chilenischen Dichters Pablo Neruda, dessen autoritärer Vater seine Feinfühligkeit, seine Beobachtungsgabe, seine Leidenschaft für Sprache und für die vermeintlich kleinen Dinge zu unterbinden versuchte. Jurybegründung Neftalí ist ein Sammler, er trägt zusammen, was er auf seinem Weg findet, ganz gleich ob Glasscherben, Tannenzapfen oder Samenschoten. Und nicht nur das: Er sammelt auch Wörter, die in seinen Notizbüchern zu Aufsätzen, Geschichten und Briefen werden. Er liebt die Welt und wünscht sich, ebenfalls geliebt zu werden. Doch gerade das Verhältnis zum jähzornigen, strengen Vater macht es oft schwer für den Jungen. Pam Muñoz Ryan erschafft eine besondere Kinderwelt mittels vieler Detailbeobachtungen und erzählt sprachlich überzeugend eine Familiengeschichte. Sie verbindet damit ein Plädoyer für eine Kindheit, in der Kinderperspektiven ebenso wie das natürliche Gespür für Gerechtigkeit und Schönheit einen Platz finden. Sie zeigt, wie auch nicht auf Effektivität gerichtetes Handeln zu persönlicher Erfüllung führen kann. Denn Neftalí wird ein berühmter Dichter, der unter dem Pseudonym Pablo Neruda schreibt. Die Erwartungshaltung ehrgeiziger Eltern und die Selbstbehauptung dagegen, eine fremde Lebenswelt mit einer anderen Kultur, nicht zuletzt auch die Auseinandersetzung mit Literatur werden behandelt. Auf typografischer Ebene werden Sprache, Geräusche und Gedanken anschaulich umgesetzt und der Haupttext wird durch Gedichtzeilen und Fragen ergänzt. Peter Sísʼ filigrane Zeichnungen korrespondieren mit der Zartheit des Themas. Pam Muñoz Ryan, geboren 1951 in Bakersfield, Kalifornien / USA, ist das Enkelkind mexikanischer Einwanderer. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst als Lehrerin. Sie hat 30 Bücher veröffentlicht und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von San Diego. Peter Sís, wurde 1949 im tschechischen Brünn geboren. Heute lebt er mit seiner Familie in der Nähe von New York. 1999 wurde er für „Tibet. Das Geheimnis der roten Schachtel“ mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Anne Braun, geboren 1956 im Schwäbischen, studierte an der Universität Heidelberg Sprachen. Inzwischen ist ihr Werk auf gut 350 Buchübersetzungen aus dem Englischen, Französischen und Italienischen angewachsen. Sie lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau. 12 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Idee für die kreative Umsetzung Mögliche Zielgruppe: Ab zwölf Jahre, ideal für das dritte bis fünfte Schuljahr. Idealer Zeitrahmen: Drei Stunden. Teilnehmerzahl: Maximal 30 Personen. Rahmenbedingungen, Ausstattung, Technik Drei Stühle Material Papier, Stifte, Wörterkoffer, Butterbrottüten, bedruckt mit einem Auszug aus dem Gedicht „Hört nicht auf mich“ (S. 360) und mit dem vorgezeichneten Kästchen-Schema der Schneeball-Methode: 1-2-3-4-3-2-1 Wort/e, golden gefärbter Naturgegenstand, Fühlsäckchen, jeweils drei Meinungssätze zu den Positionen von Vater, Sohn und Onkel (s. Download-Material) Ablauf Aufgabe 1: „Schöne Wörter – Blöde Wörter“ Zielsetzung: Pablo Neruda benutzte für sein Werk gern die Dinge, die auf den ersten Blick nicht so schön sind. Hier wird das Prinzip auf Wörter übertragen. „Schöne“ und „blöde“ Wörter werden gesammelt. Mit den „blöden“ wird später kreativ weiter gearbeitet. Jedes Kind schreibt auf einen Zettel ein für sich persönlich schönes Wort und legt es in einen aufgestellten Wörterkoffer. Jedes Kind schreibt auf einen Zettel ein für sich persönlich blödes Wort und legt es in eine mit Nerudas Gedicht „Hört nicht auf mich“ bedruckte Butterbrottüte. Aufgabe 2: Gegenstände: Ups!! – Gold!? Zielsetzung: Überraschungsmoment nutzen, Gegenständen Aufmerksamkeit geben, sie genauer betrachten. Foto © Birgit Mehrmann Neruda mochte die abgegriffenen Dinge, die Spuren der Abnutzung zeigen. Hier wird ein Gegenstand aus der Natur durch das Besprühen mit goldener Farbe auf den ersten Blick „verschönert“, aber auch seiner natürlichen Facetten beraubt. Ein golden eingefärbter Naturgegenstand (kleine Schnecke, Stein, Muschel oder ähnliches) wird in einem Fühltäschchen verborgen herumgereicht. Die Kinder sollen erfühlen, welcher Gegenstand in dem Täschchen ist. Ein Kind holt den Gegenstand hervor. Haben sich die Kinder den Gegenstand so vorgestellt? Was sieht man unter dem Gold nicht? Muster, Maserungen etc., die die Natur den Gegenständen gegeben hat. Beispiel aus dem Seminar: Goldbesprühtes Schneckenhaus Überleitung zu „Der Träumer“, in dem der kleine Neftalí Reyes leidenschaftlich Gegenstände sammelt, betrachtet und in seiner Dichtung thematisiert. Lesen der S. 21-22, Neftalí sammelt Lieblingswörter in einer Wörterschublade. 13 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Aufgabe 3: Konflikt zwischen Vater und Sohn. Zielsetzung: Vater-Sohn Konflikt durch Objekttheater sichtbar machen. Neftalís Vater wird im Buch beschrieben, wie ein mächtiger Schatten über Neftalís Leben. Dieser Schatten, diese Angst ist später häufig Gegenstand der Literatur von Pablo Neruda. Bericht über den sensiblen Neftalí und dessen Vater, der eigene Wünsche für seinen Sohn hat. Dazu Lesen der Textstelle (S. 10 „Hänfling“, S. 166/167 „Ozean“) und Betrachten der Bilder aus dem Buch (S. 11, S. 170, S. 234/235). Zwei Stühle werden von den Kindern in einem Bühnenraum so zueinander in Beziehung gesetzt, dass sie das Verhältnis von Neftalí und seinem Vater zeigen. Es werden verschiedene Beziehungsbilder gestellt und kurz reflektiert (z.B. Stühle auf unterschiedlicher Ebene, voneinander weggedreht). Eine wichtige Person im Leben Nerudas war sein Onkel Orlando. Er sah sein Talent und bestärkte ihn in seinem Wunsch, zu Schreiben. Er veröffentlichte erste Aufsätze des Jungen in seiner Zeitung. Ganz gegen den Wunsch des Vaters, der seinen Sohn gern als Zahnarzt oder Anwalt gesehen hätte. Die Solidarität des Onkels und der Zwiespalt des Jungen gegenüber dem Vater, klingen in der Textpassage an. Lesen der S. 267-288. Thema: Meinungsfreiheit, drei Stühle, drei Positionen. Drei Stühle markieren Vater, Sohn und Onkel. Anhand der Stühle werden diverse Positionen und Beziehungen zwischen den Personen gestellt und reflektiert. Zur Verdeutlichung der Positionen im Buch, werden den Stühlen jeweils passende Sätze zugeordnet. Die Stühle werden ständig in neue Beziehungen zueinander gestellt. Fragestellung zur vertiefenden Reflexion: Kann man jede Position in sich verstehen? Warum nehmen die Personen diese Positionen ein? Meint Neftalís Vater es schlecht mit seinem Sohn? Wie wäre ein Verständnis, eine Annäherung möglich? Anschließend versuchen die Kinder den Stühlen die Positionen Träumer, Kritiker und Realist zuzuordnen. Welcher Titel passt zu welcher Position? Sind alle Kinder einer Meinung? Ist die Zuordnung so eindeutig? Verschiedene Perspektiven werden erprobt und ausgetauscht. Vielleicht steckt in jeder Position etwas von jedem. Ist auch der Vater vielleicht irgendwo ein Träumer? Hintergrundinformation: Die Angst vor dem Vater bewegte Neftalí Reyes, seine Literatur Zeit seines Lebens nur unter einem Pseudonym zu veröffentlichen: Er nannte sich Pablo Neruda (S. 332). Als Neruda äußerte er seine Meinung und wurde dadurch auch politisch wirksam. Variation I: Die Kinder notieren auf kleinen Zetteln Statements zu den Positionen und legen sie zu den Stühlen. Diese Statements können als Argumente ins Spiel gebracht werden in Variation II. Variation II: Die Stühle werden von Kindern besetzt, die die Rollen der Buchfiguren einnehmen und ihnen ihre Stimme und ihre Meinung verleihen. Sie können auch Lösungsansätze für die Konflikte durchspielen. 14 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Aufgabe 4: Annäherung an Nerudas Lyrik Zielsetzung: Nachvollziehen, wie Neftalís Leben Einfluss auf Nerudas Werk hat. Rückbezug auf „schöne“ und „blöde“ Wörter (s. Aufgabe 1): Der kleine Neftalí sammelte Wörter in seiner Wörterschublade. Er mochte Gegenstände, die andere übersehen haben oder nicht schön fanden. Wir nutzen Wörter, die wir „blöd“ finden als Inspiration für ein Gedicht. Lesen des Gedichts auf der Butterbrottüte „Hört nicht auf mich“ (Auszug, Buch S. 360). Die in der Butterbrottüte gesammelten „blöden“ Wörter werden unter den Kindern verteilt. Jedes Kind erhält eine Butterbrottüte mit dem aufgemalten Kästchen-Schema der Schneeball-Methode: 1-2-3-4-3-21 Wort/e pro Zeile. Pro Wort ist auf die Tüte ein leeres Kästchen gezeichnet. Beispiel mit dem Wort „Natur“: Natur ist pur Die Stadt scheint grell, belebt und schnell darin finden sich Ich und Wir Die Kinder schreiben nach diesem Schema zu dem ihnen zugeteilten „blöden“ Wort ein kleines Gedicht auf die Brottüte. Dieses Gedicht tauschen sie zum Abschluss mit einem anderen Kind als „Gedicht to go“. 15 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Evolution oder Das Rätsel von allem, was lebt Nominierung in der Sparte Sachbuch Jan Paul Schutten (Text) Floor Rieder (Illustration) Evolution oder Das Rätsel von allem, was lebt Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer Gerstenberg Verlag ISBN: 978-3-8369-5797-7 € 24,95 (D), € 25,70 (A), sFr 34,60 Ab 8 Warum sollten wir dem Pantoffeltierchen Beifall klatschen? Warum schlüpfen Menschen nicht aus einem Ei? Und stammen wir von einem Schleimer ab? Mithilfe dieser und vieler weiterer Fragen geht Jan Paul Schutten dem Geheimnis der Evolution nach. Die Theorie wird belebt durch künstlerische Illustrationen und eine hochwertige Ausstattung des Buches. Jurybegründung Am Beginn jeder Erforschung der Welt stehen Fragen. Dieses Prinzip greift das Sachbuch auf, das mit der Evolution ein ausgesprochen komplexes Thema der Biologie behandelt. Den elf kurzen Kapiteln stellt Jan Paul Schutten jeweils eine Frage voran, die dann umfassend, präzise und nach dem aktuellen Stand der Forschung beantwortet wird. Dabei geht der Autor auch auf die naturwissenschaftliche Theoriebildung ein und legt dar, wie Wissenschaft durch das persönliche Umfeld der Forscher und den Zeitgeist beeinflusst wird. Anhand anschaulicher und oft ebenso ungewöhnlicher wie amüsanter Beispiele wird erläutert, wie die Erde entstanden ist, was Leben ist, woher es kommt und wie es sich aus seinen einfachsten Formen entwickelt hat. In einigen Kapiteln wird auch dazu angeregt, eigene Untersuchungen durchzuführen. Die für ein naturwissenschaftliches Werk ungewöhnlichen Bilder mit prägnanten Konturen und gedeckten Farben sind originell, oft kunstvoll ausgeschmückt oder verfremdet, aber dabei fachlich korrekt. Sie unterstützen die Aussagekraft und den Informationsgehalt des Buches. Jan Paul Schutten, geboren 1970, studierte Kommunikationswissenschaft in Utrecht / Niederlande. Bereits während des Studiums arbeitete er als Werbetexter. 1998 erschien sein erstes Buch, dem bald weitere folgten. Er wurde mit dem Goldenen Griffel ausgezeichnet. Floor Rieder, geboren 1985 in Zwolle / Niederlande, studierte Illustration an der Hochschule für Bildende Künste in Zwolle. Heute arbeitet sie für Zeitungen und Zeitschriften. „Evolution“ ist ihr erfolgreiches, inzwischen in mehreren Ländern verlegtes Kinderbuchdebüt. Verena Kiefer, geboren in Saarbrücken, arbeitete als Buchhändlerin, bevor sie Literatur- und Sprachwissenschaft studierte. Seit 1997 ist sie freie Übersetzerin und inzwischen auch Lehrbeauftragte für Niederländisch an der Universität Siegen. 16 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Idee für die kreative Umsetzung Mögliche Zielgruppe: Ab elf Jahre. Idealer Zeitrahmen: 90 Minuten, 120 Minuten mit Präsentation aller Teilnehmer. Teilnehmerzahl: Maximal 30 Personen. Material Elf Kapitelüberschriften mit je einer Frage aus dem Kaptiel, Kopien der Antworten auf die Fragen aus dem Buch, Musik-Jingle für die Wissenschaftsshow, Icons, Zettel, Stifte, Tafeln, Magnete, Multimedia, Kameras, Fotos, Drucker etc. Ablauf Der Science Slam: Ähnlich wie ein Poetry Slam, ist der Science Slam eine Vortragsshow, in der Nachwuchswissenschaftler/innen auf unterhaltsame Weise ihr wissenschaftliches Fachgebiet leicht verständlich einem fachfremden Publikum mit großer Begeisterungsfähigkeit präsentieren. Erlaubt ist für die Präsentation alles, was das Thema ansprechend und eingängig erläutert. Viele Science Slammer gestalten ihre Vorträge mit Musik, Multimedia, Power-Point, Filmen etc. Für unsere Zwecke brauchen wir kein Multimediaequipment, es sei denn, sie haben es mit Technikfreaks zu tun. Wir nutzen nur die Idee des Science Slams, nämlich, dass ein manchmal trockenes wissenschaftliches Thema auf unterhaltsame, vielleicht sogar skurrile Weise auf der Bühne präsentiert wird. Wir bedienen uns einfacher Präsentationsmittel: Zettel, Stifte, ggf. Spiralblöcke zum schnellen Umblättern, große Plakate und Pappschilder können hergestellt werden, illustrierende Icons (z.B. ein überdimensioniertes Fragezeichen, Smileys etc.), Comic-Zeichnungen, Musik kann Schwung in den Vortrag bringen, Laserpointer können zum Einsatz kommen, die Vortragenden können sich als Wissenschaftler verkleiden, sie können Masken, Perücken, Kostüme wählen. Der gestaltenden Kreativität der Kinder sind keine Grenzen gesetzt. Ein Vortrag sollte in diesem Fall die Zeit von 2-3 Minuten pro Gruppe nicht überschreiten. Wir können sogar auf den Wettbewerbscharakter eines Slams verzichten. Wenn die Kinder allerdings Freude am anspornenden Wettkampfgedanken haben, kann auch über die Präsentationen abgestimmt werden. Nur eines ist bei einem Science Slam Pflicht: Die Begeisterung der Nachwuchswissenschaftler für ihr Präsentationsthema. Zur Veranschaulichung und Inspiration finden Sie diverse Science-Slam-Videos im Internet. Einstieg Aus dem Vorwort (S. 9) des Buches, gestalten Sie auf einzelnen DIN-A4- Blättern eine kleine Science Slam Präsentation. Sie können damit schon in das Thema des Buches einführen und zu den weiteren Themen verlocken. Die elf Kapitelüberschriften werden im Kreis ausgelegt. Anschließend werden die entsprechenden Fragen dazu ausgelegt. Variation: Die Kinder wählen eigene Fragen, die sie interessieren aus dem Inhaltsverzeichnis des Buches aus. 17 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org Praxisseminarreihe „Preisverdächtig!“ zu den nominierten Büchern des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 Workshop Kinderbuch – Birgit Mehrmann Die Kinder ordnen sich nach Interesse einer Fragestellung zu. Sie erhalten eine Kopie der Antwort zu dieser Frage aus dem Buch. Nun erhalten sie Material, mit dem sie ihren Beitrag zum Science Slam vorbereiten können. Falls vorhanden, kann mit Technik und Medien gearbeitet werden. Die Kinder können chronologisch nach den Seitenzahlen folgen oder einfach nach Laune ihren Slam präsentieren. Mit Spaß am Wettbewerbscharakter von Slams, kann über die Originalität der Beiträge unter den Kinder abgestimmt werden, z.B.: Jedes Kind bekommt drei Stimmzettel, mit denen es für drei Präsentationen seine Stimme geben darf. Gewonnen hat das Team mit den meisten Stimmzetteln. 18 Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. • [email protected] • www.jugendliteratur.org
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