Niedrigzinsphase: Nicht nur Segen, sondern auch Fluch

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Finanzen
BAUERNBLATT l 25. Juli 2015 ■
Beratung rund um das Geld
Niedrigzinsphase: Nicht nur Segen, sondern auch Fluch
Preisfrage: Was haben die Subprimekrise 2007/08 in den USA und der Immobilienpreisverfall in den 1980er
Jahren in Deutschland gemeinsam?
Antwort:Hauptursachewareinevorausgehende Niedrigzinsphase in einem guten wirtschaftlichen Umfeld.
Diese Kombination erlaubte es
vielen Privatleuten, in die eigenen
vier Wände zu investieren. Die Nachfrage nach Immobilien stieg und die
Preise dafür auch. Auf den ersten
Blick nichts Schlechtes.
Das Problem war, dass die Finanzierung bei niedrigen Zinsen und bei geringer Tilgung „auf Kante genäht“
wurde. Im Konjunkturzyklus folgt
nach einem Konjunkturhoch ein
Konjunkturtief. Schlechtere wirtschaftliche Rahmenbedingungen engen dann die Einkommenssituation
vieler privater Hausfinanzierer ein.
Kommt es zusätzlich zu einem deutlichen Anziehen des Zinsniveaus,
steigt mit dem Ablauf der Zinsbindung (die in Deutschland in der Regel
zehn Jahre, im angelsächsischen
Raum eher drei Monate beträgt) der
Kapitaldienst deutlich an. So war es
in den 1980er Jahren in Deutschland
und auch 2008 in den USA. Zins und
Tilgung waren häufig nicht mehr finanziell tragbar. Das Haus musste verkauft werden. Die Verschlechterung
der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen traf nicht nur wenige Kreditnehmer, sondern viele. Mit zunehmender Anzahl von zu verkaufenden
Häusern stieg das Angebot über die
Nachfrage. Die Preise für Immobilien
fielen, und die Krise kam ins Rollen.
Zinszyklen mit steigenden und fallenden Zinsen haben auch für den landwirtschaftlichen Betrieb, der heute
mit zunehmender Größe auch mit einen zunehmenden Anteil an Fremdfinanzierung arbeitet, eine wachsende und häufig auch existenzielle Bedeutung.
Sensibilisierung
für Zinsänderungsrisiken
Das Ziel der folgenden Ausführungen ist die Sensibilisierung für zukünftige Zinsänderungsrisiken. Diese Risiken schlummern nicht unerheblich in
Darlehen, die in der derzeitigen extremen Niedrigzinsphase abgeschlossen
wurden oder noch werden.
Die Agrarfinanzierung steht vor
neuen Herausforderungen und entwickelt sich weiter. Stark veränderte
Die Auswirkungen eines steigenden Zinsniveaus können für Darlehensnehmer beim Kauf von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden beträchtlich sein.
Fotos (3): Landpixel
Rahmenbedingungen wie zunehmend volatile Preise in allen Bereichen der Landwirtschaft, steigende
Anforderungen in der Tierhaltung,
die sich in erhöhten Kosten widerspiegeln, oder steigende Kaufpreise
für landwirtschaftliche Nutzfläche
erfordern Anpassungen in der Finanzierungsstruktur (zum Beispiel
Laufzeit, Flexibilität). Während in
der Vergangenheit Landkäufe und
Stallneubauten fast standardmäßig
über 20 Jahre, Stalleinrichtungen
und technische Einrichtungen über
zehn Jahre und Betriebsmittel über
fünf bis acht Jahre finanziert wurden, zwingt heute die Liquiditätssicherung in Zeiten mit unterdurchschnittlichen Erzeugerpreisen zu ver-
änderten Vorgehensweisen. Langlebige Wirtschaftsgüter wie landwirtschaftliche Nutzfläche werden heute in der Regel über 30 Jahre, Wirtschaftsgebäude je nach Rahmenbedingungen auch länger als 20 Jahre
finanziert. Die Betriebsmittelfinanzierung wird flexibler.
Finanzierungen über solch lange
Zeiträume bergen Risiken der unterschiedlichsten Art. Ist der Darlehenszinssatz zum Zeitpunkt des Abschlusses sehr niedrig, besteht das Risiko,
dass bei einer zukünftigen Erhöhung
des allgemeinen Zinsniveaus auch für
den Bankkunden die Höhe der Zinszahlungen ansteigen kann.
Die durch die Hausbanken für die
landwirtschaftlichen Betriebe bereit-
gestellten oder über die Landwirtschaftliche Rentenbank refinanzierten Darlehen besitzen in der Regel eine maximale Zinsbindungsdauer von
zehn Jahren. Das heißt, dass innerhalb der ersten zehn Jahre die Höhe
der durch den Landwirt zu zahlenden
Zinsen feststeht. Mit dem Ablauf der
Zinsbindungsfrist entsteht ein Zinsänderungsrisiko.
Folgende Fragen sollte sich jeder
Landwirt, der umfangreich in Stallgebäude, Ackerland oder Grünland investieren möchte (oder in den letzten
zwölf Monaten investiert hat), stellen:
● Was für eine Zinserwartung habe
ich für die Zukunft?
● Welche finanziellen Auswirkungen hat ein Zinsanstieg für mich?
● Was kann ich zur Absicherung tun?
Zinserwartung
einbeziehen
Prognosen über die zukünftigen
Entwicklungen verschiedenster Rahmenbedingungen sind in der heutigen Zeit im privaten und auch wirtschaftlichen Umfeld eine wichtige
Entscheidungshilfe. Die persönliche
Meinung und Einschätzung zur Zukunft werden aber nicht nur rein rational gebildet. Eine statistische Auswertung von Umfrageergebnissen
zur persönlichen Einschätzung einer
konkreten zukünftigen Entwicklung
Bei Investitionen in Ackerland sollte man sich über Zinserwartungen in Zukunft ergab Überraschendes. Es wurde festGedanken machen.
Foto (1): Daniela Rixen gestellt, dass in Phasen positiver Rah-
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menbedingungen die Zukunft zu positiv und in Zeiten negativer Rahmenbedingungen zu negativ eingeschätzt wurde. Der Landwirt ist hier
nicht ausgenommen. In der ersten
Milchpreiskrise 2008 konnten sich nur
wenige Milchbauern jemals wieder
einen Milchpreis über 30 ct/kg Milch
vorstellen. Das damals extrem niedrige Preisniveau beeinflusste die persönliche Einschätzung der zukünftigen Entwicklung deutlich. Auch das
aktuell extrem niedrige Zinsniveau
hat Auswirkungen auf die Meinung
zum Zinsniveau der Zukunft. Im Moment glauben nur wenige Bankkunden, dass der Zinssatz für langfristige
Finanzierungen jemals wieder über
5 % liegen könnte.
Kurzfristig und auch mittelfristig ist
es durchaus vorstellbar, dass die Zinsen auf niedrigem Niveau verharren.
Langfristig mit einer Sicht auf zehn
Jahre und mehr sicher nicht. Ursache
für die sehr niedrigen Zinsen sind die
weltweiten Nachwirkungen der Finanzmarktkrise 2007 und danach sowie die derzeitigen Ereignisse rund
um die Schuldenkrise im Euroraum.
ZINSBAROMETER
Stand 20. Juli 2015
Die Zinsspannen am Kapitalmarkt nehmen zu. Das Zinsbarometer bietet lediglich erste
Anhaltspunkte zur aktuellen
Kapitalmarktsituation (ohne
Gewähr). Bei den gekennzeichneten Zinssätzen können sich je
nach persönlicher Verhandlungssituation deutliche Abweichungen ergeben.
Zinsen
Geldanlage
%
Festgeld 10.000 €,
3 Monate1)
0,05 - 3,25
Kredite
Landwirtschaftliche Rentenbank2)
% effektiv
(Sonderkreditprogramm)
Maschinenfinanzierung
6 Jahre Laufzeit,
Zins 6 Jahre fest
1,05
langfristige Darlehen
10 Jahre Laufzeit,
Zins 5 Jahre fest
1,15
20 Jahre Laufzeit,
Zins 10 Jahre fest
1,81
Baugeld-Topkonditionen3)
Zins 10 Jahre fest 1,71 - 2,17
Zins 15 Jahre fest 2,22 - 2,81
1) Marktausschnitt (100 % Einlagensicherung)
2) Zinssatz Preisklasse A, Margenaufschlag
0,35 bis 2,85 %, je nach Bonität und Besicherung (7 Preisklassen)
3) Quelle: www.capital.de
(Spanne der Topkonditionen)
Das aktuelle Zinsniveau in der Eurozone und in den führenden Wirtschaftsnationen der Welt wird durch
massive Eingriffe der jeweiligen Zentralbanken über die fast unendliche
Bereitstellung von Liquidität künstlich auf sehr niedrigem Niveau gehalten. Warum?
Nach der klassischen Theorie (Keynes) soll die derzeitig deutlich erhöhte Geldmenge (und das damit verbundene niedrige Zinsniveau) zu vermehrten Investitionen der Wirtschaft
und damit im Nachgang zu steigender Produktion und Beschäftigung
führen. In einem gewöhnlichen Konjunkturabschwung kann eine Zentralbank so eingreifen und die Wirtschaft kurzzeitig ankurbeln. Zielregion der zinssenkenden Maßnahmen
der Europäischen Zentralbank (EZB)
ist aktuell vor allem der südeuropäische Raum mit schwächelnden Wirtschaften und hoher Arbeitslosigkeit.
Eine in der Vergangenheit durchaus
feststellbare geldmengeninduzierte
Konjunkturbelebung ist im Moment
in den betroffenen Regionen nicht zu
erkennen.
Bei einer Prognose der Zinsentwicklung darf deshalb der aktuell
sehr hohe politische Einfluss nicht unberücksichtigt bleiben. Die Chancen
stehen gut, dass in zehn Jahren die
aktuellen Probleme gelöst werden
und wieder Normalität eingezogen
ist.
Finanzielle
Auswirkungen
Die monetären Auswirkungen eines steigenden Zinsniveaus können
für den Darlehensnehmer beträchtlich sein. Um einen Eindruck zu gewinnen, was das konkret in Euro bedeuten kann, wurden beispielhaft jeweils ein Tilgungsdarlehen und ein
Annuitätsdarlehen mit 20-jähriger
und 30-jähriger Laufzeit, deren Zinsbindungen jeweils nach zehn Jahren
auslaufen, kalkuliert. Es wurde in der
Berechnung davon ausgegangen,
dass die Darlehenshöhe zum Zeitpunkt der Aufnahme 700.000 € beträgt. Auf den ersten Blick ein sehr
hohes Kreditvolumen. Es ist jedoch in
der Praxis festzustellen, dass ein Finanzierungsvolumen in dieser Größenordnung und deutlich darüber
hinaus bei Stallneubauten, Investitionen in Melkhäuser mit Technik oder
Landkäufe in einer Größenordnung
ab 25 ha aufwärts eher die Regel als
die Ausnahme sind.
Die Höhe des angenommenen zukünftigen Zinssatzes ist für das Ergebnis wesentlich. Bei unsicheren Rahmenbedingungen hilft es, mit einem
Blick auf die Vergangenheit in die Zu-
Niedrige Zinsen sind nicht für die Ewigkeit garantiert, deshalb sollte ein Investitionsobjekt finanziell nicht „auf Kante genäht“ werden.
kunft zu schauen. Der durchschnittliche Zins der letzten 20 Jahre für ein
Hypothekendarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung liegt bei rund 4,8 %.
Das Maximum lag im betrachteten
Zeitraum bei 8,8 %, das Minimum bei
1,2 %. Die Höhe der Zinsen für Hypothekendarlehen ist durchaus mit Zinskonditionen vergleichbar, zu denen
ein sehr gut abgesicherter Landwirt
mit sehr guter Bonität finanzieren
würde. In der folgenden Betrachtung
wurde angenommen, dass der Kundenzins im Minimum mit 1,5 %, im
Maximum mit 9 % und im Durchschnitt mit 5 % aufgrund der nicht direkten Vergleichbarkeit etwa 0,2 beziehungsweise 0,3 Prozentpunkte
über den historischen Zinsen für Hypothekendarlehen liegt. Ein zukünftiger Zinssatz von 9 % ist für viele unvorstellbar. Es gibt aber keine logische Begründung, warum Zinssätze,
die in der Vergangenheit erreicht
wurden, in der Zukunft nie wieder eine Rolle spielen sollten.
Die Übersicht zeigt beispielhaft für
die verschiedenen Darlehensformen
und Zinssätze die zum Teil sehr drastischen Veränderungen.
Bei einer angenommenen Finanzierung über ein Annuitätsdarlehen
mit einer Laufzeit von 30 Jahren
(was, wie bereits erwähnt, heutzutage keine untypisch lange Laufzeit
mehr ist) erhöhen sich die neben der
Tilgung noch zu erbringenden Zinsen im elften Jahr in der Annahme
eines Zinssatzes von 9 % p. a. (pro
anno) auf rund 56.000 €: eine Erhöhung um sage und schreibe fast
50.000 €. Selbst wenn man den
durchschnittlichen Zinssatz von 5 %
p. a. als Berechnungsgrundlage annimmt, steigen die Zinsen auf rund
28.000 €: eine Erhöhung um zirka
21.000 €. Dieser Kostenanstieg wäre
dann durch Mehrerlöse oder Kosteneinsparungen im Betrieb auszugleichen. Der deutliche Unterschied
zwischen den beiden Darlehensformen erklärt sich über die unterschiedliche Berechnung der Tilgung.
Während im Tilgungsdarlehen der
jährliche Abtrag linear verläuft,
steigt der Tilgungsanteil im Annuitätsdarlehen bedingt durch den
jährlich gleich hohen Kapitaldienst
(Zins und Tilgung) erst im Laufe der
Zeit an. Aus diesem Grund ist nach
Tabelle: Zinsdifferenzen bei verschiedenen Darlehensformen und
Zinssätzen
Laufzeit
in Jahren
Tilgungsdarlehen
20
30
Annuitätendarlehen
20
30
Zinssatz p.a.
nach Ablauf
Zinsbindung
(nach 10 Jahren)
Zinsen p.a.
im 11.
Jahr
1,5 %
5.300 €
5%
9%
1,5 %
5%
9%
1,5 %
5%
9%
1,5 %
5%
9%
17.500 €
31.500 €
7.000 €
23.300 €
42.000 €
5.600 €
21.700 €
44.300 €
7.500 €
28.400 €
56.000 €
Zinsdifferenz
zu Zinzniveau
(1,5 %)
12.200 €
26.200 €
16.300 €
35.000 €
16.100 €
38.700 €
20.900 €
48.500 €
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Finanzen
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Abbildung 1: Zinssicherung über Zinscap
Abbildung 2: Zinssicherung über Forward-Swap
einmalige Cap-Prämie
Bankkunde
Ausgleichszahlung
Festzins
Bank
Basisfinanzierung
Hausbank
aufnahme für die Zeit nach dem Ablaufen der Zinsbindungsfrist abzusichern, bieten sich verschiedene Zinsderivate an. Die beiden bekanntesten
Formen der Zinssicherung sind der
Zinscap und der Forward-Swap. Die
Vereinbarung eines Zinsderivates mit
einer Bank ist dabei nicht auf den
Zeitpunkt der Darlehensaufnahme
beschränkt, sondern kann zu jedem
Zeitpunkt auch innerhalb einer Zinsbindungsfrist erfolgen. Das gegenüber einer deutlichen Erhöhung des
Zinssatzes abzusichernde Darlehen
nennt sich Basisfinanzierung. Im Folgenden sollen die beiden Werkzeuge
kurz erläutert werden. Für weitergehende Informationen zu diesen komplexen Finanzierungsinstrumenten
Absicherung
sollte sich der interessierte Landwirt
beachten
mit seiner Hausbank in Verbindung
Die Zinssicherung ist in den ersten setzen.
zehn Jahren einer Finanzierung in
der Regel kein Problem. Die kompeZinscap:
tente Hausbank hat Zinsbindungen
Prämie gegen Risiko
bis zu zehn Jahren standardmäßig im
Köcher. Eine Herausforderung für
Der Kunde zahlt zu Beginn der
Bank und Landwirt ist die Zinssiche- Laufzeit des Caps einmalig eine Prärung über einen Zeitraum von zehn mie (Cap-Prämie) an die Bank. Im
Jahren hinaus. Auch hier kann die Gegenzug erhält der Kunde von der
kompetente Hausbank helfen. Um die Cap-Prämie vereinnahmenden
das Zinsniveau bereits zur Darlehens- Bank einen Ausgleichsbetrag, sollte
zehn Jahren zum Ablauf der Zinsbindung der noch offene Darlehensbetrag im Tilgungsdarlehen geringer
als im Annuitätsdarlehen. Da die Höhe der jährlichen Zinszahlung auf
der Basis der Restvaluta des Darlehens berechnet wird, ist diese bei
gleichem Zinssatz beim Tilgungsdarlehen geringer. Die Zinsaufwendungen können wie in der Übersicht
dargestellt durch eine allgemeine Erhöhung des Zinsniveaus erheblich
ansteigen. Im Beispiel werden „normale“ Zinsen unter der Annahme einer für den Darlehensnehmer ungünstigen Entwicklung zur echten
Zinslast.
Bankkunde
variabler Zins
Bank
Basisfinanzierung
Hausbank
ein Basiszins (zum Beispiel der DreiMonats-Euribor) die vereinbarte
Zinsobergrenze an einem Feststellungstermin, der auch deutlich in
der Zukunft liegen kann, überschreiten. Sollte das Zinsniveau
auch in Zukunft nicht ansteigen,
profitiert der Kunde weiterhin über
niedrige Zinsen in der Basisfinanzierung.
Der Zinscap kann jederzeit zum
dann aktuellen Marktwert beendet
werden, wobei der Marktwert den
im Zinscap enthaltenen monetären
Vor- oder Nachteil widerspiegelt.
Der Marktwert wird sich im vorgestellten Beispiel bei einem steigenden Zinsniveau erhöhen. Ein Erreichen des vereinbarten maximalen
Zinssatzes ist in diesem Fall wahrscheinlicher geworden, oder es wird
sogar bereits eine Ausgleichszahlung gezahlt. Bei fallendem Zinsniveau sinkt der Marktwert, da die
Wahrscheinlichkeit des Erreichens
des maximalen Zinssatzes dadurch
abnimmt. Eine Ausgleichszahlung
wird also unwahrscheinlicher.
Forward-Swap
zur Risikoabsicherung
Beim Forward-Swap handelt sich
um ein Zinstauschgeschäft zwischen dem Bankkunden und einer
Bank zu einem in der Zukunft liegenden Termin. Ist dieser Termin
identisch mit dem Auslauftermin
der Zinsbindungsfrist eines Darlehens, kann das Zinsänderungsrisiko
für dieses Darlehen neutralisiert
werden. Es werden fixe gegen variable Zinszahlungsströme getauscht. Der Kunde zahlt eine zu
vereinbarende, vom Volumen abhängige fixe Zinszahlung und erhält im Gegenzug eine variable
Zinszahlung von der Bank. Dieser
Betrag wird zur Zinszahlung bei der
Finanzierungen über lange Zeiträume, zum Beispiel beim Kauf von landwirt- Basisfinanzierung genutzt. Eine
eventuelle Erhöhung des Zinsnischaftlicher Fläche, bergen Risiken der unterschiedlichsten Art.
veaus in der laufenden Finanzierung wird so ausgeglichen.
Die einzelnen vertraglichen Bestandteile des Forward-Swaps wie
Laufzeit, Starttermin, Volumen
werden unter Berücksichtigung der
Tilgungsstruktur der Basisfinanzierung individuell zwischen Kunde
und Bank vereinbart. Auch der Forward-Swap kann jederzeit zum
dann aktuellen Marktwert aufgelöst werden. Da bei einem steigenden Zinsniveau der mit dem Swap
vereinbarte Festzinssatz eine günstigere Finanzierung als zu den dann
aktuellen Zinsen ermöglicht, wird
der Marktwert im vorgestellten Beispiel auch steigen. Bei fallendem
Zinsniveau wird der Marktwert sinken. Das dann aktuelle Zinsniveau
ermöglicht eine günstigere Finanzierung als zum mit der Bank vereinbarten Festzinssatz. Beide Geschäfte, Forward-Swap und Zinscap,
sind rechtlich unabhängig von einer
Basisfinanzierung und deshalb auch
unabhängig
voneinander
abschließbar.
FAZIT
Viele Landwirte mit guten Ideen und Finanzierungsbedarf
freuen sich über das aktuell extrem niedrige Zinsniveau. Und
das mit Recht. Niedrige Zinsen
sind jedoch nicht für die Ewigkeit garantiert. Ein in der Zukunft ansteigendes Zinsniveau
kann die Zinsaufwendungen
des Betriebes nach dem Auslaufen der Zinsbindungsfrist deutlich erhöhen. Die kompetente
Hausbank hilft mit Zinssicherungsinstrumenten wie Zinscaps und Forward-Swaps, dieses
Risiko zu beherrschen.
Steffen Rothe
VR Bank eG Niebüll