Grenzenlose Organisationen? Soziologische Perspektiven auf

Call for Papers für Ad-hoc Gruppe
Grenzenlose Organisationen? Soziologische Perspektiven auf internationale
Verflechtungen in Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung und Gesundheitswesen
Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie
1.-3. Oktober 2015, Universität Innsbruck
Die Öffnung von Organisationen gegenüber ihrer Umwelt ist ein Phänomen, das sich in
unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen beobachten lässt. Sie kann, häufig mit dem Ziel der
Steigerung der organisationalen Leistungsfähigkeit, von einer Organisation selbst forciert
werden. Mitunter ist sie aber auch das Resultat von normativem oder rechtlichem
Anpassungsdruck, der nicht selten auf ‚Rankings‘ oder ‚Audits‘ beruht. In beiden Fällen
spielen internationale Verflechtungen eine wesentliche Rolle. In der Ad-hoc Gruppe soll das
Phänomen, das Organisationen zunehmend die eigenen Grenzen öffnen und dabei auch die
Grenzen von Nationalstaaten überschreiten, kritisch beleuchtet werden. Im Mittelpunkt stehen
Organisationen in jenen Gesellschaftsbereichen, die zunehmend erhöhtem Anpassungsdruck
ausgesetzt sind: Wissenschaft, öffentliche Verwaltung und Gesundheitswesen.
Hochschulen beteiligen sich an staatenübergreifenden Forschungs- und Lehrprojekten, fördern
‚Open Access‘ Publikationen und bieten webbasierende Studiengänge an. Sie werden aber auch
durch Rankings unter teils beträchtlichen Anpassungsdruck gebracht. Die Offenheit von
Organisationen der öffentlichen Verwaltung steht vor allem mit dem Wert der Transparenz in
Verbindung. Infolge der globalen Ausbreitung von Informationsfreiheitsgesetzen erhalten
BürgerInnen vermehrt Akteneinsicht (‚Freedom of Information‘) und die Möglichkeit,
Entscheidungen mitzugestalten (‚partizipative Verwaltung‘). Ferner werden verstärkt
Partnerschaften
mit
privatrechtlichen
Unternehmen
eingegangen
(‚Public
Private
Partnerships‘). Schließlich lassen sich auch im Gesundheitswesen Öffnungstendenzen
beobachten. Vor allem die zunehmende Verbreitung von anpassbaren Behandlungsmethoden
(‚Personalisierte Medizin‘) lässt eine engere Verflechtung von Krankenhäusern, Arztpraxen
und Versicherungen wahrscheinlich werden.
Diese neue Grenzenlosigkeit von Hochschulen, Organisationen der öffentlichen Verwaltung
und Organisationen des Gesundheitswesens findet nicht selten über verschiedene Zeitzonen
hinweg und im virtuellen Raum statt, wodurch lokale Maßstäbe vermehrt internationalen und
standardisierten Kriterien weichen. Mit anderen Worten, grenzenlose Organisationen
überschreiten auch nationalstaatliche Grenzen und werden so Teil von internationalen
Verflechtungen.
In der Soziologie finden sich zahlreiche theoretische Perspektiven, um die Implikationen von
grenzenlosen Organisationen herauszuarbeiten. Jedoch werden diese bislang nur in geringem
Ausmaß dafür verwendet, internationale Verflechtungen in den Gesellschaftsbereichen
Wissenschaft, öffentliche Verwaltung und Gesundheitswesen zu analysieren und reflektieren.
Derartige Untersuchungen sind gerade für Nationalstaaten wie Österreich, die sich durch ein
hohes Maß an internationalen Verflechtungen auszeichnen, von Bedeutung. Im Rahmen dieser
Ad-Hoc Gruppe sollen deshalb unter anderem folgende Fragen adressiert werden:

Wie organisieren Hochschulen / Organisationen der öffentlichen Verwaltung / Organisationen
des Gesundheitswesens Offenheit? Lassen sich spezifische Organisationsformen beobachten?

Wie legitimieren Hochschulen / Organisationen der öffentlichen Verwaltung /
Organisationen des Gesundheitswesens Offenheit vor dem Hintergrund internationaler und
lokaler Vergleichsmaßstäbe?

Wie reagieren Hochschulen / Organisationen der öffentlichen Verwaltung / Organisationen
des Gesundheitswesens auf Öffnungen gleichartiger Organisationen in anderen
Nationalstaaten?

Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Nationalstaaten lassen sich
hinsichtlich der Öffnung von Hochschulen / Organisationen der öffentlichen Verwaltung /
Organisationen des Gesundheitswesens beobachten?

Wie organisieren Hochschulen / Organisationen der öffentlichen Verwaltung /
Organisationen des Gesundheitswesens internationale Kooperationen? Wie wirken sich
derartige Kooperationen auf interne Prozesse aus?

Welche unintendierten Effekte der Öffnung von Hochschulen / Organisationen der
öffentlichen Verwaltung / Organisationen des Gesundheitswesens lassen sich beobachten?
Erwünscht sind sowohl empirische als auch theoretische Beitragsvorschläge.
Einreichung
Den Abstract für Beitragsvorschläge (max. 1500 Zeichen inkl. Leerzeichen) senden Sie bitte
bis zum 12.04.2015 an [email protected].
Organisation
Georg Reischauer (Technische Universität Wien), Leopold Ringel (Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf)