Green Barrierefrei – steter Tropfen… Bereits mehrmals haben wir heuer auf die Wichtigkeit der Barrierefreiheit hingewiesen und wir werden nicht müde, das Thema immer wieder aufzugreifen. Ist es doch für eine Vielzahl von Menschen eine essenzielle Notwendigkeit zur Verbesserung der Lebensqualität. Neben dem menschlichen Aspekt, unseren Mitmenschen die Möglichkeit zu geben, am Leben teilzuhaben, ist diese Zielgruppe im Tourismus immer noch wenig beachtet. Europaweit gibt es laut dem ITB WTT Report 133 Millionen potenzielle Gäste – man kann also kaum von einer Randgruppe sprechen. 50 Millionen Menschen sind in ihrer Mobilität eingeschränkt, 30 Millionen durch eine andere Behinderung. Da man meist nicht gerne alleine reist, oder mit Einschränkung oftmals auch gar nicht kann, kommen noch 53 Millionen Begleitpersonen mit auf die Reise. Ein enormer Markt und eine dringende Aufgabe für die Zukunft, Menschen mit Einschränkung das Leben zu erleichtern – wir erinnern uns, dass wir dabei auch von Senioren oder Eltern mit Kinderwägen sprechen. Und jeder hat individuelle Bedürfnisse, die oft im Vorfeld versprochen, aber aus unterschiedlichsten Gründen dann nicht erfüllt werden (konnten). So gilt also, sich Inputs aus Erfahrungsberichten Gleichgesinnter zu holen, oder einfach darauf zu vertrauen, dass alles klappen wird. Was für einen Rollstuhlfahrer zum Fiasko werden kann. Daher wieder der Appell, einmal selbst in die Rolle zu schlüpfen und zu erfahren, welche Hürden sich stellen können. Judit Geley Hotel Zeitgeist Von High Rollers & roomchooser ausgezeichnet Barrierefrei ist nicht gleich barrierefrei. Braucht der eine nur eine breitere Türe, benötigt der andere ein spezielles Equipment. Rund 50.000 Rollstuhlfahrer gibt es in Österreich, die wahrscheinlich alle gerne genauso reisen würden wie wir mobilen Menschen. Die passenden Reiseangebote sind aber selten und aufwendig zu recherchieren. roomchooser – worum es geht Es gilt, Reisenden mit Einschränkungen eine glaubwürdige Informationsplattform zu schaffen. Michael Sicher weiss, wovon er spricht, als Rollstuhlfahrer kennt er die Hürden. Es gibt bereits viele Hotels und Einrichtungen, die über die notwendige Ausstattung verfügen, es wird aber zu wenig publik gemacht. Auf www.roomchooser.com können Menschen mit eingeschränkter Mobilität, auch auf Grund von Erfahrungsberichten anderer Hotels ersehen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die ausgezeichneten Häuser müssen strenge Kriterien erfüllen, damit sie (kostenlos) auf- genommen werden. Der Gast kann sich verlassen, vor Ort keine unliebsamen Überraschungen zu erleben – das ist das Um und Auf. Hotel Zeitgeist: hip und ausgezeichnet Wien verfügt über barrierefreie Zimmer von 0,6 Prozent der gesamten Bettenkapazität – sprich rund 200 Zimmer. „Viel zu wenig!“ dachten sich die Manager des stylischen Hotels und berücksichtigten dies in der Planung des 2013 erbauten Hotels. Ideal unweit des neuen Hauptbahnhofs gelegen, begegnen sich Urlauber und Team auf Augenhöhe – im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einer Bedarfseinschätzung wurden zehn der 254 Zimmer barrierefrei gestaltet. Wobei wir hier nicht nur von breiteren Türen sprechen. Liebevoll wurden moderne, lichtdurchflutete Zimmer mit Details wie ein nach unten versetzter Türspion, oder die Stromspannung amerikanischer E-Rollis bedacht. Dass das Bad barrierefrei ist, versteht sich von selbst. Alle Einrichtungen sind problemlos zugänglich und im Garten des „Pergola“ lassen sich heiße Sommertage mit einem kühlen Drink genießen. www.zeitgeist-vienna.com die uns „Mobilen“ selbstverständlich sind, erweisen sich oft als großes Hindernis. Und umgekehrt, so Michael Sicher, gilt für Menschen mit Beeinträchtigung, die bereits vorhandenen Einrichtungen zu schätzen: „Manchmal kann man durch den Hintereingang rollen und muss nicht auf den Haupteingang beharren“. „Der Workshop hat mir in Bezug auf die Bedürfnisse und den Umgang mit Menschen mit Behinderung die Augen geöffnet. Es war sehr spannend und lehrreich, vor allem der Teil, bei dem man selbst ausprobieren konnte, welche Hindernisse auf einen warten, wenn man als Rollstuhlfahrer in der Wiener Altstadt unterwegs ist und „einfach nur“ einen Kaffee trinken möchte. Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema und die Zielgruppe birgt ein großes Potenzial. Es war schön zu sehen, wie top motiviert alle waren und Interesse am Thema gezeigt haben!“ so Igor Gula, Sales Manager Hotel Zeitgeist. Weitere Feedbacks sind auf www.travelleronline/news/green nachzulesen. Barrieren niederreißen © Peter Müller (2) Andreas Purtscher (General Manager Hotel Zeitgeist) und Mag. Michael Sicher (GF roomchooser) Im Umgang mit Menschen mit Behinderung tut sich die Mehrheit schwer. Unsicherheit, Unwissen und oft auch Ignoranz beeinträchtigen das Miteinander. Im Hotel Zeitgeist werden Mitarbeiter auf Achtsamkeit geschult. So schlüpften sie unlängst im Workshop „Die andere Seite“ – buchbar bei roomchooser – in die Perspektive des beeinträchtigten Gastes. Einmal selbst erleben, welche Kleinigkeiten zum Problem werden können bzw. wo es gilt, aufmerksam zu sein. Dinge, 17
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