Bündner Ärzte operieren immer mehr mit Musik im Ohr G R A U B Ü

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GRAUBÜNDEN
Bündner Ärzte operieren immer
mehr mit Musik im Ohr
Wunschkonzert im Operationssaal: Chirurgen in Graubünden arbeiten gerne zu Musik.
Dies komme, so sagen die Protagonisten, Operateur und Patient zugute.
M
Ihm gehe es dabei auch darum, dass
während der Operation weniger unnötig im Team miteinander geredet
wird. Das lenke ihn von der Operation ab, wohingegen Musik die Konzentration spürbar verbessere.
▸ A N I NA G E P P
Patienten hören ebenfalls Musik
«Musik kann einem Operateur bei
der Konzentration helfen». Dies
sagt Markus Furrer, Chefarzt der
Chirurgie und Ärztlicher Direktor
im Kantonsspital Graubünden in
Chur. Gerade bei längeren Eingriffen, bei denen über Stunden hinweg
die gleiche Handlung erfolgen müsse, sei Musik sehr willkommen, sagt
er. Welcher Stil dabei gehört wird,
hängt vom Operateur ab. Furrer
selbst hat bereits erlebt, dass Heavy
Metal im Hintergrund lief. Grundsätzlich sei aber ruhige Musik , wie
etwa Klassik, beliebter, so der Chirurg.
Auch Patrick Mäder, Chefarzt
der Chirurgie im Regionalspital Surselva in Ilanz, bevorzugt es, während er operiert, klassische Musik
zu hören. Wichtig sei ihm dabei,
dass die Musik nur temperiert im
Hintergrund laufe. Denn zu laute
Musik störe das ganze Operationsteam, sagt Mäder.
Im Spital Davos dürfen Patienten
ebenfalls nach Wunsch Musik hören, sie werden auch darauf hingewiesen. «Sie können aus unserem
Angebot an CD’s wählen oder ihre
eigene Musik mitbringen», sagt
Frei. Vielen Patienten würden die
Geräusche im Operationssaal Angst
machen: Hämmern, Bohren, das
Geräusch von der Herzüberwachung oder das Scheppern von Instrumenten könnten beunruhigend
sein. Musik könne den Patienten
dabei helfen, sich abzulenken und
zu entspannen.
Anders als seine Kollegen sieht
das Stefan Kull, Chefarzt der Chirurgie im Spital Schiers. Dass während
einer Operation Musik gehört werde, sei bei ihm im Saal die Ausnahme. «Es ist mir nicht bekannt, dass
Musik Ärzten bei der Konzentration
hilft», so Kull. Er sei sogar der Meinung, dass diese bei der Arbeit störe.
Effekt bei Jazz und Klassik
Konzentration spürbar verbessert
Tatsächlich hören im Operationssaal immer mehr Ärzte Musik. Nicht
nur, um die Geräusche des Operationsbestecks zu überdecken. Viele
sind der Überzeugung, dadurch
bessere Arbeit zu leisten. Denn
einerseits hebt Musik die Stimmung, andererseits hält sie wach.
Laut einer aktuellen Übersichtsstudie im «British Medical Journal»
profitieren Patienten und Chirurgen
gleichermassen, wenn sie beim Eingriff musikalischen Klängen ausgesetzt sind – vorausgesetzt, es ist die
richtige Musikrichtung. In einer anderen Studie zeigte sich Musik als
wirksames Mittel, um Patienten, die
nach einer Operation noch beatmet
werden mussten, ihre Ängste vor
dem Ersticken zu nehmen. Auch im
Spital Davos wird während Operationen Musik gehört. Allerdings nur
Musik kann einem Operateur bei der Konzentration helfen: Viele Bündner
Ärztinnen und Ärzte sind überzeugt, dadurch bessere Arbeit zu leisten. (KY)
in einer Lautstärke, die weder die
Kommunikation behindert noch
den Patienten stört. Chirurg Hans
Curd Frei ist davon überzeugt, dass
Musik einem Arzt während der Operation helfen kann.
Studie belegt bessere Ergebnisse
Eine Studie habe belegt, dass vor allem bei erfahrenen Ärzten die bes-
seren Operationsergebnisse erzielt
werden, wenn währenddessen Musik gehört wird. Welche Musik Frei
hört, ist von seiner jeweiligen Laune
abhängig. Manchmal möge er auch
gar keine Musik, vor allem wenn es
eine heikle Operation sei, bei der er
sich sehr konzentrieren müsse, so
der Arzt. Bei Routineeingriffen hingegen setze er immer auf Musik.
Tatsächlich spielt es offenbar eine
Rolle, welche Musik gespielt wird.
An den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach untersuchte man das
Befinden von 200 Patienten, deren
Herzkatheteruntersuchung
mit
Musik begleitet wurde. Hundert
von ihnen durften sich die Titel
selbst aussuchen, bei der anderen
Hälfte wurden sie von den Ärzten
ausgewählt. Das Ergebnis: Zwar
sanken bei allen Probanden Blutdruck und Herzfrequenz, doch am
stärksten taten sie es bei jenen Patienten, deren Musik von den Ärzten ausgesucht worden war. Und
dieser Effekt war wiederum am
deutlichsten bei Jazz und Klassik,
unabhängig davon, ob die Patienten
diese Musikrichtungen mochten
oder nicht. Es ist also offenbar von
Vorteil, wenn die Ärzte die Titelauswahl treffen und nicht der Patient.
Teilrevision in kleinen Schritten
Der Emser Gemeinderat verabschiedete eine Teilrevision der Gemeindeverfassung. Einstimmig wurde auch der Kredit für
die definitiven Schutzbauten in der Val Parghera bewilligt. Beides gelangt am 18. Oktober zur Abstimmung an der Urne.
Mit der Erhöhung des Pensums und
der Entlöhnung für die Gemeindepräsidentin oder den Gemeindepräsidenten korrigierte der Gemeinderat einen vor rund zehn Jahren gefassten Entscheid. Inzwischen hat
sich gezeigt, dass der Arbeitsaufwand für eine stets wachsende Gemeinde und einen Industrieort wie
Domat/Ems das 65-Prozent-Pensum weit übersteigt. Diese Anpassung ist Kernpunkt der Teilrevision
der Verfassung, die Gemeindepräsidentin Beatrice Baselgia erläuterte.
Die Pensen für die Mitglieder des
Vorstandes sollen dagegen unverändert bei je 20 Prozent bleiben, dafür aber durch die Einsetzung einer
Geschäftsleitung unter der Leitung
von Gemeindeschreiber Albert Hollenstein entlastet werden.
Die Botschaft fand grundsätzlich bei allen Fraktionen Zustimmung . Ursin Fetz (CVP) sprach von
einer «sinnvollen Lösung», Enea
Baselgia (SP) wies auf die neue Geschäftsleitung hin, mit der mehr Ef-
fizienz erwartet wird. Die FDP beantragte, dass gleichzeitig auch die
Pensen des Vorstandes je von 20 auf
25 Prozent erhöht werden sollten,
der Antrag von Stephan Schwager
wurde im Hinblick auf die «kleinen
Schritte» der Revision – um nicht
wieder den Souverän zu überfordern – mit 2:11 Stimmen abgelehnt,
danach die Teilrevision einstimmig
verabschiedet.
Mit dem anschliessenden Organisationsgesetz wurden Aufgaben
und Kompetenzen des Vorstandes
und der neuen Geschäftsleitung definiert. Diese hat die Aufgabe, den
Gesamtvorstand von kleineren Geschäften zu entlasten, wobei das
«Emser Modell» nur einen kleinen
Schritt bedeutet. Umbenannt wurde das heutige Departement «Kultur und Soziales», das neu «Soziales
und Polizei» heissen sollte. Carlo
Decurtins (CVP) befand, in einer so
traditionsreichen Gemeinde wie
Ems dürfe das Wort Kultur nicht
einfach fallen gelassen werden und
mit 12:1 Stimme wurde entschieden,
dass es künftig «Kultur, Soziales
und Polizei» heissen soll. Somit
wurde jedenfalls im Departementsnamen die Kultur «gerettet».
Günstiger Kredit für Val Parghera
Der Rat hatte über den Kredit für die
definitiven Schutzbauten in der Val
Der Gemeindevorstand wird neu
organisiert: Beatrice Baselgia. (OI)
Parghera zu befinden. Die Gemeindepräsidentin erläuterte die Botschaft, woraus günstige Zahlen für
Domat/Ems resultieren: Vom rund
16.9 Mio. schwere Schutzbautenprojekt entfallen 860 000 Franken
der Kosten auf die Gemeinde. Nach
dem neuen Verteilschlüssel hat Ems
künftig dann statt für 53 neu nur
noch für 18 Prozent der Betriebskosten aufzukommen. In der Diskussion bekamen die Verantwortlichen
an der Front wie die Behörden für
das Management des «Jahrhundertfalles» Val Parghera Lob aus allen Fraktionen. Einstimmig wurde
das Projekt für die Urnenabstimmung verabschiedet.
Unbestritten war nach der Präsentation durch Gemeindevorstand
Angela Casanova-Maron (FDP) die
Zustimmung zu einer ergänzten
Leistungsvereinbarung mit der Musikschule Domat/Ems-Felsberg, die
einen um rund 22 000 Franken höheren Gemeindebeitrag als bisher
zur Folge hat. CLAUDIO WILLI
B ü n d n e r Ta g b l a tt
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Rückendeckung für
Bischof Huonder
«Schluss mit der unfairen Kampagne gegen
Bischof Vitus Huonder», so titelt ein Inserat im
«Tages-Anzeiger» vom Montag. Die konservative
«Katholische Volksbewegung Pro Ecclesia
Baden» wehrt sich damit gegen die «Attacken».
BISTUM Der Vortrag im deutschen Fulda und die
homophoben Bibelzitate von Bischof Vitus Huonder rufen nun auch die Befürworter auf den Plan.
Huonder erhält Rückendeckung aus konservativen
Kreisen. Pro Ecclesia könne diese «Attacken» nicht
akzeptieren, schreibt die Gruppierung, die sich für
die «unverkürzte katholische Lehre» einsetzt, wie
es auf der Homepage von Pro Ecclesia Zürich heisst.
Der Bischof habe lediglich aus der Bibel zitiert. «Mit
den Zitaten sollte ganz offensichtlich nicht eine be-
Das Inserat von Pro Ecclesia, in dem die «Attacken»
gegen Bischof Huonder verurteilt werden. (ZVG)
stimmte strafrechtliche Sanktion befürwortet, sondern die prinzipiell klare Ablehnung homosexueller
Praktiken in der jüdisch-christlichen Tradition belegt werden», heisst es im Inserat. Pro Ecclesia hätte sich eine «aufrichtige Diskussion» gewünscht, in
der dies erkannt worden wäre. «Doch an einer ehrlichen Auseinandersetzung ist man offenbar gar
nicht interessiert».
Mit der Hetze gegen den Bischof geht es laut Pro
Ecclesia darum, «die Kirche zur Änderung ihrer
Lehre zu zwingen und Menschen mit anderer Meinung einzuschüchtern». Ein Bischof soll sich bei
seiner Verkündigung auf die Bibel berufen dürfen.
«Oder soll jetzt ein ‘Index der verbotenen Bibelverse’ verordnet werden?», fragt die Volksbewegung.
Pro Ecclesia steht «voll und ganz zum II. Vatikanischen Konzil und zur gesamten Lehre der katholischen Kirche.» Die Bewegung will der katholischen
Weltanschauung in der Gesellschaft Achtung verschaffen und tritt entsprechend «dem Wertezerfall
in unserer Zeit konsequent entgegen». Zur Inseratekampagne und zur aktuellen Mitgliederzahl der
Bewegung war Pro Ecclesia gemäss kath.ch am
Montag nicht zu erreichen. Die Bewegung hatte im
Jahr 2004 nach eigenen Angaben rund 4500 Mitglieder. (KATH.CH)
In Zernez bleibt die
Oberstufe im Dorf
FUSION Die Gemeinde Zernez hat gestern Abend an
der Gemeindeversammlung mit 174 Stimmberechtigten entschieden, dass sie keine Fusion der Oberstufe mit dem Schulkonsortium La Plaiv
(S-chanf, Zuoz, Madulain und La Punt) realisieren
will. Die Abstimmung fiel mit 130 Nein- zu 37 Ja-Stimmen deutlich für den Erhalt der eigenen Oberstufe
aus.
Die Fusions-Idee wurde diskutiert, weil die
Oberstufe von La Plaiv, die heute schon in den
Räumlichkeiten des Lyceum Alpinum Zuoz eingemietet ist, mit diesem und zusammen mit Zernez
eine Leistungsvereinbarung eingehen wollte. Wäre
diese Zustande gekommen, hätte das Lyceum der
fusionierten Oberstufe neue Räumlichkeiten zur
Verfügung gestellt und auch die Leitung der Schule
übernommen.
Wie es nun weitergehen wird, ist Gegenstand von
zukünftigen Gesprächen, wie die Schulleiterin der
Schule La Plaiv, Barbara Camichel, und der Rektor des
Lyceums, Balz Müller, gegenüber dem BT bestätigen.
«Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten
die Lage neu beurteilen», meint Müller. Man sei für
eine Zusammenarbeit offen. Dies bestätigt auch Camichel, fügt aber an: «Es ist nun Sache der betroffenen Gemeinden, eine Lösung mit dem Lyceum zu suchen.» Laut Camichel wäre eine andere Option –
wenn die Leistungsvereinbarung zwischen La Plaiv
und dem Lyceum nicht Zustande kommen sollte –
dass die Schule für weitere Räumlichkeiten des Lyceums ein Mietverhältnis eingeht – ohne dass dieses
die Leitung übernimmt. VIRGINIA RITTER