M i ttwo c h , 2 . S e p te m b e r 2 0 1 5 GRAUBÜNDEN Bündner Ärzte operieren immer mehr mit Musik im Ohr Wunschkonzert im Operationssaal: Chirurgen in Graubünden arbeiten gerne zu Musik. Dies komme, so sagen die Protagonisten, Operateur und Patient zugute. M Ihm gehe es dabei auch darum, dass während der Operation weniger unnötig im Team miteinander geredet wird. Das lenke ihn von der Operation ab, wohingegen Musik die Konzentration spürbar verbessere. ▸ A N I NA G E P P Patienten hören ebenfalls Musik «Musik kann einem Operateur bei der Konzentration helfen». Dies sagt Markus Furrer, Chefarzt der Chirurgie und Ärztlicher Direktor im Kantonsspital Graubünden in Chur. Gerade bei längeren Eingriffen, bei denen über Stunden hinweg die gleiche Handlung erfolgen müsse, sei Musik sehr willkommen, sagt er. Welcher Stil dabei gehört wird, hängt vom Operateur ab. Furrer selbst hat bereits erlebt, dass Heavy Metal im Hintergrund lief. Grundsätzlich sei aber ruhige Musik , wie etwa Klassik, beliebter, so der Chirurg. Auch Patrick Mäder, Chefarzt der Chirurgie im Regionalspital Surselva in Ilanz, bevorzugt es, während er operiert, klassische Musik zu hören. Wichtig sei ihm dabei, dass die Musik nur temperiert im Hintergrund laufe. Denn zu laute Musik störe das ganze Operationsteam, sagt Mäder. Im Spital Davos dürfen Patienten ebenfalls nach Wunsch Musik hören, sie werden auch darauf hingewiesen. «Sie können aus unserem Angebot an CD’s wählen oder ihre eigene Musik mitbringen», sagt Frei. Vielen Patienten würden die Geräusche im Operationssaal Angst machen: Hämmern, Bohren, das Geräusch von der Herzüberwachung oder das Scheppern von Instrumenten könnten beunruhigend sein. Musik könne den Patienten dabei helfen, sich abzulenken und zu entspannen. Anders als seine Kollegen sieht das Stefan Kull, Chefarzt der Chirurgie im Spital Schiers. Dass während einer Operation Musik gehört werde, sei bei ihm im Saal die Ausnahme. «Es ist mir nicht bekannt, dass Musik Ärzten bei der Konzentration hilft», so Kull. Er sei sogar der Meinung, dass diese bei der Arbeit störe. Effekt bei Jazz und Klassik Konzentration spürbar verbessert Tatsächlich hören im Operationssaal immer mehr Ärzte Musik. Nicht nur, um die Geräusche des Operationsbestecks zu überdecken. Viele sind der Überzeugung, dadurch bessere Arbeit zu leisten. Denn einerseits hebt Musik die Stimmung, andererseits hält sie wach. Laut einer aktuellen Übersichtsstudie im «British Medical Journal» profitieren Patienten und Chirurgen gleichermassen, wenn sie beim Eingriff musikalischen Klängen ausgesetzt sind – vorausgesetzt, es ist die richtige Musikrichtung. In einer anderen Studie zeigte sich Musik als wirksames Mittel, um Patienten, die nach einer Operation noch beatmet werden mussten, ihre Ängste vor dem Ersticken zu nehmen. Auch im Spital Davos wird während Operationen Musik gehört. Allerdings nur Musik kann einem Operateur bei der Konzentration helfen: Viele Bündner Ärztinnen und Ärzte sind überzeugt, dadurch bessere Arbeit zu leisten. (KY) in einer Lautstärke, die weder die Kommunikation behindert noch den Patienten stört. Chirurg Hans Curd Frei ist davon überzeugt, dass Musik einem Arzt während der Operation helfen kann. Studie belegt bessere Ergebnisse Eine Studie habe belegt, dass vor allem bei erfahrenen Ärzten die bes- seren Operationsergebnisse erzielt werden, wenn währenddessen Musik gehört wird. Welche Musik Frei hört, ist von seiner jeweiligen Laune abhängig. Manchmal möge er auch gar keine Musik, vor allem wenn es eine heikle Operation sei, bei der er sich sehr konzentrieren müsse, so der Arzt. Bei Routineeingriffen hingegen setze er immer auf Musik. Tatsächlich spielt es offenbar eine Rolle, welche Musik gespielt wird. An den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach untersuchte man das Befinden von 200 Patienten, deren Herzkatheteruntersuchung mit Musik begleitet wurde. Hundert von ihnen durften sich die Titel selbst aussuchen, bei der anderen Hälfte wurden sie von den Ärzten ausgewählt. Das Ergebnis: Zwar sanken bei allen Probanden Blutdruck und Herzfrequenz, doch am stärksten taten sie es bei jenen Patienten, deren Musik von den Ärzten ausgesucht worden war. Und dieser Effekt war wiederum am deutlichsten bei Jazz und Klassik, unabhängig davon, ob die Patienten diese Musikrichtungen mochten oder nicht. Es ist also offenbar von Vorteil, wenn die Ärzte die Titelauswahl treffen und nicht der Patient. Teilrevision in kleinen Schritten Der Emser Gemeinderat verabschiedete eine Teilrevision der Gemeindeverfassung. Einstimmig wurde auch der Kredit für die definitiven Schutzbauten in der Val Parghera bewilligt. Beides gelangt am 18. Oktober zur Abstimmung an der Urne. Mit der Erhöhung des Pensums und der Entlöhnung für die Gemeindepräsidentin oder den Gemeindepräsidenten korrigierte der Gemeinderat einen vor rund zehn Jahren gefassten Entscheid. Inzwischen hat sich gezeigt, dass der Arbeitsaufwand für eine stets wachsende Gemeinde und einen Industrieort wie Domat/Ems das 65-Prozent-Pensum weit übersteigt. Diese Anpassung ist Kernpunkt der Teilrevision der Verfassung, die Gemeindepräsidentin Beatrice Baselgia erläuterte. Die Pensen für die Mitglieder des Vorstandes sollen dagegen unverändert bei je 20 Prozent bleiben, dafür aber durch die Einsetzung einer Geschäftsleitung unter der Leitung von Gemeindeschreiber Albert Hollenstein entlastet werden. Die Botschaft fand grundsätzlich bei allen Fraktionen Zustimmung . Ursin Fetz (CVP) sprach von einer «sinnvollen Lösung», Enea Baselgia (SP) wies auf die neue Geschäftsleitung hin, mit der mehr Ef- fizienz erwartet wird. Die FDP beantragte, dass gleichzeitig auch die Pensen des Vorstandes je von 20 auf 25 Prozent erhöht werden sollten, der Antrag von Stephan Schwager wurde im Hinblick auf die «kleinen Schritte» der Revision – um nicht wieder den Souverän zu überfordern – mit 2:11 Stimmen abgelehnt, danach die Teilrevision einstimmig verabschiedet. Mit dem anschliessenden Organisationsgesetz wurden Aufgaben und Kompetenzen des Vorstandes und der neuen Geschäftsleitung definiert. Diese hat die Aufgabe, den Gesamtvorstand von kleineren Geschäften zu entlasten, wobei das «Emser Modell» nur einen kleinen Schritt bedeutet. Umbenannt wurde das heutige Departement «Kultur und Soziales», das neu «Soziales und Polizei» heissen sollte. Carlo Decurtins (CVP) befand, in einer so traditionsreichen Gemeinde wie Ems dürfe das Wort Kultur nicht einfach fallen gelassen werden und mit 12:1 Stimme wurde entschieden, dass es künftig «Kultur, Soziales und Polizei» heissen soll. Somit wurde jedenfalls im Departementsnamen die Kultur «gerettet». Günstiger Kredit für Val Parghera Der Rat hatte über den Kredit für die definitiven Schutzbauten in der Val Der Gemeindevorstand wird neu organisiert: Beatrice Baselgia. (OI) Parghera zu befinden. Die Gemeindepräsidentin erläuterte die Botschaft, woraus günstige Zahlen für Domat/Ems resultieren: Vom rund 16.9 Mio. schwere Schutzbautenprojekt entfallen 860 000 Franken der Kosten auf die Gemeinde. Nach dem neuen Verteilschlüssel hat Ems künftig dann statt für 53 neu nur noch für 18 Prozent der Betriebskosten aufzukommen. In der Diskussion bekamen die Verantwortlichen an der Front wie die Behörden für das Management des «Jahrhundertfalles» Val Parghera Lob aus allen Fraktionen. Einstimmig wurde das Projekt für die Urnenabstimmung verabschiedet. Unbestritten war nach der Präsentation durch Gemeindevorstand Angela Casanova-Maron (FDP) die Zustimmung zu einer ergänzten Leistungsvereinbarung mit der Musikschule Domat/Ems-Felsberg, die einen um rund 22 000 Franken höheren Gemeindebeitrag als bisher zur Folge hat. CLAUDIO WILLI B ü n d n e r Ta g b l a tt 3 Rückendeckung für Bischof Huonder «Schluss mit der unfairen Kampagne gegen Bischof Vitus Huonder», so titelt ein Inserat im «Tages-Anzeiger» vom Montag. Die konservative «Katholische Volksbewegung Pro Ecclesia Baden» wehrt sich damit gegen die «Attacken». BISTUM Der Vortrag im deutschen Fulda und die homophoben Bibelzitate von Bischof Vitus Huonder rufen nun auch die Befürworter auf den Plan. Huonder erhält Rückendeckung aus konservativen Kreisen. Pro Ecclesia könne diese «Attacken» nicht akzeptieren, schreibt die Gruppierung, die sich für die «unverkürzte katholische Lehre» einsetzt, wie es auf der Homepage von Pro Ecclesia Zürich heisst. Der Bischof habe lediglich aus der Bibel zitiert. «Mit den Zitaten sollte ganz offensichtlich nicht eine be- Das Inserat von Pro Ecclesia, in dem die «Attacken» gegen Bischof Huonder verurteilt werden. (ZVG) stimmte strafrechtliche Sanktion befürwortet, sondern die prinzipiell klare Ablehnung homosexueller Praktiken in der jüdisch-christlichen Tradition belegt werden», heisst es im Inserat. Pro Ecclesia hätte sich eine «aufrichtige Diskussion» gewünscht, in der dies erkannt worden wäre. «Doch an einer ehrlichen Auseinandersetzung ist man offenbar gar nicht interessiert». Mit der Hetze gegen den Bischof geht es laut Pro Ecclesia darum, «die Kirche zur Änderung ihrer Lehre zu zwingen und Menschen mit anderer Meinung einzuschüchtern». Ein Bischof soll sich bei seiner Verkündigung auf die Bibel berufen dürfen. «Oder soll jetzt ein ‘Index der verbotenen Bibelverse’ verordnet werden?», fragt die Volksbewegung. Pro Ecclesia steht «voll und ganz zum II. Vatikanischen Konzil und zur gesamten Lehre der katholischen Kirche.» Die Bewegung will der katholischen Weltanschauung in der Gesellschaft Achtung verschaffen und tritt entsprechend «dem Wertezerfall in unserer Zeit konsequent entgegen». Zur Inseratekampagne und zur aktuellen Mitgliederzahl der Bewegung war Pro Ecclesia gemäss kath.ch am Montag nicht zu erreichen. Die Bewegung hatte im Jahr 2004 nach eigenen Angaben rund 4500 Mitglieder. (KATH.CH) In Zernez bleibt die Oberstufe im Dorf FUSION Die Gemeinde Zernez hat gestern Abend an der Gemeindeversammlung mit 174 Stimmberechtigten entschieden, dass sie keine Fusion der Oberstufe mit dem Schulkonsortium La Plaiv (S-chanf, Zuoz, Madulain und La Punt) realisieren will. Die Abstimmung fiel mit 130 Nein- zu 37 Ja-Stimmen deutlich für den Erhalt der eigenen Oberstufe aus. Die Fusions-Idee wurde diskutiert, weil die Oberstufe von La Plaiv, die heute schon in den Räumlichkeiten des Lyceum Alpinum Zuoz eingemietet ist, mit diesem und zusammen mit Zernez eine Leistungsvereinbarung eingehen wollte. Wäre diese Zustande gekommen, hätte das Lyceum der fusionierten Oberstufe neue Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und auch die Leitung der Schule übernommen. Wie es nun weitergehen wird, ist Gegenstand von zukünftigen Gesprächen, wie die Schulleiterin der Schule La Plaiv, Barbara Camichel, und der Rektor des Lyceums, Balz Müller, gegenüber dem BT bestätigen. «Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten die Lage neu beurteilen», meint Müller. Man sei für eine Zusammenarbeit offen. Dies bestätigt auch Camichel, fügt aber an: «Es ist nun Sache der betroffenen Gemeinden, eine Lösung mit dem Lyceum zu suchen.» Laut Camichel wäre eine andere Option – wenn die Leistungsvereinbarung zwischen La Plaiv und dem Lyceum nicht Zustande kommen sollte – dass die Schule für weitere Räumlichkeiten des Lyceums ein Mietverhältnis eingeht – ohne dass dieses die Leitung übernimmt. VIRGINIA RITTER
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