Allgemeine Hinweise - Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
Sortenblatt Winterraps Ernte 2015
1. Allgemeine Hinweise
Saatzeit: Um den 25. August ist der optimale
Saattermin. Frühsaaten weisen in Verbindung mit
zu hoher Saatstärke die große Gefahr des Überwachsens auf und sind dann stark von Auswinterung gefährdet. Spätsaaten im September bilden
vor dem Winter zu wenige Blätter mit zu geringen
Seitentriebanlagen in den Blattachseln aus.
Saatstärke ist ein wichtiges Regulativ um die
Vorwinterentwicklung zu steuern. Zu hohe Saatstärken führen zu einem gegenseitigen Hochschieben des Vegetationskegels mit der Gefahr
von Auswinterung. Zu dichte Bestände bilden
kleinere Pflanzen mit weniger Blättern und geringer Seitentriebverzweigung aus.
Bei normalen Saatbedingungen und einer Saat
um den 25. August reichen 50 keimfähige Körner/m² voll aus. Unter optimalen Saatbedingungen
und guter Saattechnik kann deutlich unter 50 Kör2
ner/m gegangen werden. Selbst mit 20 gleich2
mäßig verteilten Pflanzen pro m zur Ernte können noch Spitzenerträge erzielt werden.
Die Aussaatmenge in kg/ha lässt sich wie folgt
berechnen:
Kornzahl (pro qm) x TKG (in g)
Keimfähigkeit (in %)
Grunddüngung mit P und K: Basiert auf dem
Bodenvorrat und entsprechend der Abfuhr durch
das Korn. Pro 10 dt Korn werden 18 kg P2O5 und
10 kg K2O entzogen. Wegen des hohen Kalibedarfs der grünen Pflanzen sollte mehr Kali gedüngt werden als durch das Korn abgefahren
wird. Dies kann in der Fruchtfolge wieder eingespart werden.
N-Düngung: Herbststickstoffgabe: Normalerweise nicht notwendig. Bei schlechter Bodenstruktur, verspäteter Aussaat oder dem Einarbeiten
großer Strohmengen kann eine N-Gabe von 40 kg
N/ha (z.B. als KAS) ertraglich von Vorteil sein. In
Veredelungsbetrieben bietet sich dazu idealerweise eine Güllegabe vor der Saat an.
Erste N-Gabe: Zeitig zu Vegetationsbeginn (Ende
Februar - Anfang März) mit leicht verfügbaren NFormen. Die erste Gabe beeinflusst maßgeblich
die Regenerationsfähigkeit zurückgefrorener Bestände und damit die Seitentriebbildung. Die Höhe
richtet sich nach Bodenvorrat und Ertragsziel; es
wird einschließlich Nmin-Vorrat ein Richtwert von
130 kg N/ha angestrebt.
Sortenblatt Winterraps 2015
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Zweite N-Gabe: Zu Schossbeginn (ca. 3 bis
4 Wochen nach der 1. Gabe) werden nochmals
80 - 100 kg N/ha gegeben.
Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen bietet es sich
häufig an, die standardmäßig empfohlene Schwefeldüngung mit schwefelhaltigem N-Dünger z.B.
1. Gabe mit Ammonsulfatsalpeter oder Bor-ASS
zu geben.
Gülledüngung: Ist am günstigsten von Vegetationsbeginn bis zum Beginn des Streckungswachstums, wenn eine bodenschonende Ausbringung
auf morgens leicht gefrorenem Boden möglich ist.
Gut verwertet werden maximal 20 m³ Rinder- oder
15 m³ Schweinegülle. Der Ammonium N der Gülle
kann zu 50-90% angerechnet werden. Eine mineralische Startgabe von 40 kg N/ha ist wegen der
langsameren Wirkung des Güllestickstoffs in vielen Fällen angeraten.
N-Gaben zu Winterraps bei 40 dt/ha Ertrag (50 kgNmin)
Herbst
Termin
Stadium
1. Gabe
2. Gabe
Feb./ März
Anf. April
BBCH 32
BBCH 12-14
BBCH 18
kg N/ha
( 40 )
80 - 100
80 - 100
Wachstumsregler: Bei wüchsiger Witterung kann
im Knospenstadium BBCH 39-55 die Standfestigkeit lageranfälliger Sorten entscheidend verbessert werden. Zu diesem Zeitpunkt ist der Raps mit
der herkömmlichen Technik noch ohne Fahrverluste befahrbar.
Pflanzenschutz: Die Bekämpfung der gefährlichen Rapsschädlinge ist eine Standardmaßnahme. Eine Insektizidspritzung sollte aus Umweltund Kostengründen allerdings nach den bekannten Schadensschwellen und unter Beachtung der
jeweils empfohlenen Resistenzstrategie gegen
den Rapsglanzkäfer erfolgen.
Fungizide: Drohen die Pflanzen im Herbst zu
überwachsen kann durch einen Azoleinsatz im 46 Blattstadium der Bestand „am Boden“ gehalten,
und dadurch die Winterhärte entscheidend verbessert werden. Bei bereits langjährigem
Rapsanbau und engem Fruchtfolgeabstand kann
in bekannten Befallsgebieten eine gezielte Vollblütespritzung in BBCH 65 den gefährlichen
Rapskrebsbefall abwehren und ist dann hoch
effizient.
IPZ 3c, A. Aigner 10/2014
2. Diese Sorten werden in den bayerischen Anbaugebieten 2014/2015 empfohlen:
Fränkische Platten,
Tertiärhügelland,
Verwitterungsstandorte
Anbaugebiete
Jura
bayerisches Gäu
Südost
AG 9
AG 10
AG 14
bisherige
Opf., Schw.
Ndb., Obb.
Opf.
Dienstbezirke
Ofr., Mfr, Ufr.
Opf.; Schw.
Ofr.; Ufr.
Hybrid-
Avatar
Avatar
Avatar
sorten:
Genie
Genie
Genie
PR46W20
PR46W20
PR46W20
PR46W26
PR46W26
PR46W26
bei begründetem
Kohlhernieverdacht
Raptor
Raptor
Raptor
Andromeda
Andromeda
Andromeda
SY Alister
SY Alister
SY Alister
3. Sorteneigenschaften
Sorte
Korn-
Öl-
Winter-
Wuchs-
Stand-
leistung
ertrag
gehalt
härte
höhe
festig-
Phoma
Sclero-
Alter-
keit
Wurzelhals
tinia
naria 1)
(-)
+
O
O
O
O
(+)
O
(-)
O
(+)
O
(-)
(+)
(+)
(-)
O
Mittel über Anbaugebiete
Dreijährig geprüfte Sorten
rHy
Avatar
+
rHy
Genie
(+)
PR 46 W 20 rHy
O
rHy
PR 46 W 26
O
rHy
Midas
O
rHy
Raptor
(+)
Andromeda rHy
(-)
rHy
SY Alister
(-)
+
O
O
O
O
(-)
O
O
+
++
++
+
+
+++
(-)
-
O
+
+
(+)
+
+
+
+
O
O
(-)
O
(+)
O
(-)
(+)
+
+
(+)
O
+
+
+
(+)
Reife
Resistenz gegenüber
Markt-
(+)
O
(+)
(+)
(+)
(+)
O
O
(-)
O
+
O
(-)
4. Spezielle Sortenhinweise
AVATAR
NPZ
Erzielte in den bisherigen Versuchen überdurchschnittliche Erträge und hohe Ölgehalte, woraus
sich eine hohe Marktleistung errechnet. Die überdurchschnittliche Wüchsigkeit im Herbst birgt die
Gefahr des „Hochgehens“ in sich. Eine spätere
Saat und ein gezielter Wachstumsreglereinsatz
kann dies verhindern. Die frühe Abreife spricht
ebenfalls für die Sorte.
Krankheiten: Die schwächere Toleranz gegen die
Wurzelhalskrankheit Phoma lingam ist zu beachten.
Ein gezielter Fungizideinsatz im Herbst kann einen
stärkeren Befall mindern.
GENIE
DSV
Eine ausgeglichene Hybridsorte, die in den Versuchen durchschnittliche Erträge brachte. Aufgrund
des hohen Ölgehaltes kann sie in der Marktleistung
zulegen. Wegen einer verhaltenen Jugendentwicklung im Herbst ist die Sorte für einen frühen Saattermin geeignet.
Krankheiten: Die überdurchschnittliche Resistenz
gegen die gefährliche Phoma Wurzelfäule ist unter
den Hybridsorten hervorzuheben. Auch die gesun-
Sortenblatt Winterraps 2015
de und saubere Abreife ist bisher positiv aufgefallen.
PR46W26
PION
Diese bewährte Hybride bringt mittlere Erträge mit
hohen Ölgehalten, und kann dadurch in der Marktleistung nach wie vor mithalten. Neben einer reduzierten Saatstärke kann mit einem wachstumsregulierenden Fungizid zu Blühbeginn die Standfestigkeit der Sorte unterstützt werden.
Krankheiten: Wegen der höheren Anfälligkeit gegenüber Phoma und Krebs kann in Betrieben mit
langjährig höherem Rapsanteil eine Blütenbehandlung wirtschaftlich von Vorteil sein.
PR46W20
PION
Zeigte in den bisherigen Versuchen zufriedenstellende Erträge und hohe Ölgehalte. Bei günstigen
Wachtumsbedingungen kann die Sorte etwas länger werden. Eine reduzierte Saatstärke und ein
Wachstumsregler im Frühjahr kann bei Bedarf die
Standfestigkeit unterstützten. Positiv ist die frühzeitige Abreife der Sorte zu beurteilen.
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IPZ 3c, A. Aigner 10/2014
Krankheiten: Wegen der höheren Anfälligkeit gegenüber Phoma und Krebs ist in Betrieben mit höherem Rapsanteil eine gezielte Fungizidanwendung
während der Hauptblüte einzuplanen.
RAPTOR
KWS
Trotz eines leicht unterdurchschnittlichen Kornertrages kann diese neue Sorte in der Marktleistung
mithalten, da sie im Ölgehalt derzeit die höchsten
Werte erzielt. Bei mittlerer Wuchshöhe zeigte die
Sorte bisher eine gute Standfestigkeit und eine
„saubere Abreife“.
Krankheiten: Die überdurchschnittliche Resistenz
gegen die gefährliche Phoma Wurzelfäule ist unter
den Hybridsorten hervorzuheben. Auch gegenüber
den übrigen Pilzkrankheiten hat die Sorte keine
Schwächen gezeigt.
Sortenblatt Winterraps 2015
ANDROMEDA und SY ALISTER
LMGN; SYNG
In den letzten beiden Versuchsjahren konnten beide Sorten, die gegen die bei uns vorkommenden
Rassen des Kohlhernie Erregers eine Resistenz
aufweisen, im Ertrag mit den derzeitigen Hybridsorten mithalten. Im Ölgehalt bleiben beide Sorten
rund 2 % hinter den derzeitigen Spitzensorten zurück.
Bei bekanntem bzw. begründetem Verdacht auf
Kohlherniebefall sind beide Sorten die einzige Anbaualternative für wirtschaftliche Erträge. Um die
wertvolle Resistenz nicht zu gefährden, sollte allerdings kein rein prophylaktischer Anbau erfolgen.
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IPZ 3c, A. Aigner 10/2014