Gottesdienst am 27.09.2015 Die Gaben der Geisterunterscheidung, Sprachenrede und Auslegung von Andreas Latossek Geistesgaben sind übernatürliche Fähigkeiten, die der Heilige Geist schenkt. Sie sind zum Segen des Anderen (1. Kor. 12,7) und zum Aufbau der Gemeinde nach innen und außen (1. Kor. 12,7; 14,24-25; Eph. 4,15-16). Sie sollen in Liebe (1. Kor. 13) und in Demut in vorgegebenem Rahmen unter der Autorität einer beurteilenden Gemeinde ausgelebt werden (1. Kor. 14). Die Gabe der Geisterunterscheidung Definition: „Geisterunterscheidung ist die Gabe, im Namen Jesu Christi und durch die Offenbarung des Heiligen Geistes in besonderer Klarheit zu erkennen, von welchem Geist (eine Situation) oder ein Mensch inspiriert, motiviert und geprägt ist.“ (Heinrich Christian Rust). Sie hat eine Schutzfunktion für Menschen und die Gemeinde. Wie kann ich erkennen, ob ich diese Gabe habe: „So kann es sein, dass jemand zunächst immer häufiger entdeckt, wie er ungute Entwicklungen in der Gemeinde, Begegnungen mit bestimmten Personen oder die Einschätzung verschiedener Äußerungen kritisch, aber letztlich doch sehr eindeutig und richtig beurteilt hat. Es kann auch sein, dass sie diese Gabe zunächst dadurch äußert, indem zunächst eine innere Unruhe oder ein Unwohlsein auftritt (…). Eine solche innere Unruhe ist ein erstes Warnsignal. In Einzelfällen kommt es vor, dass Menschen mit dieser Gabe auch körperliche Symptome haben, wie einen stechenden Schmerz, plötzlich auftretende Übelkeit oder sie nehmen einen üblen Geruch wahr.“ (Heinrich Christian Rust) Vorsicht ist allerdings bei Menschen geboten, die sowieso sehr schnell kritisch sind. Wenn ich Hinweise auf diese Gabe entdecke und in einer Situation den Eindruck bekomme, dass hier etwas nicht stimmt, dann sollte ich mich fragen: Steht etwas zwischen mir und der anderen Person, finde ich sie unsympathisch oder passt mir ihr Reden nicht. In solchen Fällen wird mein Eindruck häufig menschlich geprägt sein. Als nächstes darf ich den Heiligen Geist bitten, mir über den Eindruck Gewissheit zu geben und schließlich muss ich prüfen, wie ich den Eindruck weitergebe oder vielleicht auch nur die Gemeindeleitung darüber in Kenntnis setze. Die Prüfung, ob etwas von Gott ist oder nicht, ist zunächst eine Aufgabe für alle Gläubigen (1. Joh. 4,1). Ein geistliches Urteilsvermögen wächst durch Erfahrung und Reife im Glauben (Hebr. 5,14). Ich kann prüfen, ob etwas mit dem Wort Gottes übereinstimmt und im Leben eines Menschen Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften sichtbar werden, die deutlich machen, dass eine Person mit Jesus lebt. Auch Personen mit der Gabe der Geisterunterscheidung müssen lernen, eigene Eindrücke vom Reden des Heiligen Geistes zu unterscheiden. Sie können irren, ihre Eindrücke und Aussagen müssen daher genauso geprüft werden. Allerdings gibt es Situationen, wo diese Unterscheidung nicht so leicht möglich ist, z.B.: bei der Weitergabe eines prophetischen Eindrucks oder einer Auslegung einer Sprache, wenn eine scheinbar geistliche Person christlich verpackt egoistisch handelt wenn jemand Lehre nur leicht verändert und versucht, Menschen vom richtigen Weg mit Jesus abzubringen (1. Joh. 4,1) wenn sich menschliche, dämonische und geistliche Einflüsse vermischen (Mt. 16,22) wenn sich ein böser Geist als Engel des Lichts tarnt (2. Kor. 11,14) bei der Unterscheidung von Besessenheit oder Krankheit (Lk. 13,11-12) „Die Gabe des Sprachenredens ist die Gabe, in einer vom Geist Gottes geschenkten und nicht erlernten Sprache mit und vor Gott zu kommunizieren.“ (Heinrich Christian Rust) Die Gabe der Sprachenrede Paulus spricht von verschiedenen Arten von Sprachen (1. Kor 12,10). Diese können eine existierende menschliche Sprache sein (vgl. Apg. 2), eine ausgestorbene Sprache oder eine Sprache der Engel (1. Kor. 13,1). Wenn jemand in Sprachen redet, so redet oder singt sein Geist (vgl. 1. Kor. 14). Das bedeutet, an meinem Verstand in direktem Draht vorbei mit Gott zu reden. Man kann das in Gedanken tun oder die Worte aussprechen. Es hat aber nichts mit Ekstase zu tun, sondern kann kontrolliert werden, sonst könnte Paulus auch keine Anweisung zum geordneten Umgang mit dieser Gabe geben. Wenn die Bibel vom Geist des Menschen spricht, so ist damit das eigentliche innere Zentrum des Menschen angesprochen, das, was uns zutiefst ausmacht. Manchmal gelingt es uns, das in Worte zu fassen, manchmal aber auch nicht. Wenn uns die Worte fehlen, vertritt uns Gottes Geist im Gebet (Röm. 8,26). Dies kann bei jedem ohne Sprachengabe durch ein inneres Seufzen oder eben durch eine Sprachenrede geschehen. Die Sprachenrede dient der eigenen Auferbauung (1. Kor. 14,4). Sie hilft, zur Ruhe zu kommen und sich auf Gott auszurichten, Gefühle zu ordnen und in die Anbetung Gottes zu führen. Sie erfrischt innerlich. Außerdem ermöglicht sie, für Menschen und Situationen zu beten, in denen einem Worte fehlen oder man nicht weiß, was überhaupt gut ist zu beten. Die Gabe ist jedoch nicht ausschließlich für den privaten Gebrauch gedacht. Sie kann auch ihre Anwendung im Gottesdienst, in den Hauskreisen oder einer Gruppe von Menschen haben. Dann gilt allerdings die biblische Ordnung (vgl. 1. Kor. 14,27): 2-3 Personen nacheinander und nur, wenn es ausgelegt werden kann. Ich muss also das Wissen haben, dass eine Person mit der Gabe der Auslegung im Raum ist. Und am besten erklärt dann auch der Leiter einer Versammlung, was hier gerade passiert. Ein drittes Einsatzfeld der Gabe ist in der Mission (vgl. Apg. 2). Menschen hören andere in ihrer Sprache über Gott reden und werden offen für das Evangelium. Wie bekomme ich die Gabe: Wir sollen Gott darum bitten. Manche erleben dann im persönlichen Gebet oder im Lobpreis, wenn sie den Eindruck haben, dass ihnen die Worte fehlen, oder wenn jemand in einer Sprache für sie betet, wie ihnen Silben in den Kopf kommen. Den Mund aufmachen und sie aussprechen müssen wir allerdings selber und werden dann erleben, wie sich ohne Überlegen eine Sprache formt. Manchmal entwickelt sich eine Sprache auch erst, je öfter ich sie spreche. In manchen Kreisen wird diese Gabe als ein Hinweis auf eine besondere Segnung mit dem Heiligen Geist angesehen. Kann man nicht in Sprachen reden, hat man diese Segnung nicht empfangen. Ein solcher Rückschluss ist aufgrund des biblischen Zeugnisses unzulässig. Wie sonst sollte Paulus fragen, ob alle diese Gabe besitzen (1. Kor. 12,30) und sich wünschen, dass es so wäre (1. Kor. 14,5). Trotzdem drückt dieser Wunsch einen hohen Stellenwert der Gabe aus. Paulus redete mehr als alle Korinther in Sprachen (1. Kor. 14,18). Wir sollten diese Gabe also nicht vernachlässigen! Die Gabe der Auslegung der Sprachenrede Definition: „Auslegung von Sprachenrede ist die Gabe, die Inhalte einer geistgewirkten Sprachenrede durch die Offenbarung des Heiligen Geistes in einer allgemein verständlichen Sprache wiederzugeben.“ (Heinrich Christian Rust) Diese Gabe hängt immer mit der Gabe des Sprachenredens zusammen. Sie ist eine Auslegung und Interpretation, also nicht immer eine wörtliche Übersetzung. Sowohl die Person selber, die in einer Sprache geredet hat (1. Kor. 14,5), oder eine andere Person (1. Kor. 14,27b-28a) können dabei die Ausleger sein. Wenn niemand mit der Gabe der Auslegung anwesend ist (es ist also bekannt, dass jemand diese Gabe besitzt), soll nicht in Sprachen geredet werden. Wenn eine Auslegung geschieht, dann gibt Paulus dem den gleichen Stellenwert wie einer Prophetie (1. Kor. 14,5). Die Gemeinde wird dadurch auferbaut. Besonders Personen mit der Gabe der Sprachenrede sind aufgefordert, um diese Gabe zu bitten (1. Kor. 14,13). So kann es passieren, dass man im Gebet in Sprachen für andere Personen plötzlich Worte in seiner eigenen Sprache erhält, um für die Person verständlich zu beten und die andere Person dadurch auferbaut wird. Wie kann ich erkennen, ob ich diese Gabe habe: Weil sie im Zusammenhang mit dem Sprachengebet steht, sollte ich bei einem Sprachengebet, egal ob meinem eigenen oder dem eines anderen, schauen, ob mir Gottes Geist Impulse gibt, z.B. in Form von Themen, Bildern oder Worten. Heinrich Christian Rust berichtet davon, dass oft nur ein oder zwei Worte am Anfang stehen, wenn sie dann ausgesprochen werden sich aber zu ganzen Sätzen formen. Auch Personen mit der Gabe der Auslegung müssen lernen, eigene Eindrücke vom Reden des Heiligen Geistes zu unterscheiden. Sie können irren, ihre Eindrücke und Aussagen müssen daher genauso geprüft werden. Buchempfehlung: Charismatisch dienen, gabenorientiert leben: Rust, H.C.; Oncken
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