BEAUTY Der Bart ist ab! 194 OU T S TA C H E rotz Retro-Anmutung des Schnauzers ist dies der modernste und mutigste aller Trends: Hier trifft, wie der Name schon sagt, Nostalgie auf Revoluzzerhaltung. Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass der beste Kumpel dieses Mannes gerade einen hippen Barbershop (s. S. 198) eröffnet hat, für den sich der MoustachePunk hin und wieder als Oberlip- penbart-Model zur Verfügung stellt. In der Zeit dazwischen kann schon mal etwas Flaum am Kinn nachwachsen – er selbst hat nämlich gar nicht so große Lust, ständig mit dem Nassrasierer vor dem Spiegel zu stehen. Im Herzen ist er schließlich ein Rebell und hat Besseres zu tun. Der Stylingtrick: Auf den ersten Blick Oktoberfest, auf den zweiten Neukölln. Heißt: Der leicht gezwirbelte Schnauzer mag Vorbilder wie Kaiser Wilhelm, Magnum, Salvador Dalí oder Freddie Mercury zitieren – der Rest ist aber nicht von gestern. Skateboard unter den Füßen, Hütchen oder Beanie auf dem verwuschelten Haar, Plugs im Ohr, enge Hipster-Jeans und Hosenträger gehen immer. Wer’s tragen kann: Männer mit Haltung und Humor. Und alle, die kein Problem damit haben, dass sie noch häufiger von Streetstyle-Fotografen als von Frauen verfolgt werden. Steht ihm der Pornobalken? Mit Apps wie Moustache Mirror (gratis, für Android) lässt sich schnell herausfinden, ob man sich auch mit einem Schnauzer anfreunden könnte. FOTOS: YANNIS VLAMOS/INDIGITALIMAGES.COM (1), DAVID NYANZI (INSTAGRAM.COM/DAVIDNYANZI) (1) DER M uf der Liste der gefragtesten MännerTreatments steht laut der Waxing-StudioKette „Wax in the City“ aktuell der „Brazilian Hollywood Man“ auf Platz zwei (nach „Rücken/Schultergürtel“). Glatt bis zur Intimzone ist bei ihm also derzeit schwer angesagt – „weil es beim Sex besser ist“, sagen die Kunden. Wie weit man dafür bei der Haarentfernung gehen muss, möchten wir hier offen lassen. Klar ist aber: So samtweich rasierte Babygesichter, wie sie gerade auf dem Laufsteg (z. B. bei Dior Homme, Bild) zu sehen waren, kommen uns beim Küssen durchaus entgegen. Das Neue daran: Der Sleek-Look wird vom Kinn bis zum Scheitel durchgezogen und verlangt natürlich eine Neigung zum Perfektionismus. Grundsätzlich sollte der Träger bereit sein, für UNK E E K- S T seinen Adoniskörper die Zähne zusammenzubeißen – im Waxing- wie im Fitnessstudio. Wer’s tragen kann: Bei kantigen Wangenknochen und ebenmäßiger Haut macht sich der Look besonders gut. Man kann deshalb davon ausgehen, dass der Sleek-Styler auch in Sachen Pflege perfekt ausgestattet ist (s. S. 196). -P A YL DER SL ER Männer-Magazinen und Fashion Shows zufolge ist die Ära des Vollbarts vorbei. Und was kommt nun? Vier Trendstylings, die wir jetzt gerne an ihm sehen 196 FÜR SLEEK-STYLER D PA D O U R er Name seiner Frisur geht zurück auf Madame de Pompadour, Mätresse von Louis XV., die ihr üppiges Haar nach oben und nach hinten frisierte. Die männliche Variante erlebte in den 50er- und 60erJahren ihre Hochphase und feiert seitdem regelmäßig Comebacks – wie die Musik ihres prominentesten Vertreters, Elvis Presley. Der Schnitt: Damit der Pompadour-Look sitzt, müssen die Seiten kürzer sein als die Tolle, die dann mit Pomade schwungvoll zurückgekämmt wird. Sollte eine einzelne Strähne rebellieren und in die Stirn fallen, ist das durchaus erwünscht und passt zur sexy Rocker-Pose, wie bei Johnny Depp im Film „Cry-Baby“ (Bild). Wer’s tragen kann: Alle. Dieser Style signalisiert, dass der Mann Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt, ist aber je nach Höhe der Tolle so vielseitig und flexibel, dass er zu jedem Typ, Anlass und Charakter passt. Egal, ob man Tattoos oder Anzüge oder am besten beides mag. Rasierset „Purist“ von Mühle Manufaktur, um 210 Euro. Abdeckstift „Concealer For Men“ von Tom Ford, um 40 Euro. Feuchtigkeitsbalsam „Baume Super Hydratant“ von Clarins Men, um 40 Euro FÜR MOUSTACHE-PUNKS Bartöl von Prospector Co., über nichemen.com, um 20 Euro. Rasiergel „Design Shaver“ von Biotherm Homme, um 20 Euro. Hairstyling-Spray „Australian Salt Spray“ von David Mallett über ausliebezumduft.de, um 30 Euro FÜR TOP-KNOT-HIPSTER Eau de Toilette „Terre d’Hermès Eau Très Fraîche“ von Hermès, um 70 Euro. Waschgel „Body Fuel Hair & Body Cleanser“ von Kiehl’s, um 20 Euro. Allzweckcreme von Nivea Men, um 3 Euro FÜR POMPADOUR-LOVER Serum „Siero Viso Rivitalizzante“ von Acqua di Parma, um 70 Euro. Pomade und Taschenkamm von Byrd, über niche-men.com, um 20 und 13 Euro. Eau de Toilette „Gentle Men’s Care“ von Tabac, um 18 Euro FOTOS: REFLEX (1), DPA (1) M OVER r ist der Vollbart-Träger im neuen Gewand: Statt im Gesicht lässt er jetzt die Haare auf dem Kopf wachsen. Grundsätzlich liebt er es also natürlich und möchte auf keinen Fall so wirken, als würde er sich allzu viele Gedanken um seinen Look machen. Der Männerdutt, mit dem er seine beneidenswerte Mähne bändigt, sollte eher nach Pragmatismus und nicht unbedingt nach Harry Styles (also zu gestylt, Bild) aussehen. Besser, man orientiert sich an prominenten Stilikonen wie Man-Bun-Profi Jake Gyllenhaal – und denkt sich dessen üppigen Bartwuchs in dieser Saison einfach weg. Der richtige Hipster-Geschenk: Dreh: Wer das Klingen-Abo hier kunstvoll für jeden Rasurtyp, von Mornin’ dreht und Glory, ab 6 Euro wendet oder akkurat fixiert, hat schon verloren. Das Ziel ist eine Art Duschfrisur – betont uneitel und spontan. Wer’s tragen kann: Nur Männer, die wirklich lange Haare haben – von kurzen Zipfeln, die kümmerlich vom Oberkopf ragen, bitten wir Abstand zu nehmen. Und von Übertreibungen: Maskuline -L K N O T- H DER PO E Klassiker (Jeans, T-Shirt, Karohemd oder gut sitzende Anzüge) gefallen uns zur weiblichen Frise besser als androgynes Mode-Hipstertum. IP DER TO P- STER BEAUTY BEAUTY 2 Zur Nassrasur gibt’s Whiskey oder Craft Beer, die 3 Treatments sind nach Stilikonen („Steve McQueen“, „The Dude“, „Kojak“) benannt, und die Einrichtung sieht exakt so aus wie vor 200 Jahren (etwa wie bei Truefitt & Hill in London, dem offiziell ältesten Barbershop der Welt). Der globale Vollbart-Trend der letzten Jahre hat auch die Anzahl der Barbiere in den Großstädten wachsen lassen. Der klassische „Herrenfriseur“ trimmt wieder im Old-School-Style, ohne elektrische Haar- und Bartschneider, im passenden Retro-Ambiente oder unverwüstlichen Industrial Design. Das Handwerk steht ganz klar im Vordergrund – auch bei Hammer & Nagel in München, Deutschlands erstem Pediküre- und Maniküre-Salon für Männer. Hier werden zwischen Werkbänken und Ledersofas Hände und Füße von tätowierten Nail Technicians in Latzhosen gepflegt. Könnte uns auch gefallen – ist aber, leider, nur für ihn. 1 4 6 Neue, alte Salonkultur: 1 Motiv aus dem Bildband „Barbershops of America“ von Rob Hammer (um 45 Euro, über barbershopsofamerica.com). 2 Hammer & Nagel, München. 3 Barber, Amsterdam. 4 Barber’s, Berlin. 5 Truefitt & Hill, London. 6 Barber House, München 198 5 REDAKTION: ANNA-KATHARINA LENZ; FOTOS: ROB HAMMER (1), ATELIER TACKE (1), WOUTER VAN DEN BRINK (1), DANIEL MEYER (1) N MENLY O Dass bei Männern wieder Old-School-Styles wie Schnauzer und Tolle angesagt sind, liegt auch am Revival des BarbierHandwerks – und an Salons, die wie Werkstätten aussehen
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