YENZ Januar/4 Studien- oder Ausbildungsplatz in der Tasche? Die erste eigene Wohnung oder ein WG-Zimmer muss nun her? Der Traum der Unabhängigkeit scheint Nahe? Doch beim Anblick der angebotenen Wohnungen und WG-Zimmer kommt oft jeder schnell auf den Boden der Tatsachen zurück! Auch Sima Celik und Damaris Röcker von der YENZ-Redaktion haben das „Abenteuer Wohnungssuche“ schon erlebt und haben hierzu einiges zu berichten…. 2016 W hnungssuche VKZ-Jugendseite / Telefon: 0 70 42-9 19 49 / E-Mail: [email protected] Viel Spaß wünscht EURE YENZ-REDAKTION Herausforderung Zuhause In Stuttgart eine Wohnung zu finden ist schwierig, das weiß man. Aber wie schwierig, das muss man erleben, um es zu verstehen. Zwei Studentinnen, stark heruntergesetzte Ansprüche, einfach nur die Hoffnung, dieses eine Zuhause zu finden, das die erste eigene Wohnung ist und damit immer einen wichtigen Teil einnehmen wird, in alle den Erzählungen über die Studienzeit. Wir treffen uns an der Uni und gehen gemeinsam zur ersten Besichtigung. Voller Hoffnung und Motivation, dass die erste Wohnung ja vielleicht gleich die richtige ist. Dachschrägen, Durchgangszimmer, das in der Anzeige aufgeführte dritte Zimmer ist eine Abstellkammer. Ja! Irgendwie geht das schon. Nein. Nächste Wohnung – neues Glück. Irgendwann landen wir am Killesberg bei den Schönen und Reichen. Ein Professorenehepaar, das Studenten im Haus braucht, weil sie zu oft auf Reisen sind und Angst vor Einbrechern haben. Wirklich große Angst vor Einbrechern. Wir überlegen uns, was wohl wäre, wenn wir einmal vergessen würden, das Hoftor zu schließen. Eine Waschmaschine darf nicht in der Wohnung sein. Es gab mal einen Wasserschaden. „Ihr dürft bei uns im Keller waschen, legt mir einfach einen Zettel vor die Wohnungstüre.“ – Studenten waschen manchmal nachts um zwölf… Das Ehepaar ist glücklich. Wir nicht. Die Frage bleibt, ob wir irgendwann dastehen werden und bereuen, dass wir abgesagt haben. Die Antwort heute: Nie bereut, richtige Entscheidung. Weitersuchen. Wohnung mit Makler. Das kann man vergessen. Der Blick bei dem Wort „Student“ sagt alles. Und die alleinerziehende Mutter hat sich mit seiner Kollegin schon in Rage geredet, darüber, wie hervorragend ihre kleine Tochter von hier zur Schule kommt. Die grasgrüne Küche macht uns sowieso Angst. Wohnungsgesellschaften sind da schon eine größere Hoffnung wert. Immerhin haben sie auch wirklich alte Wohnungen im Angebot. Wir reihen uns in die Schlange vor der Haustüre ein. Dann geht es nach oben. Meine zukünftige Mitbewohnerin bemerkt, dass der Hausmeister russisch spricht. Sie beginnt sich zu unterhalten. Er meint, er könne uns eine weitere Wohnung zeigen, die auch bald angeboten wird, dann wären wir vielleicht rechtzeitig dran. Zwei weitere Studentinnen sind in der gleichen Situation, auch sie sprechen russisch. Wir gehen zu fünft in die andere Wohnung. Jetzt verstehen wir, warum sie noch renoviert werden muss. Trotzdem bekunden wir unser großes Interesse… Wir haben sie gefunden. Und wir sind uns sicher: Das ist unsere Wohnung. Die jetzige Mieterin meinte, es waren schon einige Bewerber da, die beim Bosch arbeiten. Konkurrenz, festes Einkommen, vertrauenserweckend. Wir sind trotzdem überzeugt. Falsch gedacht. Dann geht es weiter nach Degerloch. Eine Wohnung über einem Dönerladen. Der Besitzer führt uns in die Räume mit bunt hinterleuchteten Decken. „Kommen Jungs zu Besuch? Das möchte ich nicht. Die letzten beiden, die hier gewohnt haben, wurden gleich schwanger.“ Er wohnt im gleichen Haus: Vermieters Dönerladen, Vermieters Wohnung, Wir? Die Verzweiflung ist groß, also warum nicht? Er ruft nicht mehr an. Das Studium kommt dazwischen, es wird langsam eng. Der Mietvertrag im Wohnheim läuft aus. Wir gehen getrennt zu den Besichtigungen. Ich laufe eine Stunde durch Bad Cannstatt und finde die Wohnung nicht. Blasen an den Füßen, Wohnung doch noch gefunden. Niemand öffnet die Türe. Die Mutter von Zwillingen ist beim Warten eingeschlafen. Am nächsten Tag geht es nochmal hin. Dieses Mal ist sie wach. „Ich denke die Vermieter wollen eine Familie.“ Die Kinder streiten sich. Ich verstehe warum sie eingeschlafen ist. Neben meine Nummer male ich einen Smilie, vielleicht hilft es ja. Irgendwie sieht er mehr aus wie eine komische Fratze. Dann gebe ich auf. Allerdings nur ich. Es geht auf Studienreise nach Italien. Ich komme wieder und sie ist sich ganz sicher, dass sie die Wohnung gesehen hat, die wir haben werden. Ich glaube nicht daran. Heute ist Montag, am Donnerstag muss sie ausziehen. Kurz darauf werde ich von meiner plötzlichen Mitbewohnerin angerufen: Wir haben die Wohnung bekommen, die ich noch kein einziges Mal betreten hatte. In strömendem Regen steigen wir aus der U-Bahn und laufen in die falsche Richtung. Umgedreht, angekommen, Haustüre auf, das ist unser neues Zuhause. Damaris Röcker Ein schier unendliches Labyrinth der Kuriositäten Die Studienzeit wird gerne als bester Lebensabschnitt betitelt. Man beginnt sich selbst zu verwirklichen, wird flügge, trägt Verantwortung und muss es alleine schaffen aus dem Brei zu kommen um sein Leben zu strukturieren. Oft wird einem dafür eine zunächst scheinbar einfach zu bewältigende Hürde gestellt: das Ausziehen. Eigentlich soll es das Leben leichter machen; Aufstehen und mit Zahnbürste im Mund in den Hörsaal sitzen, barfuß von Tür zu Tür gehen, in der Mensa gleichzeitig frisieren und speisen oder von der Uni-Party nur einen Block weiter nach Hause gehen. Zu schön, um wahr zu sein! Ja tatsächlich, hier ist der Haken: Viele Studenten auf einem Haufen sind fast gleichzusetzen mit vielen neuen Freunden, neuen Interessengruppen, neuen Erfahrungen, neuen Lebenszielen,… aber leider auch mit einer katastrophalen Suche nach dem passenden WG-Zimmer. Nach unzähligen Mails und Nachrichten auf Inter netanzeigen und Aushängen am schwarzen Brett der Uni, klappt es meist doch den einen oder anderen Besichtigungstermin zu ergattern, um die eigentliche Suche zu beginnen. Pünktlich an der richtigen Adresse ankommen, erstmal klingeln, sich höflich vorstellen, Schuhe ausziehen bei schlechtem Wetter und sowieso penibel darauf achten ja nicht den Eindruck zu erwecken, man würde den Putzplan der WG nicht wahrnehmen können…fürs Erste geschafft oder? „Hi ich bin Tanja, machen wir doch zunächst einen kurzen Rundgang!“, gerne, denke ich mir und trotte fast wortlos und etwas erschlagen vom Erschei nungsbild meiner Gegenüber hinterher. Meine zukünftige Mitbewohnerin in Adiletten, Schlafanzughose mit Loch und ungewaschenen Haaren führt mich ins Badezimmer: „Ist nichts Besonderes, aber reicht uns aus.“ „Glaube ich dir aufs Wort“, denke ich mir im Stillen und betrachte den schwarzen Duschvorhang am Boden der vermutlich früher mal blau war, was mir der oberste Stoffansatz verriet. Während ich einen Blick aus dem Fenster werfen sollte, bemerke ich die unfassbar laute Waschmaschine neben mir. „Ist die kaputt?“ „Nee die haben wir selbst repariert, funktioniert tadellos, man muss halt die Tür schließen, sonst hat man keine Ruhe in den Neben räumen und ab und zu hat man eine Schraube in der Trommel…“ – Aha. „Komm hier geht’s durch den Flur! Musst etwas seit- lich gehen, ich habe gestern erst die Wäsche meiner Fußballmannschaft aufgehängt.“ Fußballmannschaft? Der Flur gleicht vor lauter Wäscheständern einen Abenteuer-Erlebnisparcours für Katzen oder sonstige Kleintiere und ich schlängle mich durch die nassen Unter hosen, Socken und Trainingsklamotten in die Küche. „Der Kühlschrank wird gemeinsam benutzt und wir beschriften alles mit unseren Anfangsbuchstaben, da wir gerne mal vergessen was uns gehört.“ – Passiert mir auch ständig! „Bevor du einziehst sollten wir ihn jedoch nochmal komplett ausräumen und die Sachen mit ‚L‘ und ‚T‘ entsorgen, die sind nämlich schon letzten Sommer ausgezogen.“ – Uuups! Langsam habe ich verstanden das sich unsere Reinlichkeitsvorstellungen doch klar unterscheiden und ich meine nassen Schuhe ruhig anlassen hätte können. Die Weinspritzer an der Wand, der schiefe Turm aus Pizzaschachteln und die eingeaschten leeren Bierflaschen in der Ecke, lassen auf eine nicht allzu lang vorausgegangene WG-Party schließen, wobei ich mir bei der Zeitangabe hier nicht ganz sicher war. Ein Mikrobiologe könnte dies sicher anhand der lila-grünen Flausch-Deko genauestens analysieren. Ich beginne einen Fluchtplan zu entwickeln, möchte aber noch die Zimmer besichtigung abwarten. Die Tür schwingt auf und das leere, sehr geräumige Zimmer kommt zum Vorschein. Die Wände erstrahlen in ‚Eierschale‘ mit teilweise schneeweißen Tupfen, Bohrlöchern und Regalschattierungen. Ein abgerissenes Kabel ragt aus der Decke und die Fenster sind so blind, dass Vorhänge hier nicht unbedingt nötig wären. Ich rümpfe die Nase und traue mich kaum arrogant nachzufragen ob das denn noch für mich gerichtet wird. Zwischenzeitlich ist anscheinend mein zweiter zukünftiger Mitbewohner aufgetaucht, denn ein merkwürdiger, strenger Geruch weht aus der Küche. Als wir diese erneut betreten, sitzt der anscheinende Hobbykoch mit glänzenden Augen vor dem Backofen. Ein kurzer Blick hinein reicht um drei vollständige, nicht ausgenommene Fische zu erspähen, welche auf einem Backrost ohne Papier vor sich hin tropften und dem Raum ein nettes Räucheraroma verpassen. „Wollt ihr auch? Müsste demnächst fertig sein“, grinst er und ich beginne eine Geschichte von wegen vegan, guten Vorsätzen und fettfreiem Essen zu erfinden um mich vor seinem Festmahl zu drücken. Dankend nehme ich anstatt dessen durstig ein Glas Leitungswasser an. Voller Wonne es trinken zu dürfen, fallen mir in dem Moment kleine braune Seepferdchen auf und ich würge den Überstand vorsichtig hinunter ohne eines davon in meinen Mund zu lassen. „Was machst du denn in deiner Freizeit?“, werde ich gefragt und ich beginne aufzuzählen: „Also ich gehe gerne ins Theater oder manchmal…“ „Ahh cool! Das mache ich auch gerne, ich war letztens in Faust, das war super inszeniert, die Schauspieler, das Bühnenbild, kann ich dir wirklich nur empfehlen! Genauso wie die Oper Rigoletto, musst du unbedingt reingehen…“ – Ich habe längst abgeschalten und warte bis der Redeschwall endet, welcher eigentlich zur Vorstellung meiner Persönlichkeit gedacht war. „Wir würden uns dann bei dir melden, Sonntag oder so…hatten nur eine halbe Stunde pro Bewerber eingeplant. Der nächste müsste gleich kommen, also…“– sie wird von der Klingel unterbrochen. Massencasting hin oder her, den Rauswurf habe ich verstanden: „Alles klar, ich bin dann mal weg!“ Mein Handy piepst und mit einem Wisch wird mir folgende Nachricht angezeigt: „Haben uns doch für jemand anderen entschieden! Tut uns sehr Leid, trotzdem noch viel Glück bei der Suche.“ Halleluja! Ich muss ihnen also nicht selbst absagen, ihr wart mir doch so unsympathisch! Sima Celik Wohnungssuche DO’s/DONT’s DO’s DONT’s + Mehrere Internetseiten nutzen! www.wg-gesucht.de, www.studenten-wg.de, www.wg-suche.de,… Oft haben - Alte Anzeigen von vor zwei Wochen kontaktieren. Du wirst garantiert keine Antwort erhalten, da das Postfach dieser WG + Offline umsehen! Schwarze Bretter an Unis/Hochschulen durchforsten oder im Freundeskreis umhören, ob jemand - Beim ersten Treffen verschweigen, was einem wichtig ist. Besser direkt Sauberkeit/Putzpläne, Party- oder Nicht-Party-WG abklären und eventuelle finanzielle Fragen ansprechen, um später nicht negativ überrascht zu werden. Studentenstädte auch eigene Websites für WGs (z.B. für Konstanz: www.vierwaen.de). Auch in Facebook-Gruppen (In die Suchleiste „WG Suche Stadt XY“ eingeben) umschauen, kann von Vorteil sein. jemanden kennt, der auszieht. Die wahren WG-Träume finden oft ohne offizielle Suche einen neuen Besitzer. Außerdem kann so das WG-Leben vorher aus ehrlicher Sicht beurteilt werden. + Aussagekräftigen allgemeinen Bewerbungstext über dich verfassen! Diesen jedoch auf jede Anzeige individuell verändern und versuchen z.B. bestimmte Voraussetzungen darin aufzugreifen. Dies gibt den Bewohnern das Gefühl du hättest die Anzeige tatsächlich aufmerksam durchgelesen und bist nur an diesem einen Angebot interessiert. + Wenn bei Anzeigen eine Handynummer dabei steht: Direkt anrufen! Wenn keiner rangeht: SMS-/WhatsappNachricht schreiben. Wird schneller/öfter beantwortet als altmodische Mails. + Beim Termin ausmachen unbedingt nach genauer Adresse und Namen an der Klingel fragen! Handynummer für eventuelle Rückfrage wäre nicht schlecht, ist aber oft nicht unbedingt notwendig. Alles akribisch mit Datum und Ansprechpartner notieren um nicht mit Namen oder Uhrzeiten durcheinander zu kommen (peinlich!). + Als „Ersti“ erstmal ins Wohnheim ziehen oder Zwischenmiete wählen. Vor allem wenn du in eine dir noch unbe- bereits überfüllt ist. Lieber einen Tag warten und morgens direkt die aktuellsten Angebote anschreiben. - Die Eltern zum Besichtigungstermin mitbringen. So viel Selbstbewusstsein sollte man schon haben, wenn man auszieht. Alles andere must du ja „dann“ auch ohne Eltern schaffen. - Direkt Klamotten liegen lassen um das Revier zu markieren, mit der Kuscheldecke auf das Sofa liegen und die Nacht dort verbringen um schon mal zu testen, wie es sich anfühlt vor dem Fernseher einzuschlafen! Und am besten noch nach dem WLAN-Passwort fragen. - Spontane Umgestaltungsideen bei der Besichtigung laut aussprechen und davon ausgehen, dass sich jeder an der Arbeit sowie den anfallenden Kosten beteiligt. - Mit dem besten Freund zusammenziehen. Lasst es, ihr werdet euch entweder auf die Nerven gehen, wegen WG-Angelegenheiten streiten oder beginnen Differenzen persönlich zunehmen. Neutrale Personen sind die unkomplizierteren Mitbewohner und oft auch neue Freunde aus einem anderen Blickwinkel. - Erwähnen, dass man viel zu waschen hat. Keiner mag kontinuierlich belegte Wäscheständer im Flur. kannte Stadt ziehst, ist das der einfachste Weg dich erstmal zurecht zu finden und dich an die neue Wohnsituation zu gewöhnen. Nach einem Semester wird es dir einfacher fallen, einschätzen zu können, wo du am liebsten wohnen würdest und was dir am wichtigsten beim Zusammenleben ist. - Sich die zukünftigen Mitbewohner schön reden. Wenn es schon beim ersten Treffen kriselt, dann am besten direkt weiter umsehen, wenn du nicht super dringend ausziehen musst, findest du auch dann noch passendere Mitbewohner. + Bei der Besichtigung einfach GANZ NORMAL aussehen! Die freaky Kostümjacke und die Glitzer-High-Heels vom - Fragwürdige „Haustiere“ wie Stabheuschrecken oder Ameisen in Terrarien mitbringen. Irgendwas passiert immer in WGs Wochenende im Schrank lassen und in Pulli, Jeans und Turnschuhen zum WG-Casting erscheinen. Duschen davor ist auch von Vorteil. Ihr werdet eher genommen, glaubt mir. + Bestechung! Ob ein selbst gebackener Kuchen, Knabberzeug oder leckere Muffins, Essen kommt immer gut an und du kannst direkt mit deinen vorzüglichen Backkünsten punkten. Besitzt du diese nicht, lass es sein… + Du kannst irgendetwas mitbringen? Super! Vor allem Toaster, Staubsauger, Kaffeemaschine oder Mikrowelle werden oft gebraucht, also immer erwähnen! und du willst sicher auch nicht derjenige sein, der Grashüpfer mit Keschern wieder einzufangen versucht. - Als Paar einziehen wollen. Ihr wollt doch auch eure Ruhe oder? Lügt niemanden an mit Versprechen wie: „Wir streiten uns nie und auch sonst sind wir total unauffällig!“ Spätestens wenn Schluss ist, wird die Situation ganz schön ekelhaft. - Sich ausmalen Ferkel zur Vernunft bringen zu können. Eure Alarmglocken sollten läuten bei: dreckigen Töpfen, Essen mit Füßen, Wäsche in der schon längst abgestellten Waschmaschine, schimmliger Duschvorhang, Spinnenweben an Zimmerdecken/-ecken… Nein, das ist NICHT NUR EINMAL ausnahmsweise so… einmal Ferkel immer Ferkel! Sima Celik
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