Übung Betriebswirtschaftslehre I „Grundlagen des Marketing“ Übung 3: Strategisches Marketing Technische Universität Chemnitz Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Lehrstuhl für Marketing und Handelsbetriebslehre Prof. Dr. Cornelia Zanger Sommersemester 2015 Prof. Dr. Cornelia Zanger 1 Übung Grundlagen des Marketing Lernziele 3. Übung › Strategische Geschäftseinheiten (SGE) › Methoden der strategischen Marketingplanung » Stärken-Schwächen-Analyse » Chancen-Risiken-Analyse » Lebenszyklusanalyse » Erfahrungskurven-Analyse » Portfolio-Analyse › Probleme der Methoden strategischer Marketingplanung Prof. Dr. Cornelia Zanger 2 Übung Grundlagen des Marketing 1. Merkmale von Marketingentscheidungen Marketingentscheidung = Marketingentscheidungsträger (Person oder Gremium) trifft bewusste Wahlhandlung, die unternehmensund marktbezogen ist. Kennzeichnung von Marketingentscheidungen = Entscheidung unter unvollkommener Information über Prozesse, die dynamisch, nicht linear, verzögert, stochastisch und sich gegenseitig beeinflussend sind. Prof. Dr. Cornelia Zanger Übung Grundlagen des Marketing 3 1. Merkmale von Marketingentscheidungen Marktorientiertes Zielsystem (z) z.B. • Rendite bzw.– Gewinn • Umsatz • Marktanteil • Image Marketingaktivitäten (A) Umwelt (S) kontrollierte Variablen des Marketing-Mix: nicht kontrollierte Variablen der Umwelt: z.B. • Produkt-Mix • Distributions-Mix • Kontrahierungs-Mix • Kommunikations-Mix z.B. „Natur“ (z.B. Klima) • Gesamtwirtschaft bzw. Branche • Käuferverhalten • Konkurrenzverhalten • Rechtsordnung Beeinflussbar durch Marketingaktivitäten (z.B. Branche, Käuferverhalten) Unbeeinflussbar durch Marketingaktivitäten (z.B. Natur, Rechtsordnung) Quelle: Meffert, H.: Marketing, 9. Aufl., Wiesbaden, 2000, S. 59 Prof. Dr. Cornelia Zanger 4 Übung Grundlagen des Marketing 1. Merkmale von Marketingentscheidungen Marketingziele kennzeichnen die am Marketingbereich gesetzten Imperative (Vorzugsstände), die durch den Einsatz absatzpolitischer Instrumente erreicht werden sollen. (Quelle: Meffert, H. 1971, Heinen 1976, S. 49ff., zit. nach Meffert, H., Burmann, C., Kirchgeorg, M. (2015): Marketing. S. 255). • ökonomische Marketingziele: • psychologische Marketingziele: Prof. Dr. Cornelia Zanger 5 Übung Grundlagen des Marketing 1. Hierarchie der Zielebenen im Unternehmen Unternehmenszweck Unternehmensziele Funktionalziele SGE Instrumentalziele Quelle: Homburg, C.; Krohmer, H. (2015): Marketingmanangement. 5. Aufl., Wiesbaden, S. 431 Prof. Dr. Cornelia Zanger 6 Übung Grundlagen des Marketing 1. Grundlagen – Strategisches und Operatives Marketing Analyse der externen und internen Umwelt Strategische Unternehmensplanung Mission Markt- und Geschäftsfelddefinitionen Strategische Stoßrichtungen und Ressourcenallokation Strategische Marketingplanung Geschäftsfeldziele und –strategien Marktteilnehmerstrategien Budgetierung Operative Marketingplanung Instrumentenziele Maßnahmen Instrumentenbudgetierung Implementierung Kontrolle Prof. Dr. Cornelia Zanger 7 Übung Grundlagen des Marketing 1. Grundlagen – Strategisches und Operatives Marketing Strategische Marketingentscheidungen: haben, im Gegensatz zu taktischen/operativen Entscheidungen einen zukunftsbezogenen, langfristigen, grundsätzlichen Charakter. Operative Marketingentscheidungen: beziehen sich auf die Umsetzung der Marketingstrategie in operative Marketingaktivitäten. Diese Entscheidungen besitzen einen reaktiven, kurzfristigen Charakter, wobei jedem Unternehmen hierzu marktbeeinflussende Instrumente (Marketinginstrumente) zur Verfügung stehen. Prof. Dr. Cornelia Zanger 8 Übung Grundlagen des Marketing 1. Grundlagen - Strategische Geschäftsfeldeinheiten SGF sind gedankliche Konstrukte, die voneinander abgegrenzte heterogene Tätigkeitsfelder einer Unternehmung repräsentieren und eigenständige Marktaufgaben zu erfüllen haben. (in Anlehnung an Meffert, H.: Marketing, 12. Aufl., Wiesbaden, 2015, S.248) Prof. Dr. Cornelia Zanger 9 Übung Grundlagen des Marketing 1. Grundlagen – Strategische Geschäftsfeldeinheiten Kennzeichen von SGF (nach Meffert 2015): › eigene von anderen SGF unabhängige Marktaufgabe, die auf die Lösung abnehmerrelevanter Probleme gerichtet ist › nimmt am Markt als vollwertiger Konkurrent teil › erlaubt die Formulierung und Implementierung eigener Strategien › leistet einen eigenständigen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens Prof. Dr. Cornelia Zanger 10 Übung Grundlagen des Marketing Lernziele der Übung 1. Strategische Geschäftsfeldeinheiten (SGF) 2. Methoden der strategischen Marketingplanung » Chancen-Risiken-Analyse » Stärken-Schwächen-Analyse » Lebenszyklusanalyse » Erfahrungskurven-Analyse » Portfolio-Analyse 3. Fallbeispiel Prof. Dr. Cornelia Zanger 11 Übung Grundlagen des Marketing 2. Methoden der strategischen Marketingplanung Aufgabe 1: - Welche Methoden der strategischen Marketing-Planung unterscheidet man? - Welche Probleme lassen sich mit ihrer Hilfe lösen? Prof. Dr. Cornelia Zanger 12 Übung Grundlagen des Marketing 2. Methoden der strategischen Marketingplanung a) Chancen-Risiken-Analyse Situationsanalyse b) Stärken-Schwächen-Analyse c) Lebenszyklusanalyse d) Erfahrungskurvenanalyse e) Portfolio-Analyse Prof. Dr. Cornelia Zanger 13 Übung Grundlagen des Marketing a) Chancen-Risiken-Analyse › Ziel: › Chance: › Risiko: Prof. Dr. Cornelia Zanger 14 Übung Grundlagen des Marketing b) Stärken-Schwächen-Analyse › Ziel: Bestimmung des eigenen Handlungsspielraumes gegenüber den Konkurrenten › Vorgehensweise: 1. Erstellung eines Ressourcenprofils 2. Ermittlung der Stärken und Schwächen des Unternehmens 3. Identifikation spezifischer Kompetenzen (Bezugspunkt: Konkurrenz) › Ergebnis: › Identifikation der Bereiche, in denen das Unternehmen gegenüber der Konkurrenz spezifische Wettbewerbsvorteil besitzt Prof. Dr. Cornelia Zanger 15 Übung Grundlagen des Marketing c) Lebenszyklusanalyse • Annahme: • Ziele: • » Optimaler phasenspezifischer Einsatz von Marketing-Strategie » Bestimmung des weiteren Absatzverlaufes » Absicherung der Produktnachfolge Kritik: Prof. Dr. Cornelia Zanger 16 Übung Grundlagen des Marketing c) Lebenszyklusanalyse Beispiel Lebenszyklusanalyse: Idealtypische Form des Produktlebenszyklus Absatz, Produktdeckungsbeitrag 1. 2. 3. 4. Absatz Produktdeckungsbeitrag Entwicklungsperiode Zeit (t) Marktperiode Entstehung der Produktidee Markteinführung Prof. Dr. Cornelia Zanger 17 Übung Grundlagen des Marketing c) Lebenszyklusanalyse Typische Phasen des Produktlebenszyklus 1. Einführungsphase Das Produkt wird erstmals am Markt präsentiert und wird langsam bekannt (Innovationsfreudige Käufer und „frühe Adopter") Strategieempfehlung: Investieren (z. B. Absatzwege, Werbung) 2. Wachstumsphase Das Produkt wird vom Markt angenommen und findet schnelle Verbreitung (Käufer: „frühe Mehrheit“) Strategieempfehlung: Investieren (z. B. Kapazitätsausbau) 3. Reifephase Absatz des Produktes stagniert auf hohem Niveau (Käufer: „späte Mehrheit“) Strategieempfehlung: Abschöpfen, nicht mehr investieren 4. Sättigungsphase Absatzzahlen rückläufig, Markt schrumpft, Nachfrage gedeckt (Käufer: „Nachzügler“) Strategieempfehlung: Desinvestieren, Rückzug, neues Produkt einführen Prof. Dr. Cornelia Zanger 18 Übung Grundlagen des Marketing d) Erfahrungskurvenanalyse › Erfahrungskurveneffekt: Bei der Verdoppelung der kumulierten Produktionsmenge eines Produktes sinken die wertschöpfungsbezogenen Stückkosten um einen bestimmten Prozentsatz (Lernrate potentiell: 2030%). › Ursache: » Fixkostendegression » economies of scale = Betriebsgrößeneffekte Kostenersparnisse bei wachsender Ausbringungsmenge » technischer Fortschritt » Rationalisierung » Lerneffekte (individuelle Ansammlung von Wissen) Prof. Dr. Cornelia Zanger 19 Übung Grundlagen des Marketing d) Erfahrungskurvenanalyse › Ziele: » langfristige Prognose der Kostenentwicklung Planung der Preisstrategie › » langfristige Prognose der Marktpreisentwicklung » langfristige Prognose der eigenen Gewinnpotentiale Kritik: » » » » » » einseitige Konzentration auf den Preiswettbewerb einseitige Betrachtung des MA als Bewertungskriterium statischer Produktbegriff liegt dem Konzept zugrunde Möglichkeit des Zukaufs von „Erfahrung“ wird nicht beachtet Imitatoren machen weniger Fehler als der Innovator Überlagerung der Erfahrungskurve durch kundenspezifische Wünsche Prof. Dr. Cornelia Zanger 20 Übung Grundlagen des Marketing e) Portfolioanalyse I › Ziel: › wirtschaftlich vorteilhafte Mischung der strategischen Geschäftsfeldeinheiten › Grundidee: › ausgewogene Streuung von risikoreichen und –armen SGF, die finanzielle Mittel freisetzen und verbrauchen Prof. Dr. Cornelia Zanger 21 Übung Grundlagen des Marketing e) Portfolioanalyse II › Vorgehensweise: Positionierung der SGF anhand von 2 Bestimmungsfaktoren in einer Matrix » Eine Dimension ist vom Unternehmen beeinflussbar » Zweite Dimension nur indirekt oder gar nicht durch das Unternehmen beeinflussbar › Ableitung von Normstrategien 2 Möglichkeiten: » Boston Consulting Group (BCG) » McKinsey-Portfolio Prof. Dr. Cornelia Zanger 22 Übung Grundlagen des Marketing e) Portfolioanalyse III › Probleme: » Messprobleme » Gefahr der Scheingenauigkeit » Produkt muss nicht zwangsläufig alle Portfoliofelder durchlaufen » falsche Abgrenzung der SGF » Unabhängigkeit der SGF voneinander nicht gewährleistet » einseitige Konzentration auf die Wachstumsstärke Prof. Dr. Cornelia Zanger 23 Übung Grundlagen des Marketing Lernziele der Übung 1. Strategische Geschäftsfeldeinheiten (SGF) 2. Methoden der strategischen Marketingplanung » Chancen-Risiken-Analyse » Stärken-Schwächen-Analyse » Lebenszyklusanalyse » Erfahrungskurven-Analyse » Portfolio-Analyse 3. Fallbeispiel Prof. Dr. Cornelia Zanger 24 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel - Aufgabenstellung Aufgabe 2: Die „Rulkan AG“ stellt nicht-alkoholische Getränke für den europäischen Markt her. Im Programm hat das Unternehmen sechs Produkte, die in Ihren Verantwortungsbereich fallen: » Produkt A: „Rulcola“ (Colagetränk mit Koffein) » Produkt B: „Rumineral con“ (Mineralwasser mit Kohlensäure) » Produkt C: „Rumineral sine“ (Mineralwasser ohne Kohlensäure) » Produkt D: „Rumineral medium“ (Mineralwasser mit wenig Kohlensäure) » Produkt E: „Rulanta“ (Limonadengetränk mit Orangengeschmack) » Produkt F: „Rulimette“ (Limonadengetränk mit Limettengeschmack) Prof. Dr. Cornelia Zanger Übung Grundlagen des Marketing 25 3. Fallbeispiel - Aufgabenstellung Über die einzelnen Produkte liegen folgende Produktinformationen vor: Produkt Umsatz (in 1.000€) Marktvolumen (in 1.000€) Marktwachstum Umsatz des Hauptwettbe(pro Jahr) werbers (in 1.000€) A 118 420 0% 190 B 350 1.100 + 1% 310 C 28 75 + 2% 27 D 490 3.800 + 5% 2.600 E 101 430 + 7% 190 F 680 1.600 + 4% 500 Prof. Dr. Cornelia Zanger 26 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel - Aufgabenstellung Aufgabenstellung: a) Erstellen Sie ein Marktanteils-Marktwachstums-Portfolio für die sechs Produkte der „Rulkan AG“, die in Ihren Verantwortungsbereich fallen! Nehmen Sie dabei die Grenzziehung der beiden Achsen so vor, dass zum einen eine mögliche Marktführerschaft deutlich wird und zum anderen eine Unterteilung in über- bzw. unterdurchschnittliches Wachstum vorgenommen wird. Verdeutlichen Sie dabei auch graphisch die unterschiedliche Bedeutung der Produkte (i.S. einer Rangfolge; Maßstabstreue ist hierbei nicht erforderlich) für den Gesamtumsatz der „Rulkan AG“! Prof. Dr. Cornelia Zanger 27 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel - Aufgabenstellung Aufgabenstellung: b) Erarbeiten Sie auf Basis des erstellten Ist-Portfolios mögliche strategische Stoßrichtungen (Normstrategien) für die von Ihnen betreuten Produkte! c) Welche Vor- und Nachteil hat die Verwendung dieses Portfolios? Prof. Dr. Cornelia Zanger 28 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel - Aufgabenstellung 8 Marktwachstum in % 7 6 5 4 3 2 1 0 Relativer Marktanteil Prof. Dr. Cornelia Zanger Übung Grundlagen des Marketing 29 3. Fallbeispiel: Grundlagen – BCG-Portfolio 1. Die Portfolio-Matrix der Boston Consulting Group »Stars« 22 % 20 % »Fragezeichen« 4 3 Marktwachstum 18 % 1 2 16 % 5 14 % 12 % 10 % »Milchkühe« »arme Hunde« 7 8% 6% 6 4% 8 2% 10x 4x 2x 1x 0,4x 0,3x 0,2x 0,1x relativer Marktanteil Quelle: Kotler, P.; Bliemel, F.: Marketing-Management, 12. Aufl., Stuttgart, 2010, S. 96 Prof. Dr. Cornelia Zanger 30 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel: Grundlagen – BCG-Portfolio › Dimensionen: Betrachtung quantitativer Faktoren › Relativer Marktanteil (RMA): » vom Unternehmen beeinflussbare Komponente » Hintergrund: Erfahrungskurve RMA = Umsatz des eigenen Unternehmens Umsatz des größten Konkurrenten Prof. Dr. Cornelia Zanger Übung Grundlagen des Marketing 31 3. Fallbeispiel: Grundlagen – BCG-Portfolio Relatives Marktwachstum: » vom Unternehmen nicht bzw. nur in geringem Maße beeinflussbar Komponente » Hintergrund: Lebenszykluskonzept Umsatz t1 – Umsatz to Marktwachstumsrate = Prof. Dr. Cornelia Zanger Umsatz to 32 x 100 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel – Lösung a) Lösung Teilaufgabe a): 1. Berechnen des Relativen Marktanteils je Produkt: » A: » B: » C: » D: » E: » F: Prof. Dr. Cornelia Zanger 33 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel – Lösung a) 2. Wo werden die Grenzen bei den Achsen gezogen, so dass eine 4Felder-Matrix entsteht? 3. Ordnen Sie den einzelnen Feldern dieser Matrix die Bezeichnungen des BCG-Portfolios zu . 4. Wie drücken Sie graphisch die Bedeutung der einzelnen Produkte für den Gesamtumsatz aus? Prof. Dr. Cornelia Zanger 34 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel – Lösung b) Lösung Teilaufgabe b): Normstrategien der einzelnen Produkte 1. Produkt A: 2. Produkt B: 3. Produkt C: Prof. Dr. Cornelia Zanger 35 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel – Lösung b) 4. Produkt D: 5. Produkt E: 6. Produkt F: Prof. Dr. Cornelia Zanger 36 Übung Grundlagen des Marketing 3. Fallbeispiel – Lösung c) Lösung Teilaufgabe c): Vor- und Nachteil des BCG-Portfolios Vorteile Prof. Dr. Cornelia Zanger Nachteile 37 Übung Grundlagen des Marketing
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