Aufstand gegen den Taxi-Konkurrenten Uber - Migros

8 | MM10, 7.3.2016 | MENSCHEN
Worauf achten
Sie bei der
Taxi-Wahl?
Migmag.ch/umfrage
Diese Woche
Aufstand gegen den
Taxi-Konkurrenten Uber
Rund 450 Taxifahrer demonstrierten vergangene Woche gegen Uber. Das Transportunternehmen ist seit 2013 in der Schweiz tätig und bedroht derzeit eine ganze Branche.
Rasoul Jalali, General Manager von Uber Schweiz, stellt sich den Vorwürfen.
Text: Anne-Sophie Keller
Umfrage
Letzte Woche haben
wir gefragt:
Worin sehen Sie den
Hauptgrund für mehr
auffälliges Verhalten im
Kindergarten?
35% In der mangelnden
Erziehung und immer
mehr Einzelkindern.
26% Im früheren Eintritt
in den Chindsgi.
23% Im höheren Druck
(von Eltern und Gesellschaft) auf die Kinder.
16% Im heikleren
Zusammenspiel
verschiedener Kulturen
und Lebensstile.
1 Mio.
Sehen ihren Berufsstand und ihren Verdienst in Gefahr: Taxifahrer demonstrieren in Bern gegen Uber.
50 Mia.
W
Menschen haben sich
bis heute weltweit als
Fahrer bei Uber
angemeldet.
US-Dollar beträgt der
Börsenwert des
Unternehmens Uber.
300
Städte weltweit werden
vom Fahrservice bedient.
Quellen. Uber.com, U3nia.ch
o sonst Touristen auf
das Glockenspiel der
Zytglogge warten,
stand am 29. Februar
alles still: Rund 450 Taxifahrer
demonstrierten in der Berner Alt­
stadt gegen die Konkurrenzfirma
Uber. Ihre Forderungen: eine so­
zialverträgliche Mitarbeiterpolitik,
kein Personentransport ohne Ver­
sicherung und ausgebildete Fahrer.
Seit Uber 2013 in die Schweiz
kam, weht dem Transportunter­
nehmen mit Sitz in San Francisco
ein rauer Wind entgegen. Vor allem
die Dumpingpreise – in der Regel
die Hälfte oder ein Drittel der re­
gulären Taxikosten – sorgen für
Ärger. So berichtet die Taxisektion
Zürich von Umsatzeinbussen von
bis zu 40 Prozent bei ihren Mit­
gliedern.
Uber ist bis jetzt in Zürich,
Basel, Genf und Lausanne ver­
treten. Allein in Zürich gibt es
rund 100 000 Nutzer und rund
1000 Fahrer. Da sich der Fahr­
dienst nicht als Taxi­Unternehmen
bezeichnet, ist er auch nicht an die
Richtlinien des Taxigesetzes ge­
bunden. Kritisiert wird vor allem
der Service UberPop, bei dem pri­
vate Fahrer Personen transportie­
ren können. Die Fahrer müssen
weder über eine eidgenössische
Zulassung verfügen noch sich an
die dazugehörigen Arbeits­ und
Ruhezeitverordnungen halten.
Zudem sind Uber­Fahrzeuge nicht
wie Taxis versichert: Bei einem
Unfall bezahlt die private Haft­
pflichtversicherung.
Der Protest in Bern war nicht
der einzige seiner Art: Schon im
Sommer 2014 demonstrierten
Taxifahrer in Berlin, Paris, Rom,
Mailand, Madrid, Barcelona, Lissa­
bon und London gegen Uber. MM
Bilder: Lukas Lehmann/Keystone, zVg
Uber in Zahlen
MENSCHEN | MM10, 7.3.2016 | 9
Strassenumfrage
Rasoul Jalali
«Fahrgäste erhalten durch
die Bewertungsfunktion mehr
Sicherheit und Qualität»
Rasoul Jalali, vergangene Woche wurde in Bern gegen Uber demonstriert,
in Zürich beschweren sich Taxiunternehmen über Sie. Was läuft falsch?
Ich würde behaupten, wir machen in
der Schweiz sehr gute Erfahrungen.
Allein im letzten Jahr sind wir in
Zürich ums Vier- bis Fünffache
gewachsen. Und wenn man als neuer
Anbieter an alten Strukturen rüttelt,
gibt das Spannungen, die wir nachvollziehen können.
Normale Taxifahrer kommen
mit ihrem Gehalt kaum über die
Runden. Ihre Fahrer können von
ihrem Lohn gar nicht leben. Ist
das ethisch vertretbar?
Für professionelle Taxi- oder Limousinenfahrer, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, gibt es UberX
und UberBlack, den LimousinenService. Es ist heute schon so, dass
sich zahlreiche Taxifahrer über
unsere Plattform Fahrten vermitteln
lassen und so von der zusätzlichen
Nachfrage unserer Community profitieren. Damit reduzieren sie ihre
Leer- und Standzeiten und haben
am Ende des Monats mehr Geld in
der Tasche.
Genug, um die Miete zu bezahlen?
Früher hatten die Taxifahrer die
Möglichkeit, sich eine Stammkundschaft aufzubauen, sich an einer
Zentrale anzuschliessen oder an Taxistandplätzen auf Laufkundschaft zu
warten. Uber ist eine vierte Variante,
um weitere Fahrten und eine höhere
Auslastung zu generieren. Denn reguläre Taxifahrer verdienen in 72 Prozent ihrer Arbeitszeit kein Geld.
Die Fahrer der dritten Uber-Variante, UberPop, verdienen gar nichts.
Was sagen Sie zum Vorwurf des
Lohndumpings?
Bei UberPop nehmen Privatpersonen
Leute mit. Früher nannte man das
einfach Mitfahrgelegenheit. UberPop
ist nicht da, um Geld zu verdienen.
Manche Fahrer nutzen UberPop, um
die ohnehin vorhandenen Fixkosten
für ihr Auto wieder reinzuholen,
Fahren Sie Taxi oder Uber?
andere sind interessiert an spannenden Gesprächen.
Warum haben Sie kürzlich die
Abgabe der Fahrer an Uber von
20 auf 25 Prozent erhöht?
Weil wir Büros in Zürich, Basel, Genf
und Lausanne haben und dort
15 Festangestellte beispielsweise im
Marketing oder Kundenservice arbeiten. Vergleicht man unsere Abgabe
mit den rund 1000 Franken, die
Taxifahrer der Zentrale abgeben
müssen, kommen unsere Fahrerpartner nicht schlechter weg.
UberPop-Fahrer sind nicht ausgebildet. Ist ein Taxi nicht sicherer?
Wenn man bei UberPop einsteigt,
sieht man bereits vor der Fahrt das
Bild, den Namen sowie das Nummernschild des Fahrers. Das schafft
Sicherheit. Die ideale Route wird
vorgegeben, und der Preis kann vor
der Abfahrt abgeschätzt werden. Die
gegenseitige Bewertung von Fahrer
und Fahrgast führt ausserdem zu
einem freundlicheren Umgang.
Wer haftet, wenn ein Uber-Fahrer
einen Unfall baut?
Wenn die professionellen Fahrer
einen Unfall bauen, werden die
Kosten durch die Versicherung des
berufsmässigen Personentransports
gedeckt. Wenn es bei einer Fahrt mit
UberPop einen Unfall gibt, haftet die
private Auto- und Autohaftpflichtversicherung des Lenkers. Falls sich
die Versicherung querstellen würde,
hätten wir eine Zusatzversicherung.
Was kann die Taxibranche von Uber
lernen?
Man muss Technologien sinnvoll
nutzen. Der Fahrtenschreiber ist
völlig veraltet und kann durch eine
GPS-Verbindung ersetzt werden. Die
Arbeits- und Ruhezeitenverordnung,
für die die Fahrer extra eine theoretische Prüfung machen müssen,
könnte man in einer App hinterlegen.
Und Fahrgäste erhalten durch die Bewertungsfunktion mehr Kostentransparenz, Sicherheit und Qualität. MM
Felice Melillo (48), Maler, Zürich:
Rasoul Jalali (33)
ist General Manager
von Uber Schweiz.
«Von Uber habe ich schon gehört.
Ich nehme aber das Taxi, wenn ich
irgendwohin muss. Da ich sehr selten
nicht selber fahre, schaue ich mich
auch nicht gross um.»
Josephine Jeanguenin (16), im
gestalterischen Vorkurs, Neerach
ZH: «Nur Uber. Die Bestellung via App
ist einfacher, die Fahrt günstiger, die
Autos sauberer. Und auf mich wirken
Uber-Fahrer vertrauenswürdiger.»
Claudia Seitz (29), Kundenberaterin, Zürich Oerlikon: «Ich nehme
nach wie vor das Taxi. Da findet man
immer ein Auto, wenn man spontan
einen Chauffeur braucht. Uber-Autos
erkennt man nicht.»