Culelia, ein vergessenes Dorf in der Dobrudscha Heinz-Jürgen Oertel Nachdem wir im Heft 9/2015 des Mitteilungsblattes den Aufruf vom Jahr 1930 zum Bau einer neuen Kirche in Culelia und den heutigen Zustand vorgestellt hatten, möchte ich heute eine Beschreibung des Dorfes von Paul Traeger aus dem Jahr 19211 hinzufügen. Er schreibt: Ein trüberes Bild bietet die schon erwähnte katholische Kolonie Culelia, ungefähr 28 km nördlich von Caramurat. Anfang der achtziger Jahre (des 19. Jahrhunderts) sind die ersten 8 deutschen Familien angekommen, von denen 6 aus der Kolonie Mannheim im Gouvernement Cherson stammten. Wie schon berichtet, ist ferner ein Teil der Familien aus Krassna von Caraibil hierher übergesiedelt, und weiterer Zuzug kam aus Malcoci. Diese Zusammensetzung erklärt es, daß unter den Namen der 57 Familien, die mit 283 Seelen die deutsche Kolonie bilden, bis auf 7 (Friedrich, Wüst, Weichelt, Johnert, Pfeifer, Hörner, Kosolowski) alle auch in Malcoci und Caramurat vertreten sind. Der Ort war vorher von Tataren bewohnt, die infolge des Krieges geflüchtet und nicht zurückgekehrt waren. Gegenwärtig gibt es im Dorf noch 13 später angesiedelte, rumänische Familien. Die Gegend von Culelia ist stark hügelig, und auch die lange typische Dorfstraße führt über sehr gewelltes Gelände. Ein kleiner, auch im Sommer nicht austrocknender Bach trieb früher 3 Mühlen. Jetzt war nur noch eine sehr malerische, aber auch recht primitive im Gang. Wassermühle in Culelia Über dieser deutschen Niederlassung hat kein freundliches Geschick gewaltet. Der Boden ist schlecht und von Unkraut überwuchert. Mißernten infolge Dürre sollen in dieser Gegend alle paar Jahre regelmäßig wiederkehren. 1 Die Deutschen in der Dobrudscha, Paul Traeger, Ausland und Heimat Verlags-Aktiengesellschaft, Stuttgart 1922 07.11.2015 -2Dazu kommt, daß als Absatzmarkt nur das ferne Konstanza in Betracht kommt, so daß sich auch Butter und Eier nicht gut verwerten lassen. Der Landbesitz ist verhältnismäßig groß, 10-40 ha, ein Bauer hat sogar 129, viele jedoch sind landlos und arbeiten auf Pachtland. 15 Familien sind nach Amerika ausgewandert, zwei davon nach Argentinien. Doch trotz dieser ungünstigen Verhältnisse haben auch hier die Deutschen sich Haus und Hof stattlich und sauber hergerichtet, und der gute Eindruck des Dorfes wird, wie auch Kirche in Culelia mit dem im Kriege niedergebrannten Pfarrhaus der Bukarester Erzbischof Raimund Netzhammer bezeugt, nur durch einige elende, von einer anderen (d.h. rumänischen) Nationalität bewohnte Landhäuser am Nordende beeinträchtigt. Zur Zeit meiner Anwesenheit sah es allerdings überall traurig aus. Kein anderes der deutschen Dörfer hatte durch den Krieg derart gelitten wie Culelia. Eine Anzahl der Häuser war vollständig niedergebrannt, keins unbeschädigt geblieben. Auch das Pfarrhaus war eine Ruine. Russen, Türken und Bulgaren hatten nacheinander hier gewüstet und auch einige deutsche Mädchen vergewaltigt und verschleppt. Später erfolgen noch einige interessante statistische Angaben aus dem Jahrgang 1911: Pfarrbezirk Culelia: 237 Seelen, 10 Taufen, 4 Begräbnisse, 3 Trauungen Das Buch von Traeger enthält Beschreibungen der meisten Dörfer der Dobrudscha. Darüber hinaus Statistiken, Details zum Leben in den Dörfern, Gedichte und Lieder. Eine Neuauflage ist erhältlich unter ISBN-13: 978-3735791559. 07.11.2015
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