Welcome! Ciao! Guten Tag!

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Nr. 55 | 20. Oktober 2015
Germanisches Nationalmuseum
Luthers Lehren als Gemälde?
Ein Theologe und ein Kunsthistoriker diskutieren über Lucas Cranachs Programmbild der Reformation
Nicht nur in Texten, auch in Bildern verbreitete
Martin Luther Anfang des 16. Jahrhunderts seine re­
formerischen Ideen. Unterstützt wurde er dabei von
Lucas Cranach d. Ä., mit dem ihm auch privat eine
enge Freundschaft verband. Dessen Gemälde Allegorie auf Gesetz und Gnade zählt zu den bekanntesten
protestantischen Lehrbildern und gilt als Verbild­
lichung der Kerngedanken Luthers. Doch stimmt das
überhaupt? Darüber diskutieren ein Theologe und ein
Kunsthistoriker am 21. Oktober.
Die Darstellung gliedert sich in zwei Hälften: Links
wird ein Mensch von Tod und Teufel in den Höllen­
schlund getrieben. Neben ihm steht Mose mit den
Gesetzestafeln, im Hintergrund klein begehen Adam
und Eva den Sündenfall. Thema ist die Furcht des
Menschen vor der ewigen Verdammnis. Der Mensch
untersteht dem Gesetz Gottes und erkennt, dass er
ein Sünder ist, da das Gesetz etwas vorschreibt, was
er niemals erfüllen kann.
Auf der rechten Bildtafel blickt der Mensch zum ge­
kreuzigten Christus auf, dahinter triumphiert der auf­
Lucas Cranach d. Ä., Allegorie auf Gesetz und Gnade, nach 1529. Foto: Dirk Meßberger
erstandene Christus mit Lanze über Tod und Teufel.
Diese Bildhälfte veranschaulicht, dass die Erlösung
des Menschen ein Gnadenakt Gottes ist – eine zen­
trale theologische Aussage der Reformation. Gottes
Sohn ist für die Menschen am Kreuz gestorben.
Wichtiger Ausgangspunkt für Luthers Theologie
war Paulus’ Römerbrief. Er besagt, dass Adam und
Christus sich als zwei Pole gegenüberstehen: Kamen
durch den Sündenfall eines Einzigen – nämlich durch
Adam, der den Apfel nahm – die Sünde und der Tod
über alle Menschen, so kommt durch die Gnadentat
Christi – sein Tod am Kreuz – die Gnade Gottes über
viele.
Angeblich entstand Cranachs Gemälde unmittelbar
unter den Augen Luthers. Doch auch von anderen
Künstlern wie Hans Holbein oder Albrecht Altdorfer
existieren vergleichbare Bildschöpfungen. Wie passt
das zusammen?
Sonja Mißfeldt
Mi 21. 10. 2015, 19 Uhr, Eintritt frei
Welcome! Ciao! Guten Tag!
Andere Länder, andere Sitten? Im Germanischen
Nationalmuseum wird es mehrmals im Monat
multikulturell. Egal ob Italienisch, Russisch oder
Englisch: Bei den öffentlichen Fremdsprachen­
führungen stehen nicht nur die Kunstwerke im
Vordergrund. „Ich versuche dabei auch immer,
einen Bezug zur italienischen Kultur zu schaffen,
und ziehe oft Vergleiche“, sagt Monica GiorgettiStierstorfer. Die gebürtige Römerin führt seit 2011
Besucher in italienischer Sprache durch die Aus­
stellungsräume. Das Programm ist vielseitig und
abwechslungsreich. Die verschiedenen Gruppen
nehmen mindestens einmal monatlich entweder
ein bestimmtes Werk oder die Sammlung des GNM
zum Kennenlernen unter die Lupe.
Die fremdsprachigen Führungen sind nicht nur
für Muttersprachler und Touristen interessant,
auch Lernende, die die jeweilige Sprache noch nicht
fließend beherrschen, sind herzlich eingeladen. Bei
den Führungen von Giorgetti-Stierstorfer sind itali­
enische Besucher sogar die Ausnahme. „Die meisten
kommen, um die Sprache zu üben. Manchmal suche
ich die Objekte auch gezielt nach dem Wortschatz
aus, das ist für alle sehr spannend.“ In entspannter
Atmosphäre lernt es sich leichter. Dabei kommt
kein Teilnehmer zu kurz. Bei so viel Engagement
kann es auch passieren, dass die Italienerin vor ei­
nem Objekt das Lied zu einem traditionellen Tanz
von ihrem Smartphone abspielt oder in der Frankfurter Küche Vokabeln wie „Spülbecken“ übersetzt.
Ein kleiner Exkurs zu den Essgewohnheiten der
Italiener ist dann natürlich inklusive. „Während
der Führung herrscht immer eine sehr familiäre
Stimmung und ich bemühe mich, viel Anschauungs­
material mitzubringen“, sagt Giorgetti-Stierstorfer.
Abwechslungsreiche Themen
So verschmelzen Kultur, Sprache, Geschichte
und Kunst spielerisch miteinander. Wer regelmäßig
kommt, darf sich auch mal ein Objekt oder Thema
für den nächsten Besuch wünschen. Ob klassisch
oder gegenwartsbezogen – informativ und unter­
haltsam ist es in jedem Fall. Ein Teilnehmer drückt
es sogar so aus: „Mal verstehe ich während der Füh­
rungen 20 Prozent und manchmal 80 Prozent. Spaß
macht es aber immer zu 100 Prozent!“
Lust auf eine Führung auf Italienisch, Russisch
oder Englisch bekommen? Die nächsten Termine
finden Sie hier: www.gnm.de oder www.kpz-nuern­
berg.de oder telefonisch unter (0911) 13 31-2 38.
Verena Krippner
Begutachtung
Termine
Kunst oder Krempel? Wissenschaftler und Res­
tauratoren nehmen am Samstag, 7. November ab
10 Uhr wieder Antiquitäten und Sammlerstücke
aus Privatbesitz unter die Lupe. Sie geben Aus­
kunft über Erhaltungszustand, Herstellungsweise
und kulturgeschichtliche Bedeutung. Wertan­
gaben können leider keine gemacht werden.
Begutachtet werden Gemälde und Skulpturen, gra­
fische Blätter, Kunsthandwerk und Goldschmiede­
arbeiten, historische Bücher, Archivalien, Münzen
und Medaillen, Spielzeug, Uhren und Waffen sowie
historische Textilien. Die Begutachtung ist kosten­
frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
In Mode. Kleider und Bilder aus
Renaissance und Frühbarock
3. 12. 2015 bis 6. 3. 2016
Ausstellungen
Ausstellungen
Zwischen Venus und Luther:
Cranachs Medien der Verführung
noch bis 22. 5. 2016
Niederländische Zeichnungen
Neu entdeckte Werke aus dem GNM
18. 2. bis 22. 5. 2016
Monica Giorgetti-Stierstorfer mit Museumsbesuchern, Foto: Monika Runge
Themenführung in italienischer Sprache:
Conrat Meit: Marte e Venere, ca. 1515
20. 11., 16.30 Uhr
Herausgeputzt und ausstaffiert:
Mode der Frühen Neuzeit (ab 6 J.)
27. 12., 10.30 Uhr
Themenführung in italienischer Sprache:
Ex-Voto e Presepi
18. 12., 16.30 Uhr
Konzerte
Führungen in russischer Sprache
zum Kennenlernen des Museums
21. 10. und 25. 11., 18.15 Uhr
Fremdsprachenführungen
Fremdsprachenführungen
Themenführung in russischer Sprache:
Glasfenster
4. 11., 18.15 Uhr
Führungen in englischer Sprache
zum Kennenlernen des Museums
1. 11., 15. 11., 6. 12., 20. 12., jeweils 14 Uhr
Themenführung in russischer Sprache:
Altäre von Schwarz und Cranach
2. 12., 18.15 Uhr
Themenführung in englischer Sprache:
Die Kunst der Reformation
18. 11., 18.15 Uhr
Kinderführungen
Kinderführungen
Themenführung in englischer Sprache:
Marien-Darstellungen
16. 12., 18.15 Uhr
Themenführung in italienischer Sprache:
Tra Venere e Lutero
23. 10., 16.30 Uhr
Jazz im GNM: Areia
11. 11., 19.30 Uhr
AnKlang: Großer Auftritt
für den Kontrabass
19. 11., 18 Uhr
Wahrheit oder Lüge?
Seemannsgarn im GNM (ab 6 J.)
1. 11., 10.30 Uhr
Jazz im GNM: Hardbop & Beyond
25. 11., 19.30 Uhr
Das Rätsel der schlafenden Häuser (ab 5 J.)
15. 11., 11 Uhr
AnKlang: Oboe – Handwerk und Kunst
10. 12., 18 Uhr
Märchenhaftes Museum (ab 5 J.)
20. 12., 10.30 Uhr
www.gnm.de
Alle Termine und weitere Infos unter