Predigt zum Familiengottesdienst am Faschningssonntag, 7. Februar 2016 5. So Jk C, Lk 5,1-11 (der reiche Fischfang) Leere Netze nach einer Nacht ohne Schlaf – und ein paar Stunden später Netze, die zum Bersten voll sind und nur mit vereinten Kräften an Land gezogen werden können: Frust und Enttäuschung einerseits und Staunen und Freude andererseits liegen im heutigen Evangelium nahe beisammen. Kennen auch wir diese Gegensätze? Haben wir auf der einen Seite manchmal das Gefühl, dass wir unsere Netze zwar auswerfen, aber dass sie leer bleiben? - Ich denke an die von uns, die in die Schule gehen und sich beim Lernen bemühen, aber trotzdem mit einer schlechten Note nach Hause kommen - ich denke an Erwachsene, die sich in ihrer Arbeit einsetzen, aber es ihren Vorgesetzten nicht recht machen können oder sogar ihren Arbeitsplatz verlieren - ich denke auch an Leute, die sich in ihren Beziehungen um ein gutes Miteinander bemühen, aber daran immer wieder scheitern Leere Netze einholen – dass heißt für Simon Petrus im Evangelium sicher auch: kein Einkommen an diesem Tag – und längerfristig: Hunger und Not. Leere Netze einholen – das kann auch heißen: ich fühle mich ausgebrannt, leer, vom Leben abgeschnitten, Gott ist für mich in unendliche Ferne gerückt. Ich hoffe, dass wir alle auch schon gegenteilige Erfahrungen machen haben können – Erfahrungen „der vollen Netze“: - zB, wenn wir etwas geschenkt bekommen haben, mit dem wir gar nicht gerechnet haben - oder wenn etwas, vor dem wir große Angst gehabt haben, doch gut ausgegangen ist - oder wenn uns an unseren Kindern bewusst wird, wie einzigartig und kostbar unser Leben ist - oder wenn wir einfach davon überwältigt sind, wie schön Schneekristalle an einem sonnigen Wintertag glitzern können. Im Evangelium stehen zwischen den gegensätzlichen Erfahrungen der leeren und der vollen Netze die Worte Jesu. Die Menschen fühlen sich angezogen von ihm, sie umringen ihn, sie saugen seine Worte auf. Um möglichst alle im Blick zu haben und von ihnen verstanden zu werden, redet er vom Fischerboot des Petrus aus zu den Menschen am Ufer. Jesus bleibt nicht bei schönen Worten. Er fordert Petrus auf, noch einmal hinaus auf den See zu fahren und die Netze noch einmal auszuwerfen, mitten am Tag, wo er doch auch wissen müsste, dass die Nacht die beste Zeit zum Fischen ist. Petrus weist Jesus auf die leeren Netze der letzten Nacht hin, aber trotzdem schenkt er ihm sein Vertrauen. Offenbar hält er große Stücke auf diesen Jesus. „Wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen!“, haben wir im Evangelium gehört. Von Jesus lässt er sich dazu bewegen, noch einmal aufzubrechen. Und die prall gefüllten Netze bestätigen sein Vertrauen. An ihnen wird sichtbar, dass Jesu Worte keine leeren Floskeln sind, sondern Worte zum Leben, Worte, die uns zum Leben in Fülle führen, Worte, die von Gott kommen, Worte, die Freude wecken und froh machen; und es sind Worte, die dazu einladen, dass wir sie weitergeben. Gott so zu vertrauen, wie Petrus es Jesus gegenüber getan hat, ist nicht immer leicht besonders, wenn wir wiederholt die Erfahrung gemacht haben, dass unsere Netze leer geblieben sind, oder auch, wenn wir einen schweren Verlust erlitten haben wie den Tod eines Kindes in der eigenen Familie. Ich glaube, das heutige Evangelium liefert uns wichtige Zutaten, damit wir unser eingebüßtes Vertrauen zu Gott und in der Folge unsere Lebensfreude Schritt für Schritt wieder gewinnen zu können, also wieder zu frohen Menschen werden können. Da braucht es zum einen ein Netz - ein Netz, das von vielen getragen wird, ein Netz, wie es unsere Pfarrgemeinde ist oder wie es auch gute Freunde bilden können. In diesem Netz können wir immer wieder Fische finden – etwas, das für uns Nahrung sein kann auf unserem Weg. Viele kleine Dinge tragen uns ein Stück weiter – Begegnungen, Gesten, ein offenes Ohr... Bei der Vorbereitung dieses Gottesdienstes haben wir einige Ideen dazu gesammelt. So lade ich jetzt die Kinder ein, in das Netz zu schauen, das vor dem Altar liegt. Was/wer hilft uns, wieder Vertrauen zu finden und froh zu werden? - eine Umarmung – jemand, der mir zuhört – jemand, der mich die Dinge anders sehen lässt – etwas tun, was mit Spaß macht – miteinander spielen – miteinander reden – wenn anderen auffällt, was ich gut kann – wenn ich für das Gute Danke sagen kann PAss Mag.a Ursula Jahn-Howorka
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