Drei Meinungsreden „Was ist heute wichtig?“ zum Jahreswechsel

Drei Meinungsreden „Was ist heute wichtig?“ zum Jahreswechsel
von der 8S-Klasse
Eine von 9 Textsorten der neuen Matura ist die Meinungsrede. Sie ist auch eines der beliebtesten
Formate, denn sie erfordert weniger Abstraktion und Sachlichkeit, sondern darf mehr Rücksicht auf
die Kommunikationssituation nehmen, also „höheren Smalltalk“ bringen. Dabei geht es aber auch
darum, eine persönliche Meinung auf Grundlage eines Vorlagentextes zu formulieren. Man erstellt
also im Rahmen der Matura ein Manuskript für eine Rede.
Die 8S hatte die Aufgabe, auf Grundlage eines ironischen Gedichtes eine Rede zum Thema
„Überflüssige Zwänge und wichtige Werte unserer Gesellschaft“ zu verfassen. Aus 18 solcher
Arbeiten , die ca. 300 Wörter enthielten, sind nun drei Meinungsreden mittlerer Länge geworden.
405 bis 495 Wörter lang. Diese Längenangabe ist eine von drei für die schriftliche Deutschmatura
vorgesehenen.
Die drei Meinungsreden sind ein „Zusammenschnitt“ von jeweils ca. 15 Textstellen von SchülerInnen
zu einem sinnvollen Ganzen. Sie sollen die Textsorte „Meinungsrede“ vorstellen, aber auch Ideen und
Formulierungen der SchülerInnen zeigen, sprachlich geglättet und in einen Zusammenhang gebracht.
Viel Vergnügen beim Philosophieren über die wichtigen Werte von heute wünscht
Elisabeth Schäffner, Deutschlehrerin der 8S
Liebe Schulgemeinschaft, sehr geehrte Erwachsene!
Zum Jahresende möchte ich zuerst jene Dinge im Leben im Leben von Jugendlichen und
Erwachsenen ansprechen, die meiner Meinung nach sinnlos und überflüssig sind. Solche
Dinge beschäftigen uns, aber bereichern uns nicht. Sie halten uns davon ab, uns
Wichtigerem zu widmen. Danach komme ich auf einige Werte zu sprechen, an denen man
sich wirklich orientieren sollte.
Auffällig ist vor allem in der Vorweihnachtszeit der Einkauf von Prestigeprodukten.
Heutzutage besteht der Dezember ja aus Marathonläufen zwischen Hollister- und CalvinKlein-Geschäften und den riesigen Apple Stores. Marken wie diese verleihen Käuferinnen
und Käufern Prestige, also Ansehen. Und dieses Ansehen verleihen sich die Nutzer dieser
Konsumgüter in der Folge selbst.
Letztlich ist es aber in meinen Augen doch das Schlechteste, sinnlose Dinge einzukaufen, die
in der Werbung vorkommen, für die aber wir keinen echten Zweck finden.
Dieses Shoppen und Geschenke-Suchen entspannt ja nicht nur, sondern es erzeugt auch eine
große Portion Stress. Bei denen, die das Geld verdienen müssen. Bei denen, die wenig Zeit
haben. Beim Personal. Bei den Familien. Und auch bei den Beschenkten selbst.
Stress im Beruf oder Stress in der Schule. Die heutige Welt besteht aus Druck und Hektik.
Druck und Hektik kann man stand halten, aber das Ziel sollte sich lohnen. Man sollte sich,
wie ich meine, nicht durch Unwichtiges unter Druck setzen lassen.
Viele von uns stellen sich ja leider die altbewährten Fragen: „ Wie kann ich noch schöner
werden, wie kann ich noch mehr Geld bekommen und wie kann ich noch beliebter werden?“
Äußerlichkeiten gering zu schätzen sollte reifen Menschen mehr und mehr gelingen.
Materielles anzubeten ist zudem ein geistiges Armutszeugnis. Und Beliebtheit anzustreben,
um sich selbst wertvoll zu fühlen, führt in die Abhängigkeit.
Ich frage mich deshalb: Sind wir nicht alle Opfer von Zwängen unserer selbst? Ich habe ein
Sprichwort, das gut zu diesem Thema passt. Wünscht du dir zu viele Sachen, kann dich das
sehr traurig machen.
Ist es nicht traurig, die Menschen auf Grund materieller Dinge zu beurteilen? Stehen die
Persönlichkeit bzw. die Individualität des Menschen überhaupt noch im Vordergrund?
Sie sollten es, und wir sollten ihnen in Zukunft mehr Beachtung schenken. Zum Thema
Schenken:
Sind nicht die alltäglichen Dinge die, die das wahre Geschenk sind? Ich meine Alltägliches wie
die Bildung – nicht (nur) Schulbildung – und die Geselligkeit. (LV) Wir genießen beides in
unserer Arbeit. Damit verbunden ist die Möglichkeit dankbar zu sein. Wer die alltäglichen
Dinge schätzt, die ihm begegnen, hat schon gewonnen.
Liebe Jugendliche, liebe Erwachsene: Jahresvorsätze sind oft leichter zu verwirklichen, als
man glaubt. Man muss sich nur die passenden Ziele stecken und diese dann erreichen. Und
schädliche Ziele als das entlarven, was sie sind: Signale, die uns in die Irre führen.
(Ideen und Formulierungen von Josef Wieser, Sara Vockner, Dominic Hofer, Marlene
Steinacher, Stefanie Steinacher, Lorenz Vesenmayer, Eva Sitka, Jonas Eder, Bastian Egger, 8S)
Liebe Eltern und Lehrpersonen, liebe Mitschülerinnen und –schüler!
Zum Abschluss dieses Jahres möchte ich für Sie und euch einen letzten Rückblick wagen und
sowohl einige schlechte als auch positive Dinge Revue passieren lassen. Dabei geht es um
dasjenige, was uns in der Gesellschaft zwar beschäftigt, aber nicht zufrieden stellt. Und um
das, was wirklich wichtig ist.
Zur stillsten Zeit im Jahr und ebenso zum Jahreswechsel will ich also darauf aufmerksam
machen, dass man sich auf die wesentlichen Dinge im Leben konzentrieren soll.
Wir sind meist in Hamsterrädern und strampeln Tag um Tag. Klar ist, ob Lehrer, Schüler,
Studenten oder Angestellte, sowie auch die Beamten: Jeder hetzt vom einen Ort zum
nächsten, mit dem Ziel, alle gestellten Aufgaben bestmöglich zu bewältigen. Hektik und
Stress sind dabei die Begleiter schlechthin.
Dabei leben die meisten Menschen in materiellem Überfluss. Gerade zu den Feiertagen kauft
man gigantische Vorräte an Essen und Trinken. Schließlich sollte man das Leben genießen.
Doch wird es zunehmend der Öffentlichkeit bewusst, dass das Luxusleben auch seine
Schattenseiten hat. Nicht nur Figurprobleme und Gesundheitsrisiken drohen. Übrig
gebliebene Lebensmittel werden lieber vernichtet, als dass sie denen, die hungrig sind,
gegeben werden.
Auch andere gesundheitsschädigende Bräuche haben die die Menschen, um sich selber und
der Gesellschaft mehr zu gefallen. Schönheitsmerkmale gehören dazu, die man mit Hilfe von
Sport, Kosmetik oder plastischer Chirurgie erwerben will. Außerdem fokussieren sich nicht
wenige auf andere Modeerscheinungen, die für fünf Jahre auftreten und dann wieder
verschwinden. Ein Beispiel wären „Loops“, die bunten Gummiringe zum Flechten. Diese
Modeerscheinungen kurbeln weltweit Produktion und Konsum an und halten die Wirtschaft
am Laufen. Aber sie verschärfen auch globale Probleme wie die Ausbeutung von Menschen
oder den Klimawandel.
Sollten wir zum Wohle der Menschheit und Natur eigentlich auf Konsum und Wohlstand
verzichten?
Ich will euch Eltern jetzt nicht dazu bringen, weniger für eure Kinder zu kaufen, sonst wäre
ich hier derjenige, der sich unbeliebt macht. Ich möchte euch zum Nachdenken über euer
Konsumverhalten anregen.
Es ist an der Zeit, dass wir Verzicht als Gewinn sehen. Verzicht auf Zerstreuung zum Beispiel.
Dass wir uns wieder mehr auf die Gesellschaft, in der wir leben, konzentrieren, als auf den
Bus zu warten und jeder für sich aufs Handy zu starren. Dazu gehören Bekannte und Fremde,
aber auch Familie und Freunde. Soziale Kontakte sind für uns Menschen lebenswichtig. Wir
sollten nicht auf die wichtigen Werte Familie und Freunde vergessen. Sie sind der Halt in
unserem Leben und geben uns Liebe, Glück und Zufriedenheit.
Weiters schwirrt in meinem Kopf der Begriff Erfolg herum, wenn ich an ein erfülltes Leben
denke. Der Erfolg gibt uns die Motivation, ausgelöst durch ein positives Gefühl, immer neue
Ziele zu erreichen und den Erfolg schließlich auch zu feiern.
Aber auch Gesundheit ist ein wichtiger Wert. Durch Gesundheit lässt sich das Leben einfach
besser genießen.
Also richten wir unsere Aufmerksamkeit mehr auf unsere Mitmenschen, streben wir nach
persönlichem Erfolg und bewahren wir unsere Gesundheit.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und euch ein gutes neues Jahr.
(Ideen und Formulierungen unter anderem von Elias Oberlechner, Julia Huber, Julia Pfeffer, Lukas
Pfurtscheller, Jonas Vey, Lorenz Vesenmayer, Lena Öller, Lisa Krimbacher, Marlene
Steinacher, 8S)
Liebe LeserInnen! Liebe Schulgemeinschaft!
Die meisten von Ihnen und Euch werden sich wundern, wie schnell dieses Jahr an ihnen
vorbeigezogen ist und bemerken, dass sie sich viel zu wenig Zeit für die wirklich wichtigen
Dinge im Leben genommen haben.
Normalerweise wird uns das ja zum Jahreswechsel bewusst, und wir begießen diesen
Abschied vom Alten und das Kommen des Neuen mit Sekt oder anderen Getränken. Aber
Silvester ist schon längst nicht mehr nur ein reines Besäufnis, sondern vielmehr auch der
Zeitpunkt im Jahr, um sich neue Ziele zu setzen. Abnehmen, weniger Alkohol trinken, mehr
Sport machen, ein gutes Endjahreszeugnis etwa.
Zu den Dingen, von denen ich mich persönlich im kommenden Jahr verabschieden möchte,
zählen unnötiger Stress und zu hohe bzw. zu viele Ziele. Es gibt zahlreiche Menschen, die
ebenfalls mit diesem Problem kämpfen. Wir haben zu arbeiten, ob in Schule oder im Job,
haben dabei all die dringenden und eher unwichtigen Aufgaben zu bewältigen, die im Schulund Berufsalltag stecken. Aber auch Familie und Partnerschaft, kurz das Privatleben, enthält
viele scheinbar dringende Aufgaben. Wir lassen uns dadurch in so eine überflüssige Hektik
treiben, die zu Burn-Out und Depressionen führen kann.
So glauben viele, das neueste Smartphone besitzen zu müssen und auch Modetrends, die
meist nur von kurzer Dauer sind, finden regen Anklang. Haarpflege und Diäten beschäftigen
viele Jugendlichen, aber auch Erwachsene.
Ein fortlaufender Kreislauf, der nicht gestoppt wird, auch wenn neue Technologien oder
neue Looks die Welt verändern.
Lernen und schulische Arbeit sind für uns MaturantInnen manchmal eine schwere Last.
Menschen unter den LeserInnen, die bereits im mittleren Alter angekommen sind, denken
sich jetzt vielleicht: „Die Matura ist so ein kleiner Schritt!“ Ich denke mir hingegen: „ Es ist
der Beginn eines neuen Lebens für mich.“ Das lässt mich diese Phase meines Lebens intensiv
wahrnehmen und spornt mich an.
Aufgrund der angeführten Punkte möchte ich zusammenfassen, dass Geld und Aussehen
nicht das Wichtigste im Leben sind und dass es neben Schule oder Job auch noch etwas
anderes gibt, um das du dich kümmern musst. Glücksmomente erleben, die wertvolle
Erinnerungen werden und den Wunsch nach weiteren Abenteuern wecken, die wir wie
Schätze in uns tragen.
Spaß darf in einem erfüllten Leben nicht fehlen, weil man ohne Lebensfreude kein
glückliches Leben führen kann.
Danach ist es noch wichtig, eine Religion bzw. einen Gott zu haben, an den man glauben und
den man bitten kann. Man ruht so in seinem Inneren und kann für eine beliebige Zeit in sich
bleiben. Aber auch anderen Menschen Halt zu geben ist oft eines der schönsten Geschenke,
die man sich selber machen kann.
Wenn wir auf das Jahr 2015 zurückblicken, wird jeder für sich selber entscheiden, worauf er
stolz ist und worauf nicht. Dabei dürfen wir auf keinen Fall vergessen, dass wir aus unseren
Fehlern lernen können, wenn wir dazu bereit sind, über ihnen zu stehen und sie zu
akzeptieren.
Auf ein gutes neues Jahr!
( Ideen und viele Formulierungen von Eva Sitka, Lena Öller, Julia Pfeffer, Julia Huber, Josef
Wieser, Sara Vockner, Jonas Vey, Stefanie Steinacher, Marlene Steinacher, Dominik Hofer,
Jonas Eder und Bastian Egger, Maximilian Schmid, 8S)