Grundbegriffe der Informatik Kapitel 5: Aussagenlogik Thomas Worsch KIT, Institut für Theoretische Informatik Wintersemester 2015/2016 GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 1 / 44 Wo sind wir? Informelles Syntax aussagenlogischer Formeln Boolesche Funktionen Semantik aussagenlogischer Formeln Beweisbarkeit GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 2 / 44 Aussagen — „objektiv“ wahr oder falsch Beispielaussagen „Die Abbildung U : AU → N0 ist injektiv.“ „Die Abbildung U : AU → N0 ist surjektiv.“ GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 3 / 44 Aussagen — „objektiv“ wahr oder falsch Beispielaussagen „Die Abbildung U : AU → N0 ist injektiv.“ „Die Abbildung U : AU → N0 ist surjektiv.“ GBI — Grundbegriffe der Informatik wahr KIT, Institut für Theoretische Informatik 3 / 44 Aussagen — „objektiv“ wahr oder falsch Beispielaussagen „Die Abbildung U : AU → N0 ist injektiv.“ „Die Abbildung U : AU → N0 ist surjektiv.“ GBI — Grundbegriffe der Informatik wahr falsch KIT, Institut für Theoretische Informatik 3 / 44 Aussagen — „objektiv“ wahr oder falsch Beispielaussagen „Die Abbildung U : AU → N0 ist injektiv.“ „Die Abbildung U : AU → N0 ist surjektiv.“ wahr falsch Manches ist keine Aussage, sondern sinnlos „Ein Barbier ist ein Mann, der genau alle diejenigen Männer rasiert, die sich nicht selbst rasieren.“ GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 3 / 44 Aussagen — „objektiv“ wahr oder falsch Beispielaussagen „Die Abbildung U : AU → N0 ist injektiv.“ „Die Abbildung U : AU → N0 ist surjektiv.“ wahr falsch Manches ist keine Aussage, sondern sinnlos „Ein Barbier ist ein Mann, der genau alle diejenigen Männer rasiert, die sich nicht selbst rasieren.“ Rasiert er sich selbst? GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 3 / 44 Komplizierte Aussagen — aus einfacheren zusammengesetzt Es seien P und Q zwei Aussagen. Dann erlauben wir diese Konstruktionen: Negation: „Nicht P“ logisches Und: „P und Q“ logisches Oder: „P oder Q“ logische Folgerung: „P impliziert Q“ „Wenn P, dann Q“ GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 4 / 44 Grundlagen der klassischen Aussagenlogik Zweiwertigkeit Jede Aussage ist entweder falsch oder wahr. Wahrheitswert zusammengesetzter Aussagen durch Wahrheitswerte der Teilaussagen eindeutig festgelegt keine Abhängigkeit vom konkreten Inhalt der Aussagen auch nicht beim „Wenn . . . , dann . . . “ GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 5 / 44 Grundlagen der klassischen Aussagenlogik Zweiwertigkeit Jede Aussage ist entweder falsch oder wahr. Wahrheitswert zusammengesetzter Aussagen durch Wahrheitswerte der Teilaussagen eindeutig festgelegt keine Abhängigkeit vom konkreten Inhalt der Aussagen auch nicht beim „Wenn . . . , dann . . . “ Beispiel P: „2014 in Japan etwa 4.7 Mio. PkW neu zugelassen.“ Q: „1999 es in Deutschland etwa 11.2 Mio. Internet-Nutzer“ „Wenn P, dann Q“ GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 5 / 44 Grundlagen der klassischen Aussagenlogik Zweiwertigkeit Jede Aussage ist entweder falsch oder wahr. Wahrheitswert zusammengesetzter Aussagen durch Wahrheitswerte der Teilaussagen eindeutig festgelegt keine Abhängigkeit vom konkreten Inhalt der Aussagen auch nicht beim „Wenn . . . , dann . . . “ Beispiel P: „2014 in Japan etwa 4.7 Mio. PkW neu zugelassen.“ Q: „1999 es in Deutschland etwa 11.2 Mio. Internet-Nutzer“ „Wenn P, dann Q“ tatsächlich eine Aussage und zwar wahr Kausalität irrelavant GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 5 / 44 Wo sind wir? Informelles Syntax aussagenlogischer Formeln Boolesche Funktionen Semantik aussagenlogischer Formeln Beweisbarkeit GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 6 / 44 Alphabet der Aussagenlogik Aussagevariable: P0 , P1 , P2 , P3 . . . Var AL ⊆ {Pi | i ∈ N0 } kurz P, Q, R, S > < aussagenlogische Konnektive: , , , Alphabet > < AAL = { (, ), , , , GBI — Grundbegriffe der Informatik } ∪ Var AL . KIT, Institut für Theoretische Informatik 7 / 44 Konstruktionsabbildungen < f f × A∗AL × A∗AL × A∗AL → → → A∗AL A∗AL A∗AL sinnvolles Beispiel: f ( (P Q) , R ) = ((P :(G, H ) 7→ (G :(G, H ) 7→ (G H) H) H) > ) R ) > < :(G, H ) 7→ (G Q) R) > > auch ein Beispiel: f ( ), R ) = ( G 7→ ( G) > :A∗AL :A∗AL :A∗AL < > f A∗AL → A∗AL : < f : jede Abbildung vergrößert die Anzahl Konnektive GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 8 / 44 Lesarten G) H) H) H) < > ( (G (G (G GBI — Grundbegriffe der Informatik „nicht G“ „G und H “ „G oder H “ „G impliziert H “ (oder „aus G folgt H “) KIT, Institut für Theoretische Informatik 9 / 44 Syntax — Konstruktion immer größerer Formeln induktiv M 0 = Var AL für jedes n ∈ N0 : Mn+1 = Mn ∪ f (Mn ) > ∪f (Mn × Mn ) < ∪f (Mn × Mn ) ∪f (Mn × Mn ) die Formeln: alle zusammen For AL = [ Mi i ∈N0 GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 10 / 44 Konstruktion — ein Beispiel Es sei Var AL = {P, Q}. M 0 = {P, Q} GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 11 / 44 Konstruktion — ein Beispiel Es sei Var AL = {P, Q}. M 0 = {P, Q} f (M 0 ) = {( P),( Q)} > > > > > f (M 0 × M 0 ) = {(P P),(P Q),(Q P),(Q Q)} f (M 0 × M 0 ) = {(P GBI — Grundbegriffe der Informatik P),(P Q),(Q < < < < < f (M 0 × M 0 ) = {(P P),(P Q),(Q P),(Q Q)} P),(Q Q)} KIT, Institut für Theoretische Informatik 11 / 44 Konstruktion — ein Beispiel Es sei Var AL = {P, Q}. M 0 = {P, Q} f (M 0 ) = {( P),( Q)} > > > > > f (M 0 × M 0 ) = {(P P),(P Q),(Q P),(Q Q)} f (M 0 × M 0 ) = {(P P),(P < < < < < f (M 0 × M 0 ) = {(P P),(P Q),(Q P),(Q Q)} Q),(Q P),(Q Q)} also M 1 = {P, Q, ( P),( Q), > > > > (P P),(P Q),(Q P),(Q Q), (P GBI — Grundbegriffe der Informatik P),(P Q),(Q < < < < (P P),(P Q),(Q P),(Q Q), P),(Q Q)} KIT, Institut für Theoretische Informatik 11 / 44 Konstruktion aussagenlogischer Formeln M 2 enthält zum Beispiel < > ( ( P)) ((P Q) (Q P)) aber zum Beispiel auch GBI — Grundbegriffe der Informatik > < < (Q ( Q)) ((P Q) P) (P (Q P)) KIT, Institut für Theoretische Informatik 12 / 44 Konstruktion aussagenlogischer Formeln M 2 enthält zum Beispiel < > ( ( P)) ((P Q) (Q P)) aber zum Beispiel auch > < < (Q ( Q)) ((P Q) P) (P (Q P)) für jede Formel G und H noch eine Abkürzung GBI — Grundbegriffe der Informatik H) statt ((G H ) (H > (G G)) KIT, Institut für Theoretische Informatik 12 / 44 Regeln zur Einsparung von Klammern Abkürzungen — „offizielle“ Syntax bleibt gleich Äußere Klammern darf man weglassen. P statt Q (P Q) statt ((P Q) R) > R > Q > P > mehrfach gleiches Konnektiv: „implizite Linksklammerung“ < > verschiedene Konnektive ohne Klammern — verschiedene „Bindungsstärken“: bindet am stärksten bindet am zweitstärksten bindet am drittstärksten bindet am viertstärksten bindet am schwächsten GBI — Grundbegriffe der Informatik statt von((P R) (( Q) R)) > Q R < R > P < Beispiel KIT, Institut für Theoretische Informatik 13 / 44 Wo sind wir? Informelles Syntax aussagenlogischer Formeln Boolesche Funktionen Semantik aussagenlogischer Formeln Beweisbarkeit GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 14 / 44 George Boole George Boole (2.11.1815 – 8.12.1864) englischer Mathematiker und Philosoph Professor in Cork (Irland) Buch (1854): An Investigation of the Laws of Thought on Which are Founded the Mathematical Theories of Logic and Probabilities GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 15 / 44 Boolesche Funktionen „Wahrheitswerte“: B = {w, f} boolesche Funktionen f : Bk → B Beispiele, die gleich verwendet werden: b (x 1 ) b (x 1 , x 2 ) b (x 1 , x 2 ) b (x 1 , x 2 ) f f w w f w f w w w f f f f f w f w w w w w f w GBI — Grundbegriffe der Informatik < x2 > x1 KIT, Institut für Theoretische Informatik 16 / 44 Übliche Notation für boolesche Funktionen < > b (x ) b (x, y) b (x, y) b (x, y) ¬x x ∧y x ∨y x̄ x ·y x +y Negation bzw. Nicht Und Oder Implikation bei Verwendung von +, · und ¯ meist auch 0 statt f und 1 statt w GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 17 / 44 Man kann die meisten booleschen Funktionen aus wenigen „zusammensetzen“ Beispiel B2 → B : (x, y) 7→ (¬x ) ∨ x Abbildung, die konstant w ist für jedes x ∈ B und y ∈ B b (x, y) = (¬x ) ∨ y x y ¬x (¬x ) ∨ y b (x, y) f f w w f w f w w w f f w w f w w w f w GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 18 / 44 Wo sind wir? Informelles Syntax aussagenlogischer Formeln Boolesche Funktionen Semantik aussagenlogischer Formeln Beweisbarkeit GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 19 / 44 Ziel: Bedeutung einer aussagenlogischen Formel — eine boolesche Funktion Es sei V eine Menge von Aussagevariablen Interpretation I : V → B BV Menge aller Intepretationen als Tabelle z. B. GBI — Grundbegriffe der Informatik P1 P2 P3 f f f f w w w w f f w w f f w w f w f w f w f w KIT, Institut für Theoretische Informatik 20 / 44 Auswertung von Formeln Es sei I : V → B eine Interpretation. für jede aussagenlogische Formel F definiere val I (F ) so: für jedes X ∈ V und jede G, H ∈ For AL sei val I (X ) = I (X ) val I ( G) = b (val I (G)) val I (G GBI — Grundbegriffe der Informatik > > H ) = b (val I (G)val I (H )) < val I (G H ) = b (val I (G), val I (H )) < val I (G H ) = b (val I (G), val I (H )) KIT, Institut für Theoretische Informatik 21 / 44 Auswertung von Formeln — ein Beispiel Interpretation I mit I (P) = w und I (Q) = f > Formel (P Q) berechne val I (G) durch schrittweise Anwendung der Definition: > > val I ( (P Q)) = b (val I (P Q)) > > > = b (b (val I (P), val I (Q))) = b (b (I (P), I (Q)) = b (b (w, f)) = b (f) =w GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 22 / 44 Auswertung einer Formel für alle Interpretationen oft in Tabellenform P Q f f w w f w f w w w f f w f w f P w w w f Q P Q f f f w (P Q) > Q > P < Beispiel w w w f vergleiche drittletzte und letzte Spalte GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 23 / 44 Äquivalente Formeln zwei Formeln G und H heißen äquivalent wenn für jede Interpretation I gilt: val I (G) = val I (H ). geschrieben G ≡ H Beispiele > < P Q und (P Q) P und P Q und( P) Q < P informelle Überlegung zum letzten Fall Q) Q) < < > > „Gegenteil“ von P Q: (P also P Q äquivalent zu (P äquivalent zu( P) ( Q) äquivalent zu( P) Q GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 24 / 44 Kleine Randbemerkung — Auffassung einer Formel als Abbildung val I (G) definiert für jedes I und jedes G wir haben P0 und H = P2 > Konsequenz: G = P0 > BV → B : I 7→ val I (G) . P2 nicht äquivalent betrachte Interpretation I mit I (P0 ) = w und I (P2 ) = f val I (G) = w, aber val I (H ) = f. GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 25 / 44 Kleine Randbemerkung — Auffassung einer Formel als Abbildung val I (G) definiert für jedes I und jedes G wir haben P0 und H = P2 > Konsequenz: G = P0 > BV → B : I 7→ val I (G) . P2 nicht äquivalent betrachte Interpretation I mit I (P0 ) = w und I (P2 ) = f val I (G) = w, aber val I (H ) = f. wollen die „Namen“ der Aussagevariablen „vergessen“ Bk → B : x 7→ val Ix (G) . GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 25 / 44 Kleine Randbemerkung — Auffassung einer Formel als Abbildung val I (G) definiert für jedes I und jedes G wir haben P0 und H = P2 > Konsequenz: G = P0 > BV → B : I 7→ val I (G) . P2 nicht äquivalent betrachte Interpretation I mit I (P0 ) = w und I (P2 ) = f val I (G) = w, aber val I (H ) = f. sei V = {Pi 1 , . . . , Pi k } mit i 1 < i 2 < · · · < x k definiere für jedes x = (x 1 , . . . , x k ) ∈ Bk I x : Pi j 7→ x j . GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 25 / 44 Kleine Randbemerkung — Auffassung einer Formel als Abbildung val I (G) definiert für jedes I und jedes G wir haben P0 und H = P2 > Konsequenz: G = P0 > BV → B : I 7→ val I (G) . P2 nicht äquivalent betrachte Interpretation I mit I (P0 ) = w und I (P2 ) = f val I (G) = w, aber val I (H ) = f. sei V = {Pi 1 , . . . , Pi k } mit i 1 < i 2 < · · · < x k definiere für jedes x = (x 1 , . . . , xm ) ∈ Bm mit m ≥ k I x : Pi j 7→ x j . GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 25 / 44 Modelle Interpretation I Modell einer Formel G, wenn val I (G) = w ist. Interpretation I Modell für Formelmenge Γ, wenn I Modell jeder Formel G ∈ Γ ist. Γ |= G: jedes Modell von Γ auch Modell von G H |= G statt {H } |= G |= G statt {} |= G G für alle Interpretationen wahr GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 26 / 44 Wichtige Spezialfälle aussagenlogischer Formeln |= G z. B. P z. B. P < Formel G Tautologie oder allgemeingültig, wenn jede Interpretation Modell P (Q P) Formel G erfüllbar, wenn für mindestens ein I wahr < > Q) ( P Q) ( P > < (P (P < > in einigen Anwendungen wichtig für manche Formeln einfach, für andere anscheinend nicht R) R) mehr in „Theoretische Grundlagen der Informatik“ GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 27 / 44 Tautologien — viele Beispiele auf ein Mal H Abkürzung für G H H > betrachte G G für jedes I ist H G) = b (val I (G > > H > val I (G H ), val I (H G)) = b (b (val I (G), val I (H )), b (val I (H ), val I (G))) wenn G ≡ H , also val I (G) = val I (H ) für jedes I H ) = b (b (val I (G), val I (G)), > dann val I (G b (val I (G), val I (G))) > = b (w, w) = w GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 28 / 44 zwei Äquivalenz„begriffe“ die zusammenpassen eben überlegt Lemma Wenn G ≡ H ist, dann ist G GBI — Grundbegriffe der Informatik H Tautologie. KIT, Institut für Theoretische Informatik 29 / 44 zwei Äquivalenz„begriffe“ die zusammenpassen eben überlegt Lemma Wenn G ≡ H ist, dann ist G H Tautologie. umgekehrt gilt auch Lemma Wenn G H Tautologie ist, dann ist G ≡ H hier zahlt es sich aus, dass wir „wenn“ und „dann“ sagen und dafür nicht auch noch Pfeile malen . . . GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 29 / 44 Tautologien — konkrete Beispiele G G (H H > < > ( G H) H) G K)und(G H) K G (H KIT, Institut für Theoretische Informatik K) < H H) ( G < G und G > > H) K G > H H )und (G G H) < > H > G und G > (G GBI — Grundbegriffe der Informatik G > G ( G H )und(G < H) (G G ( G > H) > (G G) < ( H < H) < (G H) < ( G < H) < (G < G 30 / 44 Tautologien anderer Bauart für G, H , K ∈ For AL sind z. B. auch G G G (H G) (G (H K)) ((G ( H G) (( H G < G H ) (G G) H ) K)) alles Tautologien GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 31 / 44 Wo sind wir? Informelles Syntax aussagenlogischer Formeln Boolesche Funktionen Semantik aussagenlogischer Formeln Beweisbarkeit GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 32 / 44 Kalkül — ein System für Beweise allgemein Alphabet A syntaktisch korrekte Formeln For ⊆ A∗ Axiome Ax ⊆ For, Schlussregeln R ⊆ For kAL Aussagenkalkül für Aussagenlogik Alphabet AAL syntaktisch korrekte Formeln For AL ⊆ A∗AL Axiome Ax AL ⊆ AAL , 3 Schlussregel Modus Ponens MP ⊆ For AL GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 33 / 44 Aussagenkalkül Axiome ( ) Ax AL = (G (H G)) G, H ∈ For AL ) ( ∪ (G (H K)) ((G H ) (G K)) G, H , K ∈ For AL ( ) ∪( H G) (( H G) H ) G, H ∈ For AL kurz Ax AL 1 , Ax AL 2 und Ax AL 3 für die drei Teilmengen 3 Modus Ponens MP ⊆ For AL MP = {(G H, G, H ) | G, H ∈ For AL } G G H MP : H GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 34 / 44 Ableitungen — formal gefasst Ableitungen nutzen Prämissen, Axiome und Schlussregeln Γ ⊆ For AL Hypothesen oder Prämissen und G eine Formel Ableitung von G aus Γ endliche Folge (G 1 , . . . , G n ) von Formeln mit G n = G (oder weiter vorne) und für jedes G i trifft einer der folgenden Fälle zu: Axiom G i ∈ Ax AL , Prämisse G i ∈ Γ oder es gibt Indizes i 1 und i 2 echt kleiner i, für die gilt: (Gi 1 , G i 2 , G i ) ∈ MP. geschrieben Γ ` G GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 35 / 44 Beweis — formal gefasst Beweis von G: Ableitung aus Γ = {} geschrieben ` G G heißt Theorem des Kalküls GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 36 / 44 Beweis — erstes Beispiel P 1. (P ((P P) P)) ((P 2. P ((P P) P) 3. (P (P P)) (P P) 4. P (P P) 5. P P (P P P)) (P P)) Ax AL 2 Ax AL 1 MP (1, 2) Ax AL 1 MP (3, 4) analog für jede Formel G ein Beweis„schema“ GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 37 / 44 Beweis — zweites Beispiel( P 1. ( P 2. ( P 3. ( P P) (( P P) P) P P) P P) Ax AL 3 Beispiel von eben MP (1, 2) P) genaugenommen statt Zeile 2 die fünf Zeilen von eben Auch Beweise strukturiert man! GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 38 / 44 Modus Ponens „erhält Allgemeingültigkeit“ Lemma Wenn sowohl G H als auch G Tautologien sind, dann ist auch H eine Tautologie. Beweis wenn G H Tautologie, dann gilt für jedes I : w = val I (G H ) = b (val I (G), val I (H )) . da G Tautologie, ist val I (G) = w und folglich b (val I (G), val I (H )) = b (w, val I (H )) = val I (H ) also für jede Bewertung I : w = val I (H ) also ist H Tautologie GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 39 / 44 Alle Theorem des Aussagenkalküls sind Tautologien alle Axiome sind Tautologien Modus Ponens erhält Allgemeingültigkeit GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 40 / 44 die umgekehrte Richtung gilt auch schwieriger zu beweisen: Lemma Jede Tautologie ist im Aussagenkalkül beweisbar. insgesamt Theorem Für jede Formel G ∈ For AL gilt |= G genau dann, wenn ` G gilt. GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 41 / 44 Ein Beispiel für die Nützlichkeit des Kalküls Theorem Für jedes G ∈ For AL und jedes H ∈ For AL gilt G ` H genau dann, wenn ` (G H ). einfache Richtung: wenn ` (G H ), dann G ` H es sei (G 1 , . . . , G n ) ein Beweis für ` (G mit G n = (G H ) Ableitung für G ` H ? verlängere die Folge um zwei Formeln G n+1 = G G n+2 = H H) Prämisse MP aus G n und G n+1 umgekehrte Richtung: auf der nächsten Folie GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 42 / 44 Fortsetzung des Beweises Zeige: Wenn G ` H dann ` (G H ). es sei (G 1 , . . . , G n ) ein Ableitung für G ` H konstruieren Beweis (H 1 , . . . , Hm ) für ` (G Ziel: für jedes G i ist ein Hi 0 = (G H) Gi ) wenn G i Axiom, drei Formeln (G i (G G i )) Ax AL 1 G i Axiom MP aus diesen beiden Formeln wenn G i = G, Formeln für Beweis der Tautologie (G i Gi ) dritter Fall . . . GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 43 / 44 Fortsetzung des Beweises Zeige: Wenn G ` H dann ` (G H ). es sei (G 1 , . . . , G n ) ein Ableitung für G ` H konstruieren Beweis (H 1 , . . . , Hm ) für ` (G Ziel: für jedes G i ist ein Hi 0 = (G Gi ) wenn G i = K 2 durch MP aus G i 1 = K 1 K 2 und G i 2 = K 1 dann schon abgeleitet G Gi1 G Gi2 (G (K 1 K 2 )) ((G K 1 ) (G K 2 )) = (G G i 1 ) ((G G i 2 ) (G G i )) zweimal MP liefert G G i GBI — Grundbegriffe der Informatik H) Ax AL 3 KIT, Institut für Theoretische Informatik 43 / 44 Was ist wichtig Das sollten Sie mitnehmen: aussagenlogische Formeln haben Syntax Semantik boolesche Funktionen Formalisierung von Beweisbarkeit in Kalkülen Zusammenhang mit Allgemeingültigkeit Das sollten Sie üben: Rechnen mit booleschen Funktionen Überprüfen von Formeln auf Erfüllbarkeit und Allgemeingültigkeit präzises Argumentieren wie bei Beweisen in Kalkülen GBI — Grundbegriffe der Informatik KIT, Institut für Theoretische Informatik 44 / 44
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