Wo der „Ausnahme-Onkel“ das Nachsehen hat

Rappertsweiler 2015 Nachbericht SZ
Wo der „Ausnahme-Onkel“ das Nachsehen hat
2000 Zuschauer sind beim 22. Simsonrennen in Rappertsweiler dabei. Jonathan Jocham siegte bei
den Solisten, Hein/Schnepf beherrschten die Seitenwagenklasse
Von Susi Weber
Tettnang – Wetter, Zuschauerzahl, verletzungsfreier Rennverlauf, spannende Läufe – alles passte
zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit und fürs 22. Simsonrennen des Simsonclubs Rappertsweiler.
„Wir sind richtig zufrieden“, freute sich am Samstagabend Vorsitzender Josef Ehrle. Zuvor hatten die
zahlreichen Fans des sportlich-spaßigen Events 41 Rennen plus zweier Stechen gesehen und damit
„fahrende bis rasende“ DDR-Nostalgie sowie „fliegende Rasentraktoren“ auf zwei bis vier Rädern
erlebt.
Gegen Abend strahlte ein 18-Jähriger, der gerade den Platz auf dem Podest mit der Nummer eins
erklommen hatte: „Mein Onkel hat es mir nicht leicht gemacht. Aber ich hätte auch ihm den Sieg voll
gegönnt. Wir haben ein super Verhältnis und er stellt mir das Material zur Verfügung. Es ist eine
Ausnahme, so ‘nen Onkel zu haben.“ Kurz davor war Jonathan Jocham gemeinsam mit „Onkel“
Martin noch zum Stechen ans Startband gerollt, beide mit 14 Punkten. Zwei Mal waren die beiden
aufeinandergetroffen – einmal hatte der Jüngere, einmal der Ältere die Oberhand behalten. Im
Entscheidungslauf kam Jonathan Jocham besser aus den Löchern: „Echt cool, hier zu gewinnen.
Zumal ich am 3. Oktober schon hier bin, seit ich sieben war – und Leute wie einen Markus Volmer
bewundert habe.“ Letzterer durfte immerhin den „Pechvogel-Pokal“ mit nach Hause nehmen,
nachdem die Technik versagte und ihm dadurch auch der Einzug ins Finale versagt blieb.
Spannung und ein tatsächliches „West-Ost-Duell“ gab es in der Seitenwagenklasse. Mit jeweils acht
Zählern zogen Hein/Schnepf und Müller/Günthör, mit nur einem Punkt weniger Laur/Laur und
Hein/Kestern in den Endlauf ein. Müller/Günthör sahen fast schon wie die sicheren Sieger aus, als sie
in der zweiten Runde an den führenden Hein/Schnepf vorbeizogen. Dann bremste sie ein technisches
Problem aus: „nur“ ein Pünktchen, Stechen um Rang zwei. Gewinner des Rennens: Der 75-jährige (!)
Richard Hein, dessen Beifahrer Frank Schnepf regelmäßig die wohl akrobatischsten Einlagen im
Beiboot einlegt.
Ungeachtet des sportlichen Teils, gab es mit den Moderatoren Pit Rohrseitz und Manfred Brugger
jede Menge Einheitsspaß. Da wurde mal über die „Schuhschachteln“ (fahrende Krankenfahrstühle)
gelästert, mal Lokalmatador Thomas „Ottl“ Lanz zum „ersten Laufsieg seines Lebens“ gepeitscht oder
auch die Erfolgsliste zwischen Lanz-Vater und –Sohn verglichen („Der Philip hat nicht viel vom Vater.
Der ist ein Siegertyp.“). Dazwischen demonstrierten alte Langbahn-Haudegen ihr Können, suchten
die verwegenen Rasenmähertraktor-Typen ihre Sieger oder drehten Nachwuchspiloten ihre ersten
Runden. Jens Laurentsen, der in der Nostalgie-Klasse lediglich aufgrund der schlechteren
Endlaufplatzierung mit Platz zwei vorlieb nehmen musste und seit vielen Jahren am Tag der
Deutschen Einheit in Rappertsweiler zu Gast ist, fasste es kurz zusammen: „Es ist schon geil hier!“
Diese Meinung dürften noch einige mehr geteilt haben.
Ergebnisse
Juniorencup: 1. Fabian Walser, 15 Punkte; 2. Fabio Günthör, 8; 3. Lorena Lanz, 8; 4. Luca Madlener, 6;
5. Raphael Traut, 4.
Duocup: 1. Wolfgang Tijssen, 7 Punkte; 2. Toni Gischow, 6; 3. Stefan Paulsen, 4; 4. Thomas Lanz, 1.
Rasentraktoren: 1. Lorenz Geiger, 11 Punkte; 2. Ralf Mangold, 10; 3. Daniel Schnell, 7; 4. Anton
Fischer, 2; (alle Grennhorns), 5. Horst Frei (Team Rennschnecken), 2; 6. Manuel Reißle,
(Geröllheimer Team), 2.
Seitenwagen luftgekühlt: 1. Frank Rilling/ Evelyn Gruber, 12 Punkte; 2. Manuel Württenberger/
Tobias Schlechter, 8; 3. Moritz Straub/ Lion Engelbrecht, 6; 4. Alexander Haag/ Petra Epple, 4.
Nostalgie: 1. Gabriel Kugel, 23 Punkte, 2. Jens Laurentsen, 23; 3. Thomas Lanz, 20; 4. Rudy Sterk, 14;
5. Ralf Hippmann, 12; 6. Andreas Klein, 12; 7. Reinhold Seiffert, 9; 8. Leon Rehm, 9; 9. Nico Kubasch,
7; 10. Luis Lindel, 5; 11. Fips Dauderer, 5; 12. Benjamin Hadlich, 2.
Seitenwagen: 1. Hermann Hein/ Frank Schnepf, 11 Punkte; 2. Florian Müller/ Thomas Günthör, 9 plus
3; 3. Richard Hein/ David Kestern, 9 plus 2; 4. Joachim Laur/ Cornelia Laur, 7; 5. Markus Müller/ Petra
Müller, 6; 6. Frank Rilling/ Evelyn Gruber, 5; 7. Lukas Rettenmaier/ Michael Rettenmaier, 3; 8. Daniel
Sonntag/ Daniel Zieher, 3; 9. Manuel Württenberger/ Tobias Schlechter, 2; 10. Karl-Heinz Volk/ Hans
Martin Säger, 2.
Supercup: 1. Jonathan Jocham, 14 plus vier Punkte; 2. Martin Jocham, 14 plus drei; 3. Marius
Hillebrand, 11; 4. Philip Lanz, 10; 5. Ulrich Kramer, 8; 6. Jürgen Madlener, 8; 7. Marcel Kunze, 7; 8.
Markus Vollmer, 6; 9. Andree Anke, 6; 10. Guido Stettner, 5; 11. Fips Dauderer, 4; 12. Lars Radtke, 2.