Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett

Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett (Stiftung)
Wir - Jacques Herzog und Pierre de Meuron - haben uns entschlossen, ein Kabinett zu begründen, in das wir
unseren Nachlass als Schenkung integrieren wollen.
Das Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett ist eine gemeinnützige Stiftung, weil wir das ganze, in
Teilkabinette gegliederte Material des Nachlasses der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen wollen. Unser zentrales
Anliegen ist es, dass der gesamte Inhalt des Kabinetts in Basel seinen permanenten Standort behält und dadurch
zum kulturellen Reichtum unserer Stadt, der uns ein Leben lang beflügelte, beitragen kann. Deshalb sollen auch
die Basler Museen und Institutionen privilegierten Zugang haben bei allfälligen Anfragen für Leihgaben.
Insbesondere das Kunstmuseum Basel soll bevorzugt sein, falls Interesse besteht, vereinzelte Teile des
Kabinetts als Dauerleihgabe in seinen Räumen zu zeigen. Folgerichtig nimmt neben Jacques Herzog, Pierre de
Meuron und Esther Zumsteg als verantwortliche Partnerin auch der jeweilige Direktor des Kunstmuseums Einsitz
in den vierköpfigen Stiftungsrat. Mit der Gründung unseres Kabinetts wollen wir zudem der Erbschaftsproblematik
ausweichen und unseren Nachlass dem Kunsthandel entziehen.
Wieso ein Kabinett? Kabinett ist ein intimer Begriff, er steht für etwas, das über Jahrzehnte entstanden ist und mit
Sorgfalt betreut wird und trotz seinen umfangreichen Beständen überschaubar bleiben soll. Ein Kabinett ebenso,
weil unser ganzes Archivmaterial in unserem Helsinki Dreispitz Lager - soweit konservatorisch möglich - sichtbar
ausgebreitet und aufgestellt ist und somit eher einem Schauraum als einem Lagerraum gleicht.
Unser in das Kabinett integrierter Nachlass besteht aus ganz verschiedenen Teilen, die sich gegenseitig
ergänzen und so die Vielfalt und die Offenheit ausdrücken, die uns in unserer gemeinsamen Arbeit stets ein
wichtiges Anliegen war und bis heute geblieben ist. Diese verschiedenen Teile werden in Teil-Kabinette
gegliedert, welche Gegenstände mit verwandten Eigenschaften und Anforderungen an deren Archivierung
aufnehmen. Diese Gliederung in Teil-Kabinette erlaubt eine bessere Übersicht und eine individuelle Betreuung
und Bearbeitung.
Allein der Teil mit allen Archivgegenständen, die seit 1978 in den Büros von Herzog & de Meuron produziert,
gesammelt und archiviert worden sind, erfordert die Gliederung in mehrere Teil-Kabinette: ein Plan-Kabinett für
alle Pläne (Pläne und technischen Zeichnungen, analog und digital), ein Bilder-Kabinett (Renderings, Fotos,
Filme und Videos), sowie ein Modell-Kabinett (Materialproben, Mock-Ups und Modelle). Dazu kommt ein TextKabinett (Schriftdokumente, Aufsätze, Projektbeschriebe, theoretische Arbeiten, Diagramme und
Organigrammstudien und externe Texte, das heisst Kritiken, Besprechungen, Pressematerialien etc.).Dann gibt
es natürlich ein Zeichnungs-Kabinett mit dem gesamten Fundus von Zeichnungen, Skizzen, Skizzenbüchern und
Diagrammen, die von vereinzelten Ausnahmen abgesehen aus unserer Hand stammen.
Auch unsere Kunstsammlung ist in einem eigenen Kabinett integriert. Im Verlauf des oben genannten
Zeitabschnitts sammelten wir zahlreiche Kunstwerke - allesamt von befreundeten Künstlern, mit denen wir
unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit ausprobierten. Diese Kunstwerke sind durch Erwerb oder als
Geschenke, Arbeitsproben oder Auftragsarbeiten an uns gelangt und sind unverzichtbarer Ausdruck und
integrativer Bestandteil unserer eigenen Arbeit.
Release:
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Schliesslich erwarben wir - eher aus spontaner Entschlossenheit und aufgrund einer konkreten Gelegenheit und
keineswegs aus strategischer Absicht - die grossartige und umfangreiche Fotosammlung aus dem Besitz von
Ruth und Peter Herzog, Basel. Diese weltweit einzigartige Sammlung von Fotografien und Fotoalben wird integral
erhalten und findet unter unverändertem Namen als eigenständiger Teil ebenfalls ihren Platz in unserem Kabinett.
Ausserdem können wir nun bestätigen, was leider als Gerücht bereits in einigen Medien aufgetaucht ist: Wir
haben im Sommer 2013 die finanziellen Mittel zum Erwerb von drei Bildern von Gerhard Richter aus dem Zyklus
„Verkündigung“ als Schenkung an das Basler Kunstmuseum ermöglicht: Aus Bewunderung für und aus Dank an
diese tatsächlich „wunder-bare“ Institution und aus Verbundenheit mit jenen Stiftern, die seit Jahrzehnten und gar
schon vor Jahrhunderten mit Schenkungen und permanenten Leihgaben - nicht solche, die aus finanziellen
Interessen von den Erben eines Tages abgezogen werden - den Reichtum und die Qualität dieses Hauses
befördern.
Weshalb Richter? Gerhard Richter gehört zu jenen Künstlern, mit denen wir über viele Jahre hinweg einen
Austausch pflegen und Formen der Zusammenarbeit zwischen Architektur und Kunst suchen und erproben. Eine
solche ergab sich 1999 anlässlich des Baus des de Young Museums in San Francisco. Die Gelegenheit, die drei
„Verkündigungsbilder“ zu schenken, wurde schliesslich auch möglich durch unsere Freundschaft mit dem Direktor
des Kunstmuseums, Bernhard Mendes Bürgi, und dessen guten Kontakten zu dem früheren Besitzer des
Bilderzyklus.
Diese Schenkung sehen wir als eine einmalige Aktion - ausserhalb unseres finanziellen und intellektuellen
Engagements für das Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett. Wir wollten diese Schenkung so lange
anonym halten, bis wir selbst Klarheit hatten über die heute kommunizierte Vision und Form unserer KabinettStiftung.
Jacques Herzog und Pierre de Meuron, Juni 2015
Bitte beachten Sie:
Das Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett (Stiftung) ist vorläufig nur beschränkt
zugänglich. Für Fachpersonen und Forschung ist ein Besuch auf Anfrage möglich.
Kontakt:
[email protected]
Medienanfragen:
Herzog & de Meuron
Communications
Christina A. Jentsch
Direktwahl: +41 61 385 5718
[email protected]
www.herzogdemeuron.com
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