Göttinger Institut bereitet auf Abitur vor

MITTWOCH, 10. FEBRUAR 2016
REGIONALE WIRTSCHAFT
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Göttinger Institut bereitet auf Abitur vor
Die promovierte Biochemikerin Martina Henn-Sax bietet im Rosdorfer Weg Lerngruppen an
101 Firmen haben sich mit frischen Ideen um den Innovationspreis des Landkreises Göttingen
beworben. Wir stellen die Teilnehmer und ihre Beiträge vor. Heute:
abiturlernen.de.
Von Michael caspar
Göttingen. Prüfungsergebnisse
der elften und zwölften Klasse
bestimmen zu zwei Dritteln die
Abiturnote. Um Schüler während der Oberstufenzeit zu unterstützen, bietet das Göttinger
Bildungsinstitut „abiturlernen.
de“ dozentengeführte Lerngruppen an. Mit dem Konzept bewarb es sich um den Innovationspreis. Nachhilfe möchte Martina
Henn-Sax (45) ihr
Angebot nicht nennen. Zum einen
spricht sie auch gute
Schüler an, die
noch besser werden wollen. Zum anderen sollen die jungen Menschen in
den Gruppen selbst
lehren. „Wer anderen etwas erklärt, merkt
schnell, wo er selbst etwas nicht
genau verstanden haben“, erläutert die promovierte Biologin. In
den Kursen geht es zudem um
Lerntechniken und Zeitmanagement. „Das wird in der Schule in
der Regel kaum vermittelt“, bedauert Henn-Sax.
Begonnen hat die Unternehmerin 2006 mit Intensivkursen
zur Abiturvorbereitung. Innerhalb von drei Tagen geht sie mit
Kleingruppen den gesamten
Stoff durch, den das jeweilige
Bundesland für die Abschlussprüfung vorgibt. Henn-Sax begann mit solchen Kursen für
Schüler aus Niedersachsen. Spä-
Göttingen. Großer Bahnhof
für Verpacker und Logistiker
im Sartorius College: An der
Otto-Brenner-Straße findet
am Freitag, 11. Februar, ab 18
Uhr ein regionales Netzwerktreffen des Verpackungscluster Südniedersachsen und
des Logistik und Mobilitätsclusters (LMC) Südniedersachsen statt.
„Dieses gemeinsame Netzwerk trifft sich so zum ersten
Mal, es war ein großer Wunsch
der Mitglieder, es auszurichten. Es haben sich etwa 60
Personen angemeldet“, sagt
Cluster-Managerin Christine
Kroß (LMC). Als Gastrednerin referiert Eva Knappe von
der F&A Training und
Coaching zum Thema: „Was
kostet gute Führung?“ Das gemeinsame Netzwerktreffen
richtet sich an alle Verpacker,
Logistiker sowie branchenaffine Unternehmen, Institutionen und Einrichtungen aus
der Wirtschaftsregion Göttingen. Das Netzwerktreffen soll
die Gelegenheit bieten, sich in
entspannter Atmosphäre kennenzulernen.
bam
25 Jahre
Fahrschule Metje
Bovenden.
Nachhilfe möchte sie ihr Konzept nicht nennen, da die Schüler in den Gruppen auch selbst unterrichten: Martina Henn-Sax.
ter kamen Kurse für Hessen,
Nordrhein-Westfalen und Thüringen dazu. Das Fächerangebot
hat das Institut nach und nach
erweitert: Biologie (seit 2006),
Chemie (2010), Politik/Wirtschaft (2012), Mathematik (2014)
sowie Englisch und Physik
(2016).
Henn-Sax steht mittlerweile
ein Team von zehn freiberuflichen Dozenten zur Seite. Durch-
geführt hat sie die Kurse, an denen pro Saison mehr als 200 junge Menschen teilnehmen, bisher
in angemieteten Räumen in Hotels und Jugendherbergen in
Göttingen, Dortmund und
Frankfurt. Die Intensivkurse will
sie weiterhin anbieten. Ergänzend kommen nun die Lerngruppen dazu, die sich alle zwei
Wochen. Dafür hat Henn-Sax
erstmals eigene Räume angemie-
tet. „Zehn Jahre lang habe ich
von zu Hause aus gearbeitet“, berichtet sie. Und: „Das war ideal,
solange meine beiden Kinder (13
und 9) klein waren.“ Im Januar
hat sie ihr Institut in einem Hinterhaus am Rosdorfer Weg 10 eröffnet. 65 Quadratmeter stehen
ihr dort zur Verfügung. Das kleine Gebäude hat früher einmal
einem Maler als Werkstatt gedient. Später gab es dort ein Ge-
Foto: Hinzmann
schäft, dann ein Labor.
Den Unterricht erteilen HennSax und ihre Dozenten im ersten
Stock in einem 30 Quadratmeter
großen, hellen Raum. Teilnehmer der Intensivkurse essen gemeinsam in der Küche im Erdgeschoss. In der Pause können
die Schüler an der nahen Leine
frische Luft schnappen. Bahnhof
und Innenstadt sind in wenigen
Minuten zu Fuß zu erreichen.
Werkschule für
Flüchtlinge angeregt
Kleine Mittelständler
oft Internet-Muffel
Handwerksmeister unterstützen Arbeiten im ehemaligen DGB-Haus
Commerzbank befragt südniedersächsische
Geschäftskunden
Göttingen. Drei Handwerksmeister haben dabei geholfen, das besetzte ehemalige DGB-Haus in
der Oberen-Masch-Straße in
eine Flüchtlingsunterkunft umzuwandeln. Dabei ist die Idee
entstanden, dass die dortige Situation künftig eine Art Labor
für die Ausbildung von Flüchtlingen und ihre Integration in
die Arbeitswelt darstellen kann.
Überaus aufschlussreich sei es
für Gas- und Wasserinstallateurmeister Bernd Seger, Elektromeister Jens Greiner und
Tischlermeister Josef Weßling
gewesen, die Flüchtlinge bei der
Arbeit zu beobachten. Die dabei
gewonnene Erkenntnis: Viele
Geflohene verfügten über hand-
Verpacker
trifft Logistiker
werkliche Fähigkeiten – allerdings andere, als hierzulande
üblich. Eine systematische Ausbildung wie in Deutschland gebe
es in ihren Heimatländern nicht,
dafür seien sie stark im Improvisieren. Weil Sprachkenntnisse
fehlten und die Neuankömmlinge sich erst in die hiesige Kultur einleben müssten, sei eine
klassische Lehre innerhalb des
dualen Ausbildungssystems keine Lösung. Damit seien die
Flüchtlinge überfordert, aber
auch die meisten Ausbildungsbetriebe. Eine Lösung, welche
Seger, Greiner und Weßling vorschlagen: Eine von den Betrieben und der Stadt gemeinsam
getragene Werkschule.
In dieser würden die Flüchtlinge eine praxisnahe Ausbildung erfahren. Und dabei
gleichzeitig etwas erschaffen,
nämlich Häuser für die zukünftigen Flüchtlinge. Ein Szenario,
von dem alle profitieren würden, sagen die drei Handwerksmeister. Die Flüchtlinge, die fit
gemacht werden für den Arbeitsmarkt. Die Handwerksbetriebe, welche die dringend benötigten Mitarbeiter bekämen.
Die Stadt, die sich weniger Sorgen um die Unterbringung machen müsste. Und schließlich
auch die Neuankömmlinge, denen eine vernünftige Wohnsituation die Integration erleichtern würde.
hru
Göttingen. Gut gefüllt sind die
Auftragsbücher der südniedersächsischen Handwerker, Gewerbetreibenden und Freiberufler.
So erlebt es derzeit Sebastian
Suchfort (38), der bei der Commerzbank in Göttingen die Geschäftskundenberatung
leitet.
Das deckt sich mit Ergebnissen
einer Studie seiner Bank.
Das Zahlenwerk basiert auf einer repräsentativen Befragung
der Kunden mit einem Jahresumsatz von bis zu 2,5 Mio. Euro
im Juli und August des Vorjahres.
Danach beurteilen 86 Prozent
der Kunden in Südniedersachsen
die Geschäftsentwicklung als stabil, gut oder sogar sehr gut.
Deutschlandweit waren es 75
Prozent. Bei 42 Prozent der Kunden hatte sich die Auftragslage
verbessert. Mehr als ein Drittel
erwartete für 2016 eine positive
Wirtschaftsentwicklung. Damit
legte die Zahl der Optimisten im
Vergleich zum Vorjahr deutlich
zu.
Problem Datensicherheit
Bringen eine Werkschule für Flüchtlinge ins Gespräch: Bernd Seger, Josef Weßling und Jens Greiner (v.l.).
HRU
Das Problem: „Viele nehmen
sich in dieser Boomphase kaum
Zeit für strategische Überlegungen“, warnt Suchfort. Dabei decke
die Studie eine Reihe von
Schwachstellen auf. So nutzten 60
Prozent der südniedersächsischen
Kunden das Internet kaum geschäftlich. Mobile Angebote mache nur ein Drittel. Gerade einmal ein Viertel setze auf soziale
Medien. Handlungsbedarf
sieht Suchfort
auch bei der
Datensicherheit. Nach der
Studie ändern
43 Prozent der
Kunden ihre
S. Suchfort
Passwörter
nicht regelmäßig. 15 Prozent verwendeten keine Virenschutzprogramme, ein Fünftel keine Firewall.
Furcht vor Lohnkostenanstieg
Nachholbedarf stellt die Untersuchung bei Online-Bezahlverfahren fest. Nur ein Fünftel der
Kunden bietet sie an. 61 Prozent
schreiben noch ganz klassisch
eine Rechnung. Deutschlandweit
sind es 55 Prozent. Ein Fünftel
kassiert bar. Die Studie zeigt aber
auch, dass die Geschäftskunden
stark im Bereich der Informationstechnologien investieren. 41
Prozent waren das, gefolgt von 38
Prozent im Bereich Personal und
31 Prozent in die Geschäftsräume.
Als größtes Problem betrachten die südniedersächsischen Geschäftskunden den Fachkräftemangel. Eine Steigerung der
Lohnkosten fürchtet ein Fünftel.
Suchfort betreut mit vier Bankangestellten sowie mit Unterstützung von sechs Filialdirektoren
5700 Geschäftskunden zwischen
Harz und Weser.
mic
Fahrlehrer
Steffen
Metje blickt
dieser Tage
auf
sein
25-jähriges
Dienstjubiläum. Seit Steffen Metje
Januar 1991
macht er in seiner Fahrschule
an der Göttinger Straße 35
nicht nur erfolgreich Fahrschüler für den Straßenverkehr fit. In speziellen Kursen
verhilft er auch älteren Führerscheinbesitzern und Wiedereinsteigern zu mehr Mobilität. Darüber hinaus leitet er
seit 22 Jahren die Zweigstelle
in Einbeck. Seit dem vergangenen Jahr ist Metje Vorsitzender der Kreisgruppe Göttingen im Fahrlehrerverband
Niedersachsen. Hier macht er
sich für die Belange der Fahrlehrerschaft stark.
bam
In Utrecht für
Region werben
Göttingen. Werbung für die
eigene Region wird die Südniedersachsenstiftung
auf
Europas größter Auswanderungsmesse machen. Zum
fünften Mal stellen sich bei
der am 13./14. Februar in Utrecht stattfindenden „Emigratie Beurs“ zwölf Kommunen unter der Dachmarke
„geniusgöttingen“ vor.
Erstmals präsentiert sich
auf der Messe die Kommune
Bad Gandersheim. Bereits
zum wiederholten Male sind
Duderstadt, Göttingen, Hann.
Münden, Nörten-Hardenberg, Stadt und Landkreis
Northeim, Bad Lauterberg,
Moringen, Osterode am Harz,
Staufenberg und Uslar dabei.
Der Fokus liege auch in diesen Jahr darauf, Fachkräfte
aus den Nachbarländern auf
die Region aufmerksam zu
machen, teilte die Südniedersachsen-Stiftung mit.
„Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Pflegekräften
aus den Niederlanden und
benötigen dringend gut qualifiziertes Personal“, sagt Herr
Klaus Brandl, Leiter des Pflege- und Betreuungszentrums
Luisenhof in Göttingen. Laut
Südniedersachsen-Stiftung
mangele es in der Region besonders im Gesundheitswesen an Fachkräften.
bam