Abstract der Studie Gemeinnütziger Wohnbau in Österreich

Gemeinnütziger Wohnbau in Österreich
Repräsentative Bevölkerungsstudie im November 2015
1000 telefonische Interviews, Wohnbevölkerung 18+ Jahre
Zusammenfassung der Ergebnisse
Die eigene Wohnzufriedenheit wird wesentlich positiver beurteilt als das Wohnungswesen
in Österreich insgesamt; während 93% der Bevölkerung mit ihrer eigenen Wohnsituation
zufrieden sind, sind nur 68% mit dem Wohnen in Österreich generell zufrieden. Dies liegt
an der Wahrnehmung des Wohnungsmarktes als teuer und mit hohen Kosten verbunden.
Auf der anderen Seite schätzt man am Wohnen in Österreich das vorhandene
Wohnungsangebot, die Wohnqualität und damit verbundene Lebensqualität sowie das
Wohnen in einer schönen Landschaft mit guter Infrastruktur und wenig Kriminalität.
Regional zeigt sich im Raum Wien eine geringere Wohnzufriedenheit als in den anderen
Bundesländern (die höchste in OÖ/Sbg und Tirol/Vlbg). Auch das Haushaltseinkommen hat
Einfluss auf die Bewertung: je niedriger das Einkommen, desto geringer die
Wohnzufriedenheit. Nach Rechtsform zeigt sich im Bereich der Gemeindemieter und Mieter
in sonstigen/privaten Mieterverhältnissen eine geringere Wohnzufriedenheit, bei Wohnen in
Eigentum eine höhere Zufriedenheit; die Mieter von Genossenschaften/Gemeinnützigen
Bauvereinigungen liegen mit ihrer Zufriedenheit zwischen diesen Polen.
Nach Detailaspekten herrscht die höchste Zufriedenheit beim Wohnen mit der gewählten
Rechtsform, der Lage des Wohnobjektes, der persönlichen Sicherheit in Haus, der
Wohnungsgröße und dem Wohnungsgrundriss. Einige sind mit der umgebenden
Infrastruktur weniger zufrieden (vor allem Hausbesitzer in kleineren Gemeinden), die größte
Unzufriedenheit herrscht jedoch erwartungsgemäß hinsichtlich der laufenden Kosten des
Wohnobjektes. Nach Rechtsform zeigt sich bei den meisten Detailaspekten die höchste
Zufriedenheit bei Hauseigentümern (Ausnahme Infrastruktur), die niedrigste bei
Gemeindemietern.
Die am häufigsten vorhandenen Ausstattungsmerkmale von Wohnungen sind
Garage/Autoabstellplatz (71%), Balkon/Loggia (66%) und Waschküche (57%), gefolgt von
Lift (46%) und Kinderspielplatz (44%). Nur in 35% der Wohnanlagen existieren
Gemeinschaftseinrichtungen.
Die höchsten Nutzungsraten zeigen Balkon/Loggia/Terrasse und Lift, diese beiden
Ausstattungen wünscht man sich auch am häufigsten, wenn sie fehlen; bei
Autoabstellplatz/Garage klafft bereits eine größere Lücke zwischen Angebot und Nutzung
(vor allem in Wien wird das Angebot seltener genutzt), eine noch größere bei Waschküchen.
Personen mit Kindern nützen Kinderspielplätze intensiv, Gemeinschaftseinrichtungen
werden jedoch seltener genutzt und auch selten gewünscht.
Bewohner von Objekten des Gemeinnützigen Wohnbaus verfügen über alle erhobenen
Ausstattungen signifikant häufiger als Bewohner von Objekten in anderen Rechtsformen;
besonders groß ist Unterschied bei Kinderspielplätzen und Waschküchen, aber auch bei
Garage/Autoabstellplatz und Balkon/Loggia.
Bei jedem sechsten Befragen wird innerhalb der nächsten 1-2 Jahre ein Wechsel des
Wohnobjektes durch ein Haushaltsmitglied angestrebt. Die meisten Wechselwilligen
befinden sich derzeit in einem Mietverhältnis, der Wechsel erfolgt am häufigsten zu
Hauptmiete bei Gemeinnützigen, Haus in Eigentum oder private Miete.
Die wichtigsten Aspekte beim Wohnen sind für die Bevölkerung laufende Kosten,
energetische Standards, Lage und Grundriss sowie Brandschutz, Größe und
Anschaffungskosten. Als weniger wichtig erachtet man Gemeinschaftsflächen und –
anlagen, etwas weniger wichtig sieht man auch die barrierefreie Gestaltung von Wohnungen
und Wohnanlagen. Analog dazu wird auch die auf „die Österreicher“ projizierte
Sparbereitschaft bei Wohnaspekten bewertet: höchste Sparbereitschaft sieht man bei
Gemeinschaftsflächen und –anlagen, gefolgt von barrierefreien Wohnungen/Anlagen.
Die spontanen Reaktionen zum Gemeinnützigen Wohnbau in Österreich sind deutlich
überwiegend positiver Natur. Man betont vor allem günstige/niedrige
(Anschaffungs)Kosten als Stärke dieser Institution, äußert sich allgemein positiv (wichtig,
bedeutend, sinnvoll, zufrieden etc.) und lobt die damit verbundene Lebensqualität und
soziale Orientierung/Familienfreundlichkeit. Negativ wird häufig das Kostenniveau genannt.
Es fällt auf, dass Nichtbewohner von gemeinnützig erbauten Wohnobjekten zum Teil ein
positiveres Bild zeichnen als die Bewohner; so beurteilen z.B. die Nichtbewohner die
Kostensituation deutlich positiver als die Bewohner.
91% der Bewohner von gemeinnützig erbauten Objekten sehen eine sehr und relativ hohe
Bedeutung des gemeinnützigen Wohnbaues in Österreich, aber auch 84% der
Nichtbewohner sehen dies so; die Bedeutung der Institution geht also weit über die eigene
Klientel hinaus.
Die Imagebewertung des Gemeinnützigen Wohnbaus erfolgt sowohl durch die Bewohner
als auch durch die Nichtbewohner auf einem positiven Niveau; man sieht die
Gemeinnützigen vor allem als wirtschaftlich solide Unternehmen, die
zuverlässig/vertrauenswürdig sind und ihre Wohnungen/Häuser in Schuss halten. Es
existieren jedoch auch große Wissenslücken hinsichtlich der Gemeinnützigen
Bauvereinigungen: Transparenz der Vergabe, Gewinnbeschränkung, Reinvestition von
Gewinnen und dichtes Kontrollnetz sind solche Aspekte, bei denen sich viele keine
Bewertung zutrauen. Gewisse Zweifel bestehen hinsichtlich der kostendämpfenden Wirkung
für den gesamten Wohnungsmarkt und der Kundennähe. Die Imagebewertung durch die
Bewohner ist grundsätzlich nur um eine Nuance positiver als jene durch die
Gesamtbevölkerung.
Als wichtigste Herausforderung für die österreichische Wohnwirtschaft sowie den
Gemeinnützigen Wohnbau sieht man die Sicherstellung von kostengünstigen Wohnungen.
Mit deutlichem Abstand folgen Sanierung der Bestände, Erhöhung des Angebotes und mehr
Mittel zur Wohnbauförderung. Die Mittelerhöhung ist dabei ein besonderes Anliegen der
Bewohner von gemeinnützig erbauten Objekten.
57% der Bewohner von gemeinnützig erbauten Objekten sehen zukünftig eine steigende
Bedeutung des Gemeinnützigen Wohnbaus in Österreich, in der Bevölkerung gesamt
beträgt der Anteil sogar 63%. Vielfach geht man auch von einer gleichbleibenden Bedeutung
aus, nur sehr kleine Gruppen erwarten einen Bedeutungsrückgang (7% Bevölkerung, 11%
Bewohner).