Herrscht auf Turnieren Fairness? - Triple-D

Fotos: Ilja v.d. Kasteele, pa/dpa, Privat, www.slawik.com
HÖRT, HÖRT!
Herrscht auf Turnieren Fairness?
Carsten Peeters, 37
Pferdewirtschaftsmeister
Reiten aus Köln
Sibylle Wiemer, 51
Diplom-Pädagogin und FN
Reitlehrerin aus Fintel
Henrike Garcke, 26
Pferdewirtschaftsmeisterin aus
Wiesenburg in Brandenburg
Grischa Ludwig, 37
Internationaler Westernreiter
und Trainer aus Bitz
Auf dem Turnier kommt
es durchaus vor, dass
ein Ritt mal etwas besser oder
schlechter bewertet wird. Aber
in der Turnierjahresbilanz
herrscht, wie ich finde, Fairness.
Die Richter geben ihr Bestes,
neutral zu benoten – aber auch
sie sind nur Menschen und
können eine falsche Entschei­
dung treffen, wie jeder andere
auch. Darüber hinaus geht man
mit einer Überwachung der
Abreiteplätze gegen tierschutz­
widriges Reiten im Turniersport
vor. Denn beim Erfolg anderer
kann durchaus manchmal Neid
entstehen, den dann oft die
Pferde aus­baden müssen. Wenn
es mal nicht so klappt, wie es
sich der Reiter gewünscht hat,
ist aber nie das Pferd schuld.
Das liegt dann immer am Un­
vermögen des Reiters.
In den 80er Jahren bin
ich erfolgreich auf vielen
ländlichen Turnieren gestartet.
Und es hat mir zweifelsohne
Spaß gemacht. Oft bin ich
auch einfach nur zum Gucken
auf Turniere gegangen, denn
das Abreiten vor den großen
Dressurprüfungen war Weiter­
bildung pur. So werde ich
Herbert Rehbein, der beim
Abreiten mit Giorgione in einer
gelungenen Piaffe die Zügel aus
der Hand kauen ließ – Momente
der Perfektion –, nie vergessen.
Doch die Zeiten und mein Rei­
ten haben sich geändert. Wenn
ich heute beruflich auf einem
Abreiteplatz bin, erschrecke ich
eher. Warum die Richtlinien so
wenig befolgt werden, ist mir ein
Rätsel. Anstatt Harmonie liegt
unendlicher Stress in der Luft.
Das ist nicht mehr meine Welt.
Für mich sind die Gesellig­
keit und das korrekte
Vorstellen der erarbeiteten Leis­
tung das Reizvolle am Turnier.
Im hohen Leistungssport sehen
das die meisten Reiter anders.
Ein respektloser Umgang mit
dem Pferd ist zu beobachten:
Die Vierbeiner sind nur noch
Mate­rial, das ersetzbar ist. Und
um schnell Profit aus ihnen zu
schlagen, beginnen viele Reiter
bereits bei zweijährigen Tieren
mit intensivem Training. Diese
„Sportgeräte“ sind neunjährig –
hervorgerufen durch die frühe
Überbelastung – oft unreitbar.
Deshalb habe ich mich bewusst
gegen den hohen Leistungssport
entschieden. In den unteren
Klassen, wo Geld und Ruhm
nicht der Hauptgrund für den
Turnierstart sind, hat Fairness
noch eine Chance.
Auf Turnieren geht es
nicht immer fair zu, auch
Richter und Reiter machen
­Fehler – besonders in Stress­
situationen. Nervosität und
psychischer Druck beim Reiter
werden auf das Pferd übertragen
und machen sich dort bemerk­
bar. Einige Reiter reagieren mit
Gewalt, gute Reiter aber lösen
solche Situationen mit Verstand.
Denn die Fairness gegenüber
dem Pferd macht die Qualität
des Reiters aus. Als Reiter trägt
man die Verantwortung für sein
Pferd und muss dessen Turnier­
tauglichkeit immer wieder
hinterfragen. Nicht nur körperli­
ches Vermögen und Talent muss
ein Turnierpferd mitbringen,
sondern auch einen klaren Kopf,
Härte und Kampfgeist. Wenn
diese Fähigkeiten nicht da sind,
muss ich dies akzeptieren.
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