kompakt Bayern November 2015

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VOR ORT BAYERN
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- NAMEN & NACHRICHTEN
Fragen an
Daniela Wanko
Wandern mit Flüchtlingen
PENZBERG | Bereits auf dem Landesjugendtreffen im Som-
mer setzten sich junge Gewerkschaftsmitglieder mit den Themen Solidarität und Akzeptanz sowie der Situation von
Flüchtlingen auseinander. Jetzt wurden sie auch für die Bezirksjugend München lebensnah: Willkommenskultur zu
zeigen, war das Ziel einer Aktion des BJA am 27. September.
Gemeinsam mit acht Flüchtlingen aus Penzberg und drei
Helfern aus deren Unterkunft ging es zu Fuß hoch auf den
Blomberg bei Bad Tölz. Frei nach dem Motto »Refugees Welcome« (»Flüchtlinge willkommen«), organisierte der BJA für
die Männer aus dem Senegal, aus Pakistan und Nigeria einen
unvergesslichen Tag in
den oberbayerischen
Bergen. Es war eine
Aktion, die beiderseits
von Offenheit, Gastfreundschaft und Respekt geprägt war. Sie
war sicherlich nicht
die letzte der Art.
Werberhitparade
124 Aufnahmen: JAV (Wacker Chemie, Burghausen); 42 Aufnahmen: Karl Held (AlzChemie, Trostberg); 27 Aufnahmen:
Gerd Pfaff (SMIA, Michelau); 19 Aufnahmen: JAV (Industriepark Gersthofen); 18 Aufnahmen: Horst Heidenfelder (Oechsler, Ansbach); 17 Aufnahmen: Gert Pilz (Alfmeier, Nürnberg);
16 Aufnahmen: JAV (Kelheim-Fibres, Kelheim); 15 Aufnahmen:
Wolfgang Semler, Norbert Lechermann (beide SMP, Neustadt); 14 Aufnahmen: Alexander Köstler, Angelika Neppl (beide SMP, Neustadt); 13 Aufnahmen: Stefan Schmidt (SMP, Neustadt); 9 Aufnahmen: Thomas Kunze (APU, Schönberg),
Roland Berninger (Mainsite Services, Obernburg), Monika
Träger, Franz-Josef Köstler (beide Ceram Tec, Marktredwitz);
8 Aufnahmen: JAV (InfraServ, Gendorf), Josef Glöcklhofer
(Clariant PG Gendorf), Michael Schlesinger (Kurz, Fürth);
7 Aufnahmen: Birgit Altmannshofer (Clariant PG, Gendorf),
Johanna Mailhammer (Saline, Bad Reichenhall), Daniel Raab
(Gerresheimer, Tettau), Alexander Schätz (CeramTec, Lauf);
Franz Hartinger (Gerresheimer, Regensburg); 6 Aufnahmen:
Erich Puschnik (Wellpappe, Forchheim), Erwin Neidiger (Bolta, Leinburg), Michaela Fischer (Zwiesel Kristallglas), Dietmar
Hengl (Haupt, Regensburg), Christian Hartmann (AKW,
Hirschau), Reinhard Brandhuber (Clariant PG, Gendorf), Maximilian Gerg (Geiger Automotive, Murnau); 5 Aufnahmen:
Milena Alkofer, Alexander Möckel (beide Bayernoil, Neustadt), Helmut Faber (MD, Plattling), Jürgen Winkler (Frenzelit, Bad Berneck), Siegmund Huber (BHS tabletop, Selb), Gerhard Greim (Schott, Mitterteich), Alfons Bötsch (Klöckner
Pentaplast, Gendorf), Hilmi Akkurt (Renolit, München).
28 | kompakt | November 2015
Zeichen der
Solidarität: von der
IG BCE organisierte
Kundgebung vor
dem Werktor von
Nachtmann.
Schmerzhafte Schließung bei Nachtmann
FRAUENAU | 2016 wird im Bayerischen Wald bereits das dritte Werk stillgelegt. 200 Mitarbeiter sind betroffen.
An den Moment, in dem ihn
die schlechte Nachricht erreichte, wird sich der Betriebsratsvorsitzende Roland Köck
noch lange erinnern: »Es
war, als würde man mir die
Füße wegreißen.« Keine Andeutungen, keine Gespräche
gab es vorher – und plötzlich
ein Skandal, wie dieser Kahlschlag abgelaufen ist. Alle sind
bis zum Tag der Bekanntgabe
davon ausgegangen, dass die
Zukunft des Werks in Frauenau gesichert sei, weil ja noch
im Januar von neuen Investitionen in Höhe von 15 Millionen die Rede war. Bis Anfang
»Von der Schließung des Werks zu
erfahren war, als würde man mir die
Füße wegreißen.«
Roland Köck
Betriebsratsvorsitzender Nachtmann, Frauenau
am 6. Mai um 10.15 Uhr diese Entscheidung, das Nachtmann-Werk in Frauenau komplett zu schließen. Ein Werk,
in dem mit 200 Mitarbeitern
jährlich 20 Millionen Kristallgläser produziert werden. Sehr
viele Mitarbeiter sind schon
älter als 50 Jahre und einige
von ihnen seit mehr als 40 Jahren im Unternehmen.
BIS HEUTE ENTSETZT ist Ge-
werkschaftssekretär Christian
Schlag vom IG-BCE-Bezirk
Kelheim-Zwiesel über das Verhalten der Geschäftsführung
und des österreichischen Eigentümers Riedel Glas: »Es ist
Mai 2015 wurden wir in diesem Glauben gelassen. Diese
Vorgehensweise, aber auch die
Informationspolitik, sind einfach unverantwortlich.«
vor dem Werktor aufgerufen.
»Hier herrscht bis heute Wut,
Zorn und Resignation«, fasst
Schlag die Stimmung zusammen. Nach den traditionsreichen Glashütten in Spiegelau
und Riedlhütte ist Frauenau
schon das dritte NachtmannWerk, das geschlossen wird.
IMMENS SEI der wirtschaft-
liche Druck, erklärt Geschäftsführer Alois Kaufmann, die
Produktionskosten müssten
reduziert werden. Außerdem
habe es Platzmangel und Probleme mit dem Denkmalschutz bei den Planungen für
eine Erweiterung gegeben.
nen Euro investiert, versprach
Kaufmann.
LAUT ROLAND KÖCK, der
mit einigen Kollegen bereits
die Schließung in Riedlhütte
mitmachen musste, hätten bislang nur 15 der Mitarbeiter einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Die drei laufenden Linien
sollen ab Dezember 2015 bis
Ende Februar sukzessive stillgelegt werden, am 30. Juni folge dann das komplette Aus des
Betriebs. Den Verbliebenen
würden in der NachtmannGruppe maximal 15 neue Arbeitsplätze angeboten, heißt
es. »Wie es dann weitergeht?
»Es ist ein Skandal, wie dieser
Kahlschlag abgelaufen ist.«
DIE GESPRÄCHE mit einem
möglichen Käufer blieben erfolglos. Ab Mai wurde – nach
Kräften unterstützt durch die
IG BCE – mit der Geschäftsführung vier Monate lang über
einen Sozialplan verhandelt
und über die Gründung einer
Transfergesellschaft, die nun
zumindest ein Jahr bestehen
wird. Noch im August hatte
die IG BCE als Zeichen der Solidarität zu einer Kundgebung
Christian Schlag
IG-BCE-Bezirkssekretär Kelheim-Zwiesel
Landrat und Bürgermeister haben dem aber in einem Brandbrief an Kaufmann widersprochen. Von fünf bayerischen
Produktionsstätten sind damit
nur noch zwei übrig: Weiden
und Amberg. Dort würden in
eine neue, voll automatisierte
Produktlinie bis zu 35 Millio-
Ich weiß es nicht«, sagt Köck.
»Der Arbeitsmarkt hier im Bayerischen Wald ist alles andere
als rosig.« Mit den beiden anderen Nachtmann-Standorten
in Riedlhütte und Spiegelau
zusammen sind nun bereits
600 Arbeitsplätze vernichtet
worden.
Die Betriebsrätin
beim Pharma-Hersteller
Bionorica in Neumarkt
organisierte mit Unterstützung des IG-BCEBezirks Nürnberg die
bundesweit erste »Talk
Time« für Laborantinnen.
Was bringen eigentlich Veranstaltungen wie
»Talk Time« ganz konkret?
Die »Talk Time« ist ja Teil des IG-BCE-Projekts »Offensive Frauen«, zu dem es am 24. Oktober in Kassel noch
einen Workshop gab. Wir haben uns fürs erste Mal
bewusst für das Thema »Industrielle Fachkräfte unter
Druck? Das Beispiel der Laborantinnen und Laboranten« entschieden, weil sich für viele von uns die
Anforderungen der Arbeit verändern. Außerdem ist
die Referentin Marion Hackenthal selbst gelernte
Laborantin. Solche Veranstaltungen weiten den Blick
und man lernt die IG BCE mal in einem völlig ungezwungenen Umfeld kennen. Das Feedback danach war
wirklich gut.
Und der Arbeitgeber hat das ohne Weiteres
mitgemacht?
Ja, hat er. Weil auch uns als Betriebsrat eine gute
Sozialpartnerschaft mit dem Personalmanagement
wichtig ist. Wir haben die Pläne zur »Talk Time« mit den
Kollegen von Anfang an besprochen. Schließlich waren
Vortrag und Diskussion ja auch während der Arbeitszeit von 9.30 Uhr bis 10.30 Uhr. Umso mehr hat es uns
dann gefreut, dass sogar einige Führungskräfte an der
Premiere teilgenommen haben.
Was empfiehlst du denn KollegInnen der IG BCE,
die in ihren Unternehmen Ähnliches planen?
Das Wichtigste ist ein offener und transparenter
Umgang innerhalb des Unternehmens. Natürlich fragt
sich die Arbeitgeberseite, was solche Veranstaltungen
der Firma bringen. Wie in allen anderen Besprechungen
im Job auch, sollte man sich für die Gespräche mit dem
Arbeitgeber dann vorab ein paar Argumente überlegen.
Meine Erfahrung: Gute Argumente überzeugen. Und
Rückmeldungen von Mitarbeitern, dass die »Talk Time«
interessant ist.
Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]
kompakt | November 2015 | 29