Interview Ruth-Simone Stumpp

GÖ-ALUMNInterview mit Ruth-Simone Stumpp, Jahrgang 2008
1) Wo arbeitest Du heute?
Vor einem Jahr habe ich die Leitung der Abteilung Strategische Unternehmensentwicklung / Mergers & Acquisitions bei der amedes Holding AG in Hamburg übernommen. Die amedes bietet in Deutschland und Belgien
interdisziplinäre und medizinisch-diagnostische Dienstleistungen für Patienten, niedergelassene Ärzte, Kliniken,
Laboratorien und andere Einrichtungen an. Mit mehr als 2.600 Mitarbeitern sind wir eines der größten Unternehmen in diesem Umfeld.
Im Jahr 2012 haben wir mehr als 10 neue Partner akquiriert und in das amedes-Netzwerk integriert. Diese Entwicklung ist auch für die kommenden Jahre geplant.
Das Umfeld ist hoch spannend - Die Konzentration im Gesundheitsmarkt ist im Teilmarkt der Diagnostik bereits
deutlich sichtbar und bewegt sich mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Damit werden künftige Entwicklungen auf den klinischen Sektoren antizipiert und das macht es so interessant, daran mitzuwirken.
Die Arbeit ist im Wesentlichen projektbasiert, hier kann ich meine Erfahrung aus dem Consulting- Geschäft
einbringen kann. Die Zusammenarbeit im M&A-Bereich ist immer interdisziplinär, das heißt man arbeitet
täglich mit Juristen, Ärzten, Betriebswirten, IT-Fachleuten und Ingenieuren zusammen und das ist sehr abwechslungsreich und eröffnet einem den Zugang zu einem breiten Wissensfeld.
2) Für welche Themenfelder könnte ich Dich anrufen?
Neben den Schwerpunkten im Bereich M&A fällt in meinen Zuständigkeitsbereich auch die Durchführung
der strategischen Unternehmensplanung.
3) Bei welchen Themenfelder würdest Du einen Experten befragen?
Auch für die eigenen Fachbereiche lohnt es sich stets, kompetente Ansprechpartner zu haben. Dennoch gibt es
auch Bereiche, die man mit der Zeit immer mehr aus den Augen verliert: Z.B. die aktuellen Entwicklungen in
der Gesundheitspolitik, außerhalb des eigenen Blickfelds. Im Studium hat man immer sehr gut mitbekommen,
welche Gesetzesvorlagen im Bundestag diskutiert worden sind und welche Auswirkungen für die Leistungserbringer oder Krankenkassen zu erwarten waren.
Eine weitere Kernfrage dreht sich um die zukünftige Ausgestaltung des Gesundheitswesens, sagen wir in ca. 10,
20 oder 30 Jahren. Wie werden Innovationen hervorgerufen und welche Technologien sind führend? Da könnte
man mal einen Innovationsworkshop anstoßen. [Anmerkung der Redaktion: Wir denken darüber nach]
Vereinsregister Amtsgericht Bayreuth • Registernummer VR 1367
Bankverbindung Deutsche Apotheker- und Ärztebank • IBAN DE  2930 0606 0100 0538 4397 • BIC DAAEDEDDXXX
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4) Wenn Du an Dein Studium zurückdenkst, welche Erfahrungen helfen Dir heute im Beruf?
Durch die Ansprache aktueller Themen der Gesundheitspolitik hatte man in Bayreuth eine sehr praxisnahe Ausbildung (hätte ich während des Studiums so nicht formuliert, heute habe ich darauf aber eine andere Sichtweise).
Für die Due Diligence war der Schlüchtermann-Block hilfreich, um in diesen einmal hereinzuschnuppern. Was
mir insbesondere geholfen hat war die Belegung einer zusätzlichen „harten“ BWL mit Finanzen und Steuern.
Das war keine Pflicht, war auch nicht gerade immer spannend und die besten Noten gab es auch nicht. Heute
muss ich aber sagen, dass diese Erfahrungen im Nachhinein mit die wertvollsten waren.
5) Was könnte man aus Deiner Sicht besser machen?
Als Vertreter einer Nischenbranche muss ich sagen, dass das Studium und die dort behandelten Themen an einigen Stellen etwas einseitig waren. Der Fokus des Studiums lag insbesondere auf Krankenhäusern und Krankenkassen – damit wurden aber Milliardenmärkte im Bereich Diagnostik oder Pharmazie und der gesamte ambulante Markt vernachlässigt. Das sind aber die Märkte, in denen derzeit große Bewegungen stattfinden und
händeringend nach Personal gesucht wird. Hier findet aus meiner Sicht ein Großteil der Innovationen statt. Hier
gibt es große Chancen, als junger Mensch etwas zu bewegen. amedes hat daher ein Trainee-Programm aufgesetzt,
um junge Menschen strukturiert an die Nische und das Innovationsfeld Diagnostik heranzuführen.
6) Was ist das Besondere am AKGM und wo siehst Du Verbesserungsbedarf?
Der AKGM war schon immer ein Pool aus sehr spezialisierten Menschen. Das bietet ein unglaubliches Potential
für Netzwerkeffekte. Dieses Potential wird aus meiner Sicht aber noch nicht abgerufen. Als Alumni wünsche ich
mir mehr Möglichkeiten Kontakte zu knüpfen, gute Kandidaten für offene Stellen zu finden, oder sogar gemeinsam Geschäft zu machen. Insofern kann ich diese Initiative nur begrüßen.
7) Was möchtest Du für den AKGM tun?
Offene Stellen gebe ich regelmäßig weiter, auch Vorträge habe ich schon gehalten. Vor einigen Wochen erst
habe ich einen Workshop an der Uni Bayreuth durchgeführt. Das ist für amedes eine ideale Gelegenheit Kandidaten für Praktika oder Stellen zu finden. Weil amedes aktiv auf der Suche ist, könnte ich mir auch ein Sponsoring vorstellen. [Anmerkung der Redaktion: Darauf kommen wir gerne zurück!]
Es gibt doch jetzt diese Alumni-Treffen, da könnte man doch eins am Rande des Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg machen, sagen wir, im nächsten Jahr. [Anmerkung der Redaktion: Ditto!]
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8) Was würdest Du tun, wenn Du Gesundheitsminister wärst?
Hmm ich denke ich würde das anwenden, was ich im Studium gelernt habe: Anwendung der ökonomischen
Grundlagen auf den Gesundheitsmarkt. Es müssen Marktbedingungen geschaffen werden (Rahmen), das heißt
man müsste das bestehende Medizinrecht, Mehr- und Fremdbesitzverbote, Kassensitze, Versorgungsaufträge,
KVen, etc. einmal systematisch überdenken. Ich glaube nicht an den Homo Oeconomicus, aber schon an die
soziale Marktwirtschaft.
9) Willst Du sonst noch etwas loswerden?
Vielleicht würde ich das Amt des Gesundheitsministers sogar ganz abschaffen – wofür brauchen wir eigentlich
einen Gesundheitsminister? Das ist doch eine Branche, wie jede andere auch und könnte damit als Ressorts im
Wirtschaftsministerium geführt werden.
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