Interview Dierk Dennig

GÖ-ALUMNInterview mit Dr. Dierk Dennig, Jahrgang 2004
1) Wo arbeitest Du heute?
Die Celesio AG ist ein international führendes Handels-, Logistik- und Serviceunternehmen im Pharma- und
Gesundheitsbereich. Celesio betreibt u.a. eigene Apothekenketten außerhalb von Deutschland und ist einer der
führenden Pharmagroßhändler in Europa und Brasilien.
Nach 3 Jahren bei Celesio arbeite ich heute beim Rudolf Spiegel Versand, einem Tochterunternehmen der
Celesio. Im Kern versenden wir die komplette Apothekenausstattung, die nichts mit dem Ladenbau oder Medikamenten zu tun haben, an 70 tsd. Kunden in 11 Ländern. Unsere Kunden sind ausschließlich Apotheker. Wir
haben ca. 30 Mitarbeiter und sitzen in der Nähe von Bonn.
Als Geschäftsführer habe ich viele Freiheiten, da der Weg der Umsetzung der Konzernvorgaben in der Regel
offen ist. Das macht mit am meisten Spaß, weil man direkt Dinge ausprobieren kann. Ein Beispiel: Wir haben
entschieden unseren Katalog zusammen mit einem Flyer zu versenden, in dem wir auf neue Angebote aufmerksam machen. Der Umsatz konnte dadurch gesteigert werden. Im Vergleich zu meiner vorherigen Tätigkeit als
Vorstandsassistent bin ich deutlich weniger fremdgesteuert und trage mehr Verantwortung für Budget und Mitarbeiter.
2) Für welche Themenfelder könnte ich Dich anrufen?
Zu allen Fragen der Apothekenausstattung, Versandhandel, den Apothekenmarkt im Allgemeinen, aber auch zu
Fragestellungen im Bereich Pharmagroßhandel sowohl im nationalen als auch internationalen Geschäft. Logisitk
spielt bei uns natürlich auch eine große Rolle.
3) Bei welchen Themenfelder würdest Du einen Experten befragen?
Zu einigen Themen tausche ich mich regelmäßig mit meinen privaten Kontakten aus. Das trifft zum Beispiel auf
das aktuelle Geschehen in gesetzlichen und privaten Krankenkassen, aber auch das Krankenhaus zu. Auch in der
allgemeinen Gesundheitspolitik, wie zum Beispiel die Auswirkungen aktueller Gesetzesvorhaben, bin ich nicht
mehr ganz up to date und ich bin mir sicher, dass es hier spannende Veränderungen gibt.
Vereinsregister Amtsgericht Bayreuth • Registernummer VR 1367
Bankverbindung Deutsche Apotheker- und Ärztebank • IBAN DE  2930 0606 0100 0538 4397 • BIC DAAEDEDDXXX
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4) Wenn Du an Dein Studium zurückdenkst, welche Erfahrungen helfen Dir heute im Beruf?
Ganz klar: Sich selber zu organisieren. Sowohl das GÖ-Studium in Bayreuth als auch meine Promotion haben
mir sehr dabei geholfen, komplexe Themengebiete gut zu strukturieren und Schritt für Schritt abzuarbeiten. Als
Vorstandsassistent war ich permanent damit konfrontiert, mehrere Themen gleichzeitig zu bearbeiten und priorisieren zu müssen. Durch mein Studium und die Promotion war ich darauf sehr gut vorbereitet.
Was die inhaltlichen Themen angeht finde ich, dass man In Bayreuth eine gute „Grundausbildung“ in verschiedenen Bereichen der Gesundheitsökonomie erhält. Das Studium gab mir einen guten Überblick zu den spezifischen Themen im Bereich Krankenkassen, Pharma, Krankenhäusern, etc. Das reicht sicherlich aus, um in vielen
Bereichen die wesentlichen Themen mitzubekommen, was von anderen Berufsgruppen in der Regel geschätzt
wird.
Rückblickend würde ich den heutigen GÖ-lern immer empfehlen, eine „harte“ BWL hinzuzunehmen. Am Ende
des Tages ist es meiner Sicht entscheidend, dass das Handwerkszeug zur Unternehmensführung sitzt.
5) Was könnte man aus Deiner Sicht besser machen?
Für mich ist das Thema Finanzen heute sehr wichtig. Es müssen Gewinn- und Verlustrechnungen, Bilanzen,
Cash-Flow-Planungen, etc. gesichtet und bearbeitet werden. Im Studium haben wir dazu recht wenig behandelt
und ich musste das Thema von der Pike auf lernen. Dazu hätte ich mir mehr Rüstzeug gewünscht, hatte mich
aber auch für DLM als SBWL entschieden und nicht für Finanzen.
Die Verzahnung mit der Praxis war zu Beginn des Studiums noch sehr gering ausgeprägt [Anmerkung der Redaktion: Das führte unter anderem zur Gründung des AKGM!] und auch die Netzwerkbildung im Studium
könnte besser gefördert sein.
6) Was ist das Besondere am AKGM und wo siehst Du Verbesserungsbedarf?
Grundsätzlich ist der AKGM ein toller Verein und ich bin beeindruckt wie mit so wenig trotzdem so viel auf die
Beine gestellt werden kann. Es gab immer viele Exkursionen, die erfolgreich durch den AKGM organisiert wurden und das Studium bereichert haben.
Insgesamt habe ich nach dem Studium von den Aktivitäten des AKGM aber relativ wenig mitbekommen. Ich
würde mir mehr Informationen wünschen und ggf. auch die Frequenz des Newsletters erhöhen und diesen regelmäßig erscheinen lassen. Das Layout von Newsletter und Homepage könnte mal überarbeitet werden. Wenn
dazu das Geld fehlen sollte, könnte man das auch mit einem Spendenmarathon unterstützen.
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Der wirkliche Schatz des AKGM liegt in dem Netzwerk verborgen, das dahinter steckt. Hier ist eine Fülle an
Wissen und Kompetenz gebündelt. Unternehmen beschäftigen teilweise ganze Heerscharen von hoch bezahlten
Mitarbeitern, um einen ähnlichen Stand des Wissens zu erarbeiten, den der AKGM mehr oder weniger durch
seine Mitglieder vor der Haustür liegen hat. Diesen Schatz gilt es noch viel stärker zu nutzen, z.B. durch Kooperation von Wissenschaft und Praxis, durch regelmäßige Kommunikation oder aktive Ansprache. Die Mitarbeit
der Mitglieder könnte wesentlich aktiver eingefordert werden.
7) Was möchtest Du für den AKGM tun?
Grundsätzlich biete ich regelmäßig Abschlussarbeiten (Bachelor, Master) und Stellen für Praktikanten an – es
gibt immer spannende Themen! Zu meiner Zeit an der Universität gab es noch ein gutes Mentorenprogramm –
gerne stelle ich mich auch als Mentor zur Verfügung.
8) Was würdest Du tun, wenn Du Gesundheitsminister wärst?
Die aktuellen Steuergeschenke wie die Abschaffung der Praxisgebühr sind mit Blick auf die anstehenden Wahlen verständlich, aber gestalten die Situation für zukünftige Generationen nicht einfacher. Mit Blick auf den
demografischen Wandel sind nachhaltige Konzepte entscheidend. Zum Beispiel sollte über die Einführung des
Kapitaldeckungsverfahrens in der Rentenversicherung nachgedacht werden und wie man mit dem Problem der
hohen „Rüstkosten“ der Umstellung umgehen kann. Mit Blick auf die Versorgung sind wir bei der Verzahnung
der Sektoren meiner Meinung nach nicht wirklich weiter gekommen – hier können wir insbesondere aus dem
Ausland lernen, wie Systeme effizienter und effektiver werden können. Hinter diesen großen Themen verblassen
Angelegenheiten wie die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes, oder die Lockerung im Versandhandel
für Medikamente.
9) Willst Du sonst noch etwas loswerden?
Das war ́s – vielen Dank!
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