Völkerball sorgt für Besucherrekord

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Region Bonn
SEITE 24
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ölkerball lieferte nicht nur
ein Konzert bei „R(h)einspaziert“ in Bad Honnef
ab. Es war die blanke Urgewalt, die
da in bester Rammstein-Manier,
unterstützt durch aufwendiges pyrotechnisches Spektakel, auf Tausende Besucher niederging. Ein
Konzert, das ein Publikum im Alter
zwischen und 12 und 82 anzog und
alle in Begeisterung einte – bis das
Ordnungsamt um kurz nach 24 Uhr
den Stecker zog: Bei der Zugabe
„Engel“ wurde Völkerball-Frontmann René Anlauff plötzlich
stumm. Die Rammstein/VölkerballGemeinde sang die letzten Takte
einfach selbst weiter. „Unnötig“,
befanden die Fans die abrupte Aktion – nach „Engel“ wäre ohnehin
Schluss gewesen.
Der Stadtjugendring, der das
Freiluftfestival zum 24. Mal auf der
Insel Grafenwerth veranstaltete,
hatte mit Völkerball alles auf eine
Karte gesetzt. Wetterbedingt hatten
die Veranstalter im vergangenen
Jahr ein sattes Minus von rund
10 000 Euro eingefahren. Da blieben, wie Marcelo Peerenboom vom
Orga-Team meinte, nur drei Möglichkeiten: aufgeben, ganz klein
weitermachen oder „es richtig krachen zu lassen“. Das ist gelungen.
Das Wetter spielte größtenteils mit.
Und Völkerball, die „99 Prozent
Rammstein“ versprachen und hielten, bescherten den Veranstaltern
Besucherrekorde.
Die Band war der bislang teuerste Akt, der bei „R(h)einspaziert“
auf der Bühne stand. Erstmals
mussten vier Kassen geöffnet werden, um dem Besucheransturm
Herr zu werden. Viele Essens- und
Getränkestände waren kurz vor
Festivalende ausverkauft. Das
Kern-Orga-Team aus Ben Brodesser, Roman Gisbertz, Jonas Kaufmann, Sven Wagner, Andreas
Roschlau und Marcelo Peerenboom
machte sich berechtigte Hoffnung,
dass diesmal auch ein sattes Plus in
der Kasse bleibt.
Schon der Familiennachmittag
ließ sich gut an. Hüpfburgen und
Mitmachaktionen lockten ganze
Familien auf die Insel. Viele hatten
Decken mitgebracht und machten
Völkerball sorgt
für Besucherrekord
Konzert Band hatte „99 Prozent Rammstein“ versprochen
es sich schon mal auf der Wiese vor
der Bühne gemütlich. Die Rhöndorfer Dragons nutzen die Gelegenheit, ihre Mannschaft vorzustellen, bis am späten Nachtmittag
mit Tilman Ringer, Akustiksolist
aus Bad Hönningen, der erste Musiker die Bühne betrat, gefolgt von
dem Singer-Songwriter Ilja Ali,
ebenfalls aus Bad Hönningen. Die
Punkrocker von Perry Air bedienten den härteren Musikgeschmack,
bevor die Bonner Slapstickers
schweißtreibenden Ska-Sound ablieferten.
„R(h)einspaziert“ feiert im kommenden Jahr übrigens ein Jubiläum: Zum 25. Mal soll dann das
Open-Air-Festival auf der Bad
Honnefer Insel Grafenwerth stattfinden. „Nach dem Erfolg von diesem Jahr mit Völkerball wird es
schwer, das Angebot zu toppen“,
befürchtete Marcelo Peerenboom
gut gelaunt. Vielleicht mit Rammstein im Original? Dem Publikum
wäre dann auch das Wetter egal –
und das Festival R(h)einspaziert mit
Sicherheit auch für die kommenden
25 Jahre gesichert. Sabine Nitsch
Mit Bärtchen und Pomade
Foxtrott fürs Zwerchfell getanzt
Bühne Entertainer
Robert Kreis sorgt für
vergnüglichen Abend im
Contra-Kreis-Theater
Von unserem Mitarbeiter
Thomas Kölsch
M Bonn. Der Kreis schließt sich.
Fast dreieinhalb Dekaden ist es
her, dass ein niederländischer Entertainer mit einer Leidenschaft für
die Musik und den Humor der Weimarer Republik im Bonner ContraKreis-Theater debütierte und damit der 20er-Jahre-Retro-Bewegung Starthilfe gab. Jetzt ist Robert
Kreis wieder zurück in dem Halbrund, wie üblich mit Pomade im
Haar, hochgezogenen Augenbrauen und fein gezeichnetem
Menjou-Bärtchen, im Gepäck frisch
wirkende, eigentlich aber überraschend alte Couplets, schmissige
Schlager und seine ureigene „Bühnografie“. Mehr als genug für einen unterhaltsamen Abend und so
manchen Angriff auf die Lachmuskeln.
Kreis nutzt seine bunte Familiengeschichte als roten Faden: Die
ersten Jahre auf der damals noch
zu den Niederlanden gehörenden
Insel Java, die Trennung der Eltern, die Rückkehr nach Rotterdam, die ausdauernde und letztlich
ergebnislose Suche der Mutter, einer verarmten Marquise, nach einem neuen Papi für Robbie und seinen Bruder Freddy. Danach die eigenen Lehr- und Wanderjahre auf
Kreuzfahrtschiffen, die Kreis wegführten aus jenem „Moorteich“ namens Holland und ihn nach mehreren Missgeschicken als Kellner
ans Klavier trieben, wo er noch
heute gern sitzt und souverän
spielt und singt.
Gut, die Stimme ist nicht mehr
ganz so frisch, schwächelt mitunter
bei der Intonation – dafür besitzt
sie Ausstrahlung und jede Menge
NR. 190 . DIENSTAG, 18. AUGUST 2015
Gefühl. Vor allem, wenn Kreis leise wird, etwa bei „Irgendwo auf
der Welt“, zeigten sich seine Brillanz, seine perfekte Dynamik und
sein unvergleichliches Timing. Ein
Genuss. Dann wieder gibt er Gas,
dreht das Schellackplattenkarussell und trainiert mit einem ganz
besonderen Foxtrott das Zwerchfell
des begeisterten Publikums. Eine
bemerkenswerte Mischung.
Es ist seine ganz spezielle Art
des Vortrags, die Robert Kreis auszeichnet. Charmant, eloquent, mit
einer großen Lust an Frivolitäten,
Schüttelreimen und Witzen, die die
Jahre nahezu unbeschadet überstanden haben. Dazu die exaltierte
Mimik und – in der zweiten Hälfte
–
die
Leutnant-Gustl-Uniform
(wenn auch zum Glück nicht dessen Einstellung): Weit aufgerissen
die Augen, gespitzt der Mund, den
Schalk im Nacken. Herrlich, wenn
er auf diese Weise die Callas imitiert, die er einmal während seiner
Ausbildung in einer Kabarettschule traf. Bei vielen anderen würde
das grotesk wirken, gar albern. Bei
Kreis wirkt es bei aller Überzeichnung irgendwie ehrlich. Ja, er ist
noch ein Klavierhumorist der alten
Schule und noch längst nicht im
Pensionsalter. Egal, was der Staat
sagt. „Ich bin 33 in Euro“, sagt er
und bekräftigt, der neue Johannes
Heesters werden zu wollen, mit
dem ihn eine lange Freundschaft
verband. Immerhin gibt es noch so
viel zu singen und zu sagen, so viel
zu erzählen und vorzulesen. Sein
Archiv, so brüstet sich Kreis, sei
noch vollgestopft mit literarischen
und musikalischen Perlen.
Wenn es nach dem Publikum
geht, kann er daraus bis zum
Sankt-Nimmerleins-Tag zitieren.
Drei Zugaben erklatscht es sich,
Kreis mit stehenden Ovationen feiernd. Zu Recht. Wer Schellackplatten mag, wird Robert Kreis lieben.
Z
„Manche mögen's Kreis! Eine
musikalische Revue mit dem
Entertainer Robert Kreis“ läuft noch
bis zum 6. September, 20 Uhr, im
Contra Kreis Theater Bonn. Karten
gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen, unter Telefon
0228/632 307 und im Internet unter www.rz-tickets.de.
Mit Pomade im Haar, hochgezogenen Augenbrauen und fein gezeichnetem
Menjou-Bärtchen: So kennt und mag das Publikum Robert Kreis.
Viel Rahmenprogramm
Rund 110 Helfer sorgten dafür, dass
das Festival reibungslos ablaufen
konnte. Etliche Vereine, darunter
die evangelische Jugend, der
Stadtelternrat, das Jugendrotkreuz
und der Malteser Hilfsdienst, waren
mit Angeboten vertreten. Beim Kanuclub konnten Interessierte zum
Beispiel erste Kanutrockenübungen
absolvieren. Absoluter Renner: Die
Festivalbändchen, die schon
Sammlerwert haben.
Ganz nah dran am Original: Völkerball zogen Tausende an. Schon am NachFoto: Sabine Nitsch
mittag machten es sich Besucher auf der Insel gemütlich.
Bad Godesberger Sommerfest steht vor der Tür
Freizeit Viel Programm
M Bonn. Das 41. traditionelle Bad
Godesberger Sommerfest findet am
Samstag, 22. August, von 12 bis 22
Uhr im Stadtpark von Bad Godesberg statt. Fast 70 Vereine und Organisationen beteiligen sich an
dem von der Bezirksverwaltungs-
stelle organisierten Fest. Eine der
tragenden Säulen sind die Karnevalsgesellschaften, daneben begrüßen die Veranstalter einige neue
Vereine und Initiativen wie das
„Bundesamt für magische Wesen“,
den Bonner Verein für gemeindenahe Psychiatrie, das Frauennetzwerk Bonn Femmes oder die Polizei. Begleitet wird das Fest von ei-
Im Haus der Geschichte
wird auch diskutiert
Veranstaltungen Buchvorstellungen und Co.
M Bonn. Auch im September bietet
das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn
neben der Dauerausstellung ein
umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Am 3. September heißt es
um 19 Uhr im Informationszentrum:
„Wer wir waren, wer wir sind. Wie
Deutsche ihre Geschichte erleben.“
Die Buchvorstellung mit dem Autor
und Journalisten Michael Jürgs ist
eine Deutschlandreise zu den bedeutendsten Orten deutscher Geschichte (Anmeldung per E-Mail
an [email protected]).
„Der Kreml und die deutsche
Wiedervereinigung 1990. Interne
sowjetische Dokumente“ ist am 10.
September, 19 Uhr, im Saal Titel
der Buchvorstellung und Diskussion mit den Autoren Prof. Stefan
Karner, Prof. Manfred Wilke, Dr.
Peter Ruggenthaler sowie den Experten Prof. Hanns Jürgen Küsters
(Konrad-Adenauer-Stiftung/Universität Bonn) und Wolfgang
Bergsdorf (Leiter der Abteilung Inland im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung a. D.).
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für KriegsfolgenForschung Graz und dem Metropol
Verlag statt (Anmeldung per EMail an [email protected]).
Am 22. September, 19.30 Uhr,
findet im Saal die Buchvorstellung
von „No place for a lady. Mein
ganz normales Leben“ und das Gespräch mit der deutsch-amerikanischen Journalistin Thea Rosenbaum statt. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Harald Biermann,
Historiker und Direktor Kommunikation im Haus der Geschichte. Es
handelt sich um eine Vorschau zur
neuen Wechselausstellung „Unter
Druck! Medien und Politik“ in Kooperation mit dem Verein AmerikaHaus NRW. Um Anmeldung unter Tel. 0221/169 263 50, per EMail an [email protected],
wird gebeten.
Freier Eintritt herrscht am 24.
September, 18 Uhr, beim „KippaExperiment“ im Informationszentrum mit Objektübergabe, Buchvorstellung und Gespräch mit Terry Swartzberg , Vorsitzender der
„Initiative Stolpersteine für München. Es moderiert Dr. Dietmar
Preißler, Sammlungsdirektor im
Haus der Geschichte (Anmeldung
per
E-Mail
an
[email protected]). Am 27. September,
11 Uhr, heißt es im Saal „Epochenzäsur 1989? Veränderungen in
den Künsten“. An der Podiumsdiskussion im Rahmen des Beethovenfestes nehmen Jürg Altwegg,
Stephan Berg, Reinhard Brembeck,
László F. Földényi, Heike Catherina Mertens und Christina Weiss
teil, es moderiert Christina von
Braun. Karten für 8 Euro gibt's unter www.bonnticket.de.
nem Programm auf zwei Bühnen.
Interessant vor allem für Kinder
und Jugendliche sind die Circusschule Don Mehloni, der Stand von
SeaLife aus Königswinter und der
Kletterturm der Arena Vertikal.
Um 16.55 Uhr singt der Bonner
Shantychor. Musikalisches Glanzlicht ist der Auftritt von Big K and
the Solid Senders um 20 Uhr.
Kompakt
Schauspieler zu Gast
M Bonn. Das Ensemble des Theaters Fischer und Jung ist im September mit zwei Programmhöhepunkten aus seinem Repertoire im
Haus der Springmaus zu Gast. Am
Dienstag, 1. September, 20 Uhr,
gibt es die Shoppingcomedy
„Männerhort“, am Samstag, 19.
September, 20 Uhr, heißt es „Ladies Night – Ganz oder gar nicht“
bei einer turbulenten Komödie
über männliche Schwächen, Geldnot, Freundschaft und Größenwahn. Tickets gibt es unter
www.rz-tickets.de
Schloss bleibt zu
M Königswinter. Wegen einer
Großveranstaltung bleibt Schloss
Drachenburg am Donnerstag, 20.
August, für den Besucherverkehr
geschlossen. Tags darauf ist das
Schloss mit der Sonderausstellung
„Hinter den sieben Bergen –
Zwergenwelten auf Schloss Drachenburg“ wieder zu besichtigen.
Suchtpotenzial kommt
M Bonn. Es ist die hoch gehandelte
Hoffnung der deutschen Kleinkunstszene: das Duo Suchtpotenzial. Die Lieder von Julia Gámez
Martin und Ariane Müller machen
in der Tat süchtig. Im Mai kürten
die Pantheon-Zuschauer das Musik-Spaß-Guerilla-Duo aus Berlin
und Schwaben mit dem Prix-Pantheon-Publikumspreis. Am Donnerstag, 27. August, 20 Uhr, ist das
Duo mit „Alko-Pop. 100 Prozent“
im Pantheon zu erleben.