Für große Blasen muss es mehr als ein Streifen sein. Woher Kaugummi kommt und wo man ihn gar nicht mag. Das große Fressen im kleinen Häuschen: Was bei der Fütterung von Wildvögeln zu beachten ist. Seite 54 Seite 55 F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G SA MSTAG , 3 1 . OK T OB E R 2 0 1 5 · N R . 2 5 3 · S E IT E 5 1 Atemgold Sing, sing! Chöre sterben aus, hat es lange geheißen. Stimmt nicht. Sie sehen heute nur anders aus als früher. Wer in der Region singen will, hat eine große Auswahl – vom lockeren Projekt bis zum erfolgsbewussten Klassik-Chor. Nur dranbleiben sollte man. Foto Cornelia Sick Kultur Leben 53 FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG · 31. OK T OBER 2015 · N R. 253 Von Bach bis Rammstein Lust aufs Singen? Die hiesigen Chöre brauchen Nachwuchs. Für Klassik, Pop oder Gospels. Man muss sich nur trauen – und Lust haben, etwas zu lernen. Von Guido Holze D Dieses Wort reizt alle, die sich engagieren: „Projektchor“. Und doch gibt es immer mehr von diesen losen, kleineren Zusammenschlüssen meist erfahrener Sänger. Sie finden sich für ein bestimmtes Konzert, ein „Projekt“, zusammen, erarbeiten die Musik in möglichst wenigen Proben und freuen sich bisweilen über erstaunliche künstlerische Ergebnisse. Die Bereitschaft hingegen, sich in einem als Verein organisierten Chor zu engagieren, auch in Ämtern wie dem Vorstand, nimmt weiter ab. Das stellt nicht nur Michael Neigert, der Präsident des Hessischen Chorverbands, fest. Sterben die Chöre in der Region aus? Zahlen zur Entwicklung der Chorszene in Hessen zu bekommen ist schwierig, auch weil es unterschiedliche Verbände gibt, kirchliche ebenso wie überregionale. Allgemein aber wird die Lage von Kennern viel positiver eingeschätzt, als man nun vielleicht denken könnte. Im Hessischen Sängerbund, dem größten Verband im Land, liege die Zahl der aktiven Sänger Üben, üben, üben: Die Junge Kantorei ist einer der renommierten Chöre, verteilt auf Marburg, Gießen und Frankfurt. Hier probt Chorleiter Jonathan Hofmann in der Frankfurter Wartburgkirche. Mit Qualität erfolgreich: Ralf Otto, Leiter des Mainzer Bachchors seit vier Jahren etwa konstant bei 65 000. „Die Zahl der Chöre nimmt dabei sogar wieder zu“, sagt Lutz Berger, der Sprecher des Hessischen Sängerbunds. Gab es demnach vor etwa acht Jahren nur noch 2000 Chöre im Sängerbund, so seien es inzwischen wieder 2200. Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass die Tendenz zu kleineren Chören geht. Das allgemeine „Chorsterben“, das vor zehn bis 15 Jahren befürchtet worden ist, sei ausgeblieben. Zwei „Sorgenkinder“ allerdings gibt es: Um die großen Männerchöre steht es nicht zum Besten,. Was wächst, sind die gemischten Chöre. Außerdem, so sagen die Fachleute, finden Chöre in den ländlichen Regionen nur noch wenig Nachwuchs. Das füge sich aber ins Bild der Landflucht junger Leute, meint Berger. In den kleineren Orten könnten jüngere Sänger „nur durch persönliche Ansprache“ für das Chorsingen gewonnen werden, glaubt Neigert. Eine Patentlösung gebe es aber nicht. Die Empfehlung, Nachwuchsensembles Foto Michael Kretzer und Kinderchöre zu gründen, werde von den älteren Chören schon befolgt, ebenso gebe es öfters „Zusatzchöre, die andere Literatur“ sängen. Was damit gemeint ist: Es wird schon lange nicht mehr nur klassische Musik gesungen. Die Entwicklung, sagt Berger, führe zu Pop, Jazz, Gospel und in jüngster Zeit sogar besonders auch zu deutschsprachigem Pop. Ein Beispiel: „,Engel‘ von Rammstein war im vergangenen Jahr überall zu hören.“ Aus Bergers Sicht ist die Chorszene also „auf gutem Weg, sich zu erneuern“. „Chorsingen wird wieder populärer“, meint er. Die „Schwellenangst“ der am Chorsingen potentiell Interessierten abzubauen, bleibt aus Neigerts Sicht eine Hauptaufgabe. Er rät allen, die glauben, das gemeinsame Singen könne etwas für sie sein, „einfach mal in eine Probe zu gehen“. Dort sollte der Anfänger dann einen älteren erfahrenen Sänger neben sich haben. Bei der Auswahl des Chors könne der Verband durchaus helfen. Allerdings sollte man vorher schon wissen, welche „Literatur“ man singen wolle. Wichtig sei auch, sich bewusst zu machen, dass in den Chören nur Laiensänger am Werk seien und „alle nur mit Wasser kochen“. Jonathan Hofmann, der im Herbst 2013 als junger Nachfolger des Gründers Joachim Carlos Martini die Leitung der Jungen Kantorei und damit eines großen und angesehenen hessischen Chores klassischer Orientierung übernommen hat, weiß um die Hemmschwelle für neue Sänger und will sie möglichst abbauen: „Die meisten Chöre machen ein Vorsingen – wir nicht“, sagt er. „Vorsingen vermittelt Druck, und das ist das Schlimmste, was es beim Singen gibt.“ Es habe sich bis jetzt noch nie ein Sänger vorgestellt, „der gar keinen Ton singen konnte“. Zudem könne auch ein besonders guter Sänger den Chorklang „kaputt machen“. Ein neues Chormitglied müsse daher vor allem „lern- und integrationsfähig“ sein. „Mit einem neuen Sänger kommuniziere ich besonders und habe ihn im Blick, ohne ihn zu überwachen“, sagt Hofmann. Der Neuzugang bekomme einen starken Sänger an die Seite und werde über eine „Vertrauensperson“ mit Kontakten im Chor versorgt. Gerade in der Jungen Kantorei gebe es eine „starke familiäre Struktur“, hebt Hofmann im Gespräch mehrfach hervor: „Wir versuchen, die Familien miteinzubeziehen.“ Normalerweise proben je 25 bis 30 Sänger in Marburg und Gießen, etwa 60 in Frankfurt. An den Tutti-Probenwochenenden, an denen der gesamte Chor vollständig zusammenkommt, gebe es immer eine Kinderbetreuung. Der gerade 30 Jahre alte Chorleiter nutzt dieses Angebot selbst für seine zwei Kinder. Mit dabei seien die Kinder und Ehepartner der Sänger auch bei der traditionellen Chorfreizeit. Einen eigenen Kinderchor hat die Junge Kantorei bisher nicht ins Leben gerufen. „Kinderchorleitung ist eine anspruchsvolle Aufgabe“, erläutert Hofmann. Er sähe sie, wenn schon, in den Händen einer Frau, denn diese könne den Kindern in passend hoher Tonlage vorsingen. Ein „Riesenspaß“ seien allerdings die Konzerte der Reihe „Junge Kantorei für junge Ohren“, die mit einer Pädagogin konzipiert und mit einer kleinen Geschichte für die Kinder versehen würden: „Die Kinder dürfen sich in den Chor stellen, Instrumente ansehen und selbst singen.“ E in leidiges Thema sind für Hofmann, der in seiner ganzen Art viel Optimismus verbreitet, lediglich die Finanzen. „Wie in einem Betrieb“ gelte es den Jahresumsatz von 150 000 Euro zu verwalten: für die Kinderkonzert- und die Kammerkonzertreihe oder für große Konzerte mit Orchester, die allein mit 25 000 bis 30 000 Euro zu Buche schlagen könnten. Nur 10 000 Euro davon würden durch die Eintrittsgelder gedeckt. Den Kontakt zu Stiftungen, Sponsoren und Veranstaltern zu halten, mache daher einen Großteil seiner Arbeit als einziger „Angestellter“ des Chores aus. Voll des Lobes ist Hofmann da wieder für das umfassende ehrenamtliche Engagement vieler Mitglieder: Bei der Konzertorganisation, den Verträgen mit professionellen Musikern, den Flyern und Plakaten, der Öffentlichkeitsarbeit oder der Pflege der Homepage sind sie demnach eingebunden. „Chorsingen ist ein richtig einnehmendes Hobby“, sagt Hofmann. „Projektsänger“ würden den Stamm daher nur „in vertretbarem Maße“ verstärken. Ein in vielem ganz ähnliches, also keineswegs nur trübsinniges Lied stimmt Ralf Otto an, als Dirigent des Bachchores Mainz einer der renommiertesten Chorleiter der Region, der als Professor an der Mainzer Musikhochschule lehrt und bei dem auch Hofmann seine Ausbildung absolviert hat. Neben der steigenden Zahl der Chorsänger sieht Ralf Otto auch einen positiven Trend an den Hochschulen. Insgesamt sei die Chorszene im Rhein-Main-Gebiet „sehr ausdifferenziert“. Zugenommen hätten tatsächlich die „kleineren, kammerchorartigen Ensembles“. Damit werde teils ein „Arbeitsmodus“ bedient, der auf kurzfristigere Bindungen ziele. Ein guter Sänger könne sich für ein Projekt so einem „kleinen und wendigen Chor“ anschließen und in kurzer Zeit ein anspruchsvolles Konzertprogramm erarbeiten. Begründet sei die Verkleinerung der Chöre zugleich von der historischen Aufführungspraxis der Alten Musik her. Bachs Johannespassion mit 120 Sängern aufzuführen, wie er es bald nach seinem Amtsantritt als Leiter des Bachchores vor 30 Jahren noch gemacht habe, sei heute „nicht mehr marktfähig“. Er arbeitet daher bei älterer Musik oft nur mit Teilen der Sänger. Das Niveau, das der aus ambitionierten Amateuren bestehende Bachchor dabei und auch bei selten aufgeführten Werken erreicht, lässt staunen. Wie hält der Chorleiter dieses Niveau und was bewegt die Choristen dazu, oft über Jahre hinweg so viel Kraft zu investieren? Viele im Chor seien gesanglich Foto Cornelia Sick schon „sehr fit“ und hätten auch privat Gesangsunterricht, erläutert Ralf Otto. Sie könnten ein anspruchsvolles Standardwerk wie Bachs Matthäuspassion in zwei Proben erarbeiten, sehnten sich aber auch nach entlegenerem Repertoire. Zudem interessiere sie etwa bei einem bedeutenden Werk wie Beethovens Missa Solemnis der geistesgeschichtliche Hintergrund. „Ich glaube, das ist es, was sie bei der Stange hält“, meint Ralf Otto. Am Probesingen für Neulinge hält er fest, auch wenn er sich bewusst ist, dass dies eine Hemmschwelle sein könne. Es sei aber wichtig, „damit der Chor seine klangliche Identität stabil halten kann“. Interessierte können aber vorab einige Proben mitmachen. Wenn es mit dem Blattsingen hapert, schlägt der Leiter des Bachchors allerdings doch etwas vor: sich erst mal einem anderen Ensemble anzuschließen. Chorproben hautnah miterleben können einige Jugendliche regelmäßig im Zuge der Schulprojekte des Bachchors. Dazu begleiteten zwei Musik-Leistungskurse gymnasialer Oberstufen die Arbeit an einem bestimmten Werk. So werde dann beispielsweise Benjamin Brittens „War Requiem“ auch im Unterricht verankert. Bei den Proben könnten dann die Schüler im Chor verteilt sitzen. So erfahren sie, wie Otto sagt, bisweilen zum ersten Mal, „was für ein ‚Boost‘ von so einer Stimmmasse ausgeht“. Privatlounge mit dem besten Komfort Mein Tipp Königsstuhl und Adlerbogen Eine Mountainbiketour durch den Donnersberg macht im Herbst am meisten Spaß S o heiß wie im australischen Outback wird es in der Nordpfalz auch während eines deutschen Rekordsommers nicht. Trotzdem ist für eine Mountainbiketour auf den Donnersberg, den „pfälzischen Ayers Rock“, eindeutig der Herbst die bessere Jahreszeit. Denn mit 687 Meter Höhe erreicht dieses Mini-Gebirge nicht gerade alpine Dimensionen, und an seinen Hängen kann die Sonne einem Radler ganz schön einheizen. Rund 1000 Höhenmeter hat zu überwinden, wer den Donnersberg aus einigem Abstand ansteuert und ihn zweimal durchfahren will. Bester Startpunkt ist der Sportplatz im Dorf Bolanden, vom Rhein-Main-Gebiet schnell über die A 63 zu erreichen. Eine „Forstautobahn“ (Markierung gelbes Quadrat) führt flott nach Dannenfels, der Gemeinde direkt am Bergfuß. Den Ortskern verlässt man Richtung Süden auf der Landesstraße 394 und folgt ihr etwa zwei Kilometer bis zum Ausgang des Wildensteiner Tals. Die Auffahrt an dessen Nordosthang (Wegmarkierung blauer Balken) ist anstrengend und etwas holprig, bietet aber schöne Seitenblicke in das tief eingeschnittene, felsgesäumte Tal. So geht es hinauf bis zum Ludwigsturm, den man bei klarem Wetter unbedingt ersteigen sollte, um das Panora- ma mit Hunsrück, Taunus Schon kurz vor Falkenund Pfälzer Wald am Horistein zieht ein Sträßchen zont zu genießen. mit anfangs zweistelligen Ein guter Weg leitet auf Steigungsprozenten (Marder Hochebene vorbei am kierung gelber Balken) in Rundfunksendemast zum den südlichen Teil des DonKönigsstuhl, dem felsigen nersbergs. Vorbei an den Gipfel des Donnersbergs Wegmarken Kronbuche mit freiem Blick über das und Grohes Rondell kommt rheinhessische Hügelland. man wieder tief hinein in Von dort einige Meter rupden Wald, aber nur noch auf pig hinunter und leicht knapp 500 Meter Meereshörechts haltend auf den Weg he hinauf. Von der Krummmit dem Zeichen roter Balkehr-Hütte an heißt es fast ken. Erst ihm folgend, dann nur noch: „rollen lassen“ Sascha Zoske (zos.) auf unmarkiertem Forstund den Wegweisern durch ist Blattmacher in der weg und schließlich wieder Stadtredaktion und schreibt das Spendel-Tal hinunter dem roten Balken nach nach Steinbach folgen. Der über Hochschulthemen. geht es in Kehren den NordRückweg von dort nach Bowesthang des Bergs hinunter. Unten ange- landen lässt sich variieren; eine mögliche kommen, freut sich der Biker über ein Strecke nutzt Landstraßen und AckerweLandschaftsbild wie im Schwarzwald: er- ge nach Jakobsweiler, Weitersweiler und staunlich steile waldige Flanken, dazwi- zum Weierhof. Wer dabei zum Donnersschen Wiesen und Gehöfte wie der Mord- berg zurückschaut, rätselt vielleicht über kammerhof, an dem der Weiterweg (im- ein bogenförmiges Gebilde im Wald über mer noch roter Balken) vorbeiführt. Stets Dannenfels, das aussieht wie eine kleineam Waldsaum entlang, ein Stückchen ins re Variante des Gateway Arch in St. Louis: Aspen-Tal hinein und schließlich – kurz Das ist keine Kultstätte der pfälzischen Abbrutal steil – zur Burgruine Falkenstein, origines, sondern der Adlerbogen, ein in deren Ausflugslokal sich leere Energie- 1880 aufgestelltes Denkmal zu Ehren des speicher schnell wieder auffüllen lassen. Generalfeldmarschalls Moltke. Klappbare Armlehnen, drehbare Sitzelemente und abklappbare Rückenlehnen machen das Sofa MITO zum Alleskönner. Beide Seiten sind getrennt voneinander verstellbar für individuelles Sitzen, Relaxen und Schlafen. Besuchen Sie Meiss und lassen Sie sich von der Auswahl an Relaxsesseln und -Sofas begeistern. SAKTIONILE VORTE EN DIE IHNE FREUD KEN SCHEN FINO Verstellbarer Relaxsessel, Untergestell in Chrom hochglanz, Bezug Leder schwarz. ab 2298.- 61348 Bad Homburg · Louisenstraße 98 · Tel: 0 61 72/67 90-0 [email protected] · Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr www.moebelmeiss.de MMV - Möbel Meiss Vertriebs GmbH & Co.KG
© Copyright 2024 ExpyDoc