511 Brief 128 128. B. Schott’s Söhne an Anton Schindler Mainz d 11ten Juli 1828 Herrn Kapellmeister Schindler in Pest Wir verzögerten die Antwort auf dero sehr werthe Zuschrift vom 15ten Juni, weil wir von der Redaction der Zeitschrift Caecilia bisher vergebens einem Brief für H. F. Becker en[t]gegen sahen, welchen wir dem Gegenwärtigen einlegen wollten.1 Ihre gütige Anerbiethung von unbekannten Compositionen des seeligen Beethoven hat uns sehr erfreut,2 und wir wollen unsern Verlag mit Vergnügen damit bereichern, wenn Sie den begehrten Preiß dafür besonders für die Ouverture noch herabzusetzen gesonnen sind, und uns diese Werke zur Einsicht wollen mittheilen, was am besten durch Zusendung per Postwagen geschehen kann. Späterhin würden wir dann auch noch wegen den 3 Gesängen zu Fidelio uns verstehen.3 Sie waren gewiß überrascht über einen so schätzbaren Fund. Die Interessanten Briefe Beethovens erwarten wir mit erster schlißlichen Gelegenheit von Ihrer Güte, die Redaction der Caecilia wird es Ihnen mit größtem Dank erkennen. Wir wünschen Ihnen eine recht Vergnügte und angenehme Reiße nach Ihrer Heimath. Mit aller Achtung empfehlen sich Ihnen B. Schott’s Söhne Quelle: Autograph, Beethoven-Haus Bonn (BH 213,259). Am Rand von Schindlers Hand die Bemerkung: „Schottische Lieder ohne Text“. 1 Im Jahr 1828 veröffentlichte die Zeitschrift Caecilia einen Brief von Schindler an Schott vom 29. September 1827. Es handelt sich um Schindlers Antwort auf Brief 127: „Ihr verehrtes Schreiben vom 30ten Juny l. J. [sic] samt einem Exemplar von Beethovens letzter Messe und 3 Exemplaren seines Cis-moll Quartetts habe ich durch Hrn. Haslinger erst spät gegen Ende August erhalten, und da ich gleich darauf verreiste, so geschah es, dass meine Antwort ziemlich lange ausbleibt. [...] Es wird mir stets eine herrliche Erinnerung jener Zeit bleiben, wo ich oft stundenlang schreibend dem grossen Meister am selben Tische gegenüber sass, als er dieses grosse Werk schuf; und die Fuga beym Credo hat mir gar närrische Rückerinnerungen erweckt. – Auch ist es dieser Satz der Messe, der ihn seine Menschlichkeit im Schaffen fühlen liess; denn im Schweisse seines Angesichtes schlug er sich Takt für Takt mit Händ’ und Füssen die Takttheile, ehe er die Noten zu Papier brachte, bey welcher Gelegenheit ihm sein Hausherr die Wohnung aufkündete, indem die andern Partheyen sich beschwerten, dass ihnen Beethoven, durch sein Stampfen und Schlagen auf den Tisch, Tag und Nacht keine Ruhe gebe; daher sie ihn auch überall für einen Narren erklärten, und wirklich schien er auch in jener Zeit (es war im Sommer 1819) ganz besessen zu seyn, besonders als er diese Fuga und das Benedictus schrieb.“ Kleine Beiträge zu Beethovens Characteristik und zur Geschichte seiner Werke, in: Caecilia, eine Zeitschrift für die musikalische Welt, Bd. 7 (Jg. 1828), Heft 26, S. 90–92. Zu Schindlers Aussagen über die Entstehung der Missa solemnis und speziell des Credo siehe auch William Kinderman, Anton Schindler as Beethoven’s Biographer: New Evidence from the Sketchbooks, in: Kunstwerk und Biographie. Gedenkschrift Harry Goldschmidt, hrsg. von Hanns-Werner Heister, Berlin 2002, S. 313–323. Siehe außerdem Kap. 2.4. 512 2 3 Brief 129 / 130 Vermutlich hat Schindler auch Schott die drei Nummern aus der Leonore und die „zweite“ LeonoreOuvertüre zum Kauf angeboten. Vgl. Briefe 124 und 125. Zu den drei Nummern aus der Leonore siehe Brief 125 (Anm. 3). 129. G. Schwenger an Anton Schindler [Aachen, 4. Mai 1841] Werther Herr Professor! In Auftrag der musikalischen Vereine in Holland, werden Sie höflichst gebeten, über die Messe in D dur von Beethoven op. 123, die nachfolgenden Fragen zu beantworten. – 1. Zu welcher Zeit und in welcher Stadt ist diese Messe zuerst ausgeführt worden? 2. Ist diese Messe in den meisten Städten Deutschland’s ausgeführt worden und geschieht solches auch jetzt noch? 3. Hat diese Messe denselben Beifall gefunden, als die in C Dur? Durch gütige Beantwortung dieser Fragen, die Ihnen gewiß ganz leicht seyn werden, werden Sie den musikalischen Verein in Amsterdam sehr verpflichten. Ich denke mir, daß man dieses Werk zur Aufführung bringen will und vorher Ihre Meinung darüber zu hören wünscht. Indem ich Ihrer geneigten Antwort gewärtig bleibe, nenne ich mich mit besonderer Achtung Ew. Wohlgeboren ergebener D[ien]er G. Schwenger Aachen, d. 4 Mai 1841. Quelle: Autograph, Beethoven-Haus Bonn (BH 213,285). 130. Anton Schindler an Peter Joseph Simrock1 Aachen, Abends den 4. July. [1845]2 Mein verehrter Herr Simrock! Ich erlaube mir in Eile Ihnen zu sagen, daß der Ihnen gewiß sehr wohl bekannte Londoner Tonkünstler, Herr Neade3 (der 1815 u 16 auch bei Beethoven in Wien war) hier ist u morgen, Samstag, in Gesellschaft eines sehr achtungswerthen Londoner Gesanglehrers H Kroff 4 (ein Deutscher) u eines nicht gewöhnlichen OrgelspielTalents H Herbert (ein reicher Gentlemen) nach Bonn kommen wird, um Beethovens Geburtsstätte kennen zu lernen. Die Herren werden erst mit dem 12 Uhr-Zug abgehen u sich in Cöln nicht aufhalten, sogleich gegen 6 Uhr schon im Trier’schen Hof in Bonn seyn werden, wohin ich sie adressirt. An Sie werden sie auch ein Billetchen mitbringen. Daher wäre es für sie sehr erfreulich, wenn Sie zu dieser Zeit zu tref-
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