30 Köpfe, eine Richtung (Allgäuer Wirtschaftsmagazin, Mai 2015)

Alles unter einem Dach: in der neuen Produktionshalle finden die vielfältigen Arbeitsbereiche Platz.
>> 30 Köpfe,
>> eine Richtung
Das Firmengebäude in Amtzell-Geiselharz wurde im Jahr 2008 bezogen.
Rund 30 Mitarbeiter sind für den Erfolg des Unternehmens im Einsatz.
Unternehmer zu sein bedeutet, viele Dinge gleichzeitig beherrschen zu müssen. Menschen haben aber meist spezielle
Interessen und Stärken. Gemeinsam mit ihrem gesamten Team möchten Ingrid und Frank Schelkle ihre Stärken künftig noch
gezielter nutzen.
Airbus, Liebherr, Porsche. Das sind nur drei
der zahlreichen namhaften Unternehmen,
die bereits seit vielen Jahren auf die besonderen Fähigkeiten der Frank Schelkle Industrie-Service GmbH vertrauen. Was vor
fast 30 Jahren als Ein-Mann-Unternehmen
begann, ist heute ein innovatives Unternehmen, dessen Produkte weltweit im Einsatz
sind. Inzwischen sind 30 Mitarbeiter am
Erfolg der Allgäuer Mobilitätsspezialisten
aus Amtzell beteiligt.
Nachdem im letzten Jahr eine neue Produktionshalle angebaut wurde, soll das Unternehmen aber vorerst nicht mehr in die
Größe wachsen. „Für uns ist es wichtig, nun
verstärkt die fachlichen und menschlichen
Kompetenzen weiter auszubauen“, erklärt
Ingrid Schelkle den Fahrplan für die kommenden Jahre. An bewährten Strukturen
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soll zudem festgehalten werden. „Wir sehen
uns klar als Dienstleister für Großkunden
und möchten das auch bleiben“, ergänzt
dazu ihr Mann Frank Schelkle. „Der Mehrwert, den unsere langjährigen Partner an
uns schätzen, ist, dass wir immer versuchen,
auch scheinbar Unmögliches möglich zu
machen“. Um der Vielfalt an Anforderungen gerecht zu werden, finden sich neben
der Elektrofertigung und -konstruktion Ab-
Rund 30 Mitarbeiter sind für den Erfolg des Unternehmens im Einsatz.
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Ein reger Austausch gehört beim Betrieb Schelkle
mit zur Firmenphilosophie.
teilungen für Mechanik und Messtechnik
bei Schelkles unter einem Dach.
Gerade im Bereich der Messtechnik ist das
Verfahren rund um Dehnungsmessstreifen
(DMS) ein Spezialgebiet der Firma Schelkle.
Mittels DMS werden einwirkende Kräfte
wie Zug, Druck und Biegung auf Bauteile
erfasst. Neben dem Aufbringen der DMS
an allen Formen von Bauteilen wird auch
die gesamte Verkabelung durchgeführt
sowie die Funktion der DMS im eigenen
Labor geprüft und kalibriert. Unzählige
dieser Messstreifen sind beispielsweise
beim Prüfen von Fahrwerksteilen des AirAllgäu Wirtschaftsmagazin
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bus A350 notwendig. „Das ist schon enorm
komplex und zeitaufwendig“, erklärt der
Elektromeister zum Ablauf des Verfahrens,
welches langjährige Erfahrung benötigt.
Neben den Flugfahrwerken kommt diese
Erfahrung auch an Porsche-Fahrzeugen
zum Einsatz. „Wir bringen die Dehnungsmessstreifen an der Lenkmechanik der
Erlkönige an, die dann unter verschiedenen Belastungen getestet werden“, erklärt
Schelke, der sich mit seinem Team als verlängerte Werkbank für Porsche sieht.
Bereichsübergreifendes Wissen gefragt
Ein weiterer Schwerpunkt der Firma
Schelkle ist der System- und Anlagenbau. In
diesem Bereich kommt dem Unternehmen
seine Vielseitigkeit zugute. Hier ist bereichsübergreifendes Wissen gefragt. Mechanik,
Elektrik, Elektronik, Pneumatik können
direkt am Betrieb Schelkle abgedeckt werden. Ein Beispiel ist der Prüfmittelbau: „Der
Kunde gibt uns den elektrischen Plan vor
und wir fertigen dann das gesamte Modul.
Wir layouten, fräsen und gravieren das Gehäuse, ob rüttelfest oder wasserdicht, gestalten die Anordnung der Elektronik und
konfektionieren auch benötigte Spezial-
kabel selbst“, erklärt Frank Schelkle das
breite Einsatzfeld. Zu den Kunden in
diesem Bereich zählen vor allem Liebherr
Aerospace, Liebherr Elektronik GmbH und
Progress Rail.
Auf die Kombination aus Konstruktion,
Mechanik, Elektrotechnik und Elektronik
kommt es auch bei der Zusammenarbeit
mit der Schweizer Firma Bibliotheca an.
Für den weltweit führenden Anbieter für
automatische Buchrückgabesysteme für
Enorm aufwendig ist das Anbringen der Dehnmessstreifen, welches jahrelange Erfahrung benötigt.
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Für die Schweizer Firma Bibliotheca
fertigen Schelkles Bücherrückgabesysteme.
Serienaufbau eines Moduls für Bücherrückgabesystem AMH 300.
Kommunikation als Firmenphilosophie
Eine Grundlage für gute Zusammenarbeit
stellt für Schelkles die Kommunikation
dar. „Eine gute Beziehungspflege gehört
bei uns zur Firmenphilosophie“, macht der
Geschäftsführer klar. Diese möchten sie sowohl intern, als auch gegenüber den Kunden über weiter fördern. „Unsere Kunden
sind oft bei uns im Haus. Man muss einfach
viel reden miteinander. Manchmal entstehen
Probleme nur dadurch, dass sich jemand
nicht traut, etwas zu fragen. Es ist selten
das fachliche Wissen, was einen Prozess
hemmt, sondern weil der eine meint, der
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andere denkt, der dritte würde ...“, analysiert
Ingrid Schelkle, die vor ihrem Einstieg in das
Unternehmen Anfang 2014 selbst 15 Jahre
mit einem Prophylaxe-Studio selbstständig
war. „Oft habe ich dabei auch erleben müssen, wie Firmen einseitig stark gewachsen
sind. Irgendwann krankt dann aber das
ganze System. Finanzielle oder gesundheitliche Probleme sind mögliche Folgen“,
schildert Schelkle ihre Erfahrung. „Es ist absolut wichtig, ein Gleichgewicht zu schaffen“. Ihre Kenntnisse aus den Bereichen
der ganzheitlichen Gesundheits-Vorsorge
und Feng Shui fließen nun auch in ihren
Industrie-Betrieb ein. „Ein Gebäude kann
mit den darin lebenden Menschen arbeiten, oder gegen sie“, erklärt sie den Ansatz.
Im Betrieb selbst konnte sie schon einiges
erfolgreich umsetzen, künftig möchte sie es
aber auch verstärkt nach außen kommunizieren. „Wie mit unseren Mitarbeitern,
möchten wir auch mit unseren Kunden auf
Augenhöhe arbeiten. Größten Wert legen
wir dabei auf ein persönliches Verhältnis
und auf gegenseitiges Vertrauen.“ `Wahr,
klar, ehrlich´ lautet das Credo. „Wir werden
nicht sagen, `können wir´, wenn wir‘s nicht
können. Wir werden stattdessen sagen `haben wir noch nie gemacht, aber wenn sie es
uns zutrauen, trauen wir es uns auch zu´.
Und dann machen wir´s. Wir gehen auch
gern in Vorleistung, weil wir uns selbst vertrauen, aber auch dem Kunden vertrauen.
Dadurch werden mitunter Dinge möglich,
die sonst nicht möglich wären.“
Dabei ist es auch wichtig, dass sich jeder
auf das konzentriert, was er besonders gut
kann. „Es muss nicht jeder alles können“,
erklärt Frank Schelkle, „genau deswegen
arbeiten wir als Team und können voneinander profitieren.“ „Mein Mann ist leidenschaftlicher Techniker und Entwickler
und soll sich auch ganz darauf konzentrieren“, erklärt Ingrid Schelkle, die sich künftig
vermehrt um die organisatorischen Bereiche der Firma kümmern wird. „Da hat sie
ihre Stärken, hat das planerische Talent
Führen seit 2014 gemeinsam das Unternehmen:
Ingrid und Frank Schelkle.
und den nötigen Weitblick“, lobt ihr Mann.
Und beide sind sich einig: „Wenn jeder von
uns seine persönlichen Werte mit ins Team
einbringt, gehen wir langfristig in die gleiche Richtung.“
Frank Schelkle Industrie-Service GmbH
Schattbucher Straße 19
88279 Amtzell-Geiselharz
Telefon (07520) 9665550
Telefax (07520) 9665558
[email protected]
www.industrie-servicegmbh.de
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Bilder: Loeffler Schelkle
Bibliotheken übernimmt der Betrieb Schelkle
seit drei Jahren nahezu die gesamte Produktion und den Aufbau der Anlagen.
„Bibliotheca bietet uns damit die Möglichkeit, nicht nur Prototypen zu bauen,
sondern auch in die Kleinserienfertigung
einzusteigen. Wir wachsen gerade gemeinsam in Qualität und Struktur, was prima mit
unserer langfristigen Planung harmoniert“,
freut sich Ingrid Schelkle über die Kooperation mit dem Schweizer Unternehmen.
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