publik 03 / 15 | International Studentinnen geben jungen Flüchtlingen eine Stimme An der Uni Kassel engagieren sich zahlreiche Menschen für Flüchtlinge – zum Beispiel vier DaFZ-Studentinnen anzukommen. Durch unser Projekt sollen die Schüler Kassel von einer ganz anderen Seite kennenlernen und ihre po sitiven Erfahrungen auch an andere Flüchtlinge weiter geben“, erzählt sie. Der 14-jährige Saare aus Eritrea findet den Ausflug cool: „Die Spiele, Freunde treffen, der Herkules – macht alles Spaß“, erzählt er in gebrochenem Deutsch. Auch Vimansani Pathirana aus Sri Lanka ist zufrieden. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind und trotz belas tender familiärer Probleme mitgemacht haben“, erzählt sie. TEXT Christina Reis Zur Vertiefung des Gelernten stand für die Jugendlichen eine Woche später dann noch eine Tour durch die Fuldaaue an. Die Kameras, Arbeitsmaterialien und Lunchpakete für die beiden Ausflüge haben Astrid Lange und ihre Kolle ginnen durch Spenden von der Alfred-Röver-Stiftung und der Kasseler Sparkasse finanziert. Von Seiten der Universität wurde das Integrationsprojekt zudem von Prof. Dr. Karin Aguado und Jun.-Prof. Dr. Christine Czinglar gefördert. Zum Abschluss des Projektes kamen die Jugendlichen noch einmal selbst zu Wort. Bei einer Vernissage im Institut für Sprachen präsentierten sie ihre Fotos der beiden Ausflüge Mitschülern, Lehrkräften und interessierten Gästen. Zuvor hatten sie die besten Schnappschüsse im Unterricht ge meinsam ausgesucht und schriftlich kommentiert. „Anfangs waren viele Schüler noch sehr zurückhaltend, denn offenen Unterricht kennen sie nicht aus ihrer Heimat. Doch wenn man dann sieht, wie sie immer mehr aus sich herauskommen und an so einem Projekt auch als Person wachsen, ist das für uns die beste Motivation“, resümiert Astrid Lange. Astrid Lange zählt zu den Initiatorinnen des Projekts. Der 15-jährige Altin aus Albanien steht mit 35 anderen Jugendlichen aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und Somalia auf der Wiese unterhalb des Herkules und wedelt mit einem Postkartenschnipsel. Bevor es hinauf zum Herkules geht, muss erst jede Schülerin und jeder Schüler eine Arbeits gruppe finden. Alle, die einen Schnipsel der gleichen Post karte mit Bergparkmotiven haben, gehören zusammen. Da wird laut gerufen und gelacht. Das erste Ziel dieses Deutschunterrichts ist damit schon mal erreicht: Jungs und Mädchen aus ganz unterschiedlichen Kulturen kommuni zieren miteinander, lernen sich besser kennen und haben Spaß. Die Jugendlichen, die zu dem gemeinsamen Aus flug in den Bergpark gekommen sind, lernen am Institut für Sprachen (IfS) Deutsch und werden dort u. a. von den vier Kasseler Studentinnen Astrid Lange, Linda Alphei, Vimansani Pathirana und Kelly de Oliviera unterrichtet. Im August haben die vier jungen Frauen, die Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (DaFZ) auf Master studieren, für ihre Schülerinnen und Schüler ein besonderes Projekt auf gesetzt: Unter dem Motto „Eine Stimme, die jeder versteht“ lernten die Jugendlichen die Stadt Kassel kennen und hielten ihre Eindrücke mit der Kamera fest. Das Projekt sollte den jungen Menschen eine ganz neue Lernerfahrung an inter 8 essanten Orten bieten und sie zum Deutschsprechen moti vieren: Darum hatten die Studentinnen vorher Arbeitsblätter mit Sprachaufgaben wie „Stufen zählen“ oder „Schilder lesen“ ausgearbeitet, die die Schüler während der Tour im Bergpark lösen sollten. Mit Einwegkameras hielten sie ihre persönlichen Eindrücke fest. „Man hört so viel über Flücht linge, aber sie kommen nie selbst zu Wort. Wir möchten, dass sie sehen, dass wir uns auch für ihre Erfahrungen inte ressieren“, erklärt Linda Alphei die Idee mit den Kameras. Auf der Besucherterrasse des Herkules haben die jungen Leute an diesem Spätsommertag sichtlich Spaß. Bilal aus Afghanistan posiert ausgelassen vor der Kamera für seine Freunde, während Mohammed aus Somalia und seine Gruppe sich die schmale Wendeltreppe bis zum Fuß der Herkulesstatue hochkämpfen. Ein paar Jungs haben das Münzfernrohr entdeckt und gleich begeistert einen Euro eingeworfen. Doch Kelly de Oliviera drängt zum Auf bruch, denn auf dem Plan stehen noch ein gemütliches Picknick vor dem Schloss Wilhelmshöhe und mehrere Sprachstationen mit Bergpark-Memory und Bilderrätseln. „Als Brasilianerin kann ich gut nachfühlen, wie schwierig es für die Jugendlichen ist, Deutsch zu lernen und hier erstmal 9 publik 03 / 15 | Campus Zwischen Training und Tutorien Seit zehn Jahren ist die Universität Kassel „Partnerhochschule des Spitzensports“. Fünf Sportlerinnen und Sportler berichten, wie sich Leistungssport und Unialltag vereinbaren lassen Steven Müller (1990) – Der Maschinen- Jan-Martin Speer (1987) – Der Bob-An- Marc Schröder (1990) – Der angehende baustudent spielte zwölf Jahre Football, schieber und Lehramtsstudent für Sport und Wirtschaftsingenieur für erneuerbare bevor er von einem Leichtathletik-Trainer Arbeitslehre reiste 2014 als Ersatzmann zu Energien überwindet für sein Leben gerne gescoutet wurde und seine Leidenschaft den Olympischen Spielen von Sotschi und Hindernisse mit seinem Trial-Rad und nahm für das Laufen entdeckte. Er ist amtierender war damit der einzige hessische Sportler im zuletzt 2013 bei der Weltmeisterschaft in Deutscher Hochschulmeister über 100 und deutschen Team. Südafrika teil. 200 Meter. TEXT Thomas Kossert FOTOS Andreas Fischer / Artur Worobiow / Kasseler Sparkasse / privat Hannah Auth (1995) – Die Kunstradfahrerin Hannah Auth studiert in Kassel Sport und Wenn Steven Müller morgens zur Uni geht, hat er – im Gegensatz zu den meisten seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen – oft schon eine schweißtreibende Trainingseinheit hinter sich. Der 25-jährige Leichtathlet studiert Maschinenbau in Kassel und trainiert nahezu täglich. Müller ist ein Sprinter und im Sport sehr schnell unterwegs: Er hat sich auf die 100- und 200-MeterDistanz spezialisiert. Im Studium braucht er einen längeren Atem, denn neben seinem Training hat Müller auch noch einen Job in der Cafeteria Pavillon. „Nach einem Arbeitstag und zwei Trainingseinheiten bin ich immer ziemlich platt“, sagt der amtierende Deutsche Hochschulmeister lachend. Er belegt daher weniger Kurse als andere, um die Dreifachbelastung aus Leistungssport, Studium und Studentenjob bewältigen zu können. Biologie auf Lehramt und errang neben zahlreichen nationalen Titeln im Jahr 2011 die Vize-Europameisterschaft. 10 Auch für den Bobfahrer Jan-Martin Speer, der in Kassel Sport und Arbeitslehre auf Lehramt studiert, ist es nicht immer einfach, Studium und Leistungssport unter einen Hut zu bringen. „Offiziell bin ich schon im 16. Semester, tatsächlich aber erst im achten. Da ich Wintersport mache, kann ich eigentlich nur im Sommersemester studieren. Im Wintersemester sind wir die ganze Zeit im Trainingslager oder auf Wettkämpfen“, sagt der 28-Jährige, der bei den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 als einziger Hesse dabei war. Für den Anschieber eines Viererbobs kam das Partnerprogramm für den Spitzensport wie gerufen. „Am Anfang wusste ich noch nichts von dem Programm und wurde wegen meiner vielen Fehlzeiten von einigen Klausuren ausgeschlossen“, erklärt der aus dem nordhessischen Diemelsee stammende Athlet. Erst als Speer einen Hinweis von einem Kommilitonen erhielt, wandte er sich an den Hochschulsportbeauftragten der Uni Kassel, Gerhard Blömeke-Rumpf. Er koordiniert das Spitzensportprogramm der Uni und möchte am liebsten 11
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