Boissieu 2015 Presseinfo D

 Pressemitteilung zur Ausstellung
„Der französische Rembrandt“
Jean-Jacques de Boissieu (1736-1810)
Villa Vauban – Kunstmuseum der Stadt Luxemburg
10.10.2015 > 10.04.2016
Der französische Zeichner und Radierer Jean-Jacques de Boissieu genoss schon zu Lebzeiten europaweit
hohes Ansehen bei Sammlern, Künstlerkollegen und im Hochadel. Sein vielfältiges Œuvre umfasst neben
Landschaftsdarstellungen und Genreszenen auch Interieurs und Portraits. Wegen seines virtuosen
Umgangs mit dem Hell-Dunkel-Kontrast (chiaroscuro) wurde er mit Rembrandt verglichen.
Die über 100 Blätter umfassende Ausstellung erlaubt es nun, das künstlerische Schaffen Boissieus neu zu
entdecken. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem ganz eigenen Umgang des Künstlers mit der Darstellung
des Menschen und auf seiner spezifisch neuen Art der Landschaftsdarstellung – beides vor dem Hintergrund der
maßgeblich durch Voltaire (1694-1778) – den Boissieu anlässlich einer Reise besucht – und Jean-Jacques
Rousseau (1712-1768) geprägten, aufklärerischen Gedankenwelt der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Vom bekannten Pariser Kupferstecher, Verleger und Kunsthändler Johann Georg Wille (1715-1808) protegiert,
kam der zunächst in Lyon zum Seidenmaler ausgebildete Boissieu in Kontakt mit den wichtigsten in der
Hauptstadt ansässigen Kunstsammlern, denen er sich als Reproduktionsstecher sowie als versierter
Landschaftsradierer empfahl. Entscheidend für Boissieus künstlerische Entwicklung wurde seine Italienreise, die
er im Gefolge des Herzogs de La Rochefoucauld unternahm. Die dort gewonnenen Eindrücke prägten Boissieus
Stil zeitlebens.
Für die Motive der meisten seiner Bilder ließ sich Boissieu vom Umland seiner Heimatstadt Lyon inspirieren.
Daneben orientierte er sich, wie viele Künstler seiner Zeit, auch an der niederländischen Malerei des „Goldenen
Zeitalters“, die ihm kompositorisch und motivisch als Vorbild diente. Seine Nachstiche ausgewählter Gemälde
gehen weit über bloße Reproduktionen hinaus, denn teilweise veränderte Bosissieu die Werke durch das gezielte
Weglassen oder Hinzusetzen einzelner Figuren(-gruppen) und verlieh den Bildern durch seine charakteristische
Behandlung von Licht und Schatten neues Leben.
In seinen Landschaftsgraphiken ging es Boissieu um eine Darstellung fernab von hektischer Betriebsamkeit und
Theatralik, unter Hervorhebung der Erhabenheit und zugleich der Vergänglichkeit der Natur.
Neben der Landschaft spielt vor allem die Auseinandersetzung mit dem Menschen die größte Rolle in Boissieus
Werk. Er zeigt Personen seines Umfelds in typenhaften Porträtstudien, schaut auf die Interaktionen von Kindern
und Älteren oder beobachtet die Landbevölkerung bei ihrem beschaulichen Tun. Die Welt in Boissieus Kunst ist
eine friedvoll-arkadische.
Als 1793 die „Schreckensherrschaft“ einen Aufstand in Lyon brutal niederschlägt, beschützt der Maler JacquesLouis David (1748-1825) Boissieu und sein Werk davor, dem revolutionären Eifer zum Opfer zu fallen.
Boissieus Radierungen wurden vielfach zum Selbststudium der Radierkunst verwendet oder dienten als direktes
Vorbild für neue Kunstwerke. Nach dem Tod des Künstlers waren es neben seinen Landschaften besonders die
in Anlehnung an Rembrandt vielfigurig gestalteten Blätter, die als Vorlagen für die druckgraphische
Reproduktion beliebt waren. Hervorzuheben ist hier der Rembrandt-Forscher Ignace-Joseph de Claussin (17951844), der faksimileartige Nachstiche von Boissieus Zeichnungen ausführte. Auch noch Adolph Menzel (18151905) sah Boissieus Druckgraphiken technisch und motivisch als vorbildhaft an und schätze ihn als einen der
größten Graphiker der Vergangenheit.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier entstanden.
Sie steht unter der Schirmherrschaft des Institut français du Luxembourg.
Katalog:
« Le Rembrandt français ». Jean-Jacques de Boissieu (1736-1810), Trier / Luxemburg 2015,
300 Seiten, Texte in Deutsch mit Abstracts in Französisch und Englisch,
ISBN 978-2-919878-06-2, 20 €
Pressemitteilung zur Ausstellung
„Der französische Rembrandt“
Jean-Jacques de Boissieu (1736-1810)
Villa Vauban – Kunstmuseum der Stadt Luxemburg
10.10.2015 > 10.04.2016
Selbstporträt
Ätzradierung, Kaltnadel, Grabstichel und Roulette, 1796
Rastende Erntearbeiter. Bauern des Charolais
Ätzradierung, Kaltnadel und Roulette, 1803
Der Frühling, nach einer Zeichnung aus Saint-Chamond
Ätzradierung, Kaltnadel, Grabstichel und Roulette, 1795
Porträt des Hundertjährigen von Lyon
Ätzradierung und Kaltnadel, 1780
Die große Steinbrücke
Ätzradierung, Kaltnadel, Grabstichel und Roulette, 1799
Kahler Greis im Profil
Ätzradierung und Grabstichel, 1770
Flussüberquerung. Landschaft mit Ruinen
Ätzradierung, Kaltnadel, Grabstichel und Roulette, 1796
Die „großen“ Böttcher
Ätzradierung, Kaltnadel und Roulette, 1790
© Graphische Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier