Kölner Kulturrat Kulturpreisverleihung im Museum für Angewandte

Kölner Kulturrat
Kulturpreisverleihung im Museum für Angewandte Kunst, 17. Juni 2015
Laudatio von Navid Kermani für Peter Bach
Dank an einen Förderer
Peter Bach wurde in Siegen geboren. Und niemand hier weiß besser, was es
bedeutet, in Siegen geboren zu sein, als ich: Denn ich wurde ebenfalls in Siegen
geboren. Und das ist wahrscheinlich der Grund, warum unter den vielen
Kulturschaffenden dieser Stadt, die Peter Bach zu Dank verpflichtet sind, nun
gerade ich gebeten wurde, sein Loblied zu singen. So viele Siegener gibt es in
Köln schließlich nicht, unter den etwas bekannteren so weit ich weiß nur Peter
Bach, mich und, ja, und Patrick Helmes – dieser große, leider so lang schon
verletzte Fußballstürmer unseres 1. FC Köln ist ebenfalls ein Siegener. So
gesehen hätte also auch Patrick Helmes die Rede auf Peter Bach halten, das wäre
inhaltlich nicht einmal verkehrt gewesen. Denn ein Stürmer, einer der immer
vorangeht, auch die notwendigen Tricks beherrscht, die freien Räume sucht und
mit sicherem Instinkt immer am richtigen Platz steht, das ist Peter Bach auf seine
Weise auch. Und er hat für die Kultur in Köln nun wahrlich viele Tore geschossen.
Aber gut, Patrick Helmes wurde nicht gefragt oder wurde gefragt und konnte
leider nicht kommen, und so hat man mich, den dritten Kölner Siegener gefragt,
heute etwas über Peter Bach zu sagen. Daß es ein Mit-Siegener sein sollte, daß
muß Herrn Hollmann klar gewesen sein, und er hat auch vollkommen recht
damit gehabt. Nur ein Siegener kann einschätzen, wie hoch die Leistung Peter
Bachs zu bewerten ist. Denn wenn man sich sein gewaltiges, ich würde sogar
sagen: beispielloses bürgerschaftliche Engagement für Kultur in Köln anschaut,
wenn man seine unzähligen Aktivitäten vor allem für die Kunst, für den Tanz, für
den anspruchsvollen Film einmal Revue passieren läßt,
wenn man sich erinnert, mit welch unermüdlichem Einsatz und auch Optimismus
Peter Bach immer wieder neu für eine langfristig angelegte Kulturpolitik und
auch einen städtischen Kulturetat streitet, der einer Millionenstadt wie Köln
halbwegs angemessen wäre,
wenn man auch an den wunderbaren Festen und Matineen in seinem KunstSalon
teilgenommen hat, wenn man seine launigen Ansprachen gehört und auch seine
Leichtigkeit selbst bei ernsten und anspruchsvollen Anliegen gespürt hat,
wenn man dann auch noch zufällig miterlebt hat, mit welchem Humor und
welcher Schlitzohrigkeit Peter Bach bei Politikern und Sponsoren für die Kunst zu
werben versteht,
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dann ist das für sich allein schon ein phantastisches, kaum genug zu rühmendes
bürgerschaftliches Engagement. Aber wenn man sich bei all dem auch vor Augen
hält, daß Peter Bach aus Siegen in Südwestfalen stammt, dann wird eine solche
kulturelle Leistung erst richtig groß. Denn als Siegener ward ihm der Kunstsinn
bestimmt nicht in die Wiege gelegt, und ebensowenig die Leichtigkeit, auch nicht
die Schlitzohrigkeit, der Witz und schon gar nicht der Optimismus. Was er, was
wir aus Siegen mit nach Köln gebracht haben, das war eher die Beharrlichkeit
und eine gewisse Sturheit, und die brauchte es auch, um in Köln etwas zu
bewirken. (Und hier möchte ich trotz des eher kunstsinnigen Publikums dennoch
die Gelegenheit nutzen, auch dem so lange schon verletzten Patrick Helmes viel
Beharrlichkeit und meinetwegen Sturheit zu wünschen, damit er für Köln
ebenfalls bald wieder Tore schießt).
Aber zurück zu Peter Bach und seinen Treffern: Da ist natürlich zuvörderst der
KunstSalon, der im vergangenen September sein zwanzigjähriges Jubiläum
gefeiert hat. Am Erfolg des KunstSalons, der sich zu einer interdisziplinär
ausgerichteten Fördereinrichtung entwickelt hat, waren viele Menschen
beteiligt, die Gründer, die Mitarbeiter, die Förderer, das Kuratorium und die
inzwischen tausendeinhundert Mitglieder. Aber niemand unter ihnen, unter uns
würde bestreiten, daß der KunstSalon immer auch Peter Bachs Kind war, sein
ureigenes Projekt, dessen Vorsitzender er ist und das es ohne ihn vermutlich
nicht gegeben hätte, jedenfalls nicht mit dieser Vielzahl an Aktivitäten und
Einfluß über einen so langen Zeitraum hinweg. Insgesamt hat der KunstSalon mit
seinen zahlreichen Preisen, Arbeitsstipendien, Kinderprogrammen sowie den
beiden Festivals Musik in den Häusern der Stadt und Literatur in den Häusern der
Stadt eine Förderung im siebenstelligen Bereich vergeben. Zu den Freunden des
KunstSalon, die das Gros der Mitglieder stellen, gesellten sich nach und nach die
filmsociety, die tanzsociety, die Freunde des Schauspiel Köln im KunstSalon, das
KunstSalonOrchesster und schließlich die 2001 von Andreas Schmitz gegründete
KunstSalonStiftung, die sich vor allem der Förderung des zeitgenössischen Tanzes
verschrieben haben.
Tanz ist ja überhaupt ein großes Thema für den KunstSalon gewesen, aber auch
für Peter Bach persönlich. Es ist nicht zuletzt seiner privaten Initiative zu
verdanken, daß Köln im Jahr 2005 mit Amanda Millers pretty ugly endlich wieder
eine Residenzkompanie erhielt. Und daß es diese Kompanie nicht mehr gibt, daß
eine Millionenstadt wie Köln nicht einmal ein eigenes Tanztheater aufweist, das
allein zeigt, wieviel Beharrlichkeit und Sturheit es für die Kölner Kulturpolitik
weiterhin braucht. Peter Bach blieb auch nach dem Aus von pretty ugly dran, und
so ist es nicht zuletzt ihm zu verdanken, seiner Initiative und den Förderern und
Unterstützern, die er zusammengeholt hat, daß es wenigstens die regulären
Tanzgastspiele in Köln gibt, die immer wieder mal von der Streichung bedroht
sind. Ohne ihn gäbe es an den Städtischen Bühnen vermutlich kein Tanztheater
mehr in Köln.
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Der KunstSalon und damit kein anderer als Peter Bach selbst war auch eine
treibende Kraft für den Kulturrat, dem freiwilligen Zusammenschluß aller
privaten Kulturfördervereine in Köln. Bis Ende des letzten Jahres war er selbst
der Sprecher des Kulturrats, der so etwas wie die Vertretung der
kunstinteressierten Bürgerschaft in Köln ist, gewissermaßen das dritte und so
notwendige Standbein der Kultur, neben oder wohl besser gesagt zwischen den
Kulturschaffenden und der Kulturpolitik. Der Kulturentwicklungsplan, der
Kulturindex, die vier großen, international besetzten kulturpolitischen Symposien
in Köln und natürlich der Kölner Kulturpreis, der heute abend vergeben worden
ist – das alles sind Projekte und Initiativen des Kulturrats unter der Ägide von
Peter Bach.
Ich selbst habe Peter Bach im Zusammenhang mit der Gründung einer Akademie
der Künste der Welt kennengelernt. Das war kein einfaches Unterfangen, in Köln
eine ganz neue und vor allem eben dezidiert internationale Institution
durchzusetzen, und wir mußten nicht nur die Politik gewinnen, sondern vor
allem auch die Kulturszene überzeugen, die nun wahrlich kein überflüssiges Geld
hat, um es mit neuen Akteuren zu teilen. Und mit Kulturszene meine ich die freie
Szene ebenso wie das, wie soll ich sagen, das bürgerliche Milieu, das
Philharmonie- und Opernpublikum, denn wir strebten ja an, die
Internationalisierung gerade auch in die Mitte des Kölner Kulturlebens zu tragen,
in die etablierten Institutionen, deren Programm sich bisher - bei einigem mehr,
bei einigen weniger - an einem nationalen Kanon ausrichtet, so sehr sich die
Stadtgesellschaft selbst im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat, also
kulturell, sprachlich, religiös und sozial bunter und vielfältiger geworden ist.
Diese Vielfalt und Internationalität der Stadt bildet sich in vielen
Kultureinrichtungen und gerade auch in der sogenannten Hochkultur noch nicht
angemessen ab, weder auf der Bühne noch im Parkett. Es geht also darum, das
Publikum zu erweitern, und dafür müssen sich auch der Kanon, das Blickfeld, die
Akteure weiten. Das war die Aufgabe, und Peter Bach hat viel dazu beigetragen,
daß dieser Schulterschluß zwischen Politik, freier Szene, städtischen
Kulturinstitutionen und kulturinteressierten Bürgerschaft gelang und wir
gemeinsam die Gründung der Akademie der Künste der Welt durchsetzen
konnten.
Was dann aus der Akademie geworden ist, das konnte allerdings bisher weder
Peter Bach noch mich noch irgendeinen anderen der Initiatoren befriedigen. Hier
ist nicht der Ort, über die Gründe für diesen doch, ja, man muß es leider wohl
sagen: Mißerfolg zu sprechen. Wir haben da – und auch ich persönlich, weil ich
an bestimmten Punkten trotz meiner Siegerländer Herkunft nicht stur und
beharrlich genug war – wir haben da, um in der Fußballsprache zu bleiben, einen
Elfmeter verschossen. Aber, auch dieses Spiel ist noch nicht zu Ende, die
Akademie der Künste der Welt hat eine neue Führung unter einer neuen
Präsidentin, da sind wir alle gespannt, was daraus wird und hoffen das Beste.
Aber sollten wir feststellen, daß die Akademie auch mit dem neuen Anlauf nicht
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recht ins Spiel findet, dann mußt auch du, lieber Pit, wieder auf den Platz laufen,
oder anders gesagt: dann muß auch die Bürgerschaft wieder aktiv werden.
Jetzt habe ich all die Fußballmetaphern verwendet und anfangs auch den großen
Siegener Fußballer Patrick Helmes erwähnt. Das wird manchen von Ihnen
vielleicht etwas bemüht vorgekommen sein, aber immerhin kann ich mich damit
herausreden, daß Peter Bach tatsächlich ein Fußballfan ist. Aber – und jetzt
kommt das große Aber meiner kleinen Lobrede: Aber er ist Fan von Borussia
Dortmund. Borussia Dortmund. Ich erwähne das nicht, um sagen, daß auch Peter
Bach bei aller Sicherheit in künstlerischen Angelegenheiten dennoch vollkommen
daneben liegen kann. Nein, nein, ich erwähne das, um zu zeigen, wie hoch ich
seine Leistungen schätze. Daß ich einen Dortmund-Fan lobe, öffentlich lobe –
also dafür muß jemand echt viel geleistet haben. Und das hat er, unser Pit Bach,
er hat echt viel für Köln geleistet. Mindestens so viel wie Patrick Helmes. Und in
Zukunft beide hoffentlich noch mehr. Danke Dir, Pit.
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