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Information für Lokführer
Jahrgang 31 Nr. 87
EVG - Berufsgruppe Lokfahrdienst
Dezember 2015
Vom kleinen Gewerkschaftstag
Thema 1
Personalübergang nach Streckenverlust im SPNV
Zusammen mit unseren Mitgliedern setzten wir uns
seit langer Zeit für faire Bedingungen im Wettbewerb ein,
dieser darf aber nicht auf dem Rücken von Beschäftigten
und Kunden ausgetragen werden. Jetzt ist der Erfolg
zum Greifen nah: Der Personalübergang bei einem Betreiberwechsel soll künftig gesetzlich geregelt werden.
Voraussetzung dafür ist die noch fehlende Zustimmung
des Bundestages. Wir haben unsere Positionen zum
Betreiberwechsel nun in einem Papier zusammengefasst,
welches auf der EVG Homepage (evg-online.org) zum
Download bereitgestellt wird.
Nicht zuletzt auf Druck der EVG hat der Bundesrat
Ende September dafür gestimmt, dass
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei
einem Betreiberwechsel im SPNV und
im ÖPNV (Busverkehr) vom neuen
Betreiber übernommen werden sollen.
Jeder Auftraggeber, der den Personalübergang nicht vorschreiben will, muss
dafür künftig einen sachlichen Grund
anführen. Damit wird der Verzicht auf
vernünftige Regelungen bei einem Betriebsübergang deutlich erschwert.
Thema 2
Wir fordern eine „ehrliche Beteiligung vor allem von
LKW und Fernbussen an den von ihnen verursachten
Kosten“.
Die Delegierten des kleinen Gewerkschaftstages
unserer EVG haben einstimmig den Abbau von Wettbe-
werbsnachteilen der Schiene gegenüber dem Straßen- und
Luftverkehr sowie gegenüber der Schifffahrt gefordert.
In einer in Fulda verabschiedeten Resolution forderten
wir eine „ehrliche Beteiligung“ vor allem von LKW und
Fernbussen an den von ihnen verursachten Kosten. So
müsse eine Maut für Fernbusse eingeführt und die LKWMaut strukturiert erhöht werden.
Für den Verkehrsträger Schiene sei insbesondere der
Ausbau des Netzes, vor allem aber die Beseitigung von
Engpässen zügig voranzubringen. Dazu gehöre auch die
weitere Elektrifizierung und Verbesserung des Lärmschutzes nebst entsprechender Finanzmittel.
In ihrer Resolution machten die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer deutlich, dass es jetzt - nach den Verkehrsprojekten im Zuge der deutschen Einheit - Verkehrsprojekte
für eine Klima schonende Mobilität bedürfe. Insbesondere
vor dem Hintergrund der im November stattfindenden
Klimaschutzkonferenz in Paris, müsse der Verkehrssektor
seiner Verantwortung gerecht werden. Auch hier müsse die
Schiene, der umweltfreundlichste Verkehrsträger gestärkt
werden. Nicht zuletzt deshalb fordere wir als EVG einen
Masterplan Verkehr, der nachhaltig die Verlagerung der
Transporte von der Straße auf die Schiene unterstützt.
In der Resolution machten die Delegierten des kleinen
Gewerkschaftstages noch einmal deutlich, dass für die
EVG „gute Mobilität für Menschen und Güter“ sowie „gute
Arbeit für die Beschäftigten der Eisenbahnen“ untrennbar
zusammen gehöre - nicht nur in Deutschland sondern in
ganz Europa. Deshalb unterstützen wir die Europäische
Bürgerinitiative „Fair Transport“ der ETF.
„Wir leben Gemeinschaft“
Isidoro Peronace
B e r u f s g r u p p e L o k f ü h r e r - gut
Münchner Schiene - besser
EVG-Lokführer - immer Spitze
2
Münchner Schiene
DB Schenker Rail
Deutschland AG
Ingolstadt
Das Versagen des Managements
Aus Eisenbahn in Deutschland ist
der Arbeitstitel Zukunft Eisenbahn
entstanden, aber deren Ziele sind
unverändert. Noch ist mir kein aktueller Plan bekannt, der die Güterbahn
wieder in geordnete
Bahnen lenken könnte.
Was aber Konzernchef Rüdiger Grube in
der Zeitung „Welt am
Sonntag“ als Interview
von sich gab, demnach
ist mit einem massiven
Stellenabbau zu rechnen. Bis zu
5.000 Arbeitsplätze stehen auf dem
Prüfstand. Einen Schuldigen hat Herr
Grube auch gleich wieder gefunden
„der Lokführerstreik“! Die Lokführer
wären nach seiner Lesart also die
Buhmänner. Doch die Wahrheit ist
eine andere: Die Probleme bei DB
Schenker Rail sind hausgemacht,
besser: managementgemacht. Dass
jeder zehnte Unternehmenskunde
nicht mehr mit der DB Schenker Rail
fahren will, liegt hauptsächlich an der
miserablen Qualität der Güterbahn.
Seit Jahren fährt unsere Güterbahn
planlos in die Zukunft. Der Vorstand
rühmt sich immer wieder und das
schon seit Jahren damit, die einzige
Güterbahn in Europa zu sein, die annähernd eine schwarze Null schreibe.
Das alles bei schrumpfenden Marktanteilen. Über all die Jahre ist keine
positive Entwicklung zu erkennen.
Eine Wachstumsstrategie ist für die
DB Schenker Rail ausgeblieben. Der
Transport von Gütern gehört zum
Kerngeschäft unserer Deutschen
Management!?! - Personalkarussell
Bahn. Er erwirtschaftet rund 4,9 Milliarden Umsatz pro Jahr. Doch die
Kosten laufen gnadenlos aus dem
Ruder. Es ist davon auszugehen, dass
das jetzige Geschäftsmodell auf dem
Prüfstand steht.
Personalkarussell:
Jürgen Wilder wird neuer Güterbahn-Chef
Immer schneller wechseln derzeit
die verantwortlichen Manager bei DB
Schenker Rail. Neuer Chef wird der
Siemens Manager Jürgen Wilder. Er
war bis vor kurzen bei Siemens für die
Hochgeschwindigkeitszüge Intercity
und Regionalzüge sowie Lokomotiven verantwortlich. Er hatte seinen
Posten 2013 angetreten, nachdem
sein Vorgänger wegen Problemen
und jahrelangen Lieferverzögerungen
für ICE-3-Velaro-Züge für die Deutsche Bahn gehen musste. Also kein
gewachsener Eisenbahner. Es ist zu
hoffen, dass neue Ideen endlich mal
die gewünschten Erfolge bringen. Um
die derzeitigen Qualitätsprobleme infolge verknappter Ressourcen in den
Griff zu bekommen, wird nun massiv
zurückgerudert. Täglich 150 Züge
warten auf Bespannung oder noch
schlimmer gesagt, der Kunde will mit
uns fahren, aber wir können nicht.
Das alles sind Auswirkungen der Bemühungen um eine Kostensenkung
und Produktivitätssteigerung, alles
maßlos überzogen!
Seit Mitte Oktober gibt DB Schen-
ker Leistungen ab. Z.B. befördert die
Ecco-Rail im Auftrag von DB Schenker
wöchentlich drei Zugpaare zwischen
den Seehäfen Bremerhafen/Hamburg und Süddeutschland. Die Züge
verkehren bisher als Sonderleistung
mit wechselnden Zugnummern auf
nicht in Anspruch genommenen DB
Schenker Rail Trassen. Eine Schande……….
Als weitere Maßnahme wurde auch
die hochgepriesene Vorgabe von stabiler Planung und Durchführung außer
Kraft gesetzt. Der neue Leiter, der Europäischen Disposition, Herr Thomas
Streicher, hat durch das Aussetzen
der Planungs- und Dispositionsregeln
das einzig richtige in dieser Situation
veranlasst. Sofort konnte die Anzahl
der stehenden Züge verringert werden
und auch die Pünktlichkeit wurde
gesteigert. In naher Zukunft soll auch
noch ein neuer Produktionsvorstand
bestimmt werden. Wenn man den
Gerüchten Glauben schenken kann,
wird es ein Kollege der ÖBB. Es ist
nur zu hoffen, dass all die Maßnahmen
den gewünschten Erfolg bringen und
in unserer Firma sichere Arbeitsplätze
vorhanden bleiben und endlich Ruhe
einkehrt.
Allzeit gute Fahrt
Euer Edi Seitz
3
Münchner Schiene
Neuordnung ICE Berlin - München / Frankfurt
Da einer meiner Enkel überraschend
in den Herbstferien uns in Berlin besucht hat. Ich hatte dies zum Anlass
genutzt um nach Fahrplanwechsel die
Möglichkeiten des ICE Verkehr Berlin
nach München zu erkunden.
Ab Dezember wenige
Veränderungen einige
Halte wurden
anders organisiert.
Bisher Berlin
- Lutherstadt
Wittenberge Leipzig - Jena
- Saalfeld Lichtenfels Bamberg - Erlangen - Nürnberg - Ingolstadt/Augsburg - München oder
Berlin - Bitterfeld - Naumburg - Jena
- Bamberg - Nürnberg - Ingolstadt/
Augsburg - München.
Einige Halte wurden wie Saalfeld
getauscht. Gültig bis 11. Januar und
ab 4 September 2016 wieder. Ich
wurde neugierig. Nach dem alten
Fahrplan bedeutete dies alle Stunde
eine Verbindung Berlin bis Nürnberg.
Da die Züge im Wechsel über Ingolstadt/Augsburg fuhren bedeutete dies
Fahrzeit über Augsburg +40 Min. In
München kamen die Züge etwa im Abstand von 15 Minuten an oder fuhren
ab. Also kein Stundentakt.
Ab 12. Januar bis Anfang September
eine Neuordnung Berlin - Lutherstadt
Wittenberge - Bitterfeld - Leipzig Erfurt - Fulda - Würzburg - Nürnberg
- Ingolstadt - München (Neubaustrecke Halle/Leipzig - Erfurt). Die Züge
werden nur alle zwei Stunden fahren.
Dafür werden versetzt ICE von Berlin
über Halle - Erfurt nach Frankfurt
fahren allerdings ohne Halt in Fulda,
was eine Möglichkeit zum Umsteigen
Richtung München ermöglicht hätte.
Alternativ könnte man ICE Züge
Berlin - Hannover / Göttingen mit
umsteigen Richtung München benutzen.
Aus dem ICE Verkehr entfallen folgende Halte, ab Januar bis September
Naumburg, Jena, Saalfeld, Lichtenfels, Bamberg und Erlangen.
Da ich aber Umsteigeverbindungen
aus Erfahrung misstraue liebe ich
Direktverbindungen, besonders wenn
ich für Enkel die Fahrt organisiere.
Dietmar Schulz
Nachtrag
Ab Januar bis September 2016 ist
die Strecke zwischen Bamberg und
Lichtenfels total gesperrt.
Grund: Totalumbau zur Anbindung der
NBS aus Erfurt an die ABS Richtung
Nürnberg.
Die Großbaumaßnahme ist in der
Leistungsplanung für die Dienststellen
erstmalig eingeplant. So wie Dietmar
es beschrieben hat werden die Züge
über Erfurt, Würzburg umgeleitet.
Personal Leipzig und München teilt
sich die Züge in Würzburg.
Volker Kabisch/Heiko Jäckel
Inhalt
Seite
Gewerkschaftstag 1
Railion Ingolstadt Zukunft Personal 2
ICE Berlin - München 3
Weihnachten 3
Impressum
3
FV München Zukunft Fernverkehr
4
FV München Planwechsel
4
FV München Zugbereitstellung
5
FV Nürnberg 150 Jahre Nürn-Würz 5-6
FV Nürnberg Bw Brand 2005 7
Railion Nürnberg Bulgarien 7-9
Mitarb. Bahn Mathias Michaelis 10-11
Arzttermine 11
Transib von Moskau nach Peking 12-14
Züge rollen 15
Angemerkt Pünklichkeit 15
Angemerkt Wirtschaftlichkeit 15
Rechtsecke Urteile
15
BR 103 16-17
Schrankenwärter 18
Fonsä © Rolf Wittig
19
S-Bahn Geisterfahrt
19
Jubilare 19
DEVK 20
Die EVG - ist für die Menschen da!
Unsere Bürozeiten:
Mo, Di, Mi, Do, 8.00 - 14.00 Fr - 12.00
telefonisch Mo-Do 8.00 - 16.00 Fr - 12.00
sowie wie bisher nach Vereinbarung
 0821 / 54 37 40 50 Gst Augsburg
 089 / 13 01 45 83
Gst München
 0911 / 21 47 20
Gst Nürnberg
 0941 / 46 52 38 40 Gst Regensburg
 0931 / 26 08 01 20 Gst Würzburg
E-Mail:
„Ortsname“@evg-online.org
Vergleich der Fahrzeiten
Berlin ICE 1509/1589 München
Nov 15 über Halle 5:58
Dez 15 über Leipzig 6:11
Jan 16 über Erfurt Fulda 6:12
Frohe, friedvolle Weihnachten
und ein
erfolgreiches, glückliches Jahr 2016
wünscht Allen
die Redaktion „MS“
und die
EVG Bayern
Redaktion:Isidoro Peronace, Gewerkschaftssekretär (V.i.S.d.P.)
Layout
Redaktion Herausgeber EVG, Region Bayern,
Gst Nürnberg, Essenweinstraße 4-6, 90443 Nürnberg,
0911 / 214720 Fax: 0911 / 2147220 [email protected]
Gst München, Marsstraße 21, 80335 München,
089 / 13014583 Fax: 089 / 13014588 [email protected]
© EVG - Region Bayern 2015
Druck:
Bruno Adler, Heiko Jaeckel, Volker Kabisch, Peter Lehmann, Alfred Plöderl, Dietmar Schulz, Bernd Schweitzer, Eduart Seitz, Rolf Wittig.
Dietmar Schulz
MS 88: Artikelschluss 18.03.16
DB Kommunikationstechnik GmbH, Medien- und Kommunikationsdienste,
Druck + Reprocenter München, Richelstr. 3, 80634 München, 089 1308-5109
Auflage: 1.020 Stück, gedruckt auf chlorfreiem Papier
Gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder!
Die aktuelle MS im Internet (ältere Ausgaben Info E-Mail [email protected])
http://www.evg-online.org/Vor_Ort/Bayern/.Aktuelles/
http://www.evg-online.org/Arbeitswelt/Personenverkehr/Publikationen
4
Münchner Schiene
DB Fernverkehr AG
München
Warum Desinformation?
„Abwertung der Einsatzstelle Fernverkehr München.“ So war es im Oktober in der Einsatzstelle Fernverkehr
München in einem
Schaukästen zu lesen. Ja schlimmer
noch: „Verlust von
attraktiver Streckenleistung, Schrumpfung der schönen
Streckenkunde und
zukünftige Fahrleistungen in S-Bahnqualität. Untermalt mit graphischen
Streckendarstellungen, heute und
zukünftig. Erschütternd: Der fernverkehrliche Abstieg steht mit dem
kommenden Planwechsel bevor und
die Abwärtsspirale der Dienststelle
München ist nicht mehr aufzuhalten.“
Ein Untergangszenario welches den
Tf erschaudern lässt. Was soll bloß
werden? Es müssen Schuldige her.
Natürlich der Arbeitgeber. Der wollte ja
noch nie was Gutes für den Lokführer.
Ah, und natürlich die KuschelkursGewerkschaft. Die liegt ja sowieso
mit dem DB AG im Bett.
Schnell werden, unter Bezugnahme
des Treffens zur Leistungsplanung in
Zwei grundsätzliche Planungsprämissen prägen diesen Planwechsel:
Alle Mitarbeiter behalten ihren Arbeitsplatz am heutigen Standort und das
zu erwartende Baustellenvolumen.
Alle Einsatzstellen bleiben erhalten.
Das klingt einfach, ist aber in unserer
schnell veränderlichen Welt enorm
wichtig. Das Grundprinzip beim
Fernverkehr heißt: „Leistung zu
den Mitarbeitern“ statt „Mitarbeiter
zu den Leistung“. Das ist nicht in
jedem Geschäftsbereich so. Trotz
geänderter Parameter bei Fahrplan,
Umläufen und Linienführungen sind
keine Versetzungen von Mitarbeitern
erforderlich. Diese Solidarität schließt
große Dienststellen, wie Berlin, Frankfurt, München als auch kleinere wie
Saarbrücken, Basel oder Freilassing
mit ein.
Die Zeiten stabiler Jahresfahrpläne
sind vorbei. Das Bauvolumen steigt
jährlich. Die Bauverfahren nehmen
wenig Rücksicht auf den Betrieb und
führen zu einer steigenden Anzahl von
Fahrplanabweichungen, Umleitungen
und Ausfällen. Wesentliche Faktoren
Zukunft Fernverkehr
der Hessenmühle in Fulda, EVG-Betriebsräte als Mitschuldige ausfindig
gemacht und deren Arbeit als „Vorgegaukel“ abgewertet. Weiter kann
man sich nicht von der Realität beim
Fernverkehr entfernen. Zumal der
Schreiber in Fulda nicht dabei war.
Hier tut Aufklärung Not. Oder ein
hilfloser Löschversuch eines Dienststellenbrandes.
Beim Fernverkehr wirft ein Planwechsel seine Schatten weit voraus. Bereits im August des Jahres
kontaktiert die Zentrale Planung alle
Einsatzstellen und macht einen Erfahrungsaustausch über das laufende
Planjahr und die Personalentwicklung.
Bei diesen Gesprächen werden in
guter Tradition und vertrauensvoller Zusammenarbeit die ResortBetriebsräte mit eingebunden. Eine
Trendrichtung für den kommenden
Planwechsel wird erkennbar. Im September schickt die Zentrale Planung
den ersten Musterdienstag in die Regionen. Dienstag deshalb, weil Di bis
Do in der Woche identisch gefahren
werden. Nun werden die Leistungen
für die Dienstelle konkret. Jetzt findet
auf Arbeitsebene die Mitgestaltung
der Resort-Betriebsräte statt. Als
Ergebnis liegt die Musterwoche auf
dem Tisch. Das ist die konkret nach
Personalzahlen zugeteilte Leistung
für die Einsatzstelle. Zum Treffen der
Zentralen Planungsgruppe, im Oktober mit den regionalen Planern, Führungskräften und Betriebsräten in der
Hessenmühle, wird der Planwechsel
und die Leistungsplanung bundesweit
vorgestellt. Entscheidende Leistungsveränderungen sind aufgrund der
dienstellenweiten Auswirkungen, nur
begrenzt möglich. Dieser Erfahrungsaustausch ist konzernweit einmalig.
Im November passt die regionale
Planung die Lokumläufe und Fußwege
an und entwickelt die Dienstschichten
und Einsatzpläne welche zur Mitbestimmung dem BR vorgelegt werden.
Nach der Konzernrichtlinie Fahrplanwechsel gibt es einzuhaltende Fristen
bis hin zur Einigungsstelle.
In diesem Gestaltungsprozess sind
die Betriebsräte beim Fernverkehr
immer mit eingebunden. Ein Aushang auf diesem Niveau entspricht
keinesfalls der Realität und stellt nicht
die Sichtweise des BR-Gremiums
Fernverkehr dar. Auch wenn er nach
kurzer Zeit und Eskalationsgesprächen mit dem DB AG entfernt wurde,
die Verunsicherung und Sorge der
Mitarbeiter bleibt.
Heiko Jaeckel
für eine robustere Grundplanung
sind: Verzicht auf Dreiecksfahrten,
stabileres, kürzeres Streckenportfolio,
zusätzliche Puffer und gekapselte
Planungen. Hierbei wird das Bauvolumen bereits in der Grundplanung
berücksichtigt, um die Bauplanung
sowie die Disposition beherrschbar zu
tungen an Einsatzstellen ist der Tf
mehr Zeit Zuhause. Für München
bleibt Oberstdorf, Ulm, und wahrscheinlich eine Ausnahme Stuttgart,
um eine Nachtschicht mit Dienstende
10:00 Uhr aufzulösen.
Die Riedbahn, Bergstraße und
Karlsruhe werden wir in nächster Zeit
nicht sehen. Soll aber nach Stabilisierung des Netzes wieder angefahren
werden.
Für unsere 2.086 Mitarbeiter beim
Fernverkehr steht ein anspruchsvoller Planwechsel bevor wo jeder den
notwendigen Blick auf die Realität
und den Gegebenheiten der Streikvergangenheit, des Fernbusfiebers
und der neuen Fernverkehrsoffensive
haben sollte. Mit diesem Blickwinkel
kann jeder in ein ruhiges Adventsund Weihnachtfest gehen und in eine
sorgenfreie sichere Zukunft für sich
und seine Familie beim Fernverkehr
schauen.
Allzeit gute und sichere Fahrt und
eine besinnliche Adventszeit sowie einen schönen Jahreswechsel wünscht
Heiko Jaeckel
Fahrplan 2016
ICE 401
gestalten und die Anzahl der Schichtänderungen für die TF einzugrenzen.
So ist z.B. die Sperrung Bamberg-Li
chtenfels (Frankenwald) von Januar
bis September 2016 in der Standartwoche vollständig erhalten. Die
Inbetriebnahme der Neubaustrecke
Erfurt-Leipzig/Halle als auch die Betriebseinführung IC Dosto (Nordnetz)
sind ebenfalls gekapselt geplant.
Durch den Wegfall der Übernach-
Münchner Schiene
Neues aus der ICE-Zugbereitstellung München
In der ZBS hat sich wieder einiges
getan seit meinem letzten Artikel. Zum
einen wurden 10 Arbeitsplätze Intern
ausgeschrieben für
eine Erweiterung der
Aufgaben in der Zugbereitstellung. Diese
beinhalten Probe
und Überführungsfahrten für das ICE
Werk München. Für
diese Erweiterungen
der Aufgaben hat der Betriebsrat
lange gekämpft und nun können
wir auch dieses als einen weiteren
Erfolg vermelden. Die 10 Mitarbeiter
die ausgewählt wurden befinden
sich derzeit in der Ausbildung für die
neuen Tätigkeiten. Dazu gehören
Ausbildungen SRK, LZB etc. Also
werden diese Kollegen schon für eine
spätere Möglichkeit für den Wechsel
in den Streckendienst vorbereitet
und können dort schon Erfahrungen
sammeln.
Des weiteren hat sich auch bei den
Baureihenausbildungen etwas getan.
Der ICX (BR 412) war im Oktober
für Ausbildungszwecke in München
unterwegs und es wurden die ersten
Kolleginnen und Kollegen ausgebildet. Weitere Ausbildungen sollen im
November und Dezember folgen.
Am 13.12. 2015 tritt der neue
Dienstplan in Kraft. Auch dort gibt es
wieder einiges an Änderungen und
Verbesserungen. Es konnten endlich
im System Edith die Arbeitszeit für
Reservierungen und Zugtaufen aufgenommen werden die dann in den
neuen Schichten auch eingearbeitet
sind. Zum anderen konnten wir eine
5
Mehrung der arbeitsfreien Wochenenden erreichen. Derzeit wurden
strikt 2 Wochenenden gearbeitet und
103 245
ICE 1508
das nächste war dann frei. Ab dem
Planwechsel Arbeitet man dann 2
Wochenenden hat das nächste frei,
geht ein Wochenende Arbeiten und
hat das nächste frei.
Stätiger Tropfen höhlt den Stein wie
es so schön heißt und auch wir vom
Betriebsrat werden weiterhin für Euch
dran bleiben um Verbesserungen für
die Zugbereitstellung zu schaffen.
Mit kollegialen Grüßen
Tino Buschhausen
Lok Fotos mit freundlicher Genehmigung von Manfred Gorus - MS dankt Manfred
150 Jahre Strecke Nürnberg-Würzburg
DB Fernverkehr AG
Nürnberg
Eine der wichtigsten Bahnstrecken in Nordbayern, die Strecke
von Nürnberg über Neustadt/Aisch
nach Würzburg, feierte von der DB
unbeachtet und von der Öffentlichkeit
fast unbemerkt in diesem Jahr ihr
150 jähriges Jubiläum. Nicht einer
der sonst aus solchen Anlässen
üblichen Dampfsonderzüge, eine
Fahrzeug- oder Sonderausstellung
im Verkehrmuseum Nürnberg o.ä.
würdigte dieses Ereignis.
In dichter Folge sind heute IC/ICE,
Regional- und Güterzüge auf der am
19.06.1865 in voller Länge eröffneten
Strecke unterwegs. Sie gehört damit
zu den am stärksten belasteten Strecken in Bayern.
Schon ab dem 01.07.1854 waren
Nürnberg und Würzburg über Bamberg und Schweinfurt (Ludwigs-WestBahn) per Schiene miteinander verbunden. Doch diese Verbindung stellte
einen ca 60 km langen Umweg dar,
Neubaustrecke von Vach in den neuen
der mit der Route über Neustadt/Aisch
Bahnhof eingeführt (Fürther Bogen).
erheblich verkürzt werden konnte. Die
Des weiteren wurde der acht KiStaatsbahn hatte zunächst wenig Intelometer lange, schon bestehende
resse an dieser kürzeren Verbindung,
Abschnitt zwischen Rottendorf und
so dass sich private EisenbahnkomiWürzburg auf zwei Gleise erweitert. Im
tees mit der Planung beschäftigten.
Sommer 1984 erfolgte dann nochmals
Diese favorisierten zunächst eine
ein Ausbau auf drei Gleise. Ab 1892
Streckenführung ab Siegelsdorf über
war die Strecke dann durchgehend
Windsheim-Marktbreit-Ochsenfurt
zweigleisig befahrbar.
nach Würzburg. Eingaben aus NeuDer bestehende Kopfbahnhof in
stadt/Aisch und Kitzingen gaben dann
Würzburg wurde mit der bevorstehenaber den Ausschlag für die heutige
den Eröffnung der neuen Strecke aus
Trassenführung. Bautechnisch und
Nürnberg nun endgültig zu klein und
von den Kosten her war aber diese
bot auch wegen der dichten Bebauung
Route die Aufwendigere, mussten
keinen Platz für Erweiterungen. So fiel
doch mit der Überquerung des Mains
1862 die Entscheidung, einen neuen
bei Kitzingen und des Aurachtales bei
großflächigen Durchgangsbahnhof,
Emskirchen zwei große Brückenbauden heutigen Hauptbahnhof, mit den
werke errichtet werden.
Behandlungsanlagen zu errichten.
Als jeweiligen Ausgangspunkt
wählte man
103 235 mit Sonderzug auf der Aurachtalbrücke bei Emskirchen
Nürnberg-Doos(!)
und Rottendorf.
Gleichzeitig wurde der Bahnhof
Fürth (heutiger
Hbf) neu angelegt
und ab 1876 die
Strecke aus Bamberg über eine
6
Der alte geradlinige Streckenverlauf
zum ehem. Kopfbahnhof ist am mit
80 km/h befahrbaren Gleisbogen zum
heutigen Hbf. in Höhe des Esig noch
gut auszumachen.
Güterzug nach Bremerhafen im Bf Siegelsdorf
Die oben schon erwähnten großen Brücken über den Main und
das Aurachtal sind die wichtigsten
und aufwendigsten Bauwerke der
Gesamtstrecke. Während die in den
1920er Jahren neu gebaute Brücke
über den Main bei Kitzingen bis heute alle gestiegenen Verkehrslasten
bewältigt, wird die Aurachtalbrücke
bei Emskirchen z. Z. durch einen
kompletten Neubau mit geänderter
Trassenführung ersetzt (siehe Bericht
in MS Nr. 83).
1954 erfolgte die Streckenelektrifizierung. Doch weitere Maßnahmen
zur Leistungssteigerung waren
dringend erforderlich, so dass die
Strecke Nürnberg-Würzburg 1973
in den Bundesverkehrswegeplan
als Ausbaustrecke aufgenommen
worden ist. Zu den daraus verwirklichten Maßnahmen gehörten der
durchgehende Gleiswechselbetrieb,
Blockverdichtung und der Bau von
Unter- bzw. Überführungen zu den
Bahnsteigen in Dettelbach, Kitzingen,
Iphofen, Markt Bibart, Emskirchen
und Hagenbüchach. Die Bahnhöfe
und Haltepunkte Sickershausen
(bei km 69,1), Mainbernheim, Markt
Einersheim und Hellmitzheim wurden 1982 für den Personenverkehr
geschlossen. Die Schließung des Bf.
Langenfeld folgte 1992.
Doch erst 1985 konnte sie im
Zusammenhang mit der Planung
zur Neubaustrecke WürzburgHannover in den vordringlichen
Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen
werden und ist als ABS 8/2
bezeichnet.
Kernstück der daraus erfolgten Ausbauvorhaben war die
Linienverbesserung zwischen
Hagenbüchach und Emskirchen und der Ausbau des
Münchner Schiene
Abschnittes Neustadt/Aisch - Iphofen den von 184.000 RM ereignete sich
auf 200km/h und LZB. Des weiteren am 10.06.1928, frühmorgens um 2:21
war eine 24 km lange, komplette Neu- Uhr im Bahnhof Siegelsdorf mit dem
baustrecke von Iphofen bis Rottendorf D 47 von München nach Dortmund.
inkl. einer neuen Mainbrücke, eines Die Zuglok des D 47 vom Typ S 3/6
Betriebsbahnhofes bei Biebelried und (18 502) entgleiste mit dem Laufeines 3,5 km langen Tunnels geplant. achsendrehgestell bei ca. 100 km/h
Die Kosten dafür waren mit 840 Mio. auf Grund von Gleislagefehler nach
DM kalkuliert. Durch eine Vielzahl von Bauarbeiten an der Ausfahrt Richtung
Einsprüchen wurde dieses Projekt bis Neustadt/Aisch. In der Ausfahrweiche
verkeilte sich das Drehgestell und hob
heute nicht weiter verfolgt.
Trotz allem konnte mit den abge- die Maschine aus, die sich darauf hin
schlossenen Ausbaumaßnahmen um 180˚ drehte und den Bahndamm
eine erhebliche Fahrzeitverkürzung hinunter stürzte. Drei der nachfolgenerreicht werden. Betrug die Fahrzeit den 12 Wagen stürzten ebenfalls die
eines Dampfgeführten Schnellzuges Böschung hinunter und begruben
im Sommerfahrplan 1939 noch 90 bis die Maschine unter sich. Durch den
100 Min, so benötigen heute die IC Aufprall der Wagen wurde an der S
und ICE nur noch 50-55 Min für die 3/6 ein Kesselspeiseventil (andere
Quellen sprechen vom Brechen eines
102 km lange Strecke.
Für den Güterverkehr
verfügte jeder Bahnhof über eine Ladestraße bzw. zahlreiche Anschlussgleise, die für ein
erhebliches Frachtaufkommen sorgten. Davon
ist fast nichts geblieben.
Heute ist ausschließlich
der Durchgangsverkehr
RE 34624 auf der Fahrt nach Würzburg bei Siegelsdorf
von erheblicher Bedeutung. Neben der Anschlussbahn ab Dampfspeiserohres) abgerissen, so
Fürth - Unterfürberg zum Fürther das ungehindert heißer Dampf und
Hafen (Stahlhandel und Tanklager) Wasser aus dem Lokomotivkessel
ist der letzter verbliebener Gütergroß- entweichen konnte.
Einen ausführlichen Bericht zum
kunde die Firma Knauf in Iphofen, die
mehrmals täglich durch Ganzzüge mit Unfallhergang und der nachfolgenden
den Grundstoffen zur Herstellung von Gerichtsverhandlung kann man im
Buch „150 Jahre Bahnhof Siegelsdorf“
Gipskartonplatten beliefert wird.
In den vergangenen 150 Jahren von Robert Mrugalla nachlesen.
Zum Abschluss sei noch auf den
waren aber auch zwei schwere und
tragische Unfälle zu verzeichnen. kaum bekannten ehem. Hp Bernbach
So kam es zwischen Würzburg und bei km 8,4 zwischen Fürth-BurgfarnRottendorf am 01.07.1886 auf Grund bach und Siegelsdorf verwiesen. Am
unzureichender Verständigung zwi- 10.09.1897 eröffnet wurde er schon
schen dem Fahrdienstleiter und dem im Jahr 1922 mangels Nutzung wieder
Weichenwärter zu einem Frontalzu- geschlossen. Für uns heute kaum
sammenstoß zwischen einem Post- vorstellbar, das sich an der bezeichund Schnellzug. 16 Menschen starben neten Stelle einstmals ein Haltepunkt
befand.
und 70 wurden schwer verletzt.
Wünschen wir dem wichtigen, nicht
Der schwerste Unfall mit 24 Toten,
128 Verletzten und einem Sachscha- wegzudenkenden Bindeglied im Süd614 007 überquert die Europakanalbrücke bei Fürth
deutschen Schienennetz zum
Jubiläum alles Gute und allen
Kollegen von DB Fernverkehr,
DB Regio, DB Schenker und
aller anderen EVUs auch für
die nächsten Jahre unfallfreie
Fahrt zwischen Nürnberg und
Würzburg.
Volker Kabisch
Bilder: Jan Welkerling
MS dankt
7
Münchner Schiene
Vor 10 Jahren - Großbrand im Lokschuppen
des Bw Nürnberg 1
Es ist nun schon 10 Jahre her, als am Abend des
17.10.2005 das Rundhaus im ehemaligen Bw
Nürnberg 1 lichterloh in
Flammen stand. Dabei
wurden 20 historische
Fahrzeuge des Verkehrsmuseum Nürnberg im
Rundhaus total zerstört
und der vor dem Haus
abgestellte Berliner SBahntriebwagen ET 165
334 bzw. die betriebsfähigen Dieselloks 218
309 und 234 468 schwer
beschädigt.
Geklärt werden konnte die Brandursache nie bis ins letzte Detail, zu
groß waren die Zerstörungen.
Was ist nun geblieben? Die Ruinen
des Rundhauses sind wenige Zeit
später eingeebnet worden und die
Am Morgen danach DB Schenker Rail
Deutschland AG
Nürnbeg
Viele Berichte gab es in der letzten
Zeit nicht über die Eisenbahnen in
Bulgarien. Darunter mischten sich
Gerüchte über Bankrott und Gesamteinstellung. Zum Glück blieb
es nur bei den Hiobsbotschaften,
meistens gibt es dabei doch ein paar
Wahrheiten. Es geht weiter mit der
finanziell gebeutelten Staatsbahn,
wenn auch nur mit einer vorübergehenden Beruhigung der Lage. Das
Unternehmen BDŽ steht noch immer
mit dem Rücken zur Wand. Wie es
nun wirklich um die staatliche Eisenbahnen Bulgariens BDŽ und ihrer
einzelnen Gesellschaften bestellt ist,
soll im folgenden Beitrag näher betrachtet werden. Der Güterverkehr in
Verkehrsmuseum Nürnberg
Zerstörtes Rundhaus Sammlung MS
Drehscheibe außer Betrieb gesetzt.
So ist mit der Zeit „Gras über die
Sache“ gewachsen. Seit der Inbetriebnahme des neuen Regio - Werkes
wird das gesamte Gelände des ehem.
Bw Nürnberg 1 heute nur noch zum
Abstellen von verschiedenen Schienenfahrzeugen genutzt.
Löscharbeiten Bei den total zerstörten Fahrzeugen
konnte nur der Adlerzug und die 01
150 wie Phönix aus
der Asche wieder
auferstehen. Alles
weitere an historischem Material wird
wohl für immer verloren sein.
Die für die Pflege
und Betrieb der betriebsfähigen, historischen Fahrzeuge
engagiert tätige BSW
Lokpflegegruppe
V200 002 existiert
jedoch noch heute.
Bei zahlreichen Treffen und Ausflügen
wird die Erinnerung an das Erbe der
deutschen Schienenfahrzeuge wach
gehalten.
Volker Kabisch
Beschädigte Triebfahrzeuge Fotos: Sammlung MS
Die Eisenbahn im Balkanland Bulgarien
Bulgarien wird hauptsächlich auf der
Straße abgewickelt, leider ist er auf
der Schiene dementsprechend gering.
Das Frachtaufkommen der Bahn ist
seit 1990 etwa um zwei Drittel abgesunken. Trotzdem gibt es aktuell eine
Reihe von Strecken oder Relationen,
die regelmäßig von Güterzügen befahren werden. Gleichwohl agieren in
dem südosteuropäischen Land heute
neben den Transportgesellschaften
der BDŽ elf andere Eisenbahnverkehrsunternehmen, die bislang
ausschließlich im Güterverkehr ihre
Aktivitäten konzentrieren. Bislang
gab es jedes Jahr ein gedrucktes
Kursbuch, meist ist es aber durch die
vielen Änderungen im Fahrplanabschnitt alsbald nicht mehr viel wert. Es
gilt die gleiche Regel wie bei uns, vor
jeder Reise über die Zugverbindungen
informieren und dann erst losfahren.
Wie die Entwicklung der Bulgarischen
Eisenbahn weitergeht, kann nur
vermutet werden. Hoffen wir für die
Kollegen dort, dass sie ihre Arbeit in
dem Umfang behalten dürfen.
Bulgarien ist mit knapp 111.000 km²
von der Fläche etwas größer wie die
deutschen Bundesländer Bayern und
Baden Württemberg zusammen. Mit
nur 7,3 Mio. Einwohnern ist Bulgarien
vergleichsweise dünn besiedelt. Die
Einwohnerzahl hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Sichtbar
wird der Schwund beim Vergleich der
Einwohnerzahl aus dem Jahr 1985, da
lebten in dem Land noch etwa 8,9 Mio.
Menschen. Viele Menschen verlassen
ihre Heimat, um bessere Arbeits- und
Lebensbedingungen zu erreichen.
Das Lohnniveau ist unterirdisch gering und das betrifft auch Berufe mit
hohen Qualifikationen. Zum Beispiel
8
verdient ein Lokführer bei der BDŽ
etwa 500 € pro Monat. Damit zählten
sie in dem Land zu den gut verdienenden Arbeitnehmern. Radio Bulgaria
veröffentlichte erst kürzlich, dass 1,5
Mio. Bürger unter der Armutsgrenze
leben müssen. Die Statistik berechnet
Menschen mit einem Einkommen
unter 145 € pro Monat! Hauptsächlich schuld an dem Zustand ist die
unverändert schlechten wirtschaftliche Lage, verbunden mit einer sehr
hohen Arbeitslosigkeit. Beim Anblick
der vielen Industriebrachen wird dem
aufmerksamen Beobachter der ökonomische Niedergang sehr deutlich
vor Augen geführt.
Doch es gibt nicht nur negative
Nachrichten aus Bulgarien. Immerhin bietet das klassische
Urlaubsland sehr viel schöne
Natur neben den bekannten
Badestränden am Schwarzen Meer. Landschaftlich
sehr abwechslungsreich ist
das Land mit Tiefebenen,
schroffen Hochgebirgen und
ausgedehnten Wäldern. Die
nördliche Grenze zu Rumänien
markiert der zweitgrößte Fluss
in Europa, die Donau. Westlich
grenzen Serbien und Mazedonien, südlich Griechenland
und die Türkei an Bulgarien.
Zwischen Donau- und der Marizaebene liegt in ostwestlicher
Richtung das Balkangebirge.
Südlich erstreckten sich die
Rhodopen, Pirin- und Rilagebirge.
Immerhin war das Territorium von
1396 bis 1878, also fast ein halbes
Jahrtausend, von den Türken annektiert. Erst der Russisch-Türkische
Krieg brachte Bulgarien die Befreiung
und wiedererlangte Souveränität. Für
interessierte Touristen gibt es kein Argument gegen eine Reise, zudem die
Preise für uns Mitteleuropäer äußerst
günstig sind. Selbst für den Individualtouristen sind sehr gute Hotels über
das Internet buchbar oder können
durch das Medium vor Ort gesucht
werden. Schließlich gibt es ein paar
interessante Eisenbahnstrecken, um
die es hier in dem Beitrag gehen soll.
Die Schreibweise der Ortsnamen
entspricht weitgehend der englischen
Transkription, sie wird in ganz Bulgarien neben der kyrillschen Schrift
konsequent angewendet.
Die Entwicklung der Eisenbahn
in Bulgarien
Die Anfänge des Eisenbahnnet-
Münchner Schiene
zes in Bulgarien reichen bis in die
Zeit der Osmanischen Besatzung
zurück. 1866 wurde die Bahnlinie
Varna - Ruse als erste in Bulgarien
für den Betrieb eröffnet. Die Osmanen
ließen die Bahn von einer britischen
Gesellschaft erbauen. Als zweite
Bahnlinie Bulgariens entstand von
1870 - 1873 unter Regie des jüdischdeutschen Geschäftsmannes Baron
Maurice de Hirsch zwischen Istanbul
und Belovo - westlich von Septemvri
gelegen - mit einer Zweigbahn nach
Jambol. Kurze Zeit später verkauften
die Türken die Strecke Varna - Ruse
auch an ihn, da sie ihre wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllte.
Nach der Unabhängigkeit Bulgariens
und dem Zusammenschluss mit der
Ein Güterzug von Dimitrovgrad nach Kardzali
passiert den Ort Perperik
noch türkischen Provinz Ostrumelien erfuhr die Bahnverbindung vom
Bosporus in Richtung Mitteleuropa
ab Belovo eine Fortführung via Sofia
ins damals bulgarische Zaribrod (ab
1919 Dimitrovgrad YU). Zur gleichen
Zeit verhandelte der bulgarische Staat
mit Baron Hirsch zwecks Übernahme
der von ihm erbauten Strecken, was
erst nach etlichen Jahren gelang.
Die Situation mit zwei voneinander
getrennten Eisenbahnnetzen um
1888 war keinesfalls vollkommen.
Im selben Jahr wurde auch die Bulgarische Staatsbahn gegründet. Das
Eisenbahnnetz wuchs in den folgenden Jahren sichtbar an. In den Jahren
1922 bis 1945 entstand zum Beispiel
die Schmalspurbahn von Septemvri
nach Dobrinishte.
Wie ging es nach dem Zweiten
Weltkrieg mit der Bahn in Bulgarien
weiter? Anfang der 1960er Jahre begann in vielen Ländern Europas die
Elektrifizierung von vielen Hauptstre-
cken. Bekanntlich haben die Strecken
auch in Bulgarien eine anspruchsvolle
Topografie, mit Dampftraktion konnte
eine vernünftige Leistungsfähigkeit
keinesfalls erreicht werden. Im Jahr
1963 ist der elektrische Zugverkehr
auf der Strecke Sofia - Plovdiv aufgenommen worden. Es folgte der
zusätzliche zweigleisige Ausbau
etlicher Strecken. Nach politischen
Wende ging es nicht nur mit der
Wirtschaft in Bulgarien bergab, auch
die Bahn verlor ihre Bedeutung zusehends. Die Schmalspurbahn von
Cherven Briyag nach Oryahovo wurde
im Jahr 2002 stillgelegt und danach
abgebaut. Ebenfalls im Jahr 2002
wurde die BDŽ im Vorgriff auf den
EU Beitritt Bulgariens in Infrastruktur
(NKŽI - Nacionalna kompanija
Železopǎtna infrastruktura)
sowie Betrieb und Fahrzeuge
(BDŽ EAD - Bălgarski Dăržavni
Železnici, Ednolično Akcionerno Družestvo) aufgeteilt. Damit
besteht die Bahn, wie in den
meisten europäischen Ländern,
aus Aktiengesellschaften mit
einem Anteilseigner, nämlich
dem Staat. Leider nimmt das
ständige Auf und Ab bei der BDŽ
EAD kein Ende. Nach Horrormeldungen von der Zahlungsunfähigkeit fahren die Züge
jedoch immer noch und auch
die erst 2005 bis 2008 importierten Desiro-Triebwagen wurden
nicht, wie prophezeit, abgestellt
oder gar an den Hersteller Siemens
zurückgegeben. Schon einmal wurde
2009 ein Sanierungsprogramm anvisiert, das neben Zugstreichungen
auch Entlassungen vorsah. Der Plan
wurde zum Glück nicht in dem gedachten Umfang realisiert. Trotz diesem
Abwärtstrend sind etliche Strecken
erst in den 1990er Jahren elektrifiziert
worden wie z.B. Sofia - Kulata oder
Sofia - Dimitrovgrad (SRB). Im Juni
2013 datiert die Eröffnung der neuen
Donaubrücke von Vidin. Damit gibt
es nunmehr drei Eisenbahnstrecken
nach Rumänien.
Mein Eindruck von der BDŽ war
bei meinen Reisen dahin nicht so
schlecht, wie ich es ursprünglich
erwartet hätte. Das Zugangebot sah
für Balkanverhältnisse nicht sehr
dünn aus. Durchschnittlich gut von
den Reisenden genutzt, fuhren sehr
viele der beobachteten Personenzüge
durch das Land. Die Infrastruktur ist
zwar oft sanierungsbedürftig, macht
Münchner Schiene
9
Szenario in Bulgarien. Die erfreuliche resspiegel und ist zugleich der höchste
Nachricht vom 14.01.2015 bestand in dem Balkanland. Täglich befahren
in der Rücknahme der Einsparun- drei Zugpaare die gesamte Strecke,
gen mit Stichtag 01.02.2015, was ein Zugpaar verkehrt nur bis Velingrad.
allerdings nicht Der erste Zug startet bereits um 2:30
bedeutet, dass es Uhr in Septemvri. Ob er damit auch für
der BDŽ nun bes- Touristen interessant ist, sollte angeser geht. Man darf zweifelt werden. In Velingrad wird der
gespannt sein, wie Zug getrennt und der hintere Teil kehrt
die Entwicklung zurück nach Septemvri. Der Betrieb
weitergeht. Offen- wird heute ausschließlich mit vierachbar verhinderte die sigen Diesellokomotiven der Gattung
Politik mit dieser 75 und 77 abgewickelt. Anzumerken
Rolle rückwärts ist dabei, dass die Reihe 75 eine Konerneute Protes- struktion des deutschen Herstellers
te und sogar lan- Hentschel aus Kassel ist. Bereits in
desweite Streiks. den 1960er Jahren entwickelt, sehen
Immerhin standen die kleinen Maschinen heute immer
durch die Annullie- noch elegant aus. Ein Blick in die Lok
77 009 erreicht mit ihrem Personenzug
rung der Züge rund bringt für den Kenner wohlbekannte
den einsamen Haltepunkt Zepina an der Rhodopenbahn
Einige Abschnitte im bulgarischen 1.500 Arbeitsplätze bei der Tochter Elemente zum Vorschein. Ebenso
Schienenetz sind erst kürzlich grund- Personenverkehr (Pătničeski prevo- vertraute Geräusche kommen vom
legend saniert worden, wie zum Bei- zi) zur Disposition. Auch im Bereich Dieselmotor der Lok. Beheizt werden
spiel zwischen den Stationen Pirdop Güterverkehr musste die BDŽ tüchtig die grün lackierten Personenwagen
und Anton an der KBS 300 sowie von Federn lassen. Zu der schwachen mit Dampf. Erzeugt wird er wie bei
Javorovets nach Raduntsi an der KBS wirtschaftlichen Situation kommen einer deutschen V100 durch einen
400. Beide Kursbuchstrecken sind üb- dazu noch Konkurrenten wie DB Heizkessel in der Lok. Die erst in den
rigens zum Teil sehr spektakulär in der Schenker Bulgaria oder die BŽK, die 1980er Jahren beschaffte Baureihe 77
Trassenführung mit Kehrtunneln und immer mehr in den Markt des Schie- stammt vom rumänischen Hersteller
großen Brücken. Mit EU Fördermitteln nengüterverkehrs drängen. Bereits Faur aus Bucureşti. Die Technik dieser
ist der Ausbau sowie die Elektrifizie- im Jahr 2012 gab es einen Versuch, Lok entspricht weitgehend der DRrung der Strecke Plovdiv - Svilengrad die Tochter Cargo zu veräußern, was BR 119 nur etwas komprimiert. Eine
- Kapikule (TR) derzeit im Gang und letztendlich aber nicht gelang.
betriebsfähige Dampflok ist im Depo
steht vor der Vollendung. Allerdings Auf schmaler Spur durch die Rho- Septemvri vorhanden, sie wird aber
zogen Anfang des Jahres schon dopen
nur auf Bestellung eingesetzt. Die
Wer sich für Eisenbahnen interes- Züge werden nicht nur von Touristen
wieder dunkle Wolken am Himmel
Bulgariens auf, denn mit den Stich- siert und das Land Bulgarien besucht, sondern auch von der Bevölkerung
tagen 12.01. und 01.02.2015 sollten der sollte keinesfalls eine Fahrt mit der genutzt. Güterverkehr existiert heute
etliche bereits veröffentlichte Perso- einzigen noch verbliebenen Schmal- keiner mehr auf der schönen Schmalnenzugleistungen teilweise reduziert spurbahn in Bulgarien auslassen. Die spurbahn. Die Papierfabrik in Razlog,
oder sogar abbezugleich letzter Kunstellt werden. 140
de der Bahn, schloss
Züge im Land
kurz nach der Jahrwären so dem
tausendwende ihre
Rotstift zum OpPforten. Zwischen
fer gefallen, was
Razlog und Dobrieinem Anteil von
nishte liegt Bansko.
immerhin 20 %
Einige Hotels und
entspricht. Laut
Unterkünfte, zum Teil
den Äußerungen
auch neu erbaut, loder BDŽ sind
cken Touristen und
Gründe: EinnahWintersportfreunde
Klisura liegt an der Bahnstrecke Sofia - Karlovo. Durch mehrere Spiraltunnel
meverluste, die
gleichermaßen in das
umkreist die Bahn den Ort um den Höhenunterschied zu überwinden
Schuldenlast von nunmehr 620 Mio. Spurweite beträgt 760 mm. Immerhin nahe Piringebirge. Nicht wundern
BGN (Lewa) sowie gekürzte Zuschüs- 125 Kilometer lang ist die Strecke sollte sich der Besucher über die
se, die ohne Gegenmaßnahmen den von Septemvri nach Dobrinishte. Sie zahlreichen Moscheen in dem Gebiet.
Verlust in 2015 auf 44,6 Mio. BGN in schlängelt sich durch Schluchten und Die hier lebenden Pomaken behielten
2015 erhöhen würden. Unrentable überwindet Berge zwischen Rila- und ihre Religion als Überbleibsel der
Züge sollten deswegen nicht mehr Rhodopengebirge. Auf der knapp fünf- einstigen türkischen Herrschaft über
fahren, so die Argumentation der BDŽ. stündigen Fahrt werden insgesamt 34 Bulgarien.
Sieben Haltestellen sollten ebenfalls Tunnel durchquert. Avramovo befindet
Friedemann Schüler
nicht mehr bedient werden. Schon sich etwa in der Mitte der Bahn, der
Text und Bilder
im Jahr 2010 gab es ein ähnliches Bahnhof liegt 1267 m über dem Meeauf den Betrachter einen bei weitem
nicht so vergammelten Eindruck, wie
es beispielsweise in Nachbarländern
Rumänien oder Serbien der Fall ist.
10
Mathias Michaelis
MS: Mathias, Du kamst ja aus dem
Erzgebirge zu uns, erzähle uns
doch mal Deine Geschichte.
Ja, geb o r e n
bin ich in
AnnabergBuchholz.
N a c h
dem Besuch der
polytechnischen
OberschulederDDRZeiten und
der Hauptschule nach der Wende,
erlernte ich das Schlosserhandwerk.
Doch schon als 11-Jähriger schlich
ich am Bahnhof um die Loks herum.
Die mächtigen Diesellokomotiven, wie
die 219 und die 232 hatten es mir angetan. Eines Tages, auf einem Bahnhofsfest in Annaberg, durfte ich einen
tschechischen Hektor, eine 4-achsige
diesel-elektrische Lokomotive, zuerst Anlassen und
dann im Gleis hin-undherfahren. Das war ein
Schlüsselerlebnis für mich.
Von da ab stand für mich
fest: Du wirst Lokführer!
Auch mein Vater ist ein
Bahnfan, er hatte mich
oft mitgenommen, wenn
zu DDR-Zeiten schöne
Sonderfahrten mit der Zwickauer Traditionsdampflok
50 849 anstanden. Praktisch hat er
mich wohl mit dem Eisenbahn-Virus
infiziert. Leider bildete die DB AG
1996, dem Jahr meines Schulabganges, kein Personal in Chemnitz aus.
So bewarb ich mich schließlich bei der
S-Bahn in München. Als die Zusage
kam, war die Freude groß. Ich wurde
zur Eignungsuntersuchung geschickt,
die ich bestand und freute mich schon
auf die Ausbildung, als am Ende dann
die Absage kam - „Einstellungsstop“
hieß es. So war ich dann leider 2
Jahre arbeitslos. Auch mit meinem
Schlosser-Gesellenbrief fand ich in
meiner Heimat keine Arbeit.
MS: Das war doch eine herbe Enttäuschung oder?
Matthias: Na, ja, Immerhin bot mir
das Arbeitsamt eine Qualifizierungsmaßnahme für Dienstleister an, das
hat mir im Kundenumgang später sehr
geholfen. - Eines Tages entdeckte ich
Münchner Schiene
Menschen bei der Bahn
zufällig eine Annonce in der Chemnitzer „Freien Presse”: Werden Sie Herr
über 5000 PS! - DB Regio sucht Lokführer. Sofort eilte ich zum nächsten
Telefon um in München anzurufen.
Stell Dir vor, es meldete sich die gleiche Dame, die mich auch schon bei
der S-Bahn betreut hatte! Sie kannte
mich noch und wollte mich einstellen.
In 3 Wochen beginne die Ausbildung!
Toll! Aber nun stand ich vor dem Problem schnell eine Wohnung zu finden.
Ich kratzte meine letzten Ersparnisse
zusammen und fuhr los.
MS: Da wirst Du aber kaum Glück
gehabt haben.
Nein in München war beim besten
Willen nichts Bezahlbares zu finden.
Ich war schon am Verzweifeln, fand
aber schließlich in Augsburg ein
Einzimmerapartment, fünf Tage vor
Ausbildungsbeginn. Mit den nötigsten
Dingen bepackt, verließ ich meine
Heimat am Samstag vor Ausbildungsbeginn gen Süden. Ich hatte mich um
alles selbst gekümmert, vom Arbeits-
217 014 218 433
amt kam keinerlei Unterstützung! Im
Gegenteil, als ich keine Wohnung fand
und das Amt in Chemnitz um Hilfe
bat, riet man mir von der Ausbildung
ab und bot mir eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme an! - Schließlich fand
ich mich dann endlich in einer Ausbildungsgruppe, in Weilheim. Es ging los.
Die BR 111 war die erste Maschine,
Ausbildungslokführer war der beliebte
Kollege Holzeder, Ausbildungsleiter
Richard Poss. Ja, hier lernte ich nun
ein Betriebsklima kennen, das doch
wesentlich entspannter war, als ich
das vom Osten her kannte. Die bayerische Gemütlichkeit schätze ich
sehr. Nach Ausbildungsende wurde
ich dem Bw Freilassing zugeteilt.
Eine tolle Dienststelle mit sehr netten
Kollegen.
MS: Na das war doch fast wie Urlaub
in den Bergen, oder?
Ja das war sehr schön. Besonders
gern bin ich nach Berchtesgaden rauf
gefahren. Leider sollte das nur zwei
Jahre dauern, dann wurde die Strecke
an die Salzburger Lokalbahn vergeben und ich wurde dort nicht mehr
gebraucht. Aber DB Cargo in Mühldorf
suchte da grade Lokführer. Das war
doch genau das was ich mir immer
gewünscht hatte, Diesellok! Mann,
die hatten doch dort die russische
Ludmilla! Eine Ellok ist ja schön und
gut, aber irgendwie tot, eine Diesel, da
ist Leben drin, wenn du da den Motor
startest, da bebt der Bahnhof!
MS: Ja, ja, aber eine Ellok hat weitaus mehr Kraft, eine 120 hat viel
mehr PS wie die 232.
Das mag sein, aber ich liebe nun
mal die Diesel. Dann stand ich da
vor der schönen 217. Aber wie sah
die aus! Ihr blau-beiger Lack war
stumpf, alter Bremsstaub hatte sich
da eingefressen, das ging auch in
der Waschanlage nicht mehr ab. „Die
müsste mal geputzt werden“, sagte ich
zu dem Werkmeister. „Ja, mach das
doch“, sagte der, „hab nichts
dagegen“. Da nahm ich mir am
nächsten freien Tag HaushaltsScheuermilch und Putztücher
und probierte mal. Ja das ging
ganz gut. Zuerst immer eine
Fläche kreisförmig bearbeiten,
einreiben, trocknen lassen, und
dann mit Microfasertuch polieren. Ha, das glänzte!
MS: Aber hör mal, die ganze
große Lok polieren, schafft
man das überhaupt?
Doch, nach 12 Stunden Arbeit,
glänzte die 217 wieder wie neu. Ja,
irgendwie hat mich wohl die Art der alten Reichsbahner geprägt. Die hatten
ja einst ihre Dampflok in persönlicher
Pflege. Die Kollektive wetteiferten
um die gepflegteste Lok, hab das als
Kind so erlebt. - Allerdings, waren die
Mühldorfer Kollegen nicht alle begeistert von meinem Hobby. Hatten wohl
Angst sie müssten das dann auch
so machen. Aber als sie merkten,
hey, die Loks sind immer sauber und
gepflegt, freuten sich viele Kollegen
dann doch
MS: Matthias, du bist also ein richtiger Diesel-Liebhaber.
Ja, das bin ich. Ich möchte nichts
anderes fahren. - Wir haben ja auch
seit 2011 auch diese amerikanischen
General-Motors Maschinen, mit ihren
mächtigen langsam laufenden 12
- Zylinder Dieselmotoren, mit 11,6
Münchner Schiene
Litern Hubraum - je Zylinder! Auch
eine hervorragende Lok. Aber die
232 ist noch besser, besonders in der
Laufruhe. Am besten gefällt mir aber
die elegante 219, das sogenannte
U-Boot, die in Rumänien gebaut
wurde. Allerdings war
sie anfangs ziemlich
störanfällig. Erst nach
der „Germanisierung”,
als die rumänischen
Lizenzmotoren durch
DDR Motoren (12 KVD)
ersetzt wurden, liefen
sie besser.
MS: Hast Du noch
andere Hobbys, Matthias?
Ja, jede Menge. Ich
reise in Länder, wo laute Lokomotiven fahren, nehme deren
Motorsound auf und stelle sie auf
meine Homepage: www.loksounds.
eu ein. Nebenbei schreibe ich Artikel
über Lokomotiven in Eisenbahnhobbyzeitschriften. Aktuell arbeite auch
ich ein wenig an einem Buchprojekt
mit, das sich mit der Geschichte der
V160 Lokfamilie befasst. Außerdem
koche ich gern - esse auch gerne überall habe ich da meine „Ecken”.
Guten Senf gibt es z.B. in Bautzen,
köstlichen Bergkäse in Salzburg und
die beste Currywurst gibt es in BerlinSteglitz. Einen edlen Tropfen gibt’s
in der Wachau, wo die Rebensorte
Riesling entdeckt wurde, dort bei Spitz
am Eintausend - Eimer - Berg.
MS: Na, da schmeckt Dir doch sicher auch das bayrische Bier?
Nein, Alkohol mag ich nun gar
nicht. Aber einen guten Traubensaft
aus der Wachau oder Apfelsaft
aus Südtirol den liebe ich. Ja, und
Holzschnitzen, eine Tradition aus
meiner Erzgebirgischen Heimat,
tu ich auch ab und zu mal wieder.
Eisenbahnreisen durch Europa
unternehme ich gern, letztens war
ich mit britischen Bahn-Fans in
Kroatien unterwegs oder in Tschechien wo ich oft fotografiere. Aber
ich sitze auch wieder gerne auf der
232 / 247, um schwere Güterzüge
um Mühldorf abzufahren. Richtig
Spaß macht es, wenn ich eine der
letzten sechs 232 mit den lauten
Originalkühlerlüftern fahren darf. Da
mache ich bei Fahrt vom Führerstand
2 immer alle Fenster und die Dachklappen auf, um der „sowjetischen
Musik” zuzuhören. Hoffentlich darf
ich mit denen bis zu meiner Rente
fahren. Ältere Lokomotiven mag ich
besonders, weil man sich da noch
selbst helfen kann. Letztens hatte ich
eine 233, da waren die Abgasflansche
am Schalldämpfer lose. Abgase im
Motorraum waren die Folge. Ich hab
Die Ludmilla: 233 373
meine 2 Maulschlüssel rausgeholt und
sie alle wieder festgezogen - Störung
behoben. Manchmal fülle ich auch Öl
im russischen Kolomna-Diesel nach
und einmal war die elektrische Ölpumpe in unserer Werkstatt ausgefallen,
da habe ich 10 Ölkannen a 20 Liter
zur Lok geschleppt. Fitnesstraining
für den Lokführer. Ich fühle mich als
eine Art fahrender Schlosser. Das
macht mir Spaß. Ein bissel schrauben, ein Stück fahren, Lokpflege. Oft
putze Ich auch mal die Führerstände,
schließlich verbringt man ja einen Teil
seines Lebens am Arbeitsplatz. Man
lernt immer wieder neue spannende
Geheimnisse über die Lokomotiven
dazu. Besonders die älteren Kollegen,
die die Ludmilla noch von der Pike auf
gelernt haben, geben so manchen
Trick preis. Ja, ich liebe diesen Beruf
über alles.
im Führerraum der BR 233
MS: Lieber Matthias, danke für das
Gespräch. Mach weiter so! Alles
Gute für die Zukunft!
Das Gespräch führte Rolf Wittig
Arzttermine
11
25 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Berlin zwar eins geworden,
aber es gibt immer noch eine nicht
sichtbare Trennung zwischen Ost
und West.
Für meine Mutter die in einem
Pflegeheim in Berlin lebt organisiere
ich wiederholt Arzttermine bei Fachärzten und begleite diese da sie sehr
schwer hört.
Im Bereich Prenzlauer Berg/Weißensee bekomme ich z.B. Termine
beim HNO Facharzt oder Orthopäden
in etwa zwei bis drei Monaten. In
Charlottenburg bekomme ich beim
Orthopäden in etwa 10 Tagen ein
Termin.
Dieses Thema sprach ich bei meiner
Rheumatologin an. Diese erzählte
mir dann, viele GKV Zulassungen
im Ostteil von Berlin wurden symbolisch aufgekauft und in den Westteil
von Berlin verlagert. Da Berlin als
ein Bereich für die Kassenärztliche
Vereinigung (Vergabe der GKV Zulassungen) zählt.
Sie äußerte sich weiter, dass in
Ostberlin eine Arztdichte von 50% und
in Westberlin teilweise 200% auf die
Bevölkerungsdichte vorhanden ist. Im
Ostteil von Berlin sind pro Arzt einfach mehr Patienten als im Westteil,
so dass neue Patienten nicht mehr
auf genommen werden können. Ein
weiterer Grund für die Verlagerung
ist auch, dass der Anteil der Privatpatienten in den alten Bundesländern
erheblich höher ist als in den neuen
Bundesländern.
Der Bevölkerung bleibt wenn ein
Behandlungstermin nicht in angemessener Zeit möglich ist, nur in eine Klinik
zu fahren. Diese sind dann außer mit
Notfällen, weil wohnortnah die Versorgung nicht optimal gewährleistet
ist, überlastet. Dieses Problem ist
allerdings bundesweit.
Anmerkung:
Bei den Rheumatologen gibt es zwei
Fachrichtungen die Internistische und
die Orthopädische. Die Internistischen
Rheumatologen sind vorwiegend für
die entzündlichen Gelenkerkrankungen (Arthritis) zuständig.
Eine chronische Erkrankung ist
nach derzeitigen wissenschaftlicher
Forschung nicht heilbar, aber mehr
oder weniger behandelbar (z.B.
Schmerzen lindern oder die Entzündung stoppen). Dietmar Schulz
12
Münchner Schiene
Transsibirische Eisenbahn (Transib)
Ein Reisebericht von Peter Lehmann
Die Reise fand bereits 2012 statt
.Auf Wunsch der Redaktion werde
ich darüber schreiben.
Es gibt Reisen die macht man nur
einmal im Leben, dazu gehört die Fahrt
mit der Transsibirischen Eisenbahn
von Moskau nach Peking, 9000 km
mit der Bahn.
Meine Frau und ich, erfüllten uns
diesen Traum. Wir haben dafür eine
Fahrt mit dem planmäßig verkehrenden Zug ausgesucht.
Es war eine Gruppenreise, da war
eine deutschsprachige Reiseleitung
mit dabei, denn ohne Kenntnis der russischen Sprache und der kyrillischen
Schrift hätte man keine Chance sich zu
verständigen, außer mit Händen und
Füßen. Wir benötigten zwei Visa, eins
für Russland und eins für China.
Moskau
Für das Visum in Russland brauchte
man einen Ansprechpartner vor Ort
und man hätte persönlich auf dem
Konsulat vorsprechen müssen. Das
erledigte für uns das Reisebüro. Die
Reise ging nicht durch die Volksrepublik Mongolei, sondern durch die
Mandschurei, was einen Tag länger
dauerte, dadurch reichte das Transitvisum nicht mehr aus, es musste ein
Touristenvisum sein. Für dies Visum
benötigten wir die Bescheinigung
einer Auslandskrankenversicherung,
so wie ein Nachweis über eine Festanstellung vom Arbeitgeber meiner
Frau und ich musste den Bezug der
Pension vorlegen.
Als ob wir in Russland bleiben
wollten!!!
Wir besorgten uns 2 Reiseführer
über die Transsibirische Eisenbahn.
Beim Durchlesen wurde uns klar, das
wird ein Abenteuer. Es gab so vieles,
was man beachten sollte, z.B. Der
Zug hält mehrmals täglich bis zu 30
Minuten auf einen Bahnhof. Wenn
man aussteigt muss man immer die
Wagenschaffnerin im Auge behalten und sich nicht zu weit vom Zug
entfernen, denn der Zug fährt zur
planmäßigen Zeit ohne Ankündigung
und Achtungspfiff ab. Ein Einsteigen
in einen anderen Wagen ist nicht
möglich. Ganz wichtig ist es auch,
sich mit den Schaffnerinnen im Wagen
gut zu stellen - kleine Geschenke sind
da hilfreich.
Für die Fahrt sollte man Tee und
Kaffeepulver mitnehmen und Kekse
für den kleinen Hunger, heißes Wasser gibt es in jedem Wagen in einem
Samowar Tag und Nacht.
An einem Wagenende ist ein gemeinsamer Waschraum mit Toilette,
zum Waschen muss man mit einer
Hand einen Hebel nach oben drücken,
der sofort wieder herunterfällt, wenn
man ihn los lässt und dann stoppt
das Wasser.
Wie soll man sich da waschen?
Die Toiletten werden jeweils ca. 15
Minuten vor Ankunft und nach Abfahrt
auf einem Bahnhof verschlossen,
auch ist man gut beraten, wenn man
eigenes Toilettenpapier dabei hat.
Desinfektionstücher und Sitzauflagen
für die Toilette sollten nicht fehlen und
Plastiktüten für den Abfall.
Ein Klebeband um die Klimaanlage
abzudichten, damit keine Zugluft im
Abteil entsteht, und eine 7,5 m lange
Verlängerungsschnur für die Ladegeräte darf auch nicht fehlen, weil
es nur 2 Steckdosen im Gang gibt.
Ein Adapter ist nicht erforderlich, es
passen die schmalen Eurostecker,
übrigens auch in China.
Nach dem wir das alles gelesen hatten und noch immer die Reise machen
wollten, ging es dann endlich los.
Wir flogen also von München nach
Moskau.
Impressionen aus dem Bus
Moskau Fahrt vom Flughafen zum Hotel
Die Einreise und Zollvormalitäten
waren erstaunlich einfach und unkompliziert, und so traf sich die Reisegruppe zu ersten Mal auf dem Flugplatz.
Die Fahrt von dort zum Hotel sollte 45
Minuten dauern, wenn kein Stau ist. Es
wurden 2 ½ Stunden, denn in Moskau
ist immer Stau! Der Verkehr hat seit
Perestroika um 300 % zugenommen.
Nach dem Abendessen machten wir
noch einen kleinen Spaziergang in
der näheren Umgebung und dann war
Schlafenszeit. Der Tag war lang.
Am nächsten Mittag machten wir
eine Stadtrundfahrt, entlang der
Moskwa und der Kremlmauer zum
Roten Platz. Bei einem Spaziergang
kamen wir an der Basilius Kathedrale,
dem Leninmausoleum und Kaufhaus
Gum vorbei. Ein architektonisch interessantes Haus mit vielen kleinen
Läden. In Sowjetzeiten war es bekannt
für unansehnliche Waren und leere
Regale. Heute sind alle internationalen Luxusmarken vertreten. Dementsprechend sind auch die Preise. Am
Abend noch ein Spaziergang über den
Nowy Arbat, einem Viertel mit Häusern
aus dem 18. und 19. Jahrhundert
und dann fuhren wir zum Jaroslawer
Bahnhof, von wo aus der Zug Nr. 2.
13
Münchner Schiene
„Rossilja“ von Moskau nach Wladiwostok über Irkutsk abfährt.
Um 23:00 Uhr wurde der Zug bereitgestellt und wir konnten einsteigen.
Unser Abteil hatte 2 Betten, die man
tagsüber zu einer bequemen Sitzbank
umbauen konnte, einen Tisch und
eine Steckdose im Abteil. Die Abteiltür
konnte man mit einer Magnetkarte
Moskau Lenin Mausoleum
verschließen. Die Toilette war sauber
und das Wasser vom Waschbecken
konnte man mittels Knopfdruck bedienen. Alles was wir gelesen und
vorsorglich mitgenommen hatten war
damit überflüssig.
Pünktlich um 23:45 fuhr der Zug ab
und ist nun für die nächsten 3 Tage
und 4 Nächte unser zuhause.
Ein letzter Blick auf das nächtliche
Moskau, dann traf sich ein Teil der
Gruppe im Speisewagen auf
ein Bier und um sich kennen zu
lernen. Gegen 2:30 gingen alle
in ihre Abteile.
Am Morgen, nach 917 km,
sind wir in Kirov zum ersten
Mal ausgestiegen. Nur auf den
Bahnsteig, wir hatten 15 Minuten Aufenthalt. Dabei war immer
ein Auge auf die Schaffnerin gerichtet um die Aufforderung zum
Einsteigen nicht zu verpassen.
Jeder Wagen hat zwei Zugbegleiterinnen, die sich in 8 Stundenschichten
abwechseln. Sie überwachen das Einund Aussteigen, sorgen für Ordnung
im Wagen, reinigen die Toiletten und
bereiten im Samowar heißes Wasser
für Tee und Kaffee.
Irgendwann gab ich mich den
Moskau Kaufhaus Gum
Schaffnerinnen als Lokführer zu
erkennen und schenkte den Damen
Anstecknadeln mit dem ICE, die Sie
dann voller Stolz sofort an Ihre Uniform hefteten. Dafür wurde ich bei
jedem Halt dem örtlichen Personal
als „Kollega“ vorgestellt.
Beim nächsten Halt in Balesino versuchte ich, mit Hilfe der Reiseleiterin
auf die Lok zukommen. Nach dem sie
den Lokführer überzeugt hatte, dass
ich selber Lokführer bei der DB war,
durfte ich vorne mit fahren.
So saß ich dann auf der Lok ohne
ein Wort russisch zu sprechen oder
zu verstehen. Aber für was gibt es
Hände und Füße?!
Die Lok wurde 1965 bei Skoda in
Tschechien gebaut. Der Führerstand
war ähnlich der BR 110, mit Fahrschalterhandrad, Leuchtmelder und
Motorstromanzeige-Instrumenten.
Es gab auch neuste Technik an Bord.
Kurz vor der Abfahrt legte sich der
Lokführer ein Uhrähnliches Armband
an der Hand an, obwohl er schon
eine Uhr am anderen Arm trug. Mein
erster Gedanke war, wir haben zwei
Zeiten, einmal die Moskauer Zeit für
den Fahrplan und einmal die Ortszeit,
denn wir durchqueren zum ersten Mal
Moskau Roter Platz
eine Zeitzone und müssen dabei die
Uhr um 2 Stunden vor stellen.
Die Uhr war aber ein Pulsgeber
und während der Fahrt hat einmal
die Funktion ausgesetzt. Ein schreckliches Hupsignal ertönte und der
Lokführer sprang von seinem Sitz
auf und drückte einen Knopf über der
Stirnscheibe. Gleich darauf kam auch
schon ein Anruf über Funk, der mittels
Knopfdruck bestätigt werden musste.
Überhaupt der Funk: Es war so wie
bei uns in einem Taxi, ein ständiges
Kratzen und immer war irgendein
Gespräch zu hören, was ich leider
nicht verstand.
Was mir noch auffiel, der Zug wurde
von außen fern gesteuert. Obwohl
der Fahrschalter auf Null stand und
der Lokführer sich entspannt zurück
Moskau Basilikus Kathedrale
lehnte, lief das Schaltwerk oder der
Zug bremste. Ich habe mir das dann
genauer angeschaut. Immer wenn er
die Fernsteuerung einschaltete, hat er
einen Knopf gedrückt, wollte er raus,
hat er das Bremsventil einmal in die
Mittelstellung bewegt. Eine digitale
Anzeige zeigte die tatsächliche und
Zugabteil
Speisewagen
die höchste und niedrigste zu fahrende Geschwindigkeit an, um die
Fahrzeit zu halten. Die gefahrene
Geschwindigkeit pendelte zwischen
70 und 90 km/h. Auch wurden die
Signalstellungen auf den Führerstand
übertragen.
Währen der Fahrt begegneten uns
immer wieder lange Güterzüge in
kurzen Abständen. Diese waren mit
Doppellokomotiven und einer halben
Moskau Kilometer 0
14
Münchner Schiene
Bahnhof Omsk
Doppellokomotive bespannt, das
waren dann vier+zwei dreiachsige
Drehgestelle, alle angetrieben. Beim
längsten Zug der entgegen kam,
zählte ich 81 Wagen, alle zwischen
15 bis 25 Meter lang, die Wagen
hatten alle Scheibenbremsen und
waren durch eine Mittelpufferkupplung
verbunden. Dies alles habe ich
mit der Videokamera gefilmt, bis
der Lokführer mich aufforderte,
ich solle ihm die Kamera geben
und mich auf seinen Platz setzen
und so habe ich für 10 Minuten
den „Transsib gefahren“!
Jede Lok ist auch mit einem
zweiten Mann besetzt, dessen
Aufgabe ist es hauptsächlich,
die Strecke zu beobachten und
die Personen am Gleis durch
Pfeifsignale zu warnen. Es ist
erstaunlich, wie viele Leute
sich im Gleisbereich aufhalten,
Beerensammler, Fußgänger in Ortschaften. Ja selbst auf den Bahnhöfen
krabbeln die Personen unter den Wagen durch, um dann über die Gleise
zu laufen. Was mir noch auffiel, die
Straßenübergänge sind nicht nur mit
einer Schranke gesichert, sondern
auch durch eine Bodenplatte, die
etwa 50 cm schräg aus dem Boden
herausragt.
Nach 3:45 Std. und 243 km Fahrt
ohne Halt erreichten wir Perm. Das
war das Ende meiner Lokmitfahrt.
Schön war es, auch wenn ich mich
mit den Kollegen nicht verständigen
konnte.
Bahnübergang
In der Nacht überquerten wir den Ural,
Der Ural ist ein mächtiges Gebirge, 2.500
km lang und bis zu
1.800 m hoch. An
unserer Durchfahrt
war der Ural nur ein
Höhenzug, ähnlich
der Schwäbischen
Alb mit 400 Meter
Höhe, bedeckt mit Birkenwäldern. Es war
Nacht, deshalb sahen
wir den Obelisken
nicht, der die Grenze
zwischen Europa und
Asien markiert
Am nächsten Morgen kamen wir,
nach 2.104 km, in Tjumen, der ersten
Stadt in Sibirien an. Auf dem Bahnsteig erwarten uns viele Frauen, die
selbstgemachte Speisen und Getränke für ein paar Rubel verkauften.
der Kilometerangabe und 1-2 Häusern
für die Wartungstrupps der Bahn. Die
Zeit verbringen wir mit Schauen, Lesen, Schlafen, bis wir am nächsten Tag
Transib Sifa am Arm
in Krasnojarsk ankommen. Wir sind
jetzt 4.065 km von Moskau entfernt.
Nach der Abfahrt fuhren wir über den
Jennessei, den wasserreichste Fluss
Sibiriens.
Weiter ging unsere Fahrt, bis wir
am nächsten Morgen um 2:30 MOZ,
nach 5.191 km in Irkutsk ankamen.
Es war schon taghell, denn die Ortszeit zeigt 7:30 Uhr an. Wir waren bis
jetzt 4 Nächte und 3 Tage im Zug
unterwegs.
Ende 1 Teil Fortsetzung nächste MS
Peter als Transib Lokführer
Transib Lok in Omsk
Das Essen sah nicht nur gut aus, es
schmeckte auch lecker. Die einheimischen Mitreisenden machten davon
regen Gebrauch und versorgen sich
so mit Lebensmittel für die Fahrt. Das
wiederholte sich auf allen weiteren
Bahnhöfen. Nach 20 Minuten Aufenthalt fuhren wir weiter durch ausgedehnte Sümpfe und Birkenwälder.
Irgendwann überquerten wir den Ob,
den längsten Fluss Sibiriens. Nach
weiteren 7 Std Fahrt kamen wir dann in
der zweit größten Stadt Sibiriens, der
1.2 Mio. Stadt Omsk, am Fluss Irtysch
gelegen, an. Die größte Überraschung
war für mich die Außentemperatur von
41° Celsius plus.
Was mir auffiel waren die gepflegten
Bahnanlagen. Das war aber nicht
einmalig, alle Bahnhöfe in Sibirien
waren eins A gepflegt. Die Reise geht
weiter durch Wälder, Sümpfe, ab und
zu ein kleines Dorf mit Holzhäusern,
Bahnsteigen ohne Namen, dafür mit
Münchner Schiene
Züge rollen ungewollt durch Hauptbahnhof
Manche Lokführer vergessen die
Feststellbremse einzulegen - 22
Fälle seit 2003
Im Kölner Hauptbahnhof kammen
immer wieder Züge ungewollt ins
Rollen. Seit Mitte 2013 gab es in
Köln zehn bislang undokumentierte
Fälle, in denen sich Züge, darunter
auch ICEs, die im Bahnhof bereits
zu stehen gekommen waren, verselbstständigten - offenbar vor allem
deshalb, weil die Lokführer vergessen
hatten, die manuelle Feststellbremse
zu betätigen. Das ist die Antwort des
Bundesverkehrsministeriums auf
eine Kleine Anfrage der Linken im
Bundestag.
Der Antwort zufolge, wurden seit
2003 in ganz Deutschland 29 solcher
Fälle registriert - 22 davon im Kölner
Hauptbahnhof. Der jüngste Vorfall
habe sich am 18. Januar diesen
Jahres auf Gleis 3 ereignet. Dabei
seien insgesamt acht Menschen leicht
verletzt worden. Unter anderem hatte
ein Zugbegleiter eine Blessur am
Schienbein davongetragen.
Die Gleise des Kölner Hauptbahnhofs weisen ein Gefälle von bis zu 7,9
Promille auf, was ein ungewöhnlich
F
hoher Wert ist für einen zentralen
Bahnhof dieser Größe. Laut einer
Verordnung der Europäischen Kommission dürfen bei neuen Anlagen,
an denen „regelmäßig Fahrzeuge
angehängt oder gekuppelt werden“
- also wie auch in Köln - 2,5 Promille
nicht überschritten werden, erklärt das
Verkehrsministerium. Eine Einebnung
des Hauptbahnhofs sei jedoch „baulich unmöglich“.
Die DB Fernverkehr hat ihre
Lokführer bereits vor zwei Jahren
nachgeschult und angewiesen, ihr
Gefährt sorgsam gegen ungewolltes
Wegrollen zu sichern. Zudem sollen
„Führungskräfte“ die Abläufe im
Hauptbahnhof verstärkt überwachen.
Vor dem Hintergrund der Kölner
Vorkommnisse hat das EisenbahnBundesamt auch den geplanten
Bahnhof Stuttgart 21 im Blick. Gleise in
einem Teil des umstrittenen Milliardenprojekts werden ein vier Mal höheres
Gefälle haben als die Schienenstränge im Kölner Hauptbahnhof.
Aus Kölner Stadtanzeiger
von Oliver Cörtz
gefunden Rolf Wittig
Unserere Rechts-Ecke E
Hausratsversicherung
Die Hausratsversicherung muss
zahlen, wenn Sie vor dem Verlassen
der Wohnung die Kerzen ausblasen,
es aber unterlassen, sich zu vergewissern, dass sie vollständig gelöscht
sind.
OLG Köln (AZ: 9 U 150/94).
Ebenso muss die Versicherung
zahlen, wenn sie Kerzen anzünden
und dann ungewollt auf dem Sofa
einschlafen.
OLG München (AZ: 20 U 5148/98).
Wer kurz aus dem Zimmer, so z.B.
zur Toilette geht, muss nicht jedes
mal die Kerze löschen. Die Hausratsversicherung muss daher bei einem
Brand leisten.
LG Hof (AZ: 13 O 471/99).
Ebenso ist die Versicherung verpflichtet zu leisten, wenn der Freund
seiner Freundin eben nur den Kaffee
ans Bett bringen will und dann ihren
Reizen erliegt.
OLG Düsseldorf (AZ: 4 U 182/98).
Auch bei einem Augenblickversagen, d.h. man wird abgelenkt und
denkt nicht mehr an die Kerzen (hier
Streit mit dem Sohn), muss die Versicherung zahlen.
OLG Oldenburg (AZ: 2 U 161/99).
Rauchen im Bett unter Alkoholeinfluss ist grob fahrlässig und befreit
die Versicherung von ihrer Leistungspflicht.
OLG Oldenburg (AZ: 3 U 22/97).
Keine grobe Fahrlässigkeit liegt
vor, wenn man ein brennendes und
heißes mit Spiritus gefülltes Fondue
ohne Handschuhe durchs Zimmer
trägt und es aufgrund des heißen
Griffes fallen lässt.
OLG Köln (AZ: 5 U 91/85).
Nach einem Einbruch muss die Versicherung umgehend informiert werden. Wenn dann trotz ausdrücklicher
Aufforderung zur Eile die Stehlgutliste
erst nach sieben Wochen eingereicht
wird, macht sich der Versicherungsnehmer einer schweren Pflichtverletzung schuldig und verliert seinen
Anspruch.
OLG Köln (AZ: 9 U 419/00).
Die Hausratsversicherung muss
bei einem Einbruch auch dann zah-
Angemerkt
15
Pünklichkeit
Die Bahnhofsuhren haben einen
Sekundenzeiger, der hat eine Eigenheit. Dieser benötigt für eine Minute
57 Sekunden. Vor der zwölf wartete
der Sekundenzeiger drei Sekunden,
dann springt der Minutenzeiger und
der Sekundenzeiger beginnt seine
nächste Runde.
Diese drei Sekunden waren einst für
den Auftrag für die pünktliche Abfahrt
gedacht. Leider ist das anscheinend
unter der DB AG und weiteren Bahnnen in Vergessenheit geraten.
Zumindest in Deutschland, meine
letzten Reisen in die Schweiz zeigten, dass dort immer noch mit dem
Zeigersprung abgefahren wird.
Dietmar Schulz
Wirtschaftlichkeit
In der Fahrdienstvorschrift steht als
Priorität: Sicherheit, Pünktlichkeit und
Wirtschaftlichkeit. Diese Reihenfolge war sich jeder im Betriebsdienst
bewusst. Aber anscheinend gibt es
Mitarbeiter die glauben die Triebfahrzeugführer haben dies verlernt und
es gab vor Jahren eine Aktion den
Lokführern wirtschaftliches Fahren
beizubringen. Es wurde ein Stromverbrauchsmessgerät in die Lokomotiven
eingebaut.
Ein Zug von München nach Stuttgart
wurde gewählt, um nach der Fahrt
den unterschiedlichen Verbrauch der
Energie zu vergleichen.
Es stellt sich die Frage wie man
die gleichen Bedingungen herstellen
möchte. Eine fahrplanmäßige Durchführung der Fahrt, keine Signale auf
Halt, ein Wunschtraum!
Dietmar Schulz
len, wenn man nur für kurze Zeit die
Wohnung verlässt und daher die Tür
nur ins Schloss zieht, anstatt abzuschließen. Es liegt dann keine grobe
Fahrlässigkeit vor.
OLG Nürnberg-Fürth
(AZ: 8 U 3803/96-07/96).
ICX Foto Rolf Wittig
16
Münchner Schiene
Ein Gespräch mit Dr.-Ing. K. Huber
Die Ellok der Baureihe 103 waren
viele Jahre die Flaggschiffe der Deutschen Bahn. Ihre Lokführer waren
meist auch ein wenig stolz darauf, sie
fahren zu dürfen. Mit einer Dauerleistung von 7.440 kW - kurzzeitig sogar
12000 kW! - waren die E 03 damals
die stärksten Einrahmenlokomotiven
der Welt.
Vor der Abfahrt in Mü-Hbf
Die Wurzeln dieser Baureihe reichen
in die 50er Jahre zurück. Nachdem das
im Krieg schwer beschädigte deutsche
Eisenbahnnetz weitgehend wieder
hergestellt war, begann die Deutsche
Bundesbahn mit dem Aufbau eines
elektrifizierten Schnellverkehrsnetzes. Zunächst liefen unter anderem
auch noch Vorkriegs-Lokomotiven
wie beispielsweise die DR-Baureihe
E 18 vor den D- und F-Zügen. Schon
damals plante man die Reisegeschwindigkeit der Fernzüge über 160
km/h hinaus zu steigern. Erste Überlegungen sahen einen Nachbau der E
19 vor, die konstruktiv schon für 180
km/h ausgelegt war.
Aber dann in den 60er Jahren
kamen zunächst die neuen E 10 für
den Schnellzugverkehr, sowie die
eleganten Dieseltriebwagen für die
Trans-Europ-Express. Aber bereits
1961 wurden die Planungen für eine
sechsachsige Lok mit 180 km/h
Höchstgeschwindigkeit (Arbeitstitel
E 01) und 5.000 kW Antriebsleistung wieder aufgenommen, die zugunsten der E 10 gestoppt worden
waren. Man änderte dieses Konzept
dahingehend ab, dass die Lokomotive 200 km/h laufen und maximal
18 Tonnen Achslast haben sollte.
Entwürfe dazu wurden damals von
den Firmen Krupp/AEG eingereicht.
Die Baureihe 103
Für E-Loks mit vier Treibachsen und
zwei Laufachsen in zwei Drehgestellen mit vier Motoren a 1250 kW
Leistung. Henschel plante dagegen
eine Lok mit zwei dreiachsigen
Drehgestellen, mit einzeln angetriebenen Radsätzen. Henschel erhielt
schließlich den Entwicklungsauftrag
für den mechanischen Teil. Mit dem
elektrischen Teil beauftragte man die
Siemens-Schuckertwerke (SSW), die
ab 1966 unter das Dach der
Siemens AG kamen
Vorbereitend für die Prototypen wurden zunächst
neue Drehgestelle in zwei
Lokomotiven der BR 110
erprobt, mit denen die Lok
200 km/h fahren konnten.
Die beiden Maschinen wurden mit unterschiedlichen
Hohlwellen-Antrieben versehen: Die E 10 299 bekam
den Verzweiger-Antrieb von
Henschel, E 10 300 den
Gummiring-Kardanantrieb
von SSW.
Wir fragten Dr-Ing. Huber,
- älteren Semestern noch wohlbekannt als „Dr. Lok“ - der im ehemaligen
Bundesbahn-Zentralamt maßgeblich
an der Entwicklung beteiligt war:
Was war das Besondere an der
neuen Schnellfahrlok?
Die Drehgestelle der 103 erhielten
statt des Tatzlager-Antriebes nun
voll abgefederte Gestellmotoren
und anstatt der üblichen Drehzapfen
erstmals Zugstangen, um dem theoretischen Kraftangriffspunkt möglichst
auf Schienenhöhe zu bringen, um der
Entlastung der vorderen Achse gegenzusteuern. Neu entwickelt wurde auch
die Lemniskatenführung die bewirkte,
dass sich die Achsen geringfügig radial zur Schiene einstellen konnten,
wodurch erheblich bessere Laufeigenschaften in Kurven erreicht wurden.
Weil wir 200 km/h fahren wollten
erhöhten wir die Motorspannung
von 500 auf 612 Volt.
Wozu diente eigentlich die
berühmte Trafo-Umschaltung
der 103?
Damit konnten wir die Spannung am Haupttransformator von
15 kV auf 18,5 kV erhöhen, um
so auch die Motorspannung zu
steigern. Für höhere Zugkräfte
bei Geschwindigkeiten über 160
km/h - konnte die Traktionswick-
lung am Trafo leistungslos von 500
V auf 650 V umgeschaltet werden.
Denn die die Voraus-103 konnte
bei Probefahrten trotz ihrer höheren
Leistung das Förderungsprogram
der schwächeren E10 nicht nicht
erfüllen! Technische Erklärung: Wenn
die 03 bei niederer Geschwindigkeit
die gleiche Last wie die E 10 ziehen
sollte hatten ihre Fahrmotoren ja eine
niedrigere Drehzahl, also war auch
die Motorspannung niedriger. Da
die Leistung die gleiche sein sollte,
musste der Motorstrom im gleichen
Maße höher sein. Mehr Strom ist aber
gleich mehr Erwärmung - und zwar im
Quadrat! Doppelter Strom bedeutet
also vierfache Erwärmung. Was zur
Folge hat, dass sich auch die Trafotemperatur erhöht. So kam es, dass
uns bei Lastfahrten an der Geislinger
Steige der Trafo überhitzt wurde und
wir eine Hilfslok anfordern mussten.
Die Lösung des Problems war
die Trafo-Umschaltung. Der neue
Trafo erhielt nun zwei Stufen. In der
ersten hatte er einen sehr großen
Kupferquerschnitt, in der zweiten
Stufe einen geringeren. Wobei die 1.
Stufe rund 500 V lieferte, die zweite
rund 620 V. Damit konnte nun ein
langsamer schwerer Zug (unter 140
km/h) in der Grundstufe mit großem
Kupferquerschnitt gefahren werden,
wo sich der Transformator nur sehr
langsam erwärmt, während bei einem
schnellen Zug in der Umschaltstufe
höhere Spannung bei geringerem
Strom zur Verfügung steht, bei der der
Trafo - bei richtiger Bedienung - auch
nicht unzulässig erwärmt wird.
Leider wurde aus kostengrüden
die Trafo-Umschaltung nur mit einem
Trenner betätigt, der aber leistungslos
bedient werden sollte. Durch Bedienung unter Last wurde er zerstört. Die
Werkstätten hielten das Bauteil aber
wohl nicht sorgfältig instand, sodass er
schließlich stillgelegt wurde. Danach
Unterwegs mit IC im Saaletal
17
Münchner Schiene
konnte man allerdings auch die große
Motorleistung der 03 nicht mehr abrufen. Wir Ingenieure hatten die Lok
einer automatischen Fahr- und
Bremssteuerung ausgestattet, was
halten sie eigentlich davon?
Die 103 unter der Hackerbrücke
aber mit einem Schalter konzipiert,
denn man auch unter Last bedienen
kann, dann wäre das Problem nicht
aufgetreten. Aber den hat man uns aus
Kostengründen gestrichen. - Dieser
Zweistufen-Trafo war übrigens ein
gewaltiges Stück Kupfer, aus einem
Stück gedreht - eine tüchtige Leistung
des Herstellers!
Neu an der 03 war auch die erstmals selbsterregte elektrische Widerstandsbremse. Diese brauchte
keine Erregerleistung aus der Oberleitung mehr, funktionierte also auch
wenn diese mal ausfallen sollte. Sie
benötigte nur noch eine AnfangsStoßerregung aus der Batterie. Ihre
gewaltigen Bremswiderstände hielten
Temperaturen bis zu 650 °C aus.
Fiel die Fahrleitungspannung aus,
wurden auch die Fahrmotorlüfter
über den Bremsstrom versorgt. Die
E-Bremse der 103 konnte kurzzeitig
eine Leistung bis zu 9.800 kW (bei
200 km/h) erbringen, bei einer maximalen Bremskraft von 180 kN, die bis
etwa 60 km/h gehalten werden kann.
Das ist etwa das Anderhalbfache
der Fahrleistung! Im Dauerbetrieb
stehen immerhin noch 4.800 kW zur
Verfügung,
Herr Dr. Huber, sie waren ja eine der
wenigen Führungskräfte die ihre
Lok und Züge auch selbst getestet
und geführt haben
- (und sie haben ja sogar, gleich
nach der Wende, auch die LokführerPrüfung bei der Reichsbahn abgelegt,
folglich kannten sie die Lokführer der
ganzen Republik):
Die 03 waren ja erstmals auch mit
ausstellung 1965 (IVA) in München
wurden die neuen Lok zum ersten
Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Lokomotiven wurden da planmäßig vor zwei Schnellzugpaaren
zwischen dem IVA-Gelände in
München und Augsburg eingesetzt.
Vom Ausstellungsgelände an der
Schwanthaler Höhe fuhr man auf
einem Verbindungsgleis zum Südbahnhof und nach Laim und von dort
nach Ausgsburg. Dabei erregten
die Lok auch international großes
Aufsehen als sie am 26. Juni 1965
vor einem mit Reisenden besetztem
Zug zum ersten Mal in Deutschland
eine Geschwindigkeit von 200 km/h
erreichten. Von 1970 bis 74 gingen insgesamt
145 Serienlokomotiven als 103 101 bis
145 in Betrieb Sie trugen die offizielle
Baureihenbezeichnung 103.1. Lange
Jahre prägten sie dann das Bild der
deutschen Intercitys.
Statt der geplanten sechs Wagen
hängte ihnen allerdings manchmal
10 und 12 Waggons an und forderte
ihnen häufig Leistungen von 1.600
Kilometer am Tag ab. Nach fast
dreißig Betriebsjahren waren die
Lokomotiven durch den Einsatz vor
den schweren InterCity-Zügen bei
Geschwindigkeiten dann bis zu 200
km/h verschlissen. Die 103 erbrachten
damals durchschnittliche Tagesleistungen von 1.100 km - im Vergleich
zur BR 110 mit ca. 600 km.
So wurden ab 1997 die „Dreier“ nach
und nach ausgemustert und durch die
moderneren Drehstromlok der BR
120 und 101 ersetzt. 2003 verordnete
die Deutsche Bahn die Abstellung
der Fahrzeuge,
setzt aber noch
immer einige Lok
für Sonderfahrten,
im Notfall notfalls
auch noch mal für
Planzüge ein.
(mit Auszügen aus
Wikipedia)
Mit Herrn Dr.-Ing Huber
sprach Rolf Wittig und Fotos
Das ist eine Einrichtung die ich sehr
kritisch betrachtete. Ich wollte keinen
Tempomat! Weil er die Aufmerksamkeit des Lokführers mindert. Die AFB
wirkt mit der Zeit einschläfernd und
macht die Arbeit eintönig. Aber, die
AFB entsprach halt dem Zeitgeist, war
eben modern. Wahrscheinlich auch
deshalb weil da für die Industrie viel
Umsatz dranhängt.
Die 103 bestach ja auch wegen ihrer
charakteristischen Form.
Ja, weil ihre Parabelformwurde
eben nicht vom Designer entworfen,
sondern im Windkanal gefunden wurde! - Diese Ei-Form, vertikal wie horizontal. Vor allem der Luftwiderstand
zwischen Lok und erstem Wagen
machte uns Probleme und musste
optimiert werden. Auch die Belüftung machte uns bei den Vorauslok
Kummer. Bei hoher Geschwindigkeit
entstand nämlich beim vorderen
Lüftergitter ein Unterdruck, der Luft
aus den Maschinenraum absaugte,
während beim hinteren Gitter die Lufteintrittsgeschwindigkeit viel zu hoch
wurde und dadurch oft auch Wasser
eingezogen wurde. So entschieden
wir uns schließlich, noch eine zweite
Reihe Lüftergitter anzuordnen.
Auf der Internationalen VerkehrsTechnische Daten BR 103 Serienlok:
Der Arbeitsplatz der 103
Vmax
200 km/h (250 km/h)
Länge üP
19,5 m
Gewicht
117t, (19,5 t/Radsatz)
Leistung max
12000 kW kurzzeitig
Dauerleistung 7080 kW bei 180km/h
Zugkraft max
320 kN
Motorspannung 500 (612V max.)
18
Aufgewachsen in Thüringen auf
dem Bauernhof meines Großvaters,
zwischen Hühnern, Schweinen und
Kühen, war mir das Wichtigste doch
immer die Eisenbahn. Die Dampflok
und Wagen der Züge die zwischen
Meiningen und Eisenach auf der
Werrabahn rauf und runter fuhren
interessierten mich mehr als Pferde,
Wiesen und Kornfelder.
Das Schmalkalde-Bähnle in voller Fahrt
Die Eisenbahn bestimmte ja damals
auch ein wenig unseren Tageslauf
mit. Waren wir beim Arbeiten draußen auf dem Feld, Gras mähen oder
Kartoffeln legen und wir hörten ihn
drüben pfeifen, den Halb-Zehn-Zug,
dann war dies gewöhnlich das Signal
zum Frühstücken. Großmutter rief
uns dann hinauf zum Feldrain, wo
sie ihre Rückentrage, die „Kötze“
abgestellt hatte mit dem heiß begehrten Inhalt dickes Bauernbrot und
harte Knackwurst, sowie Himbeersaft
und Malzkaffee. Während wir dort
im Gras saßen und diese
Köstlichkeiten mampften,
konnten wir über das grüne
Tal hinüberblicken und weit
drüben, jenseits der Werra,
den Zug beobachten. Wenn
die Lok an dem kleinen
Bahnhöfchen zur Abfahrt
pfiff, sah man zuerst nur
das weiße Wölkchen der
Dampfpfeife aufsteigen
und erst eine geraume Zeit
später kam auch, schwach,
der Ton herüber.- Anschauungsunterricht über die
relative Langsamkeit der
Schallwellen. Hörte man
den Mittagszug einfahren,
war das in vielen Häusern
auch das Zeichen, das
Essen aufzutischen, denn
dann kamen die Leute vom
Feld heim und die Kinder
Münchner Schiene
Der Schrankenwärter
aus der Schule.
Oben an der Straße nach Schwarzbach, dort wo die Werra ganz dicht
neben dem Bahndamm
fließt, war der Posten 47,
dieses kleine Bahnwärterhäuschen, das uns Jungen
immer irgendwie anzog.
War ein Zug im Anmarsch,
läutete dort zuerst einmal
diese komische Glocke
„Zsing Zing“,
dann trat auch
bald schon
der Schrankenwärter in
Erscheinung,
eine Respektsperson mit seiner Uniform, ein von uns
fast gefürchteter Mann.
Mit gewichtiger Miene
begab er sich zu seinen
Schrankenkurbeln, drehte, wenn der Zug von Eisenach her
kam, zuerst die 500 Meter entfernten
Schranken vom Übergang Abdeckerei
herunter. Dabei begannen diese Drähte zu schwirren, die am Bahndamm
entlang gespannt waren, welche mit
diesen komischen Gewichten straff
gehalten wurden, die ein bisschen wie
Galgen aussahen. Darauf begannen
sich dort ganz hinten die rot-weißen
Bäume zu senken. Anschließend
schloss er auch seinen eigenen Übergang, wobei auch wieder ein Geläut
in Gang gesetzt wurde. Dann stand
Das Schrankenwärterhäuschen
er, sozusagen Gewehr bei Fuß, und
wartete bis der Zug herangebraust
kam, dessen Lokführer von oben
Die Schrankenkurbel
herab - bildlich gesprochen wie auch
in Wirklichkeit - grüßte, und so grüßte
unser Mann zurück. Anschließend
kurbelte er seine Schranken wieder
hoch, um sich danach wieder in sein
Häuschen zu begeben, wo die Kaffeekanne auf dem Öfchen blubberte,
oder er wendete sich seinem Gärtchen
mit den Stiefmütterchen und Tulpen
zu. Harke und Besen standen dazu
immer bereit.
Nun sollte man eigentlich denken,
so ein Schrankenwärter - heute gibt
es ihn ja kaum noch, - führte doch ein
beschauliches Leben. Es musste sich
nicht den A…. aufreißen bei seiner
Arbeit, hat eine sichere Stellung.
Trotzdem finde ich, war Schrankenwärter der schlechtest-honorierte
Posten bei der ganzen Eisenbahn,
der aber mit großer Verantwortung
belastet war. Wenn der Mann (oder
die Frau, Verzeihung!) mal in seiner
Bude pennte, dadurch die Schranken
offen blieben und darauf ein Auto
vom Zug zermalmt wurde, dann war
er allein schuld, einwandfrei. Aber
man bedenke: Er war auch mit keinerlei technischer Sicherung gegen
menschliches Versagen geschützt,
so wie etwa der Lokführer durch seine
Sicherheitsfahrschaltung, die den Zug
automatisch stoppt, wenn der Meister
etwa ohnmächtig werden sollte. Der
Schrankenwärter bekommt nur die
Zugmeldung mit, die von Bahnhof zu
Bahnhof dem Zug vorauseilt. Wenn
er daraufhin nicht reagiert oder nicht
kann, bleibt der Übergang sperrangelweit geöffnet.
Aus Rolfs Bahngeschichten
19
Münchner Schiene
brückung erzeugen die
Notbremsen bekanntlich
nur ein Warnsignal im
Führerpult, bringen den
Was tustn du da, im Tal
Zug aber nicht zum Steder Ahnungslosen?
hen.
Die DB-Zentrale in
Sonderzug Stuttgart wollte den Vor Schau, da kommens
fall zunächst gar nicht
wieder daher,
wahrhaben, sprach von
die Fremdenhasser!
einer „Horrorgeschichte“
Und dann fahrens im Urlaub und bestätigte lediglich
das „unbefugte Betätigen
zu die fremdesten Völker,
nach Thailand, die Araber, der Notbremse“, das noch
ein Ermittlungsverfahren
zu die Massai in Afrika,
nach sich ziehen werde.
bis zu die Aboriginies
Später ruderte die Bahn
in Australien.
allerdings zurück: „Wir
konnten uns einfach nicht
S-Bahn 10 Kilometer führerlos
vorstellen, dass so etwas
Geht das denn überhaupt? Ein S- Triebzug fuhr durch. Auch der Knotenpassieren kann“, meinte
Bahnzug der Strecke Heidelberg-Ep- bahnhof Meckesheim wurde ohne Halt
ein Sprecher. Der Lokführer sei inzwipingen ist kürzlich rund zehn Kilometer mit ca. 60 km/h passiert. „Da wurden
schen in amtsärztliche Behandlung
führerlos durch das Elsenztal gerollt, dann die Fahrgäste wirklich unruhig“,
geschickt worden, außerdem habe
weil der Lokführer offenbar bewusst- schildert eine Mitfahrerin.
man den Zug durchgecheckt - und
Sie wollten zum Lokführer, stellten
los war. 20 Passagiere durchlebten
dabei keine technische Mängel gezwischen den Haltestellen Hoffenheim aber beim Blick in den Führerraum
funden.
und Reilsheim bange Minuten, ehe fest, dass der auf seinem Stuhl zuWarum aber die Sifa nicht angeder Führer wieder zu sich kam und sammen gesunken war. Auch auf
sprochen hat, versteht kein Mensch.
anhielt. Laut Presse offenbart der heftiges Klopfen an der Tür zeigte er
Wird sie nicht mehr betätigt, müsste
Vorfall eklatante Sicherheitslücken: keine Reaktion. „Dann kam Panik auf
doch eine Zwangsbremsung den Zug
„Weder schlugen die von den Fahr- und alle Notbremsen im Zug wurden
stoppen. Selbst wenn der Kollege
gästen gezogenen Notbremsen an, gezogen“. Aber zum Erstaunen der
kurz eingenickt wäre und automatisch
noch funktionierte das automatische Fahrgäste tat sich überhaupt nichts weiter die Sifa betätigt hätte, müsste
Haltesystem des Zugs“. Die Polizei der Zug fuhr auch am Hp Mauer durch.
ihn doch das Wummern an die Tür
nannte die Blindfahrt einen „gefährli- Erst vor Reilsheim kam der Lokführer
geweckt haben. wieder zu sich und brachte den Zug
chen Vorfall mit gutem Ausgang“.
Bei den Passagieren, die sich weAm 18. September um 13.19 Uhr dort zum Halten.
gen der Geisterfahrt beschwert hatten,
Dass die Notbremsung keine Wirverließ die S 5 planmäßig den Bahnhof
hat sich die DB jetzt entschuldigt:
Sinsheim in Richtung Heidelberg Fünf kung zeigte, überrascht allerdings
Mit einem 50-Euro-Gutschein für die
Minuten später hätte sie eigentlich in nicht, denn das verhindert ja die NBÜ.
nächste Fahrt.
Zuzenhausen halten sollen, aber der Mit eingeschalteter NotbremsüberAus der Presse Rolf Wittig
EVG
Den Kolleginnen und Kollegen
die 2015
ihr 50 jähriges
40 jähriges
25 jähriges
Dienst-/ Gewerkschaftsjubiläum hatten
gratulieren sehr herzlich!
Redaktion MS und EVG