AuSSen FelS, innen HöHle

AuSSen Fels,
innen
Höhle
von
Hurst Song
Architekten
Zürich (CH)
160
161
2
1
D
1
Der Wohnraum reicht
bis unters holzverschalte Dach, Blickfang ist ein mächtiger
Holzofen, der zur
Atmosphäre des
archaischen Betonhauses beiträgt.
2 Von außen zeigt sich
das Haus wie ein kantiger, fast abweisender
Felsen in der Berglandschaft.
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as aus massivem Dämmbeton errichtete Haus
schafft beides: es fügt sich in die Struktur der
alten dörflichen Bebauung, wirkt gleichzeitig
als erratischer, felsiger Block – und bietet andererseits die Annehmlichkeiten zeitgemäßen
Wohnens mit großartigen Ausblicken aus herzhaft eingeschnittenen Fensteröffnungen. Sie
schließen außen bündig ab und verbergen die
Konstruktionsstärke der Laibung, was die monolithische Anmutung des prismatischen Baukörpers verstärkt. Ihre Eichenholzrahmen und
Öffnungsflügel sind mit schwarz eloxiertem
Aluminium verkleidet, man könnte sie als mineralische Einschlüsse im Beton interpretieren.
Eine Besonderheit zeigt auch das Satteldach. Es ist aus Zellulose-gedämmten Holzelementen aufgebaut und mit horizontal gefalzten
Edelstahlbahnen witterungsfest geschlossen.
Die Falze mit ihrem ungewöhnlichen Verlauf
dienen als Schneefanggitter, zur Entwässerung
sind sie versetzt flach geklopft. Mit der Zeit wird
die patinierte Schräge die Farbe des Betons annehmen und das Haus immer mehr zum Felsen
werden lassen.
Auch innen bleibt der archaische Steincharakter nicht verborgen. Statt schichtenweiser
Aufbauten zeigen die Wände und der geschliffene Betonboden, wo man zu Hause ist. Die tie-
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fen Laibungen und Gesimse dienen als Abstellflächen oder laden zum Sitzen ein. Die der Topografie und dem Grundstückszuschnitt folgende Kubatur mit trapezförmigem Umriss lässt
sich innen wie eine abstrakte Wohnhöhle er­
leben.
Man betritt sie auf einer mittleren Ebene,
hat nach einem Garderobenblock Küche und
Essplatz im Blick, woran sich durch raumbreite Stufen zoniert der Wohnraum anschließt. Er
reicht bis unter das holzverschalte Dach. Dorthin führt eine Treppe zu einem Sauna- und Badebereich, aus dem man über verschiedene
Dachflächenfenster unbeeinträchtigt in den
Himmel und die Berge schauen kann. Im Untergeschoss liegen zwei Schlafzimmer mit Bädern und ein kleiner Leseraum, zum dunklen
Berg hin Keller und ein Technikabteil.
Hier arbeitet eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, deren niedrige Vorlauftemperatur auf die
hohe Speicherfähigkeit der massiven Konstruktion abgestimmt ist. Die Trägheit des Systems
lässt sich bei Abwesenheit ferngesteuert kompensieren, an heißen Tagen dient es im Gegenbetrieb zur Kühlung. Sichtbar ist dagegen im
Wohnraum ein veritabler schwarzer Holzofen,
der gemütlich knisternd heizt und auch zum
Backen genutzt wird.
3 Im Untergeschoss
liegt ein kleiner Leseraum, hier lenkt nur
die famose Aussicht
von der Lektüre ab.
Längsschnitt
4 Einer der beiden
Schlafräume. Die Öffnungsflügel der sonst
festverglasten Fenster
sind außen mit
schwarzeloxierten
Aluminium verkleidet.
Die tiefen Laibungen
laden zum Sitzen und
Abstellen ein.
N
Maßstab
M 1:200
Standort:
Vignogn (CH)
1 Zugang
2 Kochen
3 Essen
4 Wohnen
5 Garage
6 Wellness
7 Lager
8 Luftraum
9 Terrasse
10 Technik
11 Bad
12 Schlafen
13 Vorzimmer
Anzahl der Bewohner:
5 Die Einbauten aus geölter Eiche kontrastieren zu den rohen Betonwände und dem
geschliffenen Betonboden.
3
3
Wohnfläche (m2):
160
676
Grundstücksgröße (m2):
Zusätzliche Nutzfläche:
60 m2 (inkl. Garage)
Bauweise:
Massivbau aus
Dämmbeton, Dach aus
Holzelementen
Baukosten gesamt:
910.000 CHF
Fertigstellung:
02/2013
Grundriss Obergeschoss
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Suzanne
Song,
Alex
Hurst
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Grundriss Erdgeschoss
Foyer
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N
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Wohnen
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Grundriss Untergeschoss
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„Die Architektur wird vom
konventionellen Giebeldach
und der Trapezform im
Grundriss bestimmt. Je nach
Blickwinkel erscheint das
Haus als regelmäßige, symmetrische Gebäudeform, das sich
an die Form der alten Häuser
in der Umgebung anlehnt,
oder als felsiger, erratischer
Block in der Landschaft.“
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Lageplan
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