Datum: 17.08.2015 Neue Zürcher Zeitung 8021 Zürich 044/ 258 11 11 www.nzz.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 114'209 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Themen-Nr.: 215.009 Abo-Nr.: 1074508 Seite: 17 Fläche: 45'661 mm² Schweizer Temporärbranche verdaut Franken-Schock Befristete Stellen werden zunehmend mit besser Qualifizierten besetzt Natalie Gratwohl Die Schweizer Temporärbranche steckt im Wandel. Immer mehr Fachkräfte arbeiten nur befristet. Im sehr konjunkturabhängigen Markt lassen die Spuren der Frankenstärke nach. Im Juli hat die Geschäftstätigkeit wieder deutlich angezogen. Temporärangestellte sind jeweils die Ersten, die im konjunkturellen Abschwung ihren Arbeitsplatz verlieren. Sie werden jedoch auch als Erste wieder mittlers Randstad (Schweiz), stellt bereits wieder eine spürbar bessere Geschäftsentwicklung fest. Die abwartende Haltung der Firmen erhöhe teilweise auch die Nachfrage nach Temporärstellen. So bevorzugen Unternehmen bei neuen Bestellungen etwa befristete Ar- tive zu spüren. Nicht nur die Unternehmen wünschen sich mehr Flexibilität, sondern auch die Einstellung der Arbeitnehmer zur Temporärarbeit hat sich gewandelt. So hat laut einer Befragung von Swissstaffing im vergangenen Jahr knapp die beitsverhältnisse, weil sich die Auftrags- Hälfte der Temporärangestellten gezielt lage bald wieder verschlechtern könnte. eine Arbeit auf Zeit gesucht, um beiDer Personaldienstleister Adecco, der spielsweise unterschiedliche Berufserin der Schweiz im ersten Halbjahr unter fahrungen zu sammeln. Nach wie vor oft anderem wegen der Frankenstärke ei- hoffen Temporärmitarbeiter aber auf nen Umsatzrückgang von 1% verzeich- eine spätere Festanstellung. In der Schweiz arbeiten mehr als nete, berichtet ebenfalls von vorsichti300 000 Personen temporär - was in gen und abwartenden Kunden. Die Temporärbranche, die in Boom- Vollzeitäquivalenten rund 2% der Be- eingestellt, wenn sich die Wirtschaft langsam aufrappelt, die Unternehmen zeiten und Phasen des Abschwungs schäftigten entspricht. Deutlich überaber noch unsicher sind, wie stabil die jeweils viel stärker ausschlägt als das durchschnittlich hoch ist deren Anteil Erholung sein wird. Dieses Muster zeig- Bruttoinlandprodukt (BIP), übernimmt im Baugewerbe, in der Nahrungsmittelte sich auch nach der Aufhebung des in der Wirtschaft eine Pufferfunktion. herstellung, der Chemie- und der PharEuro-Mindestkurses Mitte dieses Janu- Dies war nicht immer so. Anfänglich maindustrie. Wenig verbreitet ist Zeitars. Bereits im Februar bauten Unter- waren Temporärstellen einzig dazu da, arbeit hingegen im Bildungswesen, im Gesundheitssektor, in der Informatik nehmen Temporärstellen ab. Lücken wegen Ferien-, Militär- oder und in der Forschung und Entwicklung. Krankheitsabwesenheiten zu füllen. Von der jeweiligen Branche hängt es Vor allem in den vergangenen Jahren haben sich die Temporärstellen aber zu Laut dem Barometer von Swissstaffing, einem festen Bestandteil in den Firmen dem Verband der Schweizer Personal- entwickelt, um für mehr Flexibilität zu dienstleister, war die Geschäftstätigkeit sorgen. Dabei wollten die Unternehbis April deutlich rückläufig. Seither men die Arbeitsplätze immer kurzfristiverbesserte sich die Lage etwas, und im ger besetzen, sagt Marcel Keller, CEO Juli stieg das Branchenvolumen sogar Kelly Schweiz. Nicht selten würde Perum 10%. Der Temporärmarkt habe sich sonal innert 24 Stunden gebraucht. Für Zeitarbeit als Puffer wieder beruhigt, sagt Myra Fischer-Rosinger, Direktorin von Swissstaffing. Das Wachstum im Juli sollte allerdings nicht überinterpretiert werden. Die Branche habe zwar den ersten Franken- Schock verdaut, doch der Aufwärtstrend sei nach wie vor unsicher. Auch der Index des Treuhandunternehmens Realisator, das Temporärfirmen Software-Lösungen anbietet, zeigte im Juli nach oben. Die Zahl fakturierter Stunden stieg um knapp 16%. Richard Jager, Chef des Personalver- solche Fälle bildeten Personalvermittler im Voraus Mitarbeiter-Pools. Die Temporärbranche in der Schweiz ist in den vergangenen zehn Jahren jähr- ab, ob die Mindestlöhne für Festange- stellte auch für Temporärmitarbeiter gelten. So übernimmt etwa der Gesamt- arbeitsvertrag (GAV) Personalverleih die Mindestlöhne in der Baubranche. Im Transportwesen kommen die eigenen Mindestlöhne für die Temporärbranche zur Anwendung. Für die wich- tigen Sektoren Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie wird im GAV Personalverleih kein Mindestlohn vereinbart. Der monatliche Basislohn laut GAV lich durchschnittlich um rund 8% ge- liegt für Ungelernte bei 3000 Fr. und für wachsen, während das BIP um 2,5% ge- Gelernte bei 4000 Fr. Mit der Erneuestiegen ist. Besonders stark zugelegt hat rung des GAV, der am 1. April 2016 in der Markt seit Einführung der Perso- Kraft tritt, sollen die Mindestlöhne in nenfreizügigkeit im Jahr 2002 (vgl. Gra- der Deutschschweiz und der Romandie fik). Nun ist laut Patrick Maier, General in den nächsten drei Jahren stufenweise Manager von Manpower, aber auch in um 400 Fr. für Ungelernte und um der Stellenvermittlung Verunsicherung 250 Fr. für Gelernte steigen. In den vergangenen Jahren hat sich wegen der Masseneinwanderungsinitia- Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 58766295 Ausschnitt Seite: 1/2 Datum: 17.08.2015 Neue Zürcher Zeitung 8021 Zürich 044/ 258 11 11 www.nzz.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 114'209 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Themen-Nr.: 215.009 Abo-Nr.: 1074508 Seite: 17 Fläche: 45'661 mm² laut Swissstaffing der Anteil der Saläre, 2006 hatten sich Fachkräfte und Hilfs- nachlässe drängen. Die vier grössten die über den Mindestlöhnen liegen, er- kräfte noch etwa die Waage gehalten. Wettbewerber Adecco, Manpower, höht. Dafür dürfte vor allem die zunehRandstad und Kelly Services teilen sich mende Qualifikation der Mitarbeiter rund ein Fünftel des Kuchens. Kleinere Umkämpfter Markt verantwortlich sein. Im Gleichschritt Anbieter finden ihren Erfolg vorwie- mit den veränderten Arbeitsweisen Schweizer Vermittler von Temporär- gend in Nischen. Nachdem die Umsätze sinkt der Anteil der Hilfsarbeiter stetig, stellen wollen das höhermargige Seg- in der Temporärbranche in den verganwährend immer mehr Fachkräfte befris- ment der Fachkräfte weiter ausbauen. genen fünf Jahren stetig gewachsen tet arbeiten. Laut einer Umfrage des Der Markt ist hierzulande umkämpft sind, stellen sich Vertreter der Branche Verbands wurden 2014 rund zwei Drit- und der Margendruck gross. Im Zuge trotz den zuversichtlichen Signalen im tel der Temporärangestellten als Fach- der Frankenstärke hat sich die Lage bis- Juli auf ein weiterhin anspruchsvolles kräfte (etwa Bauführer) eingesetzt. weilen verschärft, weil Firmen auf Preis- Geschäftsjahr ein. Rasches Wachstum in der Temporärbranche Lohnsumme und Umsatz, in Mrd. Fr. 8 7 6 5 4 3 11 1990 1990 91 91 92 Lohnsumme 93 94 94 95 96 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 08 08 09 10 11 12 13 14 14 Umsatz QUELLE: SWISS STAFFING QUELLE: STAFF1NG(UMSATZ (UMSATZ HOCHGERECHNET) HOCHGERECHNET) Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen NZZ-INFOGRAFIK/Iea. NZZ-INFOGRAFIK/ lea. ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 58766295 Ausschnitt Seite: 2/2
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