Nadja Kamp Auslandsfamulatur auf der Orthopädie in Ho-Chi-Minh City,Vietnam August 2015 Bewerbung und Reisevorbereitung Ein Freund, mit dem ich zusammen in Vietnam famulieren wollte, hatte sich schon regulär für einen Famulaurplatz in Ho-Chi-Minh-City bei der Organisation ASEA-Uninet beworben und machte mich auf den Restplatz aufmerksam. Also bewarb ich mich per E-mail dafür. Ich musste nicht lange warten und bekam kurz darauf eine Antwort von Frau Mag. Petra Papst, dass ich die Bewerbungsunterlagen (Motivationsschreiben, Lebenslauf, Studienerfolgsnachweis, Passfoto) im Büro für internationale Beziehungen abgeben sollte. Ende Februar bekamen alle Teilnehmer dann die Zusage für den gewünschten Platz. In einem Nominierungsschreiben wurde mir also mitgeteilt, dass ich im August 4 Wochen an der 'University of Medicine and Pharmacy at HCMC' famulieren dürfte. Darüberhinaus wurden wir zu einer Infoveranstaltung eingeladen, bei der Fragen geklärt und weiterer Papierkram erledigt wurde. Nun sollten wir noch das Department angeben auf dem wir gerne famulieren wollten und auf eine Bestätigung der Universität in Vietnam warten, bevor wir den Flug buchten. Solch eine Bestätigung haben wir leider nie erhalten. Die neue Koordinatorin Karina Theiss informierte uns, dass es anscheinend normal sei, erst spät oder auch gar nicht von der Partneruni zu hören, solange es keine Probleme gäbe. Also machten wir uns Anfang Juli endlich daran einen günstigen Flug zu finden. Sehr hilfreich war dabei die Website www.skyscanner.de. Dort haben wir einen Flug von Emirates um 670 Euro gefunden. Da wir jedoch sehr spät dran waren, bin ich mir sicher, dass man man noch günstigere Angebote findet, wenn man früh genug bucht. Nun mussten wir noch ein Visum beantragen. Die günstigste Möglichkeit dafür ist wohl über Online-Agenturen( z.B. http://www.visumvietnam.de ) ein sogenanntes 'Visa on arrival' zu beantragen. Für ein 3 Monate gültiges single-entry Visum haben wir pro Person 28 Euro gezahlt. Zusätzlich mussten wir aber am Flughafen in Ho-Chi-Minh-City noch 45$ zahlen. (Zwar hieß es zuerst man solle das Geld passend in US$ mitbringen, vor Ort haben sie aber auch Euros angenommen.) Rechtzeitig sollte man sich auch über mögliche Impfungen und Malariamedikamente Gedanken machen. Ich hatte das Glück, dass ich schon alle nötigen Impfungen von bisherigen Reisen hatte. Generell empfehle ich einfach einen Termin beim Tropenmediziner auszumachen und sich individuell beraten zu lassen. Malariaphrophylaxe ist kaum nötig in Vietnam, auf der sicheren Seite ist man mit einem Stand-by Medikament, wie z.B. Malarone. Allerdings war ich nie an einem Ort, von dem aus ich nicht innerhalb weniger Stunden in ein Krankenhaus gekommen wäre, wo sie ohnehin passende Medikamente haben. Ankunft in Ho-Chi-Minh City Wenn man das Visum on arrival beantragt hat, muss man nach der Ankuft am Flughafen zu einem gesonderten Schalter, wo das Visum dann in den Reisepass eingetragen wird. Das kann unter Umständen recht lange dauern. Wir haben ca. eine halbe Stunde warten müssen bis wir an der Reihe waren. Anschließend geht es daran, ein Taxi in die Stadt zu nehmen. Sehr viele Taxifahrer versuchen die frisch in Vietnam angekommenen Touristen übers Ohr zu hauen. Da werden dann schon mal doppelte Preise verlangt, die fast an unsere in Österreich herranreichen. Ich empfehle, zu einem Schalter eines Transportunternehmens mit fixen Preisen zu gehen. Diese befinden sich direkt vor dem Ausgang und verlangen in etwa 200-250 VND für die Fahrt zum District 1, dem Backpackerviertel (ca. 30 Minuten Fahrt), in dem sich die meisten Hostels und Hotels befinden. Wir haben die gsamte Zeit während des Praktikums im Hostel 'Vietnam Inn Saigon' gewohnt. Für etwa 5 Dollar die Nacht inclusive gratis Frühstück und 2 Freibiere täglich, hatte es für uns ein super Preis-Leistungs-Verhältnis. Es ist ein sehr geselliges Hostel in dem man schnell Anschluss findet und somit immer Leute hat, die nachmittags nach dem Praktikum noch gemeinsam etwas machen wollen. Ich bin glücklicherweise mit einem tiefen Schlaf gesegnet. Leuten, die eher unruhig schlafen, rate ich eventuell dazu, sich lieber ein Hotel zu nehmen. Es kann nämlich anstrengend sein wenn man in Dorms mit 10 anderen Leuten schläft und am nächsten Morgen gegen 6 aufstehen muss. Famulatur Zunächst mussten wir uns am ersten Tag im internationalen Büro der medizinischen Universität in Ho-Chi-Minh City einfinden. Dort wurden wir begrüßt und erhielten Informationen. wo wir am nächsten Morgen hinkommen und an wen wir uns wenden sollten. Zusätzlich mussten wir 50$ Gebühr zahlen. Am nächsten Tag haben wir uns in der Früh dann mit Miss Ahn getroffen, die uns unsere Station gezeigt und uns mit den Ärzten bekannt gemacht hat. Sie bat dann einen der Ärzte. uns mit sich mitzunehmen. Eigentlich war es wohl so gedacht, dass er für die gesamte Zeit unser Tutor sein sollte, allerdings wussten wir das nicht und ich glaube, er genauso wenig. Wir sahen ihn in der darauffolgenden Zeit kaum mehr und wenn, hat er sich auch nicht für uns verantwortlich gefühlt. Unsere Begegnung mit dem Chefarzt der Orthopädie war leider auch nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Zunächsteinmal war er gar nicht darüber informiert, dass wir auf seiner Station famulieren sollten. (Generell muss ich dabei anmerken, dass die Organisation der medizinischen Universität in Ho-Chi-Minh City leider nicht die beste war.) Darüber hinaus war er uns gegenüber unfreundlich, desinteressiert und hat uns in der folgenden Zeit ignoriert. Fragen, ob wir assistieren dürften. verneinte er. Erst als wir mit Ms Ahn über diese Situation geredet hatten, änderte er sich schlagartig und erklärte uns die Operationsmethoden und motivierte die anderen Ärzte dazu, uns mehr auf Englisch zu erklären. Außer ihm waren jedoch alle anderen Ärzte und das gesamte Krankenhauspersonal ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Wir lernten eine Gruppe junger Ärzte kennen, die zu der Zeit gerade eine Fortbildung in Athroskopie machten. Da die meisten Operationen tatsächlich Athroskopien waren und sie dort zuschauten, kam es dazu, dass wir sehr viel Zeit mit ihnen verbrachten. Sie waren sehr bemüht darum, dass wir auch alles verstanden. Ihr Englisch war zwar nicht das beste, aber mit Hilfe ihrer Tablets, (die dort jeder mit in den OP nimmt) konnten sie uns so gut wie alles verständlich machen. Auch außerhalb des OP-Saals verbrachten wir viel Zeit mit der Gruppe: Zum Frühstück und Mittagessen trafen wir uns täglich mit ihnen an einem Platz mit vielen Straßenküchen wenige Meter vom Krankenhaus entfernt. Wir redeten viel über Vietnam und bekamen einige nützliche Kontaktadressen von Bekannten im ganzen Land. Nachmittags hatten sie oft noch Seminare an der Uni und boten uns an, mitzukommen. Einmal konnten wir bei einer Athroskopieübung am Model teilnhemen und unser Geschick unter Beweiß stellen. Ich fand es sehr schwierig, gleichzeitig die Kamera und das Werkzeug zu koordinieren und dabei noch zu wissen, wo genau man sich befindet und was man gerade sieht. Das war eine super Erfahrung und ich kann mir jetzt vorstellen, wie lange man dafür üben muss, um Athroskopie irgendwann einmal gut zu beherrschen. Was ich gelernt habe Der Reiz ein fremdes, möglicherweise sehr von unserem, verschiedenes Gesundheitssystem kennenzulernen, hat mich nach Vietnam gebracht. Unser Krankenhaus überraschte mich dann jedoch total. Ich hatte mir viel ärmlichere Bedingungen und weniger fortschrittliche Techniken und Methoden erwartet. Die Standards waren etwa mit unseren in Österreich vergleichbar, auch mit der Hygiene nahmen sie es sehr genau. Wär ich selber krank geworden, hätte ich den Ärzten dort ohne Bedenken vertraut. Von Famulanten aus anderen Krankenhäusern in Vietnam haben wir allerdings auch von ganz anderen Bedingungen gehört: dort mussten Patienten teilweise auf Matten am Boden schlafen und die Ausrüstung war komplett veraltet. Die Famulatur war in sofern lehrreich für mich, weil ich bisher noch nicht auf der Orthopädie famuliert hatte und somit einiges Neues gesehen habe. Auch der kulturelle Austausch hat mir sehr gefallen. So hatten ich die Möglichkeit, Einheimische und ihre Lebensweisen auf eine Art kennen zu lernen, die mir als einfacher Tourist vermutlich verwehrt geblieben wäre. Allerdings war ich sehr enttäuscht, dass wir eigentlich nicht assistieren oder viel mithelfen durften. Reise in Vietnam Vor und nach unserer Famulatur haben wir die Gelegenheit genutzt, um Vietnam 5 Wochen lang von Süden nach Norden zu bereisen. Dabei waren wir auf der wunderschönen Insel Phu Quok, haben eine mehrtägige Tour ins Mekong Delta unternommen, waren Canyoning in Da Lat, auf einem Bootsausflug in Nha Trang, in der Stadt der Lampions und Schneider:Hoi An, in antemberaubenden Höhlen im Nationalpark Phong Nha Ke Bang, in der „trokenen Ha Long Bay“ bei Ninh Binh, auf einer mehrtägigen Bootstour in der Halong Bay, Wandern in Sapa und schlussendlich in Hanoi. Gereist sind wir hauptsächlich mit Schlafbussen, die man kurzfristig von Hostels und Tourismusbüros aus buchen konnte. Übernachtet haben wir großteils in Hostels, allerdings kann ich auch Homestays sehr empfehlen, bei denen man mehr Kontakt zu seinen Gastgebern hat und dadurch kulturell eventuell auch mehr mitnehmen kann. Die Zeit in Vietnam war eine unbeschreiblich schöne und ich würde es jedem empfehlen im Rahmen einer Auslandsamulatur und anschließender Reise dort hin zu gehen! Nur wenn man daran interessiert ist, viel mitzuhelfen, besser nicht auf der Orthopädie. ;)
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