Riffe in der Ostsee Drittmittelprojekt gefördert aus Mitteln der EU (EFF) und Landesmitteln M-V 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 1 Riffe in der Ostsee Zielsetzung Klärung der Frage, ob künstliche Habitate (RIFFE) im Rahmen der Ostsee-Managementmaßnahmen eine alternative Möglichkeit zur Stabilisierung der Fischbestände sind! Chronologie 1994-1995 Studie (Fischereiabgabe) 1996 Einbau der ersten Strukturen (FIAF) 2002 Projektbeginn „Riffe in der Ostsee“ (FIAF) 2003 Errichtung Riff NIENHAGEN (FIAF) 2009 Errichtung Riff ROSENORT (EFF) 2012 Der Nachweis zur Erhöhung der fischereilichen Wertigkeit wurde erbracht! - 2015 Erarbeitung von Empfehlungen für die Errichtung von künstlichen Riffen in den Küstengewässern MVs westlich der Darßer Schwelle 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 2 Riffe in der Ostsee Positionen Riff NIENHAGEN: ca. 8 km westlich Rostock, ca. 1,5 km nördlich Ostseebad Nienhagen und Referenzgebiete ca. 4 km westlich Riff NIENHAGEN, ca. 1,5 km nördlich Börgerende Riff ROSENORT ca. 8 km östlich Rostock, ca. 2 km nord-westlich Rosenort und Referenzgebiete ca. 3 km süd-westlich Riff ROSENORT, im süd-westlichen Teil der Verklappungsstelle 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 3 Riffe in der Ostsee Riff NIENHAGEN Daten 2.500 t Naturstein 1.400 Betonelemente Fläche: ca. 50.000 m² Wassertiefe: 11-12 m Graphik: Uwe Friedrich 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 4 Riffe in der Ostsee Riff ROSENORT Daten 180 t Naturstein 86 Betonelemente Fläche: ca. 1.200 m² Wassertiefe: 6-7 m Graphik: Uwe Friedrich 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 5 Riffe in der Ostsee Fischereiliche Untersuchungen: Gleichzeitige Beprobung von Riff- und Referenzgebiet Einsatz von Fangeräten der Berufsfischerei und der Wissenschaft (Multimaschennetz) 8 bis 12 Surveys im Jahr Ergebnisse: NIENHAGEN doppelt so viele Jungdorsche (AG 0 und AG 1), trotz erhöhtem Fischereidruck (Angler, Fischer, Kormoran) ROSENORT nicht so ausgeprägt, aber auch mehr Jungdorsche (Größe Riff, besser strukturiertes Referenzgebiet) 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 6 Riffe in der Ostsee Dorschmarkierung: Einsatz von Fischfallen Spaghettimarken (neben der Rückenflosse) Akustische Marken (100 Stück, Transmitter neben der Afterflosse implantiert) Ganzjähriger Einsatz, 14tägige Kontrollen Markierung sZeitraum 2007 – 2015 2007 / 2012-2015 2009 und 2011 – 2015 2012 – 2015 Ergebnisse: Anzahl Dorsche WT [m] Markierung en WF im Fanggebiet 12 4.214 974 WF außerhalb Fanggebiet 183 12 361 31 15 Riff Rosenort 6 608 42 16 Referenzgebiet Rosenort 6 311 37 11 5.494 1.084 225 Fanggebiet Riff Nienhagen Referenzgebiet Nienhagen gesamt: Gesamtwiederfangrate: 23,83 % Externe Fänge (Fischer und Angler): 4,1 % Abwanderungsrichtung: Westen (2 WF Bornholm) monatlicher Längenzuwachs: 1 cm Aufenthaltsdauer am Riff: gut die Hälfte ist rifftreu (96 Dorsche, 8 fischereilich tot, Zeitraum: 616 Tage) Noch zu ermitteln: Wirkungsgebiet eines Riffes? Zielführend für Managementmaßnahmen und Riffstandortempfehlung! 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 7 Riffe in der Ostsee Bewuchs: Gleichzeitige Beprobung von Riff- und Referenzgebiet Stechrohr, Foto, Video, Abkratzproben, Bewuchsplatten, Leinen, ARMS (Autonome-RiffMonitoring-Strukturen) Quartalsmäßige Beprobung Testung von Materialien und Oberflächen Ergebnisse: NIENHAGEN im Jahresdurchschnitt 100 t Biomasse (5-6 kg/m²), 90% Miesmuscheln (Stürme, Seesterne, Tauchenten) ROSENORT Miesmuschel auch entscheidend (Stürme, Enten) K. Riffe = arten- und biomassereiche Sekundärbiotope mit hoher ökologischer Wertigkeit Betonelemente bewachsen ähnlich wie Natursteine (entscheidender ist die Höhe über Grund) Strömung entscheidet über Stell- bzw. Schüttdichte (mehr Strömung desto kompakter) Verhältnis Miesmuschel/Räuber neben standorttypischem Salzgehalt entscheiden über die Ausprägung der Gemeinschaften 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 8 www.mytilus.baltic-reef.de User: Tester PWD: mytilus Riffe in der Ostsee Geklebte Steinhöhlen, Flexible Leinenstrukturen: Testung von Klebstoffen, Bewuchs, Annahme durch Fische Quartalsmäßige Beprobung, stationäre Langzeitvideobeobachtung Ergebnisse: Als dauerhafte riffergänzende Strukturen nicht geeignet! (Preis/Leistung, Stabilität) Versuch „Geklebte Steinhöhlen“ wurde durch den Sturm Xaver beendet. (Haltbarkeit Kleber, kein besonderer Effekt) Flexible Leinenstrukturen werden gut von Klein- und Jungfischen angenommen, solange die Struktur nicht räumlich zusammenfällt. (Bewuchs, Tauchenten, instabil) 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 10 Riffe in der Ostsee Empfehlungen zur Errichtung von Riffen in MV westlich Darßer Schwelle: Verordnungen, Regelungen der EU und des Landes Basis: 12 Jahre Untersuchungen im Riffprojekt; Gespräche mit dem LUNG, LALLF, Bergamt, WSA Stralsund und Lübeck, StALU MM, WM und VP sowie mit einzelnen Fischern (Leider war der Vorstand des Kutter- und Küstenfischereiverband MV e.V. nicht interessiert.) VERORDNUNG (EU) Nr. 1380/2013 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 11. Dezember 2013, Absatz (2): Die GFP beinhaltet die Erhaltung der biologischen Meeresschätze und das Fischereimanagement für diese Bestände. VERORDNUNG (EU) Nr. 508/2014) Titel V Im Kapitel I, Artikel 40 (EMFF) Schutz und Wiederherstellung von Meeresbiodiversität und Meeresökosystemen und Ausgleichsregelungen … Absatz 1 b) die Konstruktion, Aufstellung oder Modernisierung von stationären oder beweglichen Anlagen zum Schutz und Aufbau der marinen Tier- und Pflanzenwelt … können unterstützt werden 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 11 Riffe in der Ostsee Künstliche Riffe als Ausgleichsmaßnahme im maritimen Bereich Im Arbeitsblatt "Hinweise zur Eingriffsregelung" sind für Mecklenburg-Vorpommern die allgemeinen Grundlagen für die Bewertung von unvermeidbaren Eingriffen beschrieben! In der Anlage 11 „Potentielle Kompensationsmaßnahmen und ihre Werteinstufung“ findet man unter III. Schaffung und Renaturierung von Wasserflächen: Herstellung von Gewässerbodenflächen mit Steinblöcken oder Grobkies im marinen Bereich Handhabung: Für getätigte Eingriffe werden Ausgleichs-/Kompensationsmaßnahmen gefordert, die mit Ökopunkten gehandelt werden. Es gibt in MV ein Kompensationsverzeichnis des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie und dient der Eingriffs-AusgleichsRegelung. Hier werden mit Ökopunkten bewertete Kompensationsmaßnahmen angeboten. Voraussetzung ist die Anerkennung und Bewertung der Maßnahme vor Durchführung durch die zuständige Umweltbehörde (StALU). Bewertung eines künstlichen Riffs: Für ein Riff könnte z.B. eine auf die Fläche oder auf das gefilterte Volumen bezogene Festlegung getroffen werden: z.B. x €/m² zusätzlicher Bewuchsfläche oder x €/m³ gefilterter Wasserkörper. (Riff als offenes System für Fisch schlecht in Zahlen zu fassen, Wertschöpfung vor Ort durch Tourismus ermitteln) 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 12 Riffe in der Ostsee Landesentwicklungsprogramm M-V, Raumordnerische Festlegungen Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Ausgeschlossene Gebiete Bundes- und Seewasserstraßen Marines Vorranggebiet Rohstoffsicherung Geschützte Biotope wie z.B. Seegraswiesen, natürliche Riffe Marines Vorranggebiet Windenergie Zu berücksichtigende Gebiete: Schutzgebiete im Sinne der Fischerei, sind nur in den inneren Küstengewässern ausgewiesen Großflächige Areale wie Nationalparks Marines Vorbehaltsgebiet Tourismus Marines Vorbehaltsgebiet Fischerei Wie Vogelschutzgebiete oder auch Fischschonbezirke zu berücksichtigen sind, ist von Fall zu Fall zu klären. Genutzte Gebiete müssen nicht ausgeschlossen sein (z.B. Windenergie). In jedem Fall ist mit dem Inhaber, die Nutzungsrechte angemeldet haben oder besitzen, Kontakt aufzunehmen. Spätestens beim Einreichen eines Nutzungsantrags würde auf eine bereits erteilte Nutzungsgenehmigung aufmerksam gemacht werden. 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 13 Riffe in der Ostsee Standortempfehlungen Boltenhagen: Nähe der geplanten Schürf- und Verklappungsstelle, Abstimmung mit der örtlichen Fischerei Rerik: Munitionsbergung, Abstimmung mit der örtlichen Fischerei Kühlungsborn: Nähe von zwei Schürfstellen, Kabeltrasse, Abstimmung mit der örtlichen Fischerei Rosenort: Erweiterung, Nähe von Schürfstellen, Nutzung Unterwassertechnologien Dierhagen: Nähe von Schürfstellen, Windpark, Kabeltrasse, Abstimmung mit der örtlichen Fischerei 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 14 Riffe in der Ostsee Empfehlungen (MV westlich der Darßer Schwelle) • • • • • • • • Standorte sind unter Beachtung des Landesentwicklungsprogramms M-V und den raumordnerischen Festlegungen auszuwählen! Bei der Installation von Riffen und der Verwendung von Materialien sind die HELCOM Richtlinien und Schutzgebietsregelungen zu beachten! Vor Beginn einer Maßnahme muss eine Bewertung durch die zuständige Umweltbehörde erfolgen (Ökopunktpreis festlegen), wenn Mittel aus der Eingriffs-Ausgleichs-Regelung in Anspruch genommen werden sollen. Aufnahme künstlicher Riffe in den Katalog für Kompensationsmaßnahmen! Im Vorfeld sollten unbedingt Kontakte zu möglichen Nutzern der Gebiete und zum Munitionsbergungsdienst beim LPBK M-V aufgenommen werden. Als Ausgleichsmaßnahme sollte diese zeitlich und räumlich nah zum Eingriff erfolgen. Je nach Nutzungsart sollte die Größe von Riffen zwischen 1 und 4 ha liegen. Es sollte ein Refugium aus Naturstein, Betonelementen mit hohem Natursteinanteil in der Oberfläche und flexiblen Strukturen sein. Die Wassertiefe sollte zwischen 7 und 15 m liegen. 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 15 Riffe in der Ostsee Welches Potential hier schlummert, wurde auf der am 10.09.2015 speziell zur Riffthematik durchgeführten Vortragsveranstaltung im Ostseebad Nienhagen speziell im Beitrag von Baltic-Taucher deutlich. Wissenschaftliches Fachwissen und technisches Know-how können einen Beitrag zur Umsetzung der europäischen und der Landespolitik aber vor allem einen Nutzen für die Umwelt/Ostsee bringen. Aktive Fischbestandsmanagement-Maßnahme Die LFA bietet in jedem Fall Hilfe und Unterstützung an! 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 16 Riffe in der Ostsee Danke für die Aufmerksamkeit! 23.09.2015 Institut für Fischerei, Rostock 17
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