1 Theater Lindenhof Melchingen „Georg Elser – Allein gegen Hitler

Theater Lindenhof Melchingen
„Georg Elser – Allein gegen Hitler“
Volksstück von Dieter de Lazzer und Felix Huby, Regie: Christoph Biermeier.
Donnerstag, 15. Oktober 2015, Beginn: 19.00 Uhr
Edwin-Scharff-Haus, Neu-Ulm
Veranstalter: Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG / Südwestpresse Ulm
Johann Georg Elser
Johann Georg Elser, 1903 in Königsbronn auf der Ostalb geboren, ein schlichter Schreiner,
fasste 1938 den einsamen Entschluss, Adolf Hitler zu beseitigen, weil "man doch nicht
zulassen kann, dass ein Einzelner ein ganzes Volk in den Krieg und ins Unglück führt". Elser,
ein wortkarger Mensch und typisch schwäbischer Tüftler, sprach nie ein Wort über sein
Vorhaben. Im Alleingang stellte er aus handelsüblichen Uhren eine Höllenmaschine her, die
er in sechswöchiger Nachtarbeit in eine Säule des Bürgerbräukellers in München einbaute.
Als am 8. November 1939 Hitler bei der jährlichen Gedenkfeier für den Marsch auf die
Feldherrenhalle sprach, sollte die Bombe hochgehen. Hitler aber verkürzte seine Rede und
verließ 19 Minuten vor der verheerenden Explosion den Saal. Elser wurde noch am gleichen
Abend an der Schweizer Grenze verhaftet. Hitler betrachtete ihn als seinen persönlichen
Gefangenen, den er nach dem „Endsieg“ in einem Schauprozess verurteilen lassen wollte.
Anders als seine Umgebung, die hinter dem Attentat z.B. den britischen Geheimdienst
vermutete, glaubte Hitler, dass Elser tatsächlich als Einzeltäter gehandelt hatte. Nach fünf
Jahren Isolationshaft wurde Georg Elser kurz vor Kriegsende am 19. April 1945 im KZ
Dachau ermordet.
Obwohl Georg Elser durch sein Attentat, so kurz nach Kriegsanfang, wohl die Geschichte
verändert hätte, galt er in der Erinnerungskultur des deutschen Widerstandes gegen die
nationalsozialistische Diktatur (von den Verschwörern des 20. Juli 1944 um Graf von
Stauffenberg bis zu den Geschwistern Scholl) bis in die 1980er-Jahre allenfalls als
Randfigur. Spezifische Literatur war im Buchhandel nicht erhältlich und auch ein
dokumentarischer Spielfilm von 1969 („Der Attentäter“ vom Süddeutschen Rundfunk) blieb
relativ „folgenlos“. Erst durch den 1988 in Heidenheim gegründete Georg-ElserArbeitskreis, der sich durch großes und vielfältiges Engagement dafür einsetzt, dass Georg
Elser der herausragende Stellenwert eingeräumt wird, der ihm zusteht, hat sich die Situation
geändert. Einige Beispiele dafür: Georg Elser wurde von der politischen Bildung entdeckt,
die Stadt München verleiht einen Georg-Elser-Preis (für Zivilcourage und zivilen
Ungehorsam gegen herrschende Staatsgewalt) und auch in Ulm gibt es übrigens eine Georg
Elser Straße. Nach dem 1989 von Klaus Maria Brandauer gedrehten Spielfilm „Georg Elser Einer aus Deutschland“ kam im April 2015, also ganz aktuell und mit große Erfolg der
Spielfilm „Elser - Er hätte die Welt verändert“ in die Kinos.
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Das Theaterstück
Georg Elser als Theaterstück ist allerdings ein Novum. Dieter de Lazzer, Jurist,
evangelischer Theologe und Schriftsteller, hat zusammen mit Autor Felix Huby das von
ihnen so genannte Volksstück „Georg Elser - Allein gegen Hitler“ verfasst. Ebenfalls in
Zusammenarbeit mit Huby entstanden zahlreiche Drehbücher für Fernsehserien und
Kriminalfilme, darunter so erfolgreichen Serien wie "Oh Gott, Herr Pfarrer" und "Pfarrerin
Lenau". Auch zahlreiche Drehbücher für Tatort-Krimis, u. a. mit dem Stuttgarter Kommissar
Bienzle, hat das Autorenpaar geschrieben. Der Intendant der Freilichtspiele Schwäbisch
Hall, Christoph Biermeier, führte Regie.
Die beeindruckend-dichte Inszenierung entwickelt in szenischen Collagen mit
episodenhaften, blitzlichtartigen, alptraumhaften und grell-grotesken pantomimischen
Sequenzen eine eigene sehr ausdrucksstarke Bildersprache. Die sechs Schauspieler und
ein Akkordeonspieler sind dauerpräsent. Die Bühne ist Verhörraum, Folterkeller, Wirtschaft
und Ort des Attentats zugleich, lediglich durch Lichtwechsel markiert. Im Wechsel mit Vorund Rückblenden entsteht so eine kluge wie unterhaltsame Geschichtsstunde auf der
Theaterbühne. Dabei zeigt das Ensemble aber auch sehr prägnant und ausdrucksvoll
sowohl die Stimmung in der Bevölkerung als auch die Einsamkeit und Entschlossenheit
Elsers, der nur noch ein Ziel kannte und diesem alles opferte. Das Theater Lindenhof
gastierte mit dieser Inszenierung u.a. bereits im Berliner Ensemble/Theater am
Schiffbauerdamm (Claus Peymann/Berthold Brecht), im Schauspiel Stuttgart und im
Badischen Staatstheater in Karlsruhe und wurde aus Anlass der Verleihung des Georg
Elser-Preises an Beate Klarsfeld nach München eingeladen.
Pressestimmen:
„Und der dampfende Uralt-Politnik Peymann, holte «Georg Elser - allein gegen Hitler»
gerade jetzt als Gastspiel von der Schwäbischen Alb in sein Berliner Ensemble. Denkwürdig.
Geht ganz einfach ans Herz; mehr als manch einschlägige Rückblickveranstaltung. Alle drei
Vorstellungen im Studio ausverkauft!“ (Theater heute).
„ Dreimal volles Haus, dreimal große Begeisterung, viel Lob und Anerkennung vom Publikum
(…) Auch die nationale Theater-Elite zeigte sich beeindruckt vom ‚Georg Elser‘ des Theater
Lindenhof. Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, sowie Dramaturg
Hermann Beil und Regisseur Manfred Karge waren von der Inszenierung sehr angetan.
Ebenso der Dramatiker Rolf Hochhuth, der sich seit Jahren für ein Elser-Denkmal in Berlin
eingesetzt hat (…) ‚Ihr solltet die Melchinger öfter einladen!‘, war im Gästebuch des Berliner
Ensembles am Tag nach der letzten Vorstellung zu lesen.“ (Südwestpresse Ulm).
„Biermeiers Inszenierung überzeugt als eine kluge Geschichtsstunde auf der Theaterbühne,
die durchaus im besten Sinne unterhaltsam und in einer interessanten Ästhetik dargeboten
wird." (Schwäbische Zeitung).
„Brillant, wie Hurm die beiden Protagonisten (Elser und Hitler - Anm. d. Verf.), denen Autor
Dieter de Lazzer ähnliche Persönlichkeitsstrukturen zuschreibt, miteinander konfrontierte."
(Hohenzollerische Zeitung).
"Das Theaterensemble aus Melchingen ist wie geschaffen für dieses schwäbische
Widerstandsstück. Mimisch und gestisch eine Augenweide, die frieren lässt, so eindrücklich
spielt die Truppe." (Bietigheimer Zeitung).
„Die Einsamkeit des Antihelden (…) Es ist ein Gänsehautstück (…).“ (Südkurier)
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Theater Lindenhof
Das Theater Lindenhof wurde 1981 gegründet. Die Wurzeln in der linken städtischen
Studentenbewegung und der eigenen Jugend auf dem Land, zog es die ungestüme
Schauspieltruppe in die 900-Seelen-Gemeinde Melchingen. Wo die schwäbische Alb am
rauesten ist, fernab der Kulturmetropolen, erwarben die Theaterleute die Dorfwirtschaft
"Linde". Mit Feuereifer bauten sie daraus ein Zuhause für sich und ihre Kunst - angespornt
von ungeheurer Spiellust und den Idealen der "freien" Theaterszene, ausgestattet mit viel
Wagemut und einer guten Portion Besessenheit - oder: schwäbischer Dickköpfigkeit.
Faszinierende Theaterexkursionen im Freien und beeindruckende Inszenierungen auf der
Bühne. Große Schauspielproduktionen und ein vielseitiges Kleinkunstprogramm. Mal hart
und ungefedert, mal leise und poetisch, mal laut und bunt. Die Theatermacher von der Alb
blicken inzwischen auf über hundert Produktionen zurück und haben sich den in Deutschland
einzigartigen Förderstatus „Regionaltheater“ erspielt.
Seit nun mehr fast drei Jahrzehnten bieten die "Lindenhöfler" ihrem Publikum zuhause oder
auswärts "Volkstheater im besten, ja allerbesten Sinne" (Stuttgarter Zeitung), „Theater mit
Hochgefühl“ (Süddeutsche Zeitung), oder „Heimattheater, wie es sonst nirgendwo existiert“
(DIE ZEIT). „Deutschlands verwegenste freie Theatertruppe“ (DER SPIEGEL), ist nicht nur
vielfach preisgekrönt, sondern erhielt sogar einmal eine Nominierung zum „Berliner
Theatertreffen“. Mit einer Einladung zum Theatertreffen werden die zehn
bemerkenswertesten Theaterinszenierungen im deutschsprachigen Raum einer Saison
ausgezeichnet. Beim internationalen Theaterfestival „Theater der Welt“, das 2005 in Stuttgart
stattfand, steuerte das Theater Lindenhof mit dem Stück „Schwabenblues“ von Felix
Huby den einzigen deutschen Beitrag bei.
Im Mai 2013 kam es mit der Uraufführung, des mit historischem Bezug zum Mössinger
Generalstreik von 1933 (der deutschlandweit ersten kollektiven Widerstandsaktion gegen
den Nationalsozialismus) verfassten Stückes „Ein Dorf im Widerstand“ (Spielstätte war die
Pausa, eine ehemaligen Fabrikhalle in Mössingen) zu einem weiteren überregional
beachteten Highlight des Theater Lindenhof. Das Bühnenwerk, das unter der
Schirmherrschaft von Ministerpräsident Kretschmann stand, und in dem neben dem
Ensemble auch 100 Laiendarsteller aus Mössingen mitwirkten, war nicht nur ein
Programmbeitrag bei den renommierten Ruhrfestspielen in Recklinghausen, sondern ist
auch Thema des Dokumentarfilms „Widerstand ist Pflicht“, der vor ein paar Monaten im Kino
Mephisto in Ulm gezeigt wurde.
Die Einführung
Die Einführung des Theaterstücks übernimmt der Co-Autor Dieter de Lazzer. Bei ihm handelt
es sich nicht nur um einen kompetenten Referenten, der diese Aufgabe schon bei vielen
Elser-Gastspielen übernommen hat, sondern auch um einen fundierten Kenner der Person
Elsers. Sein Vater war Modellschreinermeister und hatte mit dem einzelgängerischen
Widerstandskämpfer und späteren Hitlerattentäter zu tun gehabt, als dieser in derselben
Armaturenfabrik arbeitete. Elser und seine Tat waren oft Thema im Elternhaus: „Der Elser
saß im Geiste praktisch immer mit am Küchentisch“ – so de Lazzer. In seinen einleitenden
Worten wird der Autor aus Tübingen auf Elsers Leben zu sprechen kommen und seine
Persönlichkeitsstruktur näher beleuchten. Eingehen wird er auch darauf, wie sich das
Nachkriegsdeutschland lange Jahre schwer tat mit einer adäquaten Würdigung von Elsers
Tat. Und nicht zuletzt wird natürlich auch die 2008 erfolgte Theater-Lindenhof-Inszenierung
des Regisseurs Christoph Biermeier ein Thema sein.
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