Ein Fall von Cron-Wirtschaft

Datum: 25.06.2015
Weltwoche Verlags AG
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Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 58'430
Erscheinungsweise: wöchentlich
Themen-Nr.: 200.011
Abo-Nr.: 1093893
Seite: 22
Fläche: 83'427 mm²
Relikt aus den sechzigerJahren: So soll der Innovationspark in Dübendorf einmal aussehen.
Politik
Ein
Fall von Cron-Wirtschaft
Von Alex Baur - Hinter dem milliardenschweren Projekt Innovationspark steht eine unheimliche
Allianz von Immobilienspekulanten, Planwirtschaftlern und Subventionsjägern. Geführt wird die
Seilschaft neuerdings vom illustren Netzwerker Raymond Cron.
Ob auch über die Fliegerei gesprochen wor- Innovation fördern will, geschieht dies über
den sei, wollte Nationalrat Thomas Hurter finanzielle Entlastung und Deregulierung.
(SVP/SH) anlässlich der Beratung zur Vorlage Doch darüber wurde im Parlament höchstens
«Nationaler Innovationspark» im Parlament beiläufig gesprochen. Eine Bürgschaft des
vor zwei Wochen wissen. «Nein», erwiderte Bundes über 35o Millionen Franken für den
Fathi Derder (FDP/VD) im Namen der Kom- Innovationspark, so belehrte Christian Was-
mission knapp, «wir sprechen heute von serfallen (FDP/BE) die störrische SVP-Fraktion
Innovationspolitik, von nichts anderem.» Der - sie stellte sich wieder mal als einzige quer -,
Erfindergeist, so der parteiübergreifende sei eben keine Subvention.
Konsens im Bundeshaus, sei das wichtigste Nun könnte man lange über den Unterschied
Kapital der Schweiz. Und der soll nun auch zwischen Fördergeld und Bürgschaft sinnienoch mit staatlicher Hilfe gefördert werden. ren. Doch das lenkt vom wahren Kern ab. Die
Nun erschöpft sich der Erfindergeist des dicke Subvention liegt versteckt in einer 71
Staates in der Regel im Austüfteln neuer Regu- Hektaren grossen Wiese auf dem Gelände des
lierungen und Abgaben, die echten Erfindern bisherigen Militärflugplatzes von Dübendorf,
tendenziell im Wege stehen. Wenn der Staat
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die dem Verein Swiss Innovation Park im Bau- nierte Retortenstadt ist ein mannigfach
recht abgetreten wird. Der Clou: Der Verein gescheitertes, planwirtschaftliches Relikt aus
muss den Zins nicht etwa dem Bund zahlen, den sechziger Jahren. Mit der Innovation ist es
sondern an sich selber, zwecks Förderung neuer wie mit der Kunst: Sie findet dort statt, wo sie
Projekte. Doch darüber wurde im Bundeshaus begehrt wird - und selten dort, wo Politiker,
so wenig debattiert wie über die Fliegerei. Volkserzieher und Planer sie gerne hätten. OrObwohl gerade hier die Crux der Vorlage liegt. ganisch gewachsene Strukturen passen sich
«Kontaktbörse für Erfinder»
Das aviatische Problem wurde in diesem Blatt
automatisch den Bedürfnissen an und bieten
Erfindern ein ungleich besseres Umfeld.
schon dargelegt (WeltwocheNr. 13/15, «Ideologi- Auf Kosten der Wissenschaftlichkeit
sche Immissionen»). Der just am Pistenkopf Bis anhin galt in der Schweiz eine bewährte
geplante Innovationspark verträgt sich schlecht Trennung: Der Staat fördert und finanziert die
mit dem geplanten Business-Flugplatz, der für Bildung und die Grundlagenforschung, doch
den Wirtschaftsraum Zürich von vitaler die Anwendung in der Praxis überlässt er der
Bedeutung ist. Eine aviatische Alternative zu Wirtschaft. Die Zusammenarbeit von ForDübendorf gibt es nicht. Doch «die letzte grosse schung und Industrie ist natürlich erwünscht,
Landreserve in Zentrumsnähe» (Zürcher Baudi- doch Staat und Politik haben hier nichts zu
rektion) beschert Politikern, Architekten, Städ- suchen. Wenn nach ideologischen und politi-
teplanern und Baulöwen nicht nur feuchte schen Kriterien geforscht wird, geht dies
Träume, sie hat auch ihren Preis. Und der ist fast immer auf Kosten der Wissenschaftlichkeit
und der Wirtschaftlichkeit.
Die starke Präsenz von linken und grünen
In Anbetracht der Lage (Nähe zu Flughafen/CiPolitikern
im Vereinsvorstand von Swiss Innoty, Anschluss Autobahn/S-Bahn ) und der vorgeunbezahlbar.
sehenen Ausnützung (2o bis 25 Meter hohe Bau- vation Park passt zur planwirtschaftlichen
ten, 8o Meter für ein Hochhaus) ist die grüne Grundausrichtung. Es ist auch kein Zufall,
dass die Energiewender von Swisscleantech
Wiese in Dübendorf vergleichbar mit dem Glattpark in Opfikon. Die Bodenpreise lagen dort vor um Nick Beglinger zu den lautesten Promotofünf Jahren zwischen 1500 Franken (Bauland) ren des Projektes gehören. Beglinger schwärmund 3000 Franken (Dienstleistung) pro Quadrat- te einst von einer Co2-kompensierten Desigmeter. Rechnet man einen Wert von 2000 Fran- nerstadt nach dem Muster von Masdar City.
ken pro Quadratmeter (Mischzone) auf 71Hekta- Nach dem grandiosen Scheitern des Vorzeigeren hoch, kommt man auf eine Grössenordnung projekts in Abu Dhabi redet zwar keiner mehr
von 1,4 Milliarden Franken. Selbst wenn gemäss
von «Abu Dübi». Doch es ist klar: Das politisch
induzierte Projekt ist massgeschneidert auf
die rot-grüne Erfinderszene, die im Schönund Grünflächen wegfällt, bleibt immer noch ein
reden von Subventionen (kosiündeckende
Milliardenbetrag, den der Verein Swiss InnovatiEinspeisevergütung), Filz (Netzwerk) und
on Park gratis und franko bewirtschaften kann.
Gestaltungsplan rund ein Drittel für Strassen
Ob die «Kontaktbörse für Erfinder», welche
Planwirtschaft (Lenkungsabgaben) eine veritable
die NZZ kampagnenmässig lobpreist, dem Meisterschaft entwickelt hat.
Innovationsgeist wirklich bekommt, erscheint Eher kurios mutet auf den ersten Blick die
mehr als fraglich. Abgesehen davon, dass wirt- starke Präsenz von Raron und Turtmann (je ein
schaftlich erfolgreiche Tüftler den Kontakt zu Vertreter von Burgergemeinde und politischer
Konkurrenten eher meiden, macht die mo- Gemeinde) aus dem Oberwallis im Stiftungsrat
derne Kommunikation derartige Megazent- des Innovationsparkes an. Des Rätsels Lösung:
ren obsolet. Die auf die grüne Wiese hinbeto- Auch in den Bergen gibt es alte Armeeflugplätze, die nun filetiert werden sollen. Die Wal-
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verzweigtes Netzwerk reicht von den Rotariern über die Armee (Oberst im Generalstab) bis
zum Arbeitgeberverband, dem er einst vorstand, an der Seite seines langjährigen Compagnons, des heutigen Wirtschaftsministers
Johann Schneider-Ammann (FDP).
Seinen wichtigsten Karrieresprung verdankt Raymond Cron einem Genossen: 2004
ernannte ihn Bundesrat Moritz Leuenberger
(SP) zum Chef des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl). Daraus auf eine Affinität für die
Fliegerei zu schliessen, wäre indes voreilig.
Unter Crons vierjähriger Regentschaft wuchs
das Bazl zu einem bürokratischen Apparat
heran, in dem anstelle der Aviatiker die Advo-
katen den Ton angaben. Cron regulierte und
behinderte die Fliegerei, wo er nur konnte.
Kaum im Amt, wurde Cron indes von einer
liser erklären wenigstens unverblümt, worum
Innovationspark-Chef Raymond Cron.
es geht. Erst kürzlich forderte die CVP-Fraktion Korruptionsaffäre eingeholt, die auf seine
die Kantonsregierung in Sitten auf, «sich aktiv Führungsfunktion bei der Batigroup zurück-
hinter den Swiss Innovation Park in Raron/ ging. Wie die Strafuntersuchung zeigte, hatte
Turtmann zu stellen und damit zu verhindern,
dass die Fördergelder des Bundes und die Abtretung von Bundesböden am Kanton Wallis
vorbeigehen». Das Postulat wurde im Parlament mit grossem Mehr angenommen.
Die unappetitliche Allianz zwischen Sub-
er schwarze Konten beim Baukonzern einrichten lassen, über die er heimlich eine Reihe von
Günstlingen reich beschenkte. Wegen Veruntreuung und Urkundenfälschung wurde Cron
2007 zu 260 Tagessätzen bedingt verurteilt.
Ein Jahr später verliess er das Bazl und heuerventionsjägern und Planwirtschaftlern, Be- te, nach einem Intermezzo bei Samih Sawiris,
tonlobby und Bodenspekulanten findet ihre beim Bauriesen Allreal an.
In jüngerer Zeit wurde Cron des Öftern in der
perfekte Inkarnation in der Person des kürzlich ernannten neuen Geschäftsführers von Umwelt-Arena in Spreitenbach gesichtet und
Swiss Innovation Park: Raymond Cron. Als abgelichtet, an der Seite von Energiewendern
Sprössling eines Basler Baumeisters, dessen wie Walter Steinmann (SP, Bundesamt für
Unternehmen später in der Batigroup auf- Energie), Andre Borschberg («Solar Impulse»)
ging, hat er den Mörtel quasi im Fleisch. Poli- oder etwa Nationalräten wie Bastien Girod
tisch verdiente sich der Bauingenieur seine (Grüne), Eric Nussbaumer (SP) und Ruedi Noser
Sporen bei der CVP ab, sein grosser Förderer (FDP). Die perfekte Seilschaft für das Milliardenwar jedoch Georges Theiler (FDP). Crons weit- unternehmen Swiss Innovation Park.
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