Nº 9
02 | 2015
www.lutra-kl.de
Kulturmagazin Kaiserslautern
Deportation nach Gurs |
Europa
Neue Musik | Versuch
Künstlerbücher |
Liebe
Privatsphäre
Konzerte
Nº 9
der Stadt Kaiserslautern
in der Fruchthalle
02 | 2015
Die neue
Konzertsaison.
Jetzt Karten sichern!
Vorverkauf
läuft!
THEMEN
EUROPA
03
Europas Peripherie? Portugal, Kaiserslautern und der Fado _______________ 07
Walter Helfrichs Geschichte der pfälzischen Europabewegung ___________ 10
Europäische Idee im Kleinen: die Universität der Großregion _____________
T H E AT E R
12
Ein Sams, ein Bär, ein Flüchtling: Theater für Kinder und Jugendliche ________ 16
Jedermann als Rockmysterium: „Everyman“ wieder am Pfalztheater ________ 18
Liebe als Experimentierfeld: Intendant Urs Häberli im Interview _____________
MUSIK
20
Schwere Kost Neue Musik: Zu Ursprung und Lage der E-Musik ____________ 22
Keine Spannung ohne Entspannung: Der Komponist Torsten Rasch ________ 25
Fünf Konzerte für 30 Euro: Das neue Jugend-Abo _______________________ 27
Meisterliches, Europäisches: Die neue Konzertsaison _____________________
u. a. mit Daniel
Hope
Sabine Meyer | Deutsche Staatsphilharmonie30
32
Orchester des Pfalztheaters | Elke Heidenreich
33
34
Tim Fischer | Deutsche Radio Philharmonie 35
36
38
Jazzbühne | Klaus Florian Vogt
Dominique Horwitz
41
© Margaret Malandruccolo / D
KUNST
Neobarocke Üppigkeit: Vera Mercers fotografische Stillleben _____________
Kunstwerk Buch: Künstlerbücher im Museum Pfalzgalerie _______________
Wege zwischen Linie und Raum: Die Kunst der Katharina Hinsberg ________
Bauliche Metamorphosen: Ausstellung in der Architekturgalerie __________
Kunsthandwerk im steten Wechsel: Kulturmarkt in der Fruchthalle _______
Wie die Zeit vergeht: 1. Jugendkunstpreis Kaiserslautern _________________
Kreativ vernetzt: Der erste Kreativstammtisch Kaiserslautern tagte _______
SEP
MESSEPLATZ
SEP
TICKETS & INFO
Hotline: 01806 – 150 555 WWW.RONCALLI.DE
*
*(0,20 EUR / Verbindung aus dt. Festnetz / max. 0,60 EUR/Verbindung aus dt. Mobilfunknetz)
Veranstalter: Grandezza Entertainment GmbH, Gärtnerstrasse 40, 45128 Essen
www.
.de
22. Oktober 1940: Deportation jüdischer Kaiserslauterer nach Gurs _______
Fotografieren für den Frieden: Die Bildjournalistin Erika Sulzer-Kleinemeier
44
BILDUNG & FORSCHUNG
TICKETS: WW
W. F R U C H T H A L L E . D E
Raum für die transatlantische Debatte: Das Atlantische Forum ___________ 48
Titel: Daniel Hope
17 KAISERSLAUTERN 27
© Margaret Malandruccolo/DG
GESCHICHTE
49
Symbol der Identität: „Tensegrity“ auf dem Campus der Hochschule ______ 52
Virtueller Fahrzeugtest: Innovation in Sachen Reifensimulation ______________ 54
Digitalisierung, quo vadis? Das europäische Forschungsprojekt EMC2 ______
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INTRO
EUROPA
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LUTRA 9
© Bellhäuser
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
Die Eurozone diskutiert den „Grexit“, die Briten wollen raus aus der EU (oder auch nicht),
die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Ländern wie Spanien oder Portugal ist Besorgnis erregend: Die Stimmung in und für Europa war schon mal besser. LUTRA hält dagegen
mit einem Themenschwerpunkt zum europäischen Gedanken, zur Idee Europa. Mit einem Bericht über die „Universität der Großregion“ im Herzen Europas. Mit Reflexionen
zu Portugal, Portugiesen in Kaiserslautern und zum Sehnsuchtsgesang Fado. Und mit
einer Buchvorstellung zur Geschichte der pfälzischen Europabewegung nach 1945.
Kulturangebote speziell für Jugendliche bilden einen zweiten zentralen Aspekt dieser
LUTRA-Ausgabe. Deshalb stellen wir das neue Jugend-Abo der Fruchthalle und der
Kammgarn vor, beleuchten, was das Pfalztheater in dieser Saison an Inszenierungen
für Kinder und Jugendliche zu bieten hat, und blicken auf die Werke, die beim ersten
Jugendkunstpreis Kaiserslautern gekürt wurden.
In zwei Interviews kommen außerdem interessante Kulturschaffende zu Wort: Der
Komponist Torsten Rasch erläutert, warum er die Hermetik der Neuen Musik ablehnt
und wie er Texte von Thomas Brasch vertont. Pfalztheater-Intendant Urs Häberli erklärt, warum er und sein Team in der neuen Spielzeit den „Versuch Liebe“ starten, wie
er die 30- und 40-Jährigen ins Theater locken will und was Bartóks „Blaubart“ mit
Zemlinskys „Zwerg“ zu tun hat.
EURO PÄ I SCH E I DE E IM KLE I N E N
Daneben stellen wir in LUTRA 9 die quasi barocken fotografischen Stillleben der
Vera Mercer und die Künstlerbücher in der Graphischen Sammlung der Pfalzgalerie vor. Wir geben einen Überblick über die Kaiserslauterer Konzertsaison 2015/16
und erinnern an ein unrühmliches Kapitel deutscher wie auch lokaler Geschichte:
Die Technische Universität Kaiserslautern ist Teil der „Universität der Großregion“ (UniGR). Dies eröffnet
Wissenschaftlern ein kooperatives europäisches Hochschul-Netzwerk. Und Studierende finden so
einfacher die Gelegenheit, ihr Studium international zu gestalten.
die Deportation jüdischer Mitbürger vor 75 Jahren nach Gurs. Mit unserer Gegenwart und Zukunft im Digitalzeitalter beschäftigen sich hingegen aktuelle
Forschungsprojekte an den Fraunhofer-Instituten und die „Campus-Kultur“ der TU
Kaiserslautern.
Es gibt also viel zu lesen – Ihr LUTRA-Redaktionsteam
„Die europäische Idee im Kleinen“, so fasst
Thomas Schmidtgall das Konzept einer Universität
der Großregion zusammen. Was 2008 als modellhaftes, durchaus experimentelles Projekt begann, ist
heute zu einem Verbund gewachsen. Die Idee: eine
grenzüberschreitende Universität der Großregion
Luxemburg, Lothringen, Saarland, Rheinland-Pfalz
und Wallonien in europäischem Geist. Europa wird
konkret und greifbar. Die Technische Universität
Kaiserslautern ist Teil dieser Idee, Schmidtgall an der
TU der zuständige Referent.
Der Universitäten-Verbund umfasst mit Frankreich,
Belgien, Luxemburg und Deutschland vier Länder
und drei Sprachen. In der Universität der Großregion
sind sechs Hochschulen zusammengeschlossen. Neben der TU in Kaiserslautern sind dies die Universität
Trier, die Universität des Saarlandes, die Universitäten Luxemburg, Lüttich sowie Lothringen.
Das Projekt steht ganz im Zeichen der europäischen
Vision: In der Großregion verbinden sich die Universitäten und geben sich damit als Alleinstellungsmerk-
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EUROPA
EUROPA
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mal ein einzigartiges, grenzüberschreitendes – eben
europäisches – Profil. „Das Ziel ist es, ein Netzwerk
zu schaffen“, sagt Thomas Schmidtgall. Eine Plattform, auf der internationale Initiativen möglich werden, sowohl für die Lehrenden und die Studierenden
also auch für die Forschung und die Wissenschaftler. Darüber hinaus verstehe sich die Universität der
Großregion als „Motor und Think Tank“, der zur positiven Entwicklung der Großregion beitragen wolle.
Symbol der Universität der Großregion:
Der grüne „Faden“ verknüpft die Uni Luxemburg …
© Bellhäuser
… mit der Technischen Universität Kaiserslautern …
© Bellhäuser
Der Gewinn für die Studierenden liegt auf der Hand:
Wer an einer der Universitäten studiert, kann im
Verbund zugleich Einrichtungen wie Bibliotheken
oder Mensen der anderen Hochschulen nutzen sowie
überdies an deren Lehrveranstaltungen teilnehmen.
Dies erleichtert den Zugang zum internationalen
Studium. Denn die Lehrveranstaltungen können
wechselseitig anerkannt werden. Zwar ist eine Prüfung innerhalb des „heimatlichen“ Fachbereichs auf
die Kompatibilität der Lehrinhalte eine Voraussetzung; die bürokratischen Hürden für eine internationale Gestaltung des eigenen Studiums seien indes
vergleichsweise gering, betont Schmidtgall. Dabei
muss sich das Studium keineswegs komplett räumlich verlagern – die Chance des Austauschs gilt auch
punktuell während des laufenden Semesters, sei es
für einzelne Veranstaltungen oder Seminare an nur
einem Tag.
Ebenso beschreibt Thomas Schmidtgall positive Effekte für die Forschung: Dazu zählen die Nutzung
gemeinsamer Ressourcen in der Großregion oder
die Formulierung übergreifender Projektanträge,
in denen sich die Stärken der verschiedenen Universitäten zusammenfügen. Zudem spricht er von
gemeinschaftlichen Aktivitäten in der Doktoranden-Ausbildung. Der praktische wissenschaftliche
Austausch in der Großregion spiegelt sich insbesondere in drei konkreten „Leuchtturmbereichen“, zu
denen entsprechende Forschungsprojekte angelegt
sind. Erstens geht es um interdisziplinäre „Border
Studies“, also um die Erforschung des Trennenden
nationaler und regionaler Grenzen, aber auch um deren Durchlässigkeit sowie ihre identitätsstiftenden
Faktoren. Zweitens geht es um das Thema Biomedizin. Und drittens setzt die Universität der Großregion
in der Materialwissenschaft und Ressourceneffizienz einen Schwerpunkt, in den sich insbesondere die
TU Kaiserslautern stark einbringt.
In eine Rechtsform ist die Universität der Großregion
zwar noch nicht gebettet. Dennoch hat sie längst zu
einer verbindlichen Struktur gefunden. Ein wesentliches Gremium ist der Rat, zu dem sich die Rektoren
und Präsidenten der beteiligten Universitäten zwei
Mal pro Jahr zusammenfinden. Der Vorsitz wechselt.
Verwaltungssitz der Universität der Großregion ist
Noch mehr
symbolisches Grün:
Kunstrasenteppich in
der Bibliothek.
© Bellhäuser
… und schlängelt sich auch durch
das Audimax der Universität Trier.
© Bellhäuser
die Villa Europa in Saarbrücken, wo eine operative
Geschäftsführung verankert ist. Zudem gibt es an
jeder der beteiligten Universitäten einen Referenten
als Ansprechpartner und Koordinator vor Ort – für
Studierende, Doktoranden, Wissenschaftler oder die
Verwaltung.
Die Universität der Großregion bezeichnet Schmidtgall
als „einmaliges europäisches Experiment“. Der Weg
zu einer Homogenisierung der Lehrangebote und
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EUROPA
EUROPA
Lissabon: Blick auf das „Bairro Alto“ und die im Erdbeben
zerstörte Carmo-Kirche.
Nicht zuletzt muss das Bewusstsein für eine Universität der Großregion erst noch wachsen. „Es geht
auch darum, sich gegenseitig überhaupt wahrzunehmen und den Blick bei internationalen Kooperationen nicht zuerst über den Atlantik, sondern
vielleicht auch vor die eigene Haustüre zu richten“,
meint Schmidtgall. Dies gilt einerseits für Wissenschaftler und Forscher. Aber in gleichem Maße auch
für Studierende, die Thomas Schmidtgall sensibilisieren möchte für die Chancen, die im internationalen
Verbund liegen und die ein völlig neues Studienkonzept ermöglichen.
Ob aus dem Universitäten-Verbund irgendwann
einmal eine Verbund-Universität wird? Schmidtgall
zuckt die Schultern: „Der Verbund ist nie abgeschlossen.“ Gegenfrage: Ob aus dem europäischen Staatenbund einmal ein Bundesstaat wird? Wie gesagt:
Die Universität der Großregion ist so etwas wie
Europa im Kleinen ...
Andreas Erb
INFO
Ausführliche Informationen zur Universität
der Großregion gibt es im Internet unter
www.uni-gr.eu
Connected: Lüttich.
© Bellhäuser
Forschungsinitiativen ist längst nicht am Ende. Zu
unterschiedlich sind die historisch gewachsenen, nationalen Hochschulkulturen und Bildungssysteme,
ihre Regeln, Mentalitäten und Verwaltungsabläufe.
Von sprachlichen Barrieren und geografischen Entfernungen – von Kaiserslautern nach Lüttich sind es
rund 300 Kilometer – ganz abgesehen. „Die Verzahnung ist eine permanente Herausforderung“, sagt
Schmidtgall.
Auf der Website der Technischen Universität
Kaiserslautern ist die Universität der Großregion unter www.uni-kl.de/uni-gr abgebildet.
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© Christoph Dammann
EURO PA S PERIPHERIE?
O D E R T O R Z U R W E LT ?
Portugal, Kaiserslautern und der Fado: eine Betrachtung von Christoph Dammann
Lissabon, die uralte Stadt am Tejo, ist über
2.200 Kilometer von Kaiserslautern entfernt, deutlich weiter als etwa Minsk oder auch Palermo. Nah
ist Portugal durch die große portugiesische Gemeinschaft in unserer Stadt – nach den Amerikanern die
zweitgrößte ausländische Gruppe. 1964 wurde ein Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik und
Portugal abgeschlossen. Während die Arbeitslosigkeit
in Portugal hoch war, fehlten in der Bundesrepublik
durch den wirtschaftlichen Aufschwung Arbeitskräfte. Inzwischen lebt die dritte und vierte Generation in
Kaiserslautern und ist vollständig integriert.
Portugal ist ein beliebtes Reiseziel, allein Lissabon
und Umgebung bieten unglaublich viel: historisches
aus 3000 Jahren Geschichte, moderne Architektur,
traumhafte Strände, verwunschene Landschaften
und Schlösser, Spitzengastronomie und eine der
hippsten Altstädte Europas. Mit schulischen Französisch- und Lateinkenntnissen sowie rudimentärem
Italienisch und Spanisch ist es relativ einfach, eine
portugiesische Zeitung in Grundzügen zu verstehen.
Leider hat das geschriebene Portugiesisch für deutsche Ohren mit dem gesprochenen absolut nichts
zu tun. Es heißt auch, dass die Portugiesen zwar die
Spanier, diese umgekehrt aber nicht die Portugiesen
verstehen, was vielleicht mit der jahrhundertelangen nachbarschaftlichen Rivalität zusammenhängt.
Tatsächlich war es den Spaniern nie gelungen, Portugal
zu beherrschen, abgesehen von einer kurzen Periode
unter Philipp II.
Portugal war lange Zeit eine absolute Weltmacht,
mit Technologieführerschaft im Bereich der Nautik.
Noch heute ist im Bewusstsein der Portugiesen tief
verankert, dass sie zu den ersten Europäern in Afrika,
Südamerika, Indien und Japan gehörten. Man versteht sich nicht als europäische Peripherie, sondern
als Tor Europas zur Welt. Portugiesisch zählt mit
über 250 Millionen Sprechern zu der achthäufigsten
Sprache weltweit, direkt nach Arabisch und Russisch,
und ist insgesamt geografisch noch wesentlich weiter verbreitet, in so riesigen Ländern wie Brasilien,
Angola und Mosambique.
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
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EUROPA
Die Mentalität der Portugiesen ist nach meinen
Erfahrungen eine andere als die der Spanier. Portugiesen sind eher ruhig und zurückhaltend, dabei
ausgesprochen freundlich, höflich und sehr sprachgewandt. Im kollektiven Gedächtnis sind einige
dramatische geschichtliche Ereignisse und Perioden verankert. 1755 wurde die gesamte Unterstadt
Lissabons durch ein Erdbeben mit Tsunami und anschließender Feuersbrunst total zerstört, schwere
Schäden erlitten auch die auf den Hügeln gelegenen
Viertel. Noch heute sieht man die belassene Ruine
der Kirche auf dem Carmo. Im 19. Jahrhundert war es
der Verlust der unvorstellbar reichen Kolonie Brasilien, im 20. Jahrhundert dann die lange faschistische
Salazar-Diktatur, die durch die glorreiche und unblutige Nelkenrevolution von 1974 beendet wurde.
EUROPA
Jugendarbeitslosigkeit bei dramatischen 35 Prozent
der 15- bis 24-Jährigen als Anteil der Erwerbspersonen in der gleichen Altersklasse. Im Frühjahr 2015
kam eine Gruppe junger Portugiesen in die Region
Kaiserslautern, um sich im Rahmen des Projekts
„Duale Ausbildungs-Perspektiven für junge Menschen aus der Europäischen Union“ auf eine Berufsausbildung hier vorzubereiten. Unterstützt werden
sie dabei auch vom Partnerschaftsverein Kaiserslautern International.
Blick auf das alte Castelo.
© Christoph Dammann
GESCHICHTE UND ZUKUNFT
DES FADO
Mit Portugal verbindet man die Musikrichtung des
Fado (Schicksal). Seine Ursprünge liegen im Dunkeln,
in bürgerlichen Kreisen Portugals populär wurde er
im 19. Jahrhundert. Der Fado singt von unglücklicher
Liebe, Ungerechtigkeit, der „saudade“, der Sehnsucht
nach Lissabon, nach besseren Zeiten, und hat auch
viele arabische Einflüsse. Herausragende Interpretin
war Amália Rodrigues (1920–1999), die den Fado mit
vielen Tourneen, Konzerten und Fernsehauftritten
Heute sind die Portugiesen zu Recht stolz auf ihre
politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Aufbauleistungen, die allerdings auch ihre Schattenseiten haben und die in der derzeitigen Finanzkrise klar zutage treten. Das Land wird immer noch
beherrscht von den reichen und einflussreichen
Familien der Feudal- und Kolonialzeit, die zentrale
Einrichtungen des Landes besitzen und kontrollieren, von Banken und Versicherungen über Energieversorger, den öffentlichen Personennahverkehr
bis hin zu Telekommunikationsunternehmen und
Supermarktketten. Diese Unternehmen entsenden
ihr mittleres Management für kurze Zeit in die Regierungsfunktionen, nehmen dort Einfluss und holen diese Mitarbeiter später wieder zurück. Seit den
ersten demokratischen Wahlen vor 39 Jahren (1976)
hatte Portugal 19 verschiedene Regierungen, die jeweils noch Kabinettsumbildungen vornahmen. So
habe ich in meinen drei Jahren in Lissabon von 2007
bis 2010 mit drei verschiedenen Kultusministern zusammengearbeitet.
Meine portugiesischen Freunde erleben seit Jahren tiefe Einschnitte in ihr Alltagsleben, während
die großen Familienunternehmen kaum angetastet werden und auch fallweise fast keine Steuern
im eigenen Land zahlen. Im November 2014 lag die
Gibt dem Fado
etwas Junges
und Urbanes:
Sängerin Gisela João.
© Künstlersekretariat OTT
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weltweit bekannt machte. Sie war Kind einer armen
zwölfköpfigen Familie und verkaufte als Mädchen
Früchte in den Docks von Alcântara, einem Lissabonner
Hafen-Stadtteil. Jüngere Fadistas wie Mísia und Mariza verbreiten heute den Fado weiter international
und sind auch in Deutschland sehr bekannt.
Einen jungen, modernen und urbanen Fado vertritt
Gisela João. 2014 war für sie ein unglaubliches Jahr:
Ihr Debütalbum bekam ausgezeichnete Kritiken und
wurde von den führenden Magazinen und Zeitungen einhellig zum besten portugiesischen Album
des Jahres gewählt. Kaum erschienen, erreichte das
Album den Status „Goldene Schallplatte“. Gisela
João ist vielfach als beste nationale Sängerin preisgekrönt. In Lissabon bewohnt sie ein kleines Haus
im Viertel Mouraria, dem Geburtsort des heutigen
Fado, wo auch schon ihre berühmte Kollegin Mariza aufgewachsen ist. Ihr Gefühlsausdruck wird von
Kritikern sogar mit der großen Amália verglichen, ihr
neuer, „urbaner“ Stil als wegweisend beschrieben.
KONZERT
Gisela João mit Band
Fr, 2.10.2015
Fruchthalle Kaiserslautern
18 bis 19.45 Uhr:
Infoveranstaltung im großen Saal
20 Uhr: Konzertbeginn
Karten:0631 365-2316, 64725 und 36219-814,
www.eventim.de
Typisch portugiesische Kachelkunst: eine prächtige,
mit „Azulejos“ geschmückte Fassade.
© Christoph Dammann
„Portugal – näher als wir glauben“ ist eine
Veranstaltung des Europa-DirektInformationszentrums Kaiserslautern. Auf
die Gäste warten spannende und überraschende Geschichten und Informationen
sowie ein kulturelles Rahmenprogramm und
kulinarische Kostproben. Der Eintritt zur
Infoveranstaltung ist kostenlos.
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
EUROPA
EUROPA
A L S EURO PA N O CH E INE
BLOSSE UTOPIE WAR
Walter Helfrichs Geschichte der pfälzischen Europabewegung nach 1945
© Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern
Die Pfalz war bezüglich der unterschiedlichen historischen Erfahrungen und der Mentalität
ihrer Menschen seit jeher ein klassisches „Grenzland“. Dessen ungeachtet dauerte es auch dort
lange, bis weitere Kreise der Öffentlichkeit über die
Idee eines vereinten, kooperierenden Europas nachdenken wollten – ein langsamer Prozess, den erst der
moralisch-politische Zusammenbruch Deutschlands
1945 angestoßen hat. Zu diesem Zeitpunkt setzt die
geschichtswissenschaftliche Studie „Die Anfänge
der Europabewegung in der Pfalz nach dem Zweiten
Weltkrieg“ des 2012 verstorbenen Historikers Walter
Helfrich ein, die im November 2013 vom Institut für
pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern herausgegeben wurde.
Das Werk, in dessen Zentrum die Entwicklung des
jungen pfälzischen Bezirksverbands der EuropaUnion steht, dürfte dabei aus Forschungssicht nicht
nur regionale Pionierarbeit leisten. Denn es beschäftigt sich exemplarisch mit der noch kaum erörterten
Frage, wie der Europagedanke in einem deutschen
Grenzraum Wurzeln schlagen konnte, gerade auch
innerhalb der breiten Bevölkerung und nicht nur unter den politisch-intellektuellen Eliten. Die heutige
Selbstverständlichkeit der europäischen Einigung
war in der frühesten Phase der Bonner Republik alles andere als gegeben. Wenngleich die europäische
Idee in der Frankreich benachbarten Pfalz bei ersten
Umfragen auf höhere Zustimmungswerte als im
restlichen Deutschland stieß, blieb sie selbst dort
lange nur eine positive, vage Utopie. Eindeutige Priorität hatten bei den Pfälzern der deutsche Wiederaufbau und der sich verschärfende Kalte Krieg. Die
Erkenntnis, dass „Europa“ zu diesen Problemen im
engsten weltpolitischen Bezug stand, ja entscheidend zu ihrer Lösung beizutragen vermochte, hatte
sich damals noch nicht wirklich durchgesetzt.
Helfrichs Buch bietet eine Fülle von Fakten und ein
beeindruckendes historisches Panorama: Beleuchtet werden zum Beispiel die bereits in den 1930ern
existenten ideologischen Ursprünge der Bewegung
sowie ihre Beurteilung vonseiten politischer Parteien, Gewerkschaften und beider Kirchen in der
Ära Adenauer. Dabei sind nationalistisch gespeiste
Anfeindungen der Europaanhänger aus dem konservativen und auch sozialdemokratischen Lager
zwangsläufig ein Thema – etwa bei der kontroversen Saarfrage. Die täglichen Schwierigkeiten, mit
denen der Germersheimer Journalist Manfred H.
Däuwel und andere Führungspersönlichkeiten der
ab 1947 wirkenden Pfälzer Europa-Union zu kämpfen hatten, waren beträchtlich: nachvollziehbares
politisches Desinteresse der Menschen in Zeiten des
täglichen Überlebenskampfes, eine anfangs äußerst
misstrauische französische Militärregierung und
heftige interne Grabenkämpfe. Die Bemühungen
jugendlicher Aktivisten, verkrustete Denkstrukturen
der älteren Generation aufzubrechen, gipfelten mitunter in anarchischen Aktionen wie dem berühmten
Grenzsturm bei St. Germanshof 1950, erzielten aber
nur eine geringe gesellschaftliche Resonanz. Denn
große Teile der damals im NS-Regime erzogenen
jungen Generation zeigten sich als nationalistisch
geprägt und standen dem Gedanken der Völkerverständigung noch lange ablehnend gegenüber.
Sowohl frühe Umfrageergebnisse demoskopischer
Institute (EMNID) als auch Zeitzeugeninterviews bilden die Quellenbasis der Untersuchung. Kurzbiographien prominenter Akteure machen die damaligen
gesellschaftlichen Entwicklungen immer wieder auf
persönlicher Ebene fassbar. Als Quintessenz seiner
Argumentation billigt Walter Helfrich der frühen
pfälzischen Europabewegung zwar noch nicht den
Charakter einer Massenbewegung zu, ist sich aber
sicher, dass sie auf lange Sicht überhaupt erst ein
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öffentliches, positives Bewusstsein für das europäische Projekt geschaffen hat. Ein weiterer Beleg
dafür, dass sich Hartnäckigkeit historisch durchaus
auszahlen kann.
Christian Decker
INFO
Walter Helfrich:
Die Anfänge der Europabewegung in der Pfalz
nach dem Zweiten Weltkrieg (Beiträge zur
pfälzischen Geschichte, hg. vom Institut für
pfälzische Geschichte und Volkskunde
Kaiserslautern; 27), 774 Seiten (mit zahlreichen Abb.), Kaiserslautern 2013.
ISBN: 978-3-927754-75-1, 29,50 Euro.
Bestellbar auch unter:
http://shop.pfalzgeschichte.de
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TH E ATE R
TH E ATE R
DIE LIEBE ALS EXPERIMENTIERFELD
Pfalztheater-Intendant Urs Häberli über Spielzeitmottos, Wissende in der Oper,
schwierige Zielgruppen und Ideen für die Tanzsparte
Startet mit seinem Team in der neuen Spielzeit den
„Versuch Liebe“: Intendant Urs Häberli.
© Marco Piecuch
Seit 2012 ist Urs Häberli Intendant des Pfalztheaters Kaiserslautern. Davor wirkte er am selben
Haus bereits zehn Jahre lang als Operndirektor und
Musiktheaterregisseur. Während andernorts neue
Intendanten in der Regel den radikalen „Cut“ zelebrieren, steht Häberli damit für eine gewisse Kontinuität im Hinblick auf das unter seinem Vorgänger
Johannes Reitmeier Bewährte und Erreichte. Dennoch hat auch der „neue“ Pfalztheater-Intendant
ganz eigene und spezifische Ideen und Ziele, die er
im Gespräch mit LUTRA formuliert.
LUTRA: Herr Häberli, Sie sind jetzt seit drei Jahren im
Amt. Welches sind, Ihrer Meinung nach, die wesentlichen Akzente, die sie bisher in der Theaterarbeit
setzen konnten?
Urs Häberli: Von großer Wirkung nach außen ist sicher die Tatsache, dass wir ein jährlich wechselndes
Spielzeit-Motto eingeführt haben, um das sich viele –
wenn auch nicht alle – Stücke drehen. Dadurch kann
das Publikum einen roten Faden im Spielplan erkennen. Das ist ein strategischer Gedanke, den man
durchaus als neu bezeichnen könnte. Des Weiteren
wurde die langjährige, von Johannes Reitmeier und
Uwe Sandner initiierte Pflege von Opernkomponisten, die im Dritten Reich verfemt waren, abgelöst
durch einen allgemeineren Fokus auf zentrale Musiktheaterwerke des 20. Jahrhunderts. Außerdem ist es
mir wichtig, dem Publikum gerade im Opernbereich
Entdeckungen, Ausgrabungen oder selten gespielte
Werke zu präsentieren – sei es nun „Guillaume Tell“
von Rossini, Lortzings „Regina“ oder Moniuszkos
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„Halka“. Und im Sprechtheater konnte Schauspieldirektor Harald Demmer neue Akzente setzen, indem
er, zum Beispiel, neue Regisseure an das Pfalztheater
holte.
vorhandener Restkristall der Liebe aus diesem Paar
macht. Innerhalb des Spielplans die verschiedenen
Belichtungswinkel der Liebe zu untersuchen, finden
wir spannend.
LUTRA: Sie haben gerade die Spielzeit-Mottos angesprochen. Für die nächste Saison wurde „Liebe!
Versuch Liebe“ als Losung ausgegeben. Das allerdings ist nun wirklich ein weites Feld …
LUTRA: Sie selbst inszenieren ja die Eröffnungspremiere in der Opernsparte, einen Doppelabend aus
„Herzog Blaubarts Burg“ von Bartók und Zemlinskys
„Der Zwerg“. Welche Aspekte der Liebe bringen diese Werke der klassischen Moderne zum Vorschein?
Häberli: (lacht) Da haben Sie natürlich völlig Recht.
Fast das gesamte Opernrepertoire dreht sich ja um
Liebe, und auch im Schauspielsektor kommt das
Wort nicht gerade selten vor. Im ersten Moment
könnte man deshalb meinen, dass wir es uns dieses
Jahr verdammt einfach gemacht haben. Aber mit
dem Zusatz „Versuch Liebe“ zielen wir vor allem auf
die Liebe als Experimentierfeld ab: Wie strapazierfähig ist die Liebe? Wie kann Liebe scheitern? Was
kann Liebe aushalten? In diesen Kontext gehört
auch ein Ehedrama wie Edward Albees Stück „Wer
hat Angst vor Virginia Woolf?“. Dessen Hauptfiguren George und Martha sind sicher alles andere als
das Liebespaar par excellence, trotzdem zeigt gerade
die Reibung in dieser zwischenmenschlichen Beziehung, was ein vielleicht aus früheren Zeiten noch
Häberli: Beide Werke beschreiben Abhängigkeiten.
In den Figuren Blaubart und Judith ist das Männliche und das Weibliche sehr stark polarisiert. In diesem Gegensatz des Zulassens von Geheimnissen
auf der einen und des Lüftenwollens von Geheimnissen auf der anderen Seite wird eine ganz tiefe
zwischenmenschliche Dimension aufgedeckt. Ebenso forschend ist letzten Endes Zemlinskys Zwerg
unterwegs, dem nicht klar ist, dass die Menschen
lachen, weil sie ihn so komisch und grotesk finden.
Erst durch den Blick in den Spiegel merkt er, dass er
getäuscht wurde; dadurch zerbricht dann auch seine
Liebe zur Infantin. Es gibt also eine spannende Parallele zwischen den beiden Werken: Blaubart und die
Infantin sind Wissende. Blaubart weiß, was hinter
Musiktheaterwerke des 20. Jahrhunderts bilden unter Urs Häberli einen
Schwerpunkt im Spielplan: Mit Franz
Schrekers „Irrelohe“ (1924) holte
man zuletzt eine selten gespielte
Oper der Moderne aus der Versenkung (Bild), die neue Saison eröffnet
ein Doppelabend aus den Opern
„Herzog Blaubarts Burg“ (1918) von
Bartók und Zemlinskys „Zwerg“
(1922).
© Stephan Walzl
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TH E ATE R
den Türen ist; die Infantin weiß, was passiert, wenn
die Spiegel nicht mehr verhängt sind und der Zwerg
sich selbst sehen kann. Der Zwerg wiederum erahnt
stufenweise, dass mit ihm etwas nicht „stimmt“,
und wird Erkenntnisse bekommen. Und Judith erahnt
stufenweise, dass hinter der letzten Tür Blaubarts
ehemalige Frauen sind. Aufgrund dieser Parallelität
schreien die beiden Stücke geradezu danach, gekoppelt zu werden.
LUTRA: Schreien diese Korrespondenzen dann auch
nach einer verknüpfenden szenischen Umsetzung?
Oder wollen Sie lieber jede der beiden Opern für sich
in einer eigenen Ästhetik präsentieren?
Häberli: Ihre Frage trifft genau den Punkt. In der Tat
haben wir lange darüber nachgedacht, die beiden
Stücke inszenatorisch miteinander zu verbinden und
in Bezug auf das Bühnenbild eine einzige Lösung zu
finden. Aus musikdramaturgischen Überlegungen
haben wir uns dann doch dagegen entschieden.
Denn bei aller thematischen Verwandtschaft der
Stoffe ist die Musik Bartóks diametral verschieden
von der Zemlinskys. Und ich denke, dass ich durch
zwei Bühnenbilder, zwei verschiedene szenische
Sprachen, zwei verschiedene Arten von Kostümierung den Zusammenhang zwischen den beiden Stücken sogar besser offenlegen kann als durch eine
einheitliche Ästhetik.
Großtat im Schauspiel:
Das Pfalztheater stemmte Karl
Kraus‘ monumentales Weltkriegsdrama „Die letzten Tage der
Menschheit“ (Regie: Dominik von
Gunten).
© Stephan Walzl
TH E ATE R
LUTRA: Eine der ersten Premieren im Schauspiel ist
Frank Wedekinds Adoleszenz-Drama „Frühlings Erwachen“. Steht dahinter die Idee, auch ein junges
Publikum für die „Liebe“ im Theater zu entflammen?
Häberli: Ja. Da geht es um Pubertätsprobleme. Da
geht es um die Jugend. Es ist ein Stück, das Wedekind am Ende des 19. Jahrhunderts geschrieben hat.
Und auch wenn sich die familiären Verhältnisse heute
anders darstellen als damals, halte ich diese Kindertragödie noch immer für ein hochaktuelles Werk.
Und wir hoffen, dass Schulen und Jugendliche darauf aufmerksam werden und sich dieses nach wie
vor brisante Stück anschauen.
LUTRA: Apropos junges oder jüngeres Publikum. Die
schwierigste Zielgruppe für die Theater sind eigentlich nicht wirklich die Menschen unter 20, sondern
die Leute mittleren Alters, die 25- bis 50-Jährigen, die
mit Familie oder Karriere beschäftigt sind. Wie bekommen Sie die ins Theater?
Häberli: Diese Altersgruppe ist in der Tat schwer zu
gewinnen. Aber auch dafür haben wir uns Konzepte
ausgedacht, die wir seit meinem Amtsantritt verfolgen. Wir haben zum Beispiel das Afterwork-Abo
eingeführt. Dadurch können Berufstätige am Dienstagabend direkt nach der Arbeit ins Theater kommen, denn sie erhalten vor der Vorstellung von dem
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Choreografen der Interimsphase: James Sutherland (li.)
choreografiert „Romeo und
Julia“ auf Prokofjews berühmte Ballettmusik (Premiere:
13.2.2016), Katrín Hall gestaltet
im Mai 2016 einen Tanzabend
auf der Werkstattbühne.
© Pfalztheater
Dramaturgen, der die Einführung hält, einen Teller
Suppe mit Brot. Und sonntagnachmittags bieten
wir eine Kinderbetreuung an für alle Eltern, die dann
gerne Theater schauen wollen.
LUTRA: Noch eine Frage zur Tanzsparte: Im Moment
sucht das Pfalztheater ja nach einem neuen Ballettdirektor. Wäre für das Haus alternativ nicht auch ein
kuratorisches Modell denkbar?
Häberli: Generell finde ich es gut, wenn jede Sparte
einen eigenen Kopf hat. Nun gibt es in Mainz sowie
in Darmstadt-Wiesbaden Modelle, die mich sehr interessieren, weil es dort Ballettdirektoren gibt, die
aber nicht per se gleichzeitig die Chefchoreografen
sind. Das heißt, dort choreografieren pro Saison vier,
fünf verschiedene Choreografen. Was ich jetzt in der
nächsten Spielzeit mit James Sutherland und Katrín
Hall in Kaiserslautern ausprobiere, könnte ein bisschen in diese Richtung gehen. Diese beiden Choreografen sollen dem Ensemble Wege aufzeigen, auf
welche Weise man noch tanzen kann. Von daher bin
ich gespannt, wie das vom Ensemble und vom Publikum aufgenommen wird. Aber tendenziell bin ich
der Auffassung, dass ein Stadttheater dieser Größenordnung gut beraten ist, die Position des Ballettdirektors wieder mit einer prägenden Persönlichkeit
zu besetzen.
Interview: Kai Scharffenberger
INFO
Herzog Blaubarts Burg, Oper von
Béla Bartók
Der Zwerg, Oper von Alexander
Zemlinsky
ab 19.9.2015, Großes Haus
Frühlings Erwachen, eine Kindertragödie von Frank Wedekind
ab 10.10.2015, Großes Haus
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?,
Schauspiel von Edward Albee
ab 28.11.2015, Großes Haus
Weitere Premierentermine der Spielzeit
2015/16 sowie Karten unter
Telefon 0631 3675-209, www.pfalztheater.de
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
TH E ATE R
TH E ATE R
EIN SAMS, EIN BÄR,
EIN FLÜCHTLING
Lustiger Märchenwirrwarr: Szene aus der
vergangenen Kindertheaterproduktion
„Prinzessin Anna oder Wie man einen
Helden findet“.
© Isabelle Girard de Soucanton
Das Stück nach dem Kinderbuch von Oren Lavie ist
eine wunderbar poetische Geschichte und nimmt
das junge Publikum mit auf die Wanderung eines
Bären auf der Suche nach sich selbst. In Kooperation mit dem Referat Kultur finden die Aufführungen
ab Anfang Januar 2016 in der Scheune des TheodorZink-Museums statt.
„Oper in Form eines optimistischen und tröstlichen
Märchens“ hat der Komponist Lucio Gregoretti seine Kinderoper „Flüchtling“ genannt. Im Mittelpunkt
steht das Waisenkind Djamila, das aus ihrem politisch unruhigen Heimatland fliehen muss und bei
uns Schutz sucht – ein leider brennend aktuelles
Thema in einem Musiktheaterwerk für junge Zuschauer ab 10 Jahren und junge Mitwirkende. Neben Ensemblemitgliedern des Pfalztheaters werden
auch Kindersolisten und das Junge Vokalensemble
auf der Bühne stehen. Auch das Orchester wird sich
aus jungen Musikerinnen und Musikern zusammensetzen. „Flüchtling“ wird die Reihe der „Begegnungen!“ fortgesetzt, bei denen in besonderen Projekten
Laien und Profis gemeinsam auf der Bühne stehen.
Die Premiere ist für den 10. April 2016 auf der Werkstattbühne vorgesehen.
Theater für Kinder und Jugendliche – zum Schauen und zum Mitmachen
Auch im Pfalztheater-Spielplan der Saison
2015/16 liegt ein Hauptaugenmerk auf Angeboten
für Kinder und Jugendliche. Bereits am 16. Oktober
hat „Das Tagebuch der Anne Frank“ als Klassenzimmerstück Premiere. Aus Anlass des 70. Todestags von
Anne Frank im Konzentrationslager Bergen-Belsen bereitet Schauspieldirektor Harald Demmer den Stoff
für junge Zuschauer ab 12 Jahren auf. Bei den mobilen Aufführungen in Schulen in Kaiserslautern und
der Region tritt die Geschichte des Mädchens Anne
Frank ganz unmittelbar in die Realität heutiger Schülerinnen und Schüler. Anne Frank wird dabei von der
jungen Schauspielerin Nele Sommer verkörpert, die
mit Beginn der Spielzeit neu ins Ensemble des Pfalztheaters kommt.
Die Tradition des Kinderstücks zur Weihnachtszeit
wird auch in dieser Saison fortgesetzt. Auf dem Programm steht dieses Jahr „Eine Woche voller Samstage“ nach dem Kinderbuchklassiker von Paul Maar.
Yvonne Kespohl inszeniert die Geschichte des etwas schüchternen Herrn Taschenbier, dessen Leben
durch das frech-respektlose Sams tüchtig durcheinander gerät. Die Premiere ist am 17. November im
Großen Haus des Pfalztheaters, es folgen Aufführungen vormittags für Schulen und am Wochenende
für die ganze Familie.
Nach „Honigherz“ und „Farben“ steht mit „Der Bär,
der nicht da war“ wieder ein Theatererlebnis für
ganz junge Besucher ab 3 Jahren auf dem Programm.
17
Ebenfalls Theater zum Mitmachen ist seit jeher
das Junge Theater am Pfalztheater. Jugendliche
zwischen 16 und 21 Jahren treffen sich ab Oktober
2015, um zunächst in verschiedenen Workshops ein
Gefühl dafür zu bekommen, was es heißt, auf der
Bühne zu stehen und eine Rolle zu spielen. In einer
zweiten Phase wird dann miteinander ein Stück erarbeitet, das Ende Juni 2016 auf der Werkstattbühne
zur Premiere kommen wird. Im dritten Jahr leitet die
junge Regisseurin Yvonne Kespohl das Junge Theater. Interessierte Mitspieler können sich bei Dramaturgin Melanie Pollmann am besten per Mail melden:
[email protected].
Für Kinder und Jugendliche gibt es mit den Kinderabos in zwei Altersstufen und dem Jugend-Abo
günstige Angebote, um ganz viel Theater im Pfalztheater zu erleben. Informationen hierzu sind an der
Theaterkasse erhältlich. (red)
INFO
Das Tagebuch der Anne Frank
Klassenzimmerstück, ab 12 Jahren
ab 16.10.2015 mobil in Schulen
Eine Woche voller Samstage
Kinderstück von Paul Maar, ab 6 Jahren
ab 17.11.2015, Großes Haus
Der Bär, der nicht da war
Kinderstück nach dem Buch von Oren Lavie,
ab 3 Jahren
ab 3.1.2016, Scheune des Theodor-ZinkMuseums
Flüchtling
Kinderoper von Lucio Gregoretti, ab 10 Jahren
ab 10.4.2016, Werkstattbühne
Alle Jahre wieder zeigt das Pfalztheater ein besonderes
Kinderstück zur Weihnachtszeit: 2014 war das „Der
satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ nach
dem Kinderbuch von Michael Ende.
© Isabelle Girard de Soucanton
Junges Theater am Pfalztheater
Theater mit Jugendlichen für Jugendliche
ab 25.6.2016, Werkstattbühne
Informationen und Karten:
0631 3675-209, www.pfalztheater.de
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
TH E ATE R
JEDERM ANN ALS ROCK MYSTERIUM
Ab 25. September spielt das Pfalztheater wieder „Everyman“
„Jedermann“ rockt: Das Musicalspektakel „Everyman“
wird auch in der neuen Saison am Pfalztheater Kaiserslautern gespielt.
© Hans-Jürgen Brehm-Seufert
In die Geschichte der bemerkenswerten Erstund Uraufführungen am Pfalztheater im Bereich des
Musicals wird ganz sicher der umjubelte Premierenabend von „Everyman“ eingehen – nach „Abydos“,
„Ludus Danielis“, „Christ0“ und „Die Chronik der
Unsterblichen – Blutnacht“ das mittlerweile fünfte
Projekt mit der progressiven Metal-Band Vanden
Plas. Auf der Basis eines anonymen englischen Moralitätenspiels aus dem Jahr 1490 – wenn man so
will der „Ur-Jedermann“, auf den sich auch Hugo von
Hofmannsthal für sein berühmtes Schauspiel berief
– entstanden 23 musikalische Szenen, die das „Spiel
vom Sterben des reichen Mannes“ neu beleuchten.
Die Musik von Vanden Plas spannt einen Bogen vom
typischen Metal-Rock-Sound der Band über einfühlsame Balladen und große Chortableaus bis hin zu
Reggae-Anklängen und dem Zitat einer barocken
Fuge. Zusammen mit dem Ausstattungsteam Thomas
Dörfler (Bühne) und Michael D. Zimmermann (Kostüme) schuf Regisseur Johannes Reitmeier ein opulentes Bilderpanorama zum Stoff, beginnend bei den
ausgelassenen Festen des Jedermanns über die Konfrontation mit dem Tod und die einsetzende Umkehr
bis zur Aufnahme in den Himmel. Für die tänzerische
Seite des Rockspektakels war als Gastchoreograph
Christopher Tölle verantwortlich. Randy Diamond
und Andy Kuntz stehen einander als Jedermann und
Tod gegenüber, flankiert von Astrid Vosberg, Adrienn
Čunka, Maciej Salamon, Monika Hügel, Peter Floch
und Bernhard Schreurs in verschiedenen Rollen.
„Everyman“ ist als Koproduktion des Pfalztheaters
mit dem Theater Münster und dem Tiroler Landestheater Innsbruck entstanden, wo das Rockmysterium in den kommenden Spielzeiten zu sehen sein
wird. (red)
INFO
„Everyman“
Termine am Pfalztheater Kaiserslautern in der
Spielzeit 2015/16:
25.9., 1.10., 16.10., 24.10., 5.11. und
30.12. 2015, 2.1. und 30.1.2016 jeweils um
19.30 Uhr; am 17.1.2016 um 18 Uhr
Karten: 0631 3675-209, www.pfalztheater.de
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
MUSIK
MUSIK
ME ISTERLI CHES, EURO PÄ ISCHES,
NEUES UND UNBEKANNTES
Virtuose Violinsonaten:
Der Geiger Daniel Hope
und sein Klavierpartner
Sebastian Knauer gestalten
am 26. November eine
Hommage an Yehudi
Menuhin, mit Werken
unter anderem von Enescu,
Ravel, Bartók und Walton.
Ein Überblick über die Konzerte der Stadt Kaiserslautern 2015/16
© Harald Hoffmann
Kammermusik für eine und mehr Klarinetten: Das Trio di
Clarone mit der berühmten Klarinettistin Sabine Meyer
(li.) spielt am 8. Oktober ab 20 Uhr in der Fruchthalle Werke von Bach bis Strawinski und Poulenc.
Singt am 16. Oktober „geliebte Lieder“ in Kaiserslautern: Tim Fischer,
der „Wunderknabe des
Chansons“.
© Friedrun Reinhold
© Marion Koell
Die neue Konzertsaison 2015/16 der Stadt
Kaiserslautern wird geprägt durch die drei festen
Partnerorchester – die Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz, die Deutsche Radio Philharmonie
Saarbrücken Kaiserslautern und das Orchester des
Pfalztheaters – sowie durch herausragende internationale Interpreten und hochkarätige Dirigenten.
In den sinfonischen Konzerten gibt es einen kleinen Schwerpunkt auf den Komponisten Schubert
und Mahler, der eine ein Wegbereiter von der Klassik zur Romantik, der andere ein Türöffner von der
Romantik zur Moderne. Daneben erklingen in den
Konzerten zentrale Werke des Kernrepertoires wie
Beethovens Violinkonzert, das berühmte Klavierkonzert von Tschaikowski oder auch eine der wichtigen
späten „Londoner Sinfonien“ Haydns.
Drei Konzerte blicken auf Europa, mit den Länderschwerpunkten Russland, Frankreich und England.
Drei Konzerte widmen ihre Programme der Klassik
und Neoklassik oder auch dem jungen Mendelssohn.
Zwei Konzerte mit Barock-Repertoire werden musiziert von Spezialisten wie Konrad Junghänel und
dem Ensemble „La Meraviglia“. Das 20. Jahrhundert
wird ebenso europäisch repräsentiert: durch Arnold
Bax, Manuel de Falla, Francis Poulenc, Igor Strawinski,
Walter Braunfels und Viktor Ullmann bis hin zur zeitgenössischen Moderne mit zwei Uraufführungen.
Zwei der Sinfoniekonzerte sind inhaltlich verknüpft
mit Ausstellungen des Museums Pfalzgalerie, einmal zum Thema „Schlüssel und Schloss“ mit Edward
Elgars berühmten „Enigma-Variationen“, die auch
aus dem Film „Matrix“ bekannt sind, und dann mit
„Musikalischen Landschaften“ in Verbindung zur
Ausstellung „Pfälzer Landschaften“.
Die Kammerkonzerte werden eröffnet von der bedeutenden Klarinettistin Sabine Meyer. Es folgen Auftritte von so renommierten Solisten und Ensembles wie
dem Geiger Daniel Hope, dem Artemis-Quartett, der
Geigerin Isabelle van Keulen mit den Kammersolisten
XXI, dem weltweit gefeierten Tenor Klaus Florian Vogt
(mit Schuberts Liedzyklus „Die schöne Müllerin“), dem
Pianisten Artur Pizarro und dem Fauré-Quartett. Diese werden große Meisterwerke ebenso interpretieren
wie Unbekanntes und Neues. Neu ist auch die Kombination zweier Kammermusik-Programme am Sonntagnachmittag mit Lesungen von Elke Heidenreich
und Dominique Horwitz.
Spannende Begegnungen bieten wieder die erfolgreiche Reihe der „Jazzbühne meets …“ sowie die
„Konzerte außer der Reihe“ des portugiesischen
Fado-Shootingstars Gisela João, von Tim Fischer
oder auch der „Piano Soul Bar“ mit Günter Werno
und Andy Kuntz.
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Weitere Angebote runden das Programm ab: ein
Silvesterkonzert als „Reise in den Orient“ mit der
Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern und die Konzerte der USAFE und USAREUR
zu Weihnachten und zum 3. Oktober. Interessante
Begegnungen mit „Pinocchio“ oder auch mit einem
Tannenbaum und Alphörnern versprechen die Kinder-, Familien- und Schulkonzerte. Hinzu kommen
noch ein Benefizkonzert mit dem Sinfonieorchester
des Landkreises zu Gunsten einer Neugestaltung des
Eingangsfoyers der Fruchthalle, der Landesorchesterwettbewerb des Landesmusikrats sowie bereits
zum siebten Mal „Talente der Region“ im SWR-Studio.
In der bewährten Programmstruktur werden so in
der kommenden Saison insgesamt 45 Veranstaltungen geboten, vor allem in der Fruchthalle, dazu
an den anderen Spielorten wie dem SWR-Studio
oder auch dem Casino der Volksbank. Als Neuerungen gibt es zwei kleine Abonnements mit nur vier
ausgewählten Veranstaltungen sowie ein neues
Jugend-Abo in Kooperation mit der Kammgarn. Außerdem gibt es zukünftig eine Einführung vor jedem
Sinfoniekonzert freitags und jedem Kammerkonzert
donnerstags. Alle Abonnentinnen und Abonnenten
erhalten gegen Vorlage des Abonnenten-Ausweises
nun auch beim Kauf von weiteren Einzelkarten für
alle Konzerte der Stadt Kaiserslautern (außer Kinderund Familienkonzerte und Silvesterkonzert) eine Ermäßigung von 25 Prozent.
Christoph Dammann
INFO
Das komplette Konzertprogramm mit allen
Terminen sowie Informationen zu den
verschiedenen Abonnements findet man im
Internet unter
www.fruchthalle.de und
www.kaiserslautern.de
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
MUSIK
MUSIK
Uraltes Blasinstrument: Vor 35.000 Jahren spielte man auf
der Schwäbischen Alb solche Flöten aus Geierknochen.
© Claus Rudolph /
Urgeschichtliches Museum Blaubeuren
SCHWERE KOST NEUE MUSIK
Überlegungen zu den Ursprüngen und der gegenwärtigen Lage der E-Musik
Jahrhunderte lang gab es praktisch nur
„Neue Musik“. Das Publikum hörte ausschließlich
Musik lebender Komponisten, die sich mit Innovationen gegenseitig zu übertreffen versuchten. Diese
schrieben für das Tagesgeschäft und nicht für die
Nachwelt. Ein historisches Repertoire gab es lange
nicht und bildete sich erst im 19. Jahrhundert allmählich heraus. Die Verbindung zwischen Volksmusik und
sogenannter „Kunstmusik“ war eng. Komponisten
bedienten sich volkstümlicher Melodien und Tanzrhythmen, komponierter Melodien, Tänze oder auch
Märsche wurden volkstümlich. Händels „Messias“
war zum Beispiel so populär, dass Volksliedtexte
auf Melodien seines Oratoriums gesungen wurden,
ebenso Mozarts „Figaro“ oder auch Wagners „Lied
an den Abendstern“. Bachs Werke gerieten nach
seinem Tod bald in Vergessenheit und wurden erst
durch Felix Mendelssohns Wiederaufführungen ab
1829 einem breiteren Publikum ins Bewusstsein zurück gebracht. Der im 19. Jahrhundert entstehende
bürgerliche Konzertbetrieb brachte zunächst ebenfalls fast ausschließlich zeitgenössische Werke zur
Aufführung und bildete dann nach und nach Programme auch mit älteren Werken. Um 1780 bestand
ein Konzertprogramm noch zu 90 Prozent aus aktueller und zu 10 Prozent aus historischer Musik. Ab der
Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich dieses Verhältnis: Die Klassik stand im Mittelpunkt.
Wie mag Musik entstanden sein? 2009 gruben Archäologen auf der Schwäbischen Alb eine über
35.000 Jahre alte, aus einem Gänsegeierknochen gefertigte Flöte aus. Die Wissenschaftler sehen es als
erwiesen an, dass Musik schon damals zum Alltag
gehörte und weit verbreitet war. Der Ursprung musikalischer Äußerungen ist sicher durch die menschliche Stimme entstanden, die Freude am Klang, und
durch das Bedürfnis zu tanzen. Gesang und Tanz, der
menschliche Körper, der Zusammenklang von Stimmen, Klatschen der Hände, Stampfen der Füße sind
also für jede Musik von wesentlicher Bedeutung.
Noch heute sehen wir bei sogenannten Naturvölkern, dass Gesang und Tanz untrennbar mit ihrem
Alltag, mit Festen, Riten und Kulten verbunden sind.
Das Blasen eines hohlen Knochens oder Rohres, die
Resonanz eines Holzstücks, das Zupfen einer Bogensehne, das Trommeln auf einem aufgespannten Fell erschließen spielerisch weitere Ausdrucksmöglichkeiten.
Hinzu kommt ein interessantes physikalisches Phänomen: das der sogenannten Natur- und Obertöne.
Jeder kennt dieses Phänomen zum Beispiel durch
schnelles Drehen eines geriffelten Schlauchs oder
durch unterschiedliches Überblasen eines Flaschenhalses. Bei aufgespannten Saiten, etwa einer Gitarre,
sind es die Flageolett-Töne, die an bestimmten Stellen
der Saite zum Klingen gebracht werden können. Als
Obertöne schwingen diese Teiltöne in jedem Klang
mit. Dieses Phänomen ist bereits seit der Antike
bekannt. Interessant dabei ist, dass diese Obertöne
sich aus ganzzahligen Vielfachen der Frequenz des
Grundtones ergeben. In der sich so bildenden Reihe
von Obertönen sind die ersten auf den Grundton folgenden sehr harmonisch, unser Gehör nimmt sie als
sehr „passend“ zueinander wahr. Für Musiker sind
die Bezeichnungen für diese konsonanten Tonabstände die Oktave, die Quinte und die Terz, woraus
sich dann musikalische Harmonien ergeben.
Generell kann man sagen, dass die ersten Naturtöne miteinander klingend als konsonant empfunden
werden, die späteren in Bezug zum Grundton als
dissonant. Mit diesem Spannungsverhältnis von
harmonischer Spannung und Entspannung aufeinanderfolgender Klänge haben Komponisten immer
gearbeitet, auf faszinierend unterschiedliche und
vielfältige Weise. Was einmal als konsonant empfunden wird, kann in anderen musikalischen Zusammenhängen dissonant sein und umgekehrt. Neben
der harmonischen Ebene des Zusammenklangs spielt
natürlich die einstimmige Melodie eine große Rolle.
Diese kann sich in kleinen Abständen bewegen, wie
es in einfachen Liedern, Kinderliedern, Volksliedern
und Schlagern geschieht, oder in großen Sprüngen.
Hinzu kommt die zeitliche Strukturierung durch den
Rhythmus, der schnell oder langsam sein kann, der
ganz gleichmäßig sein kann wie Pulsschlag, Atmung
oder auch unser Gehen. Daneben kann der Rhythmus aber auch aufwühlend sein, wie lateinamerikanische Rhythmen oder sogar ganz chaotisch.
Im 20. Jahrhundert entwickelte sich aus der sogenannten „Zwölfton-Musik“ die „serielle Musik“,
23
deren Ziel – verkürzt gesagt – unter anderem die
Vermeidung tonaler Strukturen oder regelmäßiger
Rhythmen ist. Es wird dadurch ein Grad an Abstraktion und Komplexität erreicht, der hörend selbst von
Fachleuten nicht nachvollzogen werden kann und
auch nicht soll. Es hat sich inzwischen ein Spezialistentum für „Neue Musik“ herausgebildet, sowohl auf
Seiten der Musiker als auch des Publikums, durch Ensembles und Festivals, die vor allem zeitgenössische
Musik aufführen. Dabei tritt oftmals die emotionale
Wirkung von Musik gegenüber der intellektuellen
Wahrnehmung in den Hintergrund. Zeitgenössische „E-Musik“ ist sehr präsent in den Konzert- und
Rundfunkprogrammen. Ein wesentliches Problem ist
jedoch, dass sehr viele neue Werke nur ein einziges
Mal aufgeführt werden und danach nie wieder, also
nicht ins Repertoire übergehen. Von dem, was als
volkstümliche Musik bezeichnet werden kann, und
was ja immer noch sehr weit verbreitet ist, hat sich
diese Art von „moderner Musik“ so weit entfernt
wie nur irgend möglich. Musikalische Parameter wie
Kantabilität, tänzerische Rhythmen, Zusammenspiel
von harmonischer Spannung und Entspannung, oder
einfach mal konsonante Klänge kommen in ihr nicht
vor, sind eigentlich sogar dogmatisch verpönt, ebenso wie erkennbare Melodien, Themen und Motive,
an die man sich erinnern kann und die verarbeitet
und variiert werden. Es gibt aber berechtigte Zweifel daran, ob die Aufgabe dieser „menschlichen“
und „natürlichen“ Parameter durch ähnlich starke
musikalische Qualitäten ersetzt werden konnte. Das
menschliche Bedürfnis nach melodischem Gesang,
Harmonien und tänzerischen Rhythmen ist jedenfalls ungebrochen, und dem könnten sich heutige
Komponisten wieder stärker zuwenden. Die Sorge,
dann nur regressiv, konservativ und „neoklassisch“
komponieren zu können, ist angesichts der unendlichen, unausgeschöpften Möglichkeiten musikalischen Materials vermutlich unbegründet.
Christoph Dammann
Meine
Auszeit
Meine RHEINPFALZ.
Meine RHEINPFALZ.
Alles was für mich wichtig ist.
Alles was für mich wichtig ist.
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
MUSIK
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Hinterfragt kritisch
die Hermetik der
Neuen Musik:
Komponist Torsten
Rasch.
© Maurice Foxall
Der zeitgenössische Komponist Torsten Rasch
im Interview
Torsten Rasch ist einer der interessantesten
deutschen Komponisten unserer Zeit. 1965 in Dresden
geboren, sang er bis 1983 im berühmten Kreuzchor.
Anschließend spielte er in einer Rockband, bevor er
von 1986 bis 1990 Komposition und Klavier an der
Dresdner Musikhochschule studierte. Nach dem
Mauerfall wanderte er nach Japan aus, wo sich sein
Interesse für Filmmusik entwickelte. 2002 kehrte
er nach Deutschland zurück. Für seinen Liedzyklus
„Mein Herz brennt“, der auf Songs von Rammstein
beruht, wurde Rasch mit einem Echo-Klassikpreis
ausgezeichnet. Mit den Pet Shop Boys arbeitete er
am Soundtrack „Battleship Potemkin“, seine erste,
auf einen Text von Thomas Brasch zurückgehende
Oper „Rotter“ wurde 2008 an der Oper Köln uraufgeführt. Es folgte, als Auftragswerk der English National Opera, die Oper „Die Herzogin von Malfi“ (UA
2010 in London). Raschs Oratorium „A Foreign Field“
erlebte seine Uraufführung 2014 in Chemnitz, und
neue Orchesterlieder des Komponisten – wiederum
auf Texte von Thomas Brasch – erklingen erstmals in
der Konzertreihe der Stadt Kaiserslautern.
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rheinpfalz.de/probelesen
rheinpfalz.de/probelesen
oder 0631 3701-6640
oder 0631 3701-6640
LUTRA: Herr Rasch, am 25. September werden Ihre
Orchesterlieder auf Texte von Thomas Brasch in
Kaiserslautern uraufgeführt. Werden wir dabei Melodien hören?
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Torsten Rasch: Aber ja. Vielleicht sollte man dabei
großzügig mit dem Begriff „Melodien“ umgehen,
denn „Hänschen klein“, Lady Gaga und Mahler – da
findet man überall Melodien. Manche kann man
sich einfacher merken, was aber nicht unbedingt ein
Qualitätsmerkmal sein muss.
LUTRA: Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass
selbst große Teile des gebildeten Klassik-Publikums
so ungern „moderne“ Musik hören und viele zeitgenössische Werke nach ihrer Uraufführung nie wieder
gespielt werden?
Rasch: Darüber haben sich schon viele gelehrte
Menschen den Kopf zerbrochen. Andere nehmen es
einfach nicht wahr, weil so eine „wunderbare Symbiose“ zwischen Feuilleton und Neuer Musik besteht.
Die neueste Musik hatte es zu jeder Zeit schwer. Da
muss man nur mal das „Lexicon of musical invective“ durchblättern, wo man zeitgenössische Kritiken
und Publikumsreaktionen nachlesen kann. Komponisten wie Brahms oder Tschaikowski, ohne die heute keine Konzertsaison vorstellbar ist, wurden in der
Luft zerrissen. Vielleicht liegt es daran, dass vieles in
der zeitgenössischen Musik einfach furchtbar klingt?
Oder weil man ihr nicht folgen kann? Oder weil sie
versucht, aus historisch verständlichen Gründen, alles Bestehende zu überwinden und Neues zu schaffen? Was macht man, wenn man merkt, niemand
kommt mit? Man könnte sagen: die Masse ist noch
nicht so weit. Oder man könnte, wenn man denn
nicht ganz verbohrt ist,nfragen,
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
MUSIK
MUSIK
FÜNF KONZERTE
FÜR 30 EURO
LUTRA: Sie kennen Katharina Thalbach, die ehemalige Lebensgefährtin von Thomas Brasch, schon sehr
lange und haben gemeinsam mit ihr die Texte für
Ihre Lieder ausgesucht. Wie gehen Sie bei der Vertonung dieser Texte vor?
Dirigiert das Konzert, in dem Raschs neue BraschVertonungen uraufgeführt werden: Kaiserslauterns
Generalmusikdirektor Uwe Sandner.
© Pfalztheater Kaiserslautern
leicht eine Sackgasse war oder ist. Ich glaube, dass
heute weltweit eine ungeheure Bandbreite existiert, in der komponiert wird. Und diese zeitgenössische Musik ist auch durchaus akzeptierter Teil der
Konzertprogramme in den USA, in Skandinavien, in
Großbritannien. Nur hierzulande begegnen wir vielerorts den Bewahrern der „Reinen Lehre“, die tatsächlich den „Fortschritt der Musik“ propagieren, als
ob es ein Auto wäre.
LUTRA: Was bedeuten für Sie Parameter wie Kantabilität, Konsonanz, Harmonien, tänzerische Rhythmen?
Rasch: Kantabilität ist ein Mittel, das einer Stimme
Ausdruck verleiht. Warum sollte ich ihr gerade dieses Mittel verweigern? Konsonanz: Eine Dissonanz
macht auch in einem großen Rahmen, also zum
Beispiel über ein ganzes Stück hinaus, keinen Sinn,
wenn ihr nicht eine Konsonanz als Kontrast gegenübersteht. Niemand bemerkt ja eine Spannung
wenn sie nicht in eine Entspannung mündet. Harmonien: unerschöpflicher Reichtum an Möglichkeiten,
einer Melodie eine Richtung zu geben. Rhythmen:
Obwohl ich Musik für Orchester als filigrane und diffizile Kunst betrachte, darf man doch nie vergessen,
dass Musik immer auch den Körper anspricht. Oft
ertappe ich mich, wie zum Beispiel bei „Le sacre du
printemps“ mein Fuß mitwippt.
Das Jugend-Abo von Fruchthalle und Kammgarn
bietet einen bunten Mix aus Jazz, Klassik und
Comedy
Rasch: Ich versuche immer, der ersten Wirkung beim
Lesen eines Textes gerecht zu werden. Ich glaube,
damit komme ich der Intention des Dichters am
nächsten. Dann natürlich analysiere ich: Gibt es Strophen? Wo sind Wiederholungen, Höhepunkte etc.?
Am wichtigsten aber ist es, den „Ton“ zu treffen, der
dem Text zu Grunde liegt.
LUTRA: Sie schreiben für eine große, opulente Orchesterbesetzung und für eine Baritonstimme. Wie
verständigen Sie sich mit Miljenko Turk, dem Gesangssolisten der Uraufführung?
Rasch: Mit Miljenko war ich in Kontakt während der
Komposition, weil ich ganz nah an seiner Stimme
sein wollte. Nichts hilft einem Interpreten mehr, als
wenn etwas für ihn geschrieben wurde.
Interview: Christoph Dammann
KONZERT
Sinfoniekonzert des
Pfalztheater-Orchesters
Dirigent: Uwe Sandner
Bariton: Miljenko Turk
Werke von Wagner (Holländer-Ouvertüre),
Mahler (Lieder eines fahrenden Gesellen),
Rasch (Orchesterlieder) und Schubert (Große
Sinfonie C-Dur D 944)
Fr 25.9.2015, 20 Uhr
Fruchthalle, Kaiserslautern
Karten:0631 365-2316, 64725 oder
36219-814, www.eventim.de
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Der mehrfach preisgekrönte Pianist Artur Pizarro
spielt am 03. März 2016 große, romantische Werke des
Klavier-Solorepertoires in der Fruchthalle.
© Alfredo Rocha
Ab der Saison 2015/16 bieten die Fruchthalle
und die Kammgarn ein gemeinsames Jugend-Abo
an. Es kostet 30 Euro, gilt für alle Schüler und Studenten bis 25 Jahre und beinhaltet fünf Konzerte.
Vocal Jazz gibt’s zum Auftakt: Die bekannte Sängerin
Cecile Verny bietet ein breites musikalisches Spektrum – von bluesigem Swing über hymnische Soulballaden bis hin zum kessen Bossa Nova (8.10.2015,
Kammgarn). Das zweite Konzert der Jugend-Aboreihe
ist eine sinfonische Reise von Spanien nach Böhmen:
Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Karel Mark
Chichon spielt die Deutsche Radio Philharmonie
Saarbrücken Kaiserslautern Werke von Manuel de
Falla, Antonín Dvořák und Wolfgang Amadeus Mozart
(20.11.2015, Fruchthalle). Zur Musik-Comedy „Nightwash“ geht’s am 14. Januar 2016 nochmals in die
Kammgarn, ehe dann am 3. März 2016 romantische
Klaviermusik in der Fruchthalle erklingt: Der mehrfach preisgekrönte Pianist Artur Pizarro interpretiert
Werke von Schumann, Chopin und Rachmaninow.
Den Abschluss bildet das Filmkonzert „Von Babelsberg
nach Hollywood“. Parallel zu Projektionen von Filmklassikern wie „Robin Hood“, „Sunset Boulevard“,
„Vom Winde verweht“ oder „Metropolis“ spielt die
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz live
die jeweils passende Filmmusik; es dirigiert Frank
Strobel (3.6.2016, Fruchthalle). (red)
INFO
Das Jugend-Abo gibt es unter Vorlage eines
Schüler- bzw. Studentenausweises in der
Fruchthalle Kaiserslautern.
Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do 9 – 12 Uhr, Mi 9 – 16 Uhr,
Fr 9 – 13 Uhr
Telefon 0631 365-3452 und -3451
Weitere Infos unter
www.fruchthalle.de oder www.kammgarn.de
Mit sWK-Card: tiCKets 20% erM.!
Präsentiert:
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KAMMGARN
INTERNATIONAL
bLuES FESTIVAL (15)
donnerstag 15. oKtoBer
donnerstag 15. oKtoBer
Freitag 16. oKtoBer
Freitag 16. oKtoBer
Freitag 16. oKtoBer
saMstag 17. oKtoBer
saMstag 17. oKtoBer
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BalKun Brothers
PoPa ChuBBy
15.10. bis 17.10.
Oct. 15 through Oct. 17
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Kammgarn wird gefördert
durch das Ministerium für
Bildung, Wissenschaft,
Weiterbildung und Kultur.
nina attal
groove CooKies
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
KUNST
KUNST
NEOBAROCKE ÜPPIGKEIT
Geschirr und toten Tieren. Waren im 17. Jahrhundert,
der Blütezeit klassischer Stilllebenmalerei, die Kompositionen weitgehend thematisch orientiert, lassen
sich die Fotografien Mercers nicht unbedingt Kategorien wie Jagd-, Küchen- oder Blumenstillleben
zuordnen, und auch jahreszeitliche Ausrichtungen kommen eher selten vor.
Die fotografischen Stillleben der Vera Mercer
Führt man sich die klassische Definition des Stilllebens vor Augen, die davon ausgeht, dass unbewegte,
leblose Gegenstände – nature morte – in den Bildern
wiedergegeben werden, so überraschen Vera Mercers
Kompositionen auf eigentümlich dynamische Weise
durch Spannung und subtile Energie, die die dargestellten Tiere und Pflanzen ungewöhnlich beseelt
wirken lassen. Eine kleine Bisamratte im Glas scheint
das luzide Gefäß für ein Schläfchen zu nutzen, der
Kopf eines Ziegenbocks schaut uns so kess entgegen,
als wolle er sich im nächsten Moment die Lippen lecken und uns anmeckern. Das Gefieder von Fasanen,
Hähnen und Krähen leuchtet so farbenprächtig und
gesund, dass man es berühren und zahlreiche der in
lebendigem Glanz drapierten Fische entweder in einen Topf oder zurück in ihr ursprüngliches Element
expedieren möchte.
Chicken with Cheese, Paris 2008.
© Vera Mercer
Als Kind wollte sie Gärtnerin werden. Eine
Ausbildung in modernem Tanz erhielt sie von Mad
Kleve, einer Schülerin der legendären Mary Wigman,
die als eine der einflussreichsten Wegbereiterinnen
und Protagonistinnen des rhythmisch-expressiven
Ausdruckstanzes gilt. Ihre tatsächliche Berufung
aber hat die 1936 in Berlin geborene Vera Mercer in
der Fotografie gefunden.
In jungen Jahren verheiratet mit Daniel Spoerri, dem
Schweizer Begründer der sogenannten Eat-Art, bewegte sich Mercer selbstverständlich im Kreis der
Künstler des Nouveau Réalisme, die sie porträtierte und mit denen sie, auch als eine Art Chronistin,
zusammenarbeitete. Heute lebt die Fotografin in
Omaha im US-Bundesstaat Nebraska und unterhält
ein Studio in Paris.
In der Ausstellung „Vera Mercer. Stillleben“ zeigt das
Museum Pfalzgalerie weitgehend barock anmutende Großaufnahmen von Lebensmitteln, Blumen,
Weiß man, dass Vera Mercer mit ihrem Ehemann in
Omaha drei Restaurants betreibt, stellt sich eher früher als später der Gedanke ein, dass etliche dieser herrlichen Geschöpfe über kurz oder lang eine Tafel zieren
werden – dann in einem anderen Aggregatzustand.
Ausgesprochen einladend wirken auch Gläser, Schalen, Karaffen und Kerzenleuchter, welche zahlreich
und wiederkehrend die meist opulent bestückten
Arrangements bevölkern.
Zerbrechliche Materialien und niederbrennende Kerzen übernehmen die Funktion des „Memento Mori“,
die im klassischen Stillleben die Vergänglichkeit alles
Irdischen in Erinnerung ruft. Auch mag angesichts
der Aufnahmen Mercers manchen Betrachter ein leises schmerzliches Gefühl der Nichtverfügbarkeit beschleichen, das die Lust an der grandiosen Üppigkeit
des Dargebotenen ein wenig relativiert.
Die Fotografien leiten den Blick nicht nur auf all die
inhaltlichen Sensationen, sondern auch auf irritierende räumliche Aspekte, die den logischen Bildaufbau subversiv hinterfangen, auf malerisch-morbid
anmutende Wandstücke und geheimnisvolle Hintergründe, die Fragen nach dem Aufbau der Installationen aufwerfen. Das allzu Offensichtliche erweist
sich als geschickte Konstruktion, die die Lust am
Motiv unterstreicht und eine ebenso einladende wie
abschreckende Wirkung entfalten kann. Möglicherweise beleuchten hier Kontraste und Ambivalenzen,
den barocken Vorbildern vergleichbar, Aspekte unserer Gesellschaft.
Britta E. Buhlmann
AUSSTELLUNG
Vera Mercer. Stillleben
28.11.2015 bis 3.4.2016
Eröffnung: Freitag, 27.11., um 19 Uhr
Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Museumsplatz 1
Öffnungszeiten:
Di 11 – 20 Uhr
Mi – So 10 – 17 Uhr
Info: 0631 3647-201, www.mpk.de
Mushroom, Omaha 2013.
© Vera Mercer
The Bass, Paris 2014.
© Vera Mercer
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KUNST
KUNST
KUNSTWERK BUCH
Das Museum Pfalzgalerie sammelt auch Künstlerbücher
Ein Aufenthalt in der Hölle:
1961 gestaltete der Surrealist
André Masson „Une saison en
enfer“ von Arthur Rimbaud
(mpk, Graphische Sammlung,
Foto: Gunther Balzer, Kaiserslautern).
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
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WEGE ZWISCHEN
LINIE UND R AUM
Das mpk zeigt Arbeiten der Künstlerin
Katharina Hinsberg
Katharina Hinsberg, Divis, 2013, Farbstift auf Papier, ausgeschnitten,
30 x 30 cm, Foto: Achim Kukulies Düsseldorf,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Künstlerbücher sind, wie die Bezeichnung
schon sagt, Bücher oder Buchobjekte von Künstlern,
die in wie auch immer gearteter Weise das Buch
zum künstlerischen Objekt machen. Dadurch und in
ihrem Status als Originalarbeit unterscheiden sich
Künstlerbücher grundsätzlich vom normalen Buch,
das in hoher Auflage im Offsetdruck produziert wird.
Weil Künstlerbücher im Gegensatz dazu meist als
Unikate oder allenfalls in kleinen Auflagen erscheinen, werden sie auch als „rare books“ bezeichnet
und in Bibliotheken in den „Rara“-Abteilungen aufbewahrt. Da Künstler Urheber von Künstlerbüchern
sind, werden sie auch von den Graphischen Sammlungen der Museen gesammelt.
Die traditionelle Form des Buches aus bedruckten,
gebundenen Seiten wird in Künstlerbüchern oft
verändert oder experimentell behandelt, in Frage
gestellt, jedenfalls individualisiert. Anfangs noch an
die Tradition der illustrierten Bücher angelehnt, gibt
es heute im Künstlerbuch viele variable Ansätze: Objekte, Multiples, Collagen aus den unterschiedlichsten
Materialien verwandeln das Buch zum ästhetischen
Ereignis.
Die Graphische Sammlung des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern verfügt in ihren Beständen über
eine ganze Reihe bedeutender Künstlerbücher: Von
Max Slevogts „Leben des Benvenuto Cellini“ über
Wassily Kandinskys „Klänge“ bis zu Robert Mangolds
„Sieben Maximen“ zu Hölderlin und Robert Schwarz‘
„Passione di Roma“ zu Catull wurden über die Jahre
viele verschiedene Formen und wesentliche Ausprägungen des Künstlerbuchs erworben und gesammelt.
Heinz Höfchen
AUSSTELLUNG
Schönheit gebunden – Künstlerbücher
aus der Graphischen Sammlung
des mpk
19.9.2015 bis 15.11.2015
Eröffnung: Freitag, 18.9., um 19 Uhr
Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Museumsplatz 1
Öffnungszeiten:
Di 11 – 20 Uhr
Mi – So 10 – 17 Uhr
Info: 0631 3647-201, www.mpk.de
Die Zeichnung steht im Mittelpunkt des
Schaffens von Katharina Hinsberg. Die Linie ist
Grundlage und zentraler Ausgangspunkt ihrer Auseinandersetzung mit Materie und Raum. Außerdem
nutzt die Künstlerin Mittel der Installation und der
Bildhauerei. Sie geht der Frage nach, welche Wirkung zeichnerische Prozesse in ihrer Transformation
und Neugestaltung im und mit dem Raum entfalten.
Unter Verwendung von Farbstift, Tusche oder Grafit
entstehen beispielsweise Zeichnungen auf Papier,
die Katharina Hinsberg mit Messer und Skalpell
ausschneidet und in neue Zusammenhänge stellt.
Zuweilen werden Partien eines Blattes lediglich eingeschnitten, die Fläche dadurch aufgebrochen und
der entstehende Raum als Gestaltungsmittel in die
Zeichnung integriert. Außenrand und Binnengrenze,
Fläche und Freiraum setzen in rhythmischer Komposition maßgebliche Akzente. Gitter und Netze,
geordnete Linienstrukturen und solche, die in freier
Formation Raum erobern, erweitern so die Betrachtungsmöglichkeiten ins Dreidimensionale.
Ein wichtiges Kennzeichen der Arbeitsweise Hinsbergs
ist die Serialität. In kontinuierlich entwickelten Werkgruppen wird der Prozess des repetitiven Zeichnens,
der Geduld und ein erhebliches Maß an Konzentration fordert, eindrücklich vor Augen geführt. Die
variantenreichen Arbeiten kann man als „Itinerar”
(Wegbeschreibung) lesen. Spuren, Routen, Wegenetze öffnen und verwandeln Räume, die zum Nachdenken über Wirklichkeit und Vorstellung, Fülle und
Leere, Emotion und Ratio einladen.
1967 in Karlsruhe geboren, lebt und arbeitet die
Künstlerin seit einigen Jahren auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss. Katharina Hinsberg lehrt
seit 2011 als Professorin für Konzeptuelle Malerei an
der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken.
Annette Reich
AUSSTELLUNG
Itinerar – Katharina Hinsberg
12.9.2015 bis 10.1.2016
Eröffnung: Freitag, 11.9., um 19 Uhr
Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Museumsplatz 1
Öffnungszeiten:
Di 11 – 20 Uhr
Mi – So 10 – 17 Uhr
Info: 0631 3647-201, www.mpk.de
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KUNST
KUNST
BAULICHE
M E TA M O R P H O S E N
Zeichnungen von Stijn Jonckheere – ein Rückblick
auf eine Ausstellung in der Architekturgalerie
Nach der Ausstellung „Taut meets Hussong“
gastierte in der Zeit vom 9. bis zum 26. Juni 2015 der junge belgische Künstler Stijn Jonckheere mit seiner Schau
„What The Water Brought“ in der Architekturgalerie
Kaiserslautern. Meist von realen Orten inspiriert, dokumentiert seine Arbeit durch kreative Prozesse entstandene Metamorphosen. Dabei spielen Erinnerungen,
auch aus Jonckheeres Kindheit in Brüssel, eine entscheidende Rolle.
Der 1989 im belgischen Torhout geborene, heute in
München lebende und tätige Architekt zeigte Werke,
die nicht auf traditionelle Vorschriften achten. Vielmehr geht es bei Jonckheeres axonometrischen Zeichnungen darum, dass der Betrachter einen Blick hinter
die Kulissen der Realität und des Alltags werfen kann.
Wie in einem Tagtraum gelten in seinen Arbeiten andere Naturgesetze, die weder Fehler korrigieren wollen,
noch sich als verbesserte Version der Wirklichkeit dem
Betrachter aufdrängen. Die Darstellungen sind von
architektonischen Elementen geprägt, die konstruktiv
anmuten, aber auf keinem realen Regelwerk basieren.
Dabei schöpft Jonckheere aus seinem Repertoire als Architekt, für den Material und Form bestimmte Gefühlswelten widerspiegeln und symbolisieren.
Ein Tagtraumblick auf Architektur: Stijn Jonckheeres
Digitalprint „Brabant (fragment II)“, 2015
© Jonckheere
KUNSTHANDWERK IM
STETEN WECHSEL
Der Kulturmarkt vor Weihnachten in der Fruchthalle
Vom 23. November bis 20. Dezember findet
in der historischen Fruchthalle Kaiserslautern der
nunmehr 34. Kulturmarkt vor Weihnachten statt.
Auf dem Markt bieten rund 80 wechselnde Ausstellerinnen und Aussteller aus der Region hochwertiges
Kunsthandwerk sowie Produkte aus der Fertigung
karitativer Organisationen und vielfältige Geschenkideen zum Stöbern, Staunen und Kaufen an. Durch
den stetigen Wechsel der Ausstellenden über den
gesamten Zeitraum des Marktes können die Besucherinnen und Besucher immer wieder Neues entdecken, beispielsweise aus den Bereichen Keramik,
Glas, Holz, Stein und Metall sowie individuellen und
handgefertigten Schmuck, Stoffe, Mode und Weihnachtsdekorationen. Claudia Mühlberger
Zudem zitiert Jonckheere den belgischen Künstler
Panamarenko als Teil seiner Inspiration. Dieser sagte
sinngemäß: „In meiner Kunst ist das Flugzeug nicht
dazu da, um bewegt zu werden, sondern um das Ideal
Fliegen an sich in einer großen und aufwendig inszenierten, dysfunktionalen Geste zu verdeutlichen. Das
Gefühl des Fliegens wird durch meine Kunst vermittelt.
Dies ist viel stärker als das tatsächliche Fliegen.“
INFO
34. Kulturmarkt vor Weihnachten
In der zweiten Jahreshälfte zeigt die Architekturgalerie weitere spannende Ausstellungen; als besonderes
Highlight geht die Diskussionsreihe „Stadtdiskurs“ in die
dritte Runde. (red)
23.11. bis 20.12.2015
Fruchthalle Kaiserslautern
Öffnungszeiten:
Mo – So 12 – 19 Uhr
(an Konzertabenden bis 20 Uhr)
INFO
Blick in die
Architekturgalerie
© Privat
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© Stadt Kaiserslauten
34
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Info: 0631 365-4436 und -1410,
www.fruchthalle.de, www.kaiserslautern.de
www.architekturgalerie.org
© Stadt Kaiserslautern
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KUNST
KUNST
Zeitmessung quer durch die Zeiten: Für ihr Gemälde „In
time – different times“ wurde Michelle Schmidt mit dem
ersten Jugendkunstpreis Kaiserslautern ausgezeichnet.
37
bereichsleiterin für Kunst und Kultur an der Volkshochschule sowie VHS-Direktor Michael Staudt.
© Volkshochschule Kaiserslautern
75 Jugendliche hatten ihre Wettbewerbspreise eingereicht. Die Gewinner wurden im Rahmen einer
Vernissage am 9. Juni 2015 der Öffentlichkeit präsentiert. 30 Arbeiten wurden ausgewählt, um sie in
einer Ausstellung in der VHS Galerie zu zeigen.
Spielen früher, heute
und in der Zukunft:
Der 2. Preis ging an
Doreen Sychmüller (13)
für Spielwiese.
© Volkshochschule
Kaiserslautern
WIE DIE ZEIT VERGEHT
Der 1. Jugendkunstpreis Kaiserslautern wurde vergeben
Die Volkshochschule Kaiserslautern und ihre
Jugendkunstschule haben mit Beginn des Herbstsemesters 2014 einen Jugendkunstpreis ausgelobt,
der zukünftig alle zwei Jahre vergeben werden soll.
Wettbewerbsthema 2014 war „Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“. Mit dem Jugendkunstpreis will
die Volkshochschule in Zeiten eines „digitalen Klimawandels“ kulturelles und künstlerisches Bewusstsein stärken, eigene kreative Fähigkeiten wecken
und vor allem Talente in der Region fördern und auch
erste Ausstellungsmöglichkeiten bieten. „Ein solcher
Preis ist in der Westpfalz einmalig und die Preise
sind attraktiv“, sagt der Leiter der Volkshochschule
Michael Staudt.
Um den Jugendkunstpreis Kaiserslautern konnten
sich alle jungen Menschen im Alter zwischen 12 und
20 Jahren bewerben, die ihren Wohnsitz zum Zeit-
punkt der Ausschreibung in Stadt oder Landkreis
Kaiserslautern hatten oder ebendort eine Schule
oder Ausbildungsstätte besuchten. Die Jugendlichen waren aufgerufen, eine Arbeit als Original in
einer Mappe einzureichen. Die Werke konnten nur
im zweidimensionalen Bereich, also flach gearbeitet
werden. Es gab grundsätzlich keine Einschränkung
bei der Wahl der Mittel. Mögliche Gestaltungen
waren: Zeichnung, Malerei, Fotografie, Druckgrafik,
Computergrafik, Collage und Decollage. Die eingereichte Arbeit musste sich mit dem aktuellen Thema
der Preisausschreibung künstlerisch auseinandersetzen.
In die Auswahljury wurden berufen: Marlene Jochem,
die ehemalige Leiterin des Theodor-Zink-Museums,
der Künstler Volker Tinti, der Direktor des Referats
Kultur Dr. Christoph Dammann, Barbara Sand, Fach-
Lebenszyklus eines Hundes: Für „Schaltjahr“ bekam
Skye Degen (15) den 3. Preis.
© Volkshochschule Kaiserslautern
Der erste Preis wurde der 17-jährigen Michelle
Schmidt zuerkannt, für ihr Gemälde „In time – different times“. In der Begründung der Jury heißt es
dazu: „Es handelt sich um eine sehr gut ausgeführte Arbeit in Mischtechnik von Gouache und Pastell
auf Aquarellpapier. Michelle Schmidt hat das Thema
‚Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft‘ durch Uhren
dargestellt. Jede zeigt eine andere Zeit und jede ist
anders gestaltet. Einige erscheinen antik, es gibt
eine Sonnenuhr, Tierkreiszeichen und römische Ziffern, dazu auch modernes Design und scheinbar
zeitlose Uhren, bis hin zur surrealen Auflösung der
Zeitmessung wie bei Salvador Dalí. Keine der Uhren
erscheint vollständig, wir sehen nur Ausschnitte
ohne Anfang und Ende. Damit findet die Künstlerin
überzeugende Wege, das Thema und die Vergänglichkeit und Kontinuität der Zeit künstlerisch zu verarbeiten.“
Der zweite Preis ging an Doreen Sychmüller (13) für
das Acryl-Bild „Spielwiese“, Skye Degen (15) machte
mit seinem „Schaltjahr“ den dritten Platz, und die
zwölfjährige Darja Tarnopolskaja bekam für ihre
Darstellung im „Fluss der Zeit“ den Sonderpreis der
Jury.
(red)
INFO
Antlitz im „Fluss der Zeit“: Darja Tarnopolskaja (12)
wurde mit dem Sonderpreis bedacht.
© Volkshochschule Kaiserslautern
www.vhs-kaiserslautern.de
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KUNST
KUNST
L AU T E R N K R E AT I V V E R N E T Z T
zur Verbesserung der aktuellen kulturellen Situation
in Kaiserslautern. Diskutiert wurde beispielsweise,
wie ein besserer Überblick über die vielfältigen kulturellen Angebote und zahlreichen Termine hergestellt werden kann, beispielsweise durch eine digitale
Infotafel an einem zentralen Ort in der Stadt. Auch
der Wunsch nach mehr Möglichkeiten für temporäre
Nutzungen von derzeit leer stehenden Immobilien
wurde thematisiert, nach dem Vorbild des Projekts
„Freiraum 1.0“ aus dem vergangenen Jahr.
Große Resonanz auf die ersten Treffen von "KL: KREATIV" in Kaiserslautern –
Erste Visionen für die freie Szene
Zusammenkunft an runden Tischen: Jeweils mehr als 50 Kreative kamen zu
den ersten Treffen von "KL: KREATIV", einer Initiative des städtischen
Kulturreferats und der ZukunftsRegion Westpfalz.
© ZRW
„Mit so vielen Teilnehmern hatte wirklich
keiner gerechnet“, zeigte sich Stefanie J. SanderKneller vom Ansturm überwältigt. Im Auftrag der
„ZukunftsRegion Westpfalz“ (ZRW) hatte die kreative Multiworkerin das erste Treffen von „KL: KREATIV“
vorbereitet und im Brauhaus an der Gartenschau
zunächst einen Tisch für maximal 25 Personen reserviert. Spontan musste ein anderer Raum gefunden
werden, in dem die über 50 Interessierten einen Platz
fanden. Auf Einladung des Vereins „ZukunftsRegion
Westpfalz“ und des städtischen Kulturreferats waren Künstler und Kunstinteressierte am 10. Juni 2015
zusammengekommen, wie auch Vertreter von Vereinen und Initiativen, Musikschulen und Museen.
„Unser Ziel ist es, den informellen Austausch und
die Vernetzung zwischen den Kreativen in Kaiserslautern anzuregen“, erläutert Christoph Dammann,
Leiter des Kulturreferats der Stadt. „Vielleicht ergeben sich hieraus erfolgreiche Kooperationen und
gemeinsame Projekte, die Kaiserslautern als Kulturstadt voranbringen“.
Das erste Treffen diente vor allem dem gegenseitigen
Kennenlernen, aber auch dem Austausch von Ideen
Um die angestoßene Dynamik zu nutzen, fand am
8. Juli ein weiteres Treffen statt, bei dem die eingebrachten Vorschläge und Wünsche vertiefend diskutiert wurden. Im Restaurant Bremerhof kamen rund
50 Interessierte zusammen und dokumentierten
damit erneut das große Interesse an der neuen Initiative. Clev und Dammann berichteten über erste
Erfolge auf der Suche nach möglichen Proberäumen
und Veranstaltungsorten. Detailliert wurde über die
Möglichkeit gesprochen, Gelder privater Stiftungen
und der Europäischen Union für kulturelle Projekte
zu akquirieren und damit trotz fehlender städtischer
Mittel den Kulturstandort Kaiserslautern weiter zu
beleben. Um herausragende Projekte zu realisieren,
brauche es nicht unbedingt viel städtisches Geld
macht Clev Mut, dies zeige die Jugendkulturwerkstatt in Pirmasens.
Hans-Günther Clev, Geschäftsführer der ZRW, empfiehlt, zu Beginn auf kleine Projekte zu setzen, mit
denen schnell sichtbare Erfolge erzielt werden
können. Gleichzeitig regt er an, mutige Ideen zu
entwickeln und auch das Große zu wagen. „Die rege
Teilnahme am ersten Treffen von „KL: KREATIV“
zeigt, dass die kritische Masse vorhanden ist, um
wirklich etwas zu bewegen. Dieses Potenzial sollten
wir nutzen!“ Die ZRW stehe dabei als Unterstützer
zur Verfügung, entscheidend sei aber das Engagement der Kreativen.
„KL: KREATIV“ ist Teil der durch die ZRW angestoßenen regionsweiten Initiative „Westpfalz kreativ“,
die in Pirmasens ihren Anfang nahm und nun auch
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in Kaiserslautern immer stärker Verankerung findet.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die ZRW unter
www.westpfalz-kreativ.de einen westpfalzweiten
Kultur- und Kreativpool eingerichtet, in dem sich
sowohl Kulturschaffende als auch Dienstleister kostenlos präsentieren können. Das Internetportal erleichtert die Suche nach Kooperationspartnern und
macht die Anbieter gleichzeitig für potenzielle Kunden sichtbar. Für den intensiven Austausch und die
Entwicklung gemeinsamer Ideen ist der direkte Kontakt bei gemeinsamen Treffen allerdings unerlässlich. Nach dem vielversprechenden Auftakt wollen
die Lauterer Kreativen daher in Zukunft regelmäßig
zusammen kommen.
ZRW
INFO
Der nächste Kreativstammtisch in Kaiserslautern ist für Montag, 21.9.2015, um 19 Uhr
im Theodor-Zink-Museum geplant.
www.westpfalz-kreativ.de
hcp-werbeagentur.de
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GESCHICHTE
2015
Katastrophale Zustände: das Camp de Gurs um 1940.
© Archiv des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde
22. OKTOBER 1940
Vorschau
16.10. - 26.10.15
15.10. - 17.10.15
18.10.15
20.11.15 - 14.02.16
23.11. - 20.12.15
23.11. - 23.12.15
41
Vor 75 Jahren: Ein Großteil der jüdischen Bewohner Kaiserslauterns wird nach Gurs deportiert
Lautrer Kerwe
Kammgarn International Bluesfestival
Verkaufsoffener Sonntag
KL ON ICE
Kulturmarkt vor Weihnachten
Weihnachtsmarkt
Infos unter: www.kaiserslautern.de
Wer uns findet, findet uns gut!
Im Rahmen der so genannten „WagnerBürckel-Aktion“ wurden am 22. und 23. Oktober
1940 über 6.500 südwestdeutsche Juden in das Lager
Gurs in den französischen Pyrenäen deportiert. Die
beiden Gauleiter Robert Wagner (Baden) und Josef
Bürckel (Saarpfalz) wollten damit ihren ehrgeizigen
Plan umsetzen, ihre Gaue als erste für „judenrein“
erklären zu können, um sich damit zu profilieren.
Die davon betroffenen, noch in Kaiserslautern wohnenden 46 Personen wurden am frühen Morgen des
22. Oktober aus ihren Betten gescheucht und aufgefordert, binnen einer Stunde mit nur einem Koffer
pro Person für den Abtransport bereit zu sein. Dabei
wurde kein Unterschied gemacht zwischen Kindern,
Frauen oder Männern jeglichen Alters.
Zunächst wurden alle an der „Löwenburg“, in der
Nähe des Bahnhofs, versammelt. Dort mussten
sie ihres ungewissen Schicksals harren. Am späten
Abend wurden sie dann unter Beschimpfungen der
Hitlerjugend zum Güterbahnhof getrieben und in einen Zug eingepfercht.
Drei Tage und vier Nächte lang war der Transport
nun über Avignon und Toulouse unterwegs, bis man
die Insassen in Oloron auf Lastwagen verlud und sie
in das „Camp de Gurs“ brachte. Dieses war ursprünglich für Kämpfer und Flüchtlinge aus dem spanischen
Bürgerkrieg errichtet worden, wurde aber seit Mitte 1940 zur Internierung von politisch Verfolgten,
Juden und anderen von den Machthabern nicht erwünschten Personen genutzt. Vor Ort, oder bereits
auf dem Transport, trafen die direkt aus Kaisers-
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
GESCHICHTE
GESCHICHTE
lautern Deportierten auf weitere Kaiserslauterer, die
in den vorangegangenen Monaten in größere Städte
(zum Beispiel Mannheim) gezogen waren. Dort hatten sie sich vergeblich mehr Sicherheit erhofft.
wie seine Frau Betty (geb. Dreyfuß) und die beiden
Töchter Ruth und Katharina in Gurs interniert war,
starb etwa ein Jahr nach der Ankunft im Lager am
5. Oktober 1941. Die Frau und beide Töchter wurden
ein Jahr später, im August 1942, von Gurs über Rivesaltes und Drancy nach Osten verschleppt und in
Auschwitz ermordet.
Bereits im ersten Winter in Gurs starben viele derjenigen, die den Transport überlebt hatten, in dem
umzäunten und im Matsch versinkenden Barackenlager. Die dort herrschenden hygienischen Verhältnisse und die Unterbringung der Gefangenen waren
teilweise katastrophal. So waren anfangs etwa 60
bis 80 Menschen in einer Baracke untergebracht, in
der sie teilweise auf dem nackten Boden schlafen
mussten.
Nicht einmal vier Wochen nach der Ankunft der Verschleppten war Adolf Stern, ein 78-jähriger ehemaliger Kaufmann aus Kaiserslautern, bereits tot. Seine
Frau Regina Stern (geb. Strauß), die man mit ihm
zusammen nach Frankreich gebracht hatte, starb 13
Monate nach ihrem Gatten am 2. Januar 1942.
Die für Familie Herze im Juni 2014 verlegten
Stolpersteine in der Rudolf-Breitscheid-Straße 17.
© Privat
Am 8. Dezember 1940, nach sechs Wochen im Elend
des Lagers, starb die erst sieben Jahre alte Hannelore
Herze an den Folgen einer Diphtherie-Erkrankung.
Auch ihr Vater Jakob Herze, der 1938 bereits zeitweise im Konzentrationslager Dachau inhaftiert gewesen war, starb einige Monate später, am 15. April
1941, im Camp de Gurs. Seine Eltern, die Eheleute
Hugo und Johanna Herze, überlebten zwar das Lager, das ihren Sohn und ihre Enkelin das Leben gekostet hatte, beide starben jedoch im Frühjahr 1943
im Abstand von nur vier Wochen im Lager Noé, nicht
weit von Gurs entfernt.
Der 85-jährige, hoch angesehene Kaiserslauterer Arzt
Dr. Moritz Kühn war zusammen mit seiner jüngsten
Tochter Maria Theresia nach Gurs gekommen, wo er
nach sechs Wochen am 4. Dezember 1940 an den
Strapazen starb. Seine Tochter wurde später weiter
nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Ein ebenfalls sehr schweres Schicksal ereilte die Familie Preis aus Kaiserslautern. Alexander Preis, der
43
Perfider Nazi-Zynismus: „evakuiert 22.10.1940“ –
die Deportation wurde in den Meldeunterlagen
als „Evakuierung“ vermerkt.
© Stadtarchiv Kaiserslautern
Junges Opfer: der Grabstein von
Hannelore Herze in Gurs.
© Roland Paul
Für die hier genannten, so grausam aus ihrer Heimat herausgerissenen Menschen wurden seit 2013
in Kaiserslautern bereits Stolpersteine verlegt. Somit konnten zumindest ihre Namen wieder in die
Stadt, in der sie einst lebten, zurückkehren, um dabei
zu helfen, ihr Schicksal nicht zu vergessen. Weitere
Steine werden folgen.
Mario Aulenbacher
INFO
Am 12.10.2015 werden in Kaiserslautern die
nächsten Stolpersteine verlegt. Informationen
zur Stolpersteininitiative Kaiserslautern unter:
www.stolpersteine-kl.de
Im September 2015 plant das Institut für
pfälzische Geschichte und Volkskunde in
Kaiserslautern die Vorstellung des Buches
„Die nach Gurs deportierten pfälzischen
Juden“ von Roland Paul. Darin enthalten sind
über 1.500 Kurzbiografien von pfälzischen
Opfern der Verfolgung.
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GESCHICHTE
GESCHICHTE
FOTOGRAFIEREN FÜR DEN FRIEDEN
Ausstellung der Bildjournalistin Erika Sulzer-Kleinemeier im Stadtmuseum Kaiserslautern
Längst ist Erika Sulzer-Kleinemeier zu einer Legende
unter den aktiven Bildjournalisten geworden. Dabei
hat sie immer Familie und Beruf vereint: „1967 zogen
wir nach Frankfurt. Die ruhige Zeit der Theaterfotografie am Kammerspiel in Düsseldorf während der
Babypause war vorbei. Jetzt versuchte ich mich als
freie Bildjournalistin, und es klappte.“ Mit ihrer Familie lebte die Fotografin, die 1935 in Rostock geboren wurde und an der Karlsruher Akademie bei HAP
Grieshaber und Robert Ruthardt studierte, in Düsseldorf, Frankfurt, London und San Francisco. Seit 1976
ist Erika Sulzer-Kleinemeier in Gleisweiler in der Pfalz
zu Hause.
Jens Stöcker
Demo 1987 in Mutlangen.
© Erika Sulzer-Kleinemeier
Wider das Wettrüsten: Erika Sulzer-Kleinemeier wurde
auch zur Chronistin der Friedensbewegung in den
1980er Jahren.
© Erika Sulzer-Kleinemeier
„Mein Fotoarchiv gibt immer wieder den
Blick frei für die Ereignisse der zweiten Hälfte des
zwanzigsten Jahrhunderts“, sagt Erika SulzerKleinemeier. Seit Karl Pawek in den 1950er Jahren
ein Foto der Bildjournalistin im Kultmagazin „Magnum“ veröffentlichte, ist Erika Sulzer-Kleinemeier als
Pressefotografin für „Spiegel“, „Zeit“, „Stern“, „Daily
Telegraph“ und andere unterwegs.
Ihre Fotografien dokumentierten Ereignisse der Zeitgeschichte, die unser kollektives Gedächtnis geprägt
haben: Studentenproteste, politische Umbrüche,
Staatsbesuche, aber auch den ersten antiautoritären Kinderladen. In den 70ern fotografierte SulzerKleinemeier Frauen am Arbeitsplatz – auch in den
damals noch großen Industrieunternehmen in der
Westpfalz. In den 80er Jahren entstanden Repor-
tagen über die Friedensbewegung. Die Fotografin
dokumentierte den Fall der Berliner Mauer 1989, außerdem verfolgt sie mit ihren Aufnahmen die Spuren des jüdischen Lebens in der Pfalz.
Als engagierte Bildjournalistin hat Erika SulzerKleinemeier immer dann auf den Auslöser gedrückt,
wenn es darum ging, Momente festzuhalten, die,
wie sie sagt, „vor ihrer Haustüre passieren“, was
sowohl im geografischen wie im metaphorischen
Sinn verstanden werden kann. Ihre Fotografien setzt
Sulzer-Kleinemeier nie zu einem ausschließlich dokumentarischen Zweck ein, sondern immer auch,
um Diskussionen in Gang zu bringen. Auch dass viele
soziale und gesellschaftliche Probleme nach wie vor
ungelöst sind, machen ihre Fotos sichtbar.
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AUSSTELLUNG
Erika Sulzer-Kleinemeier – Fotografien
bis 3.1.2016
Scheune des Theodor-Zink-Museums
bis 1.11.2018
Wadgasserhof
Stadtmuseum Kaiserslautern
Steinstraße 48
Öffnungszeiten:
Mi – Fr 10 – 17 Uhr,
Sa, So 11 – 18 Uhr
Info:0631 365-2327,
www.theodor-zink-museum.de
Big Data
Foto: x1klima via flickr
Couchsurfing
PRIVAT SPHÄRE
Informationsfreiheit
Obdachlosigkeit
NSA
Im Wintersemester dreht sich bei
uns alles um das Thema
Privatsphäre. Unser Programm
finden Sie ab Oktober 2015 auf:
www.campuskultur-kl.de
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
BILDUNG & FORSCHUNG
BILDUNG & FORSCHUNG
R AUM FÜR DIE
T R A N S AT L A N T I S C H E
D E B AT T E
Das „Atlantische Forum“ der Atlantischen Akademie und
der TU Kaiserslautern
Thema im Juni 2015: Prof. Dr. Manfred Berg
von der Universität Heidelberg referierte
über „Das Erbe der Lynchjustiz in den USA“.
1996 gegründet und mit Sitz in Kaiserslautern widmet sich die Atlantische Akademie seit nunmehr fast
20 Jahren den verschiedensten Themen der transatlantischen Beziehungen aus Politik, Wirtschaft und
Kultur. Dabei stehen zumeist außen- und sicherheitspolitische Aspekte seit 2002 im Fokus des
„Atlantischen Forums“. Dreimal im Semester laden
die Atlantische Akademie und die Politikwissenschaft der TU Kaiserslautern ein zur Diskussion über
die aktuellen Herausforderungen im transatlantischen Miteinander.
Ausgewiesene Experten beschäftigen sich dann
mit unterschiedlichen Schwerpunkten der amerikanischen Politik, Geschichte, Wirtschaft und Kultur
D I G I TA L I S I E RU N G ,
Q U O VA D I S?
Im europäischen Forschungsprojekt EMC2 wird Software für die
Anforderungen der Zukunft fit gemacht
Software ist der Treiber für Innovationen
© iStock.com / Hendrik5000
© Atlantische Akademie
9/11, die Tea-Party-Bewegung, NSA, die
Drohnenpolitik, TTIP, die Energiepolitik, die politische Polarisierung und die Frage nach den Selbstheilungskräften der amerikanischen Demokratie:
Die Beschäftigung mit den Vereinigten Staaten von
Amerika und den transatlantischen Beziehungen
hält eine große Bandbreite an Diskussionsthemen
bereit.
49
und berichten über ihre Forschungstätigkeiten. Die
Veranstaltungen richten sich an alle Interessierten
und laden ein zum Dialog über die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Der Eintritt ist frei. Informationen zu diesen und weiteren Veranstaltungen im
Herbst/Winter 2015 findet man auf der Homepage
der Atlantischen Akademie, auf ihrer Facebook-Seite
oder auf Twitter (@AtlantAkademie). (red)
INFO
Atlantische Akademie
Rheinland-Pfalz e. V.
Lauterstraße 2, Kaiserslautern
Telefon 0631 366100
www.atlantische-akademie.de
Software umgibt uns tagtäglich. Mit der
Digitalisierung aller Lebensbereiche werden die Anforderungen an Software immer komplexer. Das gilt
vor allem für Softwarekomponenten, die als Steuerungselemente die unterschiedlichsten Funktionen
übernehmen. Diese so genannten „eingebetteten
Systeme“ finden sich im Auto, in Flugzeugen, in großen Industrieanlagen oder ganz banal in Haushaltsgeräten. Inzwischen müssen sie immer häufiger
neue Aufgaben übernehmen und mit anderen Systemen kommunizieren. Dank Multi-Core-CPUs mit
mehreren Rechenkernen bewältigen die neuesten Generationen eingebetteter Systeme hochkomplexe
Aufgabenstellungen bei verhältnismäßig geringen
Kosten. Aus in sich geschlossenen Systemen werden
offene Systeme – smarte Ecosystems, die in jeder Situation zuverlässig agieren müssen.
Deshalb sorgen jetzt in einem europäischen Großprojekt Forscher dafür, dass die Sicherheit nicht auf
der Strecke bleibt: Fast 100 Partnerinstitutionen, ein
Volumen von annähernd 100 Millionen Euro und
etwa 800 Personenjahre an geplanter Arbeitskraft –
das sind die Kennzahlen des europäischen Projekts
EMC2, des bisher größten seiner Art. Die Abkürzung
steht für „Embedded Multi-Core systems for Mixed
Criticality applications in dynamic and changeable
real-time environments“ – zu Deutsch: eingebettete
Multi-Core-Systeme für Anwendungen mit gemischter Kritikalität in dynamischen und veränderlichen
Echtzeitumgebungen.
Forschung und Industrie wollen bei diesem EU-Projekt gemeinsam die Voraussetzungen schaffen, damit
die Steuergeräte von morgen diverse und wechselnde Aufgaben sicher bewältigen können. Denn viele
der Steuerungsaufgaben sind „sicherheitskritisch“,
das heißt, der Bremsassistent oder das Spurhaltesystem im Auto ebenso wie die Schubregelung eines
Flugzeugs oder die Bewegungskontrolle eines Industrieroboters am Montageband müssen einfach zu
100 Prozent verlässlich funktionieren, sonst sind im
Ernstfall Menschenleben gefährdet. Sicherheit wird
dabei unter zwei Aspekten berücksichtigt: Safety
und Security. Unter Safety versteht man die sichere
Funktionalität, unter Security den Schutz vor Manipulationsversuchen, beispielsweise durch Hacker.
50
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
Eine der Herausforderungen des Forschungsprojekts
ist der Trend, dass eingebettete Systeme künftig
nicht mehr komplett fertig von einem einzigen Hersteller oder Entwicklerteam konzipiert und realisiert
werden. „Auf einem Steuergerät laufen künftig
gleichzeitig Anwendungen mit unterschiedlichen
Sicherheitsniveaus“, erklärt Dr.-Ing. Daniel Schneider
vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE. „Es sind also Verfahren und
Methoden nötig, die verlässlich und nachweislich
verhindern, dass sich die verschiedenen Anwendungen gegenseitig negativ beeinflussen.“ Die Projektpartner entwickeln deshalb sowohl Lösungen für die
Hard- und Software-Architekturen als auch Entwicklertools und Analysemethoden für die effiziente
Zertifizierung der einzelnen Systemkomponenten
und darauf aufbauender Systemverbünde.
Mit neuen Analyse- und Zertifizierungsverfahren
wollen die Forscher zudem erreichen, dass sie die Sicherheit von offenen, dynamischen Systemen über
die gesamte Laufzeit ihres Praxiseinsatzes hinweg
evaluieren können. Die zentrale Schwierigkeit liegt
dabei darin, dass bei der Entwicklung und bei den
Tests der einzelnen Systeme noch nicht bekannt ist,
in welchen Systemkonstellationen die Geräte während ihres Einsatzes eingebunden sein werden. Anders als bisher werden dann Produktinnovationen
nicht mehr vor ihrer Inbetriebnahme durch eine
Prüfung beispielsweise des TÜVs zertifiziert. Stattdessen müssen parallel zur Laufzeit Änderungen
praktikabel und sicher stattfinden dürfen – es sind
somit die Softwarearchitekturen und die Algorithmen, die hinter den Abläufen stecken, die zukünftig
zu zertifizieren sind.
Im EMC2-Arbeitspaket „Systemqualifizierung und
-zertifizierung“ entwickeln Wissenschaftler unter
Leitung des Fraunhofer IESE die Grundlagen und
Lösungen dafür. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei,
dass die Vielzahl beteiligter Systeme und die Ausweitung der Kommunikationsstrecken Hackern eine
große Angriffsfläche bieten. „Safety, also die sichere
Funktionalität, lässt sich dann nur gemeinsam mit
der Problematik der Verwundbarkeit, also der Security, gewährleisten“, sagt Schneider. Mit Safety &
Security Co-Engineering werden bei der Entwicklung
neuer Systeme deshalb beide Aspekte zusammengebracht.
Das Fraunhofer IESE arbeitet mit seinem Know-how
in den Bereichen Safety & Security an neuen Zertifizierungspraktiken, welche den Treiber heutiger
und zukünftiger Innovationen, nämlich intelligente
Software, stärker in den Fokus rücken. Bei zahlreichen Kongressen und Workshops sowie in Projekten
mit Partnern aus Industrie und Wirtschaft bringt
sich das Fraunhofer IESE mit seiner angewandten
Forschung damit in den aktuellen Diskurs ein und
gestaltet die Weichenstellung für eine sichere Digitalisierung aktiv mit.
Auch die Entwicklung, dass eingebettete Systeme
immer häufiger vernetzt werden, um zusammenarbeiten zu können, findet Berücksichtigung: Die
Konzepte der Industrie 4.0, des Internets der Dinge
oder der Car-to-X-Kommunikation beispielsweise sehen vor, dass die Steuerungssysteme in sich laufend
ändernden Konstellationen mit ihren „Kollegen“ kooperieren. Auch hierbei muss die Funktion jedes einzelnen Geräts und der von einer Vielzahl verschiedener
Systeme gemeinsam übernommenen Aufgaben sicher gewährleistet werden.
Stephan Wengenroth / Nina Hahnel
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fördern!
Wir machen die Region stark
mit unserer Kulturförderung.
INFO
www.iese.fraunhofer.de
– Gut für die Vereine
– Gut für die Menschen
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Kaiserslautern
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LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
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BILDUNG & FORSCHUNG
BILDUNG & FORSCHUNG
S YM B O L D E R I D E N T I TÄT
Die Skulptur „Tensegrity“ auf dem Campus der Hochschule Kaiserslautern
An der Hochschule Kaiserslautern wurden Ideenfindung, Entwurf, Kommunikation, Prüfung der
Machbarkeit und die letztendliche Realisation in
Seminaren in der alltäglichen Hochschulwirklichkeit
umgesetzt. An der Entstehung haben alle Studiengänge des Fachbereichs mitgewirkt. In Lehrveranstaltungen wurde in Modellversuchen das System
erforscht. Ein Standort musste gefunden, die Stäbe
berechnet, die Seile dimensioniert und statische Probleme gelöst werden.
Die Skulptur verleiht dem Campus im Eingangsbereich einen Akzent und gibt ihm ein Symbol, das auf
die vielfältigen Aktivitäten der dahinterliegenden
Fachbereiche verweist und sie alle unter diesem Bild
vereint. Es hat hohen Lehrwert für die Bauingenieure und einen gleichermaßen großen ästhetischen
Reiz für die gestaltenden Berufe der Architekten,
Innenarchitekten und Virtuellen Designer. Das Ge-
Gespannte Stäbe: Auf dem Hochschul-Campus wurde die
Skulptur „Tensegrity“ eingeweiht.
© Hochschule Kaiserslautern
Finanziert durch eine Spende der Stadtsparkasse Kaiserslautern entstand im Fachbereich Bauen
und Gestalten der Hochschule Kaiserslautern eine
Skulptur, die am 17. Juni 2015 feierlich eingeweiht
wurde. Das Kunstobjekt, ein sogenanntes „Tensegrity“,
ziert fortan den Eingangsbereich zu den Gebäuden
des Fachbereichs auf dem Campus Kammgarn in der
Schoenstraße.
Entstanden ist das Werk, das die gemeinsame Identität der Studiengänge Architektur, Innenarchitektur,
Bauingenieurwesen und Virtual Design symbolisieren soll, unter Leitung des Lehrgebiets Plastisches
Gestalten von Prof. Matthias Heiermann. Die Namensgebung stammt aus dem Englischen und setzt
sich zusammen aus „tension“ (Zugspannung) und
„integrity“ (Ganzheit, Zusammenhalt). Diese Erfindung wird dem Ingenieur Buckminster Fuller
und dem Bildhauer Kenneth Snelsen zugeschrieben. Entscheidend bei der Bauweise ist, dass sich
die Druckstäbe in dem System nicht untereinander
berühren. Die Intention der Ingenieure, die das System „Tensegrity“ um 1920 entwickelten, war es, ein
Tragwerksystem zu konstruieren, welches einerseits
möglichst leicht ist, gleichzeitig aber größtmögliche
Effizienz erzeugen kann. Sie bauten einen statischen
Prototyp, unter Verwendung von Seilen, die auf Zug
belastet sind, und Stäben, die auf Druck belastet
sind. Durch eine Vorspannung der Seile wird dieses
System stabil und tragbar. Das Speichenrad ist ein
Beispiel, wie das System funktioniert. Während die
Felge den Druck aufnimmt, übernehmen die Speichen die Zugkräfte. Bei jeder Umdrehung des Rades
werden die Speichen auf Zug belastet und halten das
Rad in seiner Form.
53
meinschaftswerk gewinnt seinen ästhetischen Reiz
durch die Technik, die eine extreme Verschlankung
der Materialien mit sich bringt. Es wird mit dem
minimalsten Aufwand an Material eine große technische Effizienz erreicht.
Matthias Heiermann
INFO
www.hs-kl.de
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BILDUNG & FORSCHUNG
BILDUNG & FORSCHUNG
VIRTUELLER FAHRZEUGTEST
dell ab. „Statt ihn als Volumenmodell abzubilden,
stellen wir den Reifen als Schale dar – das spart viel
Simulationszeit und berücksichtigt dennoch alle Eigenschaften“, erläutert Bäcker. Zunächst berechnen
die Forscher einzelne Schalen für jede funktionale
Lage des realen Reifens: eine für jede Stahlgürtellage, eine für die Bandage und so weiter. Diese fassen
sie anschließend zu einer einzigen Schale zusammen.
Das Besondere: Das Modell berücksichtigt auch die
Seitenwand. Bei herkömmlichen Simulationen müssen die Autohersteller die Parameter gänzlich neu
anpassen, sobald sich die Reifenbreite in der Simulation ändert oder der Reifendruck variiert. „Wir haben
Geometrie und Materialeigenschaften komplett
voneinander getrennt, man kann also die Geometrie
des Reifens verändern, ohne das Modell angleichen
zu müssen.“ Auch die Autohersteller wissen dies zu
schätzen: Die Simulation ist bereits weltweit im Einsatz, unter anderem bei Toyota und Daimler.
CDTire/3D-Reifensimulation beim
Überrollen eines Hindernisses.
© Fraunhofer ITWM
Innovation am Fraunhofer ITWM in Sachen Reifensimulation
Das Fahrzeug rast über die unebene Straße, holpert über Steine und kracht in Schlaglöcher,
schlittert über Eisflächen. Allerdings nur scheinbar:
Denn bislang ist es noch gar nicht produziert. Vielmehr handelt es sich sowohl beim Auto als auch
bei der buckligen Teststrecke um Simulationen. Wie
„betriebsfest“ ist das Fahrzeug? Hält das Design,
was es verspricht? Solche virtuellen Versuche bieten
viele Vorteile: Bereits in einer frühen Entwicklungsphase lassen sich unterschiedliche Varianten eines
Fahrzeugs erproben, sei es Auto, LKW oder Traktor,
und das Design systematisch optimieren – ohne teure Prototypen.
Reifen, denn sie verhalten sich komplex und nichtlinear. Entweder ist die Berechnung langwierig, rechenintensiv und lässt sich nicht in das Gesamtmodell
einfügen oder sie liefert ungenaue Ergebnisse. Forscher am Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM in Kaiserslautern entwickelten mit „CDTire/3D“ ein Simulationswerkzeug,
das diesen Spagat meistert. „Mit der Technologie
haben wir eine gute Balance gefunden zwischen Rechenzeit und Genauigkeit“, sagt Dr. Manfred Bäcker,
Leiter der Reifen- und Fahrzeugsimulation am ITWM.
Die Simulation bildet die Realität gut ab und ist
gleichzeitig schnell.
Die Simulation des Fahrzeugs an sich hat man dabei
gut im Griff. Eine Herausforderung sind jedoch die
Die Wissenschaftler bilden die Eigenschaften des
Reifens über ein strukturmechanisches Schalenmo-
Temperaturverteilung in einem Formel 1-Reifen.
© Fraunhofer ITWM
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Zusätzlich zu dieser Simulation beziehen die Wissenschaftler nun auch die Temperatur ein: Denn der
Reifen wird beim Fahren verformt beziehungsweise
durchgewalkt, und auch die Bremsen geben Hitze
ab. In der Folge erwärmt er sich und verändert damit auch seine Eigenschaften. Die Forscher speisen
die Ergebnisse aus „CDTire/3D“ in das Temperaturmodell ein, simulieren anhand dieser Berechnungen,
wie sich die Hitze im Reifen ausbreitet, und koppeln die Ergebnisse zurück ins Strukturmodell. Das
Schweizer Formel1-Team Sauber will das Temperatur-Modell künftig einsetzen, um seine Rennwagen
schneller zu machen.
„Da das System modular aufgebaut ist, können wir
das Temperaturmodell an jedes beliebige Simulationstool koppeln“, sagt der Forscher. So lässt es sich
auch an das Tool „CDTire/Realtime“ anbinden. Diese Software kann etwa beim Auslegen eines elektronischen Regelsystems wie dem elektronischen
Stabilitäts-Programm, kurz ESP, eingesetzt werden:
Bricht der Wagen aus, bremst das ESP einzelne Räder
gezielt ab. Dieses Tool läuft – ebenso wie die Temperaturberechnung – in Echtzeit, allerdings bislang nur
auf großen Rechnern im Labor. Künftig kann es während der Fahrt im Auto auf dort installierten Mikrocontrollern eingesetzt werden, um die Genauigkeit
des ESP zu erhöhen. Bis dahin, schätzt Bäcker, werde
es aber noch etwa ein bis zwei Jahre dauern.
Fraunhofer ITWM
INFO
www.itwm.fraunhofer.de
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Konzerte
LUTRA | Kulturmagazin Kaiserslautern • 2 | 2015
der Stadt Kaiserslautern
in der Fruchthalle
IMPRESSUM
LUTRA. Kulturmagazin Kaiserslautern
Heft 09 / Ausgabe 02 / 2015
Herausgeber: Stadt Kaiserslautern
Redaktion:
Dr. Christoph Dammann (Referat Kultur der Stadt
Kaiserslautern) und Kai Scharffenberger (mssw PrintMedien Service Südwest GmbH, Kaiser-Wilhelm-Straße
34, 67059 Ludwigshafen, www.mssw-online.de)
Design-Konzept:
Lutz Lerchenfeld
LUTRA
Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern
Rathaus Nord, Gebäude A
Lauterstr. 2, 67657 Kaiserslautern
Tel.: 0631 365-1410
[email protected]
www.lutra-kl.de
ISSN 2192-970X
© 2015 Stadt Kaiserslautern, Referat Kultur der Stadt
Kaiserslautern, Autorinnen und Autoren, Fotografinnen
und Fotografen, Künstlerinnen und Künstler.
Layout und digitale Bildbearbeitung:
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LUTRA ist ein Kooperationsprojekt der Stadt Kaiserslautern mit dem Museum Pfalzgalerie, dem Pfalztheater,
dem Kulturzentrum Kammgarn, der Deutschen Radio
Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, dem Fraunhofer
IESE, dem Fraunhofer ITWM, der Atlantischen Akademie,
der Fachhochschule, der Volkshochschule Kaiserslautern,
der Technischen Universität Kaiserslautern, der Pfalzbibliothek und der ZukunftsRegion Westpfalz.
Produktion: Kerker Druck GmbH, Kaiserslautern
Distribution: pri-me, Kaiserslautern
Auflage: 18.000 Exemplare
Zur kostenlosen Auslage in zahlreichen Kultureinrichtungen in der Region Kaiserslautern
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KAISERSLAUTERN
17
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ERLEBEN EROBERN
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Wandeln Sie auf den Spuren der faszinierenden Geschichte unseres
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Landes. Atemberaubende Ausblicke, spektakuläre Baukunst und
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spannende Inszenierungen erwarten Sie.
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Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen
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Geschichte lebendig!
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Weitere spannende Ausflugs- und Wanderziele finden Sie unter www.burgen-rlp.de
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